Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 438
Würzburg -
ein heraldischer Leckerbissen
Würzburg, Domerschulstraße 13 (ehem. Hof zum Kleinen Stern)
Das Haus in der Domerschulstraße 13 ist nach Kriegszerstörung modern aufgebaut worden. Das die Durchfahrt in den Hof einfassende sandsteinerne Korbbogenportal mit Diamantquadern vom Vorgängerbau stammt aus dem frühen 17. Jh. und ist im Stil der Spätrenaissance ausgeführt. Es wurde beim Wiederaufbau übernommen und, wo nötig, erneuert. Das ist der letzte Rest des ehemaligen Hofes zum Kleinen Stern, der an den Garten der Kurie Augsburg angrenzte. Dieses Haus wurde 1616 ff. von Johann Gottfried von Aschhausen erbaut, der zu Baubeginn noch nicht Würzburger Fürstbischof, sondern nur Würzburger Dompropst war. In dem Haus wohnte 1828-33 der Kliniker Lucas Schönlein; eine Erinnerungstafel ist am Haus angebracht. Das Gebäude gehört der Universität Würzburg, die hier das Institut für Musikforschung untergebracht hat. Es gab in Würzburg übrigens auch ein Haus zum Großen Stern, das befindet sich südlich mittig gegenüber der Seminarkirche St. Michael (Stephanstraße 25).
Über dem Torbogen ist als weitere Spolie das Wappen von Johann Gottfried von Aschhausen angebracht, dem reich profilierten Schlußstein aufgesetzt und mit einer grotesken Maske als Fuß. Dieser wurde 1593 Dechant auf der Comburg und im Würzburger Stift Haug, 1609 Bischof von Bamberg, 1610 Dompropst zu Würzburg, 1617 Bischof von Würzburg. Gestorben ist er im Jahre 1622 am 29.12. Vom Aufbau her hat das Wappen die Form, wie sie erst 1617 geführt wurde, als er auch in Würzburg zum Bischof gewählt worden war: Es ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Gold ein rotbewehrter und rotgezungter, schwarzer Löwe, überdeckt von einer silbernen Schrägleiste, Hochstift Bamberg, Feld 2 und 3: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, und "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg, Herzschild: in Rot ein silbernes Rad, das Stammwappen der von Aschhausen.
Dazu werden vier Helme geführt, Helm 1 (Mitte rechts): zu schwarz-goldenen Decken auf einem bequasteten Kissen ein polygonales, goldenes, ringsum pfauenfederbestecktes Schirmbrett, auf dem sich der schwarze Löwe mit der silbernen Schrägrechtsleiste vom Schildbild wiederholt, Hochstift Bamberg, Helm 2 (Mitte links): zu rot-silbernen Decken auf einem roten Turnierhut mit Hermelinstulp ein silbernes Rad, Familienkleinod der von Aschhausen, Helm 3 (rechts außen): zu rot-silbernen Decken ein Paar Büffelhörner, jeweils im Spitzenschnitt rot-silbern geteilt, Herzogtum zu Franken, Helm 4 (links außen): zu rot-silbernen Decken auf einem Kissen drei Straußenfedern in den Farben Silber, Rot und Blau zwischen zwei rot-silbern gevierten Standarten mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Über den beiden mittleren Helmen schwebt die Kaiserkrone als Symbol für das kaiserliche Stift Bamberg, gestalterisch unglücklich, weil es die beiden inneren Kleinode bedrängt. Der Krummstab ragt schrägrechts, das gestürzte Schwert ragt schräglinks aus den Helmdecken.
Die Familie von Aschhausen ist erstmalig um 1230 in einer Urkunde des Klosters Schöntal nachgewiesen; ihre Stammburg liegt in der Nähe. Diese Familie Aschhausen darf nicht verwechselt werden mit einem gleichnamigen Ministerialengeschlecht aus Krautheim (führten einen Adlerkopf im Schilde). Unsere von Aschhausen waren im Dienste der Grafen von Hohenlohe, der Bischöfe von Würzburg oder von Mainz. Die Burg Aschhausen wurde im Jahre 1315 dem Erzstift Mainz zu Lehen aufgetragen. Wichtige Familienmitglieder waren als kurmainzische Amtmänner tätig. Die Rolle der Familie Aschhausen in der Reichsritterschaft ist als eher unbedeutend einzuschätzen. Wichtigere Ämter im Heiligen Römischen Reich bekleideten sie nicht. Mit Johann Gottfried von Aschhausen starb die jüngere Linie aus; die ältere Linie derer von Aschhausen war schon 1615 mit Hans B. von Aschhausen erloschen.
Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Liste der Würzburger Fürstbischöfe:
Rudolf II. von Scherenberg
1466-1495
Lorenz von Bibra 1495-1519
Konrad II. von Thüngen 1519-1540
Konrad III. von Bibra 1540-1544
Melchior Zobel von Giebelstadt 1544-1558
Friedrich von Wirsberg 1558-1573
Julius Echter von Mespelbrunn 1573-1617
Johann
Gottfried von Aschhausen 1617-1622
Philipp Adolf von Ehrenberg
1623-1631
Franz von Hatzfeld 1631-1642
Johann Philipp von Schönborn (desgl. Erzbischof von Mainz)
1642-1673
Johann Hartmann von Rosenbach 1673-1675
Peter Philipp von Dernbach (desgl. Bischof von Bamberg) 1675-1683
Konrad Wilhelm von Wernau 1683-1684
Johann Gottfried von Guttenberg 1684-1698
Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths 1699-1719
Johann Philipp Franz von Schönborn 1719-1724
Christoph Franz von Hutten 1724-1729
Friedrich Carl von Schönborn (desgl. Bischof von Bamberg)
1729-1746
Anselm Franz von Ingelheim 1746-1749
Karl Philipp von Greiffenclau-Vollraths 1749-1754
Adam Friedrich von Seinsheim (desgl. Bischof von Bamberg)
1755-1779
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.7913197,9.9327258,21z - https://www.google.de/maps/@49.7913197,9.9327258,42m/data=!3m1!1e3
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und
Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag -
Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher
Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe.
Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer
Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger
Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Haus im Würzburg-Wiki: https://wuerzburgwiki.de/wiki/Hof_zum_Kleinen_Stern
Liste der Baudenkmäler: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Würzburg-Altstadt
Johann Gottfried von Aschhausen auf Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Gottfried_I._von_Aschhausen
Theodor Henner, Johann Gottfried I. von Aschhausen, in:
Allgemeine Deutsche Biographie, Band 14, Duncker &
Humblot, Leipzig 1881, S. 451453. Online: http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Johann_Gottfried
Alfred Wendehorst, Johann Gottfried von Aschhausen, in: Neue
Deutsche Biographie. Band 10, Duncker & Humblot, Berlin
1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 467 f. Online: http://www.deutsche-biographie.de/xsfz70258.html
Thomas Memminger: Würzburgs
Straßen und Bauten. Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung,
Würzburg, 2. Auflage 1921, S. 93 f.
Institut für Musikforschung: https://www.musikwissenschaft.uni-wuerzburg.de/startseite/
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(4)
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