Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 737
Barockstadt Fulda

Fulda: ehemalige Hof- und Klosterbibliothek

Die Fuldaer Klosterbibliothek gehörte zu den wichtigsten frühmittelalterlichen Klosterbibliotheken nördlich der Alpen, in einem Atemzug zu nennen mit denjenigen in St. Gallen, in Lorch und auf der Reichenau. In Folge der karolingischen Bildungsreform wuchs die Bibliothek schon unter Rabanus Maurus zu einer der wichtigsten theologischen und wissenschaftlichen Institution, deren Handschriftenzahl die Tausend erreichte. Bis ins 11. Jh. wuchs die Bibliothek an, dann blieb sie weitgehend konstant. Leider gibt es in der Geschichte dieser Bibliothek eine große Zäsur, die große Bestände vernichtete, die Plünderung durch die protestantischen Truppen im Dreißigjährigen Krieg. Deshalb gibt es in Fulda eine Bibliotheksgeschichte 1632 und eine danach. In jenem Jahr ließ Wilhelm V. Landgraf von Hessen die gesammelten Bücher, Handschriften und Drucke, nach Kassel verbringen, wo sie größtenteils vernichtet wurden. Nur die Pergamente, die man abschaben und wiederverwenden konnte, überlebten in Zweitverwendung. Andere Pergamente wurden als Umschläge wiederverwendet.

Danach erfolgte der Wiederaufbau der Bibliothek. Einen wichtigen Grundstock bildeten die übernommenen Bestände der Fuldaer Propsteien, so aus den Nebenklöstern Michaelsberg, Johannesberg und Petersberg. Heinrich von Bibra schließlich führte alle Bestände zusammen, auch die seiner fürstlichen Hofbibliothek, dazu alle klösterlichen Buchbestände. 1773 kamen die Bestände der Jesuiten hinzu, also des Päpstlichen Seminars und des Jesuitenkollegs, nachdem der Orden aufgehoben worden war.

Das Bibliotheksgebäude wurde als öffentliche Bibliothek 1771-1778 an der Stelle der alten Klosterschule errichtet vom Hofbauinspektor Karl Philipp Arnd. Auftraggeber war der Fürstbischof Heinrich VIII. von Bibra (1759-1788). Hier wurden die Bestände der Benediktinerbibliothek mit denen der Hof- und ehemaligen Jesuitenbibliothek vereinigt, um sie wissenschaftlich besser nutzbar und einer breiteren Öffentlichkeit besser zugänglich zu machen. Als die Bibliothek 1806 säkularisiert wurde, umfaßte sie ca. 15000 Bände. 1816 wurde diese Sammlung in die Hessische Landesbibliothek integriert. Heute wird der Bau von der Theologischen Fakultät Fulda benutzt.

Der Bau steht parallel zum ehemaligen Konventsbau (jetziges Priesterseminar) im Norden desselben. Die Eingänge von Bibliothek und Seminar liegen einander schräg gegenüber. Zum Podest vor dem Eingangsportal im spätbarocken Stil führt eine doppelläufige Freitreppe hinauf. Im Innern beherbergt der Bau einen prächtigen Saal mit hölzernen Einbauten aus der Zeit des Spätbarocks. Ursprünglich war der Saal gewölbt, das Gewölbe wurde 1884 wegen statischer Probleme durch eine hölzerne Kassettendecke ersetzt.

 

Das Wappen des Fuldaer Fürstbischofs Heinrich VIII. von Bibra (1759-1788) ist geviert und wie folgt tingiert: Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz (Fürstbistum Fulda), hier facettiert, Feld 2 und 3: in Gold ein steigender schwarzer Biber mit geschupptem Schwanz (Stammwappen der von Bibra). Das Wappen wird hier in einer Form ohne Helme und Helmkleinode gezeigt, bekrönt von einem Fürstenhut, hinter dem Schild Krummstab (rechts) und Schwert (links) schräggekreuzt.

Der dreimal verkröpfte Segmentbogengiebel ist oben geschlossen, aber unten offen, wodurch das Wappen mit der Inschriftenkartsche als Platz den ganzen Bereich bis zum Portalsturz hinzugewinnt. Der Keilstein des Portalbogens wird von zwei Voluten flankiert. Die beiden seitlichen Kompositkapitelle, die die leicht nach außen gedrehten Wandvorlagen an der Seite oben abschließen, tragen ein hohes Gebälk.

Die Inschrift unter dem Wappen lautet: "BIBLIOTHECA AULAE ET CONVENTUS QUAM UNIRI, PATERE CUNCTIS, REIQUE PUBLICAE PRODESSE VOLUIT REV(ERENDISSI)MUS AC CEL(EBRISSI)MUS S.(ANCTI) R.(OMANI) I.(MPERII) PRINCEPS AC DOMINUS D. HENRICUS VIII ECCLESIAE FULDENSIS EPISCOPUS ET ABBAS, D.(IVAE) A.(UGUSTAE) ARCHICANCELLARIUS, PER GERM(ANIAM) ET GALL(IAM) PRIMAS & C(ETERA) MDCCLXXII" - Der hochwürdigste und durchlauchtigste Fürst und Herr Heinrich VII, Bischof und Abt von Fulda, des Heiligen Römischen Reiches Fürst, der erhabenen Kaiserin Erzkanzler, Primas von Germanien und Gallien usw. hat 1772 diese Bibliothek errichten lassen, auf daß sie dem öffentlichen Wohle diene.

Übersicht: Die Äbte und Fürstäbte von Fulda
Philipp Georg Schenk zu Schweinsberg (1567-1568), Fürstabt
Wilhelm Hartmann von Klauer zu Wohra (1568-1570), Fürstabt
Balthasar von Dernbach (genannt Grauel) (1570-1576 und 1602-1606), Fürstabt
Johann Friedrich von Schwalbach (1606-1622), Fürstabt
Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg (1623-1632), Fürstabt
Johann Adolf von Hoheneck (1633-1635), Fürstabt
Hermann Georg von Neuhof (genannt Ley) (1635-1644), Fürstabt
Joachim Graf von Gravenegg (1644-1671), Fürstabt
Kardinal Bernhard Gustav Markgraf von Baden-Durlach (1671-1677), Fürstabt
Placidus von Droste (1678-1700), Fürstabt
Adalbert I. von Schleifras (1700-1714), Fürstabt
Konstantin von Buttlar (1714-1726), Fürstabt
Adolf von Dalberg (1726-1737), Fürstabt
Amand von Buseck, (1737-1756), Fürstabt 1737-1752, Fürstbischof ab 1752, am 5.10.1752 wurde die Fürstabtei durch Papst Benedikt XIV. in den Rang eines Bistums erhoben.
Adalbert II. von Walderdorff (1757-1759), Fürstbischof 
Heinrich VIII. von Bibra, (1759-1788), Fürstbischof 
Adalbert III. von Harstall, (1789-1814), Fürstbischof bis 1802, danach Bischof. Im Jahre 1803 wurde mit dem Reichsdeputationshauptschluß das geistliche Fürstentum mit seinen Klöstern aufgelöst.

Literatur:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer.
Kulturamt der Stadt Fulda: http://www.museum-fulda.de
http://www.tourismus-fulda.de/, www.fulda.de, http://www.tourismus-fulda.de/sehenswertes/sehenswuerdigkeiten/index.php
Michael Imhof, Fulda - Ein Führer durch die Barockstadt, Michael Imhof Verlag, 3. Auflage 2006, ISBN 3-935590-03-2 und 978-3-935590-03-7
http://www.theologischefakultaetfulda.de/
Fulda - das Stadtlexikon, hrsg. vom Fuldaer Geschichtsverein e. V., Redaktion: Thomas Heiler und Klaus H. Orth, Parzellers Buchverlag, Fulda 2019, ISBN 978-3-7900-0542-4, S. 277

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