Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2930
Arnstein
(Landkreis Main-Spessart, Unterfranken)
Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Sondheim, Epitaph für Anna von Rosenberg (-1528)
Diese rechteckige Grabplatte ist für Anna von Rosenberg (-1528). Die Verstorbene wird aufrecht stehend dargestellt, den Blick leicht nach rechts gewendet, die Hände vor der Brust zusammengelegt und mit einem Rosenkranz um die linke Hand geschlungen. Das Gesicht wird von einer großen Haube umschlossen. Die Nasenpartie ist bei einer Restaurierung als trapezförmiges Stück nachträglich erneuert worden, und die Grenzen des Einsatzes verleihen dem Gesicht die "Tränenspuren". Das faltenreiche Gewand wird unten mittig mit einem Wappenschild der von Hutten (in Rot zwei goldene Schrägbalken, hier schräglinks) belegt, der etwas größer ist als die vier Ahnenwappenschilde in den Ecken der Platte. Im Gegensatz zu den Ahnenwappen, die jeweils nur eine seitliche Lanzenruhe haben, hat der Hutten-Schild aus Symmetriegründen deren zwei.
Die umlaufende und nur durch die vier in den äußeren Ecken positionierten Schilde unterbrochene Inschrift lautet: "Anno d(o)m(ini) 1528 / Samstag nach San(k)t pauls beke(h)rung starb die e(h)rber(e) und / thugenthafte Fraw / Anna von Hutten gebor(e)ne von Rosenberg d(er) got(t) gn(a)edig sey a(men)". Der komplette untere Abschnitt der Platte bis in die Mitte des Hutten-Schildes wurde offensichtlich bei einer Restaurierung erneuert, was man an der durchgehenden Ansatzlinie und der anderen Färbung des Steines sieht, und vor allem an dem Fehlen heraldischer Inhalte in den beiden unteren Schilden der 4er-Ahnenprobe. Der genaue Tag ergibt sich aus der Formulierung "Samstag nach San(k)t pauls beke(h)rung", denn der Gedenktag seiner Bekehrung ist der 25. Januar. Die Bekehrung hat sich wahrscheinlich im Jahr 36 auf dem Weg nach Damaskus ereignet, als Jesus Christus selbst zu ihm gesprochen hat und ihn zum Verkünder des Glaubens berufen hat. Im Schaltjahr 1528 fiel der 25. Januar des julianischen Kalenders auf einen Samstag, also ist der Samstag nach Pauls Bekehrung der 1. Februar. Nach gregorianischer Berechnung wäre der 25. Januar ein Mittwoch gewesen, und der Samstag nach Pauls Bekehrung wäre der 28. Januar gewesen. Hanna gibt als Todesdatum den 31.1.1528 an.
Anna von Rosenberg war die Ehefrau von Ulrich Lorenz von Hutten (6.2.1493-7.12.1531), dem Sohn von Ludwig von Hutten zu Frankenberg (-1517), kaiserlicher Hauptmann, würzburgischer Rat und Amtmann zu Trimberg, und dessen zweiter Ehefrau, Margarethe Speth von Hohenegk und Steingebronn (-1505). Annas Gemahl, ein Bruder des von Herzog Ulrich von Württemberg ermordeten Hans, war Amtmann in Uffenheim und stand damit in Diensten der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Anna und Ulrich Lorenz von Hutten hatten 1522 geheiratet. Anna und Ulrich hatten eine Tochter namens Eva, die 1549 Veit von Lichtenstein zu Geyersberg geheiratet hatte, und einen Sohn namens Konrad von Hutten, der Barbara von Heßberg heiratete und ohne Nachkommen 1556 starb.
Nun zu den Vorfahren der Anna von Rosenberg: Ihre Eltern waren Leonhard von Rosenberg, Herr zu Uttenhofen, und Afra von Thüngen. Die Großeltern waren väterlicherseits Erasmus von Rosenberg, Herr auf Gnötzheim, und seine Frau Margaretha von Helmstatt. Die Großeltern mütterlicherseits waren nach Biedermann Wilhelm von Thüngen (-1492) zu Buchold und Mittelsinn und seine erste Frau, Afra Voit von Rieneck. Das kann nicht zutreffen, weil an entsprechender Stelle am Epitaph für ihren Sohn das Wappen der Truchseß von Wetzhausen mit den beiden geschachten Balken angebracht ist, nicht das der Voit von Rieneck mit dem Widder. Wie immer gilt auch hier, daß Biedermann nur so lange eine Option ist, wie man keinen Gegenbeleg hat. Entsprechend sehen wir oben rechts den Schild der Herren von Rosenberg, rot-silbern geteilt und fünfmal gespalten, und gegenüber den Schild der von Thüngen, in Silber ein fünfmal rot-golden im Wellenschnitt gespaltener Balken. Die beiden nachträglich ergänzten, leeren Schilde unten müßten demnach heraldisch rechts das Wappen der von Helmstatt enthalten haben, in Silber ein flugbereiter schwarzer Rabe, und gegenüber das der Truchseß von Wetzhausen, in Gold zwei rot-silbern in zwei Reihen geschachte Balken. Statt dessen wurden die beiden ergänzten Schilde einfach nur mit dem Scharriereisen bearbeitet.
Zur Übersicht: Eltern:
Großeltern:
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.9733188,9.9627368,19z - https://www.google.de/maps/@49.9733188,9.9627368,162m/data=!3m1!1e3
Pfarreien-Gemeinschaft "Um Maria Sondheim": https://www.pg-um-maria-sondheim.de/ - https://www.pg-um-maria-sondheim.de/gemeinden/arnstein
Wallfahrtskirche Maria Sondheim: https://wallfahrt.bistum-wuerzburg.de/wallfahrtsorte/region-main-spessart/maria-sondheim/
Verwendung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von
Herrn Pfarrer Christian Ammersbach vom 23.5.2022, wofür ihm an
dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Genealogie von Hutten: Johann Gottfried Biedermann,
Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft
Landes zu Franken Löblichen Orts Baunach http://books.google.de/books?id=ayZRAAAAcAAJ ab Tafel 72 ff., insbesondere Tafel 82
von Hutten: https://de.wikipedia.org/wiki/Hutten_(Adelsgeschlecht)
Georg-Wilhelm Hanna: Die Ritteradeligen von Hutten, ihre soziale
Stellung in Kirche und Staat bis zum Ende des Alten Reiches,
Dissertation, Fakultät für Geschichts- und Geowissenschaften,
Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 2006, https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/105 - Download: https://fis.uni-bamberg.de/bitstream/uniba/105/1/Dokument_1.pdf - S. 456-458
Genealogische Datenbank des Christoph Graf von Polier: https://gw.geneanet.org/cvpolier?lang=en&iz=0&p=afra&n=von+thungen
von Rosenberg: https://de.wikipedia.org/wiki/Rosenberg_(fränkisches_Adelsgeschlecht)
von Thüngen: https://de.wikipedia.org/wiki/Thüngen_(Adelsgeschlecht)
von Helmstatt: https://de.wikipedia.org/wiki/Helmstatt
Truchseß von Wetzhausen: https://de.wikipedia.org/wiki/Truchseß_von_Wetzhausen
Pfarrkirche Maria Sondheim: Grabdenkmäler außen - Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Sondheim, Hans von Hutten (-1515) - Catharina Zobel von Giebelstadt (-1533) - Wolff von Hutten (-1517) - Agapitus von Hutten (-1520) - Ludwig von Hutten d. Ä. (-1517) - Ludwig von Hutten d. J. (-1548) und Agatha von Liebenstein (-1547) - Bernhard von Hutten (-1539) und Gertraud von Ebersberg gen. Weyhers (-1544) - Philipp von Hutten (-1546) - Wilhelm von Hutten (-1546), Eva von Heßberg (-1541) und Anna von Selbitz (-1599) - Konrad von Hutten (-1502), Anna von Rechberg (-1471) und Elisabeth von Sickingen (-1479) - Bartholomäus von Hutten d. J. (-1495) - Stephan Zobel von Giebelstadt (-1597) und Cordula Echter von Mespelbrunn (-1599) - Johann Julius Zobel von Giebelstadt (-1585) - Konrad von Hutten (-1556) - Jobst von Hutten (-1483) - Amalia von Berlichingen (-1570) - Bartholomäus von Hutten d. Ä. (-1452) und Elisabeth (Else) von Thüngen (-1458) - Konrad von Hutten (-1447) - weitere Wappendarstellungen
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