Bernhard
Peter
Historische
heraldische Exlibris (23)
Exlibris
von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris,
entworfen von Georg Otto (1868-1939) für Joachim von Oertzen
(farbiger Klischeedruck, 5.7 x 5.0 cm). Es handelt sich um eine
alte Familie Mecklenburgs, die in Rot zwei silberne, geharnischte
Arme führen, deren bloße Hände einen goldenen Fingerring
halten (je nach Quelle der Ring mit blauem Stein). Auf dem
gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken die beiden Arme mit
Fingerring aus dem Schild. Das Wappen wird beschrieben im
Siebmacher Band: Me Seite: 16 Tafel: 13, Band: Pr Seite: 284
Tafel: 336 und Band: Sa Seite: 3 Tafel: 3. Das Blatt mit dem in
ein ovales, außen rot bordiertes Schriftband einbeschriebenen
Aufriß ist weder signiert noch datiert.
Die Familie gibt es in den beiden Linien zu Helpte (Lübbersdorf, Galenbeck) und zu Roggow (Rerik, Landkreis Bad Doberan). Der Stammsitz in Roggow wurde 1945 enteignet, aber nach der Wiedervereinigung zurückerworben. Mecklenburgische Güter der Familie sind oder waren: Alt Vorwerk (seit 1826), Blumenow (1694-1905), Briggow (1791-1945), Brohm (1846-1945), Brunn, Cosa (1846 -1945), Federow (1769 -1820), Gerdshagen, Gnemern, Groß Vielen, Kaeselow (1878-1901), Kittendorf (1751-1945), Klein Nienhagen (1715-1790), Leppin (1705-1927), Liessow (bis 1945), Lübbersdorf, Marihn, Neddemin (1804-1883), Rattey (1690-1945), Roggow (seit 1192, 1945 enteignet, Wiedererwerb), Saßnitz (bis 1935, später gesprengt), Saunstorf (bis 1945), Wustrow (bis 1590, Ruine) und Zahren (1782-1836).
Neben dem beschriebenen Stammwappen gibt es noch ein gräfliches Wappen, wobei das Schildbild des Stammwappens in jedem Obereck von einem silbernen, sechszackigen Stern begleitet wird. Karl Ludwig v. Oertzen, Kammerherr und Oberstleutnant des sächsischen Gardecorps, wurde am 29.6.1792 in den Reichsgrafenstand erhoben. Dieses Wappen der gräflichen Linie hatte drei gekrönte Helme, Helm 1 (Mitte): Stammkleinod wie oben beschrieben, Helm 2 (rechts): ein wachsender goldener Löwe zu rot-silbernen Decken, Helm 3 (links): ein schwarzer Adler zu rot-silbernen Decken. Löwe und Adler greifen je mit der inneren Pranke/Klaue nach den Armen, so will es das Diplom. Schildhalter zwei auf Keulen gestützte wilde Männer.
Exlibris
von Oskar Roick:
Ein undatiertes heraldisches
Exlibris, entworfen von Oskar Roick (1870-1926) für Hans Schultze
(Klischeedruck, 9.8 x 6.3 cm). Das Wappen Schultze, in oval
gerahmtem Feld vor dem Hintergrund eines Landsitzes mit
mittelalterlichem Bergfried, ist geteilt, oben in Rot ein aus der
Teilung wachsender, silberner, barhäuptiger Geharnischter, in
der Rechten ein Schwert emporhaltend, in der Linken einen oben
umgebogenen Stab, unten rot-silbern geschacht. Auf dem
rot-silbern bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken ein offener
Flug, von Rot und rot-silbernem Schach übereck geteilt (ohne
Literaturbeleg). Zwei kleinere Schilde ergänzen die Komposition,
heraldisch rechts eine zweitürmige Burg, zwischen den Türmen
ein pfahlweise gestellter Schlüssel, links eine Stadtmauer mit
Tor und drei Türmen. Bei den daneben ungeordnet gruppierten
Büchern kann man als Autoren Stegmann und Ludendorff erkennen.
Unter dem Eignernamen ist ein Eisernes Kreuz zu sehen.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris ohne
Jahresangabe, entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939)
für Dr. August Nagel (Klischeedruck, 9.3 x 6.0
cm). Der goldene Schild ist durch einen roten Balken geteilt,
oben drei fächerförmig mit den Spitzen unten zusammengelegte
Nägel (redendes Wappen), unten ein an den Balken anstoßendes,
unterhalbes, schwarzes Kammrad. Vermutlich steht das Kammrad für
die Leistungen des Eigners auf feinmechanischem Gebiet. Auf dem
schwarz-golden bewulsteten Helm mit rechts schwarz-goldenen,
links rot-goldenen Decken drei fächerförmig mit den Spitzen
unten zusammengelegte Nägel zwischen einem goldenen, jeweils mit
einer roten Spange umlegten Paar Büffelhörner (ohne
Literaturbeleg). Das redende Motiv der Nägel setzt sich
übrigens in den vier Ecken des Blattes fort, das ist so
gezeichnet, als wäre dort jeweils ein Nagel mit facettiertem
Kopf eingeschlagen worden.
In den vier Ecken sind vier weitere Schilde für regionale Informationen, rechts oben halbgespalten und geteilt, 1: in Rot eine silberne, dreilätzige Kirchenfahne (Werdenberg), 2: schwarz-silbern geteilt (Ulm), 3: in Gold eine balkenweise gelegte, schwarze Hirschstange (Bezug zu Württemberg). Die Zuordnung ist noch offen. Die Felder 1 und 2 finden sich beispielsweise auch in den Kommunalwappen von Altheim und Langenau. Links oben sieht man in goldenem Schild ein aufspringendes schwarzes Pferd (Stadt Stuttgart). Rechts unten erkennt man in Blau eine silberne Burg (Zuordnung noch offen), und links unten in Gold eine rote, dreilätzige Kirchenfahne mit drei Ringen (Pfalzgrafen von Tübingen, Stadt Böblingen, auch Stadt Tübingen mit zusätzlichem "Oberwappen").
Exlibris
von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1902, entworfen von Georg Otto (1868-1939) für die Bücherei Pietschker
(Lithographie, 9.6 x 5.3 cm, Witte, Bibliographie 2, 263; Thieme-Becker 26;
Gutenberg 7962). Vor
einem Bücherregal, auf dem oben eine Eule sitzt, sind zwei
Vollwappen zum Allianzwappen vereinigt. Beide
Wappen sind von den Richtungen und Drehungen der Helmdecken fast
spiegelbildlich, in der Gestaltung im Detail aber total
unterschiedlich: Das rechte Wappen hat stark gezaddelte, in feine
Zipfel aufgespaltene Decken, das Gegenüber geschlossene
Stoffbahnen. Typisch für den Künstler sind die Versuche, die
Kleinode im Halbprofil perspektivisch darzustellen. Das heraldisch rechte Wappen zeigt
in schwarz-golden geviertem Schild ein blaues Kleeblattkreuz, auf
dem bewulsteten Helm ein wachsendes Kleeblattkreuz zwischen zwei
geteilten Büffelhörnern (ohne Literaturbeleg).
Das gegenüberliegende Wappen zeigt in blauem Feld eine von zwei goldenen, sechsstrahligen, facettierten Sternen beseitete, ausgerissene silberne Rübe mit Blättern, auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen / blau-goldenen Decken die beblätterte silberne Rübe zwischen zwei blauen Büffelhörnern, die in den Mündungslöchern je mit einem goldenen, sechsstrahligen, facettierten Stern besteckt sind (Wappen v. Siemens, beschrieben im Siebmacher Band: PrE Seite: 165 Tafel: 142). Damit läßt sich das Wappen dem Paar Karl (Carl) Pietschker, Pfarrer in Bornstedt (heute Potsdam), und Käthe Pietschker geb. von Siemens (1861-1949, Tochter von Werner von Siemens) zuordnen. Ihrer beider Sohn war der Luftfahrtpionier und Konstrukteur Werner-Alfred Pietschker, der am 15.11.1911 tödlich verunglückte.
Exlibris
von Georg Otto:
Der gleiche Künstler, Georg
Otto (1868-1939), entwarf für das gleiche Ehepaar das
nachfolgend abgebildete Exlibris. Im Gegensatz zum vorherigen
Blatt sind hier aber die Wappenschilde beider Ehepartner, Karl
(Carl) Pietschker und Käthe Pietschker geb. von
Siemens, unter der alleinigen Helmzier des Ehemannes zum
Ehewappen kombiniert. Diese Kombination ist einem kreisförmigen
breiten Rahmen mit der Eignernennung einbeschrieben. An einem
Stoffband hängt eine Tafel herab mit Raum für die individuelle
Büchersignatur in der Pfarrersbibliothek. Am unteren Rand des
kreisförmigen Rahmens ist das Blatt in römischen Zahlen auf das
Jahr 1902 datiert; beide Blätter entstanden also im selben Jahr.
Genauso wie im vorherigen Blatt experimentiert der Künstler mit
einer perspektivisch in den Raum gestellten Helmzier.
Exlibris
von Alexander von Dachenhausen:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1893, entworfen von Alexander Freiherr von Dachenhausen
(1848-1916) für sich selbst (102 x 78 mm, farbige Lithographie,
Witte, Bibliographie 1, 144 f., Thieme-Becker 8, vgl. Gutenberg
19.202). Das Blatt ist asymmetrisch aufgebaut: Innerhalb eines
Rahmens aus abwechselnd Granatäpfeln und Blattpaaren, oben für
die laufende Buchnummer und unten für die Jahreszahl ausgespart,
ist ein Rechteckfeld so plaziert, daß es optisch rechts und
unten an diese Umrahmung anstößt, links und oben aber reichlich
Platz läßt für eine ornamental-florale Füllung mit
verschlungenen Rosenranken mit insgesamt sechs Blüten. Das
Rechteckfeld ist wiederum zweigeteilt, unten die Eignerinschrift,
oben das Familienwappen vor leuchtend gelbem Hintergrund, mit der
Helmzier aber teilweise über diesen hinausragend. Gegenüber dem
sonst dezent gefärbten Blatt sticht die Wappenzone mit ihren
deutlichen Rot-, Schwarz- und Gelb-Tönen deutlich ab und lenkt
so die Aufmerksamkeit auf die klare Geometrie des Schildes,
während die Umgebung weich und unauffällig wirkt. In der linken
oberen Ecke des gelben Feldes sieht man das Künstler-Monogramm
mit den verschmolzenen Initialen "A" und "D".
Das Wappen der Freiherren von Dachenhausen ist unter rotem
Schildhaupt silbern-schwarz geschacht, auf dem schwarz-silbern
bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken ein wie der Schild
bezeichneter, hier geschlossener Flug (Beschreibung im Siebmacher
Band: Han Seite: 19 Tafel: 21 und PrE Seite: 45 Tafel: 37, ferner
im alten Siebmacher von 1605 und im Geschlechts- und Wappenbuch
des Königreichs Hannover und des Herzogtums Braunschweig von Dr.
H. Grote).
Exlibris
von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1918, entworfen von Georg Otto (1868-1939) für Robert
Freiherr v. Welck (Klischeedruck, 8.0 x 7.3 cm).
Das Wappen dieses sächsischen Adelsgeschlechtes ist gespalten,
rechts in Silber eine rote, gefüllte (doppellagige) Rose, links
viermal blau-golden-schwarz-golden-blau geteilt, im schwarzen
Platz rechts zwei sechszackige silberne Sterne pfahlweise, links
eine mit den Spitzen nach rechts gekehrte (zunehmende) silberne
Mondsichel. Zwei Helme: Helm 1 (rechts): auf dem rot-silbern
bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken vor einem grünen
(natürlichen) Pfauenstoß zwei schräggekreuzte silberne
Liktorenbündel (Fasces, mit darin steckenden, auswärts
gekehrten Beilen), Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit
schwarz-goldenen (oder blau-goldenen, je nach Quelle) Decken ein
Flug, rechts silbern und mit einer roten Rose belegt, links in
den Formen und Farben der linken Spalthälfte. Das ist in dieser
Form das freiherrliche Wappen; das Stammwappen hatte den gleichen
Schild und nur Helm 2, wobei allerdings die Rose in der rechten
Spalthälfte des Schildes gestielt und beblättert war, nicht
jedoch in der Helmzier. Und das Stammwappen hatte bereits die
gleichen Tinkturen der Helmdecken, rechts rot-silbern, links
schwarz-golden.
Die Familie taucht am Anfang des 16. Jh. in Dresden zuerst auf. Die Gebrüder Carl Wolfgang Maximilian Welck, Kreisamtmann zu Meißen, und Otto Rudolph Welck, Oberpostamtsdirektor in Leipzig, wurden am 3.3.1785 von Kaiser Joseph II. geadelt, und am 22.6.1792 wurde der kursächsische Hofrat Carl Wolfgang Maximilian v. Welck während des Reichsvikariats in den Freiherrenstand erhoben. Die von Otto Rudolph Welck begründete, nichtfreiherrliche Linie erlosch 1875 im Mannesstamm. Unter Carl Wolfgang Maximilians Söhnen spaltete sich die freiherrliche Linie auf: Sohn Georg Ludwig begründete die Oberrabensteiner Linie, welche 1998 im Mannesstamm erloschen ist, und Sohn Kurt Robert begründete die Risaer Linie, die noch blüht. Im Freiherrenbrief von 1792 werden übrigens die beiden Sterne, die hier im Exlibris sechszackig abgebildet werden, als achtzackig beschrieben.
Das freiherrliche Wappen kann auch mit Schildhaltern dargestellt werden, rechts eine rotgekleidete (oder in silbernem, mit roten Rosen besätem Gewand, je nach Quelle) Justitia, links ein Mohr mit Pfeil und Bogen. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Anh Seite: 8 Tafel: 9, Band: PrGfN Seite: 27 Tafel: 21, Band: Sa Seite: 18 Tafel: 17, alternative Farbangaben für die nicht gefreite Linie in Band: Sa Seite: 52 Tafel: 60. Im Rietstap/Rolland sind ebenfalls zwei Farbversionen der Teilungen aufgeführt, eine in blau-golden-schwarz-golden-blau mit der ungestielten Rose für die gefreite Linie, die andere in rot-golden-schwarz-golden-rot mit der gestielten Rose.
Das Wappen wird vor dem dunklen Hintergrund eines ornamental bordierten Achtecks dargestellt. Für Ottos Stil sind die Helmdecken hier besonders charakteristisch, immer sorgfältig darauf bedacht, nie den Charakter eines geschlitzten Tuches aus den Augen zu verlieren und stets sehr nahe an echten, tatsächlich so fallenden Stoffbahnen, typisch die eingerollten Seitenränder, die die Bahnen als parallele Streifen der Gegenfarbe begleiten und überkreuzende Zipfel in Außenfarbe ermöglichen. Weiterhin sind für den Stil Ottos die Bügelhelme mit dem relativ engen, eingefaßten Schlitz und den kräftig gerundeten Bügeln charakteristisch. Weniger überzeugend wirken hingegen seine Bemühungen, die Helmkleinode perspektivisch einzudrehen und nach hinten zu verkürzen.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1923, entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939)
für die Familie Schwalbe (Klischeedruck, 8.5 x
6.1 cm). Das redende Wappen zeigt in silbern-rot gespaltenem
Schild eine über die Teilung gelegte, schräg auffliegende
schwarze Schwalbe, auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit
rot-silbernen Decken eine schräg auffliegende schwarze Schwalbe
vor einem silbern-rot übereck geteilten offenen Flug. Das Wappen
ist nicht in den einschlägigen Sammlungen enthalten. Unter dem
Wappen steht auf einem bogenförmigen Schriftband die Devise
"Beharrlichkeit führt zum Ziel". Zwei kleinere
Wappenschilde ergänzen die Komposition, beide oben an dem das
Wappen rahmenden Geäst, heraldisch rechts oben das Stadtwappen
von Hamburg, in Rot eine silberne Burg mit drei
Türmen, der mittlere Turm mit einem Kreuz auf der Spitze, über
den beiden Seitentürmen je ein silberner Stern, links oben in
Blau ein aus dem unteren Schildrand wachsender Arm, in der Faust
ein Bündel von vier Blitzen haltend (Hinweise willkommen).
Exlibris
von Ernst Krahl:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1906, entworfen von Ernst Krahl (1858-1926) für August
F. Ammann (Gutenberg 29.643, Heliographie, 9.6 x
7.2 cm). August Ammann zählt auch zu den großen Mäzenen der
Exlibriskünstler, und viele verschiedene Aufrisse zeugen von des
Eigners Begeisterung für diese Form der Graphik. Hier eines mit
einem Rankwerkrahmen in Jugendstilformen, der den Blick frei gibt
auf eine Szene mit Zürich im Hintergrund und einem Segelboot mit
Kuttertakelung und zwei Vorsegeln auf dem Zürichsee im
Vordergrund. Die Szene ist an dem Ausfluß der Limmat aus dem
Zürichsee anzusiedeln. Rechts erkennt man die charakteristischen
Türme des Großmünsters, links die Fraumünsterkirche mit ihrem
spitzen Helm. Die beiden Brücken sind vorne Quaibrücke und
dahinter, mit mehr Bögen, die Münsterbrücke, rechts im Bild
ist der Utoquai und dahinter der Limmatquai. Die rechte untere
Ecke wird von einem Vollwappen in Halbprofildarstellung
eingenommen, wobei die sich wild überschlagenden Windungen der
Helmdecke Krahl-typisch den Voluten der Jugendstil-Linien
gegenüber Konkurrenz machen.
Das Wappen wirkt wie vor den Rahmen mit dem Landschaftsausblick gesetzt, was dadurch zustande kommt, daß die heraldisch linke Helmdecke über den Rahmen hinausgeht. Eine der unteren Rahmenlinien bildet sogar im gegenüberliegenden Eck eine den Helmdecken ähnelnde Struktur und zeigt, daß die Grenzen zwischen beiden Gestaltungselementen fließend sein können. Die Typen der beiden Schriftzonen, oben das Wort "Ex Libris", unten der Eignername, zeigen zeittypische Formen. Das Wappen Ammann zeigt in Silber einen mit drei balkenweise gelegten, goldenen, sechsstrahligen Sternen belegten, roten Schildhauptpfahl, auf dem Helm mit silbern-roten Decken ein wachsender Mannesrumpf, dessen Kleid wie der Schild bez. ist (Siebmacher Band Bg3, S. 57, T. 61).
Exlibris
von Ernst Krahl:
Ein heraldisches Exlibris ohne
Jahresangabe, entworfen von Ernst Krahl (1858-1926) für Carl und
Marie Louise Swoboda (Klischeedruck, 8.0 x 6.9
cm). Zwei Vollwappen sind als Ehewappen mit sich überlappenden
Schilden einander zugeneigt. Das heraldisch rechte ist das Wappen
Swoboda, in Rot eine silberne Marke mit Vierkopfschaft,
Mittelsprosse und Ankerfuß, auf dem gekrönten Helm eine auf
einem Bein stehende Frau, nur mit einem Tuch bekleidet, welches
sie mit beiden Händen im Bogen über sich schwingt. Das nicht in
den einschlägigen Sammlungen verzeichnete Wappen erinnert an
eine Haus- oder Steinmetzmarke. Das Wappen der Ehefrau Marie
Louise, deren Geburtsname nicht auf dem Blatt verzeichnet ist
(Hinweise willkommen), hat in Gold sechs (3:2:1) blaue Lilien,
auf dem gekrönten Helm ein wachsender Einhornrumpf. Es ist wohl
Zufall, daß dies auch das Stammwappen der 1731 in männlicher
Linie erloschenen Farnese ist.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1918, entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939)
für den Abt Sigisbert des Klosters Schäftlarn
(Klischeedruck, 11.0 x 7.0 cm). Innerhalb eines Rahmens mit
Schnörkeln im Stil des Barocks sind unter einem geflügelten
Engelskopf mit Inful drei (2:1) ovale Kartuschen zu einem
Ensemble vereinigt. Hinter der Gruppe lehnt schräglinks der
Abtsstab. Die Kartusche heraldisch links oben zeigt das
Abteiwappen von Schäftlarn, in Blau ein goldenes Ruderboot mit
zwei ebensolchen Rudern, das vordere schrägrechts, das hintere
schräglinks gestellt, das Abteiwappen. Kloster Schäftlarn
(Abtei zu den Heiligen Dionysius und Juliana), im Jahre 762 von
einem Priester namens Waltrich als Benediktinerabtei gegründet
und damit zu den bayerischen Urklöstern gehörend, erlosch dann
während der Ungarnwirren, wurde 1140 als
Prämonstratenser-Kloster wiedergegründet, im frühen 19. Jh.
säkularisiert, jedoch 1866 wieder als Benediktinerkloster
neugegründet. Der in der Eignerbezeichnung genannte Abt
Sigisbert war der Augsburger Benediktiner Sigisbert I. Liebert
(25.1.1851-26.3.1929), der am 28.1.1872 in den Orden eintrat, 1904-1910 Prior in Schäftlarn
war und 1910 erster Abt des am 17.4.1910 durch Prinzregent
Luitpold zur Abtei erhobenen Klosters wurde. Er setzte sich als Bibliophiler sehr für die Klosterbibliothek ein und
erweiterte sie beträchtlich.
Die Abkürzungen "P T PRAES CONGR BEN BAV" bedeuten Abtpräses der Bayerischen Benediktinerkongregation, ein Leitungs-, Aufsichts- und Repräsentationsamt der Vereinigung grundsätzlich selbständiger bayerischer Benediktinerklöster, welches Sigisbert I. Liebert 1915-1921 innehatte, und in diese Zeit fällt auch das Exlibris. Er war in dieser Funktion der Nachfolger von Gregor Danner von St. Bonifaz und wurde seinerseits 1921 durch Placidus Glogger von St. Stephan abgelöst. Diesem Amt ist die rechte, obere Schildkartusche gewidmet. Sie erhält den Ehrenplatz heraldisch rechts, weil es sich um eine dem Einzelkloster übergeordnete Institution handelt, die am Anfang nach der Wiedergründung in der Mitte des 19. Jh. aus Metten, St. Bonifaz, Andechs und Weltenburg bestand und später um Scheyern, Schäftlarn, St. Stephan, Ottobeuren, Ettal, Plankstetten und im Jahr der Exlibriserstellung noch um Niederaltaich erweitert wurde.
Dieses Wappen der Bayerischen Benediktinerkongregation ist hier gewendet. Es ist gespalten, rechts (also hier spiegelverkehrt) silbern-blau schräggerautet (Bayern), links unter goldenem Schildhaupt mit schwarzem Adler in Silber drei rote Leisten oder Fäden, begleitet in Platz 1 von einem schreitenden roten Löwen und in den übrigen Plätzen von sechs (3:2:1) roten Kelchen, Bechern oder Pokalen (Siebmacher Band: Un Seite: 461 Tafel: 338, Band: Kro Seite: 133 Tafel: 97, vgl. auch Band: FstA Seite: 188 Tafel: 228-230). Das ist nun eine wirklich aufregende Kombination - die Wittelsbacher Rauten treffen hier auf das Wappen der aus Como stammenden und auch in Rom und Mailand ansässigen italienischen Adelsfamilie Odescalchi! Der Grund ist der, daß hier die Gründer der Kongegration gemeinsam verewigt werden, auf der Seite Bayerns war das Kurfürst Maximilian II. Emanuel (11.7.1662 - 26.2.1726, Kurfürst 1679-1706 und 1714-1726), und auf der Seite des Papstes war das Innocent XI, der mit bürgerlichem Namen niemand anderes war als Benedetto Odescalchi (19.5.1611-12.8.1689, Papst 1676-1689), übrigens einer der bedeutendsten Päpste des 17. Jh., der sich durch eine konsequente Sanierung der Finanzen und die Eindämmung der Vetterleswirtschaft wohltuend von seinen Kollegen abhob. Am 26.8.1684 wurde die Kongregation durch das Breve "Circumspecta" gegründet, durch die Säkularisierung wurde sie aufgelöst, und am 5.2.1858 wurde sie wiederhergestellt.
Literatur,
Quellen und Links:
Elke Schutt-Kehm,
Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2. Teil, Band 1: A-K, 720
Seiten, 1685 Abb., Verlag Claus Wittal, Wiesbaden, 1998, ISBN
978-3-922 835-31-8.
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2.
Teil, Band 2: L-Z, 736 Seiten, 1795 Abb., Verlag Claus Wittal,
Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-32-5
Claus Wittal, Eignerverzeichnis zum Exlibris-Katalog des
Gutenberg-Museums, Verlag Claus Wittal, 2003, 336 Seiten, 595
Abb., ISBN 978-3-922 835-33-2
Siebmachers Wappenbücher
Dr. H. Grote, Geschlechts- und Wappenbuch des Königreichs
Hannover und des Herzogtums Braunschweig
Sigisbert I. Liebert: http://www.orden-online.de/wissen/l/liebert-sigisbert/
Bayerische Benediktinerkongregation: http://www.kloster-ettal.de/kloster/bbk.html
Papst Innozent XI: http://www.heraldique-europeenne.org/Regions/Italie/Papes_8.htm
Abtei Schäftlarn: http://www.abtei-schaeftlarn.de/
Frhr. v. Welck: Stiftung Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.):
Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon. Band XVI, Band
137, C. A. Starke Verlag, Limburg 2005, S. 52&ndash54, und:
Freiherrliche Häuser. Band XVII, Band 107, C. A. Starke Verlag,
Limburg 1994, S. 498&ndash511.
Frhr. v. Welck: http://www.schlossarchiv.de/herren/w/WE/Welck.htm
Nagel: http://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016336/images/index.html?fip=193.174.98.30&id=00016336&seite=724
v. Oertzen: http://www.rambow.de/geschichte-derer-von-oertzen.html - Urkundliche Geschichte des Geschlechts von
Oertzen, 1. Teil, vom Ursprunge des Geschlechts bis zum Jahre
1400, von G. C. F. Lisch, in Commission in der Stillerschen
Hofbuchhandlung in Schwerin und Rostock, 1847 - http://www.rambow.de/download/Von-Oertzen-1.pdf - Urkundliche Geschichte des Geschlechts von
Oertzen, 2. Teil, vom Jahre 1400 bis zu den Jahren 1600 und 1700,
von G.C.F. Lisch, in Commission in der Stillerschen
Hofbuchhandlung in Schwerin und Rostock, 1860 - http://www.rambow.de/download/Von-Oertzen-2.pdf - Urkundliche Geschichte des Geschlechts von
Oertzen, 3. Teil, vom Jahre 1600 bis zum Jahre 1725, von G.C.F.
Lisch, in Commission in der Stillerschen Hofbuchhandlung in
Schwerin und Rostock, 1866 - http://www.rambow.de/download/Von-Oertzen-3.pdf - Urkundliche Geschichte des Geschlechts von
Oertzen, 4. Teil, enthaltend der Mecklenburgischen Häuser und
der älteren Zweige des Hauses Alt-Helpte neueste Geschichte von
etwa 1700 bis zur Gegenwart, von G. C. F. Lisch, fortgeführt von
E. Sass, Schwerin 1886 - http://www.rambow.de/download/Von-Oertzen-4.pdf - Urkundliche Geschichte des Geschlechts von
Oertzen, 6. Teil, A: des Hauses Jung-Helpte neueste Geschichte,
von etwa 1700 bis zur Gegenwart. B: Rückblick. C: Nachträge
usw., von G. C. F. Lisch; fortgeführt von E. Sasz, 1891 - http://www.rambow.de/download/Von-Oertzen-6.pdf
Gutshäuser der v. Oertzen: http://www.gutshaeuser.de/wappen/oertzen.html
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2010
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