Bernhard
Peter
Historische
heraldische Exlibris (2)
Exlibris
von Christian Bühler:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1882, entworfen von Christian Bühler (1825-1898) für
Wolf Wilhelm von Tümpling. Die Radierung wurde
graviert von ''F. Homberg grav.'' Referenz: Warnecke 2235. Das
Wappen ist von Rot und Silber gespalten und zeigt zwei aufrechte,
nach innen gekehrte, innen gezähnte Sicheln in verwechselten
Farben. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eine wachsende
Jungfrau mit offenem Haar in silbern-rot gespaltenem Gewand, in
jeder Hand eine Sichel wie im Schild, rechts rot, links golden.
Im Siebmacher Band AnhA, S. 61, T. 35 ist das Wappen beschrieben,
leicht abweichend, dort wird die Helmzier angegeben als halb vor
sich hingekehrtes, wachsendes, grün bekränztes, rot gekleidetes
(mit silbernem Kragen und ebensolchen Aufschlägen) Frauenbild
mit fliegenden Haaren mit den Sicheln wie beschrieben. Im
Siebmacher Band BraA, S. 97, T. 59 wird die Helmzier
übereinstimmend mit diesem Exlibris silbern-rot gespalten
angegeben, allerdings gekrönt, und alle Sicheln sind abweichend
mit dem Rücken nach innen gekehrt. Im Siebmacher Band Pr, S.
420, T. 464 sowie Band Sa, S. 51, T. 59 schließlich ist
vollständige Übereinstimmung mit dem vorliegenden Exlibris zu
finden, wobei allerdings dort die Zähnung der Sicheln
unterschlagen wird. Die Familie, die im 19. Jh. viele
Militärangehörige stellte, stammt aus Thüringen, Meißen und
aus dem Vogtland. Ihr Stammgut ist Camburg im Meiningischen
(Thüringen). Das Exlibris ist unten links unter dem Rahmen aus
Stabwerk datiert und signiert. Vom gleichen Blatt gibt es auch
noch eine farbige Überarbeitung (Abb. unten rechts), ohne
Künstlersignatur, aber exakt auf der gleichen Zeichnung
basierend, doch von der Schraffur befreit und als farbiger Druck.
Exlibris
von Adolf M. Hildebrandt:
Ein heraldisches Exlibris für
Walter Schneider, eine Chromolithographie (?)
nach einer Zeichnung von Prof. Adolf M. Hildebrandt (1844-1918)
aus dem Jahre 1917. Signatur AH und Jahreszahl befinden sich in
der rechten unteren Ecke. Das Wappen Schneider ist ein redendes
Wappen, denn es zeigt in Rot (hier schwarz damasziert) eine
aufrechte, offene, silberne Schneiderschere. Auf dem Helm
wachsend ein roter, kreisförmig nach vorn gekrümmter Lindenast
mit sieben grünen Blättern, einen auf dem untersten rechten,
gestümmelten Seitenast sitzenden, goldenen, flugbereiten,
singenden Vogel (Nachtigall) einschließend. Helmdecken
rot-silbern. Hier ist die Familie Schneider aus Mainz gemeint,
die im Siebmacher Band Bg9, S. 78, T. 95 erwähnt ist. Walter
Leonhard Sebastian Schneider, geb, 4.6.1878 in Bretzenheim bei
Mainz, Sohn des Architekten und Zeichenlehrers Heinrich Schneider
und der Elisabeth Werner, gest. am 22.5.1935 in Frankfurt am
Main, war Opernsänger, erst 1903-1904 in Köln am Stadttheater
und 1904-1905 in Aachen am Stadttheater und seit 1905 an der Oper
in Frankfurt am Main. Die Nachtigall ist ein kleiner
persönlicher Hinweis auf die Tätigkeit als Opernsänger. Ein
identischer Wappenschild ist übrigens als Berufswappen der
Schneider zu Basel im Siebmacher vermerkt. Die meisten anderen
Familien namens Schneider haben die Schere - so sie sie führen -
wegen deren Häufigkeit zusätzlich durch ein Beizeichen
differenziert.
Die anderen drei Wappenschilde beziehen sich auf die Lebensstationen des Wappenträgers: Das silberne Rad in rotem Feld steht für das Bistum Mainz, in dem er aufgewachsen ist. Der mittlere Wappenschild zeigt in Blau einen königlich gekrönten, golden bewehrten, von Silber und Rot neunmal geteilten Löwen mit Doppelschweif, der in der rechten Pranke ein silbernes Schwert schwingt, für das Großherzogtum Hessen-Darmstadt. Und in blauem Feld die goldene Brezel steht für seinen Geburtsort Bretzenheim, heute zu Mainz gehörend, nicht zu verwechseln mit dem Bretzenheim bei Bad Kreuznach, das zwar auch eine Bretzel, aber in anderen Farben und unter einem Schildhaupt mit Wecken führt. Walter Schneider, Mitglied im Verein Herold (7.2.1911-31.12.1927), im Exlibris-Verein Berlin und im Roland zu Dresden, ist als Initiator des "Heraldischen Stammtisches" in Frankfurt bekannt, den er gemeinsam mit Dr. Eduard Eyssen, Dr. Hanns Richter und Franz Wartenberg am 4.5.1916 gründete. Vom Eigner sind mehrere vexillologische Publikationen erschienen.
Exlibris
von Ernst Krahl:
Ein heraldisches Exlibris
(Gutenberg 29.641) für den Abt Amand Oppitz
(AMANDO ABBATE) vom Wiener Schottenkloster (EX
LIBRIS BIBLIOTHECAE SCOTENSIS), eine bräunlich getönte
Heliogravur von Ernst Krahl (1858-1926). Die Graphik (ohne
Jahresangabe auf dem Blatt) ist deutlich von der Formensprache
des Jugendstils geprägt. Im unteren Teil ist das Wappen zu
sehen, im oberen Teil eine Ansicht des Klosters. Amand Oppitz
(6.2.1869-1.11.1947) trat am 14.9.1887 als Novize in das Stift
ein. legte am 27.9.1891 die Profeß ab, wurde am 24.7.1892 zum
Priester geweiht und leitete das Wiener Schottenstift 1913-1930
als Abt. Außerdem war er 1921-1930 Abtpräses der
Österreichischen Benediktinerkongregation.
Das Wappen ist gespalten, vorne in Blau ein aus grünen Bergen (aus einem grünen Dreiberg) hervorkommender, pfahlweise gestellter, goldener Krummstab mit silbernem Sudarium und quer darüber befestigtem roten Buch mit goldenen Beschlägen (Klosterwappen), hinten auf grünem Grund unter einer aus dem oberen Schildrand hervorkommenden, goldenen, strahlenden Sonne in Silber ein in einem roten Buch lesender, blau gekleidetr Jüngling (persönliches Abtswappen). Auf dem Schild ein gekrönter Stechhelm mit einem Adlerflug, rechts golden-blau, links silbern-blau geteilt, der Helm beseitet von einer Inful rechts und einem Abtspedum links. Vgl. Siebmacher Band Klö, S. 90, T. 101.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus
der Hand von Lorenz M. Rheude (1863-1939) von 1912 für Walter
Leonhard Sebastian Schneider, der weiter oben
auf dieser Seite schon besprochen wurde. Für ihn gibt es mehrere
verschiedene Exlibris von verschiedenen Künstlern. Die Signatur
LR befindet sich rechts oben im zentralen Feld. Die Jahreszahl
steht groß unter dem Wappen. Das Wappen Schneider zeigt in Rot
(hier golden damasziert) eine aufrechte, offene, silberne
Schneiderschere. Auf dem Helm wachsend ein roter, kreisförmig
nach vorn gekrümmter Lindenast mit acht grünen Blättern, einen
auf dem untersten rechten, Seitenast sitzenden, goldenen,
flugbereiten, singenden Vogel (Nachtigall) einschließend.
Helmdecken rot-silbern. Vgl. Siebmacher Band Bg9, S. 78, T. 95
erwähnt ist.
Die anderen sechs Wappenschilde beziehen sich auf die Lebensstationen des Wappenträgers: Der Wappenschild optisch rechts oben zeigt in Blau einen königlich gekrönten, golden bewehrten, von Silber und Rot neunmal geteilten Löwen mit Doppelschweif, der in der rechten Pranke ein silbernes Schwert schwingt, für das Großherzogtum Hessen-Darmstadt. Der Wappenschild optisch links oben zeigt in blauem Feld die goldene Brezel für seinen Geburtsort Bretzenheim, heute zu Mainz gehörend. 1903-1904 war Walter Leonhard Sebastian Schneider in Köln (Wappenschild optisch links unten, unter rotem Schildhaupt mit drei goldenen Kronen balkenweise in Silber 11 schwarze Hermelinschwänzchen (5:4:2), hier abweichend golden), 1904-1905 in Aachen (Wappenschild optisch rechts in der Mitte; Aachen führt einen schwarzen Adler in Gold, deshalb ist es hier der preußische schwarze Adler in Silber), ab 1905 in Frankfurt am Main (Wappenschild optisch rechts unten, silberner, golden bewehrter und goldengekrönter Adler in rotem Feld). Es fällt auf, daß das Stadtwappen Mainz hier anders abgebildet ist als gewohnt, mit invertierten Farben und mit rotem Schildhaupt, das liegt am Datum: Dieses Exlibris ist 1912 entstanden, vor der Wappenänderung 1915. Seit dem 12. Juni 1915 hat das Mainzer Wappen seine heutige Form mit dem silbernen Doppelrad in Rot.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Hier folgt ein weiteres
heraldisches Exlibris aus der Hand von Lorenz M. Rheude
(1863-1939) für den gleichen Eigner, aus dem Jahr 1918. Wir
sehen das redende Wappen Schneider wie zuvor
beschrieben, dazu der Wappenschild für das Großherzogtum Hessen-Darmstadt
oben rechts und für den Ort Bretzenheim oben
links, alles wie zuvor. Eine substantielle Änderung des
Familienwappens ist jedoch die Hinzunahme eines zweiten Helmes;
zu rot-silbernen Decken wird ein rotes, mit drei (2:1) silbernen
Schildchen belegtes, sechseckiges Schirmbrett mit naturfarbenen
Pfauenspiegeln an den fünf freien Ecken geführt. Das ist eine
Hinzufügung des allgemeinen Künstlerwappens, hier sogar an der
bevorzugten Position heraldisch rechts plaziert. Mit dieser
Extra-Helmzier ist dieser Entwurf einzigartig unter den vielen
für diesen Eigner angefertigten Graphiken. Ebenfalls anders ist,
daß hier neben Walter Schneider noch sein Vater
Heinrich Schneider zusätzlich als
Bibliotheksbesitzer genannt wird. Der Vergleich mit den
Einzel-Exlibris offenbart, daß hier die Familienmitglieder durch
die Helmzier unterschieden wurden, und beim
Gemeinschafts-Exlibris werden eben beide Kleinode verwendet.
Das gleiche Blatt ist monochrom und abgesehen von den schwarzen Strukturlinien ohne weitere Schattierungen abgedruckt in: Roland, Archiv für Stamm- und Wappenkunde 20. Jg. 1920-1921, Beilage:
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Hier folgt noch ein Blatt aus
der Hand des gleichen Künstlers für den Vater Heinrich
Schneider alleine ("Aus der Bücherei Heinrich
Schneider"), undatiert, aber mit dem Hinweis auf das Jahr
1845 - Heinrich Schneider wurde am 12.1.1845 geboren. In den
beiden oberen Ecken sehen wir die beiden Wappenschilde für das
Großherzogtum Hessen-Darmstadt heraldisch oben
rechts und für den Ort Bretzenheim oben links,
alles wie zuvor. Weil dieses Wappen nur für den Vater ist,
erscheint auch nur dessen Helmzier, zu rot-silbernen Decken ein
rotes, mit drei (2:1) silbernen Schildchen und dazwischen einem
gestürzten goldenen Winkeldreieck und einem damit verschänkten
goldenen Stechzirkel belegtes, verzerrt sechseckiges Schirmbrett
mit naturfarbenen Pfauenspiegeln an den fünf freien Ecken. Das
ist im wesentlichen die gleiche Helmzier wie die eine der beiden
im Kombinationsexlibris für Vater und Sohn, die auf dem
allgemeinen Künstlerwappen beruht, ergänzt um die
Arbeitsgeräte: Heinrich Schneider war Architekt und
Zeichenlehrer. Wie man sieht, waren die Wappen inhaltlich im
Fluß, einerseits wurde erst mit einer Sichel als redendem Symbol
experimentiert, ehe man sich für die Schere entschied, dann
treten Vater und Sohn mit unterschiedlichen Kleinoden an, wobei
die des ersteren noch in zwei Varianten existiert.
Exlibris
von Carl Roschet:
Ein heraldisches Exlibris für
Wilhelm Richard Staehelin (25.1.1892-30.10.1956)
aus der Schweiz, eine Druckgraphik um 1920 von Carl Roschet
(1868-1925), signiert an den beiden unteren äußeren Ecken des
Mittelfeldes. W. R. Staehelin ist bekannt als der Autor des
Wappenbuches der Stadt Basel, Basel 1917, wobei auch dort die
Zeichnungen von Carl Roschet stammen, genauso wie beim Basler
Wappenkalender 1917-1920 und die drei Bände "Basler
Portraits". Wilhelm Richard Staehelin (25.1.1892-30.10.1956)
war der Sohn von Karl Wilhelm Staehelin (14.6.1857-3.1.1931) und
Charlotte Franziska Eugenia Freiin von Enzberg
(14.4.1868-9.10.1919). Er wurde in Favorita (Florida) geboren,
denn sein Vater war nicht nur Postmeister, sondern auch
Plantagenbesitzer, und er verstarb in Nyon (Waadt). Der in Basel
aufgewachsene Eigner war Historiker, Heraldiker,
Kunstgeschichtler und Denkmalpfleger. Und er war 1926-1933 Leiter
der Basler Denkmalpflege. Hauptsächlich war er jedoch beruflich
als freier Schriftsteller und Redakteur tätig, von 1927-1934
auch des Schweizer Archives für Heraldik. Als Heraldiker war er
in der Schweizerischen Heraldischen Gesellschaft seit dem Jahr
1911 Mitglied, dazu seit dem 21.12.1915 im Verein Herold. Er
verfaßte neben seinen Büchern rund 80 Artikel für das
Schweizer Archiv für Heraldik. Zum Blatt: Als Schildhalter dient
eine Frau mit entblößten Brüsten und laubbekränztem Haar, die
das Wappen an der linken Helmdecke faßt und durch das Spruchband
"verfluocht syen die kazzen so vorne lecken und hinden
krazzen" auf zwei Seiten eingerahmt wird.
Das Wappen Staehelin zeigt in Blau einen aus dem linken Schildrand kommenden, golden gekleideten Rechtsarm, der eine goldene, mit Spitzen besetzte Hiebwaffe (Morgenstern) schwingt. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken wachsend ein blau mit goldenem Aufschlag gekleideter Rechtsarm, der den Morgenstern wie im Schilde schwingt. Das Wappen hat sich gewandelt: Ursprünglich war es nur ein Rechtsarm mit goldenem, spitzenbeschlagenen Schlagholz wie hier, später ein goldener, gepanzerter Rechtsarm mit stählernem (silbernem) Streitkolben. Der spätere Blason lautet: In Blau ein aus dem linken Schildrand kommender, golden geharnischter Rechtsarm, der eine silberne Hiebwaffe (Streitkolben) schwingt. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken wachsend ein golden gerüsteter Rechtsarm, der einen silbernen Streitkolben schwingt. Im Rietstap ist das Wappen nicht enthalten, aber im Siebmacher Band Bg10 Seite: 69 Tafel: 78, in der Version des bekleideten Armes mit einem spitzenbeschlagenen Holz als Streitkolben.
Zur Schreibweise: Dia Familienzweige in Frankreich schreiben sich Stehelin, die in Basel Stähelin, was von einigen nachträglich zu Staehelin internationalisiert wurde. Hans Stehelli (gest. 1555?) aus Reutlingen ist der Stammvater der Familie, er erlangte 1520 das Bürgerrecht von Basel. Martin Stähelin (1631-1697), Goldschmied, war 1691 Oberstzunftmeister, Martin Stehelin (1665-1728) war Goldschmied und Dreizehner, Johann Heinrich Stehelin (1668-1721) war Arzt, Professor und Botaniker. Zwei weitere Botaniker hat die Familie hervorgebracht: Benedikt Stehelin (1695-1750) und Johann Rudolf Stehelin (1724-1800), gleichfalls Arzt.
Abb. von links nach rechts: Insgesamt 34 kleinere Wappenschilde umgeben das zentrale Vollwappen, darunter noch einmal das gewendete Wappen Staehelin oben in der Mitte, daneben das Wappen der von Enzberg, in Blau ein goldener Fingerring mit rotem Stein. Diese beiden Schilde stehen für die Eltern des Eigners, Karl Wilhelm Staehelin und Charlotte Franziska Eugenia Freiin von Enzberg. Aus der Großeltern-Generation erkennen wir das Wappen der von Gaisberg, in Gold ein schwarzes gebogenes Steinbockshorn. Optisch rechts oben erkennen wir das Wappen der Familie Imhoff. Die Imhoff sind ein altes Nürnberger Patriziergeschlecht. Ihr Wappen zeigt in Rot einen goldenen Seelöwen, dessen Fischteil nach oben über den Kopf gebogen ist. Helmzier: Der Seelöwe aus dem Schild, auf seiner linken Pranke stehend, die Rechte nach oben gereckt. Rechts oben entdecken wir in der zweiten Reihe das Wappen der von König, in Blau eine goldene Krone, von einem goldenen, pfahlweise gestellten, lilienendigen Zepter durchsteckt.
Abb. von links nach rechts: Etwas tiefer ganz rechts ist das Wappen der von Schönau zu sehen, schwarz-golden geteilt mit drei Ringen in verwechselten Farben. Am optisch linken Rand ist das Wappen der Basler Familie Sarasin zu sehen, in Rot ein geblähtes silbernes Segel an goldener Rah, darüber drei goldene Sterne balkenweise. In der zweiten Spalte von rechts kann man etwa in der Mitte das Wappen der von Hallwyl erkennen, in Gold ein schwarzer Flug. Ganz rechts unten führen die Murer von Istein innerhalb eines goldenen Bordes in Schwarz drei silberne Kugeln pfahlweise. Die Basler Familie Ryhiner führt in Rot über goldenem Dreiberg eine liegende, mit den Spitzen nach oben gerichtete Mondsichel, einen goldenen, sechsstrahligen Stern einschließend.
Abb. von links nach rechts: Dreimal kommt das Wappen der Basler Familie Burckhardt vor, innerhalb eines schwarzen Bordes in Gold eine schwarze Hausmarke (Kreuzkopfschaft, unten mit dem Buchstaben S verbunden; altern.: ein schwarzes schwebendes Hochkreuz, um dessen Fuß sich der Buchstabe 'S' windet). Die in Basel lebende Familie Christ führt, hier gewendet, in Rot einen aus eigentlich silbernen Wolken im linken Obereck hervorkommenden, blau mit silbernem Aufschlag gekleideten Rechtsarm, ein silbernes lateinisches Kreuz haltend. Die Basler Familie Goetz führt in Blau einen silbern-rot geteilten Balken, begleitet von drei (2:1) silbernen, golden bebutzten und grün bespitzten Rosen. Weiterhin entdecken wir das Wappen Preiswerk, in Silber auf grünem Dreiberg ein wachsender Jüngling in grünem Gewand und mit grüner Mütze, rotem Kragen, Gürtel, Mützenstulp und ebensolchen Aufschlägen, in jeder Hand einen grünen Lorbeerzweig mit roten Früchten haltend. Direkt unter dem letztgenannten Wappen steht dasjenige der Familie Frey, in Grün ein goldenes, rotgezungtes Einhorn.
Die ganzen Wappen bilden eine riesige Ahnensammlung des Eigners. Die vier Großeltern des Exlibriseigners waren Karl Staehelin (16.2.1828-27.10.1891, Bankier, Appellationsrichter) und Adelheid Seymour Bucknor (25.1.1831-1903) sowie August Leopold Niklaus von Enzberg und Eugenie Karoline Luise Franziska Wilhelmine Henriette von Gaisberg-Helfenberg. In der Urgroßeltern-Generation kommen wir zu Johann Jakob Staehelin (1797-1875, Professor der Theologie) und Pauline Elisabeth Zimmerlin (2.5.1802-15.8.1830). In der Ururgroßeltern-Generation folgen Balthasar Staehelin und Anna Margaretha Christ, Samuel Zimmerlin und Katharina Preiswerk. Noch eine Generation weiter finden wir Balthasar Staehelin und Katharina Burckhardt, Franz Christ und Anna Margaretha Frey, Johann Jakob Zimmerlin und Esther Elisabeth Dysli, Paul Preiswerk und Chrischona Werthemann
Exlibris
von Adolf M. Hildebrandt:
Ein heraldisches Exlibris für
Martin D. Stecher, ein Lichtdruck mit Raster (?)
von Prof. Adolf M. Hildebrandt (1844-1918) aus dem Jahre 1906
(Gutenberg 25.694). Signatur ist optisch rechts unten
"AH", die Datierung gegenüber in der anderen Ecke. Das
Wappen zeigt in golden-rot geviertem Schild zwei schräggekreuzte
Stechturnierlanzen in verwechselten Farben. Damit ist es ein
redendes Wappen, denn ein "Stechen" ist ein
Lanzenstechen, eine Form des ritterlichen Turniers. Kurios ist
daran nur, daß man hier eine symbolische Umsetzung eines
bürgerlichen Wappens wählt, zu der er vermutlich keinen Zugang
gehabt hätte, denn die Mitgliedschaft in einer
Turniergesellschaft war eigentlich dem Adel vorbehalten. Dennoch
ist das Motiv als redendes Wappen bildhaft treffend. Auf dem
rot-golden bewulsteten Stechhelm mit rot-goldenen Decken ein
wachsender, naturfarbener Geharnischter (Ritter in Stechzeug) mit
roten und goldenen Straußenfedern am Helm, eine goldene
Turnierlanze in der Rechten haltend, die Linke in die Seite
gestützt. Das Wappen findet sich im Siebmacher, Band Bg7, S. 95,
T. 98 beschrieben, dort fehlt in der Zeichnung allerdings die
vertikale Spaltlinie des gevierten Schildes, und der Text
beschreibt den Schild abweichend als rot-golden geviert. Die
Familie nannte sich früher "Stecker" und kommt aus dem
Ort Horn in der Nähe der Externsteine am Teutoburger Wald.
Martin D. Stecher (1852-1930) zog als Graveur nach Chicago (daher
der amerikanische Wappenschild optisch rechts oben) - auch in
dieser Hinsicht wurde der Familienname zutreffend. Er war es, der
das Familienwappen 1906 neu angenommen hatte, wobei auch die
entsprechenden Exlibris entstanden. Ein neuerer
Wappenrolleneintrag ist der in der DWR Band XVI, S. 57, Nr.
5956/64, dieser Eintrag folgt in seiner Blasonierung obigen
Angaben.
Exlibris
von Adolf M. Hildebrandt:
Ein heraldisches Exlibris für
Familie Neindorf(f), eine zweifarbige
Lithographie von Prof. Adolf M. Hildebrandt (16.6.1844-30.3.1918)
um 1900. Ein Eignername wird auf dem Exlibris nicht angegeben.
Ein breites Inschriftenband lautet "trew ist wildbrat".
Das Stammwappen der niedersächsischen, uradeligen Familie
Neindorf(f), die seit dem 13. Jh. das Erbschenkenamt der Herzöge
von Braunschweig innehatte und aus Neindorf im Kreis Oschersleben
stammt, ist in Rot ein silberner Zickzackbalken (ein 4 oder 5mal
eckig gezogener Balken). Die Stammhelmzier ist ein schwarzer
Hahnenfederbusch (auch als Reiherfederstutz beschrieben), die
Helmdecken sind rot-silbern. Seit dem 15. Jh. ist ein vermehrtes
Wappen mit verändertem Helmschmuck in Gebrauch, das auch hier
auf dem Exlibris Verwendung findet: Das Wappen ist geviert, Feld
1 und 4 in Rot ein silberner Zickzackbalken, Feld 2 und 3 in Blau
ein schreitender silberner oder naturfarbener Hirsch mit einer
roten Rückendecke, die mit dem silbernen Zickzackbalken belegt
ist. Die Helmzier ist jetzt auf gekröntem Helm eine (nicht,
einfach oder doppelt gekrönte) goldene Säule (hoher Hut), die
oben mit einem Pfauenfederbusch besteckt ist, zwischen zwei
auswärts gebogenen grünen oder goldenen (je nach Quelle)
Pfauenfedern. Helmdecken blau-silbern und rot-silbern. Die
Familie ist eines Stammes mit den Campe zu Isenbüttel und mit
den von Blankenburg, von Elbingerode, von Bodendick und von
Harlingberg. Sie kommt im Braunschweigischen, im Harz, im
Halberstädtischen und in Anhalt vor. Interessant ist die
Aufnahme des zweiten Wappensymbols im gevierten Wappen, welches
ganz ähnlich den Wappensymbolen der von Meding und der von
Bodendiek (parallele Motive und ebensolche Variation) ist. Auch
diese führen den Hirsch mit Rückendecke mit Zickzackbalken. Die
Nachweise im Siebmacher tauschen die Felder 1 und 4 gegen 2 und 3
aus. Interessant und eigentlich regelwidrig ist das gemeinsame
Auftreten von Helmwulst und Helmkrone übereinander, korrekt ist
es, entweder Helmwulst oder Helmkrone zu verwenden, nicht aber
beide Elemente. Nachweise: Siebmacher Bände Pr, S. 278, T. 329,
SaA, S. 114, T. 74, AnhA, S. 42, T. 24, Reu, S. 7, T. 6.
Dieses Exlibris gibt es auf der Familienseite als Farbversion, das aber für Feld 1 und 4 ganz andere Farben benutzt als in der Siebmacher-Literatur für die Familie von Neindorff angegeben werden, nämlich als Feldfarbe Gold und als Figurfarbe Schwarz, entsprechend sind die Helmdecken blau-golden. Hinweise zu den Gründen für diese Abweichung sind willkommen. Von dieser Gestaltung gibt es noch eine zweite Variante vom gleichen Künstler (111 x 80 mm, zweifarbige Lithographie, Witte, Bibliographie 2, 35, Thieme-Becker 17, Gutenberg 4220, nicht bei Leiningen-Westerburg). Die Linienführung ist exakt die gleiche, doch sind die Zickzackbalken in den Feldern 1 und 4 nun mit der Schaffur für die Tinktur Schwarz versehen. Weiterhin gibt es eine äußere Zone, die ein Familienmitglied benennt, Jordan von Neindorff, nebst der Jahreszahl 1744.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus
der Hand von Lorenz M. Rheude (1863-1939) für Dr. iur. Josef Helmberger
aus dem Jahre 1909. Unten rechts ist es signiert und datiert
"fecit LR 1909". Die Technik ist Klischee. Das Wappen
ist ein redendes Wappen; der Name "Helmberger" wird
dargestellt als Stechhelm in Frontalansicht über einem Dreiberg.
Auf dem bewulsteten Stechhelm ein Paar übereck geteilter
Büffelhörner. Zwei weitere Wappenschilde sind im oberen Bereich
schräg einander zugeneigt, einer mit einem Panther und einer mit
Schwert und Waage der Gerechtigkeit (Jurist).
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus
der Hand von Lorenz M. Rheude (1863-1939) von 1904 für Hermann Junge,
dessen Initialen man an dem Regalbord der Buchdruckerszene im
oberen Teil des Wappens erkennt. In der Mitte rechts ist es
signiert "LR". Die Familie Junge stammt aus
Rußdorf-Königshain in der Oberlausitz und verbreitete sich
über Mitteldeutschland und Bayern. Der Eigner dieses Exlibris,
Hermann Junge, war Familienarchivar und Verfasser der
Familiengeschichte Junge. Er wurde in Erlangen am 8.10.1884
geboren und wurde, genau wie seine direkten Vorfahren in vier
Generationen, Universitätsdruckereibesitzer und
Verlagsbuchhändler in Erlangen. Hermann Junge war mit Johanna
Klara Eleonore Küffner aus Neumarkt in der Oberpfalz vermählt.
Seine Tochter Anna Johanna Sigilinde Junge wurde am 23.8.1914
geboren, sein Sohn Karl Friedrich Johannes Junge am 11.11.1915,
beide zu Erlangen. Im Siebmacher findet sich das Wappen im Band
Bg13, S. 31, T. 21.
Das Wappen Junge zeigt in blauem Schilde einen silbernen Wechselzinnenbalken über einem silbernen, oben gezinnten Balken. Auf dem blau-silbern bewulsteten Helm ein wachsender, silberner, goldenbewehrter, goldengekrönter, flugbereiter Schwan, Helmdecken blau-silbern.
Am Regal der einem Holzschnitt von Jost Ammann nachempfundenen Druckereiszene, die durch den Fensterblick auf den Turm der französisch-reformierten Kirche in Erlangen etwas persönlicher gestaltet wurde, findet sich ein weiterer Wappenschild. Das Erlanger Stadtwappen setzt sich aus drei Teilen zusammen: Entweder sind sie in einem halbgespaltenen und geteilten Schild vereinigt (kleines Wappen, halbgespalten und geteilt, Feld 1 in Silber ein links gewendeter, goldengekrönter und -bewehrter, rotgezungter roter Adler mit goldenen Kleestängeln und von Silber und Schwarz geviertem Brustschild; Feld 2 in Silber ein goldengekrönter und -bewehrter, rotgezungter schwarzer Adler mit goldener Halskrone, Kleestengeln und den goldenen Großbuchstaben E und S auf der Brust; Feld 3 in Blau über silberner Zinnenmauer wachsend ein doppelschwänziger, goldengekrönter, rotgezungter goldener Löwe) oder auf drei separate Wappenschilde aufgeteilt (großes Wappen). Dabei ist der sog. Altstadtschild der mit dem böhmischen Löwen über der Stadtmauer, und die beiden Adlerwappen gehören zur Neustadt, und die drei Komponenten illustrieren, daß die Stadt Erlangen 1812 durch die Vereinigung der Altstadt mit der Neustadt entstand. Seit 1835 wird das dreiteilige Wappen geführt. Hier ist nur der Altstadtschild abgebildet worden.
Hier noch eine Farbvariante des Blattes mit Ausschnittsvergrößerung des Kleinods:
Exlibris
von Jean Kauffmann:
Ein heraldisches Exlibris mit
Wappen für Karl Schnyder von Wartensee (ex
libris Caroli Schnyder a. Wartensee), eine Radierung von Jean
Kauffmann (1866-1924) aus Luzern aus dem Jahre 1907 (Kupferstich,
Witte, Bibliographie 2, 92; Thieme-Becker 20; Gutenberg 5287).
Das von von zwei Schildhaltern gehaltene Wappen ist eher
kleinteilig, dafür in einem opulent gestalteten Rahmen
untergebracht. Der optisch rechte Schildhalter ist der
Götterbote und Gott der Händler Merkur oder Hermes, mit
geflügeltem Helm und
geflügeltem Schlangenstab über der Schulter. Schloß Wartensee
über dem Sempacher See ist der im Namen anklingende Sitz der
Luzerner Patrizier-Familie, der von 1647 - 1822 im Besitz der
Schnyder von Wartensee war, bis der Musiker und Komponist Xaver
Schnyder von Wartensee das Anwesen an seine Pächterfamilie
verkaufte.
Das Wappen ist geviert, Feld 1 und 4 in Schwarz ein nach innen gebogener, hochschnellender geflügelter silberner Fisch (manchmal mit rotem Ring um den Hals), das ist das Stammwappen, in Feld 2 und 3 geteilt, oben in Silber ein aus der Teilung hervorkommender, einwärtsgewendeter, roter Löwe, unten in Blau zwei silberne Balken. Zwei Helme, Helm 1 (rechts): gekrönt, ein nach innen gebogener, hochschnellender geflügelter silberner Fisch, Helm 2 (links) bewulstet mit einem Paar mehrfach geteilter Büffelhörner mit einem Blattbüschel in den Mündungen.
Der Spruch im oberen Bereich "pinnis natat, pennis volat" bezieht sich auf das ambivalent sich fortbewegende Fabeltier im Wappen, den geflügelten Fisch: Mit den Flossen schwimmt er, mit den Flügeln fliegt er - wobei das Wort penna Flug, Feder, Fittich bedeutet, und pinna wohl eine dialektische Nebenform ist, die neben Feder, Fittich, Flügel auch Flosse als Bedeutung hat. In den beiden Feldern ist eine zweiteilige Stadtansicht untergebracht.
Literatur,
Quellen und Links:
Erlanger Stadtwappen: http://www.hdbg.de/gemeinden2/bayerns-gemeinden_detail.php?gkz=9562000
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2.
Teil, Band 1: A-K, 720 Seiten, 1685 Abb., Verlag Claus Wittal,
Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-31-8.
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2.
Teil, Band 2: L-Z, 736 Seiten, 1795 Abb., Verlag Claus Wittal,
Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-32-5
Claus Wittal, Eignerverzeichnis zum Exlibris-Katalog des
Gutenberg-Museums, Verlag Claus Wittal, 2003, 336 Seiten, 595
Abb., ISBN 978-3-922 835-33-2
Siebmachers Wappenbücher
Staehelin: vgl. Carl Roschet, Basler Wappenkalender 1920, mit
genealogischen Anmerkungen von W. R. Staehelin
Stammbaum Staehelin: http://www.stroux.org/patriz_f/stSn_f/gSn_u.pdf - http://www.stroux.org/patriz_f/stSn_f/Sn032_f.pdf - http://www.stroux.org/patriz_f/stSn_f/Sn264_f.pdf - http://www.stroux.org/patriz_f/stSn_f/Sn067_r.pdf etc.
Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband H: Jürgen Arndt:
Biographisches Lexikon der Heraldiker; 1992. XXIV und 664 S. mit
zahlr. Wappenabb., Festeinband, Degener Verlag, ISBN
3-87947-109-6
Familie von Neindorff: http://www.familie-von-neindorff.de/stammbaum.html, Geschichte: http://www.familie-von-neindorff.de/geschichte.html, Wappen: http://www.familie-von-neindorff.de/wappen.html
Abt Amand Oppitz: https://de.wikipedia.org/wiki/Amand_Oppitz
Roland, Archiv für Stamm- und Wappenkunde 20. Jg. 1920-1921,
Beilage
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Signaturen von Künstlern und Heraldikern
©
Copyright / Urheberrecht am Text und Datenbank: Bernhard Peter
2012
Die Abb. sind selbst angefertigte Scans historischer, aufgrund
ihres Alters gemeinfreier Originale.
Sofern bekannt, ist der Urheber bei der jeweiligen historischen
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