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Photos schöner alter Wappen Nr. 744
Barockstadt
Fulda
Fulda: Päpstliches Seminar
Das Päpstliche Seminar in Fulda ist eine Vierflügelanlage um einen zentralen rechteckigen Innenhof, die in mehreren Bauphasen in der Zeit zwischen 1584 und 1732 entstand. Die finanzielle Ausstattung des Seminars wurde durch eine Stiftung von Papst Gregor XIII. (1572-1585) im Jahre 1584 gesichert. Es handelte sich um das vierte päpstliche Seminar auf deutschem Boden. Sein Ziel war die katholische Priester-Ausbildung von jungen Adligen aus dem protestantischen Territorien Mittel- und Norddeutschlands und ihre Rückgewinnung für den Katholizismus. Bald fanden aber auch nichtadelige Alumni Aufnahme ins Seminar. Der Westflügel des Gebäudes, in dem das päpstliche Seminar und die Jesuitenschule untergebracht waren, stammt von 1620-1621, der Südflügel von 1679-1682. Der Rest (Eckbau) wurde unter Fürstabt Adolf von Dalberg (1726-1737) in den Jahren 1729-1732 durch den Architekten Andrea(s) Gallasini gebaut. Eine dendrochronologische Bauuntersuchung fand 2018 statt, dabei konnten mehrere Deckenhölzer der Kapelle auf eine Winterfällung 1728/1729 datiert werden. Die früher angesetzte und sehr knapp bemessene Bauzeit von 1731-1732 muß deshalb nach unten erweitert werden: Spätestens im Frühjahr 1729 wurde der Nordflügel begonnen, wahrscheinlich schon 1728, denn im Barock wurde geschlagenes Bauholz in der Regel direkt zeitnah verbaut. Außerdem erhielt der Kupferstecher Joseph Heinrich Salver einen im September 1730 erledigten Auftrag, das päpstliche Seminar samt fürstäbtlichem Wappen in Kupfer zu stechen, es muß also damals bereits im Außenbau fertig gewesen sein. Dann sind 2-3 Jahre für den Innenausbau zu veranschlagen. Jedenfalls wurde am 19.3.1732 die Kapelle von Weihbischof Amand von Buseck geweiht.
Abb.: Nordflügel zum Jesuitenplatz, rechts im Bild die Ecke zum Steinweg. Links im Bild der ganz unten abgebildete Wappenstein.
Abb.: Nordflügel zum Jesuitenplatz, links im Hintergrund die Alte Universität
Das päpstliche Seminar existierte parallel neben dem Priesterseminar. Es war weit größer geplant, als es tatsächlich ausgeführt wurde. Fürstabt Adolf von Dalberg (1726-1737) stiftete 1734 aufgrund päpstlicher und kaiserlicher Privilegien eine aus vier Fakultäten bestehende Universität und plante eine Vereinigung der beiden Seminare, was jedoch am Widerstand der Jesuiten scheiterte. Nach der Säkularisierung wurde das Gebäude als Kaserne und Schule genutzt. Dabei wurde der Bau um ein Mezzaningeschoß aufgestockt. Heute befindet sich in den Räumen das Vonderau-Museum.
Blick in die nordöstliche Ecke des Innenhofes (Museumshofes). Das nachfolgend beschriebene Wappen befindet sich am Nordflügel über dem Portal links im Bild.
Blick in die nordwestliche Ecke des Innenhofes (Museumshofes). Das anschließend beschriebene Wappen befindet sich am Nordflügel über dem Portal rechts im Bild.
Das Wappen des Fuldaer Fürstabtes Adolf von Dalberg (1726-1737), hier dasjenige im Innenhof (Museumshof), ist wie folgt aufgebaut: Hauptschild geviert, Feld 1 und 4: unter einem goldenen Schildhaupt, in das drei blaue Spitzen aufwärtssteigen, in Blau 6 (3:2:1) silberne Lilien (Stammwappen der Kämmerer von Worms), Feld 2 und 3: in Gold ein schwarzes Ankerkreuz (Stammwappen der von Dalberg), Herzschild: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz (Fürstabtei Fulda).
Detailvergrößerung: Das Wappen ist ohne Helme und entsprechende Kleinode dargestellt. Hinter dem Schild stehen schräggekreuzt Schwert und Krummstab, und auf ihm ruht der Fürstenhut.
Ein zweites Wappen des Fürstabtes Adolf von Dalberg (1726-1737) identischer Komposition befindet sich außen am Nordflügel zur Straße hin, rechterhand von der Durchfahrt in den Innenhof. Der Aufbau ist der gleiche wie oben beschrieben. Der Stein wurde offensichtlich neu angefertigt und ersetzt einen verwitterten Originalstein.
Literatur:
Siebmachers Wappenbücher,
insbesondere Band Bistümer.
Kulturamt der Stadt Fulda: http://www.museum-fulda.de
http://www.tourismus-fulda.de/, www.fulda.de, http://www.tourismus-fulda.de/sehenswertes/sehenswuerdigkeiten/index.php
Michael Imhof, Fulda - Ein Führer durch die Barockstadt, Michael
Imhof Verlag, 3. Auflage 2006, ISBN 3-935590-03-2 und
978-3-935590-03-7
Erwin Sturm, Die Bau- und
Kunstdenkmäler der Stadt Fulda, Fulda 1984
Josef Leinweber: Das päpstliche Seminar in Fulda und seine
Bedeutung im Zeitalter der katholischen Erneuerung und des
Barock, in: Ecclesia peregrinans. Josef Lenzenwenger zum 70.
Geburtstag, hrsg. von Karl Amon u.a., Wien 1986, S. 185-194.
Werner Kathrein: Jesuitengymnasium und Päpstliches Seminar in
Fulda, in: Vonderau-Museum Fulda. Von der alten Stadtschule zum
Museum der Region, Fulda 1994 (Dokumentationen zur
Stadtgeschichte 16), S. 62-67.
Volker Rößner, Sabine Wagner, Sabine Fechter: Andrea(s)
Gallasini 1681-1766: Vom Stuckateur zum fürstlichen Baumeister
in Fulda, 320 S., Verlag Michael Imhof Verlag, 2018, ISBN-10:
3731907178, ISBN-13: 978-3731907176, S. 232-235
Michael Imhof, Burghard Preusler,
Gregor Stasch: Barockkirchen in Fulda und im Fuldaer Land mit dem
Geisaer Amt, Dermbach, Hammelburg und Hünfelder Land, mit einem
Beitrag von Gerd Weiß, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2020,
496 S., ISBN-10: 3731908050, ISBN-13: 978-3731908050, S. 296-301
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