Bernhard
Peter
Historische
heraldische Exlibris (24)
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1930,
entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1.5.1939) für die
Bücherei des Bayerischen Landes-Vereins für
Familienkunde (BLF) in München. Das Künstlermonogramm
befindet sich rechts unten außerhalb des Rahmens aus einem
rundum gelegten, beblätterten Stab und teilt die Jahresangabe
mittig. Der zentrale Wappenschild zeigt die Wittelsbacher Rauten,
den silbern-blau schräggerauteten Schild. Er wird umgeben von
einem kreisrunden, oben offenen, beiderseits beblätterten Ast,
der mit drei (2:1) Scheiben mit den klassischen Symbolen für
Geburt, Heirat und Tod belegt ist. Heute führt der Verein diese
Symbole in anderer Kombination, der Rautenschild ist von einem
Pfahl belegt, auf dem diese drei Symbole übereinander stehen.
Zum Zeitpunkt der Exlibris-Anfertigung war der Verein 8 Jahre
alt, denn er wurde am 19.05.1922 in München gegründet. Der der
Familienforschung verpflichtete Verein hat Bezirksgruppen in den
Regierungsbezirken Niederbayern (Passau), Oberbayern (München),
Oberpfalz (Regensburg) und Schwaben (Augsburg) mit jeweils
eigenen Bibliotheken mit umfangreichen Beständen an
genealogischer, heraldischer und heimatkundlicher Literatur,
Ahnen -, Stamm- und Nachfahrentafeln etc. Der Verein gibt als
Eigenpublikation die jährlich erscheinenden "Blätter des
Bayerischen Landesvereins für Familienkunde" (sog.
"Gelbe Blätter") und die dreimal jährlich
erscheinenden Informationsblätter heraus, dazu CDs mit
Materialien. Entsprechend dem Hauptsitz des Vereines in München
(Bibliothek: Metzstraße 14 b in München, geöffnet mittwochs
13-17 Uhr) ist unten das Münchener Stadtwappen zu sehen, in
Silber ein Mönch mit goldgeränderter (hier sehr breit geraten)
schwarzer Kutte und roten Schuhen, in der Linken ein rotes Buch
haltend, die Rechte zum Schwur erhoben.
Exlibris
von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1895, entworfen von Georg Otto (6.9.1868-17.5.1939) für
Paul Nicolaus Ratajczak (110 x 70 mm, farbiger
Buchdruck, Witte, Bibliographie 2, 263; Thieme-Becker 26;
Gutenberg 7964). Das Wappenbild zeigt einen erhöht geteilten
Schild, oben in Rot ein wachsender silberner Adler, unten in
Silber auf grünem Boden ein geißelschwingender Mann in
polnischer Nationaltracht. Auf dem bewulsteten Helm ein
wachsender Arm mit der Geißel aus dem Schild. Bereits in
Exlibris-Galerie 22 wurde der redende Charakter dieses Wappens
diskutiert. Beherrschend ist in dieser Komposition eine sitzende
Hermes-Figur mit Flügelhelm auf dem Kopf und dem geflügelten,
von zwei sich anblickenden Schlangen umwundenen Hermesstab
(griech. Kerykeion, lat. Caduceus) in der Rechten. Die Figur hat
die Beine nach links, dreht den Oberkörper jedoch gänzlich zum
Betrachter und wendet den Kopf nach rechts, so daß die Figur
sehr geschickt das ganze Bild "durchmißt" und von
Seite zu Seite führt. Die Linke ruht auf dem Wulst des Helmes.
Am sichtbaren linken Fuß ist ebenfalls ein Bändchen mit
Flügeln angebracht, eine künstlerische Variation der sonst eher
üblichen Flügelschuhe. Hermes als Schutzgott der Händler liegt
bei dem Beruf des Eigners nahe, denn der am 27.3.1862 geborene
Paul Nicolaus Ratajczak war als Inhaber eines Eisenwarenhandels
tätig. Durch einen Rundbogen, in dessen Zwickeln man zwei
angeschnittene Wappen des Königreichs Preußen und der Stadt
Berlin teilweise sieht, fällt der Blick auf das Rote Rathaus von
Berlin als Hintergrund mit seinem markanten Turm - der Eigner,
dessen Familie polnischen Ursprungs ist, lebte in Berlin. Oben
liegt dem Rahmen ein aufgeschlagenes Buch auf, auf dem eine
Schreibfeder durch zwei Laschen gezogen ist; die Seiten des
Buches sind mit "Soll" und "Haben"
beschriftet, ein weiterer Hinweis auf den Kaufmannsberuf. Hinter
dem Wappenschild schlängelt sich ein Band mit der Devise
"sempre avanti". Für den gleichen Eigner gibt es noch
mehrere andere Aufrisse, so z. B. von Rheude 1900 und von
Hildebrandt 1896.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1900, entworfen von Lorenz M. Rheude
(17.12.1863-1.5.1939) für Georg Tippel
(Klischeedruck, 7,0 x 6,5 cm). Ein kreisförmiger Rahmen mit der
Eignernennung umschließt ein in frühem Stil mit Kübelhelm und
ungeteilten Decken dargestelltes Wappen, dessen Schild dem Rahmen
aufliegt. Das Wappen Tippel ist nicht in den einschlägigen
Sammlungen verzeichnet. Es zeigt einen von drei (2:1) schwebenden
griechischen Kreuzen begleiteten Wechselzinnenbalken, auf dem
Helm wird ein beiderseits mit dem Schildbild belegter Flug
geführt (Hinweise zu den Farben willkommen). Zwei kleinere
Beischilde beiderseits des Hauptschildes ergänzen die
Komposition: Unten links befindet sich der bayerische
silbern-blaue Rautenschild, heraldisch unten rechts das
Stadtwappen von Landshut mit den drei (2:1)
blauen Eisenhüten mit verschlungenen roten Riemen in silbernem
Feld.
In Landshut ist ein angesehener Gastwirt dieses Namens aus der Altstadt bekannt dafür, daß er 1902 gemeinsam mit dem Brotfabrikanten und Gemeindebevollmächtigten Josef Linnbrunner eine Organisation namens "die Förderer" ins Leben rief, um den Festzug anläßlich der Landshuter Hochzeit 1475 erneut darzustellen, der dann erstmalig am 15.8.1903 nach über 500 Jahren stattfand und der Beginn dieses weltbekannten Historienspiels wurde. Dies könnte vielleicht der Eigner sein, Hinweise willkommen. Es werden zwei Farbvarietäten abgebildet.
Exlibris
von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1918, entworfen von Georg Otto (6.9.1868-17.5.1939) für
Carl Friedrich Schott (geboren in Stuttgart am
18.9.1866, Kaufmann in Hamburg) und seine Frau Anna Marie Luise
geb. Vossler ()geb. in Hohenheim am 31.3.1871,
Tochter von Prof. Otto von Voßler, Direktor der landwirtschaftlichen
Akademie Hohenheim, und seiner Ehefrau Anna Faber). Die beiden
hatten am 3.10.1896 in Stuttgart geheiratet. Der Klischeedruck
mißt 9,4 x 6,8 cm. Unter der gemeinsamen Helmzier des Ehemannes
sind hier die Schilde von Ehemann und Ehefrau überlappend
zusammengestellt. Der Schild des Ehemannes ist komplett gewendet
(gespiegelt). Er zeigt einen Geharnischten mit über die Schulter
gelegter Schärpe, in der Rechten ein blankes Schwert, mit der
Linken einen Schild mit einem zweibeinigen, geflügelten,
feuerspeienden Drachen haltend. Auf dem bewulsteten Helm das
Schildbild wachsend. Es gibt eine württembergische Familie
Schott mit einem Geharnischten als Motiv, jener stützt sich auf
einen nicht näher beschriebenen Schild, und das Drachenmotiv ist
hier durchaus signifikant. In der Portraitsammlung der
Universität Tübingen befindet sich ein Portrait von Prof.
Christof Friedrich Schott von Tübigen (13.4.1720-18.6.1775),
Bibliothekar, Prof. der Beredsamkeit und Dichtkunst in Tübingen,
Professor der Theologie, Prof. der praktischen Philosophie,
Rektor der Universität Tübingen, das ist ein direkter Vorfahr
dieses Carl Friedrich Schott hier. Auf dem Portrait ist das
Wappen ebenfalls angebracht. Im Gothaischen genealogischen
Handbuch briefadliger Häuser 1911, Jahrgang 5, werden auf S. 806
die Tinkturen für das Wappen einer 1822 geadelten Nebenlinie wie
folgt angegeben: In Rot ein Geharnischter, der in der Rechten ein
blankes Schwert hält und sich mit der Linken auf einen goldenen
Schild stützt. Auf dem Helme mit rot-silbernen Decken der
Geharnischte wachsend. Ebensowenig ist das Wappen der Anna
Vossler in den einschlägigen Sammlungen zu finden, halbgespalten
und geteilt, Feld 1: ein balkenweise nach rechts gelegter Hammer
oder Fäustel, Feld 2: zwei schräggekreuzte Stockanker, Feld 3:
auf einem Dreiberg ein Lamm oder Schaf (Farben unbekannt,
Hinweise willkommen). Wie so oft bei Georg Otto ist der
Hintergrund gänzlich dunkel, so daß sich das Wappen
wirkungsvoll davon abhebt. Ein Rahmen aus doppeltem Stabwerk
umgibt die Komposition, ein gerader und ein gebogener Stab
trennen das Inschriftenfeld unten ab. Die Helmdecke besteht aus
einem in fünf Abschnitte zerteilten Tuch, wovon die beiden
seitlichen oberen die kräftigsten und dominantesten sind,
wohingegen die beiden seitlichen unteren Zipfel fast mickrig
dünn sind. Der fünfte Zipfel fällt senkrecht bis in das
Inschriftenfeld hinein.
Exlibris
von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1917, entworfen von Georg Otto (6.9.1868-17.5.1939) für
die Familie Holste (Klischeedruck, 10,2 x 7,3
cm). Vor einer dunkelgrundigen Rundbogenöffnung hebt sich das
helle Wappen wirkungsvoll ab. Das Vollwappen zeigt in Silber aus
einem grünen Dreiberg wachsend eine grüne Buche mit
natürlichem Stamm, den ein aus dem linken Schildrand kommender,
rotgekleideter und golden aufgeschlagener Arm ergreift. Auf dem
rot-silbern bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken zwei
wachsende, aufrechte, rotgekleidete und golden aufgeschlagene
menschliche Arme, die eine dazwischen wachsende Buche mit grüner
Laubkrone am natürlichen Stamm ergreifen. Das Wappen wird im
Siebmacher Band: Bg11 Seite: 33 Tafel: 39, Band: Bg5 Seite: 78
Tafel: 90, Band: Bg10 Seite: 25 Tafel: 28, Band: Bg10 Seite: 42
Tafel: 48 und Band: Bg10 Seite: 7 Tafel: 7 beschrieben, und es
soll ein redendes sein, denn der Name Holste leite sich von dem
Begriff der Holzsassen ab ("Holtsaten"), Waldbewohnern,
wobei die Buche für den Wald und der Arm für den Sassen als
Pars pro toto stehe. Die älteste Abbildung des Wappens stammt
von 1640. Zwei nach innen geneigte Wappenschilde rechts und links
des schmucklosen Rundbogens symbolisieren die
familiengeschichtlich bedeutungsvollen Regionen, heraldisch
rechts oben in Rot ein silbernes Nesselblatt für die aus der
Namensähnlichkeit abgeleitete Herkunft Holstein, oben links in
Rot ein aufspringendes silbernes Pferd für den aktuellen
Lebensschwerpunkt in Westfalen. Ein weiteres Exlibris existiert
von der Hand Rheudes aus dem Jahr 1913.
Exlibris
von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1912, entworfen von Georg Otto (6.9.1868-17.5.1939) für
Dr. med. Wilhelm von Kaufmann (Klischeedruck,
8,9 x 5,4 cm). Der Schild ist gespalten, rechts in Gold ein
halber schwarzer Adler am Spalt, links in Rot ein mit einer
natürlichen Biene belegter silberner Schrägbalken. Zwei Helme:
Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen
Decken ein geschlossener, rechts schwarzer, links goldener Flug,
Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken
ein rotbewehrter silbener Hahn mit erhobener rechter Klaue. Der
erste bekannte Vorfahr ist Joseph Kaufmann, geb. 1773, Händler
in Garzweiler im Kreis Grevenbroich, vermählt mit Josefine
Lövendahl (1819-1875). Das Wappen wurde deren Sohn Jakob
Kaufmann-Asser, Bankier in Köln und Gutsbesitzer in Welterod im
Kreis St. Goarshausen, Konsul von Paraguay, von Kaiser Franz
Joseph I. anläßlich seiner Erhebung zum Ritter des Ordens der
Eisernen Krone III. Klasse (eine große Ausnahme, daß ein
Ausländer in den Österreichischen Ritterstand erhoben wurde)
verliehen. Die "Allerhöchste Entschließung" datiert
vom 2.4.1870, das zu Wien ausgefertigte Diplom vom 15.4.1870. Am
24.4.1871 erfolgte für den Genannten in Berlin die Kgl.
Preußische Genehmigung zur Führung des in Österreich
erworbenen Titels als "Ritter v. Kaufmann-Aßer" und
auch das verliehene Wappen durfte von der Familie in Preußen
geführt werden. In der Mitte des Rundbogens befindet sich ein
Wappenschild mit einem von einer Schlange umwundenen Stab
(Äskulapstab, Asklepiosstab), offensichtlich ein Hinweis auf den
ärztlichen Berufsstand des Eigners. Dieser hieß mit vollem
Namen Wilhelm Eduard Karl Richard Ritter von Kaufmann-Asser und
war der Sohn von Dr. jur. Richard Franz Stanislaus Ritter von
Kaufmann-Asser (geb. 29.3.1849, kgl. preußischer Geheimer
Regierungsrat und Professor der Volkswirtschaftlehre bzw.
Nationalökonomie) und dessen Frau Marie Franziska Eltzbacher.
Damit war er ein Enkel des o. g. Ritterstandserwerbers und dessen
Frau Henriette Florina Rosa Asser (Aßer) (9.4.1827-6.7.1885).
Der in Berlin geborene und ansässige Exlibris-Eigner Dr. med.
Wilhelm von Kaufmann (16.5.1888 - 21.10.1959) hatte am 7.10.1915,
drei Jahre nach Entstehung dieses Blattes, Elisabeth Oloff aus
Bremen geheiratet.
Exlibris
von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1922, entworfen von Georg Otto (6.9.1868-17.5.1939) für
Friedrich Wilhelm Gaertner (Klischeedruck, 7,5 x
6,5 cm). Zwei schildhaltende Löwen flankieren das Wappen
innerhalb eines kreisrunden Rahmens. Das Wappen ist ein redendes,
es zeigt über einem mit drei Pfählen belegten Schildfuß einen
aus einem Dreiberg wachsenden Baum, die rechte Seite mit
Lindenblättern, die linke Seite kahl, aus dem rechten Obereck
eine strahlende Sonne hervorkommend, aus dem linken Obereck ein
Blitz, auf dem bewulsteten Helm ein wachsender Lindenzweig
(Wappen nicht in den Standardwerken enthalten, Farben unbekannt,
Hinweise willkommen). Die beiden Seiten des Schildes zeigen dabei
die Sommerseite und die Winterseite des Baumes mit zwei
Wetter-Extremen, der Schildfuß mit den Pfählen ist eine
abstrahierte Einzäunung, so daß das Wappen insgesamt
einfallsreich die Tätigkeit eines Gärtners symbolisiert. Die
Devise auf dem Schriftband lautet "Durch". Das Wappen
ist exakt auf den 31.12.1922 datiert, ist also ein Sylvesterwerk
des Künstlers.
Exlibris
von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1927, entworfen von Georg Otto (6.9.1868-17.5.1939) für
A. Halle (Klischeedruck, 8,8 x 6,7 cm). Das hier
frei ohne Rahmen oder Beiwerk außer einem Schriftzug mit dem
Eignernamen dargestellte Wappen zeigt einen gespaltenen Schild,
rechts ein halber gekrönter Adler am Spalt, links ein pfahlweise
mit einem aufrechten Schwert belegtes, aufgeschlagenes Buch. Auf
dem Helm ein wachsender Jüngling, in der Rechten ein blankes
Schwert, in der Linken ein aufgeschlagenes Buch (Wappen nicht in
den Standardwerken enthalten, Farben unbekannt, Hinweise
willkommen). Die Helmdecke ist auf jeder Seite in zwei nicht
weiter gezaddelte, geschlossene Tücher geteilt, die oberen
Tuchstreifen größer als die unteren.
Exlibris
von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1911, entworfen von Georg Otto (6.9.1868-17.5.1939) für
den Grafen von Reventlow (Klischeedruck, 7,1 x
6,6 cm). Das Wappen der Herren und späteren Grafen von Reventlow
wird beschrieben im Siebmacher Band: PrGfN Seite: 36-37 Tafel:
28, Band: SH Seite: 16-17 Tafel: 6, Band: MeA Seite: 84 Tafel:
47, Band: Pr Seite: 324 Tafel: 378, vgl. auch Band: Han Seite: 20
Tafel: 22. Das Stammwappen dieses schleswig-holsteinischen
Geschlechtes ist silbern-rot im Zinnenschnitt (mit drei Zinnen)
geteilt, unten gemauert (alternativ: in Silber eine dreizinnige,
rote, schwarzgefugte Mauer). Auf dem Helm mit rot-silbernen
Decken ein oben mit einer roten Rose besteckter, von mehreren
Schräglinksbinden umlegter, hoher Hut oder Schaft.
Das gräfliche Wappen, welches am 14.12.1767 dem Detlev von Reventlow-Altenhof verliehen wurde (dänischer Grafenstand), ist geviert mit gräflich gekröntem Herzschild: Feld 1 und 4: in rot-silbern geteiltem Feld ein golden gekrönter, schwarzer, rotgezungter Eberkopf (Wappen v. Buchwald), Feld 2 und 3: gespalten, rechts in Blau ein hängender silberner Flügel am Spalt, in Feld 2 gestürzt, Saxen nach unten, in Feld 3 hängend und Saxen nach oben, links in Silber zwei rote Balken (v. Ahlefeldt, und ebenso v. Rumohr, stammesverwandt und wappengleich), Herzschild: Stammwappen. Dazu drei gekrönte Helme: Helm 1 (Mitte): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein oben mit einer roten Rose besteckter, von mehreren Schräglinksbinden umlegter, hoher Hut oder Schaft (Stammkleinod), Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender, golden gekrönter, schwarzer Eberkopf (Kleinod v. Buchwald), Helm 3 (links): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken auf einem roten Kissen eine silberne Bracke mit rotem Halsband (Kleinod v. Ahlefeldt). Die Komponente v. Ahlefeldt wird beschrieben im Siebmacher Band: MeA Seite: 124 Tafel: 70, Band: Pr Seite: 73 Tafel: 94, Band: SH Seite: 1 Tafel: 1, Band: Sa Seite: 19 Tafel: 19. Zum Vergleich die Einträge zu v. Rumohr in Band: Old Seite: 10 Tafel: 8, Band: SH Seite: 18 Tafel: 7 und Band: Pr Seite: 339 Tafel: 393. Neben diesen beiden führten auch noch die abgestorbenen von Bosendahl und von Rastorp das gleiche Wappen. Die Komponente v. Buchwald findet sich im Siebmacher Band: SH Seite: 7 Tafel: 3, Band: Sa Seite: 23 Tafel: 23, Band: Erg Seite: 47 Tafel: 28, Band: Pr Seite: 102 Tafel: 134, verbessert in Band: PrE Seite: 33 Tafel: 27, wobei die Identität des Tieres nicht ganz eindeutig beschrieben wird, mal ist es ein Eberkopf, mal ein Bärenkopf, mal sogar ein Löwenkopf. Im Siebmacher SH wird auch für das gräfliche Reventlow-Wappen ein Bärenkopf angegeben, hier auf dem Exlibris sind jedoch deutlich die Hauer eines Eberkopfes gezeichnet. Vermutlich ist der Bärenkopf korrekt, so wird es auch im Genealogischen Handbuch des Adels und weiteren Quellen angegeben. Siebmacher V. 151 zeigt hingegen einen Eberkopf, und wie so oft pflanzte sich diese Variante fort, wie man sieht. Die Schildhalter des gräflichen Wappens sind zwei wilde Männer, um Hüften und Stirn laubbekränzt, jeweils eine Keule auf dem Boden abstützend.
Die Devise erinnert an Horaz: Hic murus aheneus esto: Nil conscire sibi, nulla pallescere culpa (Horaz, Epistulae 1,1,60.61) - Das soll eine eherne Mauer sein: kein böses Gewissen zu haben, bei keiner Schuld erbleichen zu müssen.
Eine andere, jüngere Linie wurde am 3.7.1673 mit Conrad von Reventlow in den dänischen Grafenstand erhoben. Den Reichsgrafenstand erhielten sie am 23.7.1706 in Wien. Das dabei verliehene Wappen unterscheidet sich substantiell vom oben beschriebenen: Geviert mit gräflich gekröntem Herzschild, dieser silbern mit einer dreizinnigen, roten, schwarzgefugten Mauer (Stammwappen), Feld 1: in Blau drei (2:1) silberne Sperlinge (v. Sperling), Feld 2: von Silber und Rot gespalten (v. Rantzau), Feld 3: in Silber ein gekrönter schwarzer Doppeladler (v. Below), Feld 4: in Blau ein mit drei roten Rosen belegter silberner Schrägbalken (v. Halle). Dazu werden drei gekrönte Helme geführt: Helm 1 (Mitte): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken zwei durch eine goldene Krone gesteckte Büffelhörner, rechts rot, links silbern, dazwischen ein goldenbordierter blauer Spiegel an goldenem Schaft (die Hörner sind das alte Kleinod v. Rantzau, die Krone kommt in deren vermehrtem Wappen ins Spiel, der Schaft kommt aus dem Stammwappen Reventlow und ist abgewandelt), Helm 2 (rechts): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken zwei wachsende, silberne geharnischte Arme, einen schwarzen Doppeladler haltend (Kleinod v. Below), Helm 3 (links): auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken vor einem grünen Pfauenwedel zwei rote Büffelhörner, zwischen denen ein mit drei roten Rosen belegter silberner Schrägbalken angestemmt ist (Kleinod v. Halle). Die Komponente v. Rantzau findet sich im Siebmacher Band: Bad Seite: 36 Tafel: 22, Band: Me Seite: 17 Tafel: 15, Band: PoA Seite: 75 Tafel: 46, Band: Pr Seite: 316 Tafel: 370, Band: SchwA Seite: 40 Tafel: 27, Band: Wü Seite: 17 Tafel: 23, Band: PrGfN Seite: 36 Tafel: 28 und Band: SH Seite: 14 Tafel: 6. Die Komponente v. Sperling wird beschrieben im Siebmacher Band: BraA Seite: 88 Tafel: 58, Band: Me Seite: 19 Tafel: 18, Band: OstN Seite: 207 Tafel: 141, Band: PoA Seite: 93 Tafel: 58. Das Wappen v. Below wird beschrieben im Siebmacher Band: Me Seite: 6 Tafel: 2, Band: Pr Seite: 83 Tafel: 105, Band: Sa Seite: 21 Tafel: 21. Und die letzte Komponente, v. Halle, findet sich im Siebmacher Band: Pr Seite: 157 Tafel: 205, Band: OstN Seite: 57 Tafel: 40, Band: PrA Seite: 25 Tafel: 18, mit farblichen Abweichungen übernommen.
Der Vollständigkeit wegen: Es gab auch noch die Grafen von Reventlow-Criminil, das ist aber eine adoptierte Linie. Im Mannesstamm gehören sie zu den französischen Marquis Le Merchier de Criminil. Zwei angeheiratete Großneffen wurden von Friedrich Karl Reventlow adoptiert.
Exlibris
von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1918, entworfen von Georg Otto (6.9.1868-17.5.1939) für
das Vermächtnis von Frhr. Karl v. Nordeck zur Rabenau,
geb. 04.04.1889 in Darmstadt, gest.
5.7.1915 im Lazarett Alsbach, als Leutnant der Reserve in der
Luftwaffe (Klischeedruck, Durchmesser 4,7 cm). Das Blatt ist drei
Jahre nach seinem Tod datiert und dient seiner Erinnerung. Die
geometrische Grundstruktur ist interessant, weil einem Kreis ein
Sechseck einbeschrieben ist, das den Raum für das Wappen vor
dunklem Hintergrund bestimmt. Das Wappen wird beschrieben im
Siebmacher Band: OstN Seite: 135 Tafel: 89, Band: Bay Seite: 49
Tafel: 49, Band: He Seite: 21 Tafel: 22, Band: Pr Seite: 281
Tafel: 333 sowie Band: PrGfN Seite: 16 Tafel: 11, weiterhin im
Alten Siebmacher. Es zeigt in Silber drei (2:1) deichselförmig
in den Dreipaß gestellte, mit den Spitzen aneinanderstoßende,
rund ausgeschlagene schwarze Seeblätter oder Herzen (die gesamte
Figur wird auch als Kleeblatt bezeichnet). Auf dem gekrönten
Helm mit schwarz-silbernen Decken ein Pfauenstoß (nach der Lit.
auch ein silberner Stab, oben mit einem Pfauenwedel besteckt)
zwischen zwei schwarz-silbern (alternativ silbern-schwarz)
übereck geteilten Büffelhörnern.
Es handelt sich um eine hessische Uradelsfamilie aus dem Lahngau, die seit 1222 urkundlich belegt ist. Die namengebende, heute verfallene Burg Rabenau lag bei Grünberg (etwa 20 km nordöstlich von Gießen); nicht weit davon ist auch die heute noch genutzte Burg Nordeck (eine Hangburg in einem Stadtteil von Allendorf an der Lumda im Landkreis Gießen), die die Herren von Nordeck allerdings schon in der Mitte des 13. Jh. an die Landgrafen von Hessen verloren hatten. Es erfolgte eine Aufspaltung des Geschlechtes in die Linien v. Nordeck, die die Talburg Rabenau bezog und sich daraufhin nach ihr nannte, v. Londorf und v. Nordeck gen. Braun, die nach ihrem Aussterben 1471 bzw. 1554 von der Linie zur Rabenau beerbt wurden.
In der 2. Hälfte des 15. Jh. wäre die Familie beinahe ausgestorben und konnte nur durch Rücktritt des Winter von Nordeck zur Rabenau aus dem geistlichen Stand gerettet werden (er war Domherr in Köln und Mainz). Danach blühte die Familie wieder auf und teilte sich in fünf verschiedene Häuser, die Linie Joh. Jost (1714 im Mannesstamm erloschen), Londorf (1886), Appenborn (1892), Odenhausen (1882), Geheimratserben (1944 im Mannesstamm erloschen), die beiden letzteren aus der Linie Johann Ruppert hervorgegangen. Mit Frhr. Götz-Eberhard v. Nordeck zur Rabenau starb das gesamte Geschlecht 1944 im Mannesstamme aus, mit Gabriele Böhm geb. v. N. z. R. insgesamt.
Interessanterweise gehört dieses Geschlecht zu den ganz wenigen Familien, von denen ein originaler Wappenschild aus mittelalterlicher Zeit erhalten ist. Er stammt aus der Zeit 1250-1300 und befindet sich im Marburger Universitätsmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte im Wilhelmsbau des Marburger Schlosses. Er hat eine lange, schmale und dreieckige Form, 82 cm hoch und 54 cm breit, und er zeigt auf seinem Pergament-Überzug genau wie hier die drei schwarzen, rund ausgeschlagenen Seeblätter, die mit ihren Spitzen zusammengestellt sind, sich aber nicht berühren. Daraus wird ersichtlich, daß das Motiv wie im Exlibris in seiner Darstellung wesentlich näher am Original ist als die Darstellungen im Siebmacher, und daß es tatsächlich aus drei Einzelfiguren besteht.
Der Freiherrenstand wurde den beiden Brüdern Leopold von Nordeck zur Rabenau, kursächsischer Oberst, und Heinrich von Nordeck zur Rabenau von Kaiser Leopold I. am 26.6.1676 verliehen. Das freiherrliche, vermehrte Wappen ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Schwarz ein goldener, doppelschwänziger Löwe, Feld 2 und 3: in Blau ein natürlicher oder silberner Kranich, mit dem Fuß einen Stein haltend, Herzschild: Stammwappen. Dazu zwei gekrönte Helme: Helm 1 (rechts): Stammkleinod, Helm 2 (links): auf dem Helm mit blau-goldenen Decken der silberne Kranich zwischen einem schwarzen Flug.
Literatur,
Quellen und Links:
Elke Schutt-Kehm,
Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2. Teil, Band 1: A-K, 720
Seiten, 1685 Abb., Verlag Claus Wittal, Wiesbaden, 1998, ISBN
978-3-922 835-31-8.
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2.
Teil, Band 2: L-Z, 736 Seiten, 1795 Abb., Verlag Claus Wittal,
Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-32-5
Claus Wittal, Eignerverzeichnis zum Exlibris-Katalog des
Gutenberg-Museums, Verlag Claus Wittal, 2003, 336 Seiten, 595
Abb., ISBN 978-3-922 835-33-2
Siebmachers Wappenbücher
Bayerischer Landes-Verein für Familienkunde: http://www.genealogie-bayern.de/, http://www.genealogienetz.de/vereine/BLF/ und http://www.genealogie-bayern.de/index/vereinsarbeit.html
Manja Sauerbrei, Familienarchiv Nordeck: http://www.hadis.hessen.de/hadis-elink/PDF/hstad/Vorworte/O08_Vorwort.pdf
Fliegerdatenbank: http://www.flieger-album.de/datenbank/n.htm
Nordeck zur Rabenau: Otto Hupp: Münchener Kalender 1918.
Verlagsanstalt, München und Regensburg, 1918.
Nordeck zur Rabenau im Kneschke: http://books.google.com/books?id=21IBAAAAQAAJ...f=false
Nordeck zur Rabenau im Neuen preußischen Adels-Lexikon: http://books.google.de/books?id=0c4EAAAAIAAJ.....=false
Grafen von Reventlow: http://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016339/images/index.html?fip=193.174.98.30&id=00016339&seite=490
Reventlow: Otto Hupp: Münchener Kalender 1924.
Verlagsgesellschaft, München und Regensburg, 1924
Jan Kohlmorgen, der mittelalterliche Reiterschild, historische
Entwicklung von 975 bis 1350, Anleitung zum Bau eines
kampftauglichen Schildes, Karfunkel Verlag 2002, ISBN
3-935616-10-4
Wilhelm von Kaufmann: Genealogisches Taschenbuch der adeligen
Häuser Österreichs, Bd. 2. 1906/07, S. 198-199
Wilhelm von Kaufmann: Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der
briefadeligen Häuser, 1. Jahrgang 1917, S. 429-430
Wilhelm von Kaufmann: Genealogisches Handbuch des Adels, Band 91,
Adellexikon, Band VI, J-Kra, 1987, Starke Verlag Limburg an der
Lahn, S. 147
Wilhelm von Kaufmann: Ein herzliches Dankeschön an Herrn Alois
Lenz und an Herrn Alex Hoffmann für wertvolle Hinweise.
zu Schott/Vossler: Wilhelm Maier: Nachfahrentafel des Göppinger
Vogts Georg Sigmund Schott, Ulm 1930, S. 80
Portrait von Prof. Christof Friedrich Schott https://tobias-bild.uni-tuebingen.de/#/detail/ac95bbde-c85c-40f1-83f9-39e443394fc8
zu Schott: Gothaisches genealogisches Handbuch briefadliger
Häuser 1911, Jahrgang 5, S. 806 https://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/periodical/pageview/1225383
ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise zu
Schott/Vossler an Herrn Johannes Fraundorfer
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Signaturen von Künstlern und Heraldikern
©
Copyright / Urheberrecht am Text und Datenbank: Bernhard Peter
2011
Die Abb. sind selbst angefertigte Scans historischer, aufgrund
ihres Alters gemeinfreier Originale.
Sofern bekannt, ist der Urheber bei der jeweiligen historischen
Graphik angegeben.
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