Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2931
Arnstein
(Landkreis Main-Spessart, Unterfranken)
Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Sondheim, Epitaph für Agapitus von Hutten (-1520)
Diese Grabplatte ist für Agapitus von Hutten (-22.8.1520). Sie ist vom rein heraldischen Typus ohne Personendarstellung. Die Platte sticht künstlerisch hervor durch das Rankenwerk und die spielenden Putten im Stil der Frührenaissance. Die umlaufende und nur durch die vier in den äußeren Ecken positionierten Schilde der Ahnenprobe unterbrochene Inschrift lautet: "anno dom(ini) 1(52)0 / ia(h)r am mit(t)woche(n) nach assu(m)ptio(n)is mari(a)e ist / verschi(e)de(n) der e(h)rber(e) und / veste ag(a)pit(us) vo(n) hut(t)e(n) a(m)pt(mann) zw sa(a)leck dem g(ott) g(nade)". Die Inschrift listet als Todesdatum den Mittwoch nach Mariae Himmelfahrt, das ist der 15. August. Im Jahre 1520 war das selbst ein Mittwoch nach dem julianischen Kalender, entsprechend ist der Mittwoch danach der 22. August. Der seltene Vorname kommt aus dem Griechischen und bedeutet "Geliebter". Vorbild ist der katholische Heilige Agapitus von Praeneste.
Die Inschrift bezeichnet ihn als Amtmann zu Saaleck. Burg Saaleck war die südliche Hauptfestung des Stifts Fulda, er stand also wie schon sein Vater in Diensten der Fürstäbte von Fulda. Was die Inschrift verschweigt, ist eine eher unrühmliche Episode dieses Ritters. Agapitus von Hutten gehörte zusammen mit seinem Verwandten Bernhard von Hutten und den beiden Anführern Götz von Berlichingen und Hans von Selbitz sowie Kaspar von Rabenstein, Christoph Fuchs von Schweinshaupten, Wilhelm von Schaumberg, Fritz, Christoph, Karl und Neidhard von Thüngen, Wolf und Philipp von Berlichingen, Balthasar Steinrück, Wolf von Sternberg, Sebastian Fuchs, Conrad von Grumbach, Sigmund von Heßberg, Valentin von Bibra, Cristoffel von Bibra; Dieterich Fuchs, Philips Truchses, Bernhard von Thüngen, Philipp von Maßbach, Reinhart Steinrück, Ciriacus von Herbilstadt, Hans Linhart von Absperg und vielen anderen mehr zu der Gruppe von Raubrittern, die am 18.5.1512 nach Art von Straßenräubern zwischen Neuseß und Forchheim 55 Nürnberger Kaufleute überfielen, die von der Leipziger Messe zurückkehrten, sie ausraubten, gefangen nahmen und auf die Burgen ihrer Freunde bis nach Zeitlofs und Burgsinn verteilten, um auch noch Lösegeld zu erpressen. Ein Beschwerdebrief des Bischofs Georg von Bamberg an Kaiser Maximilian listet sie auf. Alle, auch dieser Agapitus von Hutten, wurden gefangengesetzt und wegen des Vorwurfs des Geleitbruchs (in Worten des Bamberger Bischofs: "mit gewaltiger, verpotner tat ein merklicher beschwerdlicher eingriff in mein glait zwischen Bamberg und Vorchaym gescheen") durch den Schwäbischen Bund am 18.12.1512 geächtet. Erst durch einen Reinigungseid konnten sie sich aus der Lage befreien.
Im Zentralfeld ist ein großes Vollwappen der Herren von Hutten dargestellt, in Rot zwei goldene Schrägbalken, auf dem ungekrönten Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender, rot gekleideter und bärtiger Mannesrumpf, auf dem Kopf eine rote, golden gestulpte Mütze mit drei schwarzen Hahnenfederbüscheln an kleinen Spickeln im Stulp und einem weiteren, besonders großen auf der Hutspitze. Agapitus blieb lt. Hanna unvermählt, weder eine Ehefrau noch Nachkommen sind bekannt. Biedermann gibt ihm eine Ehefrau, aber auch er gibt an, er sei kinderlos gewesen. Agapitus ist der Bruder des ebenfalls hier mit einer Grabplatte vorgestellten Wolf von Hutten und trägt die gleichen Ahnenwappenschilde wie dessen Platte. Und er war ein Bruder des Esram (Erasmus) von Hutten, für dessen Ehefrau Anna Zobel in der Kirche ebenfalls eine Grabplatte existiert. Ein weiterer Bruder war Hippolytus von Hutten, Domherr in Würzburg und Eichstätt sowie Chorherr am Würzburger Neumünsterstift.
In den vier Ecken der Platte sind vier Wappenschilde einer Ahnenprobe auf Großelternebene eingefügt. Die beiden oberen stehen für die Eltern und die Großväter, die beiden unteren für die beiden Großmütter. Wolff von Hutten war der Sohn von Bartholomäus von Hutten jr. (-5.5.1495), Amtmann zu Arnstein und Saaleck, und dessen zweiter Frau, Anna von Steinau genannt Steinrück (in erster Ehe war er mit Elisabeth von Thüngen verheiratet). Entsprechend sehen wir oben rechts eine Wiederholung des Wappenschildes der von Hutten wie beschrieben, und gegenüber den Schild der von Steinau gen. Steinrück, in Silber drei (2:1) schwarze, fünfspeichige Wagenräder.
Die Großeltern väterlicherseits waren Bartholomäus von Hutten sen. (-21.12.1452), Amtmann zu Arnstein, der die wieder erloschene Nebenlinie Unterhutten gründete und der Elisabeth (Else) von Thüngen heiratete (nach Hanna: Elisabeth (Else), nach Hattstein und Salver: Anna von Thüngen, nach ihrem Grabstein: Els). Mütterlicherseits waren die Großeltern Otto von Steinau gen. Steinrück und Susanna von Münster. Deshalb sehen wir heraldisch unten rechts das Wappen der von Thüngen, in Silber ein fünfmal rot-golden im Wellenschnitt gespaltener Balken, und links unten dasjenige der fränkischen von Münster, in Blau ein rot-silbern übereck geteilter Flug (zwei rot-silbern übereck geteilte Flügel).
Alle Ahnen sind bei Biedermann und bei Salver für den Bruder Hippolytus von Hutten gleichlautend gelistet, bis auf den Vornamen Anna statt Elisabeth von Thüngen. Wir folgen hier den Forschungen von Hanna unter Verweis auf die Vielfalt in den Quellen. Bei Salver und Hattstein finden wir für die hier nicht durch Wappen repräsentierte nächstzurückliegende Ebene der Vorfahren folgende Angaben: Das waren Friedrich von Hutten und dessen zweite Frau Anna von Wenkheim, Hans von Thüngen und Maria von Buchenau, Heinrich von Steinau gen. Steinrück und Ida Marschall von Waltershausen sowie Engelhard von Münster und Adelheid von Hafenau.
Zur Übersicht: Eltern:
Großeltern:
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.9733188,9.9627368,19z - https://www.google.de/maps/@49.9733188,9.9627368,162m/data=!3m1!1e3
Pfarreien-Gemeinschaft "Um Maria Sondheim": https://www.pg-um-maria-sondheim.de/ - https://www.pg-um-maria-sondheim.de/gemeinden/arnstein
Wallfahrtskirche Maria Sondheim: https://wallfahrt.bistum-wuerzburg.de/wallfahrtsorte/region-main-spessart/maria-sondheim/
Verwendung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von
Herrn Pfarrer Christian Ammersbach vom 23.5.2022, wofür ihm an
dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Genealogie von Hutten: Johann Gottfried Biedermann,
Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft
Landes zu Franken Löblichen Orts Baunach http://books.google.de/books?id=ayZRAAAAcAAJ ab Tafel 72 ff., insbesondere Tafel 80
von Hutten: https://de.wikipedia.org/wiki/Hutten_(Adelsgeschlecht)
Georg-Wilhelm Hanna: Die Ritteradeligen von Hutten, ihre soziale
Stellung in Kirche und Staat bis zum Ende des Alten Reiches,
Dissertation, Fakultät für Geschichts- und Geowissenschaften,
Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 2006, https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/105 - Download: https://fis.uni-bamberg.de/bitstream/uniba/105/1/Dokument_1.pdf - S. 408-409
Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels
oder Sammlungen alter Denkmäler http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 369, 408, 430
von Münster: https://de.wikipedia.org/wiki/Münster_(fränkisches_Adelsgeschlecht)
von Thüngen: https://de.wikipedia.org/wiki/Thüngen_(Adelsgeschlecht)
Steinau gen. Steinrück: https://de.wikipedia.org/wiki/Steinau_genannt_Steinrück
Pfarrkirche Maria Sondheim: Grabdenkmäler außen - Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Sondheim, Hans von Hutten (-1515) - Catharina Zobel von Giebelstadt (-1533) - Wolff von Hutten (-1517) - Anna von Rosenberg (-1528) - Ludwig von Hutten d. Ä. (-1517) - Ludwig von Hutten d. J. (-1548) und Agatha von Liebenstein (-1547) - Bernhard von Hutten (-1539) und Gertraud von Ebersberg gen. Weyhers (-1544) - Philipp von Hutten (-1546) - Wilhelm von Hutten (-1546), Eva von Heßberg (-1541) und Anna von Selbitz (-1599) - Konrad von Hutten (-1502), Anna von Rechberg (-1471) und Elisabeth von Sickingen (-1479) - Bartholomäus von Hutten d. J. (-1495) - Stephan Zobel von Giebelstadt (-1597) und Cordula Echter von Mespelbrunn (-1599) - Johann Julius Zobel von Giebelstadt (-1585) - Konrad von Hutten (-1556) - Jobst von Hutten (-1483) - Amalia von Berlichingen (-1570) - Bartholomäus von Hutten d. Ä. (-1452) und Elisabeth (Else) von Thüngen (-1458) - Konrad von Hutten (-1447) - weitere Wappendarstellungen
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