Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 729
Barockstadt
Fulda
Fulda: Paulustor
Das triumphbogenartige barocke Tor, das von Norden her Zugang zur barocken Altstadt gewährt, hat seinen Namen von der zentralen Paulusstatue. Es steht am Ende der baumgesäumten Pauluspromenade. Was wir heute sehen, ist sozusagen der umgebaute (1930er Jahre) und versetzte Neubau (1771) eines Neubaus (1711): Das erste, mittelalterliche Stadttor, das damals wichtigste von insgesamt vier Toren des Stiftsbereichs, stand ursprünglich an der Nahtstelle von Stadt, Schloß und Stiftsbezirk. Die alte Position lag etwa zwischen der Hauptwache und dem nördlichen Ehrenhofflügel des Schlosses. Als Adalbert von Schleifras den ganzen Schloß- und Dombereich neu gestalten ließ, wurde auch dieses Tor 1711 erneuert, denn es war nicht mehr repräsentativ genug. Der Baumeister des neuen Tores war Dombaumeister Johannes Dientzenhofer. Ursprünglich bestand es aus Haupttor und Vortor. Oben in der Mitte stand die namengebende Figur des hl. Paulus, seitlich standen die beiden Statuen der Märtyrer Simplicius und Faustinus, der beiden Stadtpatrone. Dazwischen stehen auf halber Höhe zwischen den Statuen zwei Vasen auf ähnlich gestalteten Podesten, so daß die in den Himmel ragenden Bildhauerarbeiten die Dreiecksform des Aufbaus akzentuieren und nachzeichnen. Diese Statuen sind Arbeiten von Bildhauer Andreas Balthasar Weber. Zu diesem Zeitpunkt stand es immer noch am alten Ort.
Doch der Ort erwies sich als unglücklich, denn das Tor störte den gewünschten städtebaulichen Kontext von Residenz und Dom und die Anbindung beider an die Stadt. Also wurde es nach weiter draußen versetzt, so daß jetzt der Stiftsbereich städtebaulich in die Stadt einbezogen wurde und das Barockviertel ungestört optimiert werden konnte. Dabei nahm man nur den Mittelteil und verzichtete auf die Mitnahme des Vortores. Dieses Mittelstück wurde 1771 wurde am jetzigen Ort wiederrichtet und durch die beiden Flügelbauten erweitert (Entwurf: Karl Philipp Arnd). Grund der Versetzung war der gewünschte städtebauliche Einbezug des Domes in das städtebauliche Ensemble. Bei der Versetzung drehte Arnd das Tor um fast 180 Grad. Nur wenige Meter weiter nördlich stand hier bis dahin das Bonifatiustor, das früher Peterstor genannt wurde, dieses wurde anläßlich der Versetzung abgerissen. Das Wappen datiert aus der Zeit der Versetzung. Auf der Nordseite ist unter einem Kreuz ein Relief mit dem Brustbild des Bonifatius zu sehen. Unschwer zu erkennen, daß die seitlichen Durchbrüche für Fußgänger nicht authentisch barock sind; sie entstanden erst in den 1930er Jahren.
Die Inschrift auf dem stadtseitigen Scheitelstein lautet: "QUAM / ADALBERTUS I. S(ACRI) R(OMANI) I(MPERII) PRINC(EPS) ET ABB(AS) / ANNO 1711 POSUERAT / RESIDENTIAE PRINCIPALI CONTIGUA(M) / PORTAM CIVITATIS / D. PAULO ET SS. MM. SIMPLICIO / ET FAUSTINO DICATAM, / HENRICUS VIII. S(ACRI) R(OMANI) I(MPERII) PRINCEPS / EPISCOPUS ET ABBAS GG / ANNO 1771 HUC IUSSIT / TRANS LOCARI, / UT IUNGERET CIVITATI / ECCLESIAM CATHEDRALEM / I(N). O(MNIBUS). G(LORIFICETUR). D(EUS)". Daraus erfahren wir, daß das erste Tor 1711 von Adalbert von Schleifras errichtet wurde und daß die Versetzung 1771 erfolgte, um die Kathedralkirche mit der Stadt zu verbinden.
Das Wappen des Fuldaer Fürstbischofs Heinrich VIII. von Bibra (1759-1788) ist geviert und wie folgt tingiert: Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz (Fürstbistum Fulda), Feld 2 und 3: in Gold ein steigender schwarzer Biber mit geschupptem Schwanz, nach innen gewendet (Stammwappen der von Bibra).
Das Oberwappen hat drei Helme, hinter dem Schild Schwert (heraldisch links) und Abts-Pedum (heraldisch rechts): Helm 1: ein hermelinverbrämter, roter Fürstenhut, aus dem ein schwarzes, lateinisches Kreuz herausragt (Fürstbistum Fulda), Helmdecken schwarz-silbern, Helm 2: gekrönt, Bischofsmütze, aus der noch zwei Fähnchen schräg herausragen, hier ist zwar keine Feinstruktur erkennbar, aber üblicherweise ist jedes Fähnchen gespalten, vorne in Rot ein grüner Lilienstock mit drei silbernen Blüten und hinten in Gold ein halber schwarzer Adler am Spalt (Fürstbistum Fulda), Helmdecken schwarz-silbern, Helm 3: Helmzier ein goldener, beiderseits mit dem Biber belegter Adlerflug (Stammkleinod von Bibra), Helmdecken schwarz-golden.
In dieser Darstellung sind beide Biber in den betreffenden Feldern einander zugekehrt dargestellt. Auf den Seitenpfosten stehen zwei jeweils mit Lanze bewaffnete Figuren Wache, die Stadtpatrone Simplicius und Faustinus. Ihren Schild haben sie auf den Boden abgestützt und halten diesen mit der jeweils freien inneren Hand. Der Schild der linken Figur (mittlere und rechte Abb. unten) ist gespalten, vorne in Silber ein schwarzes, durchgehendes Kreuz (Hochstift), hinten in Rot ein grüner Lilienstock mit drei silbernen Blüten (Domkapitel). Der Schild der rechten Figur (linke Abb. unten) ist ebenfalls gespalten, vorne in Gold ein schwarzer Adler am Spalt (Reich), hinten in Rot ein grüner Lilienstock mit drei silbernen Blüten (Domkapitel).
Gemeinsam rahmen diese beiden Figuren mit ihren Extra-Schilden den zentralen Schild des Fürstbischofs ein, so wie das auch im Innern des Schlosses auf bildnerischen Darstellungen zu sehen ist.
Position des beschriebenen Wappens am Paulustor
Übersicht:
Die Äbte und Fürstäbte von Fulda
Philipp Georg Schenk zu
Schweinsberg (1567-1568), Fürstabt
Wilhelm Hartmann von Klauer zu Wohra (1568-1570), Fürstabt
Balthasar von Dernbach (genannt Grauel) (1570-1576 und 1602-1606),
Fürstabt
Johann Friedrich von Schwalbach (1606-1622), Fürstabt
Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg (1623-1632), Fürstabt
Johann Adolf von Hoheneck (1633-1635), Fürstabt
Hermann Georg von Neuhof (genannt Ley) (1635-1644), Fürstabt
Joachim Graf von Gravenegg (1644-1671), Fürstabt
Kardinal Bernhard Gustav Markgraf von Baden-Durlach (1671-1677),
Fürstabt
Placidus von Droste (1678-1700),
Fürstabt
Adalbert I. von Schleifras (1700-1714),
Fürstabt
Konstantin von Buttlar (1714-1726), Fürstabt
Adolf von Dalberg (1726-1737), Fürstabt
Amand von Buseck, (1737-1756), Fürstabt 1737-1752, Fürstbischof
ab 1752, am 5.10.1752 wurde die Fürstabtei durch Papst Benedikt
XIV. in den Rang eines Bistums erhoben.
Adalbert II. von Walderdorff (1757-1759), Fürstbischof
Heinrich VIII.
von Bibra, (1759-1788), Fürstbischof
Adalbert III. von Harstall,
(1789-1814), Fürstbischof bis 1802, danach Bischof. Im Jahre
1803 wurde mit dem Reichsdeputationshauptschluß das
geistliche Fürstentum mit seinen Klöstern aufgelöst.
Literatur:
Siebmachers Wappenbücher,
insbesondere Band Bistümer.
Kulturamt der Stadt Fulda: http://www.museum-fulda.de
http://www.tourismus-fulda.de/, www.fulda.de, http://www.tourismus-fulda.de/sehenswertes/sehenswuerdigkeiten/index.php
Michael Imhof, Fulda - Ein Führer durch die Barockstadt, Michael
Imhof Verlag, 3. Auflage 2006, ISBN 3-935590-03-2 und
978-3-935590-03-7
Fulda - das Stadtlexikon, hrsg. vom
Fuldaer Geschichtsverein e. V., Redaktion: Thomas Heiler und
Klaus H. Orth, Parzellers Buchverlag, Fulda 2019, ISBN
978-3-7900-0542-4, S. 381
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