Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 258
Bamberg:
Bürgerstadt und Bischofsstadt
Die Alte Hofhaltung in Bamberg (Teil 6)
Das vom Domplatz gesehen auffälligste Gebäude stammt ebenfalls aus der Renaissance: Der prächtig geschmückte Erker-Bau mit der Ratsstube im Innern. Er wurde 1570-1576 von Erasmus Braun und Daniel Engelhardt für den Bischof Veit II. von Würtzburg (1561-1577) erbaut.
Der Erker ist auf allen drei Ebenen mit Wappen geschmückt, auf beiden Seiten je zwei Paare, auf der Frontseite ganz oben zwei Wappenschilde, die zusammen das Amtswappen bilden, darunter auf zwei Ebenen jeweils zwei Paare, also insgesamt eine 16er Ahnenprobe rund um das Amtswappen.
Ganz oben die Wappen des Bistums Bamberg und der Familie von Würtzburg:
Mittlere Wappenreihe. Links im Bild: Wappen Giech (vermehrtes Wappen ab 1482, geviert, Feld 1 und 4: In Silber zwei aufrechte rote Schafschurscheren, Feld 2 und 3: In Rot ein silberner Schwan), daneben Künsberg (in Blau eine silberne eingebogene Spitze). Ganz rechts im Bild Stiebar (in einem silbern-schwarz geteilten Schild oben eine aus der Teilung hervorkommende rote Saufeder mit Querstange). Links daneben vermutlich Mörlau / Merlau (in Rot ein goldener, blau gekrönter Jungfrauenadler).
Untere Wappenreihe. Ganz links ist Schott von Schottenstein, von Silber und Rot geviert, Literatur-Zuordnung ("Schaumberg" im Hotzelt) ist nicht plausibel und ganz sicher falsch. Zweites von links ist Hessberg (Gespalten, vorne in Silber drei rote Rosen pfahlweise, hinten in Rot drei silberne Balken oder wie hier 5x von Rot und Silber geteilt). Rechts ein noch ungelöstes Wappen (in der Literatur Buchberg zugeordnet, könnte aber genausogut Hanstein o.ä. sein) und Truchseß von Henneberg (von Silber und Schwarz geteilt, belegt mit einem Vogelbein in verwechselten Farben).
Diese zwei Wappenpaare stammen von der linken Erkerseite. Links die beiden unteren (rechts Waldenfels, in Blau ein silbernes Einhorn, links eine Faßleiter oder Weinleiter mit zwei Sprisseln, in der Literatur (Hotzelt) Vasant zugeordnet, evtl. auch Horneck von Weinheim oder die fränkischen von Alendorf), rechts die beiden oberen (Würtzburg, in Gold das Brustbild eines bärtigen Mannes, schwarz gewandet mit silbernem Kragenaufschlag, auf dem Kopf eine spitze, nach hinten umgebogene schwarze Mütze mit silbernem Aufschlag, an der Spitze ein roter sechszackiger Stern, und Redwitz, In Blau drei silberne Balken, belegt mit einem roten schrägrechten Wellenbalken).
Dieses Wappenpaar stammt von der rechten Erkerseite. Optisch links Steinau genannt Steinrück (in Silber 3 (2:1) schwarze Wagenräder), rechts Lichtenstein (von Rot und Silber im Zackenschnitt quadriert). Darüber in der zweiten Ebene sind von der Tann und Bibra (ohne Abbildung). Die Abbildung ganz rechts zeigt das Meisterzeichen am Erker.
Der Renaissance-Erker der Alten Hofhaltung, erbaut unter Fürstbischof Veit II. von Würtzburg (1561-1577)
Ein bißchen Genealogie: Die Eltern von Veit von Würtzburg (1519-1577) waren Hieronymus von Würtzburg (1470-1540), Amtmann von Burgkunstadt und Teuschnitz, sowie Katharina von Redwitz. Die Großeltern des Bischofs waren väterlicherseits Konrad XIII von Würtzburg (1453-1505) und Margarete (Meza) von der Tann (Tochter von Dietz von der Tann, Amtmann von Kronach, und Anna von Mörlau genannt Böhm), sowie mütterlicherseits Heinrich von Redwitz und Agatha von Bibra. Die Urgroßeltern des Bischofs waren väterlicherseits Erhard I von Würtzburg (1422-1465) und Beatrix von Giech, sowie die oben erwähnten Dietz (Diez) von der Tann und Anna von Mörlau genannt Böhm. Zu den Urgroßeltern mütterlicherseits gehören Hans von und zu Bibra und Kunigunde Stiebar von Buttenheim. "Cunegunda Stiebarin von Buttenheim" ist die Ehefrau von "Hanß von und zu Bibra", welches die Eltern von Agathe von Bibra sind, Gemahlin von "Heinrich von Redwitz zu Redwitz, Theisenorth [...] Amtsmann zu Gregolstein". Des Bischofs Ururgroßvater väterlicherseits war Hans I von Würtzburg (1403-1435), vermählt mit Hedwig von Guttenberg. Sein Urururgroßvater war Konrad VII von Würtzburg zu Rothenkirchen (1376-1406), vermählt mit Barbara Schott von Schottenstein. Die Ahnenprobe ist eine 16er-Ahnenprobe, wäre also theoretisch auf der Ebene der Ururgroßeltern, wovon fünf namentlich in der Übersichtsgraphik vermerkt sind. Es wäre anzumerken, daß die Ahnenprobe dem aber nicht genau entspricht, denn die Wappen Guttenberg und Rotenhan sind nicht vertreten.
Zu seinem Lebenslauf:
Abb.: Position der besprochenen Wappen am Erker der Alten Hofhaltung
Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Liste der Bamberger Fürstbischöfe:
Leopold II. von Egloffstein (1335-1343 )
Friedrich I. von Hohenlohe (1344-1352)
Lupold/Leopold III. von Bebenburg (1353-1363)
Friedrich II. von Truhendingen (1363-1366)
Ludwig von Meißen (1366-1374)
Lamprecht von Brunn (1374-1398)
Albert von Wertheim (1398-1421)
Friedrich III. von Aufseß (1421-1431)
Anton von Rotenhan (1431-1459)
Georg I. von Schaumberg (1459-1475)
Philipp von Henneberg (1475-1487)
Heinrich III. von Trockau (1487-1501)
Veit I. von Pommersfelden (1501-1503)
Georg II. Marschall von Ebnet (1503-1505)
Georg III. Erbschenk von Limburg (1505-1522)
Weigand von Redwitz (1522-1556)
Georg IV. von Rügheim (1556-1561)
Veit II. von
Würtzburg (1561-1577)
Johann Georg I. Zobel von
Giebelstadt (1577-1580)
Martin von Eyb (1580-1583)
Ernst von Mengersdorf (1583-1591)
Neidhardt von Thüngen (1591-1598)
Johann Philipp von Gebsattel (1599-1609)
Literatur
und Quellen:
Werner Dettelbacher, Franken, DuMont Kunstreiseführer, 9.
Auflage Köln 1980, ISBN 3-7701-0746-2
Eugen Schöler, Fränkische
Wappen erzählen Geschichte und Geschichten. Verlag Degener 1992.
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag
Degener 3. Aufl. 1999
Aschaffenburger Wappenbuch.
Siebmachers Wappenbuch.
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in
Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien.
Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die
Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003,
ISBN 3-87947-113-4
Meinem Vater Dr. Oswald Peter ein herzliches Dankeschön für die
Genealogie und wertvolle Hinweise.
Dr. Wilhelm Hotzelt, Familiengeschichte der Freiherren von
Würtzburg, Freiburg 1931
"Geschlechtsregister der Reychsfrey unmittelbaren
Ritterschafft Landes zu Francken löblichen Orths
Steigerwald" von Johann Gottfried Biedermann aus dem Jahre
1748
Herrn Philipp Clarin aus München ein herzliches Dankeschön für
wertvolle Hinweise und Ergänzung der Genealogie.
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