Bernhard
Peter
Historische
heraldische Exlibris (16)
Exlibris
von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1899, entworfen von Georg Otto (1868-1939) für Oskar
Freiherr von Vietinghoff-Scheel. Auf einer hochrechteckigen
Fläche ist das mit einem kreisförmigen Schriftband in Form
eines oben geschlossenen Gürtels unterlegte Vollwappen
angeordnet, wobei aber die Grenzen des Rechtecks allseitig
überschritten werden, oben von der Gürtellasche, an den anderen
Seiten von der in fünf ungezaddelten Tuchteilen in alle
Richtungen wehenden Helmdecke. Das Wappen der Freiherren
von Vietinghoff, genannt Scheel (oder
Schell von Schellenberg), wird
im Siebmacher Band: Ost Seite: 212 Tafel: 61, Seite: 468 Tafel:
194-195, Band: Ha Seite: 22 Tafel: 20, Band: Me Seite: 20 Tafel:
19, Band: Bay Seite: 120 Tafel: 148, Band: Mä Seite: 167 Tafel:
119, Band: Pr Seite: 427 Tafel: 470, Seite: 68 Tafel: 89, Band:
PrA Seite: 101 Tafel: 73 und Band: PrGfN Seite: 26 Tafel: 20
sowie Band: PrGfE Seite: 48 Tafel: 32, Band: Erg Seite: 33,
Seite: 55 Tafel: 36 beschrieben, weiterhin im westfälischen
Wappenbuch. Der Schild zeigt in Silber einen mit drei goldenen,
schräggelegten Pilgermuscheln belegten, schwarzen Schrägbalken
(Schrägrechtsbalken). Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken
ein schwarzer Turnierhut, dessen silberner oder roter Stulp mit
drei goldenen Pilgermuscheln belegt ist, auf dem Hut ein
silberner (oder natürlicher, oder roter, je nach Quelle),
widersehender, laufender Fuchs. Weitere Varianten finden sich in
der angegebenen Literatur, heute wird dieses Wappen mit rotem
Stulp und natürlichem Fuchs geführt. Das Geschlecht stammt
ursprünglich aus Westfalen und dem Rheinland, aus der Grafschaft
Mark, wobei von dem Stammsitz, Haus Vittinghoff bei
Rellinghausen, nur ein Bodendenkmal in einer feuchten Senke als
Rest einer ehemaligen, im 13. Jh. zerstörten Motte
übriggeblieben ist, und hat sich von dort mit dem Deutschen
Orden im 14. Jh. ff. nach Kurland, Livland, Estland, Ösel, aber
auch später nach Bayern, Polen, Rußland etc. ausgebreitet, mit
einigen heraldischen Unterschieden. Die rheinische, katholische
Linie schreibt sich "Schell", die anderen,
ausgewanderten, evangelischen Stämme "Scheel", und
eine weitere Linie weicht ganz ab und nennt sich
"Vietinghoff-Riesch" nach einem Besitz in der Lausitz.
Die Variationsbreite umfaßt Kugeln statt Muscheln (rheinische
Linie, Vittinghoff-Schell - die Vietinghoff-Scheel und die
Vietinghoff-Riesch haben dagegen die Muscheln), ein Flug
zusätzlich in der Helmzier, eine Inful als Helmzier, auf der
sich der Fuchs befindet (bayerische Linie, kurländische Linie),
eine goldene Kugel im Fang des vorwärtssehenden Fuchses
(rheinische Linie) usw. und diversen vermehrten Wappen (Diplome
von Preußen, Schweden und Dänemark). Größer noch als die
Vielfalt der Schreibweise des Namens ist die Vielfalt der
Wappenvarianten. Es gibt z. B. ein vermehrtes Wappen nach einem
dänischen Diplom von 1680: Geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4:
in Blau eine aus einer goldenen Krone hervorgehende goldene
Inful, Feld 2 und 3: in Gold ein rotbewehrter, schwarzer
Doppeladler, Herzschild: in Gold ein roter, mit drei das Gelenk
dem rechten Untereck zukehrenden silbernen Muscheln belegter
Schräglinksbalken (modifiziertes Stammwappen). Dazu
Freiherrenkrone, zwei braune Greifen als Schildhalter. Ein
weiteres dänisches Diplom datiert von 1734. Weitere Varianten
wie das nach dem schwedischen Freiherrendiplom von 1719 werden in
der angegebenen Literatur beschrieben. Allein das Westfälische
Wappenbuch bildet acht verschiedene Varianten ab, die sich durch
die Art der Balkenbelegung, die Farbe des Feldes, der Helmdecken
und des Stulpes sowie Details der Helmzier und
Wappenverbesserungen unterscheiden. Ein nettes künstlerisches
Detail ist die einzelne Pilgermuschel anstelle der Münze am
Helmhals.
Exlibris
von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1927, entworfen von Georg Otto (1868-1939) für Walter Simon.
Die scheinbare Komplexität des Komposition entsteht durch das
Schriftband mit dem Eignernamen, welches seitlich hinter den
Helmdecken nach oben geführt wird und dann die obersten
Helmdeckenzipfel wieder überdeckt und sich oben hinter den
Büffelhörnern verbindet, die Worte "Aus der
Bücherei" tragend. Das Wappen wird beschrieben im
Siebmacher Band: Bg2 Seite: 22 Tafel: 38. Es zeigt in Gold einen
silbernen, balkenweise gelegten Fisch über drei (2:1) roten
Rosen, auf dem rot-golden bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken
eine rote Rose angestemmt zwischen einem golden-rot geteilten
Paar Büffelhörner. Der Eintrag im Siebmacher bezieht sich auf
Georg Franz Simon, geb. 1678, Bürgermeister und Rat zu Fulda.
Von diesem Wappen gibt es auch noch eine vermehrte Variante, an
gleicher Stelle für Georg Franz Konrad Simon aus Fulda und
dessen Nachkommen beschrieben, durch eine eingebogene silberne
Spitze mit drei (1:2) roten Rosen geteilt, rechts in Blau ein
schwarzer Schlüssel, links in Gold ein gestürzter silberner
Fisch. Auf dem Helm mit rechts rot-goldenen und links
rot-silbernen Decken das Stammkleinod.
Exlibris
von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1901, entworfen von Georg Otto (1868-1939) für Freiherr
Paul Mathies. Das Vollwappen steht auf einem
aufgeschlagenen Buch in einem perspektivisch gezeichneten
Rundbogenrahmen mit der Eignerinschrift. Unter dem Buch ist die
Devise auf einem Schriftband zu lesen, "Speravi non
confundar", eine Kurzform von Psalm 71, 1: In te, Domine,
speravi, non confundar in aeternum - in Dich, oh Herr, habe ich
meine Hoffnung gesetzt, darum werde ich in Ewigkeit nicht
untergehen. Dieses vollständige Zitat wählte übrigens wenige
Jahre später Papst Benedikt XV. (1914 - 1922) als persönliches
Motto. Zurück zu Familie Mathies: Das Wappen zeigt in Rot einen
blauen, mit drei silbernen Brackenköpfen belegten Balken
zwischen zwei silbernen Leisten. Auf dem bewulsteten Helm mit
rot-silbernen Decken ein Paar roter Büffelhörner, jeweils mit
einer silbernen Spange umlegt. Das Wappen wird im Siebmacher
Band: Me Seite: 14 Tafel: 12 unter "Mathiessen"
geführt (vgl. auch Band: Bg3 Seite: 10 Tafel: 11 mit
Unstimmigkeiten). Der Alte Siebmacher V, 295 setzt die Mathiessen
unter die adeligen hamburgischen Geschlechter.
Exlibris
von Roderich von Haken:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1904, entworfen von Roderich von Haken (8.9.1867-1929)
für Otto Haak, eine weitere Variante unter den vielen (126 x 66
mm, zweifarbiger Buchdruck, Witte, Bibliographie 2, 6; Gutenberg
24.164). Die Künstlersignatur befindet sich rechts unten entlang
des Textringes, die Jahreszahl auf demselben, durch den linken
Zipfel der Helmdecke zweigeteilt. Das hier linksgewendete Wappen Haak
zeigt in Rot ein goldenes Andreaskreuz, mit zwei schwarzen,
schräggekreuzten Feuerhaken belegt. Auf dem bewulsteten Helm ein
goldener Löwe wachsend zwischen einem roten Flug, einen
schwarzen Feuerhaken pfahlweise vor sich haltend. Die Helmdecken
werden zuerst rechts rot-golden und links schwarz-golden
angegeben, seit 1903 (anderer Exlibrisbeleg), ein Jahr vor der
Exlibriserstellung, führt der Eigentümer die Decken auf beiden
Seiten rot-golden. Die Wappenbeschreibung findet sich in
Siebmacher, Band Bg5, S. 23, T. 27, dort noch unter der
Schreibweise "Haack", sowie in Band Bg7, S. 22. In
diesem Exlibris sind noch zwei kleinere Wappenschilde enthalten,
optisch rechts unten neben dem Hauptwappen das Wappen der Stadt Berlin,
in Silber ein aufgerichteter schwarzer Bär, der Buchhändler
Otto Haak lebte in Berlin, und schräg verzerrt liegend das
Wappen der Stadt Hamburg, in Rot eine silberne
Burg mit drei Türmen, der mittlere Turm mit einem Kreuz auf der
Spitze, über den beiden Seitentürmen je ein silberner Stern,
und dieser Schild ist noch zusätzlich beschriftet. Bei diesem
und dem folgenden Exlibris sind künstlerisch sehr verwandte
Helmdecken gezeichnet worden, die auf jeder Seite nur aus einer
größeren Einheit besteht, die sich entlang der Mittelfalte
bogenförmig aufwärts schwingt. Die gleich gestalteten, wie
Lilien endenden Zipfel des kürzeren Vorderteils und des
längeren Rückteiles folgen dadurch fächerförmig der Biegung,
was der im Prinzip einfachen Gestaltung ein hohes Maß an Kraft
und Dynamik verleiht, wenige Elemente werden hier wirkungsvoll
zur Geltung gebracht, eindringlich durch ihre Wiederholung,
dynamisch durch die stetige Winkelveränderung, kraftvoll durch
die Schwingung, die auf jeder Seite durch einen kleinen
Überschlag in Gegenrichtung begrenzt wird.
Exlibris
von Roderich von Haken:
Ein ganz ähnliches Exlibris
aus dem gleichen Jahr 1904, entworfen vom gleichen Künstler,
Roderich von Haken (8.9.1867-1929) für den gleichen
Auftraggeber, Otto Haak (109 x 80 mm, zweifarbiger Buchdruck,
Witte, Bibliographie 2, 6; Gutenberg 24.162). Die
Künstlersignatur befindet sich rechts unten entlang des
Textringes, die Jahreszahl auf demselben, durch das Oberwappen
zweigeteilt. Die Wappendarstellung ist analog zur obigen
Beschreibung. In diesem Exlibris sind noch ein kleines Schildchen
der Stadt Berlin an einer Schnur über den
Rahmen in der optisch rechten oberen Ecke des Exlibris gehängt
worden. Ein Hinweis auf Hamburg fehlt. Bei diesem und dem
folgenden Exlibris sind künstlerisch sehr verwandte
Rahmenkonstrukte gezeichnet worden, die die gemeine Figur des
Wappens aufgreifen. Beim vorherigen Beispiel besteht der Rahmen
aus zwei Feuerhaken, der optisch linke aufrecht, der andere
gestürzt, die oben und unten durch das um die Schäfte
gewickelte Schriftband verbunden werden. Bei diesem zweiten
Exlibris ganz ähnlicher Machart sind es vier Feuerhaken, die im
Gegenuhrzeigersinn ineinander verhakt sind. Die Helmdecke folgt
dem oben Gesagten, nur sind die kleinen Zipfel hier elliptisch
und eichenblattförmig am Rand eingeschnitten, und auf jeder
Seite läuft die Decke in zwei dünne, mit aufgezogenen Kugeln
verzierte Fäden aus. Unten hängt ein weiteres kleines
Schildchen an der Querstange des Rahmens, eine Lilie mit einem
Haken, ein Hinweis auf den Künstler.
Exlibris
von Clemens Kissel:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1891, entworfen von Clemens Kissel (3.5.1849 -
25.12.1911) für Emil B. Goldschmidt aus
Frankfurt am Main (Gutenberg 28.506, Klischee). Das Jahr findet
sich in zwei Ziffernpaare aufgeteilt auf einem Schriftband,
welches sich um die Büffelhörner schlingt. Die Signatur
"C" und "K" steht rechts und links des
unteren Schildrandes. Das Vollwappen der Familie Goldschmidt
steht in einer Rundbogennische in phantastischer
Scheinarchitektur zwischen zwei kannelierten Säulen mit
korinthisierenden Kapitellen auf hohen Basen und facettierten
Flächen. Es zeigt ein redendes Motiv, einen Trinkpokal aus
Edelmetall, denn was könnte bei dem Namen passender sein als ein
Produkt dieses Handwerks. Auf dem Helm zwischen zwei
Büffelhörnern ein wachsender Mann, in der Rechten einen
Trinkpokal erhebend, die Linke eingestemmt (Farben nicht bekannt,
Hinweise willkommen). Zwischen Architrav und
Segmentbogenabschluß befindet sich zwischen zwei gestürzten,
bogenförmig nach außen schwingenden Delphinen das Wappen der
Stadt Frankfurt am Main, ein silberner, golden
bewehrter und goldengekrönter Adler in rotem Feld.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1910, entworfen von Lorenz M. Rheude (1863-1939) für
Alfred Baumeister. Das Wappen der Familie
Baumeister zeigt in Blau ein silbernes Haus, zwischen zwei
Fenstern in einem mit Stufengiebel vorspringenden Mittelteil die
Tür und darüber ein weiteres Fenster. Auf dem blau-silbern
bewulsteten Helm mit blau-silbernen (rechts blau-silbernen, links
silbern-blauen) Decken ein wachsender Baumeister in blau-silbern
gespaltenem Gewande mit Kragen in verwechselten Farben und mit
blauer, silbern gestulpter Mütze und goldenem Stechzirkel in der
Rechten zwischen einem rechts silbernen, links blauen Paar
Büffelhörner (Farben einem anderen Exlibris entnommen). Links
oben ist das Wappen der Stadt Abenberg
(Landkreis Roth, Mittelfranken), gespalten von Gold und Rot,
rechts ein eigentlich rot gekrönter (fehlt hier) und rot
bewehrter schwarzer Löwe (heute als Hinweis auf die Herrschaft
der Burggrafen von Nürnberg interpretiert), hier aufgrund der
Position in der Komposition gewendet, links ein auswärts
gekehrter silberner Bischofsstab (erinnert an die Herrschaft des
Hochstifts Eichstätt). Rechts oben ist das Wappen des Marktes
Hohenwart (Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm,
Oberbayern), in Gold der Hl. Georg in blauer Rüstung und
silbernem Gewand auf einem rot gezäumten schwarzen Pferd, mit
einer roten Lanze den auf grünem Boden hockenden grünen Drachen
durchbohrend (Schutzpatron des ehemaligen Benediktinerinnenstifts
auf dem Klosterberg und des Marktes Hohenwart). Das
Gemeindewappen wird heute mit linksgekehrtem Pferd geführt.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1905, entworfen von Lorenz M. Rheude (1863-1939) für
Hans von Feilitzsch. Signatur und Jahresangabe
finden sich in der rechten unteren Ecke neben dem Rahmen aus
knorrigen Ästen, die sich über dem Eignernamen und über der
"Ex Libris"-Schrift oben verzweigen und dort zu einem
"Dach" aus Eichenlaub auswachsen. Unter dem in frühem
Stil mit Kübelhelm und einfachen, ungeteilten und ungezaddelten
Decken und mit einem 45° geneigten Schild dargestellten
Vollwappen ist eine Landschaft mit Burg vor aufgehender Sonne und
mit heransprengendem Ritter gezeichnet, wobei das über das Pferd
gelegte Tuch zweimal den Wappenschild des Trägers wiederholt und
auch die eingelegte Lanze ein Fähnchen in Schildfarben mit
wehendem Schwenkel trägt. Der Schild ist silbern-rot-schwarz
geteilt, auf dem Helm mit rechts rot-silbernen und links
schwarz-silbernen Decken ein Spitzhut ohne Aufschlag und mit
silbernem Knopf an der Spitze zwischen einem Flug, insgesamt
silbern-rot-schwarz geteilt (Siebmacher Band: Sa Seite: 26 Tafel:
27 , Band: PrGfE Seite: 28 Tafel: 18, Band: SchwA Seite: 9 Tafel:
5, Band: Bay Seite: 34 Tafel: 31, Band: Reu Seite: 3 Tafel: 2,
Band: ThüA Seite: 55 Tafel: 43, Alter Siebmacher). Die Familie
taucht mit Peter von Veiltsch, Komtur des Deutschen Ordens in
Schleiz, im Jahre 1365 erstmals auf. Das Familienwappen ist seit
1365 überliefert, 1518 erstmals mit zugehörigen Tinkturen. Die
Familie ist fränkisch-vogtländischer Uradel und
reichsritterschaftlich (im Ritterkanton Vogtland immatrikuliert).
Bevor sich die Schreibweise Feilitzsch durchsetzte, sind auch
Schreibweisen wie Veilcz, Veilsch, Veiltsch, Feiltsch, Filcz zu
finden. Ein ganz ähnliches Wappen mit gleichem Schildbild
führen übrigens die stammesverwandten v. Zedwitz
(Zedtwitz), mit identischem Schildbild, nur mit zwei
Unterschieden: In der Helmzier haben sie Büffelhörner anstelle
des Fluges, ansonsten genau gleich tingiert und geteilt, und die
Decken sind auf beiden Seiten rot-silbern (Siebmacher Band: Bay
Seite: 25 Tafel: 20, Band: Bö Seite: 186 Tafel: 79, Band: Pr
Seite: 466 Tafel: 505, Band: PrA Seite: 112 Tafel: 80, Band: Sa
Seite: 54 Tafel: 62, Band: SchwA Seite: 36 Tafel: 25,
Scheiblersches Wappenbuch). Weitere stammesverwandte und
wappenähnliche Familien sind die v. Roeder, die
v. d. Heydte mit identischem Wappen (Siebmacher
Band: Bay Seite: 40 Tafel: 38, dort abweichend durch
Schrägteilung der Flügel und Ersatz des Hutes durch einen Turm
in der Helmzier, Band: Sa Seite: 33 Tafel: 35, dort wie
Feilitzsch im Oberwappen und im Vergleich zu der anderen Quelle
als richtiger bezeichnet), die v. Veilsdorf
(vogtländische Ministerialen, vermutlich das Stammgeschlecht,
aus dem die anderen hervorgingen) und die v. Perglas
(etwas abweichend rot-silbern-schwarz geteilt, ein in den
Schildfarben geteilter, gestulpter Hut mit Hahnenfederbusch als
Kleinod, Siebmacher Band: Bad Seite: 66 Tafel: 39-40, BayA2
Seite: 174 Tafel: 108, Bay Seite: 50 Tafel: 50, Bö Seite: 84
Tafel: 50, Erg Seite: 38, He Seite: 21 Tafel: 23, Wü Seite: 10
Tafel: 12). Mit Erlaubnis des noch blühenden freiherrlichen
Geschlechtes führt die Gemeinde Feilitzsch
(Landkreis Hof, Oberfranken) übrigens das Familienwappen als
Gemeindewappen. Weitere Gemeinden haben das Feilitzsch-Wappen
ihrerseits in veränderter Form aufgegriffen, so die Gemeinde
Trogen (Landkreis Hof), über silbernem Zinnenschildfuß
in Schwarz ein wachsender rot bewehrter und gekrönter goldener
Löwe, der in seinen Vorderpranken einen von Silber, Rot und
Schwarz geteilten Schild hält, etwas weiter vom Vorbild entfernt
die Gemeinde Gattendorf (Landkreis Hof), über
silbernem Schildfuß, darin ein roter Balken, gespalten von
Schwarz und Rot, aufgelegt ein flugbereiter, golden gekrönter
silberner Schwan mit goldenem Schnabel und goldenen Füßen,
wobei die Farben und die Spaltung daran erinnern, daß der Herren
von Feilitzsch einst im Besitz des Rittergutes Gumpertsreuth
waren.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1906, entworfen von Lorenz M. Rheude (1863-1939) für
Richard Doetsch-Benziger. Ein dreiteiliger
Rahmen gliedert das fast quadratische Exlibris. Dieser
Dreiteilung folgt das Inschriftenband obendrüber, die drei
Schriftteile "Richardi", "Doetsch-Benziger"
und "ex libris" über den leicht gekielten
Bogenabschlüssen positionierend und dazwischen zurücktretend.
Am unteren Rand befindet sich zwischen den Säulenbasen allerhand
Material als Hinweis auf die beruflichen Interessen des Eigners,
in der Mitte eine Reihe Bücher, rechts und links
pharmazeutisch-chemisches Gerät: Dreifuß, Retorten, Mörser mit
Pistill, Reibschale, Flakons. Die mittlere Einheit ist dem
Familienwappen gewidmet. Das Wappen Doetsch ist
in Rot ein oberhalber silberner Mann mit goldenem Kragen und
ebensolchen Aufschlägen und silberner Mütze mit goldenem
Aufschlag, in jeder Hand eine goldene Blume (Kaiserkrone,
Fritillaria imperialis) an langem Stengel haltend. Auf dem Helm
wachsend das Schildbild. Helmdecken silbern-rot. Das
künstlerisch Kühne an diesem Aufriß sind die weit in die
angrenzenden Kompartimente ausgreifenden Helmdecken, die die
viereinhalbfache Breite des Schildes erreichen und die strenge
Dreiteilung im Aufbau überwinden. Sie haben im äußeren Umriß
eine dreieckige Form, wobei die Verlängerung der gedachten
oberen Kanten ein die Helmzier exakt umschließendes Kompartiment
ergibt.
Es handelt sich um eine Familie aus dem Rheinland. Darauf deutet der Inhalt der optisch rechten Bogenöffnung: Über dem Wappen der preußischen Rheinprovinz (in Silber ein königlich gekrönter, schwarzer, golden bewehrter und rotgezungter Adler mit goldenen Kleestengeln auf den Flügeln und goldenem preußischen Königszepter und Reichsapfel in den Fängen sowie auf der Brust einem grünen Schild mit silbernem Wellenschrägbalken) sieht man eine Ansicht von Burg Stolzenfels, so wie man die Burg von Norden aus sieht, aus Richtung Oberwerth und Königsbach. Sie ist eine kurtrierische Zollburg gewesen, die 1242 bis 1259 erbaut und 1388 bis 1418 erweitert wurde. 1689 wurde sie im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört und war lange Zeit eine malerische Ruine, bis sie in der ersten Hälfte des 19. Jh. romantisierend und phantasievoll für Friedrich Wilhelm IV. wiederaufgebaut wurde. Sie ist trotz aller Neugotik eine der größten Burganlagen am Mittelrhein in landschaftlich schöner Lage, deshalb wurde sie hier als Wahrzeichen gewählt. Der Lebensschwerpunkt des Eigners war jedoch die Stadt Basel, darauf verweist die optisch linke Bogenöffnung: Über dem Basler Stadtwappen (in Silber ein schwarzer Baselstab) ist eine Ansicht des Basler Münsters von der Flußseite aus zu sehen mit dem bunten Ziegelmosaik der Dächer, insbesondere das breite Querschiff dominiert aus dieser Perspektive.
Das Wappen Doetsch-Benziger ist verzeichnet im Siebmacher, Band: Bg8, S. 2, T. 2, als Allianzwappen Bg9, S. 37, T. 44 und Bg8, S. 58, T. 62. Danach wurde das Wappen bereits 1379 verliehen, und die Figur soll einen Richter darstellen, weil der damals Begünstigte selber Richter war. Herr Richard Doetsch-Benziger in Basel hatte Josephine Benziger aus Einsiedeln geheiratet, daher der Doppelname. Richard Doetsch-Benziger, Sohn des Dr. Richard Franz Ludwig Hubert Doetsch (praktischer Arzt in der Gegend von Kempen am Niederrhein), war Mitglied des Vereins Herold und des Exlibris-Vereines.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus
dem Jahr 1911, entworfen von Lorenz M. Rheude (1863-1939) für Philipp
Treier. Die Datierung und die Signatur befinden sich
perspektivisch verzerrt auf einer Art Tischbrett, auf dem das von
der Familie im Jahr 1907 angenommene und hier gewendet
dargestellte Wappen steht, in Gold ein blauer Schrägbalken,
belegt mit drei miteinander verschränkten goldenen Ringen. Auf
dem Helm mit golden-blauen Decken wachsend ein goldener,
rotgezungter Brackenrumpf mit blauen Behängen und mit beringtem
roten Halsband. Drei weitere Wappenschilde sind 1:2 um die
Helmzier herum gruppiert, oben in der Mitte gespalten, rechts in
Gold ein schwarzer Löwe, links in Rot ein silberner Balken, und
der Wappenschild optisch rechts am Rand zeigt das alte
Kreiswappen von Oberfranken, heute
Regierungsbezirk Oberfranken, gültig bis 1945, es vereint die
Symbole für das Hochstift Bamberg (in Gold ein rotbewehrter und
rotgezungter, schwarzer Löwe, überdeckt von einer silbernen
Schrägleiste) in Feld 2, die Markgrafen von Brandenburg (in
Silber ein roter Adler) in Feld 1 und den Fränkischen Rechen
(von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt) in
der unteren Schildhälfte, und der vierte Schild schließlich
zeigt einen doppelschwänzigen, gekrönten Löwen.
Literatur,
Quellen und Links:
Elke Schutt-Kehm,
Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2. Teil, Band 1: A-K, 720
Seiten, 1685 Abb., Verlag Claus Wittal, Wiesbaden, 1998, ISBN
978-3-922 835-31-8.
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2.
Teil, Band 2: L-Z, 736 Seiten, 1795 Abb., Verlag Claus Wittal,
Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-32-5
Claus Wittal, Eignerverzeichnis zum Exlibris-Katalog des
Gutenberg-Museums, Verlag Claus Wittal, 2003, 336 Seiten, 595
Abb., ISBN 978-3-922 835-33-2
Siebmachers Wappenbücher
Vietinghoff-Stammtafeln: http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/bsb00000600/images/index.html?seite=537&pdfseitex= ff.
Vietinghoff: Gotha. Genealog. Taschenbuch der Freiherrlichen
Häuser, 13. Jg. 1912, sowie Teil A, 90. Jg. 1940, S. 869.
Familienverband Vietinghoff: http://www.familienverband-vietinghoff.de/
Familiengeschichte Vietinghoff: http://www.vietinghoff.net/familienges.html, Literatur: http://www.vietinghoff.net/geschichte.html
Gerhard v. Vietinghoff-Scheel: Familiengeschichte des Geschlechts
der Freiherren, Barone und Herren v. Vittinghoff, v. Vietinghoff
und v. Schell, 4 Bände, Aschau im Chiemgau.
Max von Spießen (Hrsg.): Wappenbuch des Westfälischen Adels,
mit Zeichnungen von Professor Ad. M. Hildebrandt, 1. Band,
Görlitz 1901 - 1903.
Stadt Abenberg: http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/gemeinden/bayerns-gemeinden_detail.php?gkz=9576111
Markt Hohenwart: http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/gemeinden/bayerns-gemeinden_detail.php?gkz=9186128
Markt Feilitzsch: http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/gemeinden/bayerns-gemeinden_detail.php?gkz=9475123
Gemeinde Gattendorf: http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/gemeinden/bayerns-gemeinden_detail.php?gkz=9475127
Gemeinde Trogen: http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/gemeinden/bayerns-gemeinden_detail.php?gkz=9475182
Geschichte von Feilitzsch: http://www.feilitzsch.de/index.php?option=com_content&view=article&id=68&Itemid=57
Feilitzsch: Gotha. Genealog. Taschenbuch der Freiherrlichen
Häuser, Teil A, 90. Jg. 1940, S. 146, Gotha. Genealog.
Taschenbuch der Gräflichen Häuser, Teil A, 115. Jg. 1942, S.
205
Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband H: Jürgen Arndt:
Biographisches Lexikon der Heraldiker; 1992. XXIV und 664 S. mit
zahlr. Wappenabb., Festeinband, Degener Verlag, ISBN
3-87947-109-6
Erich Wasmansdorff, zur Wappengeschichte Doetsch, Mitteilungen
der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde, 12, 1940. Die
Familie stammt ursprünglich aus Mertloch/Eifel. Ein anderer
Zweig, der in Kärlich bei Koblenz ansässig war, hat Ende des
18. Jh. anstelle des hier gezeigten Wappens ein
Sternenbalkenwappen in den Tinkturen Gold und Silber angenommen;
Helmzier ein den Stern umschließender Flug (ein herzliches
Dankeschön an Herrn Michael Schroeder für diesen Hinweis).
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©
Copyright / Urheberrecht am Text und Datenbank: Bernhard Peter
2010
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ihres Alters gemeinfreier Originale.
Sofern bekannt, ist der Urheber bei der jeweiligen historischen
Graphik angegeben.
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