Bernhard Peter
Britische, historische, heraldische Exlibris (1)

Exlibris von Charles William Sherborn:
Ein heraldisches Exlibris aus Großbritannien für Joseph Bowstead Wilson M.A., ein Kupferstich von Charles William Sherborn (1831-1912) aus dem Jahre 1892. Man beachte die Symbole für Sportarten, das Ruder und den Bogen. Nach den Schraffuren zeigt der Schild in Grün ein silbernes Kreuz, bewinkelt in Feld 1 und 4 von einem aufspringenden silbernen Fuchs, wobei der in Feld 1 eine liegende, goldene Mondsichel emporhält, sowie in Feld 2 und 3 von einem goldenen, sechszackigen Stern, das Kreuz selbst belegt in der Mitte von einer roten, golden bebutzten und grün bespitzten Rose und auf den Balken mit vier (1:2:1) roten, kreuzförmigen und kugelendigen Gegenständen. Das Kleinod ist auf dem bewulsteten Helm ein wachsender schwarzer, rotgezungter Löwe, zwischen den Vorderpranken einen roten, kreuzförmigen und kugelendigen Gegenstand haltend, auf der Schulter belegt mit einer liegenden, goldenen Mondsichel und auf dem Bauch belegt mit einer grünen Scheibe, die einen goldenen, sechszackigen Stern trägt

Exlibris von Charles William Sherborn:
Ein heraldisches Exlibris aus Großbritannien für Cyril Flower, ein Kupferstich von Charles William Sherborn (1831-1912) aus dem Jahre 1885. Im oberen Teil sind mehrere Spruchbänder zu sehen: "EX LIBRIS CYRIL FLOWER", "AD 1885" und "FLORES CVRAT DEVS". Insbesondere der letzte Spruch ist ein Bezug zum Familiennamen, Gott möge die Blumen, also die Mitglieder der Familie Flower, beschützen und sich um sie sorgen.

Der Wappenschild ist ein typisches Beispiel britischer Feldervermehrung, gespalten, vorne aus zwei Motiven geviert (Feld 1 und 4: in Gold mit zwei grünen Bogenflanken drei grüne Schildchen pfahlweise, jedes mit einer goldenen Lilie belegt, Feld 2 und 3: in Silber ein schwarzer Zwillingssparren, begleitet von 3 (2:1) Rosen), die vordere Hälfte ist das Wappen Flower geviert mit Wykeham, und hinten aus weiteren Motiven geviert (Feld 1: in Gold ein schwarzer Doppeladler (Lit.: ein einfacher Adler), Feld 2 und 3: in Blau ein aus dem äußeren Rand kommender, nackter, angewinkelter Arm, ein Bündel aus fünf gestürzten Pfeilen haltend, Feld 4: in Gold (nach Lit.) ein roter Löwe, dazu ein Herzschild in der hinteren Spalthälfte, rot mit silbernem, in der Mitte gedornten Rundschild), die hintere Hälfte ist das Wappen Rothschild. Cyril Flower (30.8.1843-27.11.1907), 1st Lord Battersea, einflußreicher Abgeordneter und Schatzmeister unter dem Premierminister Gladstone, hatte Constance von Rothschild geheiratet, Tochter von Baronet Anthony von Rothschild (1810-76) und dessen Cousine Louisa Montefiore (1821-1910). Auf dem bewulsteten Stechhelm eine Wolke, aus der eine Hand hervorkommt, die zwei Blumen hält, eine Rose und eine Lilie, beide gestielt, beblättert und von natürlicher Farbe, ein redendes Element dieses Wappens, wobei die Blumen sehr natürlich dargestellt sind und einen Bezug zu den Motiven in der vorderen Schildhälfte haben, dort natürlich stilisiert. Vom selben Künstler gibt es ein weiteres Exlibris für den gleichen Eigner, weitere Erläuterungen siehe dort.

Exlibris von George William Eve:
Ein heraldisches Exlibris (Franks 7372), ein Stahlstich aus dem Jahr 1899 aus der Hand von George William Eve (1855-1914), für Frederick Arthur Crisp (1851-1922). Die Inschrift lautet: EX LIBRIS FREDERICI ARTHVRI CRISP, SAS. Es ist nur der Wappenschild wiedergegeben, in Gold ein grüner Sparren, mit fünf silbernen Hufeisen belegt, die Stollen jeweils nach unten. Die Devise lautet: DVM TEMPVS HABEMVS OPEREMVR BONVM - whilst we have the time, let us do good - solange wir (noch) Zeit haben, laßt uns das Gute tun. Die Familie Crisp stammt aus Oxfordshire. Künstlerisch besonders interessant ist hier die Kombination der heraldischen Graphik mit einer keltischer Ornamentik folgenden "Damaszierung" des Sparrens, jedes Hufeisen ist von keltischen Knotenmotiven unterlegt, desgleichen sind die Kanten des Sparrens ornamentiert, was alles selbstverständlich nicht Bestandteil des eigentlichen Wappens ist, sondern der Schmuckfreude des Künstlers entspringt.

Exlibris von George William Eve:
Ein heraldisches Exlibris, ein Stahlstich aus dem Jahre 1902 aus der Hand von George William Eve (1855-1914), für Richard George Penn Earl Howe. Die Devise lautet: LET CVRZON HOLDE WHAT CVRZON HELDE. Trennen wir nach typisch britischer Methode zwischen der Familie und dem Titel (Earl Howe). Der Titel Earl Howe ist in der britischen Peerage ein Adelstitel, der verliehen wird und erblich ist, bis die Familie ausstirbt o. ä. und der Titel neu verliehen wird. Die erste Verleihung des Titels Earl Howe erfolgte 1788 an Richard Howe (19.3.1726-5.8.1799, britischer Admiral). Bevor sie Earls wurden, waren die Howes Viscount. Zugleich mit dem Titel Earl Howe erwarb der Admiral den Titel Baron Howe. Die Titel Viscount Curzon (seit 1802) sowie Baron Curzon (seit 1794) sind in der Peerage dem Grafentitel nachgeordnete Titel. Zu einer zweiten Verleihung des Titels Earl Howe kam es im Jahre 1821, der Begünstigte war Richard William Curzon-Howe, 1. Earl Howe (1796-1870). Er war der älteste Sohn der zweiten Baroness und der Viscount Curzon. Als er zum Earl Howe erhoben wurde, änderte er seinen Namen in Curzon-Howe. Der Besitzer dieses Bücherzeichens ist der vierte Earl Howe, Richard George Penn Curzon (1861-1929), Sohn von Richard William Penn Curzon-Howe (1822-1900). Die Devise erinnert daran, daß die jetzigen Titelträger aus der Curzon-Linie stammen. Das Wappen ist geviert: Feld 1 und 4: in Gold ein schwarzer Balken, begleitet von drei (2:1) schwarzen, rotgezungten Wolfsköpfen (Howe), Feld 2 und 3: in Silber ein schwarzer Schrägbalken, belegt mit drei goldenen Papageien mit rotem Halsband. Zwei Helme, Helm 1 (rechts) fünf Straußenfedern, Helm 2 (links) ein flugbereiter goldener Papagei wie im Schild. Hier ruht auf dem Schild die Rangkrone, und darüber kommen die beiden Helme, in der deutschen Heraldik nicht als guter heraldischer Stil angesehen, wo man entweder eine Rangkrone oder Helme mit Helmkleinoden verwendet, nicht aber beides gemeinsam. Als Schildhalter dienen zwei Raben mit einer Kette um den Hals, jeweils einen Fuß auf den Boden und einen gegen den Schildrand stemmend.

Exlibris für John Pearson:
Dieses Exlibris ist undatiert und unsigniert, angegeben ist lediglich der Eignername John Pearson und die Devise SOL ET SCUTUM DEUS - Gott ist unsere Sonne und unser Schild, eine Anspielung auf das Schildbild. Das Schildbild zeigt nämlich einen im Zinnenschnitt geteilten Balken, begleitet von drei (2:1) strahlenden, gesichteten Sonnen. In gewisser Weise ist dieses Bücherzeichen typisch für britische Wappendarstellungen der Verfallszeit: Der Schild mit den beiden halbrunden Ausbuchtungen an der Oberkante ist eine typische Form britischer Papierheraldik ohne historische rüstungstechnische Entsprechung, der Wegfall des Helmes und die Positionierung der Sonne als Helmzier auf dem Wulst ist ein typisch britischer Zug, insgesamt wird durch die vier Sonnen zwar ein regelmäßiger Rhombus aufgebaut, was aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, daß die Helmzier für an deutscher Heraldik geschultem Geschmacksempfinden zu klein und zu zusammenhangslos über dem Schild schwebt. Ferner ist der blau-rot im Zinnenschnitt geteilte Balken farblich unharmonisch. Der Urheber der Zeichnung ist mir nicht bekannt.

Exlibris für Treadway Nash:
Dieses Exlibris ist ebenfalls undatiert und unsigniert, angegeben ist lediglich "Treadway Nash D.D. of Bevere Worcestershire". Das Schildbild zeigt einen Sparren, begleitet von drei (2:1) laufenden Windhunden. Ein Oberwappen fehlt komplett. Die Rahmung fällt besonders üppig aus mit einer Muschel oben, einem Katzenkopf unten und akanthisierenden Ornamenten. Rev. Treadway Russell Nash (1725-1811), Sohn von Richard Nash (1674-1762) und Elizabeth Treadway, war der Verfasser wichtiger Werke zur Geschichte von Worcestershire. Die Abkürzung D.D. steht für doctor of divinity, divinitatis doctor. Nach seiner Heirat 1758 kaufte er Bevere im Kirchspiel Claines, Worcestershire. Die Farben der Familie Nash sind Schwarz und Silber. Hier ist das Wappen nur mit den Windhunden dargestellt, es gibt auch Varianten mit den redenden "Ash-leaves" auf dem Sparren. Der Urheber der Zeichnung ist mir nicht bekannt.

Exlibris für Charles Viscount Bruce:
Dieses Exlibris ist auf 1712 datiert und unsigniert. Es ist für Charles Bruce (29.5.1682-10.2.1747), Viscount Bruce of Ampthill (1685-1741), später in Nachfolge seines Vaters 3. Earl of Ailesbury (1741-1747) und 4. Earl of Elgin (desgl.), komplizierte Zusammenhänge, die heute in der Familie von Brudenell-Bruce, Marquesses of Ailesbury, heraldisch zusammenkommen. Der Sohn des gegenwärtigen Marquess ist der gegenwärtige Earl of Cardigan.

Zurück zu Charles Bruce: Er war der Sohn von Thomas Bruce, 2nd Earl of Ailesbury und 3. Earl of Elgin, und Elizabeth Seymour. Der Titel eines Earl of Elgin wurde am 21.6.1633 geschaffen. Charles Bruce kam 1711 ins House of Lords als Baron Bruce of Whorlton. 1746 wurde er Baron Bruce of Tottenham in the County of Wiltshire. Er hatte zwei Söhne, die aber vor ihm starben und keine Nachkommenschaft hinterließen. Bei seinem Tod gingen daher das Earldom of Elgin und einige andere schottische Titel an die Elgin-Linie, an seinen Cousin, den Earl of Kinccardine. Das Earldom of Ailesbury und andere englische Titel wie Viscount Bruce of Ampthill sowie Baron Bruce of Skelton erloschen hingegen. Die eigens für ihn 1746 geschaffene Baronie Bruce of Tottenham ging im auf seinen Tod folgenden Jahr an seinen Neffen Thomas Brudenell. Dann hatte er noch einen schottischen Titel als Lord of Kinloss, der sollte an James Brydges, 3rd Duke of Chandos gehen, der aber keinen Gebrauch davon machte. Die Titel Lord of Kinloss und Baron of Bruce of Kinloss gingen schließlich an den Herzog von Buckingham. Die Bibliothek von Charles Bruce befand sich in Tottenham House, das er 1703 über seine Mutter erbte. 1747 erbte Thomas Brudenell-Bruce das Anwesen Tottenham Estate. Der Urheber der Zeichnung ist mir nicht bekannt.

Dieses Wappen zeigt sehr interessante "Quarterings", vielen führenden Familien in britischer Geschichte und Gegenwart entsprechend: Feld 9 zeigt z. B. das alte, aus Frankreich (in Blau drei (2:1) goldene Lilien) und England (in Rot drei goldene Leoparden übereinander) gevierte königlich-englische Wappen. Es sollte eigentlich zur Differenzierung ein silbernes Bord haben für Thomas of Brotherton. Weiterhin enthält das vermehrte Wappen die Felder Seymour, Dukes of Somerset (Feld 2, gold mit blauen Lilien besät, darüber eine gestürzte rote Spitze mit drei goldenen Leoparden belegt (Or on a pile Gules between six fFleurs-de-lis Azure three lions of England), das war ein Gnadenwappen, das Jane Seymour von ihrem Gemahl Heinrich VIII. erhielt, Feld 3, in Rot ein goldenes Flügelpaar (Gules two wings joined in lure the tips downwards Or, Stammwappen Seymour), de Grey, Dukes of Suffolk (Feld 4, fünfmal silbern-blau geteilt, im Schildhaupt drei rote Kugeln balkenweise, darüber ein Turnierkragen), Brandon (Feld 6, in Silber mit vier roten Balken ein goldener gekrönter Löwe, eigentlich: barry of ten Argent and Gules a lion rampant Or ducally crowned per pale of the first and second), Devereux (Feld 7, in Silber ein roter Balken, darüber drei rote Kugeln balkenweise) und Bourchier, Earls of Essex (Feld 8, in Silber ein rotes, gedorntes Kreuz, bewinkelt von vier schwarzen Wasserschläuchen, Argent a cross engrailed Gules between four water bougets Sable).

Im Zentrum befindet sich ein Schild für die Frau des Viscounts. Er hatte in erster Ehe 1705/6 Lady Anne Saville (-18.7.1717) geheiratet, Tochter von William Saville 2. Marquess of Halifax, und Elizabeth Grimston, und in zweiter Ehe 1719/20 Lady Juliana Boyle, Tochter von Charles Boyle, 3. Earl of Cork, und Juliana Noel, und schließlich in dritter Ehe am 18.6.1739 Lady Caroline Campbell, Tochter des Generals John Campbell, 4. Duke of Argyll. Das Exlibris ist auf 1712 datiert, also betrifft es seine erste Frau aus dem Hause Saville, und das Schildchen zeigt in Silber einen mit drei silbernen Eulen belegten schwarzen Schrägbalken (Argent on a bend Sable three owls of the field). Und Feld 1 ist natürlich Bruce, unter rotem Schildhaupt in Gold ein roter Schragen, im silbernen rechten Obereck ein blauer Löwe (Or a saltire and a chief Gules, on a canton Argent a lion rampant Azure armed and langued of the second). Die einzige Helmzier ist der blaue Löwe der Bruce (a lion statant tail extended Azure armed and langued Gules). Als Schildhalter dienen zwei wilde Männer (on either side a wild man Proper wreathed around the temples and loins with laurel Vert). Die Devise lautet: FUIMUS (wir sind gewesen).

Exlibris für John Peachey:
Dieses Exlibris ist undatiert und unsigniert, angegeben ist lediglich der Eignername John Peachey Esq. und die Devise NE QUISQUAM SERVIAT ENSE, die verkürzte Form von "Ignorantque datos, ne quisquam serviat, enses", Lucanus (AD 39-65, römischer Schriftsteller), De Bello Civili. Das Schildbild zeigt einen gekrönten Löwen, im rechten Obereck ein Stern. Der Crest ist ein wachsender gekrönter Löwe, der ein Schwert pfahlweise hält. Dieses Bücherzeichen mit seiner an Rokokokartuschen erinnernden Schildform, der Auflösung des äußeren Umrisses in Floralia und Ornamente, mit seiner verkümmerten Helmzier auf mickrigem Wulst, dem unproportionierten Obereck, dem Nichteinhalten des sog. heraldischen Stils typisch für britische Wappendarstellungen der Verfallszeit. Und irgendwie paßt die Devise zu dem Löwen der Helmzier, der nicht mehr wie einer aussieht, der wüßte, was er mit dem Schwert machen soll. Der Urheber der Zeichnung ist mir nicht bekannt.

Exlibris für Lord Clifford of Chudleigh:
Ein altes heraldisches Exlibris aus dem 17. Jh. ohne Namenszuweisung, nur mit der Devise "SEMPER PARATUS" - always prepared - allzeit bereit. Aber eine so bekannte Familie wie die Cliffords brauchten nun wirklich keinen Namen dazuzusetzen. Das Wappen ist geschacht von Gold und Blau mit einem roten Balken (engl.: chequy Or and Azure a fess Gules, frz.: echiqueté d'or et d'azur, à la fasce de gueules). Die vorhandenen Schraffuren sind keine heraldischen Schraffuren und können nicht nach den bekannten und heute üblichen Regeln in Farben übertragen werden. Als Schildhalter dienen zwei Drachen (wyvern), mit den typischen pfeilartig endenden Zungen und Schwänzen, mit zwei Beinen und einem Flügelpaar. Der Urheber der Zeichnung ist mir nicht bekannt. Der Titel eines Baron Clifford of Chudleigh wurde am 22.4.1672 für Thomas Clifford geschaffen, den ersten der Reihe, Sohn von Hugh Clifford of Chudleigh, Devon and Ugbrooke. Was war nun die wichtige Leistung, um derentwillen man ihn zum Baron machte? Er machte dem König den ungeheuer kreativen Vorschlag, sämtliche Zahlungen des Schatzmeisters für ein Jahr auszusetzen, um so seine Kassen wieder voll zu machen. Er wurde nicht einfach Baron of Clifford betitelt, sondern Clifford of Chudleigh, um den Titel von anderen Clifford-Titeln zu unterscheiden, vor allem von dem 1299 geschaffenen Titel Baron de Clifford, derzeit von John Edward Southwell Russell geführt. Der gegenwärtige Titelträger ist Thomas Hugh Clifford, 14th Baron Clifford of Chudleigh, geboren 17.3.1948, und sein Sohn ist Alexander Thomas Hugh Clifford, geboren am 24.9.1985. Die Familie bewohnt seit über 400 Jahren Ugbrooke Park, Chudleigh, Devon, England, welches 1086 schon in dem für Wilhelm den Eroberer zusammengestellten Domesday Book (Buch von Winchester, eine Art Bestandsaufnahme der "Sahnetorte vor dem Anschneiden") erwähnt wird, freilich ist das heutige Schloß jüngeren Datums und das Ergebnis einer Umgestaltung durch Robert Adam, während Capability Brown den Landschaftspark anlegte. Ein Familiensitz gleichen Namens existiert seit dem 19. Jh. in Neuseeland.

Exlibris für Thomas Greene:
Abb. links: Ein heraldisches Exlibris aus Großbritannien für Thomas Greene. Der Urheber der Zeichnung ist mir nicht bekannt. Man beachte eine typisch englische Darstellung, die in der deutschen Heraldik so nicht üblich ist: Helmzier und Helmwulst stehen als "crest" alleine über dem Spruchband "VIRET ET VIREBIT VIRTUS", ohne Schild und ohne Helm.

Exlibris Thomas Salt:
Abb. rechts: Ein heraldisches Exlibris aus Großbritannien für Thomas Salt. Der Urheber der Zeichnung ist mir nicht bekannt. Man beachte eine weitere typisch englische Darstellung, die in der deutschen Heraldik so nicht üblich ist, sogar als schwerer darstellerischer Fehler angesehen werden würde: Die Helmzier schwebt ohne Helm alleine ohne graphische Anbindung über dem Schild, der hier eine typisch englische, rechts und links oben zu zwei Spitzen ausgezogene Form aufweist.

Exlibris von Charles William Sherborn:
Ein heraldisches Exlibris aus Großbritannien für J. W. Crombie, ein Kupferstich von Charles William Sherborn (1831-1912) aus dem Jahre 1889, unten rechts datiert und signiert. Wiederum eine typisch englische Darstellung, die in der deutschen Heraldik so nicht üblich ist: Helmzier und Helmwulst stehen als "crest" alleine über dem Spruchband "ET PAUCOS SED UT ELIGAM LIBELLOS", ohne Schild und ohne Helm. Der Spruch ist Teil eines Wortes von Martial (Epigramme II 48), "Coponem laniumque balneumque / tonsorem tabulamque calculosque / et paucos, sed ut eligam, libellos, / unum non nimium rudem sodalem ...." - "Eine Kneipe, einen Metzger und ein kleines Bad, einen Friseur, ein Spielbrett und Spielsteine, auch ein paar Bücher - aber so, dass ich sie mir aussuchen kann, einen einzigen Freund - er sollte aber nicht allzu ungebildet sein....." - Dinge, wenn er die hat, dann kann er auf die Nero-Thermen, damals Ort größtdenkbaren Komforts, getrost verzichten. Der Crest inmitten wilder Blattgeranke und zweier Disteln zeigt einen wachsenden Löwen, der in der rechten Pranke eine Lilie emporhält.

Exlibris für Augustus Frederick Duke of Sussex:
Ein Stahlstich, ausgeführt mit einer "Perkins and Heath - Patent hardened Steel plate", wie ganz unten zu lesen ist (Firma wurde 1818 gegründet), für Augustus Frederick Duke of Sussex, 6. Sohn von George III. König von Großbritannien (4.6.1738 - 29.1.1820) und Sophia Charlotte Herzogin von Mecklenburg-Strelitz (19.5.1744 - 17.11.1818), geboren 27.1.1773, 27.11.1801 Duke of Sussex, Earl of Inverness, Baron Arklow, gestorben 21.4.1843. Von diesem Prinzen gab es zwei Bücherzeichen, ein größeres mit dem ganzen Wappen, das in Teil 12 der Sammlung britischer Exlibris beschrieben wird, und ein kleineres nur mit dem Crest, welches hier wiedergegeben wird, wobei keines der beiden Typen seinen Namen nennt. Bei dem großen Exlibris (Sammlung Teil 12, dort mehr zum Exlibrisbesitzer) ist die heraldische Differenzierung mittels Turnierkragen eindeutig, hier ist sie mangels Schild offen. Der Löwe der Helmzier trägt zwar auf der Brust einen Turnierkragen, allerdings war es bei der geringen Größe nicht mehr möglich, sog. Cadency Marks anzubringen. Deshalb wurde auch gemutmaßt, daß dieses Blatt evtl. von verschiedenen Söhnen Georgs III. verwendet worden sein könnte. Tatsächlich ist es ein zweites Exlibris besagten Duke of Sussex, der der einzig wirklich Gebildete und Bibliophile unter allen Brüdern war und der eine gewaltige Bibliothek von ca. 50000 Bänden sein Eigen nennen konnte. Im unteren Bereich des Blattes ist ein ovaler Bereich freigelassen, auf dem handschriftlich der Regalplatz des Buches eingetragen wurde.

Übrigens sind in dieser Exlibrissammlung noch mehrere nahe Verwandte vertreten: In Teil 12 der Sammlung britischer Exlibris wird das Bücherzeichen für seinen älteren Bruder beschrieben aus einer Zeit, als der noch Kronprinz war, und in Teil 4 der Sammlung britischer Exlibris befindet sich das Bücherzeichen für seinen Neffen.

Das zentrale Badge mit dem Löwen auf der Krone ist umgeben von einem kreisförmigen Kranz aus sechs Emblemen des Hosenbandordens mit den Worten "Honi soit qui mal y pense", jeweils durch verschlungene Knoten getrennt, unten hängt der Drachentöter Georg an dem Band. Im Jahre 1801 fand die Investitur von August Frederick zum Knight of the Garter statt, nachdem er schon 1786 zu einem solchen ernannt worden war. Die Mitgliedschaft im Hosenbandorden (Order of the Garter) ist normalerweise kenntlich an dem Schnallenband mit einer mit einem halben Schlag um die feste Part herumgeschlungenen und mit dem Ende herabhängenden losen Part, versehen mit der Devise "HONI SOIT QUI MAL Y PENSE", welches hier aber fehlt. Eine im 15./16. Jh. eingeführte Ordenskette ist normalerweise um dieses Band herumgelegt und erscheint bei diesem Bücherzeichen alleine, bestehend aus goldenen Knoten, die sich mit einer roten Rose innerhalb eines kreisförmigen blauen Schnallenbandes abwechseln, mit der herabhängenden plastischen Darstellung des Drachentöters Georg (Great George), der vom Pferd aus dem sich unter ihm auf dem Rücken krümmenden Drachen seine Lanze in den Rachen stößt, auch diese gehört zum Hosenbandorden; eine kombinierte Darstellung war über ein paar Jahrhunderte die bevorzugte, ehe man im 20. Jh. zum schlichten einfachen Band zurückkehrte. Getragen wird diese Collane bei entsprechend zeremoniellen Anlässen auch heute noch. Das Schnallenband wird hingegen von männlichen Mitgliedern am linken Knie getragen.

Detailausschnitte: oben links herzogliche Krone, oben rechts Eule, unten links Löwen-Helmzier und unten rechts hl. Georg.

Das Feld für die Signatur wird links von einem antikisierenden Helm und rechts von einer Eule (ein Kauz) begleitet, beides Attribute der griechischen Göttin Pallas Athene, der Göttin der Weisheit, Schutzherrin der Helden, der Künste und Wissenschaften.

Exlibris von Charles William Sherborn:
Ein heraldisches Exlibris aus Großbritannien für F. G. Waller aus Amsterdam, ein Werk von Charles William Sherborn (1831-1912) aus dem Jahre 1893 (79 x 61 mm, Radierung, Witte, Bibliographie 3, 80; Thieme-Becker 30; Gutenberg 10.430). Im (nach der Schraffur blauen) Schild sehen wir einen oben dreimal gezinnten silbernen Balken, oben ein ebensolches Mühleisen mit vier Armen, unten Wellen. Das Mühleisen hat hier die typisch niederländische Form mit einer quadratischen, auf Kante stehenden zentralen Öffnung und vier nach paarweise nach oben bzw. nach unten gebogenen Armen. Auf dem (nach der Schraffur blau-silbern) bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken steht ein solches Mühleisen zwischen einem (nach der Schraffur blauen) Flug. Als Schildhalter dienen zwei widersehende Greife. Die Devise lautet: "Fortior Voluntas", etwa "entschlossener/starker/kräftiger Wille/Wunsch".

 

Zwei kleine Details sind noch beachtenswert: Unter dem Schriftband mit der Devise umschließen weiter außen symmetrisch zwei weitere kleine Bänder das florale Gebinde. Rechts befindet sich darauf die Künstlersignatur mit den verschlungenen Buchstaben CWS, optisch links ist an der entsprechenden Stelle ein kleines Schildchen mit einem durchgehenden Kreuz, rechts oben ein pfahlweise gestelltes Schwert, das Stadtwappen von London. Statt der Münze am Helmhals fällt hier ein sechsstrahliger Stern ins Auge.

 

Literatur, Links und Quellen
Herrn Stephen Slater ein herzliches Dankeschön für viele der hier gezeigten Exlibris und die entsprechenden Erläuterungen.
Exlibris des Duke of Sussex:
http://omeka.wustl.edu/omeka/exhibits/show/brisman/item/4358
Bibliothek des Duke of Sussex
http://www.manuscripts.org.uk/provenance/collectors/Sussex/Sussex.htm
Das nötige Handwerkszeug zum Lösen britischer Exlibris ist auf einen Blick:
- Debretts Peearge:
https://archive.org/details/1876debrettspeerage00londuoft u.v.a.m.
- Burke
https://archive.org/details/generalarmoryofe00burk - https://archive.org/details/genealogicalhera01byuburk u.v.a.m.
- Fox-Davies Armorial families, a directory of gentlemen of coat-armour, T. C. & E. C. Jack, Edinburgh, 1905:
http://www.ebooksread.com/dl2.php?action=output_file&id=110613&ext=pdf_external&f=armorialfamilies00foxdrich, Ausgabe von 1929, Band 1: http://www.ebooksread.com/dl2.php?action=output_file&id=126848&ext=pdf_external&f=armorialfamilies01foxd, Band 2: http://www.ebooksread.com/dl2.php?action=output_file&id=126846&ext=pdf_external&f=armorialfamilies02foxd
- Peerage und Genealogien:
http://www.cracroftspeerage.co.uk/online/content/peerage.htm
- Genealogien:
http://thepeerage.com

Exlibris (01) - (02) - (03) - (04) - (05) - (06) - (07) - (08) - (09) - (10) - (11) - (12) - (13) - (14) - (15) - (16) - (17) - (18) - (19) - (20)
Exlibris (21) - (22) - (23) - (24) - (25) - (26) - (27) - (28) - (29) - (30) - (31) - (32) - (33) - (34) - (35) - (36) - (37) - (38) - (39) - (40)
Exlibris (41) - (42) - (43) - (44) - (45) - (46) - (47) - (48) - (49) - (50) - (51) - (52) - (53) - (54) - (55) - (56) - (57) - (58) - (59) - (60)
Exlibris (61) - (62) - (63) - (64) - (65) - (66) - (67) - (68) - (69) - (70) - (71) - (72) - (73) - (74) - (75) - (76) - (77) - (78) - (79) - (80)
Französische Exlibris (1) - (2) - (3) - (4) - Italienische Exlibris (1) - belgische Exlibris (1) - portugiesische Exlibris (1)
Britische Exlibris (1) - (2) - (3) - (4) - (5) - (6) - (7) - (8) - (9) - (10) - (11) - (12) - (13) - (14) - (15) - (16)
spanische Exlibris (1)
Signaturen von Künstlern und Heraldikern

Übersicht

Home

© Copyright / Urheberrecht am Text und Datenbank: Bernhard Peter 2009
Die Abb. sind selbst angefertigte Scans historischer, aufgrund ihres Alters gemeinfreier Originale.
Sofern bekannt, ist der Urheber bei der jeweiligen historischen Graphik angegeben.
Impressum