Bernhard Peter
Historische heraldische Exlibris (38)

Exlibris von Walter Schneider:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1918, gezeichnet von Walter Schneider (4.6.1878-22.5.1935), von einem eher selten als Künstler, vielmehr als Auftraggeber von Exlibris auftretenden Frankfurter Heraldiker und Mitbegründer des "Heraldischen Stammtisches" in Frankfurt, von dem als Eigner etliche Blätter in dieser Sammlung vertreten sind, für den größten Auftraggeber heraldischer Exlibris, den es je gab: Otto Haak. Das Wappen in Form einer linksgewendeten Tartsche: In Rot ein goldenes Andreaskreuz, mit zwei schwarzen, schräggekreuzten Feuerhaken belegt, auf dem rot-golden bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken ein goldener Löwe wachsend zwischen einem roten Flug, einen schwarzen Feuerhaken pfahlweise vor sich haltend. Diese weitere Haak-Variante von den vielen jemals angefertigten sticht durch seine interessante Helmdecke hervor, deren vier einfache Teile einen Rand aus vielen kleinen eingedrehten Zipfeln wie Locken einer Löwenmähne bestehen. Die Decken ergeben sich in einem Zug als Fortsetzung der Helmzier, auch der frontale Schlitz ist so stimmig angebracht, daß es des Wulstes nun wirklich nicht bedurft hätte. Die beiden Flügel sind unstrukturiert und mit flächiger Wirkung dem Löwenleib seitlich angesetzt. Die Signatur des Künstlers, eine WS-Ligatur, befindet sich zwischen Löwenkopf und Haken der Helmzier.

Exlibris von Lorenz Rheude:
Eine heraldische Komposition aus dem Jahr 1901, entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1.5.1939) für das Ehepaar Unbescheid/Schedlich. Die Wappenzone wird unten von einer schmalen Schriftzone begrenzt und oben mit einem Eselsrückenbogen aus Astwerk mit gegenläufigem, gestürztem, gleichartigem Bogen mit helmdeckenähnlicher Beblätterung begrenzt. Das aus Courtoisie vollständig gewendete Wappen der sächsischen, aus Gierstedt im ehem. Herzogtum Sachsen-Gotha stammenden Familie Unbescheid ist analog der Literatur (Siebmacher Band: Bg5 Seite: 86 Tafel: 99) blau-silbern gespalten mit einem roten Wolf, der eine silberne Gans im Rachen trägt, auf dem blau-silbern bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken ein blau-silbern (oder wie hier silbern-blau) übereck geteiltes Paar Büffelhörner. Das gegenüberstehende Wappen zeigt in Blau auf einer goldenen Kugel balancierend eine unbekleidete natürliche Glücksgöttin (Fortuna), welche mit beiden Händen das sie spärlich bekleidende Tuch über ihren Kopf schwingt. Auf dem bewulsteten Helm ein Pelikan mit erhobenen Flügeln in seinem Nest, seine Jungen mit dem Blut seiner Brust nährend. Daß es sich hier um ein Ehewappen handelt, wird zusätzlich durch das kleine Schildchen im oberen Teil des Blattes mit flammendem Herz und zwei Ringen verdeutlicht. Die Jahresangabe und die Künstlersignatur finden sich in der unteren rechten Ecke.

Drei Exlibris von Roderich von Haken:
Diese drei Blätter bilden eine Serie, alle sind vom gleichen Künstler, Roderich von Haken (8.9.1867-1929), für den gleichen Eigner, Karl G. Wentzel, angefertigt worden, und zwei tragen die gleiche Jahresangabe, nämlich 1908. Alle drei tragen den Namenszug des Künstlers entlang des Schildrandes. Und dennoch ist der Stil der drei Blätter vollkommen verschieden. Zwei Blätter haben einen feinen Rahmen aus bambusähnlichen Segmenten mit verdickten Knoten, das dritte Blatt besitzt ein durchgehendes Profil. Zwei Darstellungen sind mehr oder weniger im Halbprofil und gewendet, die dritte ist eine Frontalkomposition. Zwei sind im beschwingten spätgotischen Stil mit wehender, gezaddelter Helmdecke, mit Tartsche und mit Stechhelm, mit elegant geschwungenen Büffelhörnern, deren Enden in Gegenbewegung nach außen weisen, das als zweites abgebildete Blatt ist im frühen Stil mit Topfhelm, Dreieckschild und ungezaddelter Decke, die symmetrisch zu beiden Seiten desselben gerafft ist. Das zuletzt abgebildete Blatt entspricht am ehesten dem mit Werken von Rodo von Haken typischerweise assoziierten Helmdeckenstil.

Das Wappen ist geteilt, oben in Rot ein aus der Teilungslinie wachsender, doppelschwänziger, silberner Löwe mit goldener Zunge, in seinen Pranken ein goldenes Weberschiffchen haltend, unten ledig und silbern. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken zwischen zwei silbern-rot übereck geteilten Büffelhörnern ein blau-golden geteiltes Schildchen. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bg9 Seite: 82 Tafel: 100, wobei das dritte hier abgebildete Exlibris die Vorlage für diesen Eintrag bildet, sowie im Genealogischen Handbuch bürgerlicher Familien, Band 11 und Band 13. Die Devise lautet "Meae memor originis" (frei: eingedenk meiner Abstammung, ein Motto, das die Familie übrigens mit der britischen Familie Manson teilt) und ist in allen drei Darstellungen wiederzufinden. Die beiden anderen Schilde, die in den drei Darstellungen auftauchen und deren Formen sich jeweils stilistisch am Vollwappen des Eigners orientieren, stehen für den Herkunftsort des Eigners und die Stammheimat der Familie. Karl Wentzel lebte nämlich in Großschönau, einer Gemeinde im sächsischen Landkreis Görlitz an der Grenze zu Tschechien. Der eine Schild steht für die Markgrafschaft Oberlausitz und zeigt in Blau eine goldene Zinnenmauer. Daran erinnert auch heute noch das Ortswappen von Großschönau, in Silber eine mit zwei schräggekreuzten blauen Weberschiffchen belegte goldene Zinnenmauer, aus der oben ein blauer Dreiberg wächst. Ebenso dürfte das Schildchen in der Helmzier des Eignerwappens einen Bezug zu dem Wappen der Oberlausitz herstellen. Auch das Weberschiffchen, das im Familienwappen enthalten ist, begegnet uns hier wieder als Bezug zur Geschichte der Leinendamastweberei im Ort, der sich als Produktionsort hochwertiger Tischwäsche einen Namen gemacht hatte. Nach dem Leinendamast wurde der Ort zum Standort der Frottierherstellung. Der andere Schild steht für Böhmen und zeigt in Rot einen doppelschwänzigen, gekrönten, silbernen Löwen. Auch im Familienwappen ist der Löwe als Bezug zu Böhmen interpretierbar. Die Familie stammte ursprünglich nämlich aus Böhmen und wurde unter Friedrich d. Gr. zwecks Einführung der Damastweberei zur Ansiedlung in Preußen veranlaßt.

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus der Hand von Lorenz M. Rheude (1863-1939) von 1908 für Hans Wenzel. Das betont schlicht und in frühem Stil mit Topfhelm, ungezaddelter Helmdecke sowie stark geneigtem Dreieckschild gezeichnete Wappen ist komplett linksgewendet und zeigt aus einem Dreiberg wachsend einen Eichbaum mit drei Ästen, im abgeteilten rechten (gewendet!) Obereck ein schwebendes griechisches Kreuz. Auf dem bewulsteten Helm ein wachsender Eichbaum mit drei Ästen und neun Blättern (Hinweise zu Tinkturen und Literatur willkommen). Ein kleines Schildchen mit Bär sowie ein weiteres mit Bergmannsgezähe vervollständigen die einfache Komposition.

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus der Hand von Lorenz M. Rheude (1863-1939) von 1903 für Karl Zinkgräf aus Weinheim nach einem Entwurf von A. Schäfer ("invenit"). Die Wappenschilde im oberen Bereich illustrieren das Umfeld des Exlibriseigners: In der Mitte ist das Stadtwappen von Weinheim in der 1899 festgelegten Form, durch eine eingebogene Spitze gespalten, Feld 1: in Schwarz ein linksgewendeter rot bewehrter, rot gezungter und rot gekrönter goldener Löwe, Feld 2: silbern-blau schräggerautet, Feld 3: in Gold eine rote Weinleiter (Raste). Es vereinigt damit die Symbolde der Pfalz, der Wittelsbacher und ein falsch redendes Feld für den Stadtnamen. Optisch links daneben ist ein Berufswappen mit dem Hermesstab als Symbol des Kaufmannsberufes, und gegenüber kennzeichnet der rote Schrägbalken in goldenem Schild die Zugehörigkeit Weinheims zu Baden (seit 1803). Der Hintergrund zeigt den "Ratskeller", das in Fachwerk ausgeführte Geburtshaus des Eigners, später ein bekanntes Weinlokal, und die Ruine der Burg Windeck auf dem Weinheimer Schloßberg mit Bergfried und Resten des Palas. Karl Zinkgräf (1873-1939), Kaufmann und Heimatforscher, entstammt der Weinheimer Linie der Familie Zinkgräf und ist ein Nachfahr von Johann Philipp Zinkgräf (1554-1614). Damit könnte er eigentlich das im Siebmacher Band: Bg9 Seite: 33 Tafel: 40 (sowie abweichend Band: Bg12 Seite: 36 Tafel: 49) beschriebene, am 23.11.1573 an drei Brüder Laurentius, Johann Philipp und Johann Eberhard Zinkgräf (Zinckgräff) vom pfälzischen Kurfürsten Friedrich III. verliehene Wappen führen, in Schwarz eine goldene, mit einem schwarzen Feuerstahl belegte Spitze, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein schwarzer Spitzhut, oben mit drei Straußenfedern besteckt, einer schwarzen zwischen zwei goldenen, der goldene Stulp mit dem schwarzen Feuerstahl belegt. Dieses Wappen liegt hier aber nicht vor, sondern das Blatt zeigt einen mit vier Spitzen (im Spitzenschnitt) geteilten Schild, unten mit einem schwarzen, schwebenden, waagerecht verstutzten Schragen, auf dem bewulsteten Helm ein mit dem Schragen belegter Adlerflügel. Der Grund dafür ist der, daß dem Wappenstifter zum Zeitpunkt der Annahme des hier vorliegenden Wappens die direkte Abstammung von dem Begünstigten Johann Philipp Zinkgräf noch nicht bewußt war und er dieses Wappen hier annahm, ohne von seinem viel höher zu bewertenden angestammten Familienwappen Kenntnis zu haben. Erst später, als dieses Exlibris längst angefertigt war, erkannte der Eigner durch die Korrespondenz mit dem Hamburger Sippenforscher John Gechter die genealogischen Zusammenhänge. Der links unten genannte A. Schäfer, der als "Inventor" das Konzept für dieses Exlibris entwickelte, welches Rheude dann künstlerisch umsetzte, war übrigens der Bruder von Karl Zinkgräfs Ehefrau Johanna.

Zwei Exlibris von Roderich von Haken:
Diese beiden Blätter bilden eine Einheit, denn beide wurden von Roderich von Haken (8.9.1867-1929) geschaffen, und beide sind für verwandte Eignerinnen, Alice und Käthe Hirschfeld aus Berlin, entworfen worden. Beide Blätter verwenden den Rautenschild für die Damen. Das Wappen zeigt in Blau einen silbernen, frontal hersehenden Hirschkopf mit Geweih, das eine silberne, golden bebutzte Edelweißblüte einschließt. Kleinod unbekannt, kein Eintrag in den Standardsammlungen. Das Exlibris für Alice Hirschfeld besitzt eine Umrahmung mit Maßliebchen. Im Hintergrund steht der Hirsch auf einer Wiese. Unten ergänzen das Berliner Stadtwappen, Bücher und eine Eule die Komposition. Das Blatt für Käthe Hirschfeld ist von Alpenrosen umschlossen. Der Hintergrund des Blattes erzeugt eine alpine Szenerie mit Gipfeln, Wetterfichten, Feldkreuzen, Hochalmen mit Heustadln etc. Die Gipfel stellen den Höllentorkopf, den Alpspitz und den Waxenstein dar. Das sind alles Gipfel im bayerischen Wettersteingebirge, die Käthe Hirschfeld mit dem Urheber zusammen erstiegen hat. Auch hier ist wieder der Schild mit dem Berliner Stadtwappen zu sehen, auf der anderen Seite das allgemeine Künstlerwappen.

 

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus der Hand von Lorenz M. Rheude (1863-1939) von 1908 für Alfred Baumeister aus München. Das Wappen der aus Hohenwart stammenden Familie Baumeister zeigt in Blau ein silbernes Haus, auf dem blau-silbern bewulsteten Helm mit blau-silbernen Decken ein wachsender Baumeister in blau-silbern gespaltenem Gewande mit Kragen in verwechselten Farben und mit blauer, silbern gestulpter Mütze und goldenem Stechzirkel in der Rechten zwischen einem rechts silbernen, links blauen Paar Büffelhörner (Farben einem anderen Exlibris entnommen). Dieses Exlibris reiht sich ein in eine Serie von mehreren vom gleichen Künstler für diese Familie mit großer Variabilität in der Darstellung des Hauses. In der DWR ist das Wappen unter Nummer 4317/43 registriert, bis jetzt aber noch nicht publiziert worden.

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus der Hand von Lorenz M. Rheude (1863-1939) von 1904 für Egas von Wenden (3.12.1880-1939), nach einem Entwurf von Otto von Wenden ("invenit"), von dessen Hand es übrigens ein weiteres Exlibris mit Farbschraffuren gibt. Das Wappen der v. Wenden (eigentlich Wendt von Wenden, denn Matthias Wendt, preußischer Hofgerichtsrat und Bürgermeister von Stargard, wurde mit dem Namenszusatz "v. Wenden" am 14.1.1699 in den Reichsadelsstand erhoben) wird beschrieben im Siebmacher Band: Pr Seite: 441 Tafel: 482, und es zeigt einen blau-rot schräglinks geteilten Schild mit einem goldenen, aufspringenden Hirsch, eigentlich auf grünem Boden (fehlt hier). Auf dem Helm mit rechts blau-goldenen, links rot-goldenen Decken der goldene Hirsch wachsend. Hier ist ein früher Darstellungsstil gewählt worden mit Topfhelm, ungezaddelter Decke und 45° geneigtem Dreieckschild, so daß die Schräglinksteilung senkrecht steht. Aus künstlerischen Gründen wurde der Hirsch im Schild jedoch nicht in gleichem Maße mitgeneigt, ein Kunstgriff, der zu maximaler Raumausnutzung im Schild führt, denn so kann das Geweih bis ins linke Obereck ausgezogen werden, wobei die Schräglinksteilung genau mittig zwischen den Hörnern liegt, was nur durch eine Perspektivenmischung "geht". Daß diese "Rücklage" des Hirschen nicht der normalen Ausrichtung entsprechen kann, wird erst beim Geradestellen des Schildes auffällig. Das Diagonalmuster des Hintergrundes harmoniert mit der 45°-Ausrichtung des geneigten Schildes.

Drei Exlibris von Roderich von Haken:
Diese drei Blätter bilden eine Einheit, denn alle wurden von Roderich von Haken (8.9.1867-1929) geschaffen, und alle sind für den gleichen Eigner, Friedrich Carl Bellaire aus Wörschweiler entworfen worden, der einer Hugenottenfamilie entstammt, die sich aus Frankreich kommend um 1700 ff. in der Pfalz angesiedelt hatte. Friedrich Carl Bellaire aus Wörschweiler (heute ein Stadtteil von Homburg, Saarpfalz) arbeitete lt. Siebmachers Wappenwerk an einer Familiengeschichte, außerdem veröffentlichte er etliche regionalgeschichtliche Publikationen, u. a. in den Leininger Geschichtsblättern. Außerdem haben alle drei Blätter die gleichen Wappen und Begleitschilde, einmal die drei (2:1) goldenen Lilien in blauem Feld für Frankreich und einmal den goldenen, rot gekrönten Löwen in grünem Feld. Alle drei tragen den Namenszug des Künstlers entlang des Schildrandes, und beide tragen die Devise "J'aime la vérité et la justice" - ich liebe die Wahrheit und die Gerechtigkeit - auf einem entlang des unteren Schildrandes gelegten Schriftband. Der Stil der drei Blätter ist jedoch gänzlich verschieden, die eine Darstellung (Gutenberg 24.159) hat Topfhelm, Dreieckschild, geschlossene Helmdecke und breit ausladene Büffelhörner mit den Spitzen nach innen, die andere (Gutenberg 24.160) Stechhelm, eine vielfach gezaddelte mehrlagige Helmdecke und S-förmig nach außen schwingende schlanke Büffelhörner sowie eine Rahmung mit Kleeblättern, und die dritte wiederum eine ganz andere, rundere Helmdecke. Es war Absicht des Künstlers, das Wappen im früh- und im spätgotischen Stil nebeneinander zu stellen.

 

Das Wappen Bellaire wird im Siebmacher Band: Bg9 Seite: 35 Tafel: 41 beschrieben. Es ist mit einem goldenen Sparren von Blau und Silber geteilt, begleitet oben von zwei goldenen Sternen, unten von einem blauen Kleeblatt (im Siebmacher: im Text ist das Kleeblatt golden, in der Abb. blau). Auf dem Helm mit rechts blau-goldenen und links blau-silbernen Decken eine goldene, strahlende, gesichtete Sonne zwischen zwei Büffelhörnern, das rechte blau-golden, das linke silbern-blau geteilt. Die gesichtete Sonne ist eine Anspielung auf den Sonnenkönig, der über die französische Heimat geherrscht hat.

 

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris von Lorenz M. Rheude (1863-1939) aus dem Jahr 1910 für Edmund Koch. Das Wappen, welches von dem Lehrer Edmund Koch aus Rudolstadt im Jahre 1910 neu angenommen wurde, und welches auf einem alten Petschaft und einer Darstellung auf einem Familien-Möbelstück beruht, wird im Siebmacher Band: Bg11 Seite: 53 Tafel: 71 beschrieben. Der redende Schild zeigt in Blau einen silbernen Kochständer (Dreifuß) mit einer daraufgestellten silbernen Terrine und mit einem aus dieser links hervorstehendem Löffel, begleitet von zwei (1, 1) fünfstrahligen, silbernen, hier facettierten Sternen, im rechten silbernen Obereck eine schwarze, hier facettierte Hausmarke. Auf dem blau-silbern bewulsteten Helm mit blau-silbernen Decken ein wachsender, rotbewehrter, goldener Löwe, ein mit der Hausmarke belegtes silbernes Schildchen in den Vorderpranken haltend. Trotz der linksgewandten Darstellung ist also hier der Schildinhalt nicht mitgespiegelt worden. Johann Jakob Koch (Heirat 1719 in Allendorf) bildet den Beginn der nachweisbaren Stammreihe. Die Darstellung des Wappens ist in kräftigen Kontrasten vor einem diffus strukturierten Hintergrund gehalten.

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris von Lorenz M. Rheude (1863-1939) aus dem Jahr 1912 für Dr. jur. Max Allaire. Der Schild zeigt in Blau zwei goldene, gestümmelte Adler übereinander, auf dem blau-golden bewulsteten Helm mit blau-goldenen Decken ein rechts goldener, links blauer Adlerflug. Bei der Motivwahl hat offensichtlich die Nähe des Namens Allaire zur französischen Bezeichnung Alérion für gestümmelte Adler eine Rolle gespielt. Vier Schilde begleiten die Helmzier, zwei auf jeder Seite, die silbern-blauen Rauten der Wittelsbacher, der goldene, rot gekrönte Pfälzer Löwe in schwarzem Feld und das Münchener Kindl, in Silber ein Mönch mit goldgeränderter schwarzer Kutte und roten Schuhen, in der Linken ein rotes Buch haltend, die Rechte zum Schwur erhoben. Der vierte Schild zeigt in Gold einen roten Löwen, von einem dreilätzigen blauen Turnierkragen überdeckt (Stadtwappen Zweibrücken, altes Wappen der jüngeren Linie der Grafen von Zweibrücken).

 

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris von Lorenz M. Rheude (1863-1939) aus dem Jahr 1911 für Ludwig Michael Dürbig. Das Wappen ist von einem silbernen Balken golden-blau geteilt, oben ein oben federbesteckter Turban, unten ein silberner Sparen, einen ebensolchen achtzackigen Stern einschließend. Auf dem Helm mit rechts rot-goldenen, links blau-silbernen Decken ein Turban, oben federbesteckt, aus dessen Wulst ein Flug hervorkommt, rechts rot-golden, links blau-silbern geteilt. Der Motivwahl liegt vermutlich ein Wortspiel mit dem Familiennamen zugrunde: Dürbig = Turban. Der achtstrahlige Stern wiederholt sich in den vier Ecken des Rahmens, der oben und unten von der Eignerinschrift und zu beiden Seiten aus Rautenmustern gebildet wird. Ohne Literaturnachweis, Hinweise willkommen.

Exlibris von Oskar Roick:
Ein heraldisches Exlibris von Oskar Roick (28.3.1870-11.12.1926) aus dem Jahr 1903 für Otto Haak (Gesamtgröße 12.6 x 8.7 cm, Sujet 11 x 7.1 cm, dunkelgrüner Buchdruck auf zweifarbigem Papier). Das linksgewendete Wappen, auf einem sockelartigen Podest unter einem verzierten Bogen neben einem Herold positioniert, der auf dem Tappert einen Adler trägt, zeigt in Rot ein goldenes Andreaskreuz, mit zwei schwarzen, schräggekreuzten Feuerhaken belegt, auf dem rot-golden bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken ein goldener Löwe wachsend zwischen einem roten Flug, einen schwarzen Feuerhaken pfahlweise vor sich haltend. Datierung und Eignernennung befinden sich auf einer Draperie in der Sockelmitte. Der Herold dient als Kulisse und Wappenhalter; seine Rechte ruht auf dem Stechhelm des Wappens. Nur auf der heraldisch rechten Seite ist die Helmdecke nennenswert elaboriert, die linke Seite wird verdeckt. In den Bogenzwickeln sind zwei Medaillons mit Löwenmasken zu sehen, und am Bogenscheitel ist eine reichverzierte, vorgehängte Tafel "Mein Buch" angebracht, die bis zum äußeren Rahmen reicht. Die Signatur des Künstlers befindet sich unten rechts neben der Eignernennung am Sockel. Auf der Rückseite ist ein violetter Namenstempel "Oskar Roick, Berlin-Steglitz". Die Gestaltung ist noch sehr vom Historismus geprägt und erinnert stilistisch und inhaltlich an eine Arbeit Roicks aus dem Jahre 1897 für den heraldischen Verein "Zum Kleeblatt" in Hannover, auch dieses hat den Herold.

 

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris von Lorenz M. Rheude (1863-1939) aus dem Jahr 1904 für den Land-Kammerrat Franz Beerend. Das vor eine Landschaft mit Gebäuden gestellte Vollwappen zeigt einen Bären mit einer ausgerissenen Tanne in den Vorderpranken, auf dem Helm einen Zinnenturm mit geteilter Fahne an aufrechter Fahnenstange, zwischen einem übereck geteilten Flug (ohne Literaturbeleg, Hinweise willkommen). Die Devise lautet "Sustine et tolle" - halte aus und trage.

 

Das Blatt gibt es in mehreren verschiedenen Farb-Varietäten, oben bräunlich, unten schwarz, jeweils mit Detailausschnitten. Die beiden dargestellten Gebäude sind Schloß Friedrichs-Tanneck und die Villa Beerend in Wenigenjena.

 

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus der Hand von Lorenz M. Rheude (1863-1939) von 1902 für Hans Freiherr von Müllenheim-Rechberg nach einem Entwurf von A. v. Steiger. Das Blatt ist in vier Zonen aufgeteilt: Oben links sieht man die charakteristische Silhouette des Straßburger Münsters, oben rechts eine Rekonstruktion der Burg Ortenberg im Elsaß bei Schlettstadt, beide vor zwei mit einem Segmentbogen gewölbten Maueröffnungen, vor deren rechter ein Jüngling mit Jagdfalke auf der Linken auf der Mauer sitzt. Die Burg-Silhouette ist mit dem Datum 1314 bezeichnet, das ist das Jahr, in dem die Habsburger die Ortenburg und das Dorf Scherweiler an die Familie Müllenheim verkauft hatten. Die rechte untere Seite wird von der Eignerinschrift eingenommen, während die linke untere Hälfte ein gotisches Ritter-Grabmal wiedergibt mit einem Geharnischten im Stil der Zeit, als Heinrich von Müllenheim bezeichnet, gest. 10.4.1336 in Straßburg, neben ihm ein Vollwappen, innerhalb eines goldenen Bordes in Rot eine silberne Rose mit goldenem Butzen, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken eine rote Mütze oder Scheibe, darauf vorn eine golden bebutzte, silberne Rose, oben mit einem Pfauenwedel besteckt (Kleinod der Linie Rechberg, eines von sehr vielen in der Familie vorkommenden). Das Familienwappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Pr Seite: 272 Tafel: 324, Band: Bad Seite: 64 Tafel: 38, Band: Els Seite: 15 Tafel: 18 sowie Band: PrA Seite: 51 Tafel: 38. Die Familie gehörte zum elsässischen Uradel und straßburgischen Patriziat, teilte sich in die Johannes-Linie (erloschen 1684), die Burkhard-Linie (im 15. Jh. erloschen) und in die Heinrichs-Linie als Hauptäste, die wiederum weitere Nebenlinien bildeten.

Literatur, Quellen und Links:
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2. Teil, Band 1: A-K, 720 Seiten, 1685 Abb., Verlag Claus Wittal, Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-31-8.
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2. Teil, Band 2: L-Z, 736 Seiten, 1795 Abb., Verlag Claus Wittal, Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-32-5
Claus Wittal, Eignerverzeichnis zum Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, Verlag Claus Wittal, 2003, 336 Seiten, 595 Abb., ISBN 978-3-922 835-33-2
Siebmachers Wappenbücher
Die Abb. dieser Sammlung Nr. 38 sind Scans von Reproduktionen in Beilagen zu heraldisch-genealogischen Periodika.
Herrn Rolf Heintz ein herzliches Dankeschön für die Zurverfügungstellung der Vorlagen.
Walter Schneider für Otto Haak: Beilage zu Nr. 3 des Deutschen Herolds 1919, Starke Verlag Görlitz
Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband H: Jürgen Arndt: Biographisches Lexikon der Heraldiker; 1992. XXIV und 664 S. mit zahlr. Wappenabb., Festeinband, Degener Verlag, ISBN 3-87947-109-6
Exlibris Unbescheid/Schedlich: Beilage zu Wellers Archiv, 2. Jahrgang, Nr. 11, A. Wellers Verlag Kahla.
Wentzel: Beilage zu Wellers Archiv, 9. Jahrgang, 1909, Verlag Gebr. Vogt, Papiermühle Sachsen-Anhalt.
Wentzel: Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien, Band 11 und Band 13
Wenzel: Beilage zu Wellers Archiv, 9. Jahrgang, 1909, Verlag Gebr. Vogt, Papiermühle, Sachsen-Anhalt.
Zinkgräf: Familienseite:
http://www.zinkgraef.de/deutsch/geneal_d.htm - Geschichte: http://www.zinkgraef.de/deutsch/geschi_d.htm - Stammbaum: http://www.zinkgraef.de/deutsch/stammb_d.htm - Stammliste: http://www.zinkgraef.de/deutsch/stamml_d.htm
Zinkgräf: Beilage zu Wellers Archiv, 4. Jahrgang, Nr. 11, 1904, Verlag Gebr. Vogt, Papiermühle bei Rhoda, Sachsen-Anhalt.
Ein herzliches Dankeschön an Herrn Dr. Fritz Zinkgräf für wertvolle Hinweise zur Familien- und Wappengeschichte.
Baumeister: Beilage zu Wellers Archiv, 11. Jahrgang, 1911, Verlag Gebr. Vogt, Papiermühle, Sachsen-Anhalt.
v. Wenden: Beilage zu Wellers Archiv, 5. Jahrgang, 1905, Verlag Gebr. Vogt, Papiermühle, Sachsen-Anhalt. Wellers Archiv, Band 5, 1904-1905, S. 140.
Koch: Beilage zu Wellers Archiv, 11. Jahrgang, Verlag Gebr. Vogt, Papiermühle Sachsen-Anhalt.
Allaire: Beilage zu Wellers Archiv für Stamm- und Wappenkunde, 14. Jahrgang, Verlag Gebr. Vogt, Papiermühle Sachsen-Anhalt.
Dürbig: Beilage zu Wellers Archiv für Stamm- und Wappenkunde, 14. Jahrgang, Verlag Gebr. Vogt, Papiermühle Sachsen-Anhalt.
Haak: Beilage zu Wellers Archiv für Stamm- und Wappenkunde, 5. Jahrgang, Verlag Gebr. Vogt, Papiermühle Sachsen-Anhalt.
Beerend: Beilage zu Wellers Archiv für Stamm- und Wappenkunde, 4. Jahrgang, Nr. 12, Verlag Gebr. Vogt, Papiermühle Sachsen-Anhalt.
Müllenheim: Beilage zu Wellers Archiv für Stamm- und Wappenkunde, Nr. 11, A. Wellers Verlag Kahla.
Burg Ortenberg:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fd/BurgOrtenbergderM%C3%BCllenheim.jpg
Familienbuch der Freiherren von Müllenheim:
http://www.rambow.de/familienbuch-der-freiherren-von-muellenberg.html - http://contentdm.lib.byu.edu/cdm4/document.php?CISOROOT=/FH11&CISOPTR=93684&REC=1 - http://contentdm.lib.byu.edu/cdm4/document.php?CISOROOT=/FH11&CISOPTR=93514&REC=2 - http://contentdm.lib.byu.edu/cdm4/document.php?CISOROOT=/FH11&CISOPTR=93347&REC=3
Exlibris Beerend: Archiv für Stamm- & Wappenkunde, hrsg. von Lorenz M. Rheude, 4. Jahrgang 1903-1904, Verlag Gebr. Vogt, Roda, Nr. 12, Beilage
Bellaire- und Hirschfeld-Zeichnungen: Archiv für Stamm- & Wappenkunde, hrsg. von Lorenz M. Rheude, 12. Jahrgang 1911-1912, Nr. 5, November 1911, Verlag Gebr. Vogt, Roda, Beilage
Erläuterungen: Archiv für Stamm- & Wappenkunde, hrsg. von Lorenz M. Rheude, 12. Jahrgang 1911-1912, Nr. 5, November 1911, Verlag Gebr. Vogt, Roda, S. 73-74

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z. T. in Beilagen zu heraldisch-genealogischen Periodika.
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