Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 732
Barockstadt Fulda

Fulda: Stadtschloß, Diana-Brunnen im zentralen Hof

An der nordöstlichen Schmalseite des zentralen Vierflügelhofes befindet sich ein 1710 errichteter Brunnen aus einer halbrunden Schale vor einer sich in mehreren Figurenebenen staffelnden Rückwand. 3 - 2 -1 staffeln sich die Figuren, deren oberste in einer Wandnische frei steht. In der mittleren Zone wird das Wappen des Bauherrn von zwei Putten flankiert. Ganz oben steht die von einem Hund begleitete Jagdgöttin Diana als Abschluß. Der Dianabrunnen war ein Laufbrunnen und bezog sein Wasser von Quellen der Domäne Ziehers, auf besondere fürstäbtliche Anordnung hin. Auch der Delphinbrunnen von 1790, der Harstallbrunnen von 1791 auf dem Gemüsemarkt und der Kreuzkump bezogen ihr Wasser daher. Nur der Kayserkump wurde von der Ohmbachquelle versorgt.

 

Zustand 2007

 

Zustand 2020. Restaurierung war dringend notwendig geworden. Doch nachdem der Maler seine Arbeit beendet hatte, muß man selbet bei bedecktem Himmel eine Sonnenbrille anziehen, so beißt das neue kalte Weiß in den Augen. Weißer geht es nicht! Die ganzen Details werden von den optischen Aufhellern überstrahlt, die ganze Tiefenwirkung ist verlorengegangen. Hoffen wir auf Patinabildung in den nächsten Jahren. Das Wasser fließt in zwei Strahlen aus den Nasenlöchern eines in eine Muschelschale gelegten Delphins, auf dem ein Putto sitzt, der einen Dreizack hält, genauer: bis zur jüngsten Renovierung noch hielt, denn mittlerweile ist er abgebrochen. Auf den Bildern aus dem Jahr 2007 ist der vergoldete Dreizack noch deutlich zu sehen, 2020 hält der Putto nur noch einen abgebrochenen Stiel. Der Schwanz des Delphins ist hinter dem Putto nach oben gezogen und bildet über dessen Schulter einen gestalterischen Akzent. Diana ganz oben hält eine vergoldete Lanze mit einer Troddel am Ansatz der Lanzenspitze. Diese Lanze ist nach der jüngsten Restaurierung wenigstens noch da.

 

die beiden unteren seitlichen Figuren

Mittelzone: Das Wappen des Fuldaer Fürstabtes Adalbert I. von Schleifras (1700-1714) ist geviert und wie folgt tingiert: Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz (Fürstabtei Fulda), Feld 2 und 3: von Schleifras, gespalten, rechts in Gold eine rote, aufrecht gestellte Axt, Schneide nach hinten, links in Rot ein schwarzer, höhenverstellbarer Kesselhaken mit Zahnschiene. Zwei Putten begleiten das Wappen des Bauherrn.

Das Oberwappen hat drei Helme, hinter dem Schild Schwert (heraldisch links) und Abts-Pedum (heraldisch rechts): Helm 1: gekrönt, auf einem roten Kissen mit Quasten eine goldene Krone, aus der ein schwarzes, lateinisches Kreuz herausragt (Fürstabtei Fulda), Helmdecken schwarz-silbern, Helm 2: gekrönt, eine mit einem rosenförmigen Ornament verzierte Bischofsmütze, aus der noch zwei Fähnchen schräg herausragen, jedes Fähnchen gespalten, vorne in Rot aus grünem Dreiberg wachsend ein grüner Lilienstock mit drei silbernen Blüten und hinten in Gold ein halber schwarzer Adler am Spalt (Fürstabtei Fulda), Helmdecken schwarz-silbern, Helm 3: Auf gekröntem Helm ein roter Flug mit goldenen Saxen. Helmdecken rot-golden (von Schleifras). Unter den beiden äußeren Helmen sind Engelsköpfe zu sehen.

Erholung für die Netzhäute der Augen: Hier nochmal ein Photo aus dem Jahr 2007.

Position der beschriebenen Wappen am Stadtschloß Fulda

Übersicht: Die Äbte und Fürstäbte von Fulda
Philipp Georg Schenk zu Schweinsberg (1567-1568), Fürstabt
Wilhelm Hartmann von Klauer zu Wohra (1568-1570), Fürstabt
Balthasar von Dernbach (genannt Grauel) (1570-1576 und 1602-1606), Fürstabt
Johann Friedrich von Schwalbach (1606-1622), Fürstabt
Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg (1623-1632), Fürstabt
Johann Adolf von Hoheneck (1633-1635), Fürstabt
Hermann Georg von Neuhof (genannt Ley) (1635-1644), Fürstabt
Joachim Graf von Gravenegg (1644-1671), Fürstabt
Kardinal Bernhard Gustav Markgraf von Baden-Durlach (1671-1677), Fürstabt
Placidus von Droste (1678-1700), Fürstabt
Adalbert I. von Schleifras (1700-1714), Fürstabt
Konstantin von Buttlar (1714-1726), Fürstabt
Adolf von Dalberg (1726-1737), Fürstabt
Amand von Buseck, (1737-1756), Fürstabt 1737-1752, Fürstbischof ab 1752, am 5.10.1752 wurde die Fürstabtei durch Papst Benedikt XIV. in den Rang eines Bistums erhoben.
Adalbert II. von Walderdorff (1757-1759), Fürstbischof 
Heinrich VIII. von Bibra, (1759-1788), Fürstbischof 
Adalbert III. von Harstall, (1789-1814), Fürstbischof bis 1802, danach Bischof. Im Jahre 1803 wurde mit dem Reichsdeputationshauptschluß das geistliche Fürstentum mit seinen Klöstern aufgelöst.

Literatur:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer.
Kulturamt der Stadt Fulda: http://www.museum-fulda.de
http://www.tourismus-fulda.de/, www.fulda.de, http://www.tourismus-fulda.de/sehenswertes/sehenswuerdigkeiten/index.php
Michael Imhof, Fulda - Ein Führer durch die Barockstadt, Michael Imhof Verlag, 3. Auflage 2006, ISBN 3-935590-03-2 und 978-3-935590-03-7
Fulda - das Stadtlexikon, hrsg. vom Fuldaer Geschichtsverein e. V., Redaktion: Thomas Heiler und Klaus H. Orth, Parzellers Buchverlag, Fulda 2019, ISBN 978-3-7900-0542-4, S. 76

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