Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 94
Bamberg: Bürgerstadt und Bischofsstadt

Diözesanmuseum Bamberg, Domplatz 5

Bei diesem Gebäude handelt es sich um das ehemalige Kapitelhaus des Domstifts. Es bildet rückseitig den Südflügel des Kreuzgangs. Der zweigeschossige Sandsteinquaderbau mit Mittelrisalit wurde 1730-1733 von Balthasar Neumann erbaut. Der Bau wird oben mit einem Mansarddach abgeschlossen. Heute ist hier der Zugang zum Diözesanmuseum.

Das Wappen im reichverzierten Giebel ist das des Fürstbischofs Friedrich Carl von Schönborn (1729-1746), Fürstbischof von Würzburg und von Bamberg. Das prunkvolle Wappen zeigt u. a. im Herzschild das Stammwappen Schönborn, den fränkischen Rechen, die Standarte des Hochstifts Würzburg, den Löwen mit Schrägrechtsleiste von Bamberg u.v.a.m. Das Wappen des Grafen und Fürstbischofs von Schönborn hat insgesamt 14 Elemente. Es handelt sich um das Familienwappen der Grafen von Schönborn, wie es seit 1712 geführt wurde, mit 10 Elementen, bereichert um 4 Elemente der kirchlichen Würden und Ämter. Im einzelnen sind das:

Optisch linke, heraldisch rechte Spalte, von oben nach unten:

Mittlere Spalte, von oben nach unten:

Optisch rechte, heraldisch linke Spalte, von oben nach unten:

Krummstab, Schwert und Kreuz sind als weitere Insignien geistlicher wie weltlicher Herrschaft hinter der Kartusche angebracht, die von zwei prächtigen Löwen als Schildhalter flankiert wird. Über dem Wappen die Kaiserkrone, weil Bamberg ein kaiserliches Hochstift war. Dieses Wappen begegnet uns auch am alten Priesterseminar, dem neuen Rathaus am Maximiliansplatz.

Direkt über der Tür befindet sich noch ein weiteres prächtiges Wappen, ein Allianzwappen aus dem Familienwappen der Grafen von Schönborn heraldisch rechts (ohne die im Giebelwappen besprochenen Komponenten Würzburg und Bamberg, der Wolf von Wolfsthal ist beim Schönbornwappen aus Courtoisie gewendet:) und der Grafen von Stadion heraldisch links. Die Grafen von Stadion sind ein altes graubündnerisches Rittergeschlecht, die später in Schwaben seßhaft geworden sind. Schon 1270 wird ein Walther de Stadegun erwähnt. 1686 wurden sie Freiherren, 1705 Reichsgrafen. Im Herzschild das alte Stammwappen der Grafen von Stadion, in Schwarz drei goldene Wolfsangeln (Wolfsanker) gestürzt und pfahlweise. Dieser Herzschild liegt einem gevierten Schild auf, der in den Feldern 1 und 4 in Schwarz 3 (2:1) goldene Tannenzapfen (Thannhausen, 1708) und in den Feldern 2 und 3 in Silber ein rotes Kreuz hat. Zu diesem Wappen gehören drei Helme mit folgenden Helmzieren: goldener Tannenzapfen (von Thannhausen), ein schwarzes, golden gestreiftes Kissen, darauf eine goldene Wolfsangel (ein goldener Wolfsanker), mit dem Ring aufwärts, in dem ein Pfauenstoß steckt (von Stadion), ein schwarzer Flug. Decken schwarz-gold, schwarz-gold, rot-silber. Der Ort Oberstadion in Württemberg (Alb-Donau-Kreis) benutzt heute das alte Stadionsche Stammwappen. Das Stadion'sche Wappen begegnet uns auch am alten Rathaus von Bamberg.

Zwischen den Wappen beider Bischöfe befindet sich eine dritte Wappenkartusche, die ganz für sich alleine auf das Kapitel Bamberg hinweist, denn die beiden Familienwappen sind ganz ohne Amtskomponenten. In der mittleren Kartusche findet sich eine Darstellung vom unter einer Baldachinkonstruktion thronenden Kaiser Heinrich II, Szepter in der Rechten, Reichsapfel in der Linken, Kaiserkrone auf dem Haupt und noch einmal über der gesamten Kartusche.

Bamberg, Domplatz 4

Dieses Wappen mit dem thronenden Kaiser Heinrich II finden wir auch alleine an dem Gebäude, das wir nach 90 Grad Linkswendung erblicken. Das ist die ehemalige Dompfisterei. Der zweigeschossige Mansarddachbau wurde 1737 von Johann Jakob Michael Küchel errichtet und ca. 1825 als Sitz des Domdekans um ein Stockwerk aufgestockt.

Bei diesem Gebäude (Am Domplatz 4) handelt es sich heute um das erzbischöfliche Generalvikariat mit den Stabstellen für kirchliches Recht, weltliches Recht, Fundraising und Gleichstellungsfragen.

Zustand 2009

Einziger Unterschied ist, daß hier nur ein Brustbild als Kaiserdarstellung verwendet wird und die kaiserlichen Insignien vertauscht sind, rechts der Reichsapfel, links das Szepter. Über der Kartusche ist noch einmal die Kaiserkrone dargestellt.

restaurierter Zustand 2018

Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Liste der Bamberger Fürstbischöfe:
Georg II. Marschall von Ebnet (1503-1505)
Georg III. Erbschenk von Limburg (1505-1522)
Weigand von Redwitz (1522-1556)
Georg IV. von Rügheim (1556-1561)
Veit II. von Würtzburg (1561-1577)
Johann Georg I. Zobel von Giebelstadt (1577-1580)
Martin von Eyb (1580-1583)
Ernst von Mengersdorf (1583-1591)
Neidhardt von Thüngen (1591-1598)
Johann Philipp von Gebsattel (1599-1609)
Johann Gottfried I. von Aschhausen (1609-1622)
Johann Georg II. Fuchs von Dornheim (1623-1633)
Franz von Hatzfeld (1633-1642)
Melchior Otto Voit von Salzburg (1642-1653)
Philipp Valentin Voit von Rieneck (1653-1672)
Peter Philipp von Dernbach (1672-1683)
Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg (1683-1693)
Lothar Franz von Schönborn (1693-1729)
Friedrich Carl von Schönborn (1729-1746)
Johann Philipp Anton Freiherr von Franckenstein (1746-1753)
Franz Konrad Graf von Stadion und Thannhausen (1753-1757)
Adam Friedrich von Seinsheim (1757-1779)
Franz Ludwig von Erthal (1779-1795)

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung bei Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.8906253,10.8833479,19.44z - https://www.google.de/maps/@49.8905608,10.883469,74m/data=!3m1!1e3
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Literatur: Eugen Schöler, Fränkische Wappen erzählen Geschichte und Geschichten. Verlag Degener 1992.
Baudenkmäler Bambergs:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkm%C3%A4ler_in_Bamberg/Domberg
Diözesanmuseum Bamberg:
https://www.dioezesanmuseum-bamberg.de/
Diözesanmuseum Bamberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Di%C3%B6zesanmuseum_Bamberg

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Die Entwicklung des Wappens der von Schönborn

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