Bernhard Peter
Historische heraldische Exlibris (16)

Exlibris von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1899, entworfen von Georg Otto (1868-1939) für Oskar Freiherr von Vietinghoff-Scheel. Auf einer hochrechteckigen Fläche ist das mit einem kreisförmigen Schriftband in Form eines oben geschlossenen Gürtels unterlegte Vollwappen angeordnet, wobei aber die Grenzen des Rechtecks allseitig überschritten werden, oben von der Gürtellasche, an den anderen Seiten von der in fünf ungezaddelten Tuchteilen in alle Richtungen wehenden Helmdecke. Das Wappen der Freiherren von Vietinghoff, genannt Scheel (oder Schell von Schellenberg), wird im Siebmacher Band: Ost Seite: 212 Tafel: 61, Seite: 468 Tafel: 194-195, Band: Ha Seite: 22 Tafel: 20, Band: Me Seite: 20 Tafel: 19, Band: Bay Seite: 120 Tafel: 148, Band: Mä Seite: 167 Tafel: 119, Band: Pr Seite: 427 Tafel: 470, Seite: 68 Tafel: 89, Band: PrA Seite: 101 Tafel: 73 und Band: PrGfN Seite: 26 Tafel: 20 sowie Band: PrGfE Seite: 48 Tafel: 32, Band: Erg Seite: 33, Seite: 55 Tafel: 36 beschrieben, weiterhin im westfälischen Wappenbuch. Der Schild zeigt in Silber einen mit drei goldenen, schräggelegten Pilgermuscheln belegten, schwarzen Schrägbalken (Schrägrechtsbalken). Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarzer Turnierhut, dessen silberner oder roter Stulp mit drei goldenen Pilgermuscheln belegt ist, auf dem Hut ein silberner (oder natürlicher, oder roter, je nach Quelle), widersehender, laufender Fuchs. Weitere Varianten finden sich in der angegebenen Literatur, heute wird dieses Wappen mit rotem Stulp und natürlichem Fuchs geführt. Das Geschlecht stammt ursprünglich aus Westfalen und dem Rheinland, aus der Grafschaft Mark, wobei von dem Stammsitz, Haus Vittinghoff bei Rellinghausen, nur ein Bodendenkmal in einer feuchten Senke als Rest einer ehemaligen, im 13. Jh. zerstörten Motte übriggeblieben ist, und hat sich von dort mit dem Deutschen Orden im 14. Jh. ff. nach Kurland, Livland, Estland, Ösel, aber auch später nach Bayern, Polen, Rußland etc. ausgebreitet, mit einigen heraldischen Unterschieden. Die rheinische, katholische Linie schreibt sich "Schell", die anderen, ausgewanderten, evangelischen Stämme "Scheel", und eine weitere Linie weicht ganz ab und nennt sich "Vietinghoff-Riesch" nach einem Besitz in der Lausitz. Die Variationsbreite umfaßt Kugeln statt Muscheln (rheinische Linie, Vittinghoff-Schell - die Vietinghoff-Scheel und die Vietinghoff-Riesch haben dagegen die Muscheln), ein Flug zusätzlich in der Helmzier, eine Inful als Helmzier, auf der sich der Fuchs befindet (bayerische Linie, kurländische Linie), eine goldene Kugel im Fang des vorwärtssehenden Fuchses (rheinische Linie) usw. und diversen vermehrten Wappen (Diplome von Preußen, Schweden und Dänemark). Größer noch als die Vielfalt der Schreibweise des Namens ist die Vielfalt der Wappenvarianten. Es gibt z. B. ein vermehrtes Wappen nach einem dänischen Diplom von 1680: Geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Blau eine aus einer goldenen Krone hervorgehende goldene Inful, Feld 2 und 3: in Gold ein rotbewehrter, schwarzer Doppeladler, Herzschild: in Gold ein roter, mit drei das Gelenk dem rechten Untereck zukehrenden silbernen Muscheln belegter Schräglinksbalken (modifiziertes Stammwappen). Dazu Freiherrenkrone, zwei braune Greifen als Schildhalter. Ein weiteres dänisches Diplom datiert von 1734. Weitere Varianten wie das nach dem schwedischen Freiherrendiplom von 1719 werden in der angegebenen Literatur beschrieben. Allein das Westfälische Wappenbuch bildet acht verschiedene Varianten ab, die sich durch die Art der Balkenbelegung, die Farbe des Feldes, der Helmdecken und des Stulpes sowie Details der Helmzier und Wappenverbesserungen unterscheiden. Ein nettes künstlerisches Detail ist die einzelne Pilgermuschel anstelle der Münze am Helmhals.

Exlibris von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1927, entworfen von Georg Otto (1868-1939) für Walter Simon. Die scheinbare Komplexität des Komposition entsteht durch das Schriftband mit dem Eignernamen, welches seitlich hinter den Helmdecken nach oben geführt wird und dann die obersten Helmdeckenzipfel wieder überdeckt und sich oben hinter den Büffelhörnern verbindet, die Worte "Aus der Bücherei" tragend. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bg2 Seite: 22 Tafel: 38. Es zeigt in Gold einen silbernen, balkenweise gelegten Fisch über drei (2:1) roten Rosen, auf dem rot-golden bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken eine rote Rose angestemmt zwischen einem golden-rot geteilten Paar Büffelhörner. Der Eintrag im Siebmacher bezieht sich auf Georg Franz Simon, geb. 1678, Bürgermeister und Rat zu Fulda. Von diesem Wappen gibt es auch noch eine vermehrte Variante, an gleicher Stelle für Georg Franz Konrad Simon aus Fulda und dessen Nachkommen beschrieben, durch eine eingebogene silberne Spitze mit drei (1:2) roten Rosen geteilt, rechts in Blau ein schwarzer Schlüssel, links in Gold ein gestürzter silberner Fisch. Auf dem Helm mit rechts rot-goldenen und links rot-silbernen Decken das Stammkleinod.

Exlibris von Georg Otto:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1901, entworfen von Georg Otto (1868-1939) für Freiherr Paul Mathies. Das Vollwappen steht auf einem aufgeschlagenen Buch in einem perspektivisch gezeichneten Rundbogenrahmen mit der Eignerinschrift. Unter dem Buch ist die Devise auf einem Schriftband zu lesen, "Speravi non confundar", eine Kurzform von Psalm 71, 1: In te, Domine, speravi, non confundar in aeternum - in Dich, oh Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt, darum werde ich in Ewigkeit nicht untergehen. Dieses vollständige Zitat wählte übrigens wenige Jahre später Papst Benedikt XV. (1914 - 1922) als persönliches Motto. Zurück zu Familie Mathies: Das Wappen zeigt in Rot einen blauen, mit drei silbernen Brackenköpfen belegten Balken zwischen zwei silbernen Leisten. Auf dem bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken ein Paar roter Büffelhörner, jeweils mit einer silbernen Spange umlegt. Das Wappen wird im Siebmacher Band: Me Seite: 14 Tafel: 12 unter "Mathiessen" geführt (vgl. auch Band: Bg3 Seite: 10 Tafel: 11 mit Unstimmigkeiten). Der Alte Siebmacher V, 295 setzt die Mathiessen unter die adeligen hamburgischen Geschlechter.

 

Exlibris von Roderich von Haken:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1904, entworfen von Roderich von Haken (8.9.1867-1929) für Otto Haak, eine weitere Variante unter den vielen (126 x 66 mm, zweifarbiger Buchdruck, Witte, Bibliographie 2, 6; Gutenberg 24.164). Die Künstlersignatur befindet sich rechts unten entlang des Textringes, die Jahreszahl auf demselben, durch den linken Zipfel der Helmdecke zweigeteilt. Das hier linksgewendete Wappen Haak zeigt in Rot ein goldenes Andreaskreuz, mit zwei schwarzen, schräggekreuzten Feuerhaken belegt. Auf dem bewulsteten Helm ein goldener Löwe wachsend zwischen einem roten Flug, einen schwarzen Feuerhaken pfahlweise vor sich haltend. Die Helmdecken werden zuerst rechts rot-golden und links schwarz-golden angegeben, seit 1903 (anderer Exlibrisbeleg), ein Jahr vor der Exlibriserstellung, führt der Eigentümer die Decken auf beiden Seiten rot-golden. Die Wappenbeschreibung findet sich in Siebmacher, Band Bg5, S. 23, T. 27, dort noch unter der Schreibweise "Haack", sowie in Band Bg7, S. 22. In diesem Exlibris sind noch zwei kleinere Wappenschilde enthalten, optisch rechts unten neben dem Hauptwappen das Wappen der Stadt Berlin, in Silber ein aufgerichteter schwarzer Bär, der Buchhändler Otto Haak lebte in Berlin, und schräg verzerrt liegend das Wappen der Stadt Hamburg, in Rot eine silberne Burg mit drei Türmen, der mittlere Turm mit einem Kreuz auf der Spitze, über den beiden Seitentürmen je ein silberner Stern, und dieser Schild ist noch zusätzlich beschriftet. Bei diesem und dem folgenden Exlibris sind künstlerisch sehr verwandte Helmdecken gezeichnet worden, die auf jeder Seite nur aus einer größeren Einheit besteht, die sich entlang der Mittelfalte bogenförmig aufwärts schwingt. Die gleich gestalteten, wie Lilien endenden Zipfel des kürzeren Vorderteils und des längeren Rückteiles folgen dadurch fächerförmig der Biegung, was der im Prinzip einfachen Gestaltung ein hohes Maß an Kraft und Dynamik verleiht, wenige Elemente werden hier wirkungsvoll zur Geltung gebracht, eindringlich durch ihre Wiederholung, dynamisch durch die stetige Winkelveränderung, kraftvoll durch die Schwingung, die auf jeder Seite durch einen kleinen Überschlag in Gegenrichtung begrenzt wird.

Exlibris von Roderich von Haken:
Ein ganz ähnliches Exlibris aus dem gleichen Jahr 1904, entworfen vom gleichen Künstler, Roderich von Haken (8.9.1867-1929) für den gleichen Auftraggeber, Otto Haak (109 x 80 mm, zweifarbiger Buchdruck, Witte, Bibliographie 2, 6; Gutenberg 24.162). Die Künstlersignatur befindet sich rechts unten entlang des Textringes, die Jahreszahl auf demselben, durch das Oberwappen zweigeteilt. Die Wappendarstellung ist analog zur obigen Beschreibung. In diesem Exlibris sind noch ein kleines Schildchen der Stadt Berlin an einer Schnur über den Rahmen in der optisch rechten oberen Ecke des Exlibris gehängt worden. Ein Hinweis auf Hamburg fehlt. Bei diesem und dem folgenden Exlibris sind künstlerisch sehr verwandte Rahmenkonstrukte gezeichnet worden, die die gemeine Figur des Wappens aufgreifen. Beim vorherigen Beispiel besteht der Rahmen aus zwei Feuerhaken, der optisch linke aufrecht, der andere gestürzt, die oben und unten durch das um die Schäfte gewickelte Schriftband verbunden werden. Bei diesem zweiten Exlibris ganz ähnlicher Machart sind es vier Feuerhaken, die im Gegenuhrzeigersinn ineinander verhakt sind. Die Helmdecke folgt dem oben Gesagten, nur sind die kleinen Zipfel hier elliptisch und eichenblattförmig am Rand eingeschnitten, und auf jeder Seite läuft die Decke in zwei dünne, mit aufgezogenen Kugeln verzierte Fäden aus. Unten hängt ein weiteres kleines Schildchen an der Querstange des Rahmens, eine Lilie mit einem Haken, ein Hinweis auf den Künstler.

Exlibris von Clemens Kissel:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1891, entworfen von Clemens Kissel (3.5.1849 - 25.12.1911) für Emil B. Goldschmidt aus Frankfurt am Main (Gutenberg 28.506, Klischee). Das Jahr findet sich in zwei Ziffernpaare aufgeteilt auf einem Schriftband, welches sich um die Büffelhörner schlingt. Die Signatur "C" und "K" steht rechts und links des unteren Schildrandes. Das Vollwappen der Familie Goldschmidt steht in einer Rundbogennische in phantastischer Scheinarchitektur zwischen zwei kannelierten Säulen mit korinthisierenden Kapitellen auf hohen Basen und facettierten Flächen. Es zeigt ein redendes Motiv, einen Trinkpokal aus Edelmetall, denn was könnte bei dem Namen passender sein als ein Produkt dieses Handwerks. Auf dem Helm zwischen zwei Büffelhörnern ein wachsender Mann, in der Rechten einen Trinkpokal erhebend, die Linke eingestemmt (Farben nicht bekannt, Hinweise willkommen). Zwischen Architrav und Segmentbogenabschluß befindet sich zwischen zwei gestürzten, bogenförmig nach außen schwingenden Delphinen das Wappen der Stadt Frankfurt am Main, ein silberner, golden bewehrter und goldengekrönter Adler in rotem Feld.

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1910, entworfen von Lorenz M. Rheude (1863-1939) für Alfred Baumeister. Das Wappen der Familie Baumeister zeigt in Blau ein silbernes Haus, zwischen zwei Fenstern in einem mit Stufengiebel vorspringenden Mittelteil die Tür und darüber ein weiteres Fenster. Auf dem blau-silbern bewulsteten Helm mit blau-silbernen (rechts blau-silbernen, links silbern-blauen) Decken ein wachsender Baumeister in blau-silbern gespaltenem Gewande mit Kragen in verwechselten Farben und mit blauer, silbern gestulpter Mütze und goldenem Stechzirkel in der Rechten zwischen einem rechts silbernen, links blauen Paar Büffelhörner (Farben einem anderen Exlibris entnommen). Links oben ist das Wappen der Stadt Abenberg (Landkreis Roth, Mittelfranken), gespalten von Gold und Rot, rechts ein eigentlich rot gekrönter (fehlt hier) und rot bewehrter schwarzer Löwe (heute als Hinweis auf die Herrschaft der Burggrafen von Nürnberg interpretiert), hier aufgrund der Position in der Komposition gewendet, links ein auswärts gekehrter silberner Bischofsstab (erinnert an die Herrschaft des Hochstifts Eichstätt). Rechts oben ist das Wappen des Marktes Hohenwart (Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm, Oberbayern), in Gold der Hl. Georg in blauer Rüstung und silbernem Gewand auf einem rot gezäumten schwarzen Pferd, mit einer roten Lanze den auf grünem Boden hockenden grünen Drachen durchbohrend (Schutzpatron des ehemaligen Benediktinerinnenstifts auf dem Klosterberg und des Marktes Hohenwart). Das Gemeindewappen wird heute mit linksgekehrtem Pferd geführt.

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1905, entworfen von Lorenz M. Rheude (1863-1939) für Hans von Feilitzsch. Signatur und Jahresangabe finden sich in der rechten unteren Ecke neben dem Rahmen aus knorrigen Ästen, die sich über dem Eignernamen und über der "Ex Libris"-Schrift oben verzweigen und dort zu einem "Dach" aus Eichenlaub auswachsen. Unter dem in frühem Stil mit Kübelhelm und einfachen, ungeteilten und ungezaddelten Decken und mit einem 45° geneigten Schild dargestellten Vollwappen ist eine Landschaft mit Burg vor aufgehender Sonne und mit heransprengendem Ritter gezeichnet, wobei das über das Pferd gelegte Tuch zweimal den Wappenschild des Trägers wiederholt und auch die eingelegte Lanze ein Fähnchen in Schildfarben mit wehendem Schwenkel trägt. Der Schild ist silbern-rot-schwarz geteilt, auf dem Helm mit rechts rot-silbernen und links schwarz-silbernen Decken ein Spitzhut ohne Aufschlag und mit silbernem Knopf an der Spitze zwischen einem Flug, insgesamt silbern-rot-schwarz geteilt (Siebmacher Band: Sa Seite: 26 Tafel: 27 , Band: PrGfE Seite: 28 Tafel: 18, Band: SchwA Seite: 9 Tafel: 5, Band: Bay Seite: 34 Tafel: 31, Band: Reu Seite: 3 Tafel: 2, Band: ThüA Seite: 55 Tafel: 43, Alter Siebmacher). Die Familie taucht mit Peter von Veiltsch, Komtur des Deutschen Ordens in Schleiz, im Jahre 1365 erstmals auf. Das Familienwappen ist seit 1365 überliefert, 1518 erstmals mit zugehörigen Tinkturen. Die Familie ist fränkisch-vogtländischer Uradel und reichsritterschaftlich (im Ritterkanton Vogtland immatrikuliert). Bevor sich die Schreibweise Feilitzsch durchsetzte, sind auch Schreibweisen wie Veilcz, Veilsch, Veiltsch, Feiltsch, Filcz zu finden. Ein ganz ähnliches Wappen mit gleichem Schildbild führen übrigens die stammesverwandten v. Zedwitz (Zedtwitz), mit identischem Schildbild, nur mit zwei Unterschieden: In der Helmzier haben sie Büffelhörner anstelle des Fluges, ansonsten genau gleich tingiert und geteilt, und die Decken sind auf beiden Seiten rot-silbern (Siebmacher Band: Bay Seite: 25 Tafel: 20, Band: Bö Seite: 186 Tafel: 79, Band: Pr Seite: 466 Tafel: 505, Band: PrA Seite: 112 Tafel: 80, Band: Sa Seite: 54 Tafel: 62, Band: SchwA Seite: 36 Tafel: 25, Scheiblersches Wappenbuch). Weitere stammesverwandte und wappenähnliche Familien sind die v. Roeder, die v. d. Heydte mit identischem Wappen (Siebmacher Band: Bay Seite: 40 Tafel: 38, dort abweichend durch Schrägteilung der Flügel und Ersatz des Hutes durch einen Turm in der Helmzier, Band: Sa Seite: 33 Tafel: 35, dort wie Feilitzsch im Oberwappen und im Vergleich zu der anderen Quelle als richtiger bezeichnet), die v. Veilsdorf (vogtländische Ministerialen, vermutlich das Stammgeschlecht, aus dem die anderen hervorgingen) und die v. Perglas (etwas abweichend rot-silbern-schwarz geteilt, ein in den Schildfarben geteilter, gestulpter Hut mit Hahnenfederbusch als Kleinod, Siebmacher Band: Bad Seite: 66 Tafel: 39-40, BayA2 Seite: 174 Tafel: 108, Bay Seite: 50 Tafel: 50, Bö Seite: 84 Tafel: 50, Erg Seite: 38, He Seite: 21 Tafel: 23, Wü Seite: 10 Tafel: 12). Mit Erlaubnis des noch blühenden freiherrlichen Geschlechtes führt die Gemeinde Feilitzsch (Landkreis Hof, Oberfranken) übrigens das Familienwappen als Gemeindewappen. Weitere Gemeinden haben das Feilitzsch-Wappen ihrerseits in veränderter Form aufgegriffen, so die Gemeinde Trogen (Landkreis Hof), über silbernem Zinnenschildfuß in Schwarz ein wachsender rot bewehrter und gekrönter goldener Löwe, der in seinen Vorderpranken einen von Silber, Rot und Schwarz geteilten Schild hält, etwas weiter vom Vorbild entfernt die Gemeinde Gattendorf (Landkreis Hof), über silbernem Schildfuß, darin ein roter Balken, gespalten von Schwarz und Rot, aufgelegt ein flugbereiter, golden gekrönter silberner Schwan mit goldenem Schnabel und goldenen Füßen, wobei die Farben und die Spaltung daran erinnern, daß der Herren von Feilitzsch einst im Besitz des Rittergutes Gumpertsreuth waren.

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1906, entworfen von Lorenz M. Rheude (1863-1939) für Richard Doetsch-Benziger. Ein dreiteiliger Rahmen gliedert das fast quadratische Exlibris. Dieser Dreiteilung folgt das Inschriftenband obendrüber, die drei Schriftteile "Richardi", "Doetsch-Benziger" und "ex libris" über den leicht gekielten Bogenabschlüssen positionierend und dazwischen zurücktretend. Am unteren Rand befindet sich zwischen den Säulenbasen allerhand Material als Hinweis auf die beruflichen Interessen des Eigners, in der Mitte eine Reihe Bücher, rechts und links pharmazeutisch-chemisches Gerät: Dreifuß, Retorten, Mörser mit Pistill, Reibschale, Flakons. Die mittlere Einheit ist dem Familienwappen gewidmet. Das Wappen Doetsch ist in Rot ein oberhalber silberner Mann mit goldenem Kragen und ebensolchen Aufschlägen und silberner Mütze mit goldenem Aufschlag, in jeder Hand eine goldene Blume (Kaiserkrone, Fritillaria imperialis) an langem Stengel haltend. Auf dem Helm wachsend das Schildbild. Helmdecken silbern-rot. Das künstlerisch Kühne an diesem Aufriß sind die weit in die angrenzenden Kompartimente ausgreifenden Helmdecken, die die viereinhalbfache Breite des Schildes erreichen und die strenge Dreiteilung im Aufbau überwinden. Sie haben im äußeren Umriß eine dreieckige Form, wobei die Verlängerung der gedachten oberen Kanten ein die Helmzier exakt umschließendes Kompartiment ergibt.

Es handelt sich um eine Familie aus dem Rheinland. Darauf deutet der Inhalt der optisch rechten Bogenöffnung: Über dem Wappen der preußischen Rheinprovinz (in Silber ein königlich gekrönter, schwarzer, golden bewehrter und rotgezungter Adler mit goldenen Kleestengeln auf den Flügeln und goldenem preußischen Königszepter und Reichsapfel in den Fängen sowie auf der Brust einem grünen Schild mit silbernem Wellenschrägbalken) sieht man eine Ansicht von Burg Stolzenfels, so wie man die Burg von Norden aus sieht, aus Richtung Oberwerth und Königsbach. Sie ist eine kurtrierische Zollburg gewesen, die 1242 bis 1259 erbaut und 1388 bis 1418 erweitert wurde. 1689 wurde sie im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört und war lange Zeit eine malerische Ruine, bis sie in der ersten Hälfte des 19. Jh. romantisierend und phantasievoll für Friedrich Wilhelm IV. wiederaufgebaut wurde. Sie ist trotz aller Neugotik eine der größten Burganlagen am Mittelrhein in landschaftlich schöner Lage, deshalb wurde sie hier als Wahrzeichen gewählt. Der Lebensschwerpunkt des Eigners war jedoch die Stadt Basel, darauf verweist die optisch linke Bogenöffnung: Über dem Basler Stadtwappen (in Silber ein schwarzer Baselstab) ist eine Ansicht des Basler Münsters von der Flußseite aus zu sehen mit dem bunten Ziegelmosaik der Dächer, insbesondere das breite Querschiff dominiert aus dieser Perspektive.

Das Wappen Doetsch-Benziger ist verzeichnet im Siebmacher, Band: Bg8, S. 2, T. 2, als Allianzwappen Bg9, S. 37, T. 44 und Bg8, S. 58, T. 62. Danach wurde das Wappen bereits 1379 verliehen, und die Figur soll einen Richter darstellen, weil der damals Begünstigte selber Richter war. Herr Richard Doetsch-Benziger in Basel hatte Josephine Benziger aus Einsiedeln geheiratet, daher der Doppelname. Richard Doetsch-Benziger, Sohn des Dr. Richard Franz Ludwig Hubert Doetsch (praktischer Arzt in der Gegend von Kempen am Niederrhein), war Mitglied des Vereins Herold und des Exlibris-Vereines.

Exlibris von Lorenz Rheude:
Ein heraldisches Exlibris aus dem Jahr 1911, entworfen von Lorenz M. Rheude (1863-1939) für Philipp Treier. Die Datierung und die Signatur befinden sich perspektivisch verzerrt auf einer Art Tischbrett, auf dem das von der Familie im Jahr 1907 angenommene und hier gewendet dargestellte Wappen steht, in Gold ein blauer Schrägbalken, belegt mit drei miteinander verschränkten goldenen Ringen. Auf dem Helm mit golden-blauen Decken wachsend ein goldener, rotgezungter Brackenrumpf mit blauen Behängen und mit beringtem roten Halsband. Drei weitere Wappenschilde sind 1:2 um die Helmzier herum gruppiert, oben in der Mitte gespalten, rechts in Gold ein schwarzer Löwe, links in Rot ein silberner Balken, und der Wappenschild optisch rechts am Rand zeigt das alte Kreiswappen von Oberfranken, heute Regierungsbezirk Oberfranken, gültig bis 1945, es vereint die Symbole für das Hochstift Bamberg (in Gold ein rotbewehrter und rotgezungter, schwarzer Löwe, überdeckt von einer silbernen Schrägleiste) in Feld 2, die Markgrafen von Brandenburg (in Silber ein roter Adler) in Feld 1 und den Fränkischen Rechen (von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt) in der unteren Schildhälfte, und der vierte Schild schließlich zeigt einen doppelschwänzigen, gekrönten Löwen.

Literatur, Quellen und Links:
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2. Teil, Band 1: A-K, 720 Seiten, 1685 Abb., Verlag Claus Wittal, Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-31-8.
Elke Schutt-Kehm, Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, 2. Teil, Band 2: L-Z, 736 Seiten, 1795 Abb., Verlag Claus Wittal, Wiesbaden, 1998, ISBN 978-3-922 835-32-5
Claus Wittal, Eignerverzeichnis zum Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, Verlag Claus Wittal, 2003, 336 Seiten, 595 Abb., ISBN 978-3-922 835-33-2
Siebmachers Wappenbücher
Vietinghoff-Stammtafeln:
http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/bsb00000600/images/index.html?seite=537&pdfseitex= ff.
Vietinghoff: Gotha. Genealog. Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser, 13. Jg. 1912, sowie Teil A, 90. Jg. 1940, S. 869.
Familienverband Vietinghoff:
http://www.familienverband-vietinghoff.de/
Familiengeschichte Vietinghoff:
http://www.vietinghoff.net/familienges.html, Literatur: http://www.vietinghoff.net/geschichte.html
Gerhard v. Vietinghoff-Scheel: Familiengeschichte des Geschlechts der Freiherren, Barone und Herren v. Vittinghoff, v. Vietinghoff und v. Schell, 4 Bände, Aschau im Chiemgau.
Max von Spießen (Hrsg.): Wappenbuch des Westfälischen Adels, mit Zeichnungen von Professor Ad. M. Hildebrandt, 1. Band, Görlitz 1901 - 1903.
Stadt Abenberg:
http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/gemeinden/bayerns-gemeinden_detail.php?gkz=9576111
Markt Hohenwart:
http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/gemeinden/bayerns-gemeinden_detail.php?gkz=9186128
Markt Feilitzsch:
http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/gemeinden/bayerns-gemeinden_detail.php?gkz=9475123
Gemeinde Gattendorf:
http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/gemeinden/bayerns-gemeinden_detail.php?gkz=9475127
Gemeinde Trogen:
http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/gemeinden/bayerns-gemeinden_detail.php?gkz=9475182
Geschichte von Feilitzsch:
http://www.feilitzsch.de/index.php?option=com_content&view=article&id=68&Itemid=57
Feilitzsch: Gotha. Genealog. Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser, Teil A, 90. Jg. 1940, S. 146, Gotha. Genealog. Taschenbuch der Gräflichen Häuser, Teil A, 115. Jg. 1942, S. 205
Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband H: Jürgen Arndt: Biographisches Lexikon der Heraldiker; 1992. XXIV und 664 S. mit zahlr. Wappenabb., Festeinband, Degener Verlag, ISBN 3-87947-109-6
Erich Wasmansdorff, zur Wappengeschichte Doetsch, Mitteilungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde, 12, 1940. Die Familie stammt ursprünglich aus Mertloch/Eifel. Ein anderer Zweig, der in Kärlich bei Koblenz ansässig war, hat Ende des 18. Jh. anstelle des hier gezeigten Wappens ein Sternenbalkenwappen in den Tinkturen Gold und Silber angenommen; Helmzier ein den Stern umschließender Flug (ein herzliches Dankeschön an Herrn Michael Schroeder für diesen Hinweis).

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