Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 750
Barockstadt Fulda

Fulda: Altes Rathaus

Dieser wunderschöne Bau in der Innenstadt diente von 1531 bis 1782 der Stadt Fulda als Rathaus. Der ältere Teil ist der steinerne, westliche Teil (rechts im Bild, rot gestrichen), er stammt im Kern von AD 1500. Der östliche Fachwerkteil (links im Bild) stammt von 1531, wurde aber ab 1968 bis 1970 weitgehend frei rekonstruiert. Einerseits ist dieses Gebäude ein Musterbeispiel für gepflegten Umgang mit historischer Bausubstanz, andererseits wurde genau diese historische Substanz im Inneren fast vollständig beseitigt. Seit dem 15. Jh. bis 1782 war hier der Sitz der kommunalen Selbstverwaltung, gleichzeitig aber auch der zentrale Warenumschlagplatz und der Versammlungsort der Bürger. Das Rathaus setzte sich aus drei unterschiedlichen Teilbauten zusammen: Im Westen stand ein spätgotischer Massivbau. Daran schloß sich im Osten ein dreistöckiger Bau mit massivem Arkaden-Erdgeschoß und Fachwerk-Überbau an, der Hauptbau mit Eckerker. Im Süden schließlich stand ein 1561 angefügter Erweiterungsbau (Steinweg 2a). Das Erdgeschoß des Hauptbaus war ursprünglich als offene Halle gestaltet und diente hauptsächlich dem Handel und der Unterbringung der städtischen Geschütze. Im Obergeschoß waren Ratsstube (Westteil), Rüstkammer und der Tanzboden (Ostteil) für die Bürger untergebracht. Der Ostbau wurde mehrfach umgebaut; mehrere erhaltene Inschriften nennen die Jahreszahlen 1563, 1566, 1585, 1611 und 1691. Der Westbau wurde 1581 umgebaut und dem Ostbau angepaßt. Nachdem diese Gebäude 1782 nicht mehr als Rathaus benötigt wurden, wurden sie anderweitig genutzt, schließlich wurden 1877 Wohnungen geschaffen und 1913 Geschäftsräume eingerichtet. Deshalb ist dieses städtebauliche Schmuckstück ein einem früheren Idealzustand nachgebildeter Zustand, der zwischenzeitlich längt vielfach umgebaut und seiner historischen Substanz beraubt worden war. Trotzdem ist es eine Augenweide geworden, welche die Sehnsucht nach alter Innenstadt befriedigt.

In einem Zwickel zwischen den Arkaden im Untergeschoß des Fachwerkteiles ist ein dislocierter Wappenstein eingemauert. Er ist auf 1691 datiert und trägt die Inschrift "1691 SVB:CONS MOTH ET + GER.LACH"

Das optisch linke von beiden Wappen ist das des Fuldaer Fürstabtes Placidus von Droste (1678-1700), es ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz (Fürstabtei Fulda), Feld 2 und 3: im doppelten Gegenstufenschnitt von Gold und Rot schrägrechts geteilt (Stammwappen Droste)

Das optisch rechte Wappen ist das Stadtwappen von Fulda und ist gespalten; es zeigt vorne in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz (Fürstabtei Fulda) und hinten in Rot aus grünem Dreiberg wachsend einen grünen Lilienstock mit drei silbernen Blüten (Domkapitel Fulda). Auch hier ist die rote Farbe nicht beständig gewesen. Der grüne Lilienstock steht für das Fuldaer Domkapitel und symbolisiert mit seinen drei silbernen Blüten die drei Märtyrer und Schutzpatrone der Stadt Fulda (Simplicius, Faustinus und Beatrix). Bonifatius brachte einst Reliquien dieser drei Heiligen nach Fulda. Der rote Hintergrund steht für den Märtyrertod, den die drei Schutzpatrone gestorben sind. Ein weiteres Stadtwappen identischen Aufbaus befindet sich unterhalb der Erkerkonsole am älteren, steinernen Gebäudeteil.

Übersicht: Die Äbte und Fürstäbte von Fulda
Philipp Georg Schenk zu Schweinsberg (1567-1568), Fürstabt
Wilhelm Hartmann von Klauer zu Wohra (1568-1570), Fürstabt
Balthasar von Dernbach (genannt Grauel) (1570-1576 und 1602-1606), Fürstabt
Johann Friedrich von Schwalbach (1606-1622), Fürstabt
Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg (1623-1632), Fürstabt
Johann Adolf von Hoheneck (1633-1635), Fürstabt
Hermann Georg von Neuhof (genannt Ley) (1635-1644), Fürstabt
Joachim Graf von Gravenegg (1644-1671), Fürstabt
Kardinal Bernhard Gustav Markgraf von Baden-Durlach (1671-1677), Fürstabt
Placidus von Droste (1678-1700), Fürstabt
Adalbert I. von Schleifras (1700-1714), Fürstabt
Konstantin von Buttlar (1714-1726), Fürstabt
Adolf von Dalberg (1726-1737), Fürstabt
Amand von Buseck, (1737-1756), Fürstabt 1737-1752, Fürstbischof ab 1752, am 5.10.1752 wurde die Fürstabtei durch Papst Benedikt XIV. in den Rang eines Bistums erhoben.
Adalbert II. von Walderdorff (1757-1759), Fürstbischof 
Heinrich VIII. von Bibra, (1759-1788), Fürstbischof 
Adalbert III. von Harstall, (1789-1814), Fürstbischof bis 1802, danach Bischof. Im Jahre 1803 wurde mit dem Reichsdeputationshauptschluß das geistliche Fürstentum mit seinen Klöstern aufgelöst.

Literatur:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer.
Kulturamt der Stadt Fulda: http://www.museum-fulda.de
http://www.tourismus-fulda.de/, www.fulda.de, http://www.tourismus-fulda.de/sehenswertes/sehenswuerdigkeiten/index.php
Michael Imhof, Fulda - Ein Führer durch die Barockstadt, Michael Imhof Verlag, 3. Auflage 2006, ISBN 3-935590-03-2 und 978-3-935590-03-7
Fulda - das Stadtlexikon, hrsg. vom Fuldaer Geschichtsverein e. V., Redaktion: Thomas Heiler und Klaus H. Orth, Parzellers Buchverlag, Fulda 2019, ISBN 978-3-7900-0542-4, S. 16-17

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