Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 96
Bamberg: Bürgerstadt und Bischofsstadt

Curia Stm. Sebastiani et Fabian: Wappen des Reinhardus Antonius von Eyb

Wenn man die Karolinenstraße zum Domplatz hinaufgeht, passiert man die steil aufragende Rückseite der Curia Stm. Sebastiani et Fabian (Domplatz 2). Das war früher ein Domherrenhof der Familie von Eyb; heute hat hier das erzbischöfliche Ordinariat seinen Sitz. Insgesamt handelt es sich um eine vierflügelige Baugruppe um einen Innenhof, direkt gegenüber dem Diözesanmuseum gelegen. Zum Domplatz hin ist der dortige Flügel zweigeschossig und weit weniger eindrucksvoll als der Hauptbau direkt am Abhang des Domberges, der hier über einem gewaltigen Sockelgeschoß aufragt, um den Geländeabfall zu kompensieren. Das hier beschriebene Wappen befindet sich auf eben dieser der Stadt zugewandten Rückseite über einem tiefliegenden Kellereingang, tief unterhalb der beiden Wohngeschosse und dennoch hoch über dem Betrachter.

restaurierter Zustand 2018

Wappen des Reinhard Anton von Eyb
Dieses Wappen aus dem 18. Jh., angebracht an der zum Domberg hinaufführenden Straße und ein besonderes Schmuckstück auf der ockergelben Wand, ist das des Reinhardus Antonius von Eyb (14.7.1672-17.3.1722). Die von Eyb führen im silbernen Schild drei (2:1) rote Jakobsmuscheln. Die Helmzier ist ein wachsender Pfau mit goldenem Halsband, der hier nur an seinem Krönchen zu identifizieren ist (hier ist er weiß gestrichen, im alten Siebmacher hat er eine grüne Färbung. Der Pfau kann farblich variieren, meistens ist aber der Rumpf grün oder blau bzw. "natürlich", die Flügel aber silbern, als wären sie Schwanenflügel). Helmdecken rot-silbern.

Zustand 2006

Ein weiteres Wappen dieses Domdekans kann man übrigens am Amtshaus in Bad Staffelstein sehen, dort allerdings in einfacherer darstellerischer Qualität und ohne Ahnenprobe.

Exkurs: Die Familie von Eyb
Die von Eyb sind eines der ältesten Adelsgeschlechter Frankens. Sie sind ab ca. der Mitte des 12. Jh. nachgewiesen. Erster urkundlich erwähnter Eyb ist "Tiederich de Iwe" 1165. Einst hatten sie ihren Stammsitz in der Nähe von Ansbach. Von da aus verbreitete sich die Familie praktisch in ganz Süddeutschland und spaltete sich in mehrere Linien auf. Mitglieder der katholischen Familienzweige hatten viele geistliche Ämter in den Hochstiften Eichstätt und Bamberg inne. Die Familie stellte während der Renaissance auch einen Bamberger Fürstbischof (Martin von Eyb 1580-1583) sowie mit Gabriel von Eyb (1496-1535) und Johannes Martin von Eyb (1697-1704) zwei Fürstbischöfe von Eichstätt. Albrecht von Eyb war Domherr in Bamberg, Eichstätt und Würzburg und gilt als bedeutender Frühhumanist. Insgesamt sind vier Ritterhauptleute in den Kantonen Altmühl und Odenwald bekannt (Veit Erasmus von Eyb 1586, Georg Friedrich von Eyb 1615, Hans Christoph von Eyb 1647, Albrecht Ludwig von Eyb 1694). Weiterhin erlangte Christoph Friedrich von Eyb als württembergischer Rat, Oberst und Oberhofmarschall Bedeutung (gest. 1691), sowie Heinrich von Eyb als Obrist und Generalfeldzeugmeister in Würzburg (gest. 1741). Die von Eyb waren Erbkämmerer der Markgrafschaft Ansbach und Erbschenken des Bistums Eichstätt. 1694 wurden sie zu Reichsfreiherren ernannt. Der Dettelsauer Zweig wurde 1694 in den Grafenstand erhoben, starb aber aus. Heute blühen die Freiherren von Eyb in zwei fränkischen Linien, eine zu Dörzbach und die andere zu Wiedersbach.

Exkurs: Frühere Wappen der von Eyb
Ganz früher hatten die von Eyb noch keine Pilgermuscheln im Schild, sondern - den Pfauenrumpf. Ab ca. 1400 wanderte der Pfauenrumpf nach oben in das Oberwappen, und die drei Pilgermuscheln kamen in den Schild. Der Pfau hat auch seine Begründung: Ein Ahn war Georg von Eyb, genannt Pfau. Dadurch kam er ins Wappen.

 

restaurierter Zustand 2018: befreit vom Straßenschmutz und neu angestrichen, großes Lob!

Exkurs: Vermehrtes Wappen der von Eyb
Aber auch das Wappen wie hier präsentiert ist nicht so geblieben: Später gab es ein vermehrtes Wappen der Familie von Eyb: Der Schild wurde geteilt und zweimal gespalten:

Das vermehrte Wappen von Eyb hatte nun drei Helme:

Die Inschrift unter dem Wappenstein
Die unter der Wappenzone angebrachte Inschrift lautet: "REVERENDISS(IMUS) EXCELLENTISS(IMUS) & / ILLUSTRISS(IMUS) DOMINUS D(OMINUS) REINHARDUS / ANTONIUS AB EYB / SACRAE CAESAR. & CATHOL. MAIEST. CONSILIAR(IUS) IN/TIM(US) ECCLES(IAE) IMPER(IALIS) BAMBERG(ENSIS) DECANUS & CATHE(DRALIS) / HERBIP(OLENSIS) CANONIC(US) CAPIT(ULARIS) ECCLE(SIAE) COLLEG(II) AD S(ANCTUM) IA/COB(UM) BEMBERG(ENSIS) PRAEPOS(ITUS) EMI(NENTISSIMI) ELECT(ORIS) MOGUNT(INAE) & EPIS(COPI) / BAMBERG(ENSIS) CONSILIAR(IUS) INTIMUS / PRAESENTES AEDES FUNDITUS AEDIFICARE CAE/PIT ANNO M DCC XX HISQUE FINEM / POSUIT ANNO M DCC XXI". Daraus gehen zum einen die Baudaten hervor: 1720 wurde der Bau begonnen, 1721 wurde zum Abschluß diese Tafel angebracht. Aber es gehen auch alle Ämter und Ehrenstellungen des Bauherrn daraus hervor: Reinhard Anton von Eyb war Geheimer Rat des Kaisers (wörtlich: seiner geheiligten kaiserlichen katholischen Majestät), seit 1715 Dekan des Domstifts Bamberg, Kapitularkanoniker am Würzburger Domstift, Propst des Bamberger Stifts St. Jakob und Geheimer Rat des Mainzer Kurfürsten und Bamberger Fürstbischofs, also von Lothar Franz von Schönborn, der in beiden Fürstbistümern gleichzeitig in Personalunion regierte. Reinhard Anton von Eyb war außerdem Vormund seines Neffen, des späteren Fürstbischofs Johann Philipp Anton von Franckenstein, denn seine Schwester Maria Margaretha Francisca von Eyb hatte Johann Friedrich Adolf von Franckenstein geheiratet. Selbst war Reinhard Anton von Eyb der Neffe eines Eichstätter Fürstbischofs.

Die Ahnenprobe des Reinhard Anton von Eyb
Die 8er-Ahnenprobe in zwei Spalten verweist auf einige der ältesten fränkischen und schwäbischen Adelsgeschlechter und enthält die Wappen: von Eyb (s.o.), von Santizell (von Sandizell, in Gold ein schwarzer Kalbskopf mit schwarzen oder silbernen Hörnern (hier aus Courtoisie gewendet), Helmzier 2 Büffelhörner), von Thannhausen (in Silber ein schrägrechts gelegtes schwarzes Paddel, gekreuzt von einem schräglinks gelegten schwarzen Kahn), von Rohrbach (im Zackenschnitt schwarz-silbern gespalten),

Zustand 2006

restaurierter Zustand 2018, alles richtig, großes Lob!

Schenck von Stauffenberg (in Silber ein roter Balken, oben und unten begleitet von einem blauen Löwen, rotgezungt.), Schenk von Geyren (Schenk von Geyern, schwarz-silbern geteilt, Helmzier ein wachsender Geier) von Leonroth (von Leonrod, in Silber ein roter Balken), von Wernau (In Silber ein schwarzer Schräglinksbalken, belegt mit drei goldenen Kugeln).

Zustand 2006

restaurierter Zustand 2018 (alles gut, nur die Stauffenberg-Löwen könnten etwas blauer sein)

Die Eltern des Domdekans waren Marquard Franz von Eyb (ein Bruder des Eichstätter Fürstbischofs Johann Martin von Eyb) und Katharina Sophia Schenk von Stauffenberg zu Ammertingen. Reinhard Anton war der einzige Sohn seiner Eltern. Damit war er zugleich der Letzte dieser Linie; nach seinem Tod fielen die ihm gehörenden Rittergüter Neuses und Greuth an die jüngere katholische Linie der Familie. Greuth wurde von den Erben des Bamberger Domdekans 1723 für 6883 fl. an die Grafen von Schönborn verkauft.

Die Großeltern waren väterlicherseits Heinrich Conrad von Eyb (11.5.1592-12.11.1645) und Martha von Sandizell (1603-29.11.1682). Mütterlicherseits waren die Großeltern Johann (Hans) Sigmund Schenk von Stauffenberg (1607-14.1.1679) zu Ammertingen und Margaretha Ursula Schenk von Geyern. In der hier für die 8er-Ahnenprobe relevanten Generation der Urgroßeltern finden wir väterlicherseits Eberhard von Eyb (1558-1625) zu Dettelsau und Sophia von Thannhausen sowie Hans von Sandizell und Anastasia von Rohrbach. Mütterlicherseits sind die vier Urgroßeltern Bernhard Schenk von Stauffenberg zu Ammertingen und Anna Regina von Leonrod sowie Martin Schenk von Geyern und Johanna Maria Magdalena von Wernau.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.890887,10.884053,18.81z - https://www.google.de/maps/@49.890887,10.884053,158m/data=!3m1!1e3
Eugen Schöler, Fränkische Wappen erzählen Geschichte und Geschichten. Verlag Degener 1992.
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Aschaffenburger Wappenbuch. Siebmachers Wappenbuch.
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Ahnenprobe: "Die Künßberg Saga" von D. Frhr. v. Künßberg
https://gw.geneanet.org/frhrvk?lang=en&pz=alram+sonnwin+eberhardt+heinrich&nz=von+kunszberg&ocz=0&p=maria+margaretha+francisca&n=von+eyb
Ahnenprobe für Reinhard Anton von Eyb:
https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=17094&id=1191995&gewaehlteSeite=02_0000763363_0001_2-763363-1.jpg
Biedermann: Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts an der Altmühl
http://books.google.de/books?id=KSZRAAAAcAAJ - https://books.google.de/books?id=erefHcVcj7UC
Liste der Baudenkmäler:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkm%C3%A4ler_in_Bamberg/Domberg

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