Bernhard
Peter
Historische
heraldische Exlibris (77)
Exlibris
von Rudolf Münger:
Rudolf Münger (10.11.1862-17.9.1929) aus Bern fertigte 1903
dieses mehrfarbige Exlibris für Otto Hahn an;
die eingedruckte Signatur ist unter dem unteren Rand zu finden.
Das Wappen ist ein redendes und zeigt in rotem Feld auf einem
goldenen Dreiberg stehend einen goldenen Hahn, der den rechten
Vorderfuß erhebt, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken der Hahn
auf einem Bein stehend. Damit reiht sich dieses vordergründig
zwar treffende und redende Wappen ein in die lange Reihe von
Hahn-Wappen mit der gleichen Idee und wird so zum belanglosen
Einen unter Vielen. Der Hintergrund ist mit Streublümchen
ornamentiert. Zwei gekrönte, feuerspeiende Schlangen mit
pfeilförmigem Schwanz bilden die seitliche Begrenzung des
Innenfeldes. In der optisch linken unteren Ecke befindet sich der
einwärts gewendete Wappenschild der Stadt Bern, in Rot ein
goldener, mit einem schreitenden schwarzen Bären belegter
Schrägbalken. Der Künstler wurde zunächst zum Flach- und
Dekorationsmaler ausgebildet. Dann studierte er in Utrecht, an
der Kunstgewerbeschule in München und an der Académie Julian
und der École des Arts décoratifs in Paris. Zurück in der
Heimat, wurde er erst Lehrer an der Handwerkerschule und machte
sich dann als freischaffender Künstler und Illustrator
selbständig. Sein Lebenswerk wurde 1924 mit der Verleihung
der Ehrendoktorwürde der Universität Bern gewürdigt.
Exlibris
von Georg Otto:
Dieses Exlibris mit der Eignerzuweisung "AUS DER BIBLIOTHEK
DES A. V. ARENSTORFF-SADELKOW AUF ZAHREN" ist eine 1904
erstellte Arbeit von Georg Otto (6.9.1868-17.5.1939). Das Wappen
zeigt in Blau drei Fallgitter, zwei aus dem oberen Schildrand
hervorkommend, eins gestürzt aus dem unteren Schildrand,
dazwischen drei (2:1) Lilien, alles silbern, auf dem gekrönten
Helm mit blau-silbernen Decken ein gestürztes, silbernes
Fallgitter von fünf Pfählen, dahinter ein wachsender
gekrönter, schwarzer Bär mit goldenem Halsband (Hefner, Grote,
Jahrbuch des Deutschen Adels, Bd. 2, 1898). Das Motiv wird
allgemein als Fallgatter oder Fallgitter angesprochen,
tatsächlich handelt es sich um ein kurzes Stück Palisade aus
drei zugespitzten Pfählen, die mit einem Querholz verbunden
sind. Das Motiv hat nichts zu tun mit einem gitterartigen
Fallgatter, wie es in befestigten Toren Verwendung fand und wo
man durch die Öffnungen noch den Feind unter Beschuß nehmen
konnte. Die von Arenstorff gehören zum
märkischen Uradel und verbreiteten sich später nach der
Uckermark, Mecklenburg, Dänemark, Niedersachsen, der Lausitz und
Österreich. Die dänische Linie erlosch am 30.4.1997; die
niedersächsische Linie besteht noch heute.
Sadelkow ist der Name eines Gutes in Mecklenburg, 14 km nordöstlich von Neubrandenburg. Erst gehörte es den von Gentzkow, kam dann 1722 an die von Arenstorff und 1912 an die von Lowtzow. 1936 wurde das Gut zur Siedlung. Das aus der ersten Hälfte des 18. Jh. stammende Herrenhaus wurde nach 1945 unter Vereinfachung umgebaut und ist heute Gemeindeeigentum. Das ebenfalls genannte Gut Zahren gehört heute zu Penzlin und liegt am Rande des Müritz-Nationalparks inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte, am Westufer des Hofsees. Dieses Gut gehörte den von Raven, den von Bardenfleth, ab 1519 den von Holstein, ab 1668 Henning von Heydebreck, ab 1685 dem Baron von Erlenkamp, ab 1715 der Familie von Hacke, ab 1728 dem Hauptmann von Behr, ab 1742 den von Ziethen, ab 1782 den von Oertzen. Karl August von Arenstorff erwarb das Gut im Jahre 1836. Ab 1921 lebte hier Altwig von Arenstorff, 1939 Hans Henning von Arenstorff. Die Familie besaß es bis zur Enteignung 1945, danach wurde das um 1730 erbaute und Anfang des 19. Jh. umgebaute Herrenhaus in Mietwohnungen umgewandelt. Zeitweise waren auch Läden und Gemeindebüros im Herrenhaus untergebracht. Dann gehörte das Herrenhaus, an dem ebenfalls das plastische Wappen der von Arenstorff im Giebel angebracht ist, einem Verein und diente als sozialtherapeutische Einrichtung, in der man sich u. a. um Alkoholkranke und Resozialisierung von Straftätern kümmerte. Seit 1994 gehört das Gutshaus der Familie Fuchs, die es renovierte. Die beiden ehemals der Familie von Arenstorff gehörenden Güter liegen 34 km voneinander entfernt.
Exlibris
von Georg Otto:
Georg Otto (6.9.1868-17.5.1939) zeichnete dieses Exlibris im
Jahre 1905 für Ernst von Braunschweig. Die
Eignernennung erfolgt auf einem eigenwillig sparrenförmig
gelegten Schriftband, dessen untere Enden sich hinter der
Helmdecke verlieren. Als weitere Dekorationen dienen ein Buch und
ein darauf gelegter Säbel unter dem Wappenschild. Das Wappen ist
geteilt, oben in Rot ein schreitender, silberner Löwe, unten in
Silber drei (2:1) goldene Sterne, auf dem gekrönten Helm zu
rechts rot-silbernen und links rot-goldenen Decken ein
Straußenfederbusch aus drei Federn in den Farben
silbern-rot-golden. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher
Band: Pr Seite: 97 Tafel: 127, ferner Band: Me Seite: 6 Tafel: 3.
Die Familie trägt ihren Namen vermutlich wegen ihrer Herkunft
aus der gleichnamigen Stadt, ist aber bereits im 16. Jh. in
Schlesien und Pommern ansässig, wo sie zum Stettiner Patriziat
gehört. Einst führten sie in Rot nur einen goldenen Löwen. Aus
dem Jahr 1570 datiert ein Adelsbrief mit Wappenbesserung,
ausgestellt von König Sigismund von Polen. Adelsbestätigungen
erfolgten 1648 und 1668. In den beiden oberen Ecken des Blattes
sind noch zwei achtspitzige silberne Johanniter-Kreuze zu sehen.
Exlibris
von Georg Otto:
Aus dem Jahre 1907 stammt diese Arbeit von Georg Otto
(6.9.1868-17.5.1939), bezeichnet als "EX LIBRIS PAULI DE
GORE". Gemeint ist Pavel Gore oder Paul
Gore (27.7.1875-8.12.1927), ganz ohne "de",
und die Spur führt nicht nach Frankreich, sondern nach
Rumänien. Er war ein bessarabischer Historiker und Politiker. Er
stammte aus Chisinau, besuchte die Schule in Mykolaiv und
studierte Jura in St. Petersburg. Danach arbeitete er am
Nationalmuseum in Chisinau. 1910 wurde er Mitglied des Parlaments
und Deputierter des Adels. 1917 wurde er Präsident der
National-Moldawischen Partei. Außerdem war Pavel Gore der
Präsident der Moldawischen Kultur-Gesellschaft. Er war
glühender rumänischer Nationalist und der erste Einwohner von
Chisinau, der bei dem Zusammenschluß mit Rumänien die
rumänische Flagge auf seinem Haus hißte. 1919 wurde er
Ehrenmitglied der 1866 gegründeten Rumänischen Akademie, die
höchste wissenschaftliche Ehrung. Er war in zahlreichen weiteren
kulturellen Vereinen Mitglied. Als Heraldiker genoß er in
Rumänien ein großes Ansehen; er war außerdem Mitglied in
französischen, schweizerischen, deutschen, österreichischen
etc. heraldischen Vereinen Mitglied, darunter auch im Herold in
Berlin und im Adler in Wien. Er tanzte quasi auf allen
Hochzeiten, und es hat fast den Eindruck, daß es keinen Verein
im kulturellen, geschichtlichen, numismatischen oder heraldischen
Bereich gab, bei dem er nicht binnen drei Tagen Präsident oder
mindestens Mitglied war, kurzum, es lief nichts mehr in diesem
Bereich in Rumänien ohne ihn. Selbst beim Entwurf des
rumänischen Staatswappens war er beteiligt. Nur woher er das
"de" nimmt, wissen wir immer noch nicht. Pavel Gore
wurde auf dem Friedhof der Kirche St. Elijah in Chisinau
begraben. Das Wappen ist gespalten, rechts in Silber ein
aufrechter roter Schlüssel, mit dem Bart nach oben und links
gelegt, links in Blau ein aufrechtes, silbernes, goldengegrifftes
Schwert, im Schildhaupt begleitet von zwei sechszackigen goldenen
Sternen, auf dem Helm mit rechts rot-silbernen und links
blau-goldenen Decken einer der goldenen Sterne zwischen einem
schwarzen Flug. Die Farben sind nach einem weiteren, hier nicht
abgebildeten Aufriß des gleichen Künstlers angegeben. Das
Oberwappen wird von einem Schriftband mit der Devise "HONOR
PATRIA FIDES" halbkreisförmig überspannt, Ehre - Vaterland
- Treue, auch hier gibt er sich streng national. Georg Otto ist
einer der wenigen heraldischen Künstler, der es immer wieder mit
perspektivisch in den Raum gestellten Kleinoden versucht. Er
beweist sowohl, daß er die Regeln der Perspektive beherrscht,
aber auch, daß es bei Wappen nicht gut aussieht. Für Pavel Gore
gibt es ein weiteres Exlibris aus der Feder von Roderich von
Haken, welches das Wappen linksgewendet zeigt und mit dem Wappen
Bessarabiens kombiniert.
Exlibris
von Roderich von Haken:
Dieses Blatt stammt aus der Feder von Roderich ("Rodo")
von Haken (8.9.1867-1929); typisch für ihn sind die aus nur zwei
seitlichen großen Bergfalten bestehenden und elegant im Bogen
hochgezogenen Helmdecken, die lang ausgezogenen und mit je einer
Perle versehenen Endzipfel, die Wahl der archaischen Flügelform
beim Flug und das um Schild und Helm gelegte kreisförmige
Schriftband. Und ebenso typisch für ihn ist es, eine kraftvolle
und dynamische Profildarstellung dennoch insgesamt ausgewogen und
symmetrisch erscheinen zu lassen. Die Jahreszahl nimmt den
obersten Platz im Schriftband ein und steht auf dem Kopf, mit
etwas Mühe identifiziert man "MCMX", also 1910 als
Entstehungsjahr. Bei dem Eigner handelt es sich um Heinrich
Theodor von Kohlhagen (30.4.1885-18.4.1918). Der Schild
des komplett gewendeten Wappens ist golden-blau gespalten, rechts
ein rechtsaufspringender roter Löwe, links ein mit drei roten
Rosen belegter silberner Schrägbalken (vgl. Siebmacher Band: Bay
Seite: 90 Tafel: 106). Auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen
Decken ein wachsender roter Löwe zwischen einem blauen Flug,
jeder Flügel mit dem mit drei roten Rosen belegten silbernen
Schrägbalken belegt, rechts schräglinks, links schrägrechts,
die Schwungfedern abwechselnd blau und silbern. Des Eigners
Vorfahr Theodor Kohlhagen, königlich-bayerischer Landrichter zu
Nürnberg, war am 27.4.1825 von König Max I. von Bayern in den
Adelsstand erhoben worden. Der Eigner selbst, bekannt als aus
Nürnberg stammender Heraldiker, Genealoge und Historiker und
Autor zahlreicher Fachpublikationen (vor allem in den
heraldisch-genealogischen Blättern des Vereins St. Michael, z.
B. über Nürnberger Geschlechterwappen, über die Geschichte der
heraldischen Helme, über den Uradel Altbayerns, über die
Familie Oelhafen, aber auch über Burgen wie Burg Freyenfels und
Schlösser wie Dennenlohe), war der Sohn von Theodor Wilhelm
Arnold Philipp von Kohlhagen, königlich-bayerischer
Bahn-Ober-Expeditor, und dessen Frau Christine Friederike Therese
Oelhafen von und zu Schoellenbach. Sein Forschungsschwerpunkt war
Franken, insbesondere Nürnberg (wo im GNM sein Nachlaß
aufbewahrt wird) und Bamberg sowie die Oberpfalz. Er zählt zu
den Gründern des Vereines St. Michael (Verein deutscher
Edelleute) im Jahre 1905. Zwei weitere Blätter des gleichen
Künstlers werden in Sammlung 81 vorgestellt.
Exlibris
von Adolf Matthias Hildebrandt:
Adolf Matthias Hildebrandt (16.6.1844-30.3.1918) hat dieses Blatt
für Otto Fürst zu Stolberg-Wernigerode
angefertigt. Das Blatt entbehrt einer Signatur, es kann aber
aufgrund des Stiles dem Künstler zugeordnet werden. Auch eine
Datierung fehlt. Das Vollwappen steht im rechten unteren Eck und
verdeckt zur Hälfte ein zweireihiges Bücherregal, auf dem noch
der Spruch "sine literis vita / non est vita" zu lesen
ist, "ohne Literatur ist das Leben keines", eine
Paraphrase des Seneca-Spruches "otium sine litteris mors est
et hominis vivi sepultura" - Muße ohne geistige
Tätigkeit ist Tod und Lebendig-Begrabensein". Das Wappen
ist geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein schreitender schwarzer
Hirsch (Stammwappen, Grafschaft Stolberg), Feld 2 und 3: in
Silber zwei rote, pfahlweise gestellte und in der Mitte nach
außen gekrümmte Fische (Forellen) nebeneinander (Grafschaft
Wernigerode), auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken
ein natürlicher (grüner) Pfauenstoß zwischen zwei silbernen
Federn (Grafschaft Stolberg).
Otto Fürst zu Stolberg-Wernigerode, Graf zu Königstein, Rochefort, Wernigerode und Hohnstein (30.10.1837-19.11.1896), Herr zu Eppstein, Münzenberg, Breuberg, Agimont, Lohra und Klettenberg, war der Sohn von Erbgraf Hermann zu Stolberg-Wernigerode (30.9.1802-24.10.1841) und Emma Gräfin zu Erbach-Fürstenau (11.7.1811-1.12.1889). Der auf Schloß Gedern aufgewachsene Otto war erst 4 Jahre alt, als sein Vater aus Verzweiflung über den Verlust seines ältesten Sohnes Albrecht starb. Otto studierte an den Universitäten in Göttingen und Heidelberg Staatsrecht, Geschichtswissenschaft und Kameralistik, machte aber keinen Abschluß, sondern machte eine kurze militärische Karriere 1859-1861 bei der preußischen Armee. Die dabei geknüpften Kontakte waren seiner späteren Karriere äußerst förderlich. 1861 übernahm er die Grafschaft Wernigerode. Er wurde 1854 erbliches Mitglied des preußischen Herrenhauses, war 1867-1873 Oberpräsident der Provinz Hannover, 1872-1876 Präsident des Preußischen Herrenhauses als Nachfolger seines Onkels Eberhard von Stolberg-Wernigerode. Er wurde 1876 deutscher Botschafter in Wien. Danach war er 1878-1881 stellvertretender Reichskanzler und Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums, sozusagen "zweiter Mann hinter Bismarck". Er war 1882-1895 Vorsitzender des sächsischen Provinziallandtags und 1884-1892 Oberstkämmerer. Daneben war er 1885-1888 stellvertretender Minister des königlichen Hauses. Er war 1876-1896 Vorsitzender des Vereins der deutschen Standesherren. Er wurde am 22.10.1890 preußischer Fürst mit dem Titel Durchlaucht; der Fürstentitel war ihm bereits 1861 angeboten worden. Schließlich wurde er 1893 von Kaiser Wilhelm II. entlassen. Danach war er noch 1893-1896 Präsident des preußischen Herrenhauses in Berlin.
Fürst Otto hatte am 22.8.1863 in Stonsdorf Anna Elisabeth Prinzessin Reuss-Köstritz (9.1.1837 - 2.2.1907) geheiratet, seine Cousine mütterlicherseits. Der gleiche Künstler hat auch ein Exlibris für den Sohn des Fürsten angefertigt, für Friedrich Wilhelm Heinrich Prinz zu Stolberg-Wernigerode (23.7.1870-23.1.1931), auch dieses Blatt ist ohne Signatur.
Exlibris
von Carl Roschet:
Carl Roschet (1867/1868-25.1.1925) ist der
Urheber dieses Blattes; seine typische Signatur aus dem
"R", das von dem in einen kleinen Drachenkopf
auslaufenden "C" umschlossen wird, ist in der linken
unteren Ecke zu sehen. Das Blatt ist undatiert. Das Schriftband
nennt den Eigner: "Exlibris Heinr. R. F. Göldlin von
Tiefenau von Luzern und Schwyz." Das Wappen ist silbern-rot
geteilt, oben zwei golden bebutzte, rote Rosen mit grünen
Kelchblättern nebeneinander, unten eine gestürzte silberne
Lilie aus der Teilungslinie nach unten wachsend, auf dem Helm mit
rot-silbernen Decken eine silberne Lilie, die oben mit einem
schwarzen Hahnenfederbusch besteckt ist. Das Wappen wird
beschrieben im Siebmacher I, 198, 5 und im Siebmacher Band: Mä
Seite: 37 Tafel: 28, im Schweizer Geschlechterbuch 3, 158-164 und
im Oberbadischen Geschlechterbuch: Band 1, S. 449 ff. Hier ist
das Wappen mit einem Löwen als Schildhalter kombiniert, der eine
Vorderpranke auf die Mitte des oberen Schildrandes und die andere
an die Bügel des Helmes legt. Der Hintergrund ist reich
damasziert und wird oben durch einen Kielbogen aus Stabwerk
abgeschlossen. In den oberen Zwickeln des Blattes sind zwei
Landschaftsvedouten zu sehen, die linke zeigt die 1633-1639
erbaute Hofkirche St. Leodegar, eines der Wahrzeichen der Stadt
Luzern und eine der kunsthistorisch wertvollsten Kirchen der
Spätrenaissance im deutschen Sprachraum. Die andere Vedoute
zeigt die Freiheitsstatue vor diversen Segel- und Dampfschiffen
bei der Einfahrt nach New York.
Die Familie Göldlin stammte ursprünglich aus Pforzheim und ist seit 1328 dort faßbar. Die namengebende Burg Tiefenau war ein einstiger Ministerialensitz ca. 1,5 km nordwestlich des Sinzheimer Ortsteils Kartung, eine heute vollständig abgegangene Niederungsburg (daher her Name). Anfang des 15. Jh. siedelten die Göldlin nach Zürich über, und von da siedelten sie sich in Luzern an, wo 1507 Ritter Renward Göldlin (auch Göldin oder Göldli) eingebürgert wurde. In beiden Städten erloschen die Göldlin wieder, in Luzern im Jahre 1600, in Zürich am 26.5.1677 mit Beat Rudolf Göldlin. In Sursee und Rapperswil wohnte ein anderer Familienzweig, der sich Göldlin von Tiefenau nannte, und dieser Zweig rückte nach Luzern nach, wo die Familie zum Patriziertum gehörte und wo nun der aus Rapperswil stammende Hans Renward Göldlin von Tiefenau 1604 das Bürgerrecht bekam, weil sich seine verwitwete Mutter dorthin erneut verheiratet hatte. Die Familie brachte einige Ratsherren und Truppenführer hervor. Heinrich Ludwig Göldlin von Tiefenau errichtete 1711 einen noch heute bestehenden Fideikommiß, wozu ein Haus mit Bibliothek am Hirschenplatz in Luzern gehört. Um 1900 war der Inhaber des Fideikommisses Dr. Heinrich Göldlin von Tiefenau, Apotheker in Baden bzw. Aarau. Bei dem auf dem Schriftband genannten Familienmitglied handelt es sich um den Kaufmann und Fideikommißherr Heinrich (Harry) Robert Franz Göldlin von Tiefenau (13.8.1895-), der in die USA eingebürgert wurde, daher auch die Abbildung der Hafeneinfahrt von New York. Er heiratete 1927 Johanna Charlotte Maria Meyer (1906-1947), die Tochter von Jost Karl Walter Franz Meyer und Anne Gabriele Margaretha Schnyder von Wartensee. Unten sind noch die beiden Wappenschilde von Luzern (blau-silbern gespalten) und Schwyz (in Rot ein silbernes griechisches Kreuzchen im linken Obereck) zu sehen, jeweils gleich für Kanton und Stadt bzw. Gemeinde.
Exlibris
von Lorenz Rheude:
Diese Graphik ist ein Werk von Lorenz M. Rheude
(17.12.1863-1.5.1939) aus dem Jahr 1924, im Druck monogrammiert
im rechten Eck der Eignerzuweisung "Ex libris Thon".
Das zentrale Wappen Thon ist in keiner der
einschlägigen Sammlungen verzeichnet und zeigt auf einem
Dreiberg drei beblätterte Getreideähren, die beiden äußeren
nach außen gebogen, in der Mitte der Halme umschlossen von einem
Zahnkranz, auf dem bewulsteten Helm drei beblätterte
Getreideähren, die beiden äußeren nach außen gebogen, vor
zwei übereck geteilten Büffelhörnern. Die Tinkturen sind mir
nicht bekannt; hinweise willkommen. In den vier Ecken des
Blattes, dessen Rand mit abwechselnd rechts und links
schräggelegten beblätterten Getreidehalmen ornamentiert ist,
befinden sich vier weitere Wappenschilde mit regionalem Bezug.
Oben rechts ist der Schild für das Königreich Preußen
zu sehen, in Silber ein königlich gekrönter, schwarzer, golden
bewehrter und rotgezungter Adler mit goldenen Kleestengeln auf
den Flügeln und mit goldenem preußischen Königszepter mit
Adler obendrauf und Reichsapfel in den Fängen sowie den
Initialen FR (für Fridericus Rex, König Friedrich I.) auf der
Brust. Gegenüber befindet sich der Wappenschild des Herzogtums
Schlesien, in Gold ein schwarzer, rotbewehrter und
-gezungter, golden gekrönter Adler, auf der Brust mit einer
silbernen, mondsichelförmigen Spange belegt, die in der Höhlung
mit einem silbernen Tatzenkreuzchen besteckt ist. Heraldisch
unten rechts steht der Schild für die Stadt Breslau,
das ihr am 12. März 1530 durch Ferdinand I. verliehen worden
ist, es ist geviert, Feld 1: in Rot einwärts ein silberner,
doppelschwänziger und golden gekrönter böhmischer Löwe, Feld
2: in Gold ein schwarzer schlesischer Adler, auf der Brust belegt
mit einer liegenden silbernen Mondsichel, in der Höhlung
besteckt mit einem Tatzenkreuzchen, Feld 3: in Gold der schwarze
Majuskelbuchstabe "W" für den lateinischen Stadtnamen
Wratislavia und dem Stadtgründer Wratislaw, Feld 4: in Rot das
golden nimbierte Haupt von Johannes dem Evangelisten mit einem
Brustschmuck in Form einer gestürzten Krone, der ganze Schild in
der Mitte belegt mit einer silbernen Schüssel mit dem Haupt
Johannes des Täufers, welcher der Patron des Breslauer Doms und
des Bistums Breslau ist. Und der vierte und letzte Schild
heraldisch links unten steht für die Stadt Görlitz,
es ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Gold ein
schwarzer, golden nimbierter Doppeladler, Feld 2 und 3: in Rot
ein silberner, doppelschwänziger, gekrönter Löwe (böhmischer
Löwe), Herzschild: in Rot mit silbernem Balken (Österreich)
eine goldene Kaiserkrone. Diese Wappenvermehrung gegenüber dem
vorher geführten, einfacheren Schild verfügte Kaiser Karl V. im
Jahre 1536 (Siebmacher Band: St Seite: 12 Tafel: 22).
Exlibris
von Roderich von Haken:
Roderich ("Rodo") von Haken (8.9.1867-1929) hat dieses
Exlibris für Georg Andreas Werner entworfen.
Das Wappen Werner zeigt in Schwarz einen schmalen roten Balken
über drei im Dreipaß gestellten goldenen Sonnenblumen, die in
den Lücken von drei zur Schildmitte fliegenden goldenen Bienen
umschwärmt sind, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein
wachsender, mit einer über die linke Schulter gelegten
Hellebarde bewaffneter Bürger in geschlitztem Wams, mit
Brustharnisch und Helm (Siebmacher Band: Bg10 Seite: 88 Tafel:
98). Die Zahl 1581 bezieht sich auf die älteste Erwähnung der
schwäbischen Familie mit Jakobus Werner in Balingen. Der
Stammvater der Stuttgarter Linie ist der Präzeptor Georg Andreas
Werner (11.6.1752-16.5.1824), Sohn von Philipp Jakob Werner
(26.1.1712-23.8.1768) und dessen Frau Anna Maria Höschlin
(30.3.1724-2.9.1803). Georg Andreas Werner heiratete am
16.11.1786 Johanne Juliane Hartmann (10.7.1766-21.2.1828) aus
Ludwigsburg.
Die Zahl 1915 gibt das Jahr an, in dem der Kaufmann Georg Andreas Werner (2.3.1875-) aus Heilbronn-Sontheim das Wappen angenommen hat. Er heiratete am 30.4.1910 in Heilbronn Hedwig Marie Henriette Luise Zander (1.8.1899-) aus Heilbronn. Das Paar hatte zwei Kinder, Hans Georg Werner (24.4.1911-) und Martin Karl Wilhelm Werner (1.11.1914-). Der Siebmacher-Eintrag stützt sich auf eine andere Zeichnung vom gleichen Künstler. Rechts und links bilden zwei Buchen einen Rahmen für das Blatt, am optisch linken Stamm klopft ein Specht, in der linken Laubkrone mümmelt ein Eichhörnchen eine Frucht, gegenüber sitzt ein Singvogel im Geäst, und rechts unten ergänzt eine Eule den kleinen Zoo. Drei weitere Wappenschilde ergänzen die Komposition: Ganz oben sehen wir den Schild des Herzogtums Württemberg, in Gold drei schwarze Hirschstangen übereinander, mit 5, 5 und 4 Enden. Optisch links unten sieht man das vollständig gewendete Stadtwappen von Balingen, unter goldenem Schildhaupt, darin eine schwarze liegende Hirschstange, von Silber und Schwarz geviert. Ursprünglich führte die Stadt Balingen, in Siegel-Abdrücken seit 1320 belegt, das gevierte Wappen ihrer damaligen zollernschen Herrschaft. Nachdem die Stadt 1403 württembergisch geworden war, wurde seit dem späten 15. Jahrhundert zunächst vereinzelt eine Hirschstange als Hinweis auf die neue Herrschaft hinzugesetzt. Nach 1535 setzte sich die jetzige Gestaltung durch, die nach der 1975 erfolgten Vereinigung der alten Stadt Balingen mit Frommern und Weilstetten und anderen Ortschaften von der heutigen Stadt Balingen beibehalten wurde. Und gegenüber im rechten unteren Eck sehen wir das Stadtwappen von Heilbronn, in Gold der rot bewehrte und rot gezungte schwarze Adler mit einem von Rot, Silber und Blau zweimal geteilten Brustschild.
Exlibris
von Roderich von Haken:
Dieses etwas unübersichtliche Blatt ist eine Arbeit des
Künstlers Roderich von Haken (8.9.1867-1929) aus dem Jahre 1916.
Ein an den Ecken rund ausgezogenes Stabwerk bildet den Rahmen
für insgesamt vier Wappen, die durch ein mittig gespanntes, sich
seitlich um das Stabwerk schlingendes Schriftband getrennt
werden. Dort ist der Eignername zu lesen, Adolf Bischoff
(3.2.1868-8.5.1948), auf Haus Linde in Laurensberg bei Aachen,
dem auch Haus Soers gehörte. Darüber steht "An(n)o
Domini"; die Jahreszahl und die Kennzeichnung als "EX
LIBRIS" sind am unteren Rand des Blattes untergebracht. Die
vier dargestellten Wappen sind den Familien Bischoff, Claus,
Jörissen und Haan zugeordnet und bilden eine klassische
Ahnenprobe, aber in ungewohnter Anordnung. Die gewählten
Schildformen sind unterschiedlich und umfassen vier verschieden
geformte Tartschen, was nicht zur Übersichtlichkeit der
Komposition beiträgt. Das Wappen Bischoff zeigt
in Blau ein goldenes, mit den Stollen nach unten gelegtes
Hufeisen, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken der obere
Teil eines goldenen Bischofsstabes mit Krümme (Siebmacher Band:
Bg9 Seite: 36 Tafel: 42).
Adolf Bischoff war der Sohn von Gustav Bischoff (8.3.1836-26.5.1871), Tuchfabrikant und Teilhaber der Firma J. A. Bischoff Söhne, und Clementine Maria Hubertine Caecilie Jörissen (22.11.1839-28.4.1916). Dies erklärt das Wappen Jörissen heraldisch links unten, in Silber ein schmales rotes Kreuz, dessen Enden in je zwei nach außen gekehrte gekrönte Adlerköpfe ausgehen, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender roter, silbern gekrönter Adlerkopf mit Hals (Siebmacher Band: Bg9 Seite: 42 Tafel: 50).
Die Großeltern väterlicherseits waren Johann Arnold Bischoff (13.3.1796-13.12.1871), Tuchfabrikant, Geheimer Kommerzienrat, Landtagsabgeordneter und Handelsgerichtspräsident, Vorstandsmitglied der Aachener und Münchener Feuer-Versicherungs-Gesellschaft, und dessen Frau Hermine Cornelia Claus (11.3.1801-26.3.1836). Das erklärt das Wappen Claus, in Gold ein auf einem schwarzen Dreiberg stehender schwarzer Stier mit silbernen Hörnern, roter Zunge und ebensolchen Klauen, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken der Stier wachsend mit einem heiligenscheinartig um den Kopf gelegten roten Kammrad oder Zahnrad (Siebmacher Band: Bg9 Seite: 36 Tafel: 43).
Die Großeltern mütterlicherseits waren Gustav Joerissen (29.8.1799-30.10.1865), Anwalt und Gutsbesitzer, und dessen Frau Elisabeth Haan (9.5.1806-25.5.1879) aus Köln. Das Wappen Haan bildet den Abschluß der Ahnenprobe; es zeigt in Blau einen goldenen Hahn mit rotem Kamm, Lappen, Zunge und ebensolchen Füßen, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken der Hahn wachsend und mit erhobenen, golden-blau übereck geteilten Flügeln (Siebmacher Band: Bg9 Seite: 40 Tafel: 47).
Die Urgroßeltern des Exlibriseigners waren 1.) Heinrich Ignatz Bischoff, Rittergutspächter, und Anna Clara Pütz, 2.) Ernst Conrad Claus, Tuchfabrikant, geheimer Kommerzienrat und Handelsgerichtspräsident, und Marie Therese Heusch, 3.) Johann Peter Urban Joerissen, kurpfälzischer Amtsverwalter von Sittard, Millen und Born, und Franziska Xaveria Dortant sowie 4.) Jakob Haan, Weinhändler, und Maria Angela Franziska Bürgers.
Der Exlibriseigner Adolf Bischoff war Großgrundbesitzer und Gutsbesitzer. Er war ferner Mitbegründer des Aachen-Laurensberger Rennvereins und langjähriges Mitglied des Kirchenvorstandes in Richterich und der kirchlichen Gemeindevertretung und Gemeinderatsmitglied von Richterich, Laurensberg, Würselen und Kohlscheid. Er heiratete 1908 in Vilich (rechtsrheinisch bei Bonn) Clara Schmidt-Bleibtreu (1892-1960) und hatte mit ihr zwei Kinder. Auf ihn gehen alle vier Einträge im Siebmacher Bg9 zurück. Haus Linde ist zu finden in der Laurentiusstraße 16-20, Aachen-Laurensberg.
Literatur,
Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher wie
angegeben
Rudolf Münger auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Münger
von Ahrenstorff auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Arenstorff
Gut Sadelkow: https://gutshaeuser.de/de/guts_herrenhaeuser/gutshaeuser_s/gutshaus_sadelkow
Gut Zahren: https://gutshaeuser.de/de/guts_herrenhaeuser/gutshaeuser_z/gutshaus_zahren_bei_waren
Gut Zahren: https://www.svz.de/lokales/zeitung-fuer-goldberg-luebz-plau/alte-mauern-im-wandel-der-zeit-id20553152.html
O. T. von Hefner: Neues Wappenbuch des blühenden Adels des
Königreichs Hannover und des Herzogtums Braunschweig
H. Grote: Geschlechts- und Wappenbuch des Königreichs Hannover
und des Herzogtums Braunschweig
Jahrbuch des Deutschen Adels, Bd. 2, 1898.
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