Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2497
Würzburg (Unterfranken)
Vierröhrenbrunnen
Der Vierröhrenbrunnen ist ein spätbarocker Brunnen auf dem kleinen Platz vor dem Grafeneckart in der Nähe der Auffahrt zur Alten Mainbrücke. Die barocke Neufassung ersetzte einen nur drei Jahrzehnte älteren Barockbrunnen, der seinerseits wiederum einen früheren Ziehbrunnen ersetzt hatte, der vorher hier stand und mindestens aus der Renaissance, vermutlich sogar aus dem Mittelalter stammte. Balthasar Neumann (1687-1753) verlegte 1730-1733 die erste städtische Wasserleitung und speiste damit den ersten öffentlichen Laufbrunnen Würzburgs. Das war aber noch zu Zeiten von Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn (1674-1746, regierte 1729-1746), und entsprechend war das von Bildhauer Jakob van der Auwera (1672-1760) geschaffene ikonographische Programm auf diesen abgestimmt: Schönborn-Wappen und Schönborn-Löwe auf der sandsteinernen Brunnensäule. Eine verbesserte, prächtigere Erneuerung der zentralen Einheit faßte man 1763 ins Auge - Lukas Anton van der Auwera (1710-1766) fertigte die Pläne für den Neubau und schuf einige Figuren. Der seit 1756 in der gleichen Werkstatt tätige Bildhauer Johann Peter Wagner (1730-1809) vollendete die plastischen Arbeiten für den schließlich 1766 vollendeten Brunnen. Die Originale von seiner Hand befinden sich im Mainfränkischen Museum; aufgrund fortschreitender Verwitterung ersetzte man die plastischen Arbeiten im Jahre 1927 und erneut 1964.
Das Becken übernahm man von Balthasar Neumanns Brunnen. Es folgt einer Vierer-Symmetrie und besitzt vier große halbrunde Ausbuchtungen in die vier Himmelsrichtungen und dazwischen, jeweils über ein kurzes gerades Stück abgesetzt, vier kleine konkave Teilstücke. Anders herum ausgedrückt: Vier Kreise durchdringen sich gegenseitig, und an den Schnittpunkten schneiden gegenüber den vier Wasserspeiern jeweils kleinere Kreise von außen ein. Die zentrale Brunnensäule fußt auch auf einer Vierer-Symmetrie, wobei vier wasserspeiende Delphine jeweils auf die konkaven Teilstücke ausgerichtet sind, so daß sich ein spannungsgeladenes Grundkonzept ergibt und sich jeweils zwischen den Delphinen Teilbecken hinter der konvexen Außenpartie ergeben. Andererseits konnte man durch die konkaven Teilstücke die Wasserspeier gut erreichen. Über den Delphinen befinden sich Statuen der vier Kardinaltugenden; zu sehen sind die Allegorien der Festigkeit (Fortitudo), Weisheit (Prudentia), Mäßigung (Temperantia) und Gerechtigkeit (Justitia). Oben auf dem Obelisken steht eine Frankonia-Figur, dem Grafeneckart zugewandt, mit dem vergoldeten Rennfähnlein in der Hand.
Auf der Nordseite des zentralen Obelisken ist der Wappenstein des Fürstbischofs Adam Friedrich von Seinsheim (1708-1779, regierte 1755-1779) angebracht. Von 1755-1757 war er Fürstbischof nur von Würzburg, danach von Würzburg und Bamberg. Die Personalunion der Hochstifte Würzburg und Bamberg galt 1757-1795. Aus dieser Zeit stammt der hier zu sehende Stein. Das Wappen ist geviert mit wiederum geviertem Herzschild, Feld 1 und 4: in Gold ein rotbewehrter und rotgezungter, schwarzer Löwe, überdeckt von einer silbernen Schrägleiste, Hochstift Bamberg, Feld 2: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 3: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, schräggestellte und an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg, gekrönter Herzschild: Feld 1 und 4: 5x silbern-blau gespalten, Stammwappen Seinsheim, Feld 2 und 3: in Gold eine golden gekrönte, schwarze, aufspringende Wildsau, Wappen der erloschenen von Sünching. Oberhalb der Kartusche sehen wir übereinander den Fürstenhut, den er als Fürstbischof von Würzburg trug, darüber die höherwertige Kaiserkrone des Hochstifts Bamberg. Auch auf der Südseite des Obelisken ist eine Wappenkartusche angebracht; diese zeigt einfach nur den Fränkischen Rechen (Abb. unten rechts). Die Südseite trägt am Sockel der Brunnensäule noch einmal eine Kartusche mit dem Rennfähnlein (Abb. unten links). Die seitlichen Sockelkartuschen tragen Inschriften mit Chronogrammen.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf google maps:
https://www.google.de/maps/@49.7931331,9.9284015,19.5z - https://www.google.de/maps/@49.7930342,9.928397,36m/data=!3m1!1e3
Würzburg-Wiki: https://wuerzburgwiki.de/wiki/Vierr%C3%B6hrenbrunnen
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Rathaus_W%C3%BCrzburg
auf Mein-Würzburg: http://www.mein-wuerzburg.com/vierroehrenbrunnen.htm
Felix Mader: Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, Band
XII, Hrsg.: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, R.
Oldenbourg Verlag, München/Wien, Würzburg 1915, S. 674-677
Werner Dettelbacher: Würzburg, eine Stadt der Brunnen, Hrsg.
Stadtwerke Würzburg, Würzburg 1985
Joseph Hoernes: Baugeschichte des Vierröhrenbrunnens zu
Würzburg, Würzburg 1870
Adam Friedrich von Seinsheim: https://de.wikipedia.org/wiki/Adam_Friedrich_von_Seinsheim
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe.
Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer
Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger
Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Die Wappen der Hochstifte,
Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich
1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard
Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag
2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Die Wappen der Fürstbischöfe von
Würzburg - Teil (1)
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