Bernhard
Peter
Historische
heraldische Exlibris (17)
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein in farbigem Rasterdruck
ausgeführtes heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1915, entworfen
von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939) für Max Specht,
Kaufmann und Bürger zu Hamburg. Das Wappen ist ein redendes,
denn es ist geteilt, oben in Gold an einem schräggestellten
braunen Eichenast mit nach rechts abstehenden grünen Blättern
links ein rotbewehrter Schwarzspecht, unten in Blau zehn
(4:3:2:1) silberne, sechsstrahlige Sterne. Auf dem
schwarz-golden-blau-silbern bewulsteten Helm mit rechts
schwarz-goldenen und links blau-silbernen Decken ein wachsender,
nackter, wilder Mann, an Stirn und Hüfte laubumkränzt, in der
erhobenen Rechten ein Eichenbruch mit drei grünen Blättern, die
Linke eingestemmt. Das Wappen wird von einem in ein Rechteck
einbeschriebenen Vierpaß gerahmt, wobei der Bogen jeweils oben
und unten leicht gekielt ist. In den vier Ecken ist Platz für
Vedouten mit Hamburger Sehenswürdigkeiten, oben links das 36 m
hohe und 1906 eingeweihte Bismarck-Denkmal, unten links das
Rathaus, unten rechts die Jacobikirche. In der Mitte unten ist
das Stadtwappen Hamburgs, in Rot eine silberne
Burg mit drei Türmen, der mittlere Turm mit einem Kreuz auf der
Spitze, über den beiden Seitentürmen je ein silberner Stern.
Darüber ist ein Hermesstab als Symbol der Händler. Oben
befindet sich in der Mitte ein weiterer Schild mit dem Wappenbild
des Herzogtums Lauenburg, innerhalb eines
silbern-schwarz gestückten Bordes in Rot ein silberner
Pferdekopf.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1900, entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939)
für Karl Graf zu Leiningen-Westerburg-Neu-Leiningen.
Das in Buchdruck ausgeführte
Exlibris ist am unteren Rand mittig im Druck monogrammiert und in
römischen Zahlen datiert. Das Wappen
ist geviert mit Herzschild: Feld 1 und 4: in Blau drei (2:1)
silberne Adler (Stammwappen Leiningen). Der im Stammwappen
vorhandene Turnierkragen wird von der Linie Leiningen-Westerburg
nur höchst selten geführt. Feld 2 und 3: in Rot ein
durchgehendes goldenes Kreuz, bewinkelt von 20 (4x 5 (2:1:2))
goldenen Kreuzchen (Stammwappen Westerburg). Herzschild: in Blau
ein silberner Löwe mit einer gekrümmten, goldengestielten,
silbernen Streitaxt oder Hellebarde, diese mit allen vier Pranken
haltend (Gyldenløve-Danneskiold-Laurvig). Dazu gehören drei
Helme: Helm 1 (Mitte): gekrönt, schwarzer Flug, beiderseits
belegt mit einer roten Scheibe mit einem durchgehenden goldenen
Kreuz, bewinkelt von je 5 (2:1:2) goldenen Kreuzchen (Herrschaft
Westerburg), Helmdecken rot-golden. Helm 2 (rechts): gekrönt,
grüner Obstbaum mit 5-7 silbernen Blüten (Grafschaft
Leiningen), Helmdecken blau-silbern. Helm 3 (links): gekrönt,
ein Pfauenstoß (für Schaumburg, siehe Detailausschnitt).
Beschrieben wird das Wappen im Siebmacher, Band Gf, Seite: 20-24,
Tafel: 39-52 etc.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1906, entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939)
für Walter Vogt, im Druck rechts unten
monogrammiert und links unten datiert. Das Wappen zeigt in Rot
drei gekreuzte, gestürzte, silberne Pfeile, unten begleitet von
einer goldenen dreizinnigen Mauerkrone. Auf dem rot-silbern
bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken ein offener roter Flug,
je belegt mit zwei schräggekreuzten, gestürzten, silbernen
Pfeilen. Es wird beschrieben in der Deutschen Wappenrolle, Band:
XII, S.: 92, eingetragen unter der Nr. 5542/57. Die Familie
stammt aus Langenreinsdorf, Krs. Werdau in Sachsen. Das Wappen
wurde 1906, also im selben Jahr, in dem das Exlibris entstand,
neu angenommen vom in Gotha ansässigen Verlagsbuchhändler Peter
Walter Vogt (1873-1941) auf Antrag des in Kiel ansässigen
Diplom-Landwirts und wissenschaftlichen Assistenten Hermann Vogt.
Der Stammvater der Familie ist Görge Voytt, Bauer in
Langenreinsdorf, gest. 1609. Zwei weitere Schilde belegen die
beiden oberen Ecken, der rechte mit zwei Schindeln über einem
sich aus einem Wellenschildfuß erhebenden Mühlrad, der linke
mit einem pfahlweise gestellten Pfeil, überdeckt von einem
Buchstaben "G", umrahmt von einem Buchstaben
"U", wobei die beiden Buchstaben miteinander verbunden
sind. Diese beiden Embleme werden in Roland, Archiv für Stamm-
& Wappenkunde, 7. Jahrgang 1906-1907, S. 188 gelöst: Es
handelt sich um ein frei angenommenes Wappen des Etablissements
Papiermühle und um das Verlagssignet.
Während obige Farbvariante in grünlichem Ton gehalten ist, gibt es noch eine weitere Farbvariante in schwarzviolettem Ton, ansonsten inhaltsgleich:
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1905, entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939)
für Christian Aichinger, im Druck rechts unten monogrammiert und datiert.
Gezeigt werden zwei verschiedene Farbvarietäten. Das hier
linksgewendete Wappen Aichinger zeigt in Schwarz auf einem
grünen Dreiberg einen aufgerichteten goldenen, rotgezungten
Greifen, der in seinen Klauen einen aufrechten goldenen Zweig mit
drei Eicheln hält. Auf dem schwarz-golden bewulsteten Helm der
wachsende goldene Greif mit dem ebensolchen Zweig mit den drei
Eicheln. Durch die Eicheln wird es zum redenden Wappen. Das
Wappen ist nicht in den einschlägigen Sammlungen enthalten, die
Tinkturen sind nach einem analogen farbigen Blatt aus dem
"Wappensammler" angegeben. Das Motiv an sich ist kein
Unikat, genau das gleiche Motiv (vorbehaltlich anderer Farben)
wird z. B. von den Aichbichel (Aichpüchl) geführt (Siebmacher
Band: Mä Seite: 257 Tafel: 181), aber mit einem Flug als
Helmzier. Die Aichinger stammen ursprünglich aus
Oberösterreich.
Das Wappen ist in den Wipfel einer Eiche eingebaut, deren Äste im unteren Teil diverse Wappenschilde mit Jahresangaben tragen, Stationen der Familie im Laufe ihrer Geschichte. Mit "1763" bezeichnet ist z. B. das Wappen von Weiden in der Oberpfalz, halbgespalten und geteilt, oben rechts in Schwarz ein rot gekrönter, rot bewehrter goldener Löwe (gewendet), oben links die blau-silbernen bayerischen Rauten, unten in Rot auf grünem Dreiberg eine grüne Weide. 1763 zog ein Teil der Familie nach Weiden. Mit "1622" bezeichnet ist der Schild von Vohenstrauß, in Blau auf grünem Grund (Boden) ein linksgewendeter, golden bewehrter silberner Strauß mit goldenem Hufeisen im Schnabel, den ein roter Fuchs anspringt. 1622 verzeigte sich die Familie in diesen Ort. Ganz unten stehen zwei Schilde für die regionale Herkunft im Ganzen, heraldisch rechts Bayern (blau-silbern schräggerautet) und gegenüber Oberösterreich (gespalten, rechts in Schwarz ein goldener Adler, links dreimal von Silber und Rot gespalten). Mit "1550" bezeichnet ist der Wappenschild von Freistadt im Unteren Mühlviertel in Oberösterreich (in Rot ein silberner Balken), das gleiche Schildbild wie die Erzherzöge und Zeichen der damaligen landesfürstlichen Stadtherrschaft.
Mit "1550-80" bezeichnet ist ein Berufswappen mit Gerber-Emblemen (in Rot zwei silberne schräggekreuzte Schabeisen, darunter ein goldener Ring). Ebenfalls unter die Berufssymbole einzuordnen ist der mit "1683" bezeichnete Schild mit einer goldenen Amtskette auf rotem Feld, das bezieht sich darauf, daß ein Familienmitglied im genannten Jahr Bürgermeister von Vohenstrauß war. Ein weiteres Berufswappen findet sich bei der Zahl "1891", in Blau ein goldener Holzbottich mit Merkurstab und Brauwerkzeugen, denn ein Zweig der Familie war bis zu diesem Jahr im kaufmännischen Bereich des Braugewerbes tätig. Eine weitere, "1904" erreichte Station der Familie war Regensburg (in Rot zwei schräggekreuzte silberne Schlüssel). Der "1676" bezeichnete Schild bezieht sich auf Floß im Bayerischen Wald (in Silber ein schwarzer, rot bewehrter Adler, heute anders: in Gold aus blauen Wellen wachsend ein rot gekrönter, schwarzer Adler), und der letzte Schild daneben ist wiederum ein Berufswappen, denn ein Familienmitglied war ab 1824 in Floss evangelischer Pfarrer (in Blau über grünem Dreiberg eine aufgeschlagene silberne Bibel, dahinter ein goldenes Kreuz hervorkommend). Diese Berufswappen sind freilich keine offiziellen Berufswappen, sondern individuell in Wappenschildform gebrachte Illustrationen. So wird die ganze Familiengeschichte in Form eines "Stammbaumes" mit den Wappenschilden illustriert.
Hier zum Vergleich die Darstellung in: Roland, Archiv für Stamm- & Wappenkunde, hrsg. von Lorenz M. Rheude, 7. Jahrgang 1906-1907, Verlag Gebr. Vogt, Roda, 1907, Kunstbeilage und S. 14. Das Motiv ist identisch, das SAchriftband trägt aber einen anderen Wortlaut: "Geschichte der Aichinger aus Oberösterreich, herald. dargestellt".
Alle anderen Details sind identisch. In der Zone mit den vielen Kommunal- und Berufs-Wappen sehen wir von links nach rechts: 1.) Weiden in der Oberpfalz, 2.) Berufswappen Bürgermeister, 3.) Berufswappen Braugewerbe, 4.) Vohenstrauß, 5.) Stadt Regensburg, 6.) Freistadt im Unteren Mühlviertel, 7.) Floß im bayerischen Wald, 8.) Berufswappen Gerber und 9.) Berufswappen Pfarrer.
Unter dem Schriftband sehen wir von links nach rechts Bayern und Oberösterreich beiderseits der Wurzeln des Eichbaumes und außen von ornamental verschlungenen Wurzelranken begleitet.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1931, entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939)
für Andrew Joseph Onderdonk, im Druck in der
Mitte unten monogrammiert und datiert, die Jahreszahl durch die
LR-Ligatur unterbrochen. Der Schild ist grün mit
Hermelin-Schildhaupt, auf dem grün-silbern bewulsteten Helm mit
ebensolchen Decken ein wie der Schild bez. offener Flug. Das
Hauptfeld des Schildes ist hier mit Rankenwerk ohne Signifikanz
damasziert. Vier kleine Schilde sind in den vier Ecken zu sehen,
heraldisch rechts oben das Wappen der Vereinigten Staaten,
unter einem blauen Schildhaupt mit 13 (7:6) silbernen Sternen in
Rot sechs silberne Pfähle. Dazu sei angemerkt, daß heute zwar
die Flagge sieben rote und sechs silberne Streifen hat, das
Wappen jedoch korrekterweise sieben silberne und sechs rote
Plätze hat. Sowohl durch die Anzahl der Sterne als auch durch
die der Streifen werden die dreizehn Gründungsstaaten der USA
symbolisiert. Links oben sehen wir in rotem Feld drei (2:1)
aufgeschlagene Bücher, die mit schwarzen Lettern VE-RI-TAS
(Wahrheit) belegt sind, das ist das Wappen der 1636 gegründeten Universität
Harvard (Cambridge, Massachusetts). Andrew Joseph
Onderdonk hatte in Harvard Rechtswissenschaft studiert und wurde
Rechtsanwalt an der Wall Street und Experte für internationales
Recht. Auf die juristische Tätigkeit verweist das Symbol aus
Waage und Schwert zwischen Eignernamen und Künstlersignatur. Der
Schild rechts unten ist mit einem Landschaftsgemälde (ich nenne
es nur ungern ein Wappen) gefüllt, das die Maßgaben des
heraldischen Stils so gröblich verletzt, daß dieses Stilleben
mit Schiffen auf dem Meer vor einem Sonnenuntergang hinter Bergen
klar der Neuen Welt zuzurechnen ist. So ein ähnliches
"Wappen" führt San Francisco. Ein
ganz ähnliches, unheraldisches Stilleben und Landschaftsgemälde
führt übrigens auch der Staat Kalifornien. Der berühmteste
Onderdonk war ein anderer Andrew, der als Ingenieur die
pazifische Eisenbahn in Kanada und den Uferdamm in San Francisco
baute. Die Familie Onderdonk ist holländischen Ursprungs, darauf
verweist der letzte Schild, in der heraldisch linken unteren
Ecke, denn dort steht das Wappen des Königreiches der
Niederlande, wie es von König Wilhelm I. am 24.08.1815
anläßlich der Gründung des Königreichs (Proklamation vom
16.3.1815) eingeführt und zuletzt durch einen Erlaß vom
23.04.1980 aktuell formuliert wurde. Es zeigt im blauen, mit
goldenen Schindeln bestreuten Feld einen goldenen Löwen, golden
gekrönt, rot gezungt und bewehrt, in seiner rechten Pranke ein
silbernes, schräglinks erhobenes Schwert mit goldenem Griff, in
der linken Pranke ein Bündel von sieben silbernen Pfeilen mit
goldenen Spitzen, mit einem goldenen Band umwunden. Wir erkennen
das alte Stammwappen des Hauses Nassau wieder, das allerdings um
einige Details erweitert ist: Krone des Löwen sowie Pfeile und
Schwert der Republik der Vereinigten Niederlande aus dem 17.
Jahrhundert. Erst waren es 17 Pfeile, die die Einheit der
Provinzen widerspiegeln sollten. Danach wurde die Anzahl der
Pfeile reduziert, weil sich 1579 die sieben nördlichen Provinzen
in der Union von Utrecht zur Republik der Sieben Vereinigten
Niederlande zusammenschlossen, während die südlichen Provinzen
die Union von Arras bildeten. Mit der offiziellen Unabhängigkeit
der Republik 1648 wurde die Zahl der Pfeile entsprechend von 17
auf 7 reduziert.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1913, entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939)
für Fritz Baumeister (100 x 61 mm, farbiger Buchdruck, Witte,
Bibliographie 3, 15 f., Thieme-Becker 16; Gutenberg 38.056, im
Druck monogrammiert und datiert). Das redende Wappen der Familie Baumeister,
hier eine von mehreren zeichnerischen Varianten, zeigt in Blau
ein silbernes Haus mit drei Fenstern und drei spitzen, golden
bedachten Dreiecksgiebeln. Über dieses Wappen ist ein roter
Schräglinksbalken zur Differenzierung gezogen. Auf dem
blau-silbern bewulsteten Helm mit rechts blau-silbernen, links
silbern-blauen Decken ein wachsender Baumeister in blau-silbern
gespaltenem Gewande mit Kragen in verwechselten Farben und mit
blauer, silbern gestulpter Mütze und goldenem Stechzirkel in der
Rechten zwischen einem rechts silbernen, links blauen Paar
Büffelhörner. Heraldisch links oben sieht man das Stadtwappen
von München, in Silber ein Mönch mit
goldgeränderter schwarzer Kutte und roten Schuhen, in der Linken
ein rotes Buch haltend, die Rechte zum Schwur erhoben. Gegenüber
sieht man in schwarz-silbern-blau geteiltem Schild auf einem
grünen Berg einen silbernen Zinnenturm mit blauem Tor und
ebensolchen Fenstern. Ein solches Wappen führt seit 1857 die
Stadt Neu-Ulm, allerdings ohne den grünen Berg.
Der Zinnenturm steht für die Festung, die die Stadt einst umgab.
Schwarz und Silber sind die Farben der Nachbarstadt Ulm, und Blau
und Silber sind die bayerischen Farben.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1925, entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939)
für Dr. Walter Vogel, im Druck in der Mitte
unten monogrammiert und datiert, die Jahreszahl durch die
LR-Ligatur unterbrochen (89 x 64 mm, Buchdruck, Witte,
Bibliographie 3, 15f., Thieme-Becker 16, Gutenberg 38.244). Das
Wappen ist nicht in den einschlägigen Sammlungen enthalten, die
Tinkturen ergeben sich durch die Schraffur: Rot-silbern im
Zinnenschnitt geteilt, auf der mittleren Zinne sitzend ein
rechtsgekehrter Vogel (redendes Wappen!), auf dem rot-silbern
bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken ein offener, rot-silbern
übereck im Zinnenschnitt geteilter Flug. Das Vollwappen wird von
einem leicht gekielten Bogen gerahmt, auf dessen oberen
Abschnitten jeweils ein weiterer Wappenschild aufgelegt ist.
Heraldisch rechts: Unter einem roten, mit drei silbernen
Schildchen balkenweise belegten Schildhaupt schwarz-silbern
gespalten mit zwei Büchern in verwechselten Tinkturen, das ist
das Wappen des Exlibris-Vereins zu Berlin, die
hier nicht dargestellte Helmzier wäre ein wachsender,
auffliegender Schwan (A. M. Hildebrandt hat das zum Vergleich
dienende Exlibris für den Exlibris-Verein geschaffen). Der
zweite Schild ist das Stadtwappen von Frankfurt an der
Oder: In Silber auf grünem Berg ein goldbewehrter,
roter Hahn im Dreipaßbogen eines von zwei roten, spitzbedachten
Zinnentürmen beseiteten offenen, roten Torbaus stehend, über
der Mauer schwebt ein silberner Schild mit rotem Adler, auf den
goldenbeknauften Dächern der Seitentürme steht je ein
abgewendeter, widersehender, goldener, auffliegender Vogel, der
breitbedachte Mittelturm ist an den Ecken je mit einem goldenen
Kreuz versehen. Das älteste erhaltene Siegel der Stadt aus dem
Jahre 1294 zeigt bereits das Wappen in seiner heutigen Form.
Die Farben sehen wir bei einem anderen Aufriß dieses Familienwappens, ebenfalls aus der Feder von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939), es handelt sich um eine dreifarbige Lithographie (schwarz-rot-silbern) nach einer Tuschezeichnung. Die Helmdecken sind anders gestaltet als im zuvor vorgestellten Exlibris. Im Oberwappen offenbart sich ein Unterschied dieses undatierten Aufrisses zum genannten Exlibris, dort ist der Flug jeweils im Zinnenschnitt geteilt, hier ist er gerade geteilt. Außer dem eingedruckten Künstlermonogramm enthält der Wappendruck keine weiteren Angaben.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1921, entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939)
für Franz Xaver Westinger aus Trudering (ein
Stadtteil von München, heute Stadtbezirk 15 Trudering-Riem), im
Druck rechts unten monogrammiert und datiert, die Jahreszahl
durch die LR-Ligatur unterbrochen. Das Wappen ist nicht in den
einschlägigen Sammlungen enthalten, die Tinkturen ergeben sich
durch die Schraffur: Dreimal schwarz-golden geteilt, in den
schwarzen Plätzen vier (2:2) goldene Kugeln (Scheiben), auf dem
schwarz-golden bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken eine
goldene Lilie. Das Vollwappen steht frei über der verzierten
Tafel mit der Eignerbezeichnung innerhalb eines Rundbogens.
Diesem folgend ist der Rahmen mit Jugendstil-Ornamenten verziert,
die oben jeweils in drei, dem Bogen folgend gelegte Getreidehalme
mit Ähren auslaufen. Das Lilienmotiv der Helmzier wird in den
vier Ecken des Exlibris aufgegriffen.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1919, entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939)
für Anton Rauh, im Druck rechts unten
monogrammiert und links unten datiert. Das nach links gewendete
Wappen zeigt in einem von zwei aufsteigenden Spitzen geteilten
Schild drei (1:2) Schildchen, auf dem Helm ein wachsender
Jungfrauenrumpf, das Gewand mit zwei Spitzen geteilt, auf dem
offenen Haar ein Blütenkranz. Das Wappen ist nicht in den
einschlägigen Sammlungen enthalten, die Tinkturen sind mir
unbekannt, Hinweise willkommen. Anton Rauh (1891-1977) war selbst
Künstler, und dieses Wappen ist eine Adaptation des allgemeinen
Künstlerwappens mit seinen drei Schildchen. Dieser vielseitige
Künstler, der Portraits, Landschaften, Stilleben, Genreszenen,
Exlibris etc. malte und zeichnete, lebte in Bamberg, so ist zu
vermuten, daß auch der um eine Spitze verminderte fränkische
Rechen Pate für das Wappen gestanden hat. In München war er
übrigens ebenfalls tätig. Weitere Hinweise auf die
künstlerische Tätigkeit des Eigners sind die am Rahmen aus
Rosenzweigen aufgehängte Palette linkerhand und die Pinsel
rechterhand.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1923, entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939)
für Wilhelm Nahde. Das Wappen der ursprünglich
in Braunschweig und dann in Bernburg ansässigen Familie Nahde
wird im Siebmacher beschrieben, Band: Bg12 Seite: 67 Tafel: 91.
Es zeigt in Blau einen silbernen Balken, von drei (2:1) silbernen
Kleeblättern begleitet. Auf dem blau-silbern bewulsteten Helm
mit ebensolchen Decken ein aufrechtes silbernes Kleeblatt
zwischen einem offenen blauen Flug, der beiderseits mit einem
silbernen Kleeblatt über einem ebensolchen Balken belegt ist.
Interessanterweise findet sich in der Familie Nahde ebenfalls ein
Bezug zum Entwurf von Wappen: Julius Gotthelf Heinrich Nahde,
geb. 21.8.1835 in Magdeburg, gest. 11.1.1907 in Berlin, war
königlich-preußischer Wappenmaler und namentlich für das
Heroldsamt tätig. Er war der älteste Sohn von Heinrich Wilhelm
Christian Nahde, geb. 11.4.1797 in Bernburg, gest. 1852/53, und
Agnes Lüdecke. Ein weiteres Familienmitglied, von dem Nachkommen
in Leipzig, Köthen, Zerbst und Apolda lebten, war Johann
Bernhard Nahde, geb. 14.7.1770 in Bernburg, gest. 12.6.1843 in
Grenz bei Köthen, Sohn von Johann Christian Hermann Nahde
(1765-1804) und Johanne Louise Dorothea Brückner, Enkel von
Johann Heinrich Nahde (-1803) und Elisabeth Auguste Kohl. In den
vier Ecken des Exlibris befinden sich vier einwärts geneigte
Wappenschilde. Heraldisch rechts oben ist eine Stadtmauer mit
offenem Tor und zwei Türmen zu sehen, zwischen denen eine
Jungfrau einen Lorbeerkranz emporhält, das ist das Stadtwappen
von Magdeburg, das heute so blasoniert wird: In
Silber eine gezinnte, rote, schwarz gefugte Burg mit zwei
spitzbedachten Türmen, geöffnetem goldenen Tor und
hochgezogenem schwarzen Fallgatter; zwischen den Türmen wachsend
eine grün gekleidete Jungfrau, in der erhobenen Rechten einen
grünen Lorbeerkranz emporhaltend. Wilhelm Nahde stammte aus
Magdeburg. Heraldisch links oben sieht man das Stadtwappen von München,
in Silber ein Mönch mit goldgeränderter schwarzer Kutte und
roten Schuhen, in der Linken ein rotes Buch haltend, die Rechte
zum Schwur erhoben. Wilhelm Nahde war wissenschaftlicher
Mitarbeiter an der Bayerischen Staatsbibliothek München. Unten
rechts ist das Wappen Sachsens, von Gold und
Schwarz neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter
Rautenkranz, hier gewendet. Unten links schließlich ist ein
Wappen der Vereinigten Staaten zu sehen, unter
einem blauen Schildhaupt mit 13 (7:6) silbernen Sternen (für die
dreizehn Gründungsstaaten der USA) in Rot sechs silberne Pfähle
(auch hier ergibt sich die Zahl 13, wobei aber zu differenzieren
ist: Der Schild hat korrekterweise sieben silberne und sechs rote
Plätze, im Gegensatz zur Flagge der USA, die sieben rote und
sechs silberne Streifen hat. Rheude hat hier die äußeren Zonen
als rot schraffiert, was streng genommen nicht für den Schild
zutrifft). Wilhelm Nahde hatte einen engen Bezug zu den USA, er
hat mehrere Aufsätze zur amerikanischen Literatur und
Erzählungen über das amerikanische Leben veröffentlicht. Das
Kleeblatt-Motiv findet sich überall im Exlibris wieder, auf dem
Rahmen in Form eines Dreipasses, die Ecken sind zu einem
Kleeblatt ausgezogen, selbst am Brustlatz des Helmes sieht man
ein Kleeblatt zum Schmuck.
Literatur,
Quellen und Links:
Elke Schutt-Kehm,
Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2. Teil, Band 1: A-K, 720
Seiten, 1685 Abb., Verlag Claus Wittal, Wiesbaden, 1998, ISBN
978-3-922 835-31-8.
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2.
Teil, Band 2: L-Z, 736 Seiten, 1795 Abb., Verlag Claus Wittal,
Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-32-5
Claus Wittal, Eignerverzeichnis zum Exlibris-Katalog des
Gutenberg-Museums, Verlag Claus Wittal, 2003, 336 Seiten, 595
Abb., ISBN 978-3-922 835-33-2
Siebmachers Wappenbücher
Deutsche Wappenrolle DWR Band: XII Seite: 92 Nummer: 5542/57
Aichinger-Exlibris: Wappensammler, Band 7, Roland, Verein zur
Förderung der Stammkunde, Dresden http://books.google.de/books?id=yd0SAAAAYAAJ (nur mit
US-Adresse), = Roland, Archiv für
Stamm- & Wappenkunde, hrsg. von Lorenz M. Rheude, 7. Jahrgang
1906-1907, Verlag Gebr. Vogt, Roda, 1907, Kunstbeilage und S. 14
Vogt-Exlibris: Roland, Archiv für Stamm- & Wappenkunde,
hrsg. von Lorenz M. Rheude, 7. Jahrgang 1906-1907, Verlag Gebr.
Vogt, Roda, 1907, Kunstbeilage und S. 188
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ihres Alters gemeinfreier Originale.
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