Bernhard
Peter
Französische,
historische, heraldische Exlibris (1)
Exlibris
für Talleyrand, anonym:
Dies ist ein
heraldisches Exlibris, bezeichnet "Bibliothèque du Château
de Valençay" in zwei Zeilen unterschiedlicher Schrift. Eine
Signatur fehlt genauso wie eine Jahresangabe. Das Blatt gehörte
einer berühmten Persönlichkeit französischer und europäischer
Geschichte, Talleyrand, der zur Familie der Talleyrand-Périgord
gehörte, einer Seitenlinie (branche cadette) der Grafen von
Périgord. Das Wappen ist das der Grafen von Périgord, in Rot
drei (2:1) goldene, blau gezungte, bewehrte und ebenso gekrönte
Löwen (frz.: de gueules à trois lions d'or lampassés, armés
et couronnés d'azur). Auf dem Schild ein Löwe wie im Schild.
Der eigentliche Stammhelm zeigt zu rot-goldenen Decken einen
wachsenden goldenen, blau gekrönten Löwen (Siebmacher Band:
FstB Seite: 49 Tafel: 87). Das Wappen ist fürstlich mit
Prunkstücken ausgestattet. Den Schild umgibt die Kette des
Ordens vom Goldenen Vlies, auf dem Schild ruht eine
altertümliche neunspitzige Zackenkrone (frz.: couronne à l'antique, couronne antique de prince, denn die
Talleyrand-Périgord trugen einen Titel der Fürsten von Chalais,
und seit 1714 waren sie prince de Chalais et Grand d'Espagne).
Eine solche Krone führten in Frankreich sehr alte dynastische
Geschlechter, wie hier die Talleyrand-Périgord, oder auch die du Bellay, die d'Albon, princes d'Yvetot. Es ist
keine Rangkrone im eigentlichen Sinne, sondern ein Symbol für
Anciennität und Herrschaftsanspruch einer Familie. Zwei widersehende Adler dienen als
Schildhalter, und um das Ganze ist ein aus einer Blattkrone
fallender und zweimal geraffter Wappenmantel drapiert. Die Devise
lautet "RE QUE DIOU", eine okzitanische Version von
"rien que Dieu", ausführlich "rien n'est
au-dessus de nous que Dieu" - nichts steht über uns als
Gott, manchmal auch interpretiert als "Je
n'ai de roi que Dieu" oder "Il n'y a de roi que
Dieu".
Bei dem Eigner handelt es sich um Charles Maurice de Talleyrand-Périgord (2.2.1754 - 17.5.1838), Sohn von Charles Daniel comte de Talleyrand-Périgord (16.6.1734 - 4.11.1788) und Alexandrine Victoire Eleonore de Damas d'Antigny (8.8.1728 - 24.6.1809), Enkel von Daniel Marie Anne marquis de Talleyrand (1706 - 9.5.1745), Marie Elisabeth Chamillart (1712 - 1788), Joseph Francois Damas marquis d'Antigny Comte de Ruffey, baron de Chevreau, seigneur du Breuil (28.9.1699 - 30.5.1736) und Marie Judith de Vienne dame de Commarin (25.6.1699 - 29.2.1780). Charles Maurice de Talleyrand-Périgord hat ein bewegtes Leben in stürmischen Zeiten geführt und es mit großem Geschick geschafft, trotz extrem wechselnder politischer Konstellationen stets von großem Einfluß auf die französische Politik zu sein, und er wurde so einer der wichtigsten Staatsmänner und Diplomaten Frankreichs, stets auf der für ihn richtigen Seite stehend. Eigentlich war er für die kirchliche Laufbahn bestimmt (die militärische, die andere Alternative für gering betuchte Sprößlinge aus hochadeligem Hause, entfiel wegen körperlichen Gebrechens), empfing 1774 die niederen Weihen, wurde 1775 Abbé commendataire de l'abbaye St. Denis de Reims, 18.12.1779 ordinierter Priester, 1780 Generalbevollmächtigter des französischen Klerus, 2.11.1788 Bischof von Autun unter Louis XVI, 1789 gewählter Deputierter bei den Generalständen für seine Diözese. Mit der Revolution wechselte er die Seiten, wechselte vom Klerus in den dritten Stand und wurde 1790 Präsident der Nationalversammlung und hält im selben Jahr die berühmte Messe auf dem Marsfeld, 1791 ist er gewähltes Mitglied der Generalversammlung. Dies, der auf die neue Verfassung im Namen des Klerus geleiste Eid und seine Agitation gegen die Kirchenmacht und für die Überführung von Kirchengut in Staatsgut brachte ihm nicht nur die Demission als Bischof, sondern sogar die Exkommunikation ein. Aber auch hier fraß die Revolution ihre eigenen Kinder, Talleyrand ging, um einer Verhaftung zu entgehen, "in diplomatischer Mission" 1792 ins Exil, erst nach England, dann 1794 nach Amerika. Nach seiner Rückkehr 1796 wurde er 1797-99 "Bürger Außenminister". Er trat selbst von seinem Amt zurück, als neue Machtverhältnisse absehbar wurden. Talleyrand spielte eine wichtige Rolle bei der Machtübernahme durch Napoléon Bonaparte, dem Sturz des Direktoriums und der Etablierung des Konsulates und an der Schaffung des napoléonischen Kaisertums 1804. Er war übrigens 1802 wieder in den Laienstand versetzt worden durch ein päpstliches Breve. Der Einsatz für Napoléons Regime lohnte sich für ihn: Er wurde 1799 wieder Außenminister, 1804 Großkämmerer, sowie 1806 Fürst von Benevent in Italien (duc souverain de Bénévent, blieb es bis 1815, als es an den heiligen Stuhl zurückfiel). 1807 wurde er als Außenminister entlassen und Herzog von Talleyrand-Périgord. 1809 verliert er das Amt des Großkämmerers und fällt bei Napoléon in Ungnade. Rechtzeitig rettete Talleyrand sich auf die Seite der Restauration - beim Wiener Kongreß war er wieder im Dienste der Bourbonen einer der wichtigsten Staatsmänner bei der Neuordnung Europas, und obwohl er die Verliererseite bei den Verhandlungen vertrat, brachte er das diplomatische Meisterwerk zustande, daß Frankreich die Grenzen von 1789 ohne Gebietsverluste wiederbekam. 1814 wird er Fürst von Talleyrand und Mitglied der Pairs-Kammer auf Lebenszeit. 1815 wurde er wieder Großkämmerer, 1815/1818 wurde er Herzog von Dino (suc de Dino dans le Royaume des Deux-Siciles). Zuletzt war er nach der Restauration 1830-1834 Botschafter Frankreichs in London.
1803 kaufte Talleyrand das Schloß Valençay, einst erbaut von Jacques d'Estampes im Stile der Renaissance, später barock erweitert, für dessen Schloßbibliothek dieses Exlibris von unbekannter Hand als Stahlstich gefertigt wurde. Talleyrand ließ das Innere seines Landschlosses komplett im Empirestil umgestalten. Auf dem Exlibris ist er als Ritter des Ordens vom goldenen Vlies gekennzeichnet, diese Ehrung wurde ihm 1814 zuteil. Als Zeitrahmen sind daher die Jahre während der Restauration anzusetzen, was auch dem Stil der Wappendarstellung entspricht, denn in napoleonischer Zeit als Fürst von Benevent 1806-1815 hatte er unter einem blauen Schildhaupt mit einem goldenen, auf einem ebensolchen Donnerkeil sitzenden napoleonischen Adler (typisches Schildhaupt des napoleonischen Systems) einen gespaltenen Schild, rechts Stammwappen Talleyrand-Périgord, in Rot drei (2:1) goldene, blau gezungte, bewehrte und ebenso gekrönte Löwen, links in Gold ein schwarzer Eber mit Schabracke (Benevent), vgl. Siebmacher Band: FstC Seite: 261 Tafel: 369. Der entsprechende französische Blason lautet: Parti, au 1 de gueules aux trois lions d'or armés, lampassés et couronnés d'azur, au 2 d'or au sanglier passant de sable chargé sur le dos d'une housse d'argent, au chef des princes souverains d'Empire brochant sur la partition. Hier auf dem Exlibris entspricht die Darstellung eher seinem Wappen als Herzog von Dino (vgl. Siebmacher Band: FstB Seite: 49 Tafel: 87). Wappenmantel (üblicherweise blau und hermelingefüttert) und Krone entsprechen dem eines französischen Pairs. Für eine noch opulentere Darstellung eines Talleyrand-Wappens mit Löwen als Schildhaltern vgl. Siebmacher Band: FstC Seite: 261 Tafel: 370.
Exlibris
für den Prinz von Marsan aus dem Hause Lothringen, anonym:
Dieses Exlibris ohne Jahresangabe und ohne Hinweis auf den
Künstler ist im Louis XVI -Stil gehalten (ca. 1760-1800, sog.
"Zopfstil"). Das Textfeld trägt den Hinweis auf den
Eigner: Ex Libris Serenissimi Principis DE MARSAN a Lotharingia.
Ein Prinz von Marsan aus dem Hause Lothringen, wobei Marsan in
der Gascogne liegt.
Die Heraldik der verschiedenen Linien des Hauses Lothringen ist komplex, und hier finden wir mehrere Differenzierungszeichen. Innerhalb eines roten, mit acht goldenen Kugeln belegten Bordes befindet sich der Schild der Herzöge von Lothringen, geteilt und dreimal gespalten, mit rotem, dreilätzigem Turnierkragen und mit gespaltenem Herzschild. Dies ist ein Wappen mit insgesamt zwei Turnierkragen, einer in Feld 2 und einer über dem Hauptschild insgesamt. Genauso gibt es zwei Bordierungen zur Differenzierung, eine in Feld 5, und eine um den gesamten Hauptschild. Und die Differenzierung durch den Bord des Hauptschildes ist eine doppelte, ist die erste der rote Bord an sich, so findet die zweite Nach-Differenzierung durch die goldenen Kugeln statt. Es handelt sich damit nicht um die Hauptlinie, sondern um eine Nebenlinie, eine sog. " branche cadette ". Die Hauptabzweigung fand 1470 statt mit Claude I. von Lothringen, Herzog von Guise (1496-1550). Damals kam der Turnierkragen ins Spiel zur Unterscheidung von der Hauptlinie, und er findet sich in allen nachfolgenden Differenzierungen über dem lothringischen Wappen. Die Linie Lorraine-Elbeuf differenzierte das Wappen der Nebenlinie Lorraine-Guise weiter durch einen roten Bord. Und die davon abstammende Linie Lorraine-Harcourt-Armagnac differenzierte diesen Bord wieder weiter durch die acht goldenen Kugeln, so daß wir jetzt eine dreifache Nebenlinienkennzeichnung im Wappen haben, um den Lothringer Stammschild herum und auf diesem drauf.
Die einzelnen Felder werden wie folgt zugeordnet:
Die Blasonierung in französischer Sprache:
Bei der konkreten namentlichen Zuordnung helfen weitere Details der Wappendarstellung, denn wir sehen um den Schild herum gelegt zwei Orden (Ordres du Roi). Der innere ist der Ordre de Saint Michel, kenntlich an der Ordenskette mit durch verschlungene Elemente verbundenen Pilgermuscheln und an dem Medaillon mit dem Drachenbezwinger Michael. Dieser Orden wurde 1469 gegründet, es war eine Antwort des französischen Königshauses auf den burgundischen Orden vom Goldenen Vlies und wie dieser ein Ritterorden des Hochadels, der damit stärker an die Krone gebunden wurde. Der Orden wurde 1791 aufgelöst und 1816 wiederbelebt. Viele Mitglieder des Hauses Lothringen waren Mitglied.
Der zweite Orden, der äußere, ist der Orden vom Heiligen Geist (Ordre du Saint-Esprit), der bereits 1353 gegründete, 1578 reorganisierte und wichtigste Ritterorden Frankreichs. An der Kette hängt ein achtspitziges Kreuz mit Kugeln an den Spitzen und Lilien in den Winkeln, die Fläche belegt mit einer Darstellung der herabstürzenden Taube als Symbol für den Heiligen Geist. Die Kette trägt Glieder mit Lilien und Glieder mit dem Buchstaben "H" umgeben von Kronen zur Erinnerung an König Henri III, andere mit Trophäen. Der Orden wurde in der Revolution aufgelöst und 1814 rekonstituiert, nach einer kurzen Nachblüte erlosch er 1830 gänzlich. Wer in den Ordre du Saint-Esprit kam, wurde zuvor Mitglied im Ordre de Saint Michel, so daß es das Heiliggeist-Ordensband nicht ohne das andere gab.
Hier wird der Kreis der möglichen Ordensträger aus dem Hause Lothringen schon enger, z. B. wurde 1728 Jacques Henri de Lorraine (1698-1734), prince de Lixing, marquis de Craon et d'Ambleville, aufgenommen, 1752 Charles Louis de Lorraine (1725-1761), prince de Lambesc, comte de Brionne, grand ecuyer de France (Großstallmeister von Frankreich), 1777 Charles Eugène de Lorraine (1751-1825), prince de Lambesc, comte de Brionne, duc d'Elbeuf, grand ecuyer de France.
Es gibt aber nur einen einzigen Menschen aus dem Hause Lothringen, der zeitlich passend die Herrschaft in Marsan innehatte und gleichzeitig Mitglied im Orden vom Heiligen Geist war: Camille Louis de Lorraine (1725-1782), prince de Marsan, marquis de Puyguilhem, comte de Pontgibault. Er wurde am 2.2.1756 chevalier du Saint-Esprit. Vor ihm war nur noch Charles de Lorraine (1648-1708), comte de Marsan, sire de Pons, baron de Miossens, seigneur d'Ambleville, prince de Mortagne, souverain de Bedeilles seit 1688 Mitglied des Ordens - dieser hätte daber noch nicht das Medici-Wappen führen dürfen, denn der letzte Medici starb erst 1737.
Abstammung des Eigners:
Exlibris
von Agry:
Dieses Exlibris (68 x 48 mm, GMN-Rép. général des ex-libris
français: C2146) ist für Comte Coustant d'Yanville,
Daniel de Grangues. Ganz rechts unten befindet sich der
Hinweis aus das berühmte traditionelle Stahlstich-Atelier Agry.
Ein Jahr ist nicht angegeben. Das Wappen ist gespalten, rechts
geteilt, oben in Rot drei (2:1) goldene Lilien mit einem
silbernen, mit einem schwazen, sechsstrahligen Stern belegten
rechten Obereck (für Alt-Coustant), unten unter einem silbernen,
mit einer liegenden, schwarzen Mondsichel belegten Schildhaupt in
Rot ein goldener Baum (zusammen Neu-Coustant, die es dann
eigentlich in geviertem Schild führten, obere Inhalte in 1 und
4, untere Inhalte in 2 und 3), links geteilt, oben in Silber ein
roter Rautenpfahl aus drei ganzen und zwei halben Rauten, unten
in Silber ein widersehender, schreitender, schwarzer Wolf, rot
bewehrt und gezungt, auf der Teilung mit einem roten,
fünfstrahligen, mit einer liegenden goldenen Mondsichel
belegten, halben Stern am Spalt (Daniel de Grangues). Über dem
Schild schwebt eine neunperlige Krone; zwei widersehende Löwen
dienen als Schildhalter.
Der französische Blason wäre: Parti, au 1 : coupé, a) de gueules, à trois fleurs-de-lis d'or au franc-quartier d'argent chargé d'une étoile à six rais de sable (Coustant ancien) ; b) de gueules, à l'arbre d'or; au chef d'argent chargé d'un croissant de sable (Coustant moderne) ; au 2 : coupé, a) d'argent, à quatre fusées et deux demies, posées en pal, b) d'argent, au loup passant la tête contournée, armé et lampassé, vilainé de gueules et une étoile de gueules, brochant chargée d'un croissant d'or (Daniel de Grangues).
Ein
klerikales Exlibris, anonym:
Dieses Exlibris (79 x 51 mm, Kupferstich, GMN. Répertoire gén. des ex-libris français:
S0001) aus dem 18. Jh. ist für die
Bibliothek des Mre. François Robert Secousse,
Prestre Docteur en Théologie de la faculté de Paris, de la
maison et société de Navarre, et Curé de l'Église Paroissiale
de St. Eustache à Paris. François Robert Secousse war also
Priester, Doktor der Theologie an der Pariser Fakultät und
Pfarrer der Pfarrei St. Eustache in Paris.
Das Wappen zeigt in Blau einen silbernen Sparren, überhöht von einer liegenden, die Spitzen nach oben kehrenden Mondsichel, und oben begleitet von zwei fünfstrahligen Sternen, unter dem Sparren eine Korngarbe, alle Figuren silbern. Französischer Blason: D'azur au chevron dargent accompagné en chef dun croissant, accosté de deux étoiles et accompagné en pointe dune gerbe, le tout dargent.
Ein
Exlibris für R. de l'Esperonnière:
Dieses nicht signierte
französische Bücherzeichen, vermutlich von Agry, ist ein
Stahlstich aus dem 19. Jh. für R. de l'Esperonnière.
Der comte René-Marie-Antoine de l'Esperonnière (geb. 22.3.1846
in Loiré) auf château de la Saulaye-Candé (Commune de
Freigné, Maine-et-Loire) hatte am 7.8.1872 Anne-Marie de Gaallon
geheiratet. Dieser Sproß eines sehr alten Adelsgeschlechtes aus
Pays d'Aunis (Charente-maritime) und der Bretagne war der Sohn
von Marquis Edouard-Marie de l'Esperonnière de Vris (de
Vritz) und dessen am 7.1.1845 auf Schloß Noyers geehelichten
Frau Marie-Dieudonnée du Buat. Das Wappen zeigt in Hermelin ein
rotes, verflochtenes Schräggitter (französischer Blason:
d'hermines, fretté de gueules). Es wird im Rietstap als
Geschlecht des Anjou unter dem Namen de l'Espronnière
geführt. Auf eine Helmzier wird hier zugunsten einer Rangkrone
eines Marquis verzichtet; im Rietstap wird auch keine angegeben.
Zwei Löwen dienen als Schildhalter, einer sitzend, der andere
aufgerichtet.
Ein
Exlibris für die Familie Johanne de la Carre:
Dieses nicht signierte
französische Bücherzeichen (56 x 55 mm) ohne namentliche
Zuordnung ist ein Kupferstich aus dem 18. Jh. für J. F. Johanne
de la Carre. Der Eigner war Marquis de Saumery. Der
Schild ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein goldener Löwe, Feld
2 und 3: gespalten, rechts in Blau drei goldene Balken, links in
Schwarz drei silberne Pilgermuscheln pfahlweise übereinander.
Französischer Blason: Ecartelé, aux 1 et 4: de gueules au lion
d'or; aux 2 et 3: parti, a) d'azur à trois fasces d'or, b) de
sable à trois coquilles d'argent en pal. Statt eines Oberwappens
wird eine Krone abgebildet, ferner beseiten zwei widersehende
Löwen als Schildhalter das Wappen, welches unten mit
Verzierungen versehen ist. Das Wappen wird in anderer
Zusammensetzung mit vier verschiedenen Feldern im
Rietstap/Rolland beschrieben.
Ein
Exlibris für die Familie Languedor:
Dieses nicht signierte
französische Bücherzeichen (56 x 50 mm) ist ein Kupferstich aus
dem 18. Jh. für Pierre Marc Antoine Marquis de Languedor. Diese
normannische Familie wird auch manchmal Languedor de Becthomas
genannt. Der Eigner war Conseiller (Rat) im Parlament von Rouen
und Président de l'Académie de l'Immaculée Conception. Das
Wappen zeigt in Rot drei (2:1) goldene, fünfzackige Sterne.
Französischer Blason: De gueules à trois étoiles d'or. Zwei
widersehende Löwen dienen als Schildhalter. Über der
Schildkartusche ist die Marquis-Krone zu sehen. Ein Wappenmantel
umgibt die Komposition.
Exlibris
für die Vicomtesse de Bonnemains, anonym:
Dieses runde, weder datierte
noch signierte Exlibris von unbekanntem Künstler wird im unteren
Drittel durch eine Konsole in eine Wappenzone und eine
Schriftzone geteilt. Zentrum der Komposition ist das von zwei
nach außen sehenden Löwen gehaltene und aus zwei Schilden
bestehende Allianzwappen. Es ist ein heraldisch rätselhaftes
Exlibris, das uns in eine ganz tragische Geschichte führt. Die
Bürgerstochter Caroline Laurence Marguerite Brouzet wurde
am 19.12.1855 in Paris geboren. Ihre Eltern waren Alexandre
Hippolyte Victor Amédée Brouzet, Fregattenkapitän, und
Gabrielle Saint-Rémy (-1866). Ihre Mutter starb früh. Da sie
die Nichte der Madame de Cissey war, der Frau eines
Divisions-Generals, nahm diese sich ihrer an. Doch sie starb, als
ihre Nichte 16 war. Deren Witwer hatte wenig Lust, sich weiter um
Marguerite zu kümmern, und am schnellsten wird man so eine
Bürde los, indem man sie verheiratet. Marguerite heiratete am
9.11.1874 im Alter von 19 Jahren in Saint-Cyr-l'Ecole Pierre
(Charles Marie Pierre) de Bonnemains (19.8.1851-),
Kavallerie-Offizier und Sohn des Divisionsgenerals Charles
Frédéric Vicomte de Bonnemains (1814-1885) und Marie Amelie
Descombes (1824-1877). Die Ehe ging schief, sie trennten sich
1881 und wurden am 2.5.1888 geschieden. Ihr Ex-Mann heiratete
danach am 2.4.1894 Marie Blanche Elisabeth Lucas de Missy, die
Tochter von Louis Jules Roger Lucas de Missy und Mary Anne
Thomas.
Marguerite Vicomtesse de Bonnemains wurde die Geliebte des französischen Divisions-Generals und Ministers Georges Ernest Jean Marie Boulanger (29.4.1837-30.9.1891). Sie trafen sich zwar nur heimlich, doch die Affäre wurde bekannt. Georges Boulanger wurde 1886 Kriegsminister, und in dieser Funktion bereitete er einen Vergeltungsschlag als Revanche für 1871 vor. 1887 verlor er seinen Posten nach dem Wechsel des Premierministers. Georges Boulanger ging wieder zur Armee. Weil er ohne Urlaub immer wieder nach Paris ging, um Marguerite zu treffen, wurde er wegen schwerer Vergehen gegen die Disziplin 1888 inhaftiert, in den Ruhestand versetzt und mit einfachem Abschied entlassen. Daraufhin wechselte er in die Politik, wurde Abgeordneter des Département Nord. Der politische Disput endete in einem Duell auf Pistolen zwischen ihm, immerhin einem Großoffizier der Ehrenlegion, mit dem französischen Ministerpräsidenten Floquet. Boulanger wurde dabei leicht verletzt. Seine Anhänger wollten Boulanger an die Spitze eines monarchistischen Putsches stellen, was er ablehnte. Dennoch erhob die Regierung Anklage gegen ihn wegen Verschwörung und des Attentats auf die Sicherheit des Staates. Georges Boulanger setzte sich zusammen mit Marguerite nach Brüssel ab, um seiner bevorstehenden Verhaftung zu entgehen. Marguerite hatte großen Einfluß auf ihren Geliebten, und im Grunde war sie es, die verhindert hat, daß der Graf von Paris putschte. Es gab bei den Nachwahlen für Boulanger nun politische Niederlagen, auch wurde der Prozeß gegen ihn mit einem Urteil abgeschlossen. Seine Anhänger wandten sich zunehmend von ihm ab, auch weil bei dem Prozeß die Veruntreuung von Staatsgeldern zutage kam, und die belgische Regierung bat ihn um Abreise; er war unbequem geworden. Die Spendengelder seiner Anhänger versiegten zusehens. Boulanger ging nach Jersey und legte sein Amt als Parteichef der Ligue des Patriotes nieder.
Marguerite starb am 16.7.1891 in Ixelles (Belgien) an Tuberkulose in den Armen ihres Geliebten, erst 35 Jahre alt. Er ließ auf ihrem Grabstein die Worte "À bientôt" einmeißeln, bis bald. Zweieinhalb Monate später beging Georges Boulanger (29.4.1837-30.9.1891) an ihrem Grab Selbstmord durch Erschießen; er wurde nur 54 Jahre alt. Auf die Grabplatte auf dem Friedhof von Ixelles wurde die Inschrift "Ai-je bien pu vivre 2 mois 1/2 sans toi!" hinzugefügt (wie kann ich nur zweieinhalb Monate ohne dich gelebt haben!).
Für das Wappen auf dem Exlibris sind zwei Schilde zusammengestellt (deux écus), heraldisch rechts (le 1er, für den Ehemann, Vicomte de Bonnemains) geviert, Feld 1: in Gold ein schwarzer Schrägbalken, der mit drei silbernen Sternen belegt ist, Feld 2: in Rot ein aufrechtes silbernes Schwert, Feld 3: in Grün ein doppelstöckiger silberner Zinnenturm, mit offenem Tor und schwarzen Fenstern, Feld 4: in Gold ein roter Löwe (écartelé, au 1: d'or à la bande de sable chargée de trois étoiles d'argent, au 2: de gueules à l'épée haute d'argent (barons militaires), au 3: de sinople à la tour de deux étages d'argent maçonné, ouverte et ajourée de sable, au 4: d'or au lion de gueules), heraldisch links (le 2e, für die Ehefrau): geteilt, oben in Blau drei silberne Schrägbalken, der mittlere Schrägbalken mit zwei fünfzackigen blauen Sternen belegt, unten in Rot eine silberne, schwarzgefugte Zinnenmauer, mit einem gestürzten fünfzackigen blauen Stern belegt (coupé, au 1: d'azur à trois bandes d'argent, celle du milieu chargée de deux étoiles du même, au 2: de gueules à la muraille crénelée d'argent maçonnée de sable, chargée d'une étoile renversée d'azur). Über allem schwebt die Krone eines Vicomte mit fünf sichtbaren Perlen. Als Schildhalter dienen zwei widersehende, gekrönte Löwen (deux lions couronnés).
Bevor die Familie Bonnemains am 15.2.1823 in den Rang eines Vicomte erhoben wurde, war sie im Rang eines Barons und führte das am 19.3.1808 verliehene Wappen: In Grün eine goldene, mit drei blauen Sternen belegter Schrägleiste, ein linkes rotes Obereck mit einem aufrechten silbernen Schwert, rechts unten ein liegender goldener Löwe über zwei schräggekreuzten Säbeln, die mit den Griffen nach oben gelegt sind (de sinople, à la cotice d'or chargée de trois étoiles d'azur, adextrée d'un lion couché d'or soutenu de deux sabres d'argent à poignée d'or renversés et croisés en sautoir, franc quartier de baron sorti de l'armée, qui est de gueules à l'épée haute en pat d'argent). Mit der Erhebung des Pierre de Bonnemains (gleichnamiger Großvater des Ehemannes) in den Rang eines Vicomte kam es zu zwei Änderungen: Das Obereck wurde aufgegeben, und ein roter Bord wurde hinzugefügt (bordure de gueules). Am 9.6.1808 heiratete Pierre de Bonnemains (Großvater) Anne Charlotte Virginie Caliste de Tilly, die Tochter des Grafen Tilly de Prémont und seiner Frau, Anne Joséphine Arents. Das Wappen dieser Familie war: In Gold eine rote Lilie (d'or à la fleur de lys de gueules). Über die Wandlung des Wappens in die auf dem Exlibris verwendete Form und über die Herkunft der Elemente im anderen Schild fehlen die entscheidenden Nachweise.
Der Hintergrund enthält eingestreut zwei verschiedene Embleme, einmal zwei spiegelbildliche, ineinander verschränkte "D", und einmal drei im Dreipaß miteinander verschränkte Mondsicheln. Das ist eine sehr subtile und zugleich deutliche Anspielung: Es handelt sich um die Embleme der Diane de Poitiers (1499/1500-22.4.1566), der Gräfin von Saint-Vallier, seit 1548 Herzogin von Valentinois und seit 1553 Herzogin von Étampes. Vor allem aber ist sie bekannt als Maitresse des französischen Königs Heinrich II., und wenn man das weiß, wird deutlich, was Marguerite de Bonnemains uns damit sagen will: Auch wenn hier das Ehewappen mit dem ungeliebten Vicomte zu sehen ist, ist sie in Wahrheit die Geliebte von jemand anderem. Das doppelte "D" steht für Diane, und die drei verschränkten Mondsicheln sind das Emblem des Königs Heinrich II., normalerweise noch umgeben von der Devise "Donec totum impleat orbem". Die beiden Embleme wurden von Diane de Poitiers ubiquitär zur Gestaltung ihres Besitzes verwendet. Hier ist es ein Hinweis auf das, was sich wirklich abspielte.
Literatur,
Quellen und Links:
Talleyrand: http://www.talleyrand.napoleon-online.de/
Lebenslauf Talleyrands: http://talleyrand.napoleon-online.de/index.php?option=com_content&task=view&id=13&Itemid=29
Wappen Talleyrands: http://www.heraldique-europeenne.org/Regions/France/Talleyrand_Perigord.htm
Talleyrand: http://www.talleyrand.be/biography.htm
Talleyrand: http://www.talleyrand.org/
Talleyrand-Exlibris: http://bookplate-jvarnoso.blogspot.com/2007_02_01_archive.html
Schloß Valençay: http://www.chateau-valencay.fr/ - http://de.franceguide.com/schloesser-der-loire/schloss-von-valencay/home.html?nodeID=2334
Deutsche Exlibris-Gesellschaft: http://www.exlibris-deg.de/
ein herzliches Dankeschön an Herrn Laurent Granier für
wertvolle Hinweise und Blasonierungshilfe.
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Marsan-Lothringen: Walter Hamilton, French bookplates, G. Bell
& sons, 1896, http://www.archive.org/stream/frenchbookplate00hamigoog#page/n10/mode/2up - http://www.archive.org/stream/frenchbookplate00hamigoog#page/n176/mode/2up
Lothringer Wappen: http://www.heraldique-europeenne.org/Regions/France/Maison_Lorraine.htm
Ordre de Saint Esprit: http://www.heraldique-europeenne.org/Armoriaux/Saint_Esprit/1756.htm
Prinzen von Marsan: http://fr.wikipedia.org/wiki/Liste_des_vicomtes_de_Marsan
F. R. Secousse: Walter Hamilton, French
bookplates, G. Bell & sons, 1896, - http://www.archive.org/stream/frenchbookplate00hamigoog#page/n210/mode/2up
Genealogie der Familie de l'Esperonnière: http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k5530580s unter 15. und 16. degré.
Jeweils Informationen des Exlibris-Händlers http://www.ex-libris-jacques-laget.fr/
Marguerite Brouzet auf Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Marguerite_Brouzet - https://fr.wikipedia.org/wiki/Marguerite_Brouzet
Georges Boulanger auf Wikipedia:
https://fr.wikipedia.org/wiki/Georges_Boulanger - https://de.wikipedia.org/wiki/Georges_Boulanger - https://fr.wikipedia.org/wiki/Georges_Boulanger
Genealogie Brouzet und Bonnemains: https://gw.geneanet.org/pierfit?lang=fr&n=brouzet&p=caroline+laurence+marguerite - https://gw.geneanet.org/pierfit?lang=fr&p=charles+marie+pierre&n=de+bonnemains
Genealogie Boulanger: https://gw.geneanet.org/pierfit?lang=fr&p=georges&n=boulanger
Philippe Levillain: Boulanger, le fossoyeur de la monarchie,
Flammarion, Paris 1982
Grab der Marguerite Bonnemains: https://de.findagrave.com/memorial/196064683/marguerite-bonnemains
Emilia Tybel: La passiflore: histoire du Général Boulanger et
de Marguerite de Bonnemains, 149 S., 1991 (Roman)
Georges Boulanger: https://clermont-ferrand.fr/le-general-boulanger-rebelle-et-amoureux
Wappen Bonnemains: http://www.heraldique-blasons-armoiries.com/armoriaux/noblesse_empire/blasons_B25.html
L'Intermédiaire des chercheurs et curieux: Notes and queries
français: questions et réponses, communications diverses à
l'usage de tous, littérateurs et gens du monde, artistes,
bibliophiles, archéologues, généalogistes, etc., Duprat
(Paris), Jg.42, Bd. 53, S. 223, 368, 463, 581 http://visualiseur.bnf.fr/CadresFenetre?O=NUMM-73411&I=190&M=tdm
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©
Copyright / Urheberrecht am Text und Datenbank: Bernhard Peter
2012, 2020
Die Abb. sind selbst angefertigte Scans historischer, aufgrund
ihres Alters gemeinfreier Originale.
Sofern bekannt, ist der Urheber bei der jeweiligen historischen
Graphik angegeben.
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