Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 69
Würzburg
(Unterfranken)
Stadtbefestigungen in Würzburg
Würzburgs
mittelalterliche Mauer(n)
Würzburg besitzt Reste von
zwei Stadtbefestigungen, der mittelalterlichen und der barocken,
letztere ein weit größeres Areal umfassend als erstere. Die
mittelalterliche Mauer stammt aus dem 13. und 14. Jh., wobei sie
im Bereich der Kernstadt auf älteren Fundamenten aus dem frühen
11. Jh. steht. Diese erste Mauer aus dem beginnenden 11. Jh. ist
eine der frühesten rechtsrheinischen Stadtmauern und macht
Würzburg zu einer der frühesten befestigten Städte im
nicht-römisch besetzten Gebiet. Die Mauer bildete zunächst ein
Fünfeck mit dem Dom in der Mitte. Das ist noch im Stadtplan zu
erkennen: Mainufer, Juliuspromenade, Theaterstraße,
Balthasar-Neumann-Promenade und Neubaustraße folgen diesem
Fünfeck noch heute in geraden Abschnitten. Durch 2,52 km Mauer
wurden 42,6 ha umschlossen, wobei damals bei weitem nicht alles
bebaut war, sondern auch Gärten und Grünflächen innerhalb der
Stadt lagen und Raum zum Expandieren der Bebauung ließen.
Mehrere Erweiterungen schlossen sich an, um 1200 die südliche
Vorstadt "Sand", außerdem wurde das
Benediktinerkloster St. Stephan einbezogen. Der neue Verlauf
folgte nun den Straßen Zwinger, Rotlöwengasse und
Tiepolostraße zum Mainufer. Um 1330 erweiterte man im Norden und
Osten und bezog die Vorstädte Pleich, Haug und Rennweg ein. Im
15. Jh. wurde der bestehenden Mauer eine zweite, niedrigere Mauer
mit niedrigeren Rondelltürmen vorgelagert, um eine doppelte
Feuerlinie zu bekommen und einen Zwinger dazwischen zu schaffen.
Reste dieser mittelalterlichen Mauer sind im Stadtbild zu sehen an folgenden Stellen: eine halbrunde Bastion der Vormauer an den Parkplätzen Balthasar-Neumann-Promenade 4 a, in der Bohnesmühlgasse, entlang der Kettengasse 9-17, in der Koellikerstraße 15, in der Rotlöwengasse 2-4, in der Tiepolostraße, und am besten im Zwinger 2-18 westlich der Neuen Universität. In der Büttnerstraße 64-72 und am Oberen Mainkai 1 und 9 sind Reste der mittelalterlichen Uferbefestigung erhalten. Charakteristisch sind die Rund- oder Halbrundtürme aus unverputztem Bruchsteinmauerwerk. Insgesamt drei Türme haben sich erhalten, der Schneidturm aus dem 13./14. Jh. im Nordwesten der Stadt in der Nähe des Kongreßzentrums, der Hexenturm aus dem 14. Jh. nördlich der Neuen Universität und der später mehrfach erneuerte Hirtenturm im Südwesten der Stadt nördlich der Ludwigsbrücke mit relativ modernen Kanonenschießscharten.
Würzburgs
barockes Bastionärssystem
In der Barockzeit wurde die
Stadt mit einem Kranz von Bastionen umlegt, wobei der größere
Teil die rechtsmainische Stadt umschloß und ein kleinerer Teil
linksmainisch lag, das Mainviertel. Das war eine komplette
Neufassung der Stadtbefestigung nach der im Dreißigjährigen
Krieg gewonnen Erkenntnis, daß Würzburgs altmodisch gewordene
Stadtbefestigung einfach nichts mehr wert war. 1654 begann man
unter Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn, der auch das
Bastionärssystem der Festung Marienberg zum Großteil anlegte,
mit den Arbeiten im Mainviertel; ab 1665 starteten die Arbeiten
an den rechtsmainischen Befestigungen. Es entstand ein typisch
barockes Layout, insgesamt sternförmig, mit vor- und
zurückspringenden Partien, dreieckigen und fünfeckigen
strahlenförmig nach außen gerichteten Bastionen und Kurtinen
dazwischen. Rechtsmainisch entstanden 19 große Bastionen, dazu
Ufermauern und Uferbastionen wie z.B. die Kranenbastion.
Linksmainisch entstanden um das Mainviertel herum und am
Leistengrund 8 bzw. 9 Bastionen, je nach Zählweise. Die
Wallmauer war 11 m hoch und insgesamt 8 km lang, fast viermal so
lang wie Würzburgs erste Mauer. Vor der Mauer lag ein 30 m
breiter und 7 m tiefer Graben, der eine Länge von 4,4 km hatte.
Alle markanten Anlagen des Bastionärssystems trugen die Namen
von Heiligen oder Bischöfen oder besonderen Orten wie z.B. St.
Afra zur Erinnerung an das abgerissene Kloster. Erst 1783 war das
barocke Bastionärssystem abgeschlossen. Würzburgs barocker
Befestigungsgürtel war ein Jahrhundertprojekt, und es
verursachte auch Jahrhundertkosten, 1,5 Mio fl.
Die rechtsmainischen Bastionen sind bei der Entfestigung fast alle abgerissen und eingeebnet worden. Wo früher das Glacis war, also das freie Schußfeld, wo alle störenden Gebäude, auch Alt-Stift Haug und das Benediktinerinnenkloster St. Afra abgerissen worden waren und wo auch keinerlei Bewuchs geduldet wurde, erstreckt sich heute der Ringpark. Als endlich der lange bestehende Festungscharakter aufgehoben worden war, wollte Würzburg einfach nur expandieren, und man riß alles ab, was im Wege stand. Richtig gut sieht man die Bastionen nur noch hinter der Residenz, wo sie die Grenze zwischen dem Hofgarten und dem Park Klein-Nizza bilden. Hier bilden zwei komplette Bastionen aus der zweiten Hälfte des 17. Jh. die rückwärtige Kulisse für den ansteigenden barocken Garten und den zugehörigen gärtnerischen Betriebshof (Bastionen Nr. 9 und Nr. 10). Die anderen Bastionen, die zum Grüngürtel um die Altstadt geworden sind (eine Bedingung der Entfestigung), sind aber noch gut im Straßenverlauf sichtbar: Friedrich-Ebert-Ring und Martin-Luther-Straße zeichnen das Zickzack der Dreiecksbastionen noch heute nach.
Das
Burkarder Tor und die Bastion St. Burkard
Besser sind die barocken
Befestigungsanlagen der Stadt auf der linksmainischen Seite
erhalten. Hier gibt es zwei erhaltene Stadttore, das Zeller Tor
und das Burkarder Tor, Bastionen, Kurtinen und eine zugehörige
Contrescarpe sowie Böschungsmauern, und hier kann man mehrere
eingelassene Wappensteine aus dem 17. Jh. sehen. Das Burkarder
Tor (Fred-Joseph-Platz 1) steht im Süden in der Nähe der
Jugendherberge. Eine vorgelagerte Grabenbrücke von 58 m Länge
führt über den teichartigen Rest des einstigen Wassergrabens,
eine siebenjochige Rundbogenbrücke aus Kalkstein, um 1750 und
damit später als das Tor entstanden. Der mittlere Bogen ist
größer, damit Boote auf dem Umlaufkanal passieren konnten. Zur
Bauzeit des Tores war die Brücke erst aus Holz errichtet worden.
Später entstand dann die Variante aus Stein. Das letzte Stück
war als Zugbrücke gestaltet, und ein Stück weiter vorne konnte
die Brücke ein zweites Mal unterbrochen werden, mit einer
Wippbrücke, die an zwei massiven Pfeilern befestigt war. Alle
sechs Würzburger Brückentore hatten diese doppelte
Unterbrechungsmöglichkeit. Die hiesige ist die einzige erhaltene
Brücke über den barocken Wassergraben vor den
Befestigungsanlagen. Das Tor besitzt eine Seitenkasematte. Die
Befestigung reicht mit der Bastion St. Burkard weit nach Osten
bis ans Mainufer; die Saalgasse führt heute östlich des
historischen Tores durch den modern durchgebrochenen Tunnel
hindurch, die Hauptdurchgangsstraße zwischen dem Marienberg und
dem Main. Auf der Feldseite (Südseite) der gekrümmten
Tordurchfahrt ist ein kräftig gegliedertes Rustikaportal mit
zwei seitlichen Pilastern und mit einem von zwei Löwen
gehaltenen fürstbischöflichen Wappen im Dreiecksgiebel
angebracht, während stadtseitig nur ein einfaches
Rundbogenportal mit Fratzenschlußstein und Okulusfenster zu
sehen ist, ohne Wappen. Diese Befestigung schuf Antonio Petrini
1680.
äußere Torblende, Zustand 2006
äußere Torblende, Zustand 2022
Tordurchfahrt, von der Feldseite aus gesehen
Tordurchfahrt, von der Stadtseite aus gesehen
Grabenbrücke
Das Wappen im Giebel ist dasjenige von Fürstbischof Peter Philipp von Dernbach (reg. 1675-1683), geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: In Gold ein rotbewehrter und rotgezungter, schwarzer Löwe, überdeckt von einer silbernen Schrägleiste, Hochstift Bamberg, Feld 2: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 3: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg, Herzschild: in Blau drei deichselförmig zusammengestellte goldene Seeblätter, begleitet von goldenen Schindeln, Familienwappen der von Dernbach. Das Schildbild wird auch als "Kleeblatt ohne Stiel" oder "mit den Spitzen ins Schächerkreuz gestellte Seeblätter" oder "drei Herzen im Dreipaß gestellt, mit den Spitzen aneinanderstoßend" angesprochen. Auf dem Schild ruht die bei Fürstbischöfen des Hochstifts Bamberg übliche Kaiserkrone; hinter dem Schild ragen schräg das gestürzte Schwert und der Krummstab als Amtsinsignien heraus.
Es gibt verschiedene Linien und Wappen der von Dernbach:
Ein weiteres reich geschmücktes Wappen des Fürstbischofs Peter Philipp von Dernbach ist an der Spitze der Bastion St. Burkard angebracht; es ist auf 1676 datiert. Die Bastionsmauer mußte wegen des Schleusenausbaus versetzt werden; dabei wurde das Wappen neu angebracht (Abb. unten, Wappen genau in Bildmitte an der Bastionskante). Dieses Wappen ist normalerweise für den Wappen-Touristen unerreichbar, weil der daran vorbeiführende Fußweg zum abgesperrten Schleusenbereich gehört. Vom Wasser her ließe es sich hingegen gut betrachten.
Das Zeller
Tor
Das zweite linksmainische
Stadttor ist das Zeller Tor. Eine gänzlich erhaltene Bastion
ragt hier pfeilförmig nach Westen, zwischen Eisbahn und
Nautiland im Norden und der Zeller Straße im Süden. In dem
Bereich, wo die geböschte Mauer hinter der Pfeilspitze mit einem
Zickzack-Versatz nach innen springt, liegt geschützt das Tor,
zur Feldseite nach Südsüdosten gerichtet und gedeckt durch die
Pfeilspitze. Vor dem Tor ist heute ein Kräutergarten angelegt,
der von Resten des einstigen Wassergrabens umflossen wird.
Von der zugehörigen, aus Kalkstein im Jahre 1754 erbauten Bogenbrücke von insgesamt 59 m Länge sind nur ein einziger Bogen und ein Bogenansatz erhalten. Erst gab es hier nur eine Holzbrücke, dann wurde sie in Stein erbaut. Sie hatte die Möglichkeit, sie zweimal durch eine Zugbrücke zu unterbrechen, einmal direkt vor der Torblende, und einmal in der Mitte mit einer Wippbrücke, wo zwei hohe Steinpfeiler die Zugvorrichtung trugen. Eine moderne Fußgängerbrücke aus Stahl und Holz überspannt seit 2014 diagonal die Vertiefung vor dem Tor (ein wenig älterer hölzerner Bau, der anläßlich der Landesgartenschau gebaut worden war, war nach wenigen Jahren schon verrottet). Die Innenseite des Tores, das eine gekrümmte Durchfahrt besitzt, öffnet sich zum Nigglweg. In der Bastion liegen heute die Umweltstation der Stadt Würzburg und ein Parkplatz.
Feldseitig sehen wir ein frühbarockes Rustikaportal mit Wappenrelief im Giebel. Der Schlußstein trägt eine Löwenmaske, darunter sieht man den rechteckigen Anschlag für eine Zugbrücke. Das aus rotem Sandstein gehauene Wappen gehört zu Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn (reg. 1642-1673) und besitzt eine Form, wie sie ab 1663 in Gebrauch war. Der Schild ist geteilt und zweimal gespalten und mit Herzschild belegt: Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 5: in Rot ein silbernes sechsspeichiges Rad, Erzstift Mainz, Feld 3 und 6: in Schwarz ein schräg aufwärts gerichteter silberner Schlüssel, begleitet von 4:3 goldenen Schindeln, Hochstift Worms, Feld 6: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte und an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg, Herzschild: in Rot auf drei silbernen Spitzen ein schreitender goldener Löwe mit blauer Krone, Stammwappen der Grafen von Schönborn. Dazu sieht man den mit Hermelin aufgeschlagenen Kurhut (wegen Mainz) und Schwert sowie Krummstab hinter dem Schild schräggekreuzt. Die ovale Kartusche ist von Knorpelwerk eingerahmt, in das unten eine groteske Maske eingearbeitet ist.
Der Wappenstein wird von zwei honiggelben Sandsteinfeldern mit Voluten flankiert. Das Tor selbst ist aus robusterem Kalkstein erbaut. Oben ist ein Wachhäuschen dem Tor aufgesetzt, an das seitlich zwei schräge Mauerstücke ansetzen. Die Stadtseite des Tores ist ein einfacher Rustikabogen mit Fratzenschlußstein. Hier befindet sich über dem Bogen ein Wappenstein gleichen Inhalts wie zuvor beschrieben, auf 1664 datiert. Er ist unter dem hier ein wenig als Verdachung vorgezogenen oberen Gesims angebracht. Von der Stadtseite aus erfolgt der Zugang zu den Kasematten, die heute als Unterkunft des 1885 gegründeten Brieftaubenclubs Würzburg dienen.
Die
Bastion St. Jakob
Eine weitere gut erhaltene
Bastion liegt gleich anschließend zu der vorgenannten Bastion
weiter im Norden; die Spitze der Bastion zeigt nach Nordwesten.
Entlang der Westflanke erstreckt sich das Nautiland, und entlang
der zur Talavera gerichteten Nordseite liegt der Luitpoldgraben.
Sie wird als Bastion 35, als Schottenflanke oder früher als
Bastion St. Jakob bezeichnet. Der Name Schottenflanke kam daher,
daß sie um das Schottenkloster und die heutigen Anlagen des
Berufsbildungswerks Don Bosco liegt. An dieser Bastion ist das
Wappen von Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn angebracht,
auf das Jahr 1666 datiert.
Die beiden Photos oben und unten zeigen die Nordflanke dieser Zellerauer Bastionen zum Luitpoldgraben hin; die Bastionsspitze liegt rechts im Bild. Der Bewuchs hatte jahrzehntelang die Oberfläche zersetzt, so daß nach Entfernung und Sanierung des Abschnitts vom Wappen nur noch erkennbar ist, daß es einmal aus Hauptschild und Herzschild bestand. Alle anderen Details des roten Sandsteinreliefs sind abgeschilfert. Tatsächlich war das auch einmal ein Wappen von Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn. Die Restaurierung dieser Stelle wäre notwendig.
Die
Bastion St. Joachim (Mainbastion)
Am linksmainischen Mainkai ist
an der Leonhard-Frank-Promenade 190 m nördlich der Alten
Mainbrücke eine baumbewachsene fünfeckige Bastion erhalten, die
von der Dreikronenstraße ausgeht und deren mit einem achteckigen
Postenerker geschmückte und mit extrem großen Quadersteinen
extra stark gemauerte Spitze ostwärts in Richtung Fluß zeigt.
Diese Bastion 31 wird auch Mainbastion genannt und trug früher
den Namen Bastion St. Joachim. In der Mitte der Südostflanke
dieser Bastion hat sich ein Wappenstein erhalten, der etwa die
halbe Höhe der geböschten Mauer unterhalb der Kordonsteine
einnimmt. Auch oberhalb dieser Kordonsteine ist das vertikale
Mauerstück der gut restaurierten Bastion vorhanden.
Das Wappen ist dasjenige des Würzburger Fürstbischofs Johann Gottfried von Guttenberg (reg. 1684-1698), es ist geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: in Blau eine goldene Rose mit doppelter Blattlage und mit goldenem Butzen, Stammwappen der von Guttenberg, Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine (von der Stange aus gesehen) rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräglinksgestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Bemerkenswert ist die aufwendige plastische Gestaltung der Schildteilung mit Kugel in der Mitte, bauchigen, ankerendigen Wülsten und drei Perlen abnehmender Größe am äußersten Ende. Über der aufwendig gerahmten ovalen barocken Kartusche ist der Fürstenhut zu sehen, hinter dem Schild schräggekreuzt sind Schwert und Krummstab. Zwei groteske Masken mit breit gefletschtem Mund sind oberhalb und unterhalb der Kartusche zu sehen. Das Wappen ist unten unterhalb des Gesimses auf das Jahr 1696 datiert.
Mainkai,
Nähe Saalgasse
Auch südlich der Alten
Mainbrücke gibt es am linksmainischen Mainkai ca. 50 m südlich
der Alten Mainbrücke ein weiteres Wappen dieses Fürstbischofs.
Die leicht geböschte Mauer ist bis zu den vorkragenden
Kordonsteinen erhalten, darüber ragen die Häuser der Saalgasse
2-4 empor. Der große Wappenstein nimmt fast 3/4 der Höhe der
Mauer ein. Unten rahmt ein kurzes Gesims den Stein, oben ragen
die Kordonsteine als kleine Verdachung weiter heraus. Eine
Datierung hat sich hier nicht erhalten.
Der großartige Stein hat die gleichen Inhalte wie zuvor beschrieben. Die ovale Kartusche wird von einem Laubkranz und von Akanthus-Rankenwerk eingefaßt. Oben ist zwischen dem Laubkranz und dem Fürstenhut eine groteske Maske eingefügt, bei der eine menschliche Nase einer tierischen Schnauze aufliegt. Daneben sieht man den Griff des gestürzten Schwertes rechts und die Krümme des Bischofsstabs links. Unten ist in der Mitte zwischen den volutenartigen Blättern ein ganz ähnliches groteskes Gesicht eingefügt.
Reste des
Brückentores
Früher gab es noch
linksmainisch ein Brückentor am westlichen Ende der Alten
Mainbrücke. Beiderseits war das Tor durch Mauern mit der
Befestigung des Mainufers verbunden. Es war wie ein Triumphbogen
gebaut mit einer rundbogigen Wagendurchfahrt in der Mitte und
zwei rechteckigen Durchgängen für Fußgänger an den Seiten,
die allerdings erst 1865 gebrochen wurden. Das Tor hatte im den
mittleren Teil überspannenden Dreiecksgiebel ein Wappen von
Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau (reg.
1699-1719). In den Seitenteilen waren Figurennischen; die
insgesamt vier Figuren, zwei auf der Westseite (die griechische
Pallas Athene und die römische Minerva), zwei auf der Ostseite
(römische Krieger), waren Arbeiten von Balthasar Esterbauer. Von
den Statuen des Tores stehen die beiden Krieger im
Mainfränkischen Museum (seit 2016: Museum für Franken) auf der
Festung Marienberg. Die beiden Göttinnen kaufte nach dem Abriß
ein Fabrikant für seinen Gartenpark in Elbersfeld. Wehrhaft war
das Tor nicht, es war mehr eine Sperre für Leichtbewaffnete. Als
Architekt werden Antonio Petrini oder Andreas Müller diskutiert.
1869 wurde das komplette Tor abgerissen, um dem Ausbau der
Straßen zu weichen, nachdem die Festungseigenschaft offiziell
aufgehoben war und der Stadtmagistrat schon 1864 den Abbruch bei
der Kommandantur beantragt hatte. Das Wappen wurde aufbewahrt und
befindet sich heute über dem Fußgängertunnel zwischen der
Burkarderstraße und dem Uferweg (etwa auf der Höhe der Bastion
St. Carl der Festung, halbe Strecke zwischen der Alten
Mainbrücke und der Kirche St. Burkard), zu sehen über dem
mainseitigen Eingang, in starkem Kontrast zur rechteckigen
nüchternen Betoneinfassung des Tunneleingangs.
Das Wappen ist geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: erneut geviert, Feld a und d: silbern-blau geteilt, darüber ein goldenes Glevenrad, Stammwappen der von Greiffenclau-Vollraths, Feld b und c: in Schwarz ein silberner Schräglinksbalken, Herrschaft Ippelbrunn (= Eppelborn), Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine (von der Stange aus gesehen) rot-silbern gevierte, schräglinksgestellte und an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Das Wappen wird mit hinter dem Schild schräggekreuzten Amtsinsignien, dem Krummstab und dem gestürzten Schwert, geführt, dazu mit Fürstenhut und mit zwei widersehenden Greifen als Schildhaltern.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung bei Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.7891565,9.9249216,89m/data=!3m1!1e3 - https://www.google.de/maps/@49.7925822,9.9248544,88m/data=!3m1!1e3 - https://www.google.de/maps/@49.7946103,9.92457,59m/data=!3m1!1e3 - https://www.google.de/maps/@49.7945302,9.9195002,108m/data=!3m1!1e3 - https://www.google.de/maps/@49.796527,9.9199073,162m/data=!3m1!1e3 - https://www.google.de/maps/@49.7914862,9.940699,446m/data=!3m1!1e3
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und
Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag -
Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher
Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe.
Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer
Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger
Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974, 192 S.
Liste der Baudenkmäler in Würzburg: https://www.wikiwand.com/de/Liste_der_Baudenkmäler_in_Würzburg - https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Würzburg
Würzburg - die Stadtbefestigung: https://www.stadtbild-deutschland.org/forum/index.php?thread/7023-würzburg-die-stadtbefestigung/
Die Stadtmauer von Würzburg im Würzburg-Wiki: https://wuerzburgwiki.de/wiki/Stadtmauer
historische Ansichten von Würzburg: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wuerzburg-1650-Merian.jpg - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dankaerts-Historis-9309.tif?uselang=de
Tor der Mainbrücke: https://wuerzburgwiki.de/wiki/Alte_Mainbr%c3%bccke#Das_ehemalige_westliche_Br.C3.BCckentor - https://wuerzburgwiki.de/wiki/Brückentor_der_Alten_Mainbrücke
Franz Seberich: Die Alte Mainbrücke zu Würzburg,
Mainfränkische Hefte Nr. 31, hrsg. von dem Verein Freunde
Mainfränkischer Kunst und Geschichte e. V., Würzburg, 1958
Franz Seberich: Die Stadtbefestigung Würzburgs II,
Mainfränkische Hefte Nr. 40, hrsg. von dem Verein Freunde
Mainfränkischer Kunst und Geschichte e. V., Würzburg, 1963
Burkarder Tor im Würzburg-Wiki: https://wuerzburgwiki.de/wiki/Burkarder_Tor
Bastion St. Burkard im Würzburg-Wiki: https://wuerzburgwiki.de/wiki/Bastion_St._Burkard
Zeller Tor im Würzburg-Wiki: https://wuerzburgwiki.de/wiki/Zeller_Tor
Webseite von Christoph Pitz: http://www.mein-wuerzburg.com/befestigung.htm - http://www.mein-wuerzburg.com/meeviertel.htm
Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg, 4 Bde.,
Theiss, Stuttgart 2001-2007
Stift Haug - Hof Neulobdenburg - Hof z. Hl. Gallus - Haus Conti - alte Mainbrücke - Kurie Heideck - der Hof des Erhard von Lichtenstein - Juliusspital - Alte Universität - Hofgarten - Neumünster - Residenz - Domherrenkurien und andere städtische Anwesen (1) - Spital, Palais, Seminar und andere städtische Anwesen (2) - Neubaukirche - Bürgerspital - St. Peter - Priesterseminar - Grafeneckart - Domerschulstraße 13 - Deutschhaus - Alter Kranen - Madonnen-Ädikula in der Gerberstraße - St. Gertraud - Rückermainhof - Don Bosco-Kirche (Schottenkirche) - Franziskaner-Kirche - Karmelitenkirche in der Sanderstraße - erste und dritte Zobelsäule - Vierröhrenbrunnen - ehem. Hof Groß von Trockau
Festung Marienberg, Teil (1): Übersicht, Bergfried, Scherenbergtor, Scherenbergmauer - Festung Marienberg, Teil (2): Marienkirche außen und innen, Brunnentempel - Festung Marienberg, Teil (3): das Schloß der Renaissance - Festung Marienberg, Teil (4): Umbau zur Festung, innerer und äußerer Schönbornring - Festung Marienberg, Teil (5): Ausbau der Festung nach Westen, zweite Vorburg, Greiffenclau-Bauten - Festung Marienberg, Teil (6): die jüngsten Festungswerke bis zum Maschikuliturm
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