Bernhard
Peter
Historische
heraldische Exlibris (84)
Exlibris
von Adolf Matthias Hildebrandt:
Adolf Matthias Hildebrandt (16.6.1844-30.3.1918) zeichnete dieses
zweifarbig gedruckte Blatt im Jahr 1897; die AH-Ligatur ist als
Signatur in der rechten unteren Ecke eingedruckt. Das Blatt ist
für den Bankier Carl Schmitzdorff in Brandenburg an der
Havel, Mitglied im Exlibris-Verein Berlin. Seine Tochter
Margarethe Schmitzdorff (1882-1965), vermählte Groß, studierte
in München Medizin und schloß 1910 mit Promotion ab. Das nicht
in den Standardsammlungen (Siebmacher, DWR, Rietstap) enthaltene
Wappen besitzt ein vorbildlich ausgewogenes und harmonisches
Schildbild, silbern-rot schräggeteilt mit einem
schräglinksgelegten Doppelhaken in verwechselten Farben, die
beiden Hakenspitzen parallel zum rechten bzw. linken Schildrand,
auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken ein
wachsender Schmied mit silberner, an den Ärmeln rot
aufgeschlagener Kleidung und schwarzer Schmiedeschürze, in der
erhobenen Rechten einen Schmiedehammer haltend, die Linke
eingestemmt. Das Schildbild wird zur Dekoration des modular
aufgebauten Blattrahmens aufgegriffen.
Zeichnerisch zu bemängeln ist die Stellung von Helm und Wulst zueinander - ein Wulst gehört waagerecht auf das Helmdach. Wenn man jedoch den Wulst in Untersicht und den Helm in Obersicht zeichnet, ist das Ergebnis ein Wulst, der schief auf dem rechten Ohr sitzt. Das ist zeichnerisch mangelhaft. Das gleiche gilt für den Helm selbst: Helmdach in Obersicht, Bruststück in Horizontalansicht - von vorne wäre der Helm in der Vertikalen gebogen wie eine Banane. Außerdem hat dieses Helm-Modell keinerlei Platz für das Gehirn des Wappenträgers - die Augen sitzen schließlich nicht am Haaransatz. Ein Modell vor sich hinzustellen brächte solchen Zeichnern sicherlich einen großen Erkenntnisgewinn.
In der linken oberen Ecke des Blattes ist noch ein weiterer Wappenschild positioniert mit dem Stadtwappen von Brandenburg an der Havel. Die Stadt führt ein Doppelwappen, rechts in Silber eine rote Burg mit in der Mitte erhöhter Mauer, deren fünf Türme unterschiedlicher Größe und Höhe jeweils mit Spitzdächern versehen sind; im schwarzen Torbogen steht ein silberner Gewappneter mit geschultertem Schwert in der Rechten, mit der linken einen aufgestellten silbernen Spitzschild mit rotem (hier schwarzem) Adler haltend. Die linke Spalthälfte zeigt in Silber eine rote Burg mit offenem schwarzen Tor und aufgezogenem Fallgitter, deren vier Türme mit Spitzdächern versehen sind; die beiden mittleren Türme sind je mit einem silbernen Schild belegt, im rechten ein schwarzer, im linken ein roter Adler (hier nicht aufgelöst, Preußen und Brandenburg). In der heute üblichen Form (Genehmigungsdatum: 13.3.1995) werden zwei Schilde nebeneinander gestellt, die Burg mit Fallgatter rechts, die Burg mit dem Gewappneten links, und die Dächer, Knäufe etc. sind im Gegensatz zum zweifarbig gedruckten Exlibris noch farblich differenziert, so haben z. B. die Türme der Burg mit dem Fallgatter grüne Dächer mit goldenen Knäufen, und die andere Burg hat blaue Dächer mit goldenen Knäufen. Aber auch im zweifarbigen Druck hätte man realisieren können, daß der Adler auf dem Schild des Gerüsteten der brandenburgische Adler ist und rot tingiert sein muß. Das heute verwendete Doppelwappen wird zudem von einer goldenen Krone überhöht. Die beiden Einzelwappen stehen für die ehemals selbständigen Städte Altstadt (Burg mit Fallgatter, grüne Dächer) und Neustadt (Burg mit Gerüstetem, blaue Dächer). Das Doppelschildwappen kam 1715 nach der Vereinigung der alten und neuen Stadt Brandenburg in Gebrauch und wurde 1901 neu gefaßt. Seit 1990 wird es wieder benutzt.
Der hinter dem Wappen aufragende Turm ist Bestandteil der Stadtbefestigung der Neustadt; es handelt sich um den Neustädtischen Mühlentorturm. Dieser 28,85 m hohe und fünfgeschossige Turm im Stil der Pommerschen Spätgotik wurde 1411 aus Backstein errichtet. Der Baumeister war gemäß der angebrachten originalen Bautafel Nikolaus Kraft aus Stettin. Charakteristisch sind der achteckige Grundriß und die hohen Spitzbogenblenden. Oben wird der Turm durch einen Zinnenkranz und ein steinernes, ebenfalls achteckiges Pyramidendach abgeschlossen. Seinen Namen trägt der Turm nach den auf dem Mühlendamm befindlichen Wassermühlen. Stadtseitig führte ein Eingang in 4-5 m Höhe in das Turminnere, der einzige Zugang. Die im Exlibris daneben zu sehende Tordurchfahrt ist nicht mehr erhalten. Die Straße führte früher nach Nordosten in Richtung Spandau. Insgesamt besitzt die Stadt Brandenburg noch vier Tortürme von einst mindestens acht.
Exlibris
von Adolf Matthias Hildebrandt:
Auch dieses undatierte Blatt stammt aus der Feder von Adolf
Matthias Hildebrandt (16.6.1844-30.3.1918); es ist unten rechts
in der Ecke im Druck monogrammiert. Die am unteren Rand
angebrachte Schriftzone nennt "v. Schulz-Hausmann"
als Eigner. Ein offener Bogen mit Jugendstil-Ornamentik
gibt den Blick frei auf eine weite Landschaft ohne besondere
Merkmale mit einem Getreidefeld unter einem Sternenhimmel; im
Vordergrund steht ein Kranich mit erhobenem rechten Vorderbein
zwischen zwei Wappen, eines aufrecht und als Vollwappen
ausgeführt, eines nur als Schild und schräggeneigt. Ersteres
ist geteilt, oben in Blau ein großer, facettierter Stern,
halbkreisförmig umgeben von sechs kleineren Sternen, alle golden
und fünfzackig, unten in Gold auf einem grünen Dreiberg ein
stehender naturfarbener Kranich, im erhobenen rechten Vorderfuß
ein Stein, auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken drei
beblätterte goldene Getreideähren. Das ist das Wappen der
bürgerlichen Familie Schulz, beschrieben im Siebmacher
Band: Bg9 Seite: 73 Tafel: 86.
Der älteste bekannte Vorfahr der Familie war kurfürstlich-brandenburgischer Steuerkommissar in Pritzwalk i. d. Mark. Johann Schultz war im 17. Jh. königlich-schwedischer Inspektor in Barth in Pommern. Im 17. und 18. Jh. finden wir Familienmitglieder in mecklenburgischen Diensten, so war Johann David Schultz (29.7.1678-) fürstlich-mecklenburgischer Geheimer Sekretär in Strelitz, und Friedrich Johann Schultz (9.10.1716-22.1.1779) war fürstlich-mecklenburgischer Regierungssekretär in Ratzeburg. Auf diese Zeiten verweisen die Schilde mit dem brandenburgischen Adler links außen, mit dem pommerschen Greifen links und dem mecklenburgischen Stierkopf oben in der Mitte. Mit Hartwig Johann Christian Schulz (1.1.1746-30.5.1830) kam die Familie nach Braunschweig, denn er war dort herzoglicher Hofprediger und Konsistorialrat. Friedrich Schulz (28.2.1795-1.6.1864) wurde herzoglich-braunschweigscher Staatsminister. Die Illustration der Familiengeschichte wird oben durch die Wappenschilde über das gekrönte Kreuz des Bistums Ratzeburg bis zum Welfenroß für das Haus Hannover fortgesetzt.
Das andere Wappen ist silbern-rot gespalten mit einem blauen Sparren zwischen drei (2:1) Rosen in verwechselten Farben. Hierbei handelt es sich um das Wappen der aus Hannover stammenden bürgerlichen Familie Hausmann, beschrieben im Siebmacher Band: Bg5 Seite: 77 Tafel: 88, vgl. auch Band: Bg9 Seite: 73 Tafel: 86, dort ohne Tinkturen nach einem Siegel. Die im Exlibris nicht verwendete Helmzier wären zwei aufwärts gerichtete geharnischte Arme, die einen grünen Laubkkranz halten. Hinter dem Wappen ist statt dessen ein blühender Rosenzweig dargestellt.
Die Familie Schulz hat es geschafft, sozusagen auf den letzten Metern der Monarchie noch geadelt zu werden: Dr. iur. Friedrich Schulz (10.9.1840-6.3.1925), Wirklicher Geheimer Rat, Präsident des Reichseisenbahnamtes, und sein Sohn, Heinrich Schulz (20.9.1866-28.1.1929), Verwaltungsbeamter, wurden 1909 als von Schulz-Hausmann geadelt, wobei der Name der Ehefrau bzw. Mutter angehängt wurde. Friedrich Schulz heiratete zuerst am 19.11.1865 Luise Hausmann (18.6.1846-1.10.1868) und nach deren frühen Tod ihre ältere Schwester Marie Hausmann (17.11.1847-18.2.1914), Töchter von Friedrich Ludolf Hausmann (13.9.1810-16.9.1880), Hüttenbesitzer in Rottleberode im Harz, und Luisa Bennighauß und deren einzige Kinder. Die Namen wurden vereinigt, die Wappen aber nicht.
Der Sohn aus erster Ehe, Heinrich Schulz, wurde in Braunschweig geboren, deshalb sieht man oben links den Braunschweiger Burglöwen, Symbol für Heinrich den Löwen und Wahrzeichen der Stadt Braunschweig. In der Mitte sieht man oben den preußischen Adler mit dem Hohenzollernschild auf der Brust, in der rechten oberen Ecke den Berliner Bären. Friedrichs Tochter Marie von Schulz-Hausmann (1875-1963) heiratete den Elektroingenieur und Betriebsleiter Hermann Görz (31.1.1861-9.1.1930), der bei AEG, Siemens und Halske arbeitete.
Exlibris
von Hugo Roick.:
Dieses Blatt ist undatiert und im Winkel der Helmdecke auf der
heraldisch linken Seite von Hugo Roick (6.2.1873-16.4.1945) als
Urheber im Druck signiert. Das Exlibris ist von der schlichten
Sorte, auf maximale Wirkung des Vollwappens ausgerichtet, mit
einem einfachen Rahmen aus einer Doppellinie, der über der
Helmzier nach oben ausgebogen ist. Ein Schriftband mit der
Eignernennung "Bruno Grunack" schlingt sich mit
seinen Enden unten um den Rahmen. Das Wappen ist nicht in den
Standardsammlungen enthalten und zeigt gemäß vorliegender
Schraffur in Rot eine silberne eingebogene Spitze mit einem
roten, golden beschlagenen Jagdhorn mit grünem Band über einem
grünen Wellenschildfuß, die Spitze rechts begleitet von einem
aufrechten silbernen, golden gegrifften Schwert, hinter dem Griff
zwei schräggekreuzte goldene Eichenblätter, links von einer
goldenen, beblätterten, aus der Teilung hervorwachsenden
Getreideähre, auf dem bewulsteten Helm ein wachsendes Pferd.
Zeichnerisch ist der Außriß korrekt, zu bemängeln sind nur die
Kombination von leichter Untersicht des Wulstes und leichter
Aufsicht des Helmes und die Verdrehung der Achsen von Ober- und
Unterteil des Helmes gegeneinander. Über den Eigner ist nichts
in Erfahrung zu bringen.
Exlibris
von Hugo Roick:
Wie ein Bruder des vorigen Blattes wirkt dieses Exlibris von Hugo
Roick (6.2.1873-16.4.1945), auch hier ist die Signatur im Winkel
des letzten umgeschlagenen Zipfels der heraldisch linken
Helmdecke platziert. Die beim vorherigen Blatt beschriebenen
Merkmale treffen alle auch hier zu. Der Eigner ist "Walter
Schmüser". Das Wappen ist nicht in den
Standardsammlungen enthalten (wie häufig in dieser Zeit: zu jung
für den Siebmacher, zu alt für moderne Wappenrollen) und zeigt
gemäß vorliegender Schraffur über einem grünen Dreiberg in
Silber eine eingebogene rote Sturzspitze, belegt mit einem
silbernen Hermesstab, die Spitze rechts begleitet von einem
unklaren roten Anker, links von einem aufspringenden roten
Hirsch, auf dem Helm ohne Wulst auf einem grünen Dreiberg ein
Baum zwischen einem Hirschgeweih. Zeichnerisch ist der Außriß
korrekt, wegen der hier günstigeren Frontalansicht gibt es die
Probleme beim vorherigen Aufriß hier nicht. Über den Eigner ist
nichts in Erfahrung zu bringen.
Exlibris
von Erich Heermann:
Dieses Exlibris ist eine undatierte Arbeit von Erich Heermann
(25.2.1880-1947). Das Blatt ist sogar zweimal signiert, einmal
erkennt man im Druck die Initialen E und H oben rechts und links
in der Umrahmung, und zweitens ist es handschrftlich mit
Bleistift am unteren rechten Rand signiert. Erich Heermann wurde
in Liegnitz geboren. Er besuchte in Innsbruck und München die
jeweiligen Kunstgewerbeschulen. Ab 1896 besuchte er due
Kunstakademie in München und war dort in der Radierklasse von
Peter Halm. Seit 1908 war Heermann in Berlin vier Jahre lang
Meisterschüler von Karl Köpping. Von Heermann sind etliche
Portrait-Arbeiten bekannt, u. a. von Helmuth von Moltke,
Hochmeister Erzherzog Eugen von Österreich, Friedrich dem
Großen, Max Liebermann, Adolph von Menzel u. v. a. m. Das Wappen
der von Winterfeld zeigt in Blau einen silbernen
Wolf, der über eine goldene Getreidegarbe springt, auf dem
blau-silbern bewulsteten Helm mit blau-silbenen Decken der
silberne Wolf wachsend zwischen zwei aufgereckten geharnischten
Armen (Siebmacher Band: Pr Seite: 452 Tafel: 492 mit Farbangabe
Rot für den Wolf, Band: Me Seite: 21 Tafel: 21).
Exlibris
von Alfred Teuffel:
Alfred Teuffel (1892-1942) hat dieses zweifarbig gedruckte Blatt
im Jahre 1913 angefertigt. Das Blatt ist zweimal signiert, einmal
im Druck unten in der Mitte, und zum zweiten Mal handschriftlich
in der rechten unteren Ecke (außerhalb des Ausschnitts). Das
Vollwappen ist in ein langgezogen achteckiges Innenfeld
eingepaßt, an dessen vertikalen und horizontalen Seiten folgende
Eignerzuweisung zu lesen ist: " EIN BUCH DES / LOTHAR /
MOSER VON / FILSECK". Das Wappen der Moser von
Filseck zeigt in Rot einen aufspringenden, silbernen
Steinbock, auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-silbernen
Decken wachsend ein silberner Steinbock Es handelt sich bei der
Familie um ein württembergisches Beamtengeschlecht, das den
Reichsadel am 4.3.1573 zu Wien bekam für Valentin Moser
(1520-1576), Vogt in Herrenberg, und Balthasar Moser (1525-1595),
Geschäftsmann, Bürgermeister von Göppingen, württembergischer
Rentkammerrat, mit der Freiheit, sich Moser von Filseck (Vilseck)
und Weilerberg nennen zu dürfen. Das genannte Filseck liegt in
der Nähe von Uhingen im Landkreis Göppingen und ist ein
geschlossener Vierflügelbau im Stil der Renaissance. Die Familie
Moser besaß das reichsunmittelbare Gut seit 1568, behielt es
aber nur 5 Jahre und verkaufte es dann weiter. Sie ist nicht der
Erbauer des Schlosses, das war später Burkhardt von
Berlichingen. Einzelne Familienmitglieder waren auch in den
Ritterkantonen Kocher und Kraichgau immatrikuliert. Es gab zwei
Linien der Familie, die auf Christoph Moser von Filseck
(1655-1723), württembergischer Kammerrat, und Johann Moser von
Filseck (1665-1729), württembergischer Rentkammerrat,
zurückgehen. Die erstgenannte Linie hatte einen portugiesischen
Zweig, der auf Georg Christoph Heinrich Moser von Filseck
(1775-1857) zurückgeht, Kaufmann und württembergiscehr Konsul
in Neapel und Lissabon. Die zweitgenannte Linie spaltete sich in
zwei Äste, die jeweils auf Karl Moser von Filseck (1772-1825),
württembergischer Obertribunalprokurator, und Gottlob Moser von
Filseck (1796-1871), Dekan in Backnang, zurückgehen. Am
10.12.1769 erhielten die Brüder Friedrich Karl und Christian
Benjamin Moser von Filseck von Kaiser Joseph II. den
Freiherrenstand, doch dieser Familienzweig, dessen Wappen um
einen zweiten Helm vermehrt wurde (siehe Tyroff: Wappenbuch des
österreichischen Monarchie) erlosch bereits in der nächsten
Generation wieder im Mannesstamm. Ein berühmtes Familienmitglied
war der Staatsrechtslehrer Johann Jakob Moser, für den das
Wappen von Closs in den Deutschen Wappenkalender 1933 aufgenommen
wurde, dort allerdings mit jeweils goldenen Hörnern. Das Wappen
wird ferner im Siebmacher Band: Pr Seite: 270 Tafel: 321
beschrieben.
Exlibris
von Alfred Teuffel:
Alfred Teuffel (1892-1942) hat dieses Exlibris
für sich selbst und für seine Frau Helene gestaltet. Das in
einen Fünfpaß eingefühte Wappen ist ein Ehewappen, das aus
zwei einander zugewendetetn und sich mit ihren Schilden leicht
überlappenden Vollwappen besteht. In den Zwickeln des
Fünfpasses steht: "+ VNSER EIGEN+ ALF. VND HELENE
TEVFFEL". Unten sind zwei Stadtsilhouetten kombiniert, die
von Aschaffenburg mit dem viertürmigen Renaissance-Schloß und
die von Tuttlingen. Das Wappen Teuffel ist auf
einem anderen Exlibris für Eberhard Teuffel in Farbe
überliefert: Es ist silbern mit einem roten, mit drei silbernen
Sternen belegten Pfahl, auf dem Helm mit silbern-roten Decken ein
Paar Büffelhörner, rechts silbern, links rot. Es ist
unübersehbar, daß hier das historische Wappen der Teufel
von Hohenberg (ein Pfahl mit drei Sternen belegt) zum
Vorbild genommen wurde, ohne daß eine Abstammung bestand, denn
diese Familie ist erloschen (Siebmacher Band: WüA Seite: 261
Tafel: 150). Das Motiv ist also von der ausgestorbenen Familie
geklaut worden. Das Wappen für die Ehefrau ist schwarz mit
goldenem Schildhaupt, auf dem Helm ein Hahnenfederbusch.
Exlibris
von Alfred Teuffel:
Dieses Exlibris schließt sich nahtlos an das vorherige an, denn
Alfred Teuffel (1892-1942), dessen AT-Monogramm unten rechts in
der eingerollten Stelle des Schriftbandes zu sehen ist, hat es
für seinen Verwandten Eberhard Teuffel angefertigt.
Vermutlich handelt es sich, und das würde zu den kleinen
Schildchen mit der Eule auf dem Buch und mit der Schwertwaage
passen, um den aus der schwäbischen Familie stammenden Juristen
und Reichsgerichtsrat Eberhard Teuffel (13.11.1887-27.12.1945).
Zum Wappen gilt das bereits oben Geschriebene: Die Anlehnung an
das Wappen der ausgestorbenen Teufel von Hohenberg ist
unübersehbar, doch die Anciennität der Darstellung mit stark
geneigtem Dreieckschild und Kübelhelm täuscht darüber hinweg,
daß es sich um eine neue Aneignung des Motivs handelt.
Exlibris
von Roderich von Haken:
Roderich von Haken (8.9.1867-1929) hat dieses Exlibris im Jahre
1912 ("+ANNO DOMINI MCMXII+") für "Tassilo
Kleist von Bornstedt auf Hohennauen" angefertigt; die
Künstlersignatur ist unten beiderseits der Eignernennung
angebracht. Von den vielen Linien der Familie von Kleist
verwendeten die abgeleiteten Linien Kleist von Bornstedt (die
preußische Namens- und Wappen-Beilegung erfolgte am 11.4.1803),
von Rüchel-Kleist (1810) und von Kleist-Retzow (13.2.1839) durch
Quadrierung mit einer jeweils zweiten Komponente und Hinzunahme
eines zweiten Helmes vermehrte Wappen. Der Schild ist geviert,
Feld 1 und 4: in Silber ein roter Balken zwischen hier zwei
laufenden roten Wölfen, während meist Füchse dargestellt
werden (von Kleist), Feld 2 und 3: in Silber eine rote
Zinnenmauer, darüber schrägrechts gelegt ein roter
gestümmelter Eichenast mit drei (2:1) daran sitzenden grünen
Eicheln (von Bornstedt). Dazu werden zwei Helme geführt,
Helm 1 (rechts): zu rot-silbernen Decken drei rote, golden
bebutzte und grün bespitzte Rosen, fächerweise besetzt mit drei
goldenen gestürzten Lanzen oder Speeren (von Kleist), Helm 2
(links): gekrönt, zu rot-silbernen Decken drei Straußenfedern,
eine rote zwischen zwei silbernen (von Bornstedt). Der Eigner war
Ehrenritter des Johanniterordens, deshalb hängt unten am Schild
das achtspitzige Johanniterkreuz herab.
Der Künstler hat hier absichtlich Wölfe anstelle der Füchse gezeichnet, weil es ihm um eine "heraldisch-stilgerechte Richtigstellung des äußerst schlecht stilisierten Diplomwappens" ging. Er bezieht sich dabei vor allem auf das Siegel des Kleist von Densin aus der Zeit um 1290, wo die geduckte, zum Sprung ansetzende Haltung und die herabhängende Lunte wolfstypische Eigenschaften sind. Weiterhin ist zu erwähnen, daß die von Bornstedt eigentlich in Silber über einer roten Zinnenmauer schräggelegt einen roten Ast mit grünen Blättern führten (Siebmacher Band: SchlA3 Seite: 125 Tafel: 80), und im Diplom ist daraus ein ganz anderes Wappen entstanden, nämlich eine rot-silbern geschachte Mauer in Blau als "Besserung", ebenso blaue statt silberne Straußenfedern. Siebmacher Band: PrE Seite: 25 Tafel: 20 gibt für die von Bornstedt abweichend an: Durch eine rot-ausgefugte Mauer quergeteilt, oben silbern mit rotem Sturmbock halbschrägrechts gelegt. Die Angaben im Siebmacher Band: Pr Seite: 200 Tafel: 249 orientieren sich am beblätterten Ast in der ursprünglchen Farbgebung.
Die beiden Wappenschilde unten seitlich sind diejenigen von der Stammheimat Pommern (in Silber ein roter, golden bewehrter Greif) und Brandenburg (in Silber ein roter, golden bewehrter Adler mit goldenen Kleestengeln, auf der Brust mit einem blauen Schildchen belegt, darin das goldene Reichsszepter für das Erzkämmereramt, in den Fängen ein goldenes Zepter und ein silbernes, golden gegrifftes Schwert, auf dem Kopf ein Kurhut, eine Form, die 1864-1945 gültig war), wo das von den von Kleist übernommene Majorat Hohennauen im Westhavelland liegt (gehört heute zur Gemeinde Seeblick). Der auf dem Blatt genannte Besitz Hohennauen war ein Schloß am Westende des Hohennauener Sees. Der letzte Besitzer aus der Familie von Bornstedt war der kinderlose königlich-preußische Generalleutnant und Amtshauptmann zu Biesenthal, Hans Ehrenreich von Bornstedt. Er hatte in erster Ehe Helene Luise von Kleist und in zweiter Ehe Johanne Friederike Sophia von Quast geheiratet. Das Majorat fiel per Testament vom 21.2.1797 an seinen Neffen, Franz Otto von Kleist (28.8.1771-11.1.1825) aus dem Familienast Damen. Eine der testamentarischen Bedingungen war die Übernahme des Namens und Wappens, und so kam es auch zur Vereinigung mit kaiserlicher Genehmigung. Danach kam das Gut an seinen Bruder Ludwig Carl Kleist von Bornstedt (11.10.1772-11.9.1854), dann 1854 an des Letztgenannten Sohn Otto Friedrich Erdmann Kleist von Bornstedt (7.4.1827-1886), 1886 an dessen Sohn Thassilo Theodat Erdmann Kleist von Bornstedt (15.8.1860-ca. 1915, diesem ist das Exlibris zuzurechnen), dann an dessen Sohn, Ludwig Otto Erdmann Tassilo Deodat (1899-1989), dem letzten Besitzer aus der Familie. Westlich der Dorfkirche befindet sich heute nördlich der Alten Rathenower Straße ein völlig verwildertes Waldstück, in dem die baufälligen Reste des Guts- und Herrenhauses liegen, mit teileingestürzten Mauern und Dächern, größtenteils vom Wald zurückerobert. Das seit 1938 in Gemeindebesitz befindliche und bis 1987 als Schule genutzte Anwesen verfällt nach einem gescheiterten Versuch der Revitalisierung als Bildungszentrum weiter, und eine Rettunmg des Gebäudes rückt in immer weitere Ferne.
Exlibris
von Otto Hupp:
Von Otto Hupp (21.5.1859-31.1.1949) stammt dieses eher einfach
gestaltete, mit "OH" im Druck monogrammierte und
undatierte Exlibris mit dem redenden Wappen der englischen
Familie Bowditch, of Bowdich, co. Dorset: In Silber ein
roter Wellenbalken zwischen drei aufrechten roten Bögen mit
goldener Sehne (engl.: Argent a fesse wavy between three bows
paleways Gules stringed Or). Auf dem Helm wird ein Bündel von
sechs goldenen gestützten Pfeilen an einem Wimpelmast geführt
(nach Burke, General Armoury, etwas anders: Crest: seven arrows
Or, barbed and feathered Argent, six in saltire and one in pale).
Das Wappen ist mehrfach redend, denn es enthält den Bogen (Bow),
ergänzend die Pfeile, und den Graben (Ditch), den man in den
Wellenbalken hineinsehen kann im Sinne eines vertieften
Wasserlaufs. Das Exlibris ist namentlich einem Dr. Harold
Bowditch zugeordnet, unter dem Namen ist ein amerikanischer
Arzt (8.6.1883-6.8.1964) zu finden, vermutlich identisch mit dem
Exlibriseigner. Er wurde in Boston, Suffolk, Massachusetts,
geboren und starb in Peterborough, Hillsborough, New Hampshire,
wo die Familie zuletzt lebte. Er war nicht nur ein Arzt, sondern
auch ein Hobby-Genealoge, hauptsächlich für die eigene, aus
Großbritannien eingewanderte Familie. Er war der Sohn von Henry
Bowditch und dessen Frau Selma Knauth, und er heiratete in erster
Ehe am 5.8.1911 Claire S. Sampson (-1916) und in zweiter Ehe am
25.10.1916 die Nancy Brush (-1979), verwitwete Pearmain.
Zwei
Exlibris von Roderich von Haken:
Roderich von Haken (8.9.1867-1929) hat diese beiden Exlibris für
Ludwig Römer gezeichnet, das rechte undatiert im spätgotischen,
das linke, linksgewendete 1912 im frühgotischen Stil mit
Dreieckschild und Kübelhelm. Beim rechten Exlibris zieht sich
die Künstlersignatur entlang des unteren Schildrandes, beim
linken ist sie unter dem Schriftband zu finden. Das Wappen Römer
zeigt in Gold eine gestürzte, schräglinks gelegte schwarze
Sichel, rechts oben ein grüner Eichenzweig mit Früchten, auf
dem Helm mit schwarz-goldenen Decken wachsend ein schwarzes Pferd
(Rappe). Devise auf dem Schriftband: "Tue recht, scheue
niemand!" Das rechte, von Eichenzweigen gerahmte Blatt
trägt drei zusätzliche Schilde, oben in der Mitte denjenigen
für das Königreich Preußen (in Silber ein königlich
gekrönter, schwarzer, golden bewehrter und rotgezungter Adler
mit goldenen Kleestengeln auf den Flügeln und goldenem
preußischen Königszepter und Reichsapfel in den Fängen sowie
den Initialen FR für Fridericus Rex, König Friedrich I. auf der
Brust), optisch unten rechts den für die preußische Provinz
Sachsen (von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein
grüner schrägrechter Rautenkranz), und zuletzt optisch unten
links den Schild für die Stadt Neuhaldensleben (in Gold
schwebend eine zweitürmige blaue Burg mit geöffnetem Tor;
zwischen den Türmen schwebend ein aufrechtstehender schwarzer
Schlüssel mit Bart nach rechts, heutiges Stadtwappen von Haldensleben).
Das Wappen Römer wurde von Gutsinspektor Ludwig Römer
angenommen. Die Familie war seit dem 17. Jh. in Neuhaldensleben
ansässig und in der Landwirtschaft tätig, andere Mitglieder
waren Großkaufleute, Lehrer oder gingen zum Militär. Das Wappen
ist nicht in den einschlägigen Sammlungen (Siebmacher, Rietstap,
DWR) verzeichnet.
Literatur,
Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher wie
angegeben
Stadt Brandenburg: www.stadt-brandenburg.de - http://service.brandenburg.de/lis/detail.php?template=wappen_text_d&id=17139
Stadtbefestigung von Brandenburg: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stadttore_und_Wehrt%C3%BCrme_in_Brandenburg
Neustädtischer Mühlentorturm: https://de.wikipedia.org/wiki/Neust%C3%A4dtischer_M%C3%BChlentorturm
Brandenburger Stadtbefestigung: https://de.wikipedia.org/wiki/Brandenburger_Stadtbefestigung
Schulz-Hausmann: http://schulz-hausmann.com/ - mit Farbdarstellung des Wappens, Genealogie: http://schulz-hausmann.com/vorfahren_hausmann.htm - http://schulz-hausmann.com/vorfahren_schulz.htm - Wappen: http://schulz-hausmann.com/daswappen.htm
Heinrich von Schulz-Hausmann: https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_von_Schulz-Hausmann
Hermann Schulz: Eine
deutsche Familie: Aus dem Leben unserer
Eltern und Voreltern meinen Geschwistern erzählt,
Verlagsbuchhandlung Julius Springer, Berlin 1904
Friedrich-Hartmut von Schulz-Hausmann: Eine große Familie,
Friedrich August von Schulz-Hausmann, Dr. jur. Wirklicher
Geheimer Rat, Präsident des Reichseisenbahnamtes, und seine
Nachkommen, Selbstverlag des Autors 1994
Familie Moser von Filseck: https://de.wikipedia.org/wiki/Moser_von_Filseck
Schloß Filseck: https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Filseck
Franz Menges: Moser von Filseck, in: Neue Deutsche Biographie 18
(1997), S. 175: https://www.deutsche-biographie.de/sfz69180.html
Eberhard Teuffel: https://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_Teuffel
von Kleist auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Kleist_(Adelsgeschlecht)
Familienverband der von Kleist: https://www.v-kleist.com/
Zusammenstellung der verschiedenen Familienwappen der von Kleist:
https://www.v-kleist.com/FG/urkunden/Wappen.htm
Linien und Häuser der von Kleist: https://www.v-kleist.com/FG/Linien_und_Haeuser.htm und https://www.v-kleist.com/FG/linien_detail.htm
Herrenhaus Hohennauen: https://de.wikipedia.org/wiki/Herrenhaus_Hohennauen
Genealogie von Kleist-Bornstedt: https://geneagraphie.com/getperson.php?personID=I555271&tree=1
Landeswappen Brandenburg: https://www.landtag.brandenburg.de/de/service/ihr_besuch_im_landtag/ueber_das_landtagsgebaeude/landeswappen/397209
Harold Bowditch: https://de.findagrave.com/memorial/147547830/harold-bowditch
Harold Bowditch: https://www.wikitree.com/wiki/Bowditch-281
Bertram K. Little: Harold Bowditch, in: Proceedings of the
Massachusetts Historical Society Third Series, Vol. 76 (1964), S.
157-159, hrsg. von der Massachusetts Historical Society
Römer und Kleist-Bornstedt: Roland, Archiv für Stamm- &
Wappenkunde, hrsg. von Lorenz M. Rheude, 14. Jahrgang 1913-1914,
Verlag Gebr. Vogt, Papiermühle S.A; Kunstbeilage und S. 38-39.
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spanische Exlibris (1)
Signaturen von Künstlern und Heraldikern
©
Copyright / Urheberrecht am Text und Datenbank: Bernhard Peter
2021
Die Abb. sind selbst angefertigte Scans historischer, aufgrund
ihres Alters gemeinfreier Originale.
Sofern bekannt, ist der Urheber bei der jeweiligen historischen
Graphik angegeben.
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