Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 728
Barockstadt Fulda

Fulda: Hauptwache

Die Hauptwache schräg gegenüber des Ehrenhofes des Stadtschlosses ist ein Wachgebäude seitlich des einst hier befindlichen Paulustores, das später am jetzigen Ort abseits wiederaufgebaut wurde. Der Bauplatz wurde schon unter Amand von Buseck hergerichtet, der in der Mitte der 18. Jh. hier zwei Privathäuser aufgekauft hatte und sie abreißen ließ. Die Hauptwache wurde zwischen 1757 und 1759 für Fürstbischof Albert von Walderdorff errichtet, wobei sich die letztendliche Vollendung bis 1785 unter dem Architekten Karl Philipp Arnd hinauszögerte. Die städtebauliche Idee war, vom Schloß aus gesehen einen hübschen Point de vue zu erhalten und nicht mehr auf die wenig repräsentative Seitenfront des Palais Buseck und auf die Stallungen des Palais Schildeck zu blicken. Das war kein schöner Ausblick von den fürstbischöflichen Wohn- und Repräsentationsräumen aus gesehen, das mußte architektonisch kaschiert werden. Bis dahin lag die alte Hauptwache nordwestlich jenseits der Stadtmauer; nach Vollendung der neuen hauptwache wurde die alte abgerissen. Im Keller der neuen Hauptwache lag ein Gefängnis.

Die Urheberschaft von Andrea(s) Gallasini (1691-1766) ist nicht belegt; aber vermutlich geht die Planung bereits auf eine Idee von Amand von Buseck zurück, so daß sie noch durch den damaligen Hofbauinspektor erfolgt sein kann. Die große Ähnlichkeit zu den beiden Wachhäusern in Schloß Fasanerie (1754 entstanden), die gleichen Profile, Dekorationen und Formen läßt durchaus an Gallasini als Urheber denken. Andererseits war seit 1756 Franz Engelbert Springer sein Nachfolger am Hofe, und dieser war selbst ein Schüler von Gallasini und hätte plausiblerweise auch die Formensprache seines Lehrmeisters verwenden können, außerdem waren die ausführenden Handwerker die gleichen, die auch im Rahmen ihrer Freiheiten wie gewohnt hätten arbeiten können. Die Planung durch Gallasini ist denkbar und naheliegend, die Ausführung durch ihn selbst ist jedoch nicht belegt. Andererseits hatte Gallasini zwar die Stellung bei Hofe aus Altersgründen aufgegeben, aber es wäre durchaus denkbar gewesen, daß er noch ab und zu einen Auftrag von der Stadtverwaltung angenommen haben könnte.

Die Hauptwache ist mit ihrem siebenachsigen Arkadengang, dem mächtigen Mansarddach und den Dachgauben nach dem Vorbild der Frankfurter Hauptwache gestaltet. Nach hinten ist sie geschlossen, nach vorne besitzt sie eine offene Arkade mit einer durch ein Monumentalwappen und einen kleinen Dreiecksgiebel betonten Mittelachse und rechts und links davon je drei weiteren Bögen. Die Mittelachse wird oben von einem Postament mit Kriegstrophäen (Tropaion) bekrönt.

Das Wappen des Fuldaer Fürstbischofs Adalbert II. von Walderdorff (1757-1759) im dem Schloß zugewandten Giebel ist wie folgt aufgebaut: Hauptschild: geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz (Hochstift Fulda), Feld 2 und 3: in Silber zwei rote Balken (Niederisenburg), Herzschild: Stammwappen der Familie von Walderdorff, in Schwarz ein rot-silbern geteilter doppelschwänziger Löwe, golden gekrönt, Herzschild mit fünfblättriger, goldener Laubkrone gekrönt.

Hinter dem Schild schräggekreuzt Krummstab (links) und Schwert (rechts), in der Mitte über dem Schild der hermelinverbrämte, rote Fürstenhut über einem pausbäckigen Puttengesicht, als Schildhalter zwei rot-silbern geteilte und doppelschwänzige Löwen, jeweils golden gekrönt und widersehend.

Position des beschriebenen Wappen an der Wache

Übersicht: Die Äbte und Fürstäbte von Fulda
Philipp Georg Schenk zu Schweinsberg (1567-1568), Fürstabt
Wilhelm Hartmann von Klauer zu Wohra (1568-1570), Fürstabt
Balthasar von Dernbach (genannt Grauel) (1570-1576 und 1602-1606), Fürstabt
Johann Friedrich von Schwalbach (1606-1622), Fürstabt
Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg (1623-1632), Fürstabt
Johann Adolf von Hoheneck (1633-1635), Fürstabt
Hermann Georg von Neuhof (genannt Ley) (1635-1644), Fürstabt
Joachim Graf von Gravenegg (1644-1671), Fürstabt
Kardinal Bernhard Gustav Markgraf von Baden-Durlach (1671-1677), Fürstabt
Placidus von Droste (1678-1700), Fürstabt
Adalbert I. von Schleifras (1700-1714), Fürstabt
Konstantin von Buttlar (1714-1726), Fürstabt
Adolf von Dalberg (1726-1737), Fürstabt
Amand von Buseck, (1737-1756), Fürstabt 1737-1752, Fürstbischof ab 1752, am 5.10.1752 wurde die Fürstabtei durch Papst Benedikt XIV. in den Rang eines Bistums erhoben.
Adalbert II. von Walderdorff (1757-1759), Fürstbischof 
Heinrich VIII. von Bibra, (1759-1788), Fürstbischof 
Adalbert III. von Harstall, (1789-1814), Fürstbischof bis 1802, danach Bischof. Im Jahre 1803 wurde mit dem Reichsdeputationshauptschluß das geistliche Fürstentum mit seinen Klöstern aufgelöst.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer.
Kulturamt der Stadt Fulda: http://www.museum-fulda.de
http://www.tourismus-fulda.de/, www.fulda.de, http://www.tourismus-fulda.de/sehenswertes/sehenswuerdigkeiten/index.php
Michael Imhof, Fulda - Ein Führer durch die Barockstadt, Michael Imhof Verlag, 3. Auflage 2006, ISBN 3-935590-03-2 und 978-3-935590-03-7
Volker Rößner, Sabine Wagner, Sabine Fechter: Andrea(s) Gallasini 1681-1766: Vom Stuckateur zum fürstlichen Baumeister in Fulda, 320 S., Verlag Michael Imhof Verlag, 2018, ISBN-10: 3731907178, ISBN-13: 978-3731907176, S. 200-201
Fulda - das Stadtlexikon, hrsg. vom Fuldaer Geschichtsverein e. V., Redaktion: Thomas Heiler und Klaus H. Orth, Parzellers Buchverlag, Fulda 2019, ISBN 978-3-7900-0542-4, S. 213

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