Bernhard
Peter
Wappen der
Würzburger Fürstbischöfe
Die
Geschichte der Wappen der Würzburger Fürstbischöfe
Teil (4): AD 1729 - 1808
Sonderfall: Bischöfe von Würzburg und
Bamberg zugleich
In der Geschichte der
Fürstbistümer Würzburg und Bamberg kam es häufiger vor, daß
beide einen gemeinsamen Fürstbischof in Personalunion hatten.
Das Bistum Würzburg ist von beiden das ältere, es wurde 741 von
Bonifatius gegründet, 266 Jahre vor Bamberg. Und das Bistum
Bamberg wurde nicht nur "erst" 1007 gegründet, sondern
die beiden älteren Bistümer Würzburg und Eichstätt mußten
Gebiet dafür zur Verfügung stellen, neben kaiserlichen
Schenkungen, die den Grundstock für das wirtschaftliche
Überleben des neuen Bistums bildeten. Also sowohl Alter als auch
Geschichte müßten Würzburg einen höheren Rang als Bamberg
einräumen. Und doch ist es anders:
Wenn in einem Wappen Elemente beider Hochstifte kombiniert werden, finden wir immer und grundsätzlich die Symbole für Bamberg in den höherwertigen, angeseheneren Feldern im Schild, so z. B. Feld 1 und 4 im gevierten Schild, oben und unten bei einem schräggevierten Schild etc., während die Symbole für Würzburg auf die "billigen Plätze" kamen, Feld 2 und 3 in geviertem Schild, rechts und links in einem schräggevierten Schild etc. Das eigentliche Familienwappen des Bischofs kam dann beispielsweise in einen Herzschild.
Was ist der Grund? Zum einen war Bamberg eine kaiserliche Stiftung, ein kaiserliches Hochstift, weshalb die Bischofswappen auch die Kaiserkrone zeigen. Würzburg war eine Gründung von Bonifatius, seines Zeichens Missionar und Kirchenreformer, nicht Kaiser. Zum anderen war das Bistum Bamberg exemt, also aus der kirchenrechtlichen Zuständigkeitsstruktur ausgegliedert und Rom unmittelbar unterstellt, was ihm eine weitreichende Eigenständigkeit ermöglichte, ohne einem Erzbistum unterstellt zu sein. Diese Exemtion war ein besonderen Privileg, das z. B. auch das Kloster Fulda besaß. Würzburg, obwohl älter und mächtiger, hatte dieses Privileg nicht. Würzburg wurde gegen Ende des 8. Jh. Suffraganbistum des von Karl dem Großen zum Erzbistum erhobenen Bistums Mainz. Auch auf Reichstagen nahm der Bamberger Bischof einen höheren Rang ein als der Kollege aus Würzburg.
Einzige heraldische Ausnahme: Mainbrücke in Würzburg.
Wappen des Würzburger Fürstbischofs Friedrich Carl von Schönborn (desgl. Bischof von Bamberg) (1729-1746)
Eltern: Melchior Friedrich von Schönborn (16.3.1644-19.5.1717), Reichshofrat, kurmainzischer Geheimer Rat und Obermarschall, 5.8.1701 Reichsgraf, Maria Anna Sophia Johanna Freiin von Boineburg und Lengsfeld (16.10.1652-11.4.1726). Großeltern: Philipp Erwein Freiherr von Schönborn (1607-4.11.1668), Reichshofrat, kurmainzischer Geheimer Rat, Maria Ursula Freiin von Greiffenclau-Vollraths (15.7.1612-28.8.1682), Johann Christian Freiherr von Boineburg (1622-1672), Anna Christina Schütz von Holzhausen.
Photobeispiel: Würzburg, Kaufhaus am Markt
Das einfache Wappen von Friedrich Carl von Schönborn ist geviert mit Herzschild:
Photobeispiel: Bamberg, Neues Rathaus
Das komplexe Wappen von Friedrich Carl von Schönborn als Bischof von Würzburg und Bamberg (es gibt nur Wappen mit beiden Bistümern, da die Regierungszeiten deckungsgleich sind) zeigt wesentlich mehr Elemente:
Optisch linke, heraldisch rechte Spalte, von oben nach unten:
Mittlere Spalte, von oben nach unten:
Optisch rechte, heraldisch linke Spalte, von oben nach unten:
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Anselm Franz von Ingelheim 1746-1749
Eltern: Franz Adolf Dietrich Pfalzgraf, Reichsfreiherr und Reichsgraf von Ingelheim gen. Echter von und zu Mespelbrunn (15.12.1659-15.9.1742), Maria Ursula Kämmerin von Worms, Freiin von Dalberg (1668-30.1.1730). Großeltern: Philipp Ludwig Freiherr von Ingelheim (19.2.1627-), Maria Ottilia Freiin Echter von und zu Mespelbrunn, Friedrich Dietrich Kämmerer von Worms genannt von Dalberg (-7.7.1712), Maria Klara von Schönborn (26.9.1647-1716).
Bildbeispiel: Würzburg, südwestliches Hofgartentor, eine Arbeit des Kunstschlossers Johann Georg Oegg
Das Wappen ist geviert mit Herzschild:
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Karl Philipp von Greiffenclau-Vollraths 1749-1754
Eltern: Johann Erwein von Greiffenclau-Vollrads (1663-1.3.1727), Anna Lioba von Sickingen-Sickingen (1666-12.9.1704). Großeltern: Georg Philipp Freiherr von Greiffenclau-Volraths (20.8.1620-6.7.1689), Anna Margaretha von Buseck (-8.12.1696), Franz Freiherr von Sickingen (8.2.1629-1715), Anna Margarethe Gräfin von Metternich-Winneburg und Beilstein (-1700).
Bildbeispiel: Würzburg, nördliches Hofgartentor, eine Arbeit des Kunstschlossers Johann Georg Oegg
Das Wappen ist wie das seines Amtsvorgängers Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths (s.o.) geviert:
Bildbeispiel: Brunnentempel im Kurpark von Bad Bocklet
Meist findet man Wappen dieses Fürstbischofs mit Fürstenhut und ohne Helme. In Bad Bocklet sehen wir eine der seltenen, vollständigen Darstellungen mit allen Helmen und Prachtstücken. Das Wappen wird mit hinter dem Schild schräggekreuztem Krummstab und Schwert geführt, direkt neben dem Schildrand zu erkennen, dazu ruht der Fürstenhut auf dem oberen Schildrand. Darüber sind die drei Helme zu sehen:
Dazu kommen an weiteren Prunkstücken noch zwei widersehende Greifen als Schildhalter und obendrüber ein gewaltiger hermelingestulpter Fürstenhut, aus dem ein beiderseits mit Schnüren hochgeraffter Wappenmantel herabfällt. Es ist die aufwendigste mir bekannte plastische Darstellung eines Wappens dieses Fürstbischofs.
Bildbeispiel: Arnstein (Unterfranken), Rathaus, über dem Portal
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Adam Friedrich von Seinsheim (dsgl. Bischof von Bamberg) 1755-1779
Eltern: Maximilian Franz de Paula Maria Marquard Philipp Graf von Seinsheim (11.11.1681-14.5.1737), kurbayerischer Geheimer Rat und Hofratspräsident, Obrist-Hofmeister des Kurprinzen, 17.9.1705 Reichsgraf, Anna Philippina Maria Gräfin von Schönborn (7.3.1685-14.9.1721). Großeltern: Ferdinand Maria Franz Freiherr von Seinsheim (1651-28.5.1684), Catharina Margaretha Schenk Gräfin von Stauffenberg (1651-5.2.1701), Melchior Friedrich Graf von Schönborn (16.3.1644-19.5.1717), Maria Anna Sophia Johanna Freiin von Boineburg und Lengsfeld (16.10.1652-11.4.1726).
Photobeispiel: Bad Kissingen-Hausen, obere Saline
Von 1755-1757 ist er Bischof nur von Würzburg. Die Personalunion der Hochstifte Würzburg und Bamberg galt 1757-1795. Ab 1757 gibt es von diesem Bischof nur kombinierte Wappen Seinsheim/Würzburg/Bamberg. Das Wappen ist geviert mit wiederum geviertem Herzschild:
Zu diesem Stammwappen würden folgende zwei Helmzieren gehören:
Daneben könnte er natürlich die Kleinode der Hochstifte Würzburg und Bamberg führen sowie das Kleinod des Herzogtums zu Franken. Tatsächlich wird aber meist den Insignien der Vorzug gegeben. Es gibt eine einzige Darstellung mit allen möglichen sechs Helmen:
Dieses Beispiel stammt aus dem Brunnentempel in den Kuranlagen von Bad Bocklet:
Der Hauptschild kommt auch schräggeviert vor, wobei das Feld für Bamberg dann oben und unten zu liegen kommt. Diese Form ist oft zu sehen, so z. B. an St. Jacob in Bamberg und in der St. Jakobus-Kirche in Bad Kissingen im Deckenstuck über dem Chorbogen.
Hier wird noch eine Sonderform abgebildet (Pfarrkirche in Sonderhofen), bei der das Feld für Sünching entgegen den üblichen Darstellungen vom Herzschild in den Hauptschild gewechselt ist. Eine Familienkomponente wird hier unter die geistlichen Fürstentümer gemischt. Das Wappen ist mit einer horizontalen Teilung sowie einer schrägrechten und einer schräglinken Teilung in sechs Felder unterteilt und mit einem gekrönten Herzschild belegt, der allein das Stammwappen enthält:
Auf der Wappenkartusche ruht der mit Hermelin aufgeschlagene Fürstenhut.
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Franz Ludwig von Erthal 1779-1795
Eltern: Philipp Christoph von Erthal (1689-1748), resignierter Domherr von Mainz und Würzburg, kurmainzischer Geheimer Rat und Gesandter, Oberhofmarschall und Vizepräsident, Maria Eva von Bettendorf (1694-1738). Großeltern: Philipp Valentin von Erthal (1662-26.4.1707), würzburgischer Geheimer Rat, Oberamtmann zu Trimberg, Assessor des Landgerichts in Franken, Ritterrat, Katharina Barbara Freiin von Aufseß (1663-1720), Adolf Johann Karl Freiherr von Bettendorf (1641-1706), kurmainzischer Geheimer Rat, Burggraf zu Friedberg, Ritterhauptmann am Mittelrhein, Anna Maria Freiin von Dalberg.
Bildbeispiel: Pfarrkirche in Hollfeld (Oberfranken, Landkreis Bayreuth)
Er war gleichzeitig Bischof von Würzburg und Bamberg (Personalunion der Hochstifte Würzburg und Bamberg 1757-1795), deshalb gibt es von ihm nur Wappen mit beiden Hochstiften gleichzeitig: Das Wappen ist geviert mit wiederum geviertem Herzschild:
Die Helmzier des Stammwappens auf dem gekrönten Helm wäre ein in den Schildfarben tingiertes Paar Büffelhörner, die Helmdecken wären rot und silbern.
Daneben könnte er natürlich die Kleinode der Hochstifte Würzburg und Bamberg führen sowie das Kleinod des Herzogtums zu Franken. Tatsächlich wird aber den Insignien der Vorzug gegeben.
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Georg Karl von Fechenbach 1795-1808
Eltern: Christoph Hartmann von Fechenbach (22.12.1709-15.11.1779), kurmainzischer Kammerherr, Hof- und Regierungsrat, Oberamtmann zu Amorbach, Administrator zu Miltenberg und Steinheim, Sophia Leopoldi(n)a Charlotta von Buseck (19.3.1723-1.12.1797). Großeltern: Johann Reinhold von Fechenbach, würzburgischer Geheimer Rat, Feldmarschall-Lieutenant, Josepha von Eyb, Ernst Johann Philipp Hartmann von Buseck, Maria Anna von Buttlar.
Letzter Fürstbischof von Würzburg. Wappen nur als Bischof von Würzburg (Aufhebung der Personalunion der Hochstifte Würzburg und Bamberg 1795):
Bildbeispiel: Burkardroth, Stralsbach, St. Oswald
1802 Niederlegung der Würzburger Ämter. 1805 Wahl zum Bischof von Bamberg als Nachfolger seines Onkels: Das Wappen ist 1805-1808 geviert mit Herzschild:
Bildbeispiel: Epitaph im Würzburger Kiliansdom
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Die
Geschichte der Wappen der Würzburger Bischöfe
Teil (5): Bischöfe nach der Säkularisation
Matthias Ehrenfried 1924-1948
Der Wappenschild des Würzburger Bischofs Matthias Ehrenfried (3.8.1871-30.5.1948, amtierte 1924-1948) ist geviert mit Herzschild:
Einerseits greift dieses Wappen mit dem Fränkischen Rechen eines der traditionellen Motive Würzburger Bischofswappen auf, andererseits verweisen die Elemente des Hauptschildes auf die Abstammung aus einem festverwuzelten Bauerngeschlecht, die dem aus Absberg stammenden Matthias Ehrenfried stets wichtig war. Seine Eltern waren der Landwirt Anton Ehrenfried und dessen Frau Anna Maria Gruber. Als Bischof führte er dieses Wappen entweder mit einem grünen Galero mit 2x 6 (1:2:3) grünen Fiocchi, oder, wie in der Schloßkirche Absberg zu sehen ist, mit Mitra auf dem Schild und mit Krummstab und Kreuz (sehr schwertähnlich!) schräg gekreuzt hinter dem Schild, ebenso in Wildflecken über dem Eingang zur Pfarrkirche St. Josef, dort die Mitra noch auf einem Kissen. Auf seinem Epitaph im Würzburger Dom ist nur der Schild wiedergegeben. Die zum Bischofswappen gehörende Devise lautet Gloria et pax Deo et mundo, Ehre und Frieden für Gott und für die Welt. Das Wappen wurde von Dr. phil. Ferdinand von Werden entworfen, einem Freund des Bischofs.
Bildbeispiel: Stadtlauringen, Türsturz an der kath. Pfarrkirche St. Johannes der Täufer
Matthias Ehrenfried machte seinen Schulabschluß in Eichstätt, dann studierte er ab 1891 am Collegium Germanicum der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom Theologie als Alumnus des Deutsch-Ungarischen Kollegs. Er promovierte 1899 in Philosophie und Theologie. Nach der Priesterweihe am 28.10.1898 wurde er Kaplan in Hilpoltstein. 1900 ging er für einen Lehrauftrag im Bereich Dogmatik an die Bischöfliche Hochschule Eichstätt, danach wurde er Professor und unterrichtete Fundamentaltheologie, Exegese des Neuen Testamentes, Apologetik und Homiletik. Am 30.9.1924 wurde er vom Papst zum 84. Bischof von Würzburg als Nachfolger des verstorbenen Ferdinand von Schlör ernannt, und er wurde als Widerstandsbischof bekannt. Seine Ernennung war insofern ein Novum, als er der erste Bischof war, der nicht aus der Diözese stammte, und er gehörte auch nicht wie vorher stets üblich dem Domkapitel an. 24 Jahre lang war er Professer, ebenso lange war er Bischof.
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Julius Döpfner 1948-1957
Julius Döpfner (26.8.1913-24.7.1976), amtierte als Würzburger Bischof 1948-1957. Das Wappen wird geviert durch ein ringsum golden bordiertes, schwarzes Balkenkreuz, Feld 1: in Rot drei (1:2) miteinander verschränkte goldene Ringe, Feld 2: in Silber die blaue Minuskel "m", Feld 3: in Silber ein blauer Springbrunnen mit zwei bogenförmigen Fontänen außen, Feld 4: rot-silbern mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt. Die Devise läuft an den unteren Seiten um den Schild herum: "NOS AVTEM PRAEDICAMVS CHRISTVM CRVCIFIXVM". Vollständig lautet Korinther, Kapitel 1, Vers 23: Nos autem praedicamus Christum crucifixum Iudaeis quidem scandalum gentibus autem stultitiam - wir aber predigen den gekreuzigten Christus, für die Juden ein Skandal und für die Griechen eine Dummheit. Auf dem Schild ruht eine mit goldenbordierten, schwarzen Streifen verzierte Mitra, schräglinks hinter dem Schild steht ein goldenes Vortragekreuz, schrägrechts ein ebensolcher Krummstab.
Dieser Würzburger Bischof wurde in Hausen (Stadtteil von Bad Kissingen) als viertes von fünf Kindern des Hoteldieners Julius Matthias Döpfner geboren wurde. In einem Seitentrakt des ehem. Klosters Hausen wurde zum 25. Todestag 2001 ein Kardinal-Döpfner-Museum eingerichtet. 1933 machte er sein Abitur, nachdem er ab 1924 erst das Gymnasium der Augustiner in Münnerstadt und dann ab 1925 das Neue Gymnasium in Würzburg (heue Riemenschneider-Gymnasium) besucht hatte. Er studierte Theologie in Würzburg und am Collegium Germanicum Hungaricum der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, wo er 1941 promoviert wurde. Am 29.10.1939 erfolgte die Priesterweihe in Rom. Zuerst war er nach seiner Rückkehr 1941 nach Unterfranken als Kaplan in Großwallstadt und danach bis 1944 als Priester später in der Schweinfurter Pfarrei Heilig Geist tätig. 1944 ging er zurück nach Würzburg als Präfekt des Kilianeums, dessen Seminarist er einst zu Schulzeiten gewesen ist, ein Jahr später wurde er Assistent und 1946 Subregens am Würzburger Priesterseminar. Schon am 11.8.1948 wurde er zum Bischof ernannt, erst 34jährig und damit seinerzeit der jüngste Bischof Europas. Die Weihe erfolgte am 14.10.1948 in der Neumünsterkirche, weil der Dom noch in Ruinen lag. Und nicht nur das - er begann seine Amtszeit als Bischof in einer zu 85% zerstörten und weitgehend entvölkerten Stadt und mußte sich um die dringlichsten Wiederaufbauarbeiten kümmern, materiell wie seelsorgerisch, und sein großes Engagement galt dem Wohnungsbau, wofür er 1949 das St.-Bruno-Werk gründete.
Bildbeispiel: Pfarrkirche Hausen, nördliches Querhaus
Nach seinem Amt in Würzburg wurde er Bischof von Berlin (17.1./25.3.1957-1961) und dann von München-Freising (3.7./30.9.1961-1976), jeweils mit gänzlich anderem Wappen. In seinem Berliner Wappen führte er auf dem Wappen des Bistums Berlin (geviert, Feld 1: in Rot zwei schräggekreuzte silberne Schlüssel, Feld 2: in Blau ein silbernes Kreuz, Feld 3: in Blau eine goldene Marke, das sog. Camminer Kreuz, Feld 4: in Rot zwei schräggekreuzte silberne Bootshaken, oben begleitet von einem silbernen Stern) einen Herzschild, der unter einem mit drei Spitzen abgeteilten roten Schildhaupt in Silber drei (2:1) rote Ringe hatte, was den Fränkischen Rechen und Feld 1 wiedererkennen läßt, und in seiner München-Freisinger Zeit hatte er im gevierten Wappen in den Feldern 1 und 4 den Freisinger Mohr, und in den beiden verbleibenden Feldern das Motiv seines Berliner Herzschildes. Die Devise wurde in beiden Fällen auf "Praedicamus Crucifixum" verkürzt. Seit seiner Ernennung zum Kardinal am 15.12.1958 führte er den scharlachroten Galero mit den 2x 15 roten Fiocchi. Er war übrigens dadurch wieder einmal der Jüngste unter Seinesgleichen. In seiner nach-Würzburger Zeit wurde er zu einer der prägendsten Figuren des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965), bei dem er als Mitglied der Zentralen Vorbereitungskommission schon im Vorfeld eine wichtige Rolle spielte und bei dem er einer der vier Moderatoren war. Nach dem Ende des 2. Vaticanums wurde er 1965 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, was er bis 1976 blieb, und er war 1971-1975 Präsident der Würzburger Synode.
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Josef Stangl 1957-1979
Der aus Kronach stammende Josef Stangl (12.8.1907-8.4.1979) amtierte vom 27.6.1957 (Ernennung) bis zum 8.1.1979 (em.). Sein Wappen ist geviert:
Der Bischof greift mit dem fränkischen Rechen die traditionelle Komponente fürstbischöflicher Wappen auf. Das persönliche Feld steht mit seiner Zahl 7 für die sieben Sakramente bzw. die sieben Gaben des Heiligen Geistes und verbindet die Elemente Feuer und Wasser. Seine Devise ist dem Lukasevangelium Lk 1,17 entnommen und lautet: Domino plebem perfectam, dem Herrn ein wohlbereitetes Volk (schaffen). Das Wappen wird mit einem dahinter aufrecht gestellten goldenen Vortragekreuz, einem grünen Galero und mit grünen Schnüren mit 2x 6 grünen Fiocchi geführt.
Bildbeispiel: Kiliansdom Würzburg, südliches Seitenschiff, Wappenstein im Gewölbe
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Dr. Paul-Werner Scheele 1979-2003
Der Würzburger Bischof Paul-Werner Scheele (6.4.1928-) amtierte vom 31.8.1979 (Ernennung) bis zum 14.7.2003 (em.). Sein Wappen zeigt unter einem silbernen, mit einem durchgehenden roten Kreuz belegten Schildhaupt in Gold eine silberne Scheibe, die mit drei goldenen, laufenden, im Dreipaß gestellten und mit den Ohren verbundenen Hasen belegt ist. Paul-Werner Scheele brachte seinen Wappenschild aus Paderborn mit, wo er vorher Weihbischof war. Beide Symbole verweisen auf Paderborn, das rote Kreuz auf silbernem Grund als altes Hochstiftswappen ebenso wie das berühmte Drei-Hasen-Motiv, das in einem Kreuzgangfenster des Paderborner Domes zu sehen ist und welches als Einheit in der Dreiheit und damit als Symbol für die Dreifaltigkeit interpretiert werden kann. Als Bischof von Würzburg nahm er keine typisch fränkischen Elemente in sein Wappen auf, das Wappen wird mit einem dahinter aufrecht gestellten goldenen Vortragekreuz und mit einem grünen Galero mit 2x 6 grünen Fiocchi geführt. Die Devise lautet: PAX ET GAUDIUM - Friede und Freude.
Bildbeispiel: Kiliansdom Würzburg, nördliches Seitenschiff, Wappenstein im Gewölbe
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Dr. Friedhelm Hofmann 2004-2017
Der aus Köln stammende Friedhelm Hofmann (geb. 12.5.1942) amtiert seit dem 25.4.2004 (Ernennung). Sein Wappen ist durch ein schwarzes Balkenkreuz geviert,
Der Bischof greift mit dem fränkischen Rechen die traditionelle Komponente fürstbischöflicher Wappen auf. Die persönlichen Felder stehen mit den beiden Teilen einer Strahlengloriole sowohl für den biblischen brennenden Dornbusch als auch für die Auferstehung Jesu Christi, vor allem erinnern sie in Zusammenhang mit dem Kreuz an das Gero-Kreuz in Köln. Das schwarze Kreuz, zumindest in Teilen an silbernen Untergrund grenzend, erinnert an das kurkölnische Kreuz. Die Devise lautet CRUX SPES UNICA - das Kreuz ist die einzige Hoffnung. Das Wappen wird mit einem dahinter aufrecht gestellten goldenen Vortragekreuz besonderer Form und mit einem grünen Galero mit 2x 6 grünen Fiocchi geführt.
Bildbeispiel: Kiliansdom Würzburg, nördliches Seitenschiff, Wappenstein im Gewölbe
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Dr. Franz Jung, 2018 - ad multos annos
Der aus Ludwigshafen am Rhein stammende Franz Jung (geb. 4.6.1966) amtiert seit dem 16.2.2018 (Ernennung). Sein Wappen ist geviert,
Der Bischof greift mit dem fränkischen Rechen die traditionelle Komponente fürstbischöflicher Wappen auf. Die persönlichen Felder greifen mit der Spiegelung des Motivs die Gestaltung des Vorgängerwappens auf, identisches Motiv mit Variation, ein sehr schönes und ausgeglichenes Konzept. Die unübliche und etwas spezielle Formgebung der beiden "Anker", die ihre Erkennbarkeit als solche unnötig beeinträchtigt, ist aus heraldischer Sicht fragwürdig: Der Ring wird als Kugel ohne Verbindung zum Stock, der Stock (das Schwammholz) kurz und fomlos, die Flunkenarme als gebogener Balken gestaltet, die Flunken selbst sind nicht dargestellt. Da das Motiv lediglich als "Anker" beschrieben wird, ist die spezielle Formgebung abweichend vom heraldischen Konsens, was unter einem "Anker" erwartet werden darf, wenig nachvollziehbar (keine Ankerfigur ohne Flunken, wenn fehlend, ist das zu melden, kein Ring ohne Loch, keine Anbindung des Rings an den Schaft, was für die Funktion essentiell und unverzichtbar ist). Ohne Vorwissen, daß es ein Anker sein soll, wird man das für eine Hausmarke halten. Wer Anker kennt und benutzt, stellt hier die Funktionsfähigkeit essentiell in Frage. Der Bischof versteht es jedoch als Anker, also ist es ein Anker, das ist wohl einfach eine Frage des Glaubens, selbst wider besseres heraldisches Wissen. Der obere Anker liegt auf dem Grund, der untere haftet im Himmel, eine sehr schöne Symbolik der Vermittlung zwischen Himmel und Erde, der Anbindung an "unten" und "oben" zugleich. Der Anker ist einerseits ein Symbol der Hoffnung, andererseits eine Erinnerung an die Heimatstadt Ludwigshafen, wo er in heraldisch üblicher Form dargestellt wird, aber in anderen Tinkturen, golden in rotem Feld. Die Tinkturen Blau und Silber erinnern an das Hochstift Speyer. Franz Jung war vorher Generalvikar des Bistums Speyer. Devise: "Spem ancoram animae" - die Hoffnung als Anker der Seele, ein verkürztes Zitat aus Hebr 6,18-20. Vollständig heißt es da: "ut per duas res immobiles, in quibus impossibile est mentiri Deum, fortissimum solacium habeamus, qui confugimus ad tenendam propositam spem; quam sicut ancoram habemus animae, tutam ac firmam et incedentem usque in interiora velaminis, ubi praecursor pro nobis introivit Iesus, secundum ordinem Melchisedech pontifex factus in aeternum." Das Wappen wird mit einem dahinter aufrecht gestellten goldenen Vortragekreuz und mit einem grünen Galero mit 2x 6 grünen Fiocchi geführt.
Literatur:
Siehe zusätzlich allgemeines
Quellenverzeichnis bzw. die bei den jeweiligen Objekten
angegebenen Quellen.
Eugen Schöler, Historische
Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Siebmachers Wappenbücher, Band Bistümer
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in
Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien.
Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die
Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003,
ISBN 3-87947-113-4
Die Wappen der Hochstifte,
Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich
1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard
Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag
2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger
Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde
Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger
Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Herrn Peter Kolb ein herzliches Dankeschön für wertvolle
Hinweise.
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Bischöfe_von_Würzburg
http://www.de.wikipedia.org/wiki/Josef_Stangl - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:WappenStangl.jpg
http://de.wikipedia.org/wiki/Friedhelm_Hofmann - http://www.bischof.bistum-wuerzburg.de/biografisches/ - http://www.bischof.bistum-wuerzburg.de/biografisches/wappen-und-wahlspruch
http://de.wikipedia.org/wiki/Paul-Werner_Scheele - http://www.wissen.bistum-wuerzburg.de/pers--nlichkeiten/bischof-em-
Bischof Matthias Ehrenfried: http://de.wikipedia.org/wiki/Matthias_Ehrenfried - http://wuerzburgwiki.de/wiki/Matthias_Ehrenfried
Irina Seifert, Matthias Ehrenfried. Bischof von Würzburg, GRIN
Verlag, 2009, 60 S., Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im
Fachbereich Geschichte Europa - Deutschland -
Nationalsozialismus, II. Weltkrieg, Bayerische
Julius-Maximilians-Universitat Würzburg, Institut fur
Geschichte, Lehrstuhl fur Neueste Geschichte. Online: http://books.google.de/books?id=7Q7QngNU4zgC
Veröffentlichung der Photos aus dem Innenraum der Pfarrkirche
Hausen mit freundlicher Erlaubnis von Dekan Thomas Keßler vom
21.11.2013, wofür ihm hier ganz herzlich gedankt sei.
Kardinal Julius Döpfner: http://www.kardinal-doepfner.de/#kardinaldoepfner.html
Wappen von Julius Döpfner: http://www.kardinal-doepfner.de/#wappen.html
Julius Döpfner: http://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Döpfner - http://www.erzbistum-muenchen.de/Page002125.aspx - http://www.wissen.bistum-wuerzburg.de/thema/julius-kardinal-d--pfner
Die Entwicklung der Wappen der
Fürstbischöfe von Würzburg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Der Fränkische Rechen - Das Rennfähnlein - Der Bamberger Löwe
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