Bernhard Peter
Historische heraldische Exlibris (24)

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1930, entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1.5.1939) für die Bücherei des Bayerischen Landes-Vereins für Familienkunde (BLF) in München. Das Künstlermonogramm befindet sich rechts unten außerhalb des Rahmens aus einem rundum gelegten, beblätterten Stab und teilt die Jahresangabe mittig. Der zentrale Wappenschild zeigt die Wittelsbacher Rauten, den silbern-blau schräggerauteten Schild. Er wird umgeben von einem kreisrunden, oben offenen, beiderseits beblätterten Ast, der mit drei (2:1) Scheiben mit den klassischen Symbolen für Geburt, Heirat und Tod belegt ist. Heute führt der Verein diese Symbole in anderer Kombination, der Rautenschild ist von einem Pfahl belegt, auf dem diese drei Symbole übereinander stehen. Zum Zeitpunkt der Exlibris-Anfertigung war der Verein 8 Jahre alt, denn er wurde am 19.05.1922 in München gegründet. Der der Familienforschung verpflichtete Verein hat Bezirksgruppen in den Regierungsbezirken Niederbayern (Passau), Oberbayern (München), Oberpfalz (Regensburg) und Schwaben (Augsburg) mit jeweils eigenen Bibliotheken mit umfangreichen Beständen an genealogischer, heraldischer und heimatkundlicher Literatur, Ahnen -, Stamm- und Nachfahrentafeln etc. Der Verein gibt als Eigenpublikation die jährlich erscheinenden "Blätter des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde" (sog. "Gelbe Blätter") und die dreimal jährlich erscheinenden Informationsblätter heraus, dazu CDs mit Materialien. Entsprechend dem Hauptsitz des Vereines in München (Bibliothek: Metzstraße 14 b in München, geöffnet mittwochs 13-17 Uhr) ist unten das Münchener Stadtwappen zu sehen, in Silber ein Mönch mit goldgeränderter (hier sehr breit geraten) schwarzer Kutte und roten Schuhen, in der Linken ein rotes Buch haltend, die Rechte zum Schwur erhoben.

Exlibris von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1895, entworfen von Georg Otto (6.9.1868-17.5.1939) für Paul Nicolaus Ratajczak (110 x 70 mm, farbiger Buchdruck, Witte, Bibliographie 2, 263; Thieme-Becker 26; Gutenberg 7964). Das Wappenbild zeigt einen erhöht geteilten Schild, oben in Rot ein wachsender silberner Adler, unten in Silber auf grünem Boden ein geißelschwingender Mann in polnischer Nationaltracht. Auf dem bewulsteten Helm ein wachsender Arm mit der Geißel aus dem Schild. Bereits in Exlibris-Galerie 22 wurde der redende Charakter dieses Wappens diskutiert. Beherrschend ist in dieser Komposition eine sitzende Hermes-Figur mit Flügelhelm auf dem Kopf und dem geflügelten, von zwei sich anblickenden Schlangen umwundenen Hermesstab (griech. Kerykeion, lat. Caduceus) in der Rechten. Die Figur hat die Beine nach links, dreht den Oberkörper jedoch gänzlich zum Betrachter und wendet den Kopf nach rechts, so daß die Figur sehr geschickt das ganze Bild "durchmißt" und von Seite zu Seite führt. Die Linke ruht auf dem Wulst des Helmes. Am sichtbaren linken Fuß ist ebenfalls ein Bändchen mit Flügeln angebracht, eine künstlerische Variation der sonst eher üblichen Flügelschuhe. Hermes als Schutzgott der Händler liegt bei dem Beruf des Eigners nahe, denn der am 27.3.1862 geborene Paul Nicolaus Ratajczak war als Inhaber eines Eisenwarenhandels tätig. Durch einen Rundbogen, in dessen Zwickeln man zwei angeschnittene Wappen des Königreichs Preußen und der Stadt Berlin teilweise sieht, fällt der Blick auf das Rote Rathaus von Berlin als Hintergrund mit seinem markanten Turm - der Eigner, dessen Familie polnischen Ursprungs ist, lebte in Berlin. Oben liegt dem Rahmen ein aufgeschlagenes Buch auf, auf dem eine Schreibfeder durch zwei Laschen gezogen ist; die Seiten des Buches sind mit "Soll" und "Haben" beschriftet, ein weiterer Hinweis auf den Kaufmannsberuf. Hinter dem Wappenschild schlängelt sich ein Band mit der Devise "sempre avanti". Für den gleichen Eigner gibt es noch mehrere andere Aufrisse, so z. B. von Rheude 1900 und von Hildebrandt 1896.

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1900, entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1.5.1939) für Georg Tippel (Klischeedruck, 7,0 x 6,5 cm). Ein kreisförmiger Rahmen mit der Eignernennung umschließt ein in frühem Stil mit Kübelhelm und ungeteilten Decken dargestelltes Wappen, dessen Schild dem Rahmen aufliegt. Das Wappen Tippel ist nicht in den einschlägigen Sammlungen verzeichnet. Es zeigt einen von drei (2:1) schwebenden griechischen Kreuzen begleiteten Wechselzinnenbalken, auf dem Helm wird ein beiderseits mit dem Schildbild belegter Flug geführt (Hinweise zu den Farben willkommen). Zwei kleinere Beischilde beiderseits des Hauptschildes ergänzen die Komposition: Unten links befindet sich der bayerische silbern-blaue Rautenschild, heraldisch unten rechts das Stadtwappen von Landshut mit den drei (2:1) blauen Eisenhüten mit verschlungenen roten Riemen in silbernem Feld.

In Landshut ist ein angesehener Gastwirt dieses Namens aus der Altstadt bekannt dafür, daß er 1902 gemeinsam mit dem Brotfabrikanten und Gemeindebevollmächtigten Josef Linnbrunner eine Organisation namens "die Förderer" ins Leben rief, um den Festzug anläßlich der Landshuter Hochzeit 1475 erneut darzustellen, der dann erstmalig am 15.8.1903 nach über 500 Jahren stattfand und der Beginn dieses weltbekannten Historienspiels wurde. Dies könnte vielleicht der Eigner sein, Hinweise willkommen. Es werden zwei Farbvarietäten abgebildet.

Exlibris von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1918, entworfen von Georg Otto (6.9.1868-17.5.1939) für Carl Friedrich Schott (geboren in Stuttgart am 18.9.1866, Kaufmann in Hamburg) und seine Frau Anna Marie Luise geb. Vossler ()geb. in Hohenheim am 31.3.1871, Tochter von Prof. Otto von Voßler, Direktor der landwirtschaftlichen Akademie Hohenheim, und seiner Ehefrau Anna Faber). Die beiden hatten am 3.10.1896 in Stuttgart geheiratet. Der Klischeedruck mißt 9,4 x 6,8 cm. Unter der gemeinsamen Helmzier des Ehemannes sind hier die Schilde von Ehemann und Ehefrau überlappend zusammengestellt. Der Schild des Ehemannes ist komplett gewendet (gespiegelt). Er zeigt einen Geharnischten mit über die Schulter gelegter Schärpe, in der Rechten ein blankes Schwert, mit der Linken einen Schild mit einem zweibeinigen, geflügelten, feuerspeienden Drachen haltend. Auf dem bewulsteten Helm das Schildbild wachsend. Es gibt eine württembergische Familie Schott mit einem Geharnischten als Motiv, jener stützt sich auf einen nicht näher beschriebenen Schild, und das Drachenmotiv ist hier durchaus signifikant. In der Portraitsammlung der Universität Tübingen befindet sich ein Portrait von Prof. Christof Friedrich Schott von Tübigen (13.4.1720-18.6.1775), Bibliothekar, Prof. der Beredsamkeit und Dichtkunst in Tübingen, Professor der Theologie, Prof. der praktischen Philosophie, Rektor der Universität Tübingen, das ist ein direkter Vorfahr dieses Carl Friedrich Schott hier. Auf dem Portrait ist das Wappen ebenfalls angebracht. Im Gothaischen genealogischen Handbuch briefadliger Häuser 1911, Jahrgang 5, werden auf S. 806 die Tinkturen für das Wappen einer 1822 geadelten Nebenlinie wie folgt angegeben: In Rot ein Geharnischter, der in der Rechten ein blankes Schwert hält und sich mit der Linken auf einen goldenen Schild stützt. Auf dem Helme mit rot-silbernen Decken der Geharnischte wachsend. Ebensowenig ist das Wappen der Anna Vossler in den einschlägigen Sammlungen zu finden, halbgespalten und geteilt, Feld 1: ein balkenweise nach rechts gelegter Hammer oder Fäustel, Feld 2: zwei schräggekreuzte Stockanker, Feld 3: auf einem Dreiberg ein Lamm oder Schaf (Farben unbekannt, Hinweise willkommen). Wie so oft bei Georg Otto ist der Hintergrund gänzlich dunkel, so daß sich das Wappen wirkungsvoll davon abhebt. Ein Rahmen aus doppeltem Stabwerk umgibt die Komposition, ein gerader und ein gebogener Stab trennen das Inschriftenfeld unten ab. Die Helmdecke besteht aus einem in fünf Abschnitte zerteilten Tuch, wovon die beiden seitlichen oberen die kräftigsten und dominantesten sind, wohingegen die beiden seitlichen unteren Zipfel fast mickrig dünn sind. Der fünfte Zipfel fällt senkrecht bis in das Inschriftenfeld hinein.

Exlibris von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1917, entworfen von Georg Otto (6.9.1868-17.5.1939) für die Familie Holste (Klischeedruck, 10,2 x 7,3 cm). Vor einer dunkelgrundigen Rundbogenöffnung hebt sich das helle Wappen wirkungsvoll ab. Das Vollwappen zeigt in Silber aus einem grünen Dreiberg wachsend eine grüne Buche mit natürlichem Stamm, den ein aus dem linken Schildrand kommender, rotgekleideter und golden aufgeschlagener Arm ergreift. Auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken zwei wachsende, aufrechte, rotgekleidete und golden aufgeschlagene menschliche Arme, die eine dazwischen wachsende Buche mit grüner Laubkrone am natürlichen Stamm ergreifen. Das Wappen wird im Siebmacher Band: Bg11 Seite: 33 Tafel: 39, Band: Bg5 Seite: 78 Tafel: 90, Band: Bg10 Seite: 25 Tafel: 28, Band: Bg10 Seite: 42 Tafel: 48 und Band: Bg10 Seite: 7 Tafel: 7 beschrieben, und es soll ein redendes sein, denn der Name Holste leite sich von dem Begriff der Holzsassen ab ("Holtsaten"), Waldbewohnern, wobei die Buche für den Wald und der Arm für den Sassen als Pars pro toto stehe. Die älteste Abbildung des Wappens stammt von 1640. Zwei nach innen geneigte Wappenschilde rechts und links des schmucklosen Rundbogens symbolisieren die familiengeschichtlich bedeutungsvollen Regionen, heraldisch rechts oben in Rot ein silbernes Nesselblatt für die aus der Namensähnlichkeit abgeleitete Herkunft Holstein, oben links in Rot ein aufspringendes silbernes Pferd für den aktuellen Lebensschwerpunkt in Westfalen. Ein weiteres Exlibris existiert von der Hand Rheudes aus dem Jahr 1913.

Exlibris von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1912, entworfen von Georg Otto (6.9.1868-17.5.1939) für Dr. med. Wilhelm von Kaufmann (Klischeedruck, 8,9 x 5,4 cm). Der Schild ist gespalten, rechts in Gold ein halber schwarzer Adler am Spalt, links in Rot ein mit einer natürlichen Biene belegter silberner Schrägbalken. Zwei Helme: Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein geschlossener, rechts schwarzer, links goldener Flug, Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein rotbewehrter silbener Hahn mit erhobener rechter Klaue. Der erste bekannte Vorfahr ist Joseph Kaufmann, geb. 1773, Händler in Garzweiler im Kreis Grevenbroich, vermählt mit Josefine Lövendahl (1819-1875). Das Wappen wurde deren Sohn Jakob Kaufmann-Asser, Bankier in Köln und Gutsbesitzer in Welterod im Kreis St. Goarshausen, Konsul von Paraguay, von Kaiser Franz Joseph I. anläßlich seiner Erhebung zum Ritter des Ordens der Eisernen Krone III. Klasse (eine große Ausnahme, daß ein Ausländer in den Österreichischen Ritterstand erhoben wurde) verliehen. Die "Allerhöchste Entschließung" datiert vom 2.4.1870, das zu Wien ausgefertigte Diplom vom 15.4.1870. Am  24.4.1871 erfolgte für den Genannten in Berlin die Kgl. Preußische Genehmigung zur Führung des in Österreich erworbenen Titels als "Ritter v. Kaufmann-Aßer" und auch das verliehene Wappen durfte von der Familie in Preußen geführt werden. In der Mitte des Rundbogens befindet sich ein Wappenschild mit einem von einer Schlange umwundenen Stab (Äskulapstab, Asklepiosstab), offensichtlich ein Hinweis auf den ärztlichen Berufsstand des Eigners. Dieser hieß mit vollem Namen Wilhelm Eduard Karl Richard Ritter von Kaufmann-Asser und war der Sohn von Dr. jur. Richard Franz Stanislaus Ritter von Kaufmann-Asser (geb. 29.3.1849, kgl. preußischer Geheimer Regierungsrat und Professor der Volkswirtschaftlehre bzw. Nationalökonomie) und dessen Frau Marie Franziska Eltzbacher. Damit war er ein Enkel des o. g. Ritterstandserwerbers und dessen Frau Henriette Florina Rosa Asser (Aßer) (9.4.1827-6.7.1885). Der in Berlin geborene und ansässige Exlibris-Eigner Dr. med. Wilhelm von Kaufmann (16.5.1888 - 21.10.1959) hatte am 7.10.1915, drei Jahre nach Entstehung dieses Blattes, Elisabeth Oloff aus Bremen geheiratet.

Exlibris von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1922, entworfen von Georg Otto (6.9.1868-17.5.1939) für Friedrich Wilhelm Gaertner (Klischeedruck, 7,5 x 6,5 cm). Zwei schildhaltende Löwen flankieren das Wappen innerhalb eines kreisrunden Rahmens. Das Wappen ist ein redendes, es zeigt über einem mit drei Pfählen belegten Schildfuß einen aus einem Dreiberg wachsenden Baum, die rechte Seite mit Lindenblättern, die linke Seite kahl, aus dem rechten Obereck eine strahlende Sonne hervorkommend, aus dem linken Obereck ein Blitz, auf dem bewulsteten Helm ein wachsender Lindenzweig (Wappen nicht in den Standardwerken enthalten, Farben unbekannt, Hinweise willkommen). Die beiden Seiten des Schildes zeigen dabei die Sommerseite und die Winterseite des Baumes mit zwei Wetter-Extremen, der Schildfuß mit den Pfählen ist eine abstrahierte Einzäunung, so daß das Wappen insgesamt einfallsreich die Tätigkeit eines Gärtners symbolisiert. Die Devise auf dem Schriftband lautet "Durch". Das Wappen ist exakt auf den 31.12.1922 datiert, ist also ein Sylvesterwerk des Künstlers.

Exlibris von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1927, entworfen von Georg Otto (6.9.1868-17.5.1939) für A. Halle (Klischeedruck, 8,8 x 6,7 cm). Das hier frei ohne Rahmen oder Beiwerk außer einem Schriftzug mit dem Eignernamen dargestellte Wappen zeigt einen gespaltenen Schild, rechts ein halber gekrönter Adler am Spalt, links ein pfahlweise mit einem aufrechten Schwert belegtes, aufgeschlagenes Buch. Auf dem Helm ein wachsender Jüngling, in der Rechten ein blankes Schwert, in der Linken ein aufgeschlagenes Buch (Wappen nicht in den Standardwerken enthalten, Farben unbekannt, Hinweise willkommen). Die Helmdecke ist auf jeder Seite in zwei nicht weiter gezaddelte, geschlossene Tücher geteilt, die oberen Tuchstreifen größer als die unteren.

Exlibris von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1911, entworfen von Georg Otto (6.9.1868-17.5.1939) für den Grafen von Reventlow (Klischeedruck, 7,1 x 6,6 cm). Das Wappen der Herren und späteren Grafen von Reventlow wird beschrieben im Siebmacher Band: PrGfN Seite: 36-37 Tafel: 28, Band: SH Seite: 16-17 Tafel: 6, Band: MeA Seite: 84 Tafel: 47, Band: Pr Seite: 324 Tafel: 378, vgl. auch Band: Han Seite: 20 Tafel: 22. Das Stammwappen dieses schleswig-holsteinischen Geschlechtes ist silbern-rot im Zinnenschnitt (mit drei Zinnen) geteilt, unten gemauert (alternativ: in Silber eine dreizinnige, rote, schwarzgefugte Mauer). Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein oben mit einer roten Rose besteckter, von mehreren Schräglinksbinden umlegter, hoher Hut oder Schaft.

Das gräfliche Wappen, welches am 14.12.1767 dem Detlev von Reventlow-Altenhof verliehen wurde (dänischer Grafenstand), ist geviert mit gräflich gekröntem Herzschild: Feld 1 und 4: in rot-silbern geteiltem Feld ein golden gekrönter, schwarzer, rotgezungter Eberkopf (Wappen v. Buchwald), Feld 2 und 3: gespalten, rechts in Blau ein hängender silberner Flügel am Spalt, in Feld 2 gestürzt, Saxen nach unten, in Feld 3 hängend und Saxen nach oben, links in Silber zwei rote Balken (v. Ahlefeldt, und ebenso v. Rumohr, stammesverwandt und wappengleich), Herzschild: Stammwappen. Dazu drei gekrönte Helme: Helm 1 (Mitte): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein oben mit einer roten Rose besteckter, von mehreren Schräglinksbinden umlegter, hoher Hut oder Schaft (Stammkleinod), Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender, golden gekrönter, schwarzer Eberkopf (Kleinod v. Buchwald), Helm 3 (links): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken auf einem roten Kissen eine silberne Bracke mit rotem Halsband (Kleinod v. Ahlefeldt). Die Komponente v. Ahlefeldt wird beschrieben im Siebmacher Band: MeA Seite: 124 Tafel: 70, Band: Pr Seite: 73 Tafel: 94, Band: SH Seite: 1 Tafel: 1, Band: Sa Seite: 19 Tafel: 19. Zum Vergleich die Einträge zu v. Rumohr in Band: Old Seite: 10 Tafel: 8, Band: SH Seite: 18 Tafel: 7 und Band: Pr Seite: 339 Tafel: 393. Neben diesen beiden führten auch noch die abgestorbenen von Bosendahl und von Rastorp das gleiche Wappen. Die Komponente v. Buchwald findet sich im Siebmacher Band: SH Seite: 7 Tafel: 3, Band: Sa Seite: 23 Tafel: 23, Band: Erg Seite: 47 Tafel: 28, Band: Pr Seite: 102 Tafel: 134, verbessert in Band: PrE Seite: 33 Tafel: 27, wobei die Identität des Tieres nicht ganz eindeutig beschrieben wird, mal ist es ein Eberkopf, mal ein Bärenkopf, mal sogar ein Löwenkopf. Im Siebmacher SH wird auch für das gräfliche Reventlow-Wappen ein Bärenkopf angegeben, hier auf dem Exlibris sind jedoch deutlich die Hauer eines Eberkopfes gezeichnet. Vermutlich ist der Bärenkopf korrekt, so wird es auch im Genealogischen Handbuch des Adels und weiteren Quellen angegeben. Siebmacher V. 151 zeigt hingegen einen Eberkopf, und wie so oft pflanzte sich diese Variante fort, wie man sieht. Die Schildhalter des gräflichen Wappens sind zwei wilde Männer, um Hüften und Stirn laubbekränzt, jeweils eine Keule auf dem Boden abstützend.

Die Devise erinnert an Horaz: Hic murus aheneus esto: Nil conscire sibi, nulla pallescere culpa (Horaz, Epistulae 1,1,60.61) - Das soll eine eherne Mauer sein: kein böses Gewissen zu haben, bei keiner Schuld erbleichen zu müssen.

Eine andere, jüngere Linie wurde am 3.7.1673 mit Conrad von Reventlow in den dänischen Grafenstand erhoben. Den Reichsgrafenstand erhielten sie am 23.7.1706 in Wien. Das dabei verliehene Wappen unterscheidet sich substantiell vom oben beschriebenen: Geviert mit gräflich gekröntem Herzschild, dieser silbern mit einer dreizinnigen, roten, schwarzgefugten Mauer (Stammwappen), Feld 1: in Blau drei (2:1) silberne Sperlinge (v. Sperling), Feld 2: von Silber und Rot gespalten (v. Rantzau), Feld 3: in Silber ein gekrönter schwarzer Doppeladler (v. Below), Feld 4: in Blau ein mit drei roten Rosen belegter silberner Schrägbalken (v. Halle). Dazu werden drei gekrönte Helme geführt: Helm 1 (Mitte): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken zwei durch eine goldene Krone gesteckte Büffelhörner, rechts rot, links silbern, dazwischen ein goldenbordierter blauer Spiegel an goldenem Schaft (die Hörner sind das alte Kleinod v. Rantzau, die Krone kommt in deren vermehrtem Wappen ins Spiel, der Schaft kommt aus dem Stammwappen Reventlow und ist abgewandelt), Helm 2 (rechts): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken zwei wachsende, silberne geharnischte Arme, einen schwarzen Doppeladler haltend (Kleinod v. Below), Helm 3 (links): auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken vor einem grünen Pfauenwedel zwei rote Büffelhörner, zwischen denen ein mit drei roten Rosen belegter silberner Schrägbalken angestemmt ist (Kleinod v. Halle). Die Komponente v. Rantzau findet sich im Siebmacher Band: Bad Seite: 36 Tafel: 22, Band: Me Seite: 17 Tafel: 15, Band: PoA Seite: 75 Tafel: 46, Band: Pr Seite: 316 Tafel: 370, Band: SchwA Seite: 40 Tafel: 27, Band: Wü Seite: 17 Tafel: 23, Band: PrGfN Seite: 36 Tafel: 28 und Band: SH Seite: 14 Tafel: 6. Die Komponente v. Sperling wird beschrieben im Siebmacher Band: BraA Seite: 88 Tafel: 58, Band: Me Seite: 19 Tafel: 18, Band: OstN Seite: 207 Tafel: 141, Band: PoA Seite: 93 Tafel: 58. Das Wappen v. Below wird beschrieben im Siebmacher Band: Me Seite: 6 Tafel: 2, Band: Pr Seite: 83 Tafel: 105, Band: Sa Seite: 21 Tafel: 21. Und die letzte Komponente, v. Halle, findet sich im Siebmacher Band: Pr Seite: 157 Tafel: 205, Band: OstN Seite: 57 Tafel: 40, Band: PrA Seite: 25 Tafel: 18, mit farblichen Abweichungen übernommen.

Der Vollständigkeit wegen: Es gab auch noch die Grafen von Reventlow-Criminil, das ist aber eine adoptierte Linie. Im Mannesstamm gehören sie zu den französischen Marquis Le Merchier de Criminil. Zwei angeheiratete Großneffen wurden von Friedrich Karl Reventlow adoptiert.

Exlibris von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1918, entworfen von Georg Otto (6.9.1868-17.5.1939) für das Vermächtnis von Frhr. Karl v. Nordeck zur Rabenau, geb. 04.04.1889 in Darmstadt, gest. 5.7.1915 im Lazarett Alsbach, als Leutnant der Reserve in der Luftwaffe (Klischeedruck, Durchmesser 4,7 cm). Das Blatt ist drei Jahre nach seinem Tod datiert und dient seiner Erinnerung. Die geometrische Grundstruktur ist interessant, weil einem Kreis ein Sechseck einbeschrieben ist, das den Raum für das Wappen vor dunklem Hintergrund bestimmt. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: OstN Seite: 135 Tafel: 89, Band: Bay Seite: 49 Tafel: 49, Band: He Seite: 21 Tafel: 22, Band: Pr Seite: 281 Tafel: 333 sowie Band: PrGfN Seite: 16 Tafel: 11, weiterhin im Alten Siebmacher. Es zeigt in Silber drei (2:1) deichselförmig in den Dreipaß gestellte, mit den Spitzen aneinanderstoßende, rund ausgeschlagene schwarze Seeblätter oder Herzen (die gesamte Figur wird auch als Kleeblatt bezeichnet). Auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein Pfauenstoß (nach der Lit. auch ein silberner Stab, oben mit einem Pfauenwedel besteckt) zwischen zwei schwarz-silbern (alternativ silbern-schwarz) übereck geteilten Büffelhörnern.

Es handelt sich um eine hessische Uradelsfamilie aus dem Lahngau, die seit 1222 urkundlich belegt ist. Die namengebende, heute verfallene Burg Rabenau lag bei Grünberg (etwa 20 km nordöstlich von Gießen); nicht weit davon ist auch die heute noch genutzte Burg Nordeck (eine Hangburg in einem Stadtteil von Allendorf an der Lumda im Landkreis Gießen), die die Herren von Nordeck allerdings schon in der Mitte des 13. Jh. an die Landgrafen von Hessen verloren hatten. Es erfolgte eine Aufspaltung des Geschlechtes in die Linien v. Nordeck, die die Talburg Rabenau bezog und sich daraufhin nach ihr nannte, v. Londorf und v. Nordeck gen. Braun, die nach ihrem Aussterben 1471 bzw. 1554 von der Linie zur Rabenau beerbt wurden.

In der 2. Hälfte des 15. Jh. wäre die Familie beinahe ausgestorben und konnte nur durch Rücktritt des Winter von Nordeck zur Rabenau aus dem geistlichen Stand gerettet werden (er war Domherr in Köln und Mainz). Danach blühte die Familie wieder auf und teilte sich in fünf verschiedene Häuser, die Linie Joh. Jost (1714 im Mannesstamm erloschen), Londorf (1886), Appenborn (1892), Odenhausen (1882), Geheimratserben (1944 im Mannesstamm erloschen), die beiden letzteren aus der Linie Johann Ruppert hervorgegangen. Mit Frhr. Götz-Eberhard v. Nordeck zur Rabenau starb das gesamte Geschlecht 1944 im Mannesstamme aus, mit Gabriele Böhm geb. v. N. z. R. insgesamt.

Interessanterweise gehört dieses Geschlecht zu den ganz wenigen Familien, von denen ein originaler Wappenschild aus mittelalterlicher Zeit erhalten ist. Er stammt aus der Zeit 1250-1300 und befindet sich im Marburger Universitätsmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte im Wilhelmsbau des Marburger Schlosses. Er hat eine lange, schmale und dreieckige Form, 82 cm hoch und 54 cm breit, und er zeigt auf seinem Pergament-Überzug genau wie hier die drei schwarzen, rund ausgeschlagenen Seeblätter, die mit ihren Spitzen zusammengestellt sind, sich aber nicht berühren. Daraus wird ersichtlich, daß das Motiv wie im Exlibris in seiner Darstellung wesentlich näher am Original ist als die Darstellungen im Siebmacher, und daß es tatsächlich aus drei Einzelfiguren besteht.

Der Freiherrenstand wurde den beiden Brüdern Leopold von Nordeck zur Rabenau, kursächsischer Oberst, und Heinrich von Nordeck zur Rabenau von Kaiser Leopold I. am 26.6.1676 verliehen. Das freiherrliche, vermehrte Wappen ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Schwarz ein goldener, doppelschwänziger Löwe, Feld 2 und 3: in Blau ein natürlicher oder silberner Kranich, mit dem Fuß einen Stein haltend, Herzschild: Stammwappen. Dazu zwei gekrönte Helme: Helm 1 (rechts): Stammkleinod, Helm 2 (links): auf dem Helm mit blau-goldenen Decken der silberne Kranich zwischen einem schwarzen Flug.

Literatur, Quellen und Links:
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2. Teil, Band 1: A-K, 720 Seiten, 1685 Abb., Verlag Claus Wittal, Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-31-8.
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2. Teil, Band 2: L-Z, 736 Seiten, 1795 Abb., Verlag Claus Wittal, Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-32-5
Claus Wittal, Eignerverzeichnis zum Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, Verlag Claus Wittal, 2003, 336 Seiten, 595 Abb., ISBN 978-3-922 835-33-2
Siebmachers Wappenbücher
Bayerischer Landes-Verein für Familienkunde:
http://www.genealogie-bayern.de/, http://www.genealogienetz.de/vereine/BLF/ und http://www.genealogie-bayern.de/index/vereinsarbeit.html
Manja Sauerbrei, Familienarchiv Nordeck:
http://www.hadis.hessen.de/hadis-elink/PDF/hstad/Vorworte/O08_Vorwort.pdf
Fliegerdatenbank:
http://www.flieger-album.de/datenbank/n.htm
Nordeck zur Rabenau: Otto Hupp: Münchener Kalender 1918. Verlagsanstalt, München und Regensburg, 1918.
Nordeck zur Rabenau im Kneschke:
http://books.google.com/books?id=21IBAAAAQAAJ...f=false
Nordeck zur Rabenau im Neuen preußischen Adels-Lexikon:
http://books.google.de/books?id=0c4EAAAAIAAJ.....=false
Grafen von Reventlow:
http://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016339/images/index.html?fip=193.174.98.30&id=00016339&seite=490
Reventlow: Otto Hupp: Münchener Kalender 1924. Verlagsgesellschaft, München und Regensburg, 1924
Jan Kohlmorgen, der mittelalterliche Reiterschild, historische Entwicklung von 975 bis 1350, Anleitung zum Bau eines kampftauglichen Schildes, Karfunkel Verlag 2002, ISBN 3-935616-10-4
Wilhelm von Kaufmann: Genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser Österreichs, Bd. 2. 1906/07, S. 198-199
Wilhelm von Kaufmann: Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der briefadeligen Häuser, 1. Jahrgang 1917, S. 429-430
Wilhelm von Kaufmann: Genealogisches Handbuch des Adels, Band 91, Adellexikon, Band VI, J-Kra, 1987, Starke Verlag Limburg an der Lahn, S. 147
Wilhelm von Kaufmann: Ein herzliches Dankeschön an Herrn Alois Lenz und an Herrn Alex Hoffmann für wertvolle Hinweise.
zu Schott/Vossler: Wilhelm Maier: Nachfahrentafel des Göppinger Vogts Georg Sigmund Schott, Ulm 1930, S. 80
Portrait von Prof. Christof Friedrich Schott
https://tobias-bild.uni-tuebingen.de/#/detail/ac95bbde-c85c-40f1-83f9-39e443394fc8
zu Schott: Gothaisches genealogisches Handbuch briefadliger Häuser 1911, Jahrgang 5, S. 806
https://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/periodical/pageview/1225383
ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise zu Schott/Vossler an Herrn Johannes Fraundorfer

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Die Abb. sind selbst angefertigte Scans historischer, aufgrund ihres Alters gemeinfreier Originale.
Sofern bekannt, ist der Urheber bei der jeweiligen historischen Graphik angegeben.
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