Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2938
Arnstein (Landkreis Main-Spessart, Unterfranken)

Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Sondheim, Epitaph für Bartholomäus von Hutten d. J. (-1495)

Dieses Rittergrabdenkmal zeigt den Verstorbenen in ganz leichter Linkswendung vollplastisch in kurzem Harnisch, der nur über die Oberschenkel reicht. In der Rechten hält er einen Streithammer, in der Linken eine Sturmfahne. Den federgeschmückten Helm trägt er auf dem Kopf, mit hochgeschobenem Visier. Die Füße stehen auf einer kleinen, vorgezogenen Konsole, damit hinter den Unterschenkeln noch der nach optisch rechts blickende Löwe Platz hat. Die Inschrift läuft an drei Seiten um und lautet: "Nach xpi (= Christi) geb(u)rt M cccc xcv ia(h)r am di(e)nstag vor Joha(nn)is vor / der pfforten starb der / e(h)rber(e) u(n)d vest(e) bart(h)ol(o)me(u)s von hutten zu saleck de(m) got(t) genad(e)" (bei Hanna in mehreren Partien abweichend und nicht korrekt gelesen: "An(n)o d(omi)ni" statt "Nach xpi (= Christi) geb(u)rt", "auf dinstag iohais ante porte" statt "am di(e)nstag vor Joha(nn)is vor / der pfforten").

Die Datumsangabe bezieht sich auf Sankt Johannes ante portam Latinam und bezeichnet den 6. Mai. Bei den mehreren Möglichkeiten, einen Heiligen des Namens zu verehren (Johannes der Täufer, Johannes der Apostel, Johannes von Damaskus, Johannes Nepomuk, Johannes Cassianus u.v.a.m.), muß präzisiert werden, daß der Apostel und Evangelist gemeint ist, und dieser Johannes wurde damals in Rom vor dem nach Latium führenden Stadttor in einen Kessel voll siedenden Öls gesetzt. Der Dienstag vor dem 6.5.1495 ist der 5.5.1495 gewesen. Weil Hanna falsch "auf dinstag iohais" und nicht "am di(e)nstag vor Joha(nn)is" liest, gibt er als Todesdatum exakt den 6.5. an. Dieser Tag war jedoch im Jahr 1495 ein Mittwoch, und die Inschrift lautet "dinstag", also ist Bartholomäus von Hutten am 5.5.1495 verstorben. Auch die Grabplatte selbst (siehe unten), bestätigt den Dienstag vor dem Heiligengedenktag.

 

Bei diesem Ritter handelt es sich also um Bartholomäus von Hutten d. J. (-5.5.1495), Amtmann zu Arnstein, später fuldischer Amtmann zu Saaleck bei Hammelburg. Er ist ein Vertreter der bis 1541 in männlicher Folge bestehenden Linie Unterhutten, die ihren eigenen Familiensitz in Arnstein an der Stelle des Finanzamtes hatten. Bartholomäus von Hutten war der Sohn von dem gleichnamigen Bartholomäus von Hutten d. Ä. (-21.12.1452), der den Stamm Unterhutten stiftete, und dessen Ehefrau, Elisabeth (Else) von Thüngen (1430-19.11.1458). Die Großeltern väterlicherseits waren Ritter Friedrich von Hutten, Burggraf zu Starkenburg, und dessen zweite Frau, Anna von Wenkheim. In erster Ehe hatte Friedrich eine Frau von Frankenstein geheiratet.

Ein verläßlicher genealogischer Anschluß der Else von Thüngen nach oben ist nicht in den verfügbaren Quellen zu finden. Für die Vorfahren sind Biedermann und Salver eine kritisch zu sehende Option, weil dort Anna statt Elisabeth von Thüngen gelistet ist. Wir folgen hier den Forschungen von Hanna unter Verweis auf die Vielfalt in den Quellen. Bei Salver und Hattstein finden wir in der Ahnenprobe für den Würzburger Domherren Hippolyt von Hutten Angaben zu den Großeltern Elisabeths, das waren Friedrich von Hutten und dessen zweite Frau Anna von Wenkheim, soweit übereinstimmend, dann werden Hans von Thüngen und Maria von Buchenau angegeben. Hier sind Hinweise zu belegten Vorfahren willkommen.

Auf dem Epitaph für Bartholomäus von Hutten sind vier Wappenschilde dargestellt, oben rechts derjenige der von Hutten (in Rot zwei goldene Schrägbalken, hier einwärts gewendet), oben links derjenige der von Thüngen (in Silber ein fünfmal rot-golden im Wellenschnitt gespaltener Balken), unten rechts derjenige der von Wenkheim (in Gold ein schwarzer und ein roter Flügel) und unten links derjenige der von Buchenau (in Gold ein golden gekrönter grüner Sittich mit rotem Halsband).

Bartholomäus von Hutten war zweimal verheiratet; in erster Ehe heiratete er Elisabeth von Thüngen, in zweiter Ehe 1466 Amalia von Steinau genannt Steinrück, die Tochter von Otto von Steinau genannt Steinrück und Susanne von Münster. Er hatte mehrere Kinder, von denen einige hier in Maria Sondheim auch mit Epitaphien vertreten sind, so Agapitus und Wolf. Vier seiner Söhne schlugen eine geistliche Laufbahn ein, nur einer setzte den Familienzweig fort, das war Esram (Erasmus), für dessen zweite Ehefrau es hier auch ein Grabmonument gibt. Allerdings erlosch dieser Familienzweig Unterhutten mit dessen Kindern endgültig, genauer mit Tochter Margareta am 1.12.1610.

 

Neben diesem figürlichen Epitaph gibt es direkt rechts daneben auch noch eine rein heraldische, rechteckige Grabplatte für Bartholomäus von Hutten, die nun auch einem Epitaph gleich an der Wand bei den anderen Grabmonumenten aufgereiht ist. Die Inschrift lautet "An(n)o d(o)m(ini) mo cccco xcv ia(h)r auf / di(e)nstag vor ioha(nn)es ante porte Starbe der e(h)rber(e) und vest / barthol(o)m(a)eus vom / hutten zu Sa(a)leck dem got(t) genedig sey amen". Auch hier die Bestätigung von Dienstag, den 5.5.1495 (vgl. Diskussion oben), anders ist lediglich die Latinisierung des Namensattributes.

In den vier Ecken des Zentralfeldes sind die gleichen vier Wappen wie am Epitaph zu sehen, oben rechts von Hutten, oben links von Thüngen, unten rechts von Wenkheim und unten links wahrscheinlich von Buchenau. Anders ist die Hinzunahme eines großen, das ganze Zentralfeld ausfüllenden Vollwappens der von Hutten, Schild wie oben beschrieben, auf dem ungekrönten Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender, rot gekleideter und bärtiger Mannesrumpf, auf dem Kopf eine rote, golden gestulpte Mütze mit einem Hahnenfederbüschel auf der Hutspitze, die sonst im Stulp vorhandenen Büschel fehlen hier.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.9733188,9.9627368,19z - https://www.google.de/maps/@49.9733188,9.9627368,162m/data=!3m1!1e3
Pfarreien-Gemeinschaft "Um Maria Sondheim":
https://www.pg-um-maria-sondheim.de/ - https://www.pg-um-maria-sondheim.de/gemeinden/arnstein
Wallfahrtskirche Maria Sondheim:
https://wallfahrt.bistum-wuerzburg.de/wallfahrtsorte/region-main-spessart/maria-sondheim/
Verwendung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Pfarrer Christian Ammersbach vom 23.5.2022, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Genealogie von Hutten: Johann Gottfried Biedermann, Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Baunach
http://books.google.de/books?id=ayZRAAAAcAAJ ab Tafel 72 ff.
von Hutten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hutten_(Adelsgeschlecht)
Georg-Wilhelm Hanna: Die Ritteradeligen von Hutten, ihre soziale Stellung in Kirche und Staat bis zum Ende des Alten Reiches, Dissertation, Fakultät für Geschichts- und Geowissenschaften, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 2006,
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/105 - Download: https://fis.uni-bamberg.de/bitstream/uniba/105/1/Dokument_1.pdf - S. 401-403
Wochentagsberechnung:
https://bonding24.de/wochentag-berechen-fuer-ein-beliebiges-datum-im-zeitraum-46-bis-3000-n-chr/
von Wenkheim:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wenkheim_(Adelsgeschlecht)
von Thüngen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Thüngen_(Adelsgeschlecht)
von Buchenau:
https://de.wikipedia.org/wiki/Buchenau_(Adelsgeschlecht,_Eiterfeld)

Pfarrkirche Maria Sondheim: Grabdenkmäler außen - Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Sondheim, Hans von Hutten (-1515) - Catharina Zobel von Giebelstadt (-1533) - Wolff von Hutten (-1517) - Anna von Rosenberg (-1528) - Agapitus von Hutten (-1520) - Ludwig von Hutten d. Ä. (-1517) - Ludwig von Hutten d. J. (-1548) und Agatha von Liebenstein (-1547) - Bernhard von Hutten (-1539) und Gertraud von Ebersberg gen. Weyhers (-1544) - Philipp von Hutten (-1546) - Wilhelm von Hutten (-1546), Eva von Heßberg (-1541) und Anna von Selbitz (-1599) - Konrad von Hutten (-1502), Anna von Rechberg (-1471) und Elisabeth von Sickingen (-1479) - Stephan Zobel von Giebelstadt (-1597) und Cordula Echter von Mespelbrunn (-1599) - Johann Julius Zobel von Giebelstadt (-1585) - Konrad von Hutten (-1556) - Jobst von Hutten (-1483) - Amalia von Berlichingen (-1570) - Bartholomäus von Hutten d. Ä. (-1452) und Elisabeth (Else) von Thüngen (-1458) - Konrad von Hutten (-1447) - weitere Wappendarstellungen

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