Bernhard
Peter
Historische
heraldische Exlibris (31)
Exlibris
von Oskar Roick:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1904, entworfen von Oskar Roick (1870-1926) für Otto
Haak, den wohl bekanntesten Auftraggeber von Exlibris für sich
selbst. Die Künstlersignatur befindet sich auf einem kleinen
Schriftband links neben dem Schild, die Jahreszahl ganz unten
unter der Eigner-Bezeichnung auf dem Postament. Das Wappen ist
gewendet und an den linken Rand gesetzt, der den Schild haltende
junge Mann mit flachem, federgeschmücktem Barett, Gürteltasche
und "mittelalterlicher" Kleidung sitzt lässig auf
einer Bank daneben. Geschickt werden die Richtungen genutzt, um
die unterschiedlichen Hälften des Bildes zu verzahnen: Der
Jüngling ist zwar mit dem Körper aus dem Feld herausgedreht,
sein rechter Fuß überkreuzt sogar den Rahmen, und doch ist der
Blick aufmerksam schräg nach vorn gerichtet, und der rechte Arm
greift über die Bildmitte hinaus nach hinten nach dem Schild;
von der anderen Seite ist wiederum der Bezug nach rechts durch
den gedrehten Helm hergestellt. Ganz oben lesen wir die Devise
"Niemals verzagen". Im Hintergrund fällt der Blick
durch den offenen Rahmen auf einen Kirchturm.
Das Wappen Haak zeigt in Rot ein goldenes Andreaskreuz, nach der Figur mit zwei schwarzen Feuerhaken belegt. Auf dem Helm ein goldener Löwe wachsend zwischen einem roten Flug, einen schwarzen Feuerhaken pfahlweise vor sich haltend. Die Helmdecken werden zuerst rechts rot-golden und links schwarz-golden angegeben, seit 1903 führt der Eigentümer die Decken auf beiden Seiten rot-golden. Die Wappenbeschreibung findet sich in Siebmacher, Band Bg5, S. 23, T. 27 sowie Bg7, S. 22. In diesem Exlibris sind noch zwei kleinere Wappenschilde enthalten, mit der Linken hält der Jüngling einen auf die übergeschlagenen Knie aufgestützten Schild mit einem Zepter zwischen einem Flug, und hinter den Büchern (passend zum Buchhändler Haak) lehnt ein Schild mit einem Kleeblatt.
Exlibris
von Christian Bühler:
Ein heraldisches Exlibris in
Klischeetechnik aus dem Jahr 1892, entworfen von Christian
Bühler (1825-1898) für Wolfgang Friedrich von Mülinen.
Der Eigner hieß mit vollem Namen Dr. phil. Wolfgang Nikolaus
Friedrich Graf von Mülinen, er wurde am 25.12.1863 in Bern
geboren, und er verstarb am 15.1.1917 ebendort. Er war der Sohn
von Dr. phil. Egbert Friedrich Graf von Mülinen und von Sophie
von Mutach. Vermählt war der Eigner, nach einem Studium der
Geschichte in Montpellier, Freiburg und Berlin von Beruf
Professor für Geschichte und Oberbibliothekar in Bern, mit
Irmgard Gräfin von Hallwill. Der Eigner war sehr bewandert in
Geschichte, Genealogie und Heraldik, er veröffentlichte acht
Arbeiten zur schweizerischen Heraldik, und er war
Vorstandsmitglied der Schweizerischen heraldischen Gesellschaft
ab 1892, 1897 deren Vizepräsident, dazu Präsident des
historischen Vereins des Kantons Bern. Zum Exlibris: Typisch für
den Stil von Bühler ist die minutiös detaillierte Ausführung,
die die hohe Präzision der Arbeit erkennen läßt, insgesamt
aber das Werk statisch wirken läßt, was die perfekte Symmetrie
noch unterstreicht. Das Vollwappen wird gerahmt von regelmäßig
umeinander gedrehtem und an den Kreuzungsstellen mit Ansätzen
versehenem Astwerk, in dessen Zwickeln links eine Blüte und
rechts ein Granatapfel zu sehen sind. Unter dem Bogen lesen wir
die Devise "PVRA ME MOVENT", durchaus doppelsinnig,
denn einerseits bewegen die "reinen Wasser" das
Mühlrad, und andererseits ist es durchaus
symbolisch-programmatisch als Wahlspruch des Eigners zu sehen.
Signatur und Datierung finden sich unten außerhalb des dicken
inneren Rahmens in der Mitte, aber noch innerhalb der feinen
äußersten Rahmenlinie.
Das Wappen von Mülinen wird beschrieben im Siebmacher Band: Wü Seite: 2 Tafel: 2, Band: Pr Seite: 19 Tafel: 21, Band: Erg Seite: 38, weiterhin im Rietstap/Rolland (unter "Bern") und im Alberti, und es zeigt in Gold ein schwarzes Mühlrad mit vier Speichen. Hier wird das Stammwappen gegeben, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein goldenes Mühlrad mit vier Speichen. Es handelt sich um schweizerischen Uradel, der auch in Württemberg ansässig war. Am 14.6.1816 wurden sie durch Kaiser Franz in den Grafenstand erhoben, in Person von Rudolf Albrecht Bernhard von Mülinen, württembergischer Staatsrat, und seinem Vetter Nicolaus Friedrich von Mülinen, Schultheiß von Bern. Es gibt noch ein Wappen mit fünf Helmen (nach Siebmacher), aber gleichem, unvermehrtem Schildinhalt: Helm 1 (Mitte): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein goldenes Mühlrad mit vier Speichen (Stammhelm, cave, im Siebmacher Preußen ist es schwarz abgebildet), Helm 2 (Mitte rechts): ein wachsender roter Löwenrumpf mit goldenem Kamm, dessen fünf Spitzen mit Pfauenspiegeln besteckt sind, Decken rot-silbern (Mandelsburg), Helm 3 (Mitte links): zwei silberne Schwanenhälse mit goldenen Ringen in den schwarzen Schnäbeln, Decken rot-golden (Rapperswyl), Helm 4 (rechts außen): auf dem gekrönten Helm mit grün-silbernen Decken ein grüner Berg aus sechs (1:2:3) einzeln golden gesäumten Hügeln, oben mit drei silbernen Federn besteckt (Grünenberg), Helm 5 (links außen): ein wachsender männlicher Rumpf in blau-silbern geteilter Kleidung, auf der Brust mit einem silbernen Stern belegt, auf dem Kopf eine blaue, silbern gestulpte Mütze, Helmdecken blau-silbern. Hinter dem Schild an zwei schräggekreuzten goldenen Lanzen zwei goldene Banner mit je einem Löwen. Schildhalter zwei silberne Schwäne mit goldenen Ringen in den schwarzen Schnäbeln. Damit ist dieses Wappen ein ganz besonderer Fall, denn die Wappenvermehrung fand nur durch die Annahme von insgesamt vier weiteren Helmen bei unverändertem Schildbild statt.
Exlibris
von Walter Wilfried Sturtzkopf:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1898, entworfen von Walter Wilfried Sturtzkopf
(10.5.1871-5.10.1898) für Herrn Dr. O. v. Holst. Neben dem an
anderer Stelle vertretenen Richard Sturtzkopf gab es noch mehr
Künstler in der Familie, z. B. diesen Walter Wilfried
Sturtzkopf, der in Hannover als Sohn des Karl Sturtzkopf geboren
wurde und in Konstanz früh starb, Vater wiederum eines Carl
Sturtzkopf. Er studierte an der Akademie in Düsseldorf und bekam
seine weitere Ausbildung in München, ein Lebenslauf, dessen
Parallelitäten zu Hupp auch eine gewisse stilistische Nähe
hinsichtlich dieses Exlibris erklären könnte. Allerdings ist
Walter Wilfried Sturtzkopf eher als Maler von Pferden,
Wildtieren, Jagdszenen, Sportszenen u. ä. bekannt. Zwei
Schriftbänder tragen die Eignerinschrift, wobei das obere die
Helmzier hinterschneidet und das untere den Wappenschild von
einem Bereich mit Büchern und Schreibutensilien abtrennt.
Das Wappen der in Riga und Umgebung beheimateten Familie von Holst wird beschrieben im Siebmacher Band: OstN Seite: 73 Tafel: 49 (reichs- und erbländischer Adelsstand zu Wien am 17.11.1789 für Johann Valentin Holst und Heinrich Christian Holst, Söhne des Pastors Matthias Holst und Enkel des Lorenz Christian Holst, der aus Rostock nach Riga einwanderte). Das Wappen ist gespalten, rechts in Silber ein natürlicher Baum, an dessen Stamm rechts ein natürlicher Specht sitzt, links in Blau ein von drei balkenweise gestellten fünfstrahligen goldenen Sternen überhöhter silberner Pelikan, seine drei Jungen in schwebendem silbernen Nest mit seinem Blut nährend. Auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken der Pelikan mit seinen Jungen im Nest.
Exlibris
von Clemens Kissel
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1886 (an zwei Stellen datiert, einmal im Schriftring
neben dem Hut des neben Geschäftsinsignien sitzenden Knaben, ein
zweites Mal unten auf dem Blatt, welches dieser beschreibt),
entworfen von Clemens Kissel (3.5.1849 - 25.12.1911) für sich
selbst als Mitglied der Hofkunstanstalt (Gutenberg 28.508,
Klischee). Unten befindet sich noch der freundliche
Rückgabehinweis für Entleiher von Büchern.
Kissel verzichtet hier ganz auf die Darstellung eigener, selbst geführter heraldischer Attribute und gibt sich hier ganz als großherzoglich-hessischer Untertan, der als Mitglied der Hofkunstanstalt ausschließlich das Wappen des Landesherrn zeigt: In Blau ein gekrönter, golden bewehrter, von Silber und Rot eigentlich neunmal, hier nur achtmal geteilter Löwe mit Doppelschweif, der in der rechten Pranke ein silbernes Schwert schwingt. Auf dem Schild ist eine Rangkrone. Das Wappen wird von einem Engel und von zwei Löwen gehalten. (Bildquelle: Clemens Kissel, 25 Bücherzeichen, entworfen und ausgeführt von Clemens Kissel zu Mainz, J. A. Stargardt Verlag, Berlin 1894.)
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein auf 1909 datiertes
heraldisches Exlibris, entworfen von Lorenz M. Rheude (1863-1939)
aus München für Albert Treier. Die Datierung
und die Signatur befinden sich am unteren Bildrand. Das von der
Familie im Jahr 1907 angenommene Wappen zeigt in Gold einen
blauen Schrägbalken, belegt mit drei miteinander verschränkten
goldenen Ringen. Auf dem Helm mit golden-blauen Decken wachsend
ein goldener rotgezungter Brackenrumpf mit blauen Behängen und
mit beringtem roten Halsband. Interessant ist hier die
Helmgestaltung, bei der die Bügel durchaus als Anspielung auf
das Schildmotiv wie kreisrunde Ringe gestaltet sind. Die
Helmdecke ist künstlerisch extravagant, weil die Teilung in zwei
Hälften nicht vorne in der Mitte über der Stirn erfolgt,
sondern seitlich mit nach oben sich anschließender Naht, was die
rechte Seite der Helmdecke wie bei einem Seitenscheitel fallen
läßt. Die Decke selbst ist in vier in sich geschlossene
Tuchbahnen aufgespalten, wobei die Anordnung nicht zu Rheudes
geschmacklich glücklichsten Kompositionen zählt. Das Vollwappen
ist in einen Rahmen aus Eichbäumen eingefügt, unten mit Laub,
unten mit Wurzeln, lange dünne Stämmchen bilden den seitlichen
Rahmen. Ein Spruchband "Immer sich selbst getreu" ist
schräglinks hinter den Brackenrumpf gelegt und setzt sich hinter
dem Schild fort, in die selbe Richtung wie dieser gelegt, um dann
unter demselben wieder nach rechts abzuknicken, den Namen des
Eigners tragend.
Albert Treier hieß mit vollem Namen Dr. jur. Georg Philipp August Albert Treier, er lebte vom 7.6.1886 bis zum 19.2.1956. Seine Eltern waren Philipp Treier (s. u.) und Barbara Heilig, und er war vermählt mit Margarethe Knoblach. Beruflich war er nach dem Jurastudium in München und Erlangen erst Rechtsanwalt in Würzburg und Bamberg, dann im Staatsdienst des Freistaates, 1922-1928 Amtsrichter in Rodach, 1928-1932 Staatsanwalt und 1932-1949 Landgerichtsrat in Schweinfurt. Seine großen Hobbies waren aber die Exlibris und die Heimatgeschichte, er war Mitglied im Historischen Verein Schweinfurt, er war ein begeisterter Sammler, und er verfaßte viele Schriften über Bücherzeichen in verschiedenen Fachorganen. Ein wichtiges Werk aus seiner Feder ist "Alte Schweinfurter Bücherzeichen".
Exlibris
von Clemens Kissel
Ein heraldisches Exlibris,
entstanden spätestens 1893, links unten signiert von Clemens
Kissel (3.5.1849 - 25.12.1911), für Leo Wörl aus Würzburg
(Gutenberg 28.524, Klischee). Ein persönliches Familienwappen
ist nicht vorhanden, dafür reichlich heraldische Hinweise auf
territoriale Zusammenhänge. Leo Wörl war k. u. k.
österreichischer und königlich bayerischer Verlagsbuchhändler
in Würzburg. Ganz oben finden wir das Würzburger Rennfähnlein,
das es in zwei Formen gibt. Das
Hochstift Würzburg führte in Blau eine
rot-silbern gevierte schräggestellte und an den beiden
senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte Standarte mit goldenem
Schaft, und die Stadt
Würzburg führt in
Schwarz eine schräggestellte und an den beiden senkrechten
Seiten je zweimal eingekerbte rot-golden gevierte Standarte mit
silbernem Schaft. In der Mitte finden wir das
königlich-bayerische Staatswappen, wie es 1835-1919 verwendet
wurde. In dieser Form ist es eine Schöpfung von König Ludwig I,
Verordnung vom 18.10.1835.
Diese Form des königlich-bayerischen Wappens
symbolisierte zum ersten Mal die verschiedenen Stämme und
Regionen Bayerns und war zugleich Ausdruck des offiziellen
Titels: König von Bayern, Pfalzgraf
bei Rhein, Herzog von Bayern, Franken und in Schwaben. Es ist geviert
mit Herzschild, Feld 1: In Schwarz ein goldener, rot gekrönter
Löwe (Pfalz am Rhein), Feld 2: von Rot und Silber mit drei
aufsteigenden Spitzen geteilt, Franken, sog. Fränkischer Rechen,
Feld 3: Von Silber und Rot fünfmal schräglinks geteilt (hier
etwas abweichend) und mit einem goldenen Pfahl belegt, ehemalige
Grafschaft Burgau, steht für die Gebiete in Schwaben, Feld 4: In
Silber ein blauer Löwe, golden bewehrt und golden bekrönt,
Grafschaft Veldenz (das Feld erinnert daran, daß die in Bayern
regierende Linie letztendlich die Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld ist, und genau zu deren ehemaligem
Herrschaftsgebiet gehörte Veldenz), Herzschild: Von Blau und
Silber schräg geweckt (Bayern, Haus Wittelsbach). Hier hat das
königlich-bayerische Wappen die Form des mittleren Wappens mit
den zwei gekrönten hersehenden, goldenen Löwen als
Schildhaltern und königlich gekröntem Schild, aber ohne
Wappenzelt und ohne Orden.
Dieses Wappen befindet sich mit zwei anderen Wappenschilden gemeinsam in einem halbgeteilten und gespaltenen Schild, was heraldisch widersinnig ist, denn zum einen stellen die einzelnen Schilde separate Einheiten dar, und daß Prunkstücke wie Schildhalter in einen größeren Schild hineinrutschen, ist jenseits von grenzwertig. Es ist eben eine Komposition des Historismus, die sich eher am Künstlerischen orientiert. Dabei muß aber auch angemerkt werden, daß die Kombination von unten leicht zugespitzten Schilden mit geraden Ober- und Seitenkanten mit einem Schild mit konvex eingezogenen Rändern und zweimal bogig aufgewölbtem oberen Rand nicht stimmig ist. Es handelt sich genaugenommen um eine Schülerarbeit, die unter der Anleitung von Kissel angefertigt wurde. Optisch unten links ist ein zweimal gespaltener österreichischer Schild (Habsburg-Lothringen), Feld 1 in Gold ein blau gekrönter und ebenso bewehrter roter Löwe, Grafschaft Habsburg, Feld 2 in Rot ein silberner Balken, Erzherzogtum Österreich, Feld 3 in Gold ein roter, mit drei silbernen Alerions belegter Schrägbalken, Herzogtum Lothringen. Bei der Schraffur ist etwas durcheinandergekommen, die Pünktchen gehören aus Feld 2 heraus und in Feld 1 hinein. Und optisch rechts unten ist der ungarische Schild gespalten aus rechts siebenmal von Rot und Silber geteilt, Farbfolge hier abweichend silbern-rot, Alt-Ungarn, und links in Rot auf grünem Dreiberg ein silbernes Patriarchenkreuz, Neu-Ungarn. In dieser gespaltenen Form ist es heute noch als Staatswappen von Ungarn in Gebrauch, gekrönt mit der Stephanskrone. (Bildquelle: Clemens Kissel, 25 Bücherzeichen, entworfen und ausgeführt von Clemens Kissel zu Mainz, J. A. Stargardt Verlag, Berlin 1894.)
Exlibris
von Lorenz Rheude
Ein auf 1910 datiertes
heraldisches Exlibris, entworfen von Lorenz M. Rheude (1863-1939)
aus München für Philipp Treier. Die Datierung
und die Signatur befinden sich am unteren Bildrand. Das bereits
oben beschriebene Wappen zeigt in Gold einen blauen
Schrägbalken, belegt mit drei miteinander verschränkten
goldenen Ringen. Diesen Schild sieht man bei diesem Exlibris in
der her. rechten oberen Ecke in gewendeter Form. Auf dem Helm mit
golden-blauen Decken wachsend ein goldener rotgezungter
Brackenrumpf mit blauen Behängen und mit beringtem roten
Halsband. Dieses Oberwappen wird in diesem Exlibris zum zentralen
Gestaltungsschwerpunkt erhoben. Das Motiv der Ringe taucht in den
unteren Ecken als Lückenfüller wieder auf. Der Künstler
wählte einen frühgotischen Stil mit Kübelhelm und
geschlossener Helmdecke. In der linken oberen Ecke befindet sich
ein weiterer Schild mit einem gekrönten, doppelschwänzigen
Löwen. Die Familie Treier
stammt aus der Pfalz (möglicherweise soll das der Pfälzer Löwe
sein), aus Alt-Leiningen, und siedelte später in Schweinfurt.
Der Name der Vorfahren war ursprünglich Dreyer, im frühen 18.
Jh. findet sich beispielsweise ein Jakob Dreyer aus Jakobsweiler.
Später wandelte sich das "y" zu "i", so
findet sich im späten 18. Jh. ein Philipp Konrad Dreier in
Breunigweiler, und die letzte Änderung war die zur Schreibweise
Treier (auch Treuer) zu Beginn des 19. Jh. Ab 1928 finden wir die
Familie in Schweinfurt, und die Schreibweise hatte man inzwischen
auf "Treier" festgelegt.
Exlibris
von Lorenz Rheude
Ein auf 1910 datiertes
heraldisches Exlibris, entworfen von Lorenz M. Rheude (1863-1939)
aus München für Albert Treier, hier in zwei
Farbversionen. Die Datierung erfolgt in römischen Zahlzeichen;
das Künstlermonogramm befindet sich rechts am unteren Bildrand.
Das bereits oben beschriebene und hier gewendete Wappen zeigt in
Gold einen blauen Schrägbalken, belegt mit drei miteinander
verschränkten goldenen Ringen. Auf dem Helm mit golden-blauen
Decken wachsend ein goldener rotgezungter Brackenrumpf mit blauen
Behängen und mit beringtem roten Halsband (Tingierung gemäß
einem anderen, farbig gefaßten Exlibris). Der Künstler wählte
einen frühgotischen Stil mit stark geneigtem Dreieckschild,
Topfhelm und kurzer, unten nur wenig gelappter Helmdecke. Die
Gestaltung ist künstlerisch fast spartanisch zu nennen, aber von
einem Wappen in frühgotischem Stil erwartet man auch eine
Beschränkung auf schlichte Formen. Zur Wandlung des
Familiennamens wurde oben bereits einiges ausgeführt. Das Wappen
ist ein redendes, wobei es allerdings nicht an die ursprüngliche
Schreibweise und Bedeutung anknüpft, sondern an eine Assoziation
mit der gewandelten Schreibweise "Treier, Treuer". Als
das Wappen 1907 angenommen wurde, machte man sich die
Hauptassoziation "treu" zu eigen. Als Symbol der Treue
wählte man die miteinander verschränkten Ringe, die auch heute
noch ein Symbol für die Ehe und eheliche Treue sind, allerdings
in der Anzahl drei, auf die ursprüngliche Schreibweise
"Dreier, Dreyer" anspielend. Die Helmzier wiederum mit
dem Hund als Symbol der Treue paßt zu diesem Symbolprogramm.
Exlibris
von Clemens Kissel
Ein heraldisches Exlibris,
entstanden 1893 (zweimal datiert, einmal auf den Sockelbasen und
einmal neben der Signatur links unten) und entworfen von Clemens
Kissel (3.5.1849 - 25.12.1911), für das katholische
Lehrlingshaus Mainz (Gutenberg 28.487, Klischee,
blau-weiß). Es ist ein rein symbolisch gemeintes Kunstwappen
innerhalb eines Rahmens aus Renaissance-Motiven, ein Wappen,
dessen symbolischer Wert deutlich über dem heraldischen liegt.
Ganz oben erkennen wir das Wappen des Bistums,
bzw. genauer das des alten Hochstifts Mainz, welches
das Bistum übernommen hatte, das silberne Rad in rotem Feld. Der
große Schild im Zentrum ist unter einem silbernen, mit zwei
durch ein rotes Kreuz verbundenen, balkenweise gestellten,
sechsspeichigen, roten Wagenrädern belegten Schildhaupt
gespalten, rechts in Blau das nomen sacrum IHS, das Christogramm
innerhalb eines Ringes mit abwechselnd geraden und gewellten
goldenen Strahlen, links in Gold der Hl. Joseph. Um alles
befindet sich zusätzlich noch eine Zierleistenrahmung.
Die Programmatik der Komposition liegt auf der Hand: Es handelt sich um ein katholisches Lehrlingshaus, deshalb oben das Wappen der Diözese und die christliche Symbolik des nominis sacri im blauen Feld. Das Haus befindet sich in Mainz, deshalb findet sich im Schildhaupt das modifizierte Doppelrad aus dem Mainzer Stadtwappen. Und der Hl. Joseph ist der Schutzpatron des Lehrlingsstandes, und dazu vieler handwerklicher Berufe, der Zimmerleute, der Holzhauer, der Schreiner, der Wagner etc. (Bildquelle: Clemens Kissel, 25 Bücherzeichen, entworfen und ausgeführt von Clemens Kissel zu Mainz, J. A. Stargardt Verlag, Berlin 1894.)
Exlibris
von Lorenz Rheude
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1925, entworfen von Lorenz M. Rheude (1863-1939) aus
München für Johannes Krauß. Datierung und
Künstlersignatur befinden sich unten in der Mitte. Der Schild
zeigt in Silber aus einem schwarzen Dreiberg wachsend einen
schwarz gewandeten Bergmann, in der Rechten eine Hacke (Haue) und
in der Linken einen Schlegel haltend. Der Dreiberg ist belegt mit
schräggekreuztem Hammer und Schlegel, von vier Kugeln bewinkelt,
alles silbern. Auf dem schwarz-silbern bewulsteten Helm mit
schwarz-silbernen Decken der Bergmann wie beschrieben wachsend.
Die Motivwahl ist selbsterklärend, denn es handelt sich bei der
Familie Krauß um eine Bergmannsfamilie aus dem sächsischen
Erzgebirge. Johannes Krauß wird 1924 erwähnt als
"Kirchenbuchführer i.R.". Das Wappen wird beschrieben
im Siebmacher, Band: Bg13 Seite: 14 Tafel: 9.
In den vier Ecken des Exlibrisblattes befinden sich weitere Schilde, wobei die beiden oberen die Herkunft des Eigners illustrieren, optisch oben links sehen wir den Schild von Sachsen, von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz, optisch oben rechts das Stadtwappen von Dresden, gespalten, vorne in Gold ein rotbewehrter und -gezungter schwarzer Löwe, hinten in Gold zwei schwarze Pfähle. Der schwarze Löwe in Gold ist das Wappen der Markgrafen von Meißen, das alte Wettiner Wappen. Die zwei Pfähle leiten sich ab vom Wappen der Markgrafen von Landsberg. Diese sog. Landsberger Pfähle sind jedoch richtig blau in goldenem Felde, doch diese Kombination führt bereits die Stadt Leipzig. Folglich wurden die Dresdener Pfähle schwarz zur Unterscheidung.
Farbvarietät in schlechter Erhaltung: Das vorliegende Beispiel wurde beschädigt und unsachgemäß geklebt, das erklärt die gelblichen Verfärbungen.
Literatur,
Quellen und Links:
Elke Schutt-Kehm,
Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2. Teil, Band 1: A-K, 720
Seiten, 1685 Abb., Verlag Claus Wittal, Wiesbaden, 1998, ISBN
978-3-922 835-31-8.
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2.
Teil, Band 2: L-Z, 736 Seiten, 1795 Abb., Verlag Claus Wittal,
Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-32-5
Claus Wittal, Eignerverzeichnis zum Exlibris-Katalog des
Gutenberg-Museums, Verlag Claus Wittal, 2003, 336 Seiten, 595
Abb., ISBN 978-3-922 835-33-2
Siebmachers Wappenbücher
Clemens Kissel, 25 Bücherzeichen, entworfen und ausgeführt von
Clemens Kissel zu Mainz, J. A. Stargardt Verlag, Berlin 1894.
J. Siebmachers Grosses Wappenbuch Band E. Württembergisches
Adels- und Wappenbuch. Im Auftrage des Württembergischen
Altertumsvereins begonnen von Otto v. Alberti, Bauer & Raspe
1975 (Reprint), 1112 Texts. mit 4132 Wappen + 122 S.
Figurenverzeichnis.
Dreyer, Treier: http://www.dreyer-matthias.de/Joomla/webalt/historie/sprachlichespuren.htm
Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband H: Jürgen Arndt:
Biographisches Lexikon der Heraldiker; 1992. XXIV und 664 S. mit
zahlr. Wappenabb., Festeinband, Degener Verlag, ISBN
3-87947-109-6
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2010
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