Bernhard
Peter
Historische
heraldische Exlibris (30)
Exlibris
von Roderich von Haken
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1910, entworfen von Roderich von Haken (8.9.1867-1929)
für Hugo Feltens-Baerlag. Das Wappen der vom
Feltenshof am Niederrhein stammenden Familie Feltens
wird beschrieben im Siebmacher, Band: Bg9 Seite: 3 Tafel: 3. Der
Schild zeigt in Rot eine pfahlweise gestellte goldene Leiter
zwischen zwei voneinander abgewandten goldenen Mondsicheln, und
der erste Nachweis ist ein Ehewappen von 1690, darauf spielt die
erste Jahresangabe auf dem Exlibris an. Auf dem rot-golden
bewulsteten Helm mit rot-goldenen Decken ist als Kleinod eine
pfahlweise gestellte goldene Leiter zwischen einem roten Flug
angebracht, die Flügel jeweils mit einer mit den Spitzen nach
außen gerichteten goldenen Mondsichel belegt. Die älteren
Helmkleinode allerdings sind fünf Straußenfedern oder auch die
Leiter zwischen zwei schwebenden Mondsicheln.
In Siebmacher Band: Bg9 Seite: 38 Tafel: 45 finden wir die Beschreibung des Wappens der Feltens-Baerlag, die sich genau auf dieses Bücherzeichen stützt. Und ein Hugo Feltens-Baerlag zu Feckweiler in Birkenfeld war es auch, der dieses Wappen den Autoren des Siebmacherschen Wappenwerkes zur Kenntnis gab. Zu der Namens-Ergänzung kam es, als Tiemann Feltens 1827 die Erbtochter Margareta in de Baerlag ehelichte und so auch dieses Gut bekam. Das Bücherzeichen aus der Hand v. Hakens weist keine farbdefinierenden Schraffuren auf. Das Vollwappen wird von einem Rahmen aus Lindenbäumen eingefaßt, deren untere Stammenden von den eingerollten Enden des Schriftbandes kaschiert werden. Im Geäst finden sich liebenswerte kleine zeichnerische Details wie die Eule oder der Marder, der es auf das Gelege eines fliehenden Vogels abgesehen hat.
Exlibris
von Oskar Roick
Ein undatiertes heraldisches
Exlibris, entworfen von Oskar Roick (1870-1926) für die Familie Schütz
aus Genschmar, Kr. Märkisch-Oderland, deren ältester
bekannter Vorfahr im Mannesstamm der kurfürstliche Erblehn- und
Gerichtsschulze in Genschmar, Gürgen Schütte, war, der um 1600
geboren wurde und um 1660 verstarb. Am unteren Rand der linken
Helmdecke ist das Werk signiert. Der Auftraggeber des Wappens war
der Berliner Oberbaurat Edmund Schütz. Der Schild zeigt
innerhalb eines goldenen Bordes in Blau einen jeweils balkenweise
oben nach links und unten nach rechts abgewinkelten goldenen
Pfahl, rechts oben und links unten jeweils von einem goldenen,
achtstrahligen Stern begleitet. Alternativ kann man die Figur
auch nach dem Schematismus der Hausmarken beschreiben, und so
wird es auch in der DWR gehandhabt, dann hätten wir: Innerhalb
eines goldenen Bordes in Blau eine goldene Hausmarke, bestehend
aus Schaft, hinterer Oberkopfhalbsprosse und vorderer
Fußendhalbsprosse, rechts oben und links unten jeweils von einem
goldenen, achtstrahligen Stern begleitet. Auf dem Helm mit
blau-goldenen Decken wachsend ein in einen blauen Mantel
gekleideter Mann (Gerichtsschulze) mit breitkrempigem, flachem,
schwarzem Hut, in der erhobenen Rechten einen goldenen Stab
(Schulzenstab) aufstützend, mit der Linken einen aufgestützten
Schild gleichen Inhaltes wie beschrieben fassend. Die Helmzier
nimmt also offensichtlich auf den ältesten bekannten Vorfahr im
Mannesstamm Bezug.
Unter dem Wappen die Devise "Hie gut deutsch allewege". Auf weitere zierende Elemente verzichtet die nüchterne Gestaltung. Der Zeichnung wohnt eine gewisse Strenge inne, so ist die Helmdecke einem Quadrat einbeschrieben, so daß die Biegungen und Drehungen wie in ein Korsett der vertikalen und horizontalen Begrenzungslinien eingesperrt scheinen. Aus dieser Strenge ragt oben die Helmzier heraus; der Übergang wirkt etwas abrupt und ungeschmeidig. Es kann darüber spekuliert werden, ob der Künstler die Strenge und Rechtwinkligkeit des Schildinhaltes aufgreifen wollte. Das 1924 neu angenommene Wappen ist mit dieser Graphik von Roick mit erheblicher zeitlicher Verzögerung veröffentlicht in der Deutschen Wappenrolle (DWR) Band: LXV (65), S. 60, eingetragen am 16.02.1937 unter der Nummer 2246/37.
Exlibris
von Clemens Kissel
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1893 (gleich zweimal datiert) entworfen von Clemens
Kissel (3.5.1849 - 25.12.1911) für G. H. W. Werner,
Buchdrucker in Langen (Hessen, Landkreis Offenbach). Die
Komposition folgt stilistisch der Neo-Renaissance, das Vollwappen
ist in eine ovale Kartusche eingepaßt, die an vier Stellen
Rollwerk aufweist und in den Lücken dazwischen mit "Kraft -
Stärke - Langen - Juli 1893" beschriftet ist (Gutenberg
28.523, Klischee). Oben stellt eine phantasievolle Maske die
Verbindung zum Namensfeld her, unten befindet sich ein weiteres
Schildchen mit Ortsbezug, zu beiden Seiten stehen Figuren auf
säulengetragenen Podesten, über ihnen schließen Fruchtgebinde
jeweils die Lücke zur ausgreifenden Ornamentik.
Das Wappen ist ein redendes, denn es bezieht sich auf eine mögliche Interpretation des Namens "Werner" und stellt im Schild einen Geharnischten dar, wobei sich "Wer(n)" entweder mit der Bedeutung "(be)wahren", "sich vorsehen, etwas gewahren" oder mit "wehren" assoziiert werden kann, "(h)er" aber von "heri" = "Menge, Heer(schar)" kommt. Der Geharnischte läßt sich entsprechend der möglichen Bedeutungen als Hüter, Wächter oder Krieger interpretieren. Und auf dem bewulsteten Helm findet sich als Helmzier ein wachsender, nach hinten abgewinkelter Schwertarm, insgesamt eine Neuschöpfung für den Eigner nach dessen Idee (Farben mir unbekannt, ohne Literaturbeleg). Der Wappenschild am unteren Rand der Komposition enthält das Stadtwappen von Langen, in Gold ein aufrechter grüner Eichenzweig (heute meist mit 8 Blättern dargestellt) mit drei roten Eicheln, der Stiel überdeckt von einem balkenweise gelegten, gestümmelten, schwarzen Ast. (Bildquelle: Clemens Kissel, 25 Bücherzeichen, entworfen und ausgeführt von Clemens Kissel zu Mainz, J. A. Stargardt Verlag, Berlin 1894.)
Exlibris
von Christian Bühler
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1897, entworfen von Christian Bühler (1825-1898) für
Alexander Th(eodo)r Francke, Verleger und
Buchhändler in Bern. Hier wird der Entleiher der Bücher mit
einem Psalm auf einem Spruchband an die Rückgabe erinnert:
"Psalm 37, 21: Der Gottlose borgt und giebt nicht
wieder" - ein starkes Geschütz, aber der Besitzer hatte
wohl sehr schlechte Erfahrungen gemacht, so daß er säumige
Entleiher gleich der Gottlosigkeit bezichtigt. Das akkurat
gearbeitete Exlibris birgt wenig Heraldik und viel feine Muster
(Rahmen, Hintergrund, Damaszierung der Schildfläche). Der Schild
ohne Oberwappen wird gehalten von einem Knaben, auf dessen Brust
man einen Hermesstab wahrnimmt. Der Schildinhalt ist schlicht,
ein aus Wolken am linken Schildrand hervorkommender,
angewinkelter, gerüsteter Arm, ein Schwert schräglinks haltend.
Das Wappen ist im Siebmacher unter "Franke"
beschrieben, Band: Bg8 Seite: 22 Tafel: 24, auch dort ohne
Farbangaben, anscheinend lag dieses oder ein ähnliches Exlibris
auch für diesen Eintrag als Quelle vor, denn es wird das gleiche
Jahr genannt. Der Eigner (19.3.1853-1.11.1925) heiratete 1878 in
die Buchhandlung Karl Schmids (vormals Buchhandlung Dalp) in Bern
ein und übernahm diese 1885 als Teilhaber, 1902 gänzlich, und
daraus entstand der Francke-Verlag. 1912 erhielt er die
Ehrendoktorwürde der Universität Bern. Außerdem war er
Präsident des Schweizerischen Buchhändlervereins - und dieser
berufliche Hintergrund erklärt den Hermesstab.
Exlibris
von Lorenz Rheude
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1900, entworfen von Lorenz M. Rheude (1863-1939) für
den lothringischen Archäologen, Sphragistiker und Heraldiker Edmond
des Robert. Das Exlibris selbst ist in Form eines
aufgeklappten Buches gestaltet, optisch links das Wappen, und
optisch rechts die Eignerinschrift (Witte, Bibliographie 3, 15;
Thieme-Becker 28; Gutenberg 8949). Eingeklebt in ein Buch wäre
es quasi eine Ineinanderschachtelung des Motivs. Gleichzeitig
illustriert dieses Exlibris auch schön, warum so viele Wappen in
Bücherzeichen gewendet sind: Man konzipierte sie für eine linke
Buchseite. Das Wappen ist wie folgt aufgebaut: Unter einem roten
Schildhaupt, darin balkenweise eine mit den Spitzen nach oben
gerichtete, silberne Mondsichel zwischen zwei fünfzackigen,
goldenen Sternen, in Blau ein silberner Sparren, begleitet von
drei silbernen Granatäpfeln mit ebensolchen Stielen und
Blättern und mit sichtbaren roten Kernen. Die französische
Blasonierung wäre: D'azur au chevron d'argent accompagné de 3
grenades tigées et feuillées d'argent et au chef cousu de
gueules, chargé d'un croissant d'argent accosté de 2 étoiles
d'or. Auf dem Helm ein wachsender Löwenrumpf (Löwenkopf)
zwischen zwei wie der Schild bez. Schirmbrettern. Das Motiv der
Granatäpfel wird in den beiden oberen Ecken des Rahmens
aufgegriffen. Neben diesem hat Rheude noch mehrere andere
Exlibris mit dem Wappen der des Robert gestaltet, auch in Farbe.
Dieses hier ist eine der seltenen Darstellungen mit Helmzier,
wobei angemerkt werden muß, daß in der französischen Heraldik
die Darstellung der Helmzier eher eine untergeordnete Rolle
spielt.
Die Familie ist in Lothringen und in der Champagne verbreitet, sowie im Quercy und im Languedoc. Der lothringische Zweig führt das Wappen wie beschrieben, der Zweig in der Champagne etwas abweichend: D'azur au chevron d'or accompagné de 3 soucis d'argent, le chevron brochant sur une divise surélevée aussi d'argent, surmontée de 2 étoiles du même. Ähnlich ist es im Rolland unter "Robert de Boscapel" abgebildet. Die Familie selbst ist seit 1476 bekannt, der Stammvater ist Amiel de Robert, Vater von vier Söhnen, Jean (Zweige La Bessède, de St. Polit, de Lasrives, de Boscapel, de La Roque, de Fraissinet und de Lapeyrère, Lasserre, Bartaragna, Montauriol, Biros), Gaillard, Bertrand (Zweige de Garils, du Bousquet, de Vergé etc.) und Germain (Zweige de Termes, Lalagade, Albine und Lautier etc.). Die verschiedenen Zweige weisen mehrere Adelserhebungen im 17. bis 19. Jh. auf.
Exlibris
von Hugo Gerhard Ströhl
Ein undatiertes heraldisches
Exlibris in Klischee-Technik, entworfen von Hugo Gerhard Ströhl
(24.9.1851-7.12.1919) für Hubertus Graf de la Fontaine
und Harnoncourt-Unverzagt. Das Vollwappen ist in einen
in der Vertikalen gestreckten Vierpaß einbeschrieben. Die
Zwickel zwischen diesem und dem rechteckigen Rahmen sind mit
feinen floralen Ornamenten gefüllt. Das Wappen paßt sich in den
Vierpaß dadurch hervorragend ein, daß die Helmdecke, einfach
und kraftvoll, zu beiden Seiten des Helmes in einem kräftigen
Schwung nach oben den Raum zwischen dem 45° geneigten Schild und
den anderen Begrenzungen ausfüllt. Die fein schraffierte Leere
innerhalb des Vierpasses kontrastiert mit dem üppigen
Ornamentwerk in den Zwickeln und bereitet den Betrachter auf die
Ausdrucksstärke des kräftig modellierten Vollwappens vor.
Der Stammname des Geschlechts ist de la Fontaigne (auch alternative Schreibweisen wie Fontagne, Fontaine, Fontainne, Fontayne). Der Name Harnoncourt wurde von Louis de la Fontaigne, gest. 1616 (gefallen bei der Verteidigung von Sorbey gegen die Franzosen), angenommen, als Folge seiner Vermählung am 16.11.1620 mit Elisabeth de Foulon, dame d'Harnoncourt. Wir sehen hier tatsächlich das Wappen der d'Harnoncourt: In Gold zwei schräggekreuzte blaue Pilgerstäbe, überhöht von einer roten Pilgermuschel. Das Kleinod ist ein wachsender roter Löwe, die Helmdecken sind rot-golden. In anderen Quellen (Siebmacher Band: NÖ1 Seite: 165 Tafel: 79, Mä Seite: 41 Tafel: 30) wird die Helmzier als wachsender roter Löwe beschrieben, mit beiden Vorderpranken eine goldene Fahne an goldenem Schaft haltend. Man beachte bei der hier vorliegenden Darstellung die ungewöhnliche Stellung des Löwen, quasi auf dem hinteren Helmdach liegend, die hinteren Füße unten auf dem Halsschutz abgestützt. Ein Siegel von 1479 und eines von 1585 sowie eine Darstellung von 1733 zeigen nur den Löwen (ebenfalls Siebmacher Band: NÖ1 Seite: 165 Tafel: 79). Am 29.4.1627 erhielt Paul de la Fontaigne et d'Harnoncourt, k. u. k. Kriegsrat und Oberst, den Reichsgrafenstand.
Bauplastische Vorkommen des einfachen Stammwappens finden wir übrigens am Giebel der Pfarrkirche von Limpach (Luxemburg) und am Hochzeitsbogen des Schlosses von Bettingen (Luxemburg).
Dieses Stammwappen wurde übrigens 1838 erheblich vermehrt (Harnoncourt-Unverzagt, vgl. Siebmacher Band: Mä Seite: 41 Tafel: 30, Band: NÖ1 Seite: 165 Tafel: 79). Hubert Ludwig Graf de la Fontaine et d'Harnoncourt (12.8.1789 - 28.5.1846), erhielt die Erlaubnis, Namen und Wappen der Grafen von Unverzagt anzunehmen, aus deren Geschlecht die Letzte seine Mutter war, denn seine Eltern waren Joseph-Louis-Mathieu Comte de la Fontaine et d'Harnoncourt (25.2.1736 - 30.6.1816) und Maria Leopoldine Unverzagt (1754 - 6.3.1835).
Der vermehrte Wappenschild ist nun wie folgt aufgebaut:
Dazu 6 Helme, auf deren Beschreibung hier verzichtet wird (siehe angegebene Quellen).
Der Sohn des oben erwähnten Hubert Ludwig Graf de la Fontaine et d'Harnoncourt (12.8.1789 - 28.5.1846) war Hubert Heinrich Graf de la Fontaine et d'Harnoncourt-Unverzagt (5.12.1827 - 28.12.1897), und auch dessen Sohn wiederum trug den gleichen Namen: Hubert Karl Sigismund Joseph Franz Graf de la Fontaine et d'Harnoncourt-Unverzagt (1.5.1850 - 11.9.1920), gleichfalls wiederum dessen Sohn Hubert Wladimir Maria Graf de la Fontaine et d'Harnoncourt-Unverzagt (15.1.1891 - 28.9.1924), die Stammfolge wird noch einmal von einem Hubert fortgeführt, aber nach Hubert Hieronymus Maria Graf de la Fontaine et d'Harnoncourt-Unverzagt (geb. 16.11.1918) ist der Bann gebrochen, denn er hatte vier Töchter und keinen Sohn. Einem dieser vielen Huberts Ende des 18. Jh. / Anfang des 20. Jh. wird das Exlibris zuzurechnen sein.
Exlibris
von Clemens Kissel
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1891 (Gutenberg 28.491, Klischee, an zwei Stellen
datiert), entworfen von Clemens Kissel (3.5.1849 - 25.12.1911)
für den Kunstgeschichtler Prof. Dr. phil. Rudolf Adamy
(1842-1898). Die Devise lautet "suum cuique". Um den
ganzen äußeren Rand läuft eine Ermahnung an den Entleiher.
Dargestellt ist im Zentrum eher ein persönliches heraldisches
Zeichen, denn die Inhalte sind vollständig auf den Inhaber
zugeschnitten. Der Schild zeigt eine aus dem oberen Rand kommende
Hand, die einen Zirkel hält, dessen zeichnender Schenkel
pfahlweise steht und dessen fixierender Schenkel schräglinks
weist, der Hintergrund ist wolkenartig gezeichnet, den
Zeitumständen entsprechend keine klar definierte Farbfläche.
Auf dem gekrönten Helm ein wachsender Knabe, der vor der Brust schräggekreuzt Feder und Zeichenstift hält (Farben mir unbekannt, ohne Literaturbeleg). Alle drei Attribute verweisen auf die Wissenschaften, in denen der Inhaber Bedeutendes geleistet hat. Dessen Hauptwerk ist übrigens "Architektonik auf historischer und ästhetischer Grundlage". Insgesamt handelt es sich um eine sehr personengebundene Komposition. (Bildquelle: Clemens Kissel, 25 Bücherzeichen, entworfen und ausgeführt von Clemens Kissel zu Mainz, J. A. Stargardt Verlag, Berlin 1894.)
Exlibris
von Armin Frhr. v. Fölkersam
Ein undatiertes heraldisches
Exlibris ca. um 1900 (Gutenberg 22.137, Klischee), lt.
rückseitiger Notiz entworfen von Armin Frhr. v. Fölkersam
(4.4.1861-20.12.1917), für Otto Retowski
(1849-1925). Die Signatur AF ist in einen Kreis einbeschrieben
und in einer Seilschlaufe optisch rechts unten zu finden. Andere
Signaturen mit einem großen "F", dessen Schaft von
einem "A" überdeckt ist, oder ein "Fv" sind
bei diesem Künstler auch zu finden. Der Eigner war Staatsrat,
Konservator an der Eremitage in St. -Petersburg, Gymnasiallehrer
in Theodosia, und er trat als Historiker, Numismatiker und
Paläontologe mit entspr. Fachpublikationen hervor. Das Wappen
Retowski ist gespalten, rechts eine pfahlweise gestellte
Hirschstange, links ein linkes Büffelhorn. Auf dem Helm ebenso
rechts eine Hirschstange, links ein Büffelhorn. Dieses Konzept
ist das der polnischen Wappengruppe Rogalla, die dieses Motiv
für ca. 140 Familien hat, in verschiedenen Farbkombinationen, so
haben die Rogalla rechts in Rot eine pfahlweise gestellte
silberne Hirschstange, links in Silber ein rotes Büffelhorn, und
die Bieberstein haben rechts in Gold eine rote Hirschstange,
links in Blau ein silbernes Büffelhorn. Die Wappengruppe umfaßt
neben den genannten auch noch beispielsweise die Familien Armanski, Chrzanowski, Dziatkowski,
Grzebski, Kaczorowski, Karniewski, Kicinski, Kielpinski,
Krasicki, Lewicki, Lapanowski, Loski, Machnacki, Marszewski,
Maruszewski, Modrzewski, Odrzywolski, Pilchowski, Przeciszewski,
Raszynski, Reczayski, Rogalinski, Rogalski, Rozwadowski,
Siecinski, Skalski, Skromowski, Sobieszczanski, Szczygielski,
Trembinski, Turski, Wessel, Wybicki, Zawadzki und Zarnowski
u.v.a.m. Es gibt noch andere Retowski, die gehören aber zur
Wappengruppe Junosza mit dem Lamm. Oben das Motto "Nulla dies sine linea". Das Blatt
gibt es in den Varianten schwarz-weiß, rot-weiß und schwarz auf
beige.
Exlibris
von Lorenz Rheude
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1906, entworfen von Lorenz M. Rheude (17.12.1863-1939)
für Otto Haak, den wohl großzügigsten Mäzen von
Exlibriskünstlern, der im Grunde jeden namhaften Künstler
seiner Zeit mit der Schaffung von Exlibris beauftragte, und dies
auch mehrfach, wie die vielen Varianten auch aus der Hand allein
von Lorenz Rheude belegen. Dieses Exlibris gibt es in mehreren
Größen und Farbausführungen, das optisch linke in Farbe mißt
83 x 37 mm, das andere 102 x 48 mm Die Künstlersignatur befindet
sich rechts unten unter dem vierten Eckschild, die Jahreszahl
dick oben in der Mitte zwischen den beiden oberen Eckschilden.
Das hier gewendete Wappen Haak zeigt in Rot ein
goldenes Andreaskreuz, mit zwei schwarzen, schräggekreuzten
Feuerhaken belegt. Auf dem Helm ein goldener Löwe wachsend
zwischen einem roten Flug, einen schwarzen Feuerhaken pfahlweise
vor sich haltend. Die Helmdecken werden zuerst rechts rot-golden
und links schwarz-golden angegeben, seit 1903 führt der
Eigentümer die Decken auf beiden Seiten rot-golden, so auch hier
drei Jahre nach dem Wechsel. Die Wappenbeschreibung findet sich
in Siebmacher, Band Bg5, S. 23, T. 27 sowie Bg7, S. 22. Das
graphische Konzept dieses Exlibris ist sehr schmal und hoch, das
wird erreicht durch die zusätzlichen Zonen unterhalb und
oberhalb des zentralen Vollwappens, das selbst auch etwas
gestreckt ist dadurch, daß der Helm nur auf der obersten Ecke
des stark nach links geneigten Schildes ruht, mit diesem durch
die deutlich sichtbare Schildfessel verbunden, und auch die
Helmzier ist höher als die Schildhöhe, als Richtwert wurde hier
das Lot des geneigten Schildes genommen. Unter dem
Haak-Wappenschild befindet sich die Devise "Niemals
verzagen" auf einem Spruchband.
In diesem Exlibris sind noch vier kleinere Wappenschilde enthalten, rechts oben das Wappen Berlins, in Silber ein aufgerichteter schwarzer Bär, Otto Haak war schließlich Buchhändler in Berlin, links oben im Eck der preußische Adler. In Schwarzweiß-Darstellungen sind übrigens der brandenburgische und der preußische Adler wie folgt zu unterscheiden: Der preußische Adler hat auf der Brust das Monogramm mit "FR", der brandenburgische Adler jedoch ein Schildchen mit Zepter für den Erzkämmerer (Archicamerarius), der in Blau ein goldenes Reichszepter führte. Und wenn das wegen geringer Größe nicht aufgelöst sein sollte, kann man die Adler an den Objekten unterscheiden, die sie in den Fängen haben. Der preußische Adler hat das preußische Königszepter mit Adler obendrauf und den Reichsapfel in den Fängen (das liegt hier vor), der brandenburgische jedoch Zepter und Schwert. Aber zum Glück gibt es dieses Exlibris ja auch in Farbe, so daß die Zuordnung zu Preußen auch aufgrund der schwarzen Farbe erfolgen kann. Unten rechts ist das Wappen Hamburgs, in Rot eine silberne Burg mit drei Türmen, der mittlere Turm mit einem Kreuz auf der Spitze, über den beiden Seitentürmen je ein silberner Stern, und der vierte Eckschild zeigt in Rot ein goldenes Zepter zwischen einem silbernen Flug (Hinweise willkommen).
Exlibris
von Clemens Kissel
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1893, entworfen von Clemens Kissel (3.5.1849 -
25.12.1911) für Dr. Karl Ebel aus Gießen
(Gutenberg 28.500, Klischee). Die Datierung befindet sich auf dem
Schriftband optisch links des Helmes. Da der Inhaber sich dem
Bibliotheksfach widmete und 1921-1933 Direktor der Gießener
Universitätsbibliothek war, wird der ganze obere Teil des
Exlibris von einem Bücherstapel eingenommen. Links sehen wir auf
dem Deckel eines Buches das alte Gießener Reitersiegel. Das
aufgeschlagene Buch rechts daneben trägt die
Eigentümerbezeichnung auf der linken Seite und folgendes Motto
auf der aufgeschlagenen rechten Seite: "Lectori Amico
Salutem!". Um alles herum eine Lorbeerrahmung.
Die Aussparung in dem gemauerten Sockel bietet Platz für das Familienwappen Ebel, gemäß der Schraffur in Gold ein mit drei goldenen, sechsstrahligen Sternen belegter, schwarzer Schrägbalken, außen beiderseits mit je einem roten, dreiblättrigen Kleeblatt besteckt. Auf dem bewulsteten Helm drei Straußenfedern. (Bildquelle: Clemens Kissel, 25 Bücherzeichen, entworfen und ausgeführt von Clemens Kissel zu Mainz, J. A. Stargardt Verlag, Berlin 1894.)
Literatur,
Quellen und Links:
Elke Schutt-Kehm,
Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2. Teil, Band 1: A-K, 720
Seiten, 1685 Abb., Verlag Claus Wittal, Wiesbaden, 1998, ISBN
978-3-922 835-31-8.
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2.
Teil, Band 2: L-Z, 736 Seiten, 1795 Abb., Verlag Claus Wittal,
Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-32-5
Claus Wittal, Eignerverzeichnis zum Exlibris-Katalog des
Gutenberg-Museums, Verlag Claus Wittal, 2003, 336 Seiten, 595
Abb., ISBN 978-3-922 835-33-2
Siebmachers Wappenbücher
Clemens Kissel, 25 Bücherzeichen, entworfen und ausgeführt von
Clemens Kissel zu Mainz, J. A. Stargardt Verlag, Berlin 1894.
Wappengruppe Rogalla: http://polonium.de/docs/ciekawostki/herby/win/index.html
Harnoncourt: Genealogien: Prof. Herbert
Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener
Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Wappen des Robert: Raoul de Warren, Grand armorial de France,
Band VI
Herrn Laurent Granier ein herzliches Dankeschön für wertvolle
Hinweise
Alexander Francke: http://bernensia.ch/biographien/francke1853.php
Schütz: Deutsche Wappenrolle DWR Band: LXV (65), Seite: 60
Nummer: 2246/37
Feltens: Siebmacher, Band: Bg9 Seite: 3 Tafel: 3, Band: Bg9
Seite: 38 Tafel: 45.
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Signaturen von Künstlern und Heraldikern
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Copyright / Urheberrecht am Text und Datenbank: Bernhard Peter
2010
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ihres Alters gemeinfreier Originale.
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