Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 747
Barockstadt
Fulda
Fulda: Benediktinerinnen-Abteikirche St. Maria
Kirche und Kloster der Benediktinerinnen wurden 1626-1631 unter Fürstabt Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg (1623-1632) errichtet. Die Gründung war eine gezielte Maßnahme, um die Gegenreformation in Fulda zu stärken. Bereits 1631 konnten die ersten Benediktinerinnen die neuen Gebäude beziehen. Die Wirren des 30jährigen Krieges ließen den Bau der Kirche jedoch im Rohbau stocken. Erst 1678 konnte der Kirchenbau unter Kardinal und Fürstabt Bernhard Gustav Markgraf von Baden-Durlach (1671-1678) vollendet und geweiht werden. Das Kloster besteht heute noch. Die Zeit der Säkularisation wurde durch Schuldienst (1804-1875) und ein zwölfjähriges Exil in Frankreich (1875-1887) überbrückt. 1868-1871 fanden neugotische Veränderungen an der Kirche statt. 1898 wird das Gebäude durch Papst Leo XIII zur Abtei erhoben. 1982 erfolgt Aufnahme in die Beuroner Benediktinerkongregation.
Die Inschrift über dem Portal an der schmalen Nonnengasse ist zweigeteilt und auf zwei Kartuschen verteilt, die jeweils ein kleiner Putto auf dem Gebälk hält: IOANNES BERNARDVS SCHENK ABBAS FVNDAT INITIA HVIVS AEDIS steht zur Linken mit dem Chronogramm I + D + V + C + V + D + I + I + I + V + I + V + D + I = 1 + 500 + 5 + 100 + 5 + 500 + 1 + 1 + 1 + 5 + 1 + 5 + 500 + 1 = 1626 AD, das Gründungsjahr. Die rechte Kartusche enthält ein geschriebenes Lob auf die Kirchenpatronin Maria. Das Portal selbst ist erst 1677 fertiggestellt worden. Man beachte die gedrehten, von Weinlaub umrankten Säulen. Die Formensprache ist die eines Übergangsstiles zwischen Manierismus und Barock: Fratzen auf den Säulenbasen, Knorpelwerk, Fruchtgehänge, Akanthusblätter und Figuren sind z. T. noch dem Manierismus, z. T. schon dem Barock zuzurechnen. Die Statuen stellen die Kirchenpatronin Maria mit dem Kind zwischen den Ordensheiligen Benedikt und Scholastika dar. Der Baustil des Kirchengebäudes ist ebenfalls ein eigenartiger Mischstil, wo sich gotische Fensterformen mit einem Giebel voller Voluten und Schweifwerk verbinden.
Das Wappen des Fuldaer Fürstabtes Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg (1623-1632) ist geviert und hätte folgende Tingierung: Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes, durchgehendes Kreuz (Hochstift Fulda), Feld 2 und 3: geteilt, oben in Blau ein goldener, schreitender Löwe, unten von Rot und Silber geweckt bzw. in Silber 4 (3:1) rote Rauten (Stammwappen Schenk von Schweinsberg).
Abb.: Das Wappen über dem Portal, als Bekrönung des oberen Sprenggiebels. Leider ist der Aufnahmewinkel durch die enge Nonnengasse und die gegenüberliegende Bebauung extrem limitiert.
Über dem Wappen stehen drei Helme: Helm 1: gekrönt, Bischofsmütze, aus der noch zwei Fähnchen schräg herausragen, das rechte Fähnen hat in Gold einen schwarzen Reichsadler, das linke Fähnchen hat in Rot einen grünen Lilienstock mit drei silbernen Blüten, und durch die Inful ist senkrecht ein Bischofsstab gesteckt (Fürstabtei Fulda), Helm 2: Kopf und Hals eines Wolfes bzw. eines Rüden, die Ohren mit zwei Federn besteckt, silbern und rot, fehlen hier, Helmdecken rot-silbern (Schenk von Schweinsberg), Helm 3: ein beiderseits mit einem wie Feld 2 bez. Schildchen belegter schwarzer, blauer oder goldener Flug, Helmdecken blau-golden (Schenk von Schweinsberg, nach dem Aussterben der Vögte von Fronhausen beigefügt, erst schwarz und ohne Schildchen, später mit Schildchen). Hier ist es kein Schildchen, sondern der Flug ist komplett wie Feld 2 belegt.
Detail: In der Mittelnische steht Maria mit Jesuskind auf dem linken Arm, in der Rechten ein Zepter, eine Krone auf dem Haupt.
Detail: die beiden Putten mit den Inschriftentafeln
Ein zweites Wappen dieses Fürstabtes ist im Inneren auf einem Gewölbeschlußstein angebracht (ohne Abb.). Die länglich-sechseckige Einfassung des vertieften Wappens ist einerseits mit Rollwerk verziert und andererseits mit vier Wappen der Ahnenprobe belegt. Die Eltern des Fürstabtes waren Friedrich Schenk zu Schweinsberg und Binhild(is) von Schwalbach. Seine Großeltern waren nach den Stammtafeln von Knetsch: Huprecht (Haupert) Schenk zu Schweinsberg (wie zuvor beschrieben), Ermgard von Steinbach (schwarz-silbern geständert, abweichend am Rahmen seines Portraits im Stadtschloß, dort von Stockheim angegeben, schwarz-golden im Zackenschnitt geteilt, dort außerdem von Wallbrunn auf der falschen Seite des Rahmens), Gernand von Schwalbach (in Rot drei silberne Ringe schrägbalkenweise), Grete von Wallbrunn (in Blau drei (1:2) silberne Rauten).
Übersicht:
Die Äbte und Fürstäbte von Fulda
Philipp Georg Schenk zu
Schweinsberg (1567-1568), Fürstabt
Wilhelm Hartmann von Klauer zu Wohra (1568-1570), Fürstabt
Balthasar von Dernbach (genannt Grauel) (1570-1576 und
1602-1606), Fürstabt
Johann Friedrich von Schwalbach (1606-1622), Fürstabt
Johann Bernhard
Schenk zu Schweinsberg (1623-1632), Fürstabt
Johann Adolf von Hoheneck
(1633-1635), Fürstabt
Hermann Georg von Neuhof (genannt Ley) (1635-1644), Fürstabt
Joachim Graf von Gravenegg (1644-1671), Fürstabt
Kardinal Bernhard Gustav Markgraf von Baden-Durlach (1671-1677),
Fürstabt
Placidus von Droste
(1678-1700), Fürstabt
Adalbert I. von Schleifras (1700-1714),
Fürstabt
Konstantin von Buttlar (1714-1726), Fürstabt
Adolf von Dalberg (1726-1737), Fürstabt
Amand von Buseck, (1737-1756), Fürstabt 1737-1752, Fürstbischof
ab 1752, am 5.10.1752 wurde die Fürstabtei durch Papst Benedikt
XIV. in den Rang eines Bistums erhoben.
Adalbert II. von Walderdorff (1757-1759), Fürstbischof
Heinrich VIII. von Bibra, (1759-1788), Fürstbischof
Adalbert III. von Harstall, (1789-1814), Fürstbischof bis 1802,
danach Bischof. Im Jahre 1803 wurde mit dem
Reichsdeputationshauptschluß das geistliche Fürstentum mit
seinen Klöstern aufgelöst.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher,
insbesondere Band Bistümer.
Kulturamt der Stadt Fulda: http://www.museum-fulda.de
http://www.tourismus-fulda.de/, www.fulda.de, http://www.tourismus-fulda.de/sehenswertes/sehenswuerdigkeiten/index.php
Michael Imhof, Fulda - Ein Führer durch die Barockstadt, Michael
Imhof Verlag, 3. Auflage 2006, ISBN 3-935590-03-2 und
978-3-935590-03-7
Erwin Sturm, Die Bau- und
Kunstdenkmäler der Stadt Fulda, Fulda 1984
http://www.abtei-fulda.de/geschichte/geschichte.php
Benediktinerinnenabtei zur Heiligen Maria, Fulda. Geschichte und
Baugeschichte, hg. v. der Abtei zur Hl. Maria in Fulda,
Petersberg 2001.
http://www.rhön.de/lexikon/staetten/Benediktinerinnenabtei_zur_Heiligen_Maria_in_Fulda_9179593.html
Michael Imhof, Burghard Preusler, Gregor Stasch: Barockkirchen in
Fulda und im Fuldaer Land mit dem Geisaer Amt, Dermbach,
Hammelburg und Hünfelder Land, mit einem Beitrag von Gerd Weiß,
Michael Imhof Verlag, Petersberg 2020, 496 S., ISBN-10:
3731908050, ISBN-13: 978-3731908050, S. 48-59
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