Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 733
Barockstadt Fulda

Fulda: Stadtschloß, Arkaden des zentralen Hofes

Der zentrale, längliche Hof des Stadtschlosses wird von zwei ungleichen Baugruppen umstanden. Nach Südwesten hin wird er dreiseitig eingerahmt vom eigentlichen Kernschloß, dreigeschossig. Durch den Mittelbau, also die südwestliche Schmalseite, führt die Tordurchfahrt zum Ehrenhof. Die seitlichen Flügel, ebenfalls dreistöckig, aber mit niedrigerem dach aufgrund der geringeren Tiefe, haben einen Mittelteil von 5 Fensterachsen, der durch eine Arkadenzone im Erdgeschoß betont ist. Daran grenzen nach außen Teile mit je 4 Fensterachsen ohne Arkaden, wodurch der Seitenflügel hofseitig auf 13 Fensterachsen kommt. Als die Anlage barockisiert wurde, war die Ausgangssituation so, daß der nördliche Seitenflügel am alten Bergfried endete, der südliche Flügel auf seiner Seite aber ein bißchen weiter reichte. Deshalb mußte zunächst der nördliche Flügel auf gleiche Länge gebracht werden, das neue Stück ist das rechts vom ehemaligen Bergfried. Hier wurde durch die Wandgliederung mit Kolossalpilastern erstmalig das neue Gestaltungskonzept der Innenhofseiten angewandt, das in den Folgejahren richtungsweisend für den weiteren barocken Umbau wurde. Der an das Kernschloß angebaute Marstall mit seinen Ställen, Remisen und Bedienstetenwohnungen war der erste Neubau unter Adalbert von Schleifras und leitete die barocke Umgestaltung ein. Ein Gesamtplan muß aber schon existiert haben, weil das neue Zwischenstück, das an den Seitenflügel des Kernschlosses angebaut wurde, bereits dem neuen Konzept folgte, das aber erst in den Folgejahren auf die anderen Flügel angewandt wurde.

gartenseitiger Nordflügel des Kernschlosses mit dem Turmaufsatz, der das Ende der ehemaligen Burg markiert.

links das neue Ende des Kernschlosses, rechts der Marstall mit den Remisen

In diesem Bild wird der Bruch deutlich, der durch den Hof geht. Die nordwestliche Bebauung des Zentralhofes ist um ein Stockwerk niedriger und auch von geringerer Tiefe, wodurch hier die Gebäudeflucht zurückspringt und eine Ecke im Hofgrundriß erscheint. Am zweiten großen Portal von rechts befindet sich einer der hier vorgestellten Wappensteine.

links der Hauptflügel des Kernschlosses, rechts der gartenseitige Seitenflügel

In diesem Innenhof mit seinen ungleichen Hälften gibt es insgesamt sechs Wappen des gleichen Fürstabtes zu sehen, von denen hier fünf vorgestellt werden. Die ältesten sind die am niedrigeren Marstall; sie sind undatiert. Die jüngsten sind diejenigen am Kernschloß; diese sind datiert. Die älteren Wappensteine haben die Engelsköpfe unten, die jüngeren oben unter der Krone. Im Bild oben sind zwei Wappensteine im Bild, einer rechterhand am Seitenflügel über der mittleren Arkade, der andere linkerhand über der zentralen Tordurchfahrt des Hauptflügels. Das Wappen des Bauherrn, des Fuldaer Fürstabtes Adalbert I. von Schleifras (1700-1714) ist stets geviert und wie folgt tingiert: Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz (Fürstabtei Fulda), Feld 2 und 3: von Schleifras, gespalten, rechts in Gold eine rote, aufrecht gestellte Axt, Schneide nach hinten, links in Rot ein schwarzer, höhenverstellbarer Kesselhaken mit Zahnschiene. Hinter dem Schild befinden sich stets Schwert (heraldisch links) und Abts-Pedum (heraldisch rechts).

Durchblick vom Innenhof durch den Hauptflügel in den Ehrenhof. Oben befindet sich der von einer Statue überhöhte Wappenkeilstein, den wir unten im Detail sehen. Innen in der Durchfahrt sind rechterhand zwei weitere Wappen von Adalbert von Schleifras, und wenn man in den Ehrenhof gelangt, gibt es noch drei, einer im Giebel des Hauptflügels, zwei am linken, stadtseitigen Ehrenhofflügel.

Schlußstein des Mittelflügels über der Durchfahrt zwischen Innenhof und Ehrenhof, unten datiert auf 1713, mit dem Wappen von Adalbert I. von Schleifras. Die Kartusche wird oben von einem pausbäckigen Engelsgesicht überhöht, darüber eine Krone. Krummstab und Schwert werden jeweils von einem Schwung der vegetabilen Ornamente umfaßt.

Position des beschriebenen Wappens am Stadtschloß Fulda

Parkseitiger Seitenflügel, Arkaden zum Hof. Der nachfolgende Wappenstein ist über der dritten Arkade von rechts angebracht.

Schlußstein des parkseitigen Seitenflügels über der mittleren der 5 Arkaden, datiert auf 1713, mit dem Wappen von Adalbert I. von Schleifras. Die Kartusche wird oben von einem pausbäckigen Engelsgesicht überhöht, dessen Flügel man hier gut erkennen kann, darüber eine Krone.

Position des beschriebenen Wappens am Stadtschloß Fulda

stadtseitiger Seitenflügel des Kernschlosses. Innenhofseite. Das Wappen befindet sich über der mittleren der fünf Arkaden.

Schlußstein des stadtseitigen Seitenflügels über der mittleren der 5 Arkaden, datiert auf 1710, mit dem Wappen von Adalbert I. von Schleifras. Die Kartusche wird oben von einem pausbäckigen Engelsgesicht über einem Flügelpaar überhöht, darüber noch eine Laubkrone.

Position des beschriebenen Wappens am Stadtschloß Fulda

Marstall mit den Remisen, parkseitiger Teil. Der nachfolgende Wappenstein ist über dem mittleren Bogen angebracht.

Marstall, Schlußstein über dem hofseitigen mittleren Torbogen im parkseitigen Trakt, undatiert, aus der Zeit 1706-1708. Die Kartusche wird unten von einem geflügelten Engelskopf zwischen den unteren Enden von Krummstab und Schwert begleitet und oben von einer Krone überhöht.

Position des beschriebenen Wappens am Stadtschloß Fulda

stadtseitiger Teil des Marstalls mit der Tordurchfahrt zur Schloßstraße, darüber der Wappenstein

Marstall, Schlußstein über dem hofseitigen Torbogen im stadtseitigen Trakt, undatiert, aus der Zeit 1706-1708. Die Kartusche wird unten von zwei Engelsköpfen begleitet und oben von einer Krone überhöht.

Position des beschriebenen Wappens am Stadtschloß Fulda

Übersicht: Die Äbte und Fürstäbte von Fulda
Philipp Georg Schenk zu Schweinsberg (1567-1568), Fürstabt
Wilhelm Hartmann von Klauer zu Wohra (1568-1570), Fürstabt
Balthasar von Dernbach (genannt Grauel) (1570-1576 und 1602-1606), Fürstabt
Johann Friedrich von Schwalbach (1606-1622), Fürstabt
Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg (1623-1632), Fürstabt
Johann Adolf von Hoheneck (1633-1635), Fürstabt
Hermann Georg von Neuhof (genannt Ley) (1635-1644), Fürstabt
Joachim Graf von Gravenegg (1644-1671), Fürstabt
Kardinal Bernhard Gustav Markgraf von Baden-Durlach (1671-1677), Fürstabt
Placidus von Droste (1678-1700), Fürstabt
Adalbert I. von Schleifras (1700-1714), Fürstabt
Konstantin von Buttlar (1714-1726), Fürstabt
Adolf von Dalberg (1726-1737), Fürstabt
Amand von Buseck, (1737-1756), Fürstabt 1737-1752, Fürstbischof ab 1752, am 5.10.1752 wurde die Fürstabtei durch Papst Benedikt XIV. in den Rang eines Bistums erhoben.
Adalbert II. von Walderdorff (1757-1759), Fürstbischof 
Heinrich VIII. von Bibra, (1759-1788), Fürstbischof 
Adalbert III. von Harstall, (1789-1814), Fürstbischof bis 1802, danach Bischof. Im Jahre 1803 wurde mit dem Reichsdeputationshauptschluß das geistliche Fürstentum mit seinen Klöstern aufgelöst.

Literatur:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer.
Kulturamt der Stadt Fulda: http://www.museum-fulda.de
http://www.tourismus-fulda.de/, www.fulda.de, http://www.tourismus-fulda.de/sehenswertes/sehenswuerdigkeiten/index.php
Michael Imhof, Fulda - Ein Führer durch die Barockstadt, Michael Imhof Verlag, 3. Auflage 2006, ISBN 3-935590-03-2 und 978-3-935590-03-7

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