Bernhard Peter
Historische heraldische Exlibris (3)

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus der Hand von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939) für sich selbst, datiert auf 1900 und mit "LR" signiert (Buchdruck, Witte, Bibliographie 3, 15 f.; Thieme-Becker 16; Gutenberg 8944). Das Wappen Rheude ist im Stützbogen-Kleeblattschnitt rot-silbern geteilt. Helmzier auf rot-silbern bewulstetem Stechhelm lt. Siebmacher ein Flug wie der Schild (hier nur ein Flügel), Helmdecken rot-silbern. Lorenz M. Rheude, Kunstmaler und Heraldiker in München, hat das Wappen im Jahre 1892 für sich und seine Brüder Josef und Max angenommen. Lorenz Rheude war korrespondierendes Mitglied der Vereine Herold zu Berlin und Kleeblatt in Hannover, des deutschen Adelsvereins S. Michael sowie der Schweizerischen Heraldischen Gesellschaft Zürich. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band Bg11, S. 66, T. 8. Das kleine Wappen mit den drei silbernen Schildchen in rotem Feld ist das Berufswappen der Maler.

 

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris in Rasterdrucktechnik aus der Hand von Lorenz M. Rheude (1863-1939) aus dem Jahr 1901, für den Buchhändler und Verleger Albert Bock (geb. 15.6.1855). Albert Bock, Sproß einer thüringischen Familie, gründete am 1.4.1881 in Rudolstadt eine Sortiments- und Antiquariatsbuchhandlung, die er bis 1884 führte, um 1890 die Otto Deistungs-Buchhandlung in Jena zu erwerben. Neben den Büchern pflegte Bock die Wissenschaften der Numismatik, Heraldik, Genealogie sowie die Geschichte von Schwarzburg und Thüringen. Er verstarb 1925. Das Wappen ist ein redendes mit einem aufspringenden Steinbock im Schild und demselben wachsend als Helmzier. Unten die Devise: Furchtlos und beharrlich. Aufgrund eines anderen Bücherzeichens für den gleichen Eigner von Alexander von Dachenhausen kennen wir die Farben des Wappens: Der Schild ist blau, der Bock silbern mit roter Bewehrung; Decken und Wulst sind blau-silbern.

Exlibris, anonym
Dieses Exlibris ist eine anonyme Radierung von ca. 1640 (Warnecke 1177). Es handelt sich um einen späteren Nachdruck von der Platte. Unter dem in einem ovalen Lorbeerkranz befindlichen Wappen befindet sich die Kartusche mit der Eignerbezeichnung "Hanns Jacob Löffelholz v. Kolberg". Ein entsprechender Hans Jakob lebte lt. Stammbaum http://www.loeffelholz.de/Stammbaum.pdf 1614-1658, Sohn von Hieronymus und Vater von Hans Sigmund. Im Fleischmann wird ein Hans Jakob geführt, der 1624-1676 lebte und mit Elisabeth Regina Zorz verheiratet war.

Das Stammwappen der Löffelholz v. Kolberg ist in Rot ein silbernes, schreitendes Schaf (Lamm). Helmzier ein roter, silbern gestulpter Turnierhut, aus dem ein roter, mit silbernen Lindenblättern bestreuter und mit dem silbernen Lamm belegter Flügel emporwächst. Die Helmdecken sind rot und silbern (Siebmacher, Band Bay, S. 45, T. 45, UnE, S. 86, T. 59).

Das erste vermehrte Wappen ist geviert: Felder 1 und 4 in Rot ein silbernes, schreitendes Schaf (Lamm, Stammwappen). Die Felder 2 und 3 zeigen in Silber einen blauen Schrägrechtsbalken, belegt mit drei silbernen, nach der Figur gelegten, spitzen Hüten mit Aufschlag (Judenhüten).

Dieses zweite Element erhielt der ritterliche Thomas Löffelholz, Hauptmann im Dienste der Herzöge von Bayern, Rat und Pfleger zu Braunau, am 2.8.1515 als Wappenverbesserung von Kaiser Maximilian I als Lohn für treue Dienste, wobei ihm sein "mehr als 200 Jahre alter Adelsstand" bestätigt wurde. Es handelt sich bei den Judenhüten um das Wappen der ausgestorbenen bayrischen Ritter Judmann von Affecking. Das war niederbayrischer Turnieradel, mit Hanns Judmann zu Affecking 1497 ausgestorben (Siebmacher Band BayA1, S. 16, BayA2, S. 81, T.51). In Ingerams Wappenbuch wird eine abweichende Helmzier für die Judmann angegeben, ein silbern gekleideter Rumpf eines bärtigen Mannes, der Kopf bedeckt mit einem silbernen Spitzhut mit einem schwarzen Hahnenfederbusch an der Spitze.

Das vermehrte Wappen konnte mit einem oder mit zwei Helmen geführt werden, "mit zweien oder einem Turnierhelm, wie ihm das gelegen ist", so heißt es in dem Diplom für Thomas Löffelholz von 1515.

Variante mit einem Helm: Auf dem Helm ein blauer hoher Hut (Judenhut), silbern oder mit Hermelin gestulpt, oben aus der goldenen Hutkrone ein Pfauenfederbusch aus drei Federn in den Farben blau-silbern-blau hervorkommend, der Hut zwischen einem offenen roten Flug, jeweils mit silbernen Lindenblättern bestreut und mit dem silbernen Lamm belegt. Die Helmdecken sind rechts rot und silbern, links blau-silbern.

In dieser Form, geviert und mit einer Kombinationshelmzier, ist das Wappen im alten Siebmacher abgebildet, allerdings komplett gewendet.

Zu den Varianten mit zwei Helmen siehe weiter unten auf dieser Seite.

Unten ist noch ein kleines Beiwappen, in Blau ein Paar Büffelhörner, unten verbunden durch Grind (Hinweise willkommen).

Exlibris, anonym
Dieses Exlibris ist eine anonyme Radierung von ca. 1656-1670 (Warnecke 1178). Es handelt sich um einen späteren Nachdruck von der Platte. Über dem Wappen befindet sich ein halbkreisförmig gebogenes Schriftband mit der Eignerbezeichnung "Johann Friderich Löffelholtz à Colberg".

Der Aufbau entspricht dem oben über das erste vermehrte Wappen Gesagten, es ist geviert: Felder 1 und 4 in Rot ein silbernes, schreitendes Schaf (Lamm, Stammwappen). Die Felder 2 und 3 zeigen in Silber einen blauen Schrägrechtsbalken, belegt mit drei silbernen, nach der Figur gelegten, spitzen Hüten mit Aufschlag (Judenhüten).

Hier ist die Variante mit zwei Helmen gewählt worden: Helm 1 (vorne, rechts): Auf dem gekrönten Helm ein roter Flug, jeweils mit silbernen Lindenblättern bestreut und mit dem silbernen Lamm belegt. Die Helmdecken sind rot und silbern (Stammhelm). Helm 2 (hinten, links): Auf dem Helm ein blauer hoher Hut (Judenhut), silbern oder wie hier mit Hermelin gestulpt, oben aus der goldenen Hutkrone ein Pfauenfederbusch aus fünf Federn in den Farben blau-silbern-blau-silbern-blau hervorkommend. Die Helmdecken sind blau-silbern (Helm Judmann).

 

Unten sind rechts und links des Hauptschildes noch zwei kleine Beiwappen zu erkennen. Das optisch linke ist von Silber und Rot geteilt und mit einem goldenen Eichenbruch mit zwei Blättern und einer Eichel belegt (Gammersfelder v. Solar, Nürnberger Geschlecht), das optisch rechte ist von Silber und Blau geteilt, oben ein oberhalbes rotes Rad, unten eine silberne Lilie (Volkamer/Volckamer, Nürnberger Kaufmannsfamilie). Johann Friderich (Hans Friedrich, 1612-1670) war zweimal verheiratet, zuerst am 29.1.1638 mit Catharina Gammersfelderin von Solar (gest. 25.6.1654), und danach am 12.5.1656 mit Juliane Volckamerin (29.1.1615-21.5.1663), einer geborenen Welserin von Neuhof Tochter und Witwe von Wolfgang Marstaller.

Die Löffelholz von Kolberg (Loeffelholz von Colberg) stammen vermutlich aus Sachsen und wurden im Bambergischen (13. Jh.) und Nürnbergischen (15. Jh.) ansässig. Ursprünglich trugen sie einen anderen Namen, nahmen dann den einer ihrer Besitzungen im Bambergischen an. Sie gehörten im 14. und beginnenden 15. Jh. zu den führenden Ratsgeschlechtern Bambergs und zum Heiratskreis der Dienstmannen der Bamberger Bischöfe. Anfang des 15. Jh. wurden sie in Nürnberg ansässig (ca. 1420-1435). Burkhard I von Löffelholz und Hans Löffelholz waren die ersten Vertreter der Familie in Nürnberg.1440 stellte die Familie das erste Ratsmitglied aus den eigenen Reihen (Kleinerer Rat, Hans der Alte). Ab da waren sie - nur mit kurzen Unterbrechungen - bis zum Ende des Alten Reiches im Nürnberger Rat vertreten und wurden dort ein wichtiges Patriziergeschlecht. Das namengebende Schloß Colberg bei Altötting bekam der Feldhauptmann Thomas Löffelholz (1472-1527) zur Belohnung für seinen Einsatz im Landshuter Erbfolgekrieg auf Seiten Herzog Albrechts IV. Seitdem nennt sich die Familie Löffelholz von Colberg. Heute trägt das Schloß Colberg oder Kolberg den Namen Josefsburg. Die Vorbesitzer waren die 1492 geadelten v. Kolberg (Siebmacher Band BayA1, S. 153, Tafel 158, BayA2, S. 95, Tafel 54), von denen Wolfgang Graf v. Kolberg, Landshuter Kanzler, 1502 gestürzt und gefangengesetzt wurde. Kolberg kam dann an die Löffelholz, war aber keine Grafschaft mehr. Die Löffelholz waren dem Adelsstand zugehörig, was ihnen eine kaiserliche Bestätigung vom 2.8.1515 zusicherte, wegen des Besitzes von Mühlendorf und Erlau Reichsritter, und in den Ritterkantonen Steigerwald und später auch Gebürg immatrikuliert. 1708 wurde die Familie in den Reichsfreiherrenstand erhoben (siehe unten), 1711 ungarisches Indigenat für Georg Wilhelm Löffelholz von Colberg, und 1813 wurden ihre Mitglieder in die Freiherrenklasse des bayerischen Adels immatrikuliert. Familienstammbaum: http://www.loeffelholz.de/

Exlibris, anonym
Dieses Exlibris ist eine anonyme Radierung von ca. 1661-1672 (Warnecke 1180). Es handelt sich um einen späteren Nachdruck von der Platte. Unter dem Wappen befindet sich eine Kartusche mit der Eignerbezeichnung "Hanns Martin Löffelholtz von Colberg uf Höroltzbach". Hanns Martin war der Sohn von Hans Paul (1598-1665), und er wurde am 4.9.1628 geboren und starb am 22.2.1672 in Nürnberg.

Der Aufbau entspricht dem oben über das erste vermehrte Wappen Gesagten, es ist geviert: Felder 1 und 4 in Rot ein silbernes, schreitendes Schaf (Lamm, Stammwappen). Die Felder 2 und 3 zeigen in Silber einen blauen Schrägrechtsbalken, belegt mit drei silbernen, nach der Figur gelegten, spitzen Hüten mit Aufschlag (Judenhüten). Das Wappen ist aber komplett gewendet, sowohl der Feldinhalt als auch die Felderpositionen. So kommt es, daß die hutbelegten Balken scheinbar nach schräglinks gelegt sind und die Schafe nach optisch rechts schreiten. Über den Grund des Wendens kann man nur spekulieren, vielleicht wollte der Eigner die Exlibris bevorzugt auf die linke Seite des Vorsatzblattes kleben, ein möglicher Anlaß für das Wenden eines Wappens.

Hier ist wiederum die Variante mit zwei Helmen gewählt worden: Helm 1 (optisch rechts, Helme wechseln beim Wenden ihre Position): Auf dem gekrönten Helm ein roter Flug, jeweils mit silbernen Lindenblättern bestreut und mit dem silbernen Lamm belegt. Die Helmdecken sind rot und silbern (Stammhelm). Helm 2 (optisch links): Auf dem Helm ein blauer hoher Hut (Judenhut), silbern oder wie hier mit Hermelin gestulpt, oben aus der goldenen Hutkrone ein Pfauenfederbusch aus fünf Federn in den Farben blau-silbern-blau-silbern-blau hervorkommend. Die Helmdecken sind blau-silbern (Helm Judmann).

Bei "Höroltzbach" handelt es sich um Schloß Heroldsbach, das ein Zweig der Familie 1478-1849 im gleichnamigen Ort im Landkreis Forchheim im Regierungsbezirk Oberfranken besaß.

Zwischen dem Schildrand des Loeffelholz-Wappens und dem floralen Rahmen befindet sich noch ein kleines Beiwappen seiner am 22.7.1661 geehelichten Frau, Sabina Catharina Mufflin von Eschenau, Tochter von Christoph Jacob Muffel von Eschenau und Clara Magdalena Pfinzingin von Henfenfeld, gest. am 6.8.1712 im Alter von 87 Jahren. Das erlaubt die Datierung des Exlibris auf das Zeitfenster 1661 (Heirat) bis 1672 (Tod des Hanns Martin).

Das Wappen der zum Nürnberger Patriziat gehörenden Muffel von Eschenau, einem 1784 ausgestorbenen Zweig der zum fränkischen Uradel gehörenden und 1912 erloschenen ritterschaftlichen Muffel von Ermreit/Ermreuth, ist normalerweise wie folgt aufgebaut (vgl. Siebmacher Band: Bay Seite: 99 Tafel: 119, Band: SchwA Seite: 22 Tafel: 15, Band: ThüA Seite: 16 Tafel: 11, im alten Siebmacher von 1605 einige Farben abweichend): Geviert:

Hier ist das ganze Wappen im Gegensatz zu den Literaturangaben spiegelverkehrt abgebildet, also in korrekter Abbildungsweise gestochen worden. Zu diesem Wappen gehören zwei Helme, die hier aber nicht abgebildet sind:

Exlibris, anonym
Es gibt noch ein weiteres anonymes und undatiertes Exlibris aus dem gleichen Zeitraum für den zuvor genannten Hanns Martin Löffelholtz von Colberg und seine Frau Sabina Catharina Mufflin von Eschenau, mit gleich großen Schilden, als Ehewappen unter der gemeinsam genutzten Helmzier des Mannes zusammengestellt (beide Abb. oben). Der ovale Rahmen ist in jeder Hälfte ganz unterschiedlich gestaltet.

 

Exlibris von Josef Leibl
Dieses Exlibris in Klischee-Technik ist von Josel Leibl und unten rechts am unteren Rand "Dezember 1905" datiert. Dieses Exlibris ist ein Werk des Historismus und entspricht nicht ganz den reinen heraldischen Maßstäben. Der Aufbau ist zweiteilig. Das untere Viertel ist abgesetzt und enthält die auf vier Schriftbänder aufgeteilte Eignerbezeichnung "Karl Freiherr Loeffelholz v. Colberg" inmitten von militärischen Trophäen, einem römischen Helm, einem Liktorenbündel mit Beil, einem Brustharnisch etc. vor zwei schräggekreuzten Lanzen. Das Hauptfeld entält das Familienwappen der Löffelholz von Colberg. Als Schildhalter dient ein Geharnischter mit einem Zweihänderschwert in der Rechten, der mit der Linken einen Zipfel der rechten Seite der Helmdecke faßt.

Das freiherrliche Wappen in der abgebildeten Form ist die komplexeste Variante (vgl. Siebmacher, Band: Bay Seite: 45 Tafel: 45): Die Felder 1 und 4 des gevierten Schildes (Tartschenform) zeigen das Stammwappen, in Rot ein silbernes, schreitendes Schaf (Lamm). Die Felder 2 und 3 zeigen in Silber einen blauen Schrägrechtsbalken, belegt mit drei silbernen, nach der Figur gelegten, spitzen Hüten mit Aufschlag (Judenhüten). Zwischen Feld 3 und 4 ist eine blaue, mit drei (2:1) goldenen, gesichteten Monden belegte eingebogene Spitze eingeschoben, die oberen Monde mit den Spitzen nach außen, der untere mit den Spitzen nach unten gelegt.

Am 6.8.1708 wurde Georg Wilhelm Löffelholz von Colberg, geb. 1661, k. u. k. Generalfeldmarschall-Lieutenant, kaiserlicher Generalfeldzeugmeister, gestorben 1719 als Kommandant der Stadt Ofen, in den Reichsfreiherrenstand erhoben als Belohnung für seine militärischen Dienste. Aus diesem Anlaß wurde ihm eine Wappenverbesserung gewährt, die heraldisch eher eine Verschlimmbesserung wurde, nämlich die eingepfropfte Spitze mit den "Türkenmonden", die in das Wappen eine weitere Farbe einfügt und als kleinstes Feld auch noch komplex gestaltete Inhalte hat, was die Harmonie des Wappens empfindlich stört. Viel sinnvoller hätten sich andere Methoden zur Anbringung dieses Gnadenwappens angeboten, etwa als Herzschild. Für Georg Wilhelm gibt es auch noch eine Wappenausfertigung für die Erhebung in den Grafenstand, die wegen seines vorzeitigen Todes nicht mehr zum Tragen kam.

Hier wird das Wappen mit einem Helm geführt: Auf dem Helm ein blauer hoher Hut (Judenhut), silbern oder mit Hermelin gestulpt, oben aus der goldenen Hutkrone ein Pfauenfederbusch aus drei Federn in den Farben blau-silbern-blau hervorkommend, der Hut zwischen einem offenen roten Flug, jeweils mit silbernen Lindenblättern bestreut und mit dem silbernen Lamm belegt. Die Helmdecken sind rechts rot und silbern, links blau-silbern.

 

Dieses Wappen konnte auch mit drei Helmen geführt werden: Helm 1 (vorne, rechts): Auf dem gekrönten Helm ein roter Flug, jeweils mit silbernen Lindenblättern bestreut und mit dem silbernen Lamm belegt. Die Helmdecken sind rot und silbern (Stammhelm). Helm 2 (Mitte): Auf dem Helm ein blauer hoher Hut (Judenhut), silbern oder mit Hermelin gestulpt, oben aus der goldenen Hutkrone ein Pfauenfederbusch aus drei Federn in den Farben blau-silbern-blau hervorkommend. Die Helmdecken sind blau-silbern (Helm Judmann). Helm 3 (hinten, links): Auf dem Helm ein blauer Flug, je mit drei (2:1) goldenen, gesichteten Monden belegt, die oberen Monde mit den Spitzen nach außen, der untere mit den Spitzen nach unten gelegt. Helmdecken blau-silbern (Gnadenhelm, zum Gnadenwappen gehörig).

Exlibris, anonym
Es gibt noch ein weiteres anonymes und undatiertes Exlibris (Lichtdruck?) für Karl Freiherr Loeffelholz v. Colberg, wobei der Wappenschild die oben erwähnte eingebogene Spitze zwischen den Feldern 3 und 4 besitzt, das Oberwappen aber aus drei Helmen besteht. Helm 1 und 2 sind die bereits oben vorgestellten Helme; Helm 3 (links) gehört zu der neuen eingebogenen Spitze (Beschreibung siehe oben). Ein solch komplexes Wappen können wir auch an einem Totenschild in der Nürnberger Kirche St. Lorenz sehen.

 

Exlibris von Josef Leibl
Dieses Exlibris in Klischee-Technik ist ebenfalls von Josel Leibl (GK 31.160) und unten rechts am unteren Rand auf 1905 datiert. Es weist eine enge stilistische Verwandtschaft zum zuvor besprochenen Blatt auf. Die Eignerbezeichnung "Rudolf Freiherr Löffelholz v. Kolberg" befindet sich auf einem oben über dem asymmetrisch angeordneten Wappenfeld angebrachten Schriftband. Unter dem Wappenfeld ist eine Szene mit einem pflügenden Bauern zu sehen. Das Wappen ist hier in Form des Stammwappens wiedergegeben, in Rot ein silbernes, schreitendes Schaf (Lamm), auf dem Helm mit rot-silbernen Decken auf einem roten, hermelingestulpten Turnierhut ein roter Flug, jeweils mit silbernen Lindenblättern bestreut und mit dem silbernen Lamm belegt.

Exlibris, anonym
Das nächste hier vorgestellte heraldische Exlibris ist von einem unbekannten Künstler, auf 1910 datiert. Es ist für Ludwig Graf Waldbott von Bassenheim und seine Bibliothek in Schloß Buxheim an der Iller. Die Darstellung ist ein Mischstil: Der Wappenschild ist eine ovale, unten leicht spitze Kartusche, als stark vorgewölbte Fläche schattiert. Insgesamt umgeben fünf Putten den Wappenschild, drei sitzen obendrauf, wobei der mittlere Putto eine Rangkrone über seinen Kopf stemmt. Die beiden verbliebenen klammern sich unten seitlich an den Kartuschenrand. Oben ist Rollwerk zu sehen, und außen ziehen sich 2x 2 Lorbeergirlanden schlaufenförmig bis zur Basis.

 

Die Waldbott von Bassenheim sind eine rheinländische Familie, nach Bassenheim bei Koblenz benannt. Der Name Waldbott kommt daher, daß sie ab 1267 das Walpodenamt der Grafen von Diez innehatten. Ihr Stammhaus ist die Burg Waltmannshausen bei Hadamar. Bassenheim bekamen die Walpoden vor 1300. Dadurch wurden aus den Walpoden von Waltmannshausen die Walpoden von Bassenheim. So hießen sie zuerst "Walpod", was sich später in "Waldbott" änderte. Der Name kommt also nicht von "Wald", sondern von "Gewalt", "walten" - denn ein Walpode bezeichnet im Rheinland einen Bevollmächtigten, einen Gewaltboten, jemanden mit Herrschafts- und Vollzugsbefugnis. Aus der Amtsbezeichnung hat sich dann der Familienname entwickelt, ergänzt durch den Sitz. Ausführliche Darstellung der Familie und ihres Wappens hier: Die Walpoden und die Waldbott von Bassenheim

Besitzer dieses Exlibris:
Ludwig Maria Karl Friedrich Heinrich Philipp Graf Waldbott v. Bassenheim, Graf zu Buxheim, Burggraf zu Winterrieden (1.5.1876 - 23.8.1926 durch Ballonabsturz), königlich bayerischer Hauptmann, war der Sohn von Friedrich Ludwig Heinrich Hugo Graf Waldbott v. Bassenheim, Graf zu Buxheim, Burggraf zu Winterrieden (19.7.1844 - 31.1.1910).

Schloß Buxheim:
Das auf dem Exlibris genannte Schloß Buxheim ist das ehemalige Kloster Buxheim in der Nähe von Memmingen, einst das größte Karthäuserkloster Deutschlands, welches 1809 von der Familie der Reichsgrafen von Ostein geerbt wurde (Johann Maria Rudolf Waldbott von Bassenheim war der Sohn von Rudolph Johann Graf Waldbott v. Bassenheim und Maria Antonia Franziska v. Ostein (8.6.1710 - 8.10.1788), die es ihrerseits im Zuge der Säkularisierung 1803 zum Ausgleich verlorener linksrheinischer Besitzungen bekommen hatte, und von der Familie Waldbott von Bassenheim, die es ab 1812 als Schloß und Hauptsitz nutzte, Stück für Stück zu Geld gemacht wurde (1883 Versteigerung des berühmten barocken Chorgestühls, 1916 Verkauf der Klosterkirche an Bayern, 1925 Verkauf weiterer Antiquitäten und des Archivs an Ottobeuren).

Exlibris von Lorenz Rheude
Das gezeigte heraldische Exlibris in Klischeetechnik ist von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939) aus München für Otto Haak (früher Haack), einen großen Mäzen der Exlibriskünstler, oben unter dem flachen Bogen datiert auf 1901 und unten rechts mit "LOR M RHEUDE" signiert (Witte, Bibliographie 3, 15; Thieme-Becker 28; Variante von Gutenberg 8907). Eine Scheinarchitektur im Stil der Renaissance rahmt eine Innenraumszene, wo neben dem Wappen als Schildhalter ein Herr in Renaissancetracht mit einem Buch in der linken Hand vor einem gefüllten Bücherregal posiert. Durch das geöffnete Fenster sieht man die Ansicht einer Stadt mit einem markanten Turm. Nein, auch wenn es so aussieht wie Giottos Campanile des Domes von Florenz, er ist es nicht. Es ist der Turm des 1861 - 1869 von Hermann Friedrich Waesemann erbauten Roten Rathauses in Berlin. Alles, die Buchregalszene, der Handelsherr, das Rote Rathaus, paßt zu Otto Haak, denn er war Buchhändler in Berlin. Das Wappen zeigt in Rot ein goldenes Andreaskreuz, nach der Figur mit zwei schwarzen Feuerhaken belegt. Auf dem Helm ein goldener Löwe wachsend zwischen einem roten Flug, einen schwarzen Feuerhaken pfahlweise vor sich haltend. Die Helmdecken wurden zuerst rechts rot-golden und links schwarz-golden angegeben, seit 1903 (anderer Exlibris-Beleg) führte der Eigentümer die Decken auf beiden Seiten rot-golden. Hier ist also zeitlich noch die erste Form zu erwarten. Die Wappenbeschreibung findet sich in Siebmacher, Band Bg5, S. 23, T. 27 sowie Bg7, S. 22. Zwei kleine Wappenschilde oben am Bogenansatz ergänzen die Szene, optisch links ist das Stadtwappen von Berlin, oben rechts der Adler-Schild der kurfürstlichen Markgrafschaft Brandenburg und der späteren Provinz Preußens. In Schwarzweiß-Darstellungen sind der brandenburgische und der preußische Adler wie folgt zu unterscheiden: Der preußische Adler hat auf der Brust das Monogramm mit "FR", der brandenburgische Adler jedoch ein Schildchen mit Zepter für den Erzkämmerer (Archicamerarius), der in Blau ein goldenes Reichszepter führte. Und wenn das nicht ausreicht, kann man die Adler an den Objekten unterscheiden, die sie in den Fängen haben. Der preußische Adler hat das preußische Königszepter mit Adler obendrauf und den Reichsapfel in den Fängen, der brandenburgische Zepter und Schwert.

Exlibris von Lorenz Rheude
Ein weiteres heraldisches Exlibris vom gleichen Künstler für den gleichen Auftraggeber, von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939) aus München für Otto Haak (früher Haack), unten auf den beiden Sockeln datiert auf 1902 und unten rechts mit "LOR M RHEUDE" signiert. Auf einem Sockel mit perspektivisch geschachten Boden ist zwischen zwei Säulen, deren Basen übereck gestellt sind und die ein Bücherregal tragen (Buchhändler), an einer Querstange ein Vorhang drapiert, dessen Rauten abwechselnd mit Adlern verschiedener Farbe gefüllt sind. Unten springt der erhöhte Fußboden etwas zurück und macht Platz für die in drei Züge aufgeteilte Inschrift "EX LIBRIS OTTO HAAK", oben befindet sich in der Mitte zwischen den Büchern auf dem Bord das Berliner Stadtwappen mit dem Bären. Der rote Wappenschild mit dem goldenen Andreaskreuz, das nach der Figur mit zwei schwarzen Feuerhaken belegt ist, hat eine verzierte, manierierte Form und wird von einem goldenen Löwe mit dessen rechter Pranke gehalten, während er in seiner linken Pranke einen schwarzen Feuerhaken hält, der schräg hinter dem Schild steht. Die Helmzier wird also weggelassen, dafür fungiert das Motiv derselben als Schildhalter.

Exlibris von Lorenz Rheude
Dieses hier in zwei Farbvarianten vorgestellte Exlibris ist eine Heliogravur von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939) aus München von ca. 1900 für Louise von Borck. Innerhalb einer Umrahmung aus Eichenblättern mit vier kleineren Wappenschilden an den Ecken befindet sich das Vollwappen der von Borcke im frühgotischen Stil mit stark geneigtem Dreieckschild, Topfhelm und ungeteiltem Tuch als Helmdecke, wichtig für die stilistische Einheit. Die von Borcke (auch Borck) sind Uradel (deshalb ist die frühgotische Darstellung auch angemessen) aus Pommern, in drei Linien gegraft, 28.7.1740 (Grafen von Borcke-Stargodt, wieder erloschen), 17.1.1790 (Grafen von Borcke-Hueth) und 10.9.1840 (Grafen von Borcke-Stargodt , jüngere Linie, nach dem Recht der Primogenitur). Das Wappen zeigt in Gold übereinander zwei laufende, gekrönte rote Wölfe (können von der Form her auch Hunde oder Füchse sein, sollen aber wohl Wölfe darstellen) mit goldenen Halsbändern. Auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender, golden gekrönter, roter Hirsch mit goldenem Halsband und goldenem Geweih. Die Wölfe sind als Schildbild seit 1282 (Siegel für Borko II, Burggraf von Kolberg) belegt. Die Kronen begegnen uns ab Anfang des 14. Jh., die Halsbänder als Detail begegnen uns ab dem 16. Jh. Die gräflichen Wappen zeigen keine Vermehrung des Schildbildes, sondern zusätzliche Schildhalter als Prunkstücke. Die Grafen von Borcke-Stargordt haben zwei preußische Adler als Schildhalter, die Grafen von Borcke-Hueth einen preußischen Adler und einen pommerschen Greif. Im Siebmacher findet sich das Wappen in den Bänden Pr, S. 4, T. 4, Pr, S. 93, T. 121, PrGfE, S. 23, T. 15. Im alten Siebmacher von 1605 ist der Hirsch abweichend golden und dessen Halsband rot, wohl ein Fehler. Von Otto Hupp existiert ein Neuaufriß aus dem Jahre 1917 (Münchner Kalender). Ausführliche Seite zum Familienwappen: http://www.borcke.com/upload/content/geschichte/Wappenkunde.pdf und zur Familiengeschichte allgemein: http://www.borcke.com/front_content.php.

Literatur, Quellen und Links:
Familie von Borcke: Ausführliche Seite zum Familienwappen: http://www.borcke.com/upload/content/geschichte/Wappenkunde.pdf und zur Familiengeschichte allgemein: http://www.borcke.com/front_content.php.
Stammbaum Wedekind:
http://www.stroux.org/Si_f/stWe_f/WeM_r.pdf
Albert Bock:
http://www.zeno.org/Schmidt-1902/A/Bock,+Albert
Albert Bock: Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler, Deutsche Buchdrucker, Bd. 1,  Berlin/Eberswalde, 1902, S. 67-68.
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2. Teil, Band 1: A-K, 720 Seiten, 1685 Abb., Verlag Claus Wittal, Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-31-8.
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2. Teil, Band 2: L-Z, 736 Seiten, 1795 Abb., Verlag Claus Wittal, Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-32-5
Claus Wittal, Eignerverzeichnis zum Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, Verlag Claus Wittal, 2003, 336 Seiten, 595 Abb., ISBN 978-3-922 835-33-2
Siebmachers Wappenbücher
Deutsche Wappenrolle
Ein ganz herzliches Dankeschön an Herrn
Rolf v. Loeffelholz für wertvolle Hinweise.
Stammbaum Loeffelholz: http://www.loeffelholz.de/Stammbaum.pdf
Peter Fleischmann, Rat und Patriziat in Nürnberg. Nürnberger Forschungen, Einzelarbeiten zur Nürnberger Geschichte, herausgegeben vom Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg. Bände 31/1, 31/2, 21/3 (Stammbäume) und 31/4. VDS Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch. ISBN 978-3-87191-333-4.
Ein ganz herzliches Dankeschön an Frhr. v. Recum
für wertvolle Hinweise.

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