Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2008
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen
Das Kirchenportal von St. Gertraud
Die Pfarrkirche St. Gertraud befindet sich am Pleicherkirchplatz, dem zentralen Platz im nördlich der Juliuspromenade gelegenen Stadtviertel Innere Pleich, wo traditionell erst Fischer, dann Häcker und Gerber, schließlich Metzger siedelten. Die der Hl. Gertrud von Nivelles gewidmete Kirche geht auf einen Bau aus dem 12. Jh. zurück, wurde um 1250 mit einem hochgotischen Chor versehen (Weihe 1254 durch den Kölner Fürstbischof Konrad von Hochstaden) und in der Echterzeit 1611-1613 kräftig überformt und umgebaut, und aus dieser Zeit unter Fürstbischof Julius Echter stammt der für Echter-Kirchen typische, viereckige, ca. 35 m hohe Turm mit Pyramidendach an der Westseite, an dessen Basisgeschoß das von zwei außen neben den Kompositsäulen stehenden Figuren (St. Gertraud und St. Johannes, beide 1885) flankierte Wappenportal mit gesprengtem Segmentbogengiebel in die Kirche führt. Die Inschrift unter dem Wappen ist modern und lautet: "HIER IST GOTTES HAUS / DES HIMMELS PFORTE / DARIN EMP(F)ÄNGT JEDER, DER BITTET / WER SUCHT, DER FINDET, UND WER / KLOPFT, DEM WIRD AUFGETAN". Innen handelt es sich um eine schlichte, nachgotische Saalkirche. 1631, 1638 und 1644 wurde die Kirche von schwedischen Truppen geplündert. Das Westportal wurde 1885 nach dem vorhandenen Vorbild erneuert. Nach den Zerstörungen von 1945, denen alle angrenzenden Klostergebäude bis auf das Propsteigebäude zum Opfer fielen, wurde die ausgebrannte Kirche bis 1950 vereinfachend wiederhergestellt und von 1961 bis 1963 neu ausgestattet, und 1981 folgte eine nächste Renovierung. Die Gebäude des Klosters St. Markus, darunter auch der aus der Gotik stammende, älteste Kreuzgang der Stadt, waren in den 50er Jahren abgerissen worden.
Das in ein kreisförmiges Medaillon einbeschriebene und von zwei schräg nach außen blickenden Engeln flankierte Wappen für den Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (amtierte 1573-1617), das von einem Taubenschutznetz überzogen ist, ist geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: in Blau ein silberner Schrägbalken, belegt mit drei blauen Ringen, Stammwappen der Echter von Mespelbrunn, Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Zum Wappen gehören drei Helme: Helm 1 (Mitte): ein Paar blauer Büffelhörner, jeweils belegt mit einem silbernen Schrägbalken, der wiederum mit drei blauen Ringen belegt ist, Helmdecken blau-silbern, Stammkleinod der Echter von Mespelbrunn, Helm 2 (rechts): ein Paar Büffelhörner, jeweils im Spitzenschnitt rot-silbern geteilt, Helmdecken rot-silbern, für das Herzogtum zu Franken, Helm 3 (links): auf einem Fürstenhut drei Straußenfedern in den Farben Silber, Rot und Blau (Reihenfolge kann variieren) zwischen zwei rot-silbern gevierten Standarten mit goldenem Schaft, Helmdecken rot-silbern, für das Hochstift Würzburg.
Literatur,
Links und Quellen:
Peter Kolb: Die Wappen der
Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk
Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V.
und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192
Seiten.
St. Gertraud: http://www.wuerzburgwiki.de/wiki/St._Gertraud
Rudolf Edwin Kuhn, 850 Jahre St. Gertraud in der Würzburger
Pleich, 1984: http://frankenland.franconica.uni-wuerzburg.de/login/data/1984_61.pdf
Barbara Schock-Werner, Die Bauten im Fürstbistum Würzburg unter
Julius Echter von Mespelbrunn, 536 S., Schnell & Steiner
Verlag 2005, ISBN-10: 379541623X, ISBN-13: 978-3795416232, S.
269-270
Die Wappen der Fürstbischöfe von
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