Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2932
Arnstein (Landkreis Main-Spessart, Unterfranken)

Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Sondheim, Epitaph für Ludwig von Hutten (-1517)

Dieses figürliche Epitaph ist für den Ritter und Hauptmann Ludwig von Hutten d. Ä. (ca. 1450-25.8.1517), würzburgischer Rat, würzburgischer Amtmann zu Arnstein, fuldischer Erbamtmann zu Hammelburg und würzburgischer Amtmann zu Trimberg. Ludwig war ein reichbegüterter und mächtiger Adeliger, aber noch zu seinen Lebzeiten deutete sich eine Verschiebung an: Das Hochstift hatte 1489 die Pfandschaft Arnstein ausgelöst, was die Machtposition in der Stadt erheblich schmälerte. Ludwig kümmerte sich zielgerecht um den Erwerb neuer Besitztümer, um sich wieder eine Machtposition außerhalb Arnsteins aufzubauen. Er erwarb zwar Eigenbesitz um Brückenau und bei Arnstein, konnte aber kein kohärentes Territorium aufbauen wegen des Verlusts der Pfandschaft Arnstein. Dafür erwarben seine Söhne Frankenberg, und Ludwig wurde so zum Stifter der Linie zu Frankenberg. Ludwig nahm an mehreren Kriegszügen teil, so 1488 mit dem Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Ansbach nach Belgien, 1492 als Hauptmann in Maximilians Ungarnfeldzug und beim Zug nach Regensburg und Donauwörth. 1504 nahm Ludwig von Hutten an der Besetzung Ingolstadts als einer der drei Befehlshaber teil. Als der Landshuter Erbfolgekrieg 1505 auf dem Reichstag in Köln durch den sogenannten Kölner Spruch beendet wurde, begleitete Ludwig seinen Dienstherrn nach Köln. Als Ergebnis des Landshuter Erbfolgekrieges erhielten die von Hutten Lauda mit Burg und zugehörigen Dörfern, was aber ein Jahr später an das Hochstift Würzburg abgetreten wurde. 1508 bekam Ludwig von Hutten die drei Ämter Allersberg, Heideck und Hilpoltstein auf der fränkischen Alb, die er bis 1512 behielt. Mit dem Erlös aus der erneuten Veräußerung im Rahmen einer Auslösung durch Bayern konnten andere Besitzungen gekauft werden, so z. B. später Frankenberg durch seine Söhne, aber das war schon nach seinem Ableben. Das Leben Ludwigs war geprägt vom Bemühen, mit gewinnbringenden, oft kurzfristigen Zuerwerbungen letztendlich einen erneuten Herrschaftsbereich aufzubauen und irgendwie den Besitz zu arrondieren.

 

Das im Stil der Renaissance ausgeführte, hohe und schlanke Grabmonument besitzt einen Sockel mit lustigen Szenen (Drôlerien), links greifen zwei Kinder in einen großes, kelchartiges Standgefäß, vermutlich mit Eßbarem gefüllt, und rechts wird der Ritt auf einer Sau dargestellt, einer sitzt auf dem Schwein und hält sich an einem Ohr fest, die zweite Person hält den Schweineschwanz mit der Linken und erhebt die Rechte mit einem kleinen Prügel darin zum Schlag. Darüber bildet das oben halbkreisförmig abgeschlossene Epitaph eine flache Nische mit Muschelrosette in der Rundung. Der lebensgroß dargestellte Verstorbene ist von hoher Plastizität und steht frontal den Betrachter anblickend vor dem Hintergrund, den Blick ganz leicht nach rechts gedreht. Er ist barhäuptig und vollbärtig. Er trägt eine vollständige, körpernahe und die exzellente Figur betonende Rüstung, nur den Helm mit einem Busch Straußenfedern als Schmuck hat er neben seinen rechten Fuß auf ein kleines viereckiges Podest gestellt. Die Rechte ruht am Dolch, die Linke umfaßt den Schwertgriff und hält zusätzlich einen Rosenkranz. Beide Füße ruhen auf einem linksblickenden Löwen. Die Rundung oben trägt zwei Drachen mit angelegten Flügeln und mit verschlungenen, widersehenden Hälsen. Vermutlich sollen sie den Kampf Ludwigs gegen das Böse illustrieren.

Die Inschrift beginnt optisch unten links und folgt dem Rand und dem Bogen bis zum Ende unten rechts. Sie wird zweimal durch je einen Wappenschild der Ahnenprobe unterbrochen und lautet: "Anno D(o)m(ini) M CCCCC und xvii auff Samb/stag nach Sanct Barthol(o)m(a)eus Ist der Gestreng(e) e(h)rber(e) / vest(e) herr ludwig von hut(t)en Ritter czu Augspurg verschi(e)d(en)". Der Bartholomäustag ist der 24. August. Dieser fiel im Jahre 1517 auf einen Freitag, folglich ist Ludwig von Hutten nach julianischer Zählung am 25. August in Augsburg verstorben, während des Augsburger Reichstags.

 

Das Epitaph besitzt kein eigentliches Hauptwappen. Die vier Wappen der Ahnenprobe decken es mit ab, so daß man der idealisierten Standfigur des Ritters seine volle gestalterische Aufmerksamkeit schenken konnte. Die beiden oberen Ahnenwappenschilde sind unter dem Bogenansatz auf dem Rand angebracht. Die Eltern von Ludwig von Hutten waren Konrad von Hutten (-1502), Ritter, würzburgischer Amtmann zu Trimberg, Würzburger Rat und Oberhofmeister, und dessen erste Frau, Anna von Rechberg. In zweiter Ehe hatte Konrad am 4.10.1472 Elisabeth von Sickingen geheiratet. Alle drei sind hier in Maria Sondheim auch mit einem Grabmonument vertreten. Entsprechend sehen wir heraldisch oben rechts einen gewendeten Schild der von Hutten, in Rot zwei goldene Schrägbalken, und gegenüber, oben links, das Wappen der von Rechberg, in Gold zwei aufspringende Löwen Rücken an Rücken (Linie Hohenrechberg).

 

Die beiden unteren Ahnenwappenschilde sind zwar auf gleicher Höhe, aber in unterschiedlichem Kontext angebracht. Das eine ist auf dem Sockel zu sehen, auf dem der Helm ruht, das andere wird von dem Löwen mit seinen Vorderpranken gehalten. Die Großeltern väterlicherseits waren Konrad von Hutten (1407-21.10.1447), Ritter und würzburgischer Amtmann zu Arnstein, und dessen dritte Frau, Anna von Frankenstein, die er 1422 geehelicht hatte, nachdem er zuvor mit Katharina von Bibra und dann mit Anna von Thüngen verheiratet gewesen war. Entsprechend sehen wir heraldisch rechts unten das Wappen der von Frankenstein, in Gold ein schräggestelltes rotes Axteisen (Beileisen) mit quergestellter rechteckiger Stielöffnung, aber ohne Stiel, hier einwärtsgewendet. Hier ist das Motiv sehr schlank wie eine Wurfparte gestaltet. Die Großeltern mütterlicherseits waren Wilhelm von Rechberg und dessen Frau Jolanthe von Hirschhorn. Entsprechend sehen wir links unten das Wappen der von Hirschhorn, in Gold eine rote Hirschstange (Geweihstange).

Ludwig von Hutten war zweimal verheiratet, in erster Ehe mit Anna Susanne von Bickenbach (daraus entsproß eine Tochter, Margareta) und in zweiter Ehe am 7.7.1477 mit Margaretha Speth von Hohenegk und Steingebronn (-1505). Mit Margaretha hatte Ludwig sieben Söhne und drei Töchter. Zu seinen Kindern gehört Hans von Hutten, der von Herzog Ulrich von Württemberg ermordet wurde und dessen Platte ebenfalls in dieser Kirche zu sehen ist. Bis zu diesem tragischen Ereignis war Ludwig von Hutten sogar ein Freund des Herzogs Ulrich gewesen und hatte diesem auch zinslos große Summen Geld geliehen, was seinem Sohn den Weg in das Hofamt ebnete. Nach dem Mord herrschte jedoch Fehde. Ludwig von Hutten war ferner als Ritter des Schwanenordens in Begleitung des Markgrafen Friedrich d. Ä. von Brandenburg-Ansbach in der Zeit 1481-1482 auf Pilgerreise im Heiligen Land.

Zur Übersicht: Eltern:

Großeltern:

 

Neben diesem Epitaph gibt es auch noch eine Grabplatte für Ludwig von Hutten, die nun auch einem Epitaph gleich an der Wand bei den anderen Grabmonumenten aufgereiht ist. Die an vier Seiten umlaufende Inschrift lautet: "Anno D(o)m(ini) M ccccc /xvii am sambstag nach barthalomey starb der gestrenge / e(h)rbe(re) und veste / herr ludwig vom hutten Ritter de(m) got(t) gen(a)edig sei am(en)". Bei den Gruppen römischer Zahlzeichen ist jeweils ein kleines "o" für den Kasus hochgestellt darüber eingeschlagen. Die Daten stimmen mit denen des Epitaphs überein. Die Platte ist nicht figürlich, sondern rein heraldisch, mit einem großen Wappen der von Hutten im Zentralfeld, darüber angedeutetes Blendmaßwerk. In den vier Ecken der Platte sind keine Ahnenwappen angebracht, nur Kreise.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.9733188,9.9627368,19z - https://www.google.de/maps/@49.9733188,9.9627368,162m/data=!3m1!1e3
Pfarreien-Gemeinschaft "Um Maria Sondheim":
https://www.pg-um-maria-sondheim.de/ - https://www.pg-um-maria-sondheim.de/gemeinden/arnstein
Wallfahrtskirche Maria Sondheim:
https://wallfahrt.bistum-wuerzburg.de/wallfahrtsorte/region-main-spessart/maria-sondheim/
Verwendung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Pfarrer Christian Ammersbach vom 23.5.2022, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Genealogie von Hutten: Johann Gottfried Biedermann, Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Baunach
http://books.google.de/books?id=ayZRAAAAcAAJ ab Tafel 72 ff., insbesondere Tafel 80
von Hutten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hutten_(Adelsgeschlecht)
Georg-Wilhelm Hanna: Die Ritteradeligen von Hutten, ihre soziale Stellung in Kirche und Staat bis zum Ende des Alten Reiches, Dissertation, Fakultät für Geschichts- und Geowissenschaften, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 2006,
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/105 - Download: https://fis.uni-bamberg.de/bitstream/uniba/105/1/Dokument_1.pdf - S. 425-432
von Rechberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rechberg_(Adelsgeschlecht)
von Frankenstein:
https://de.wikipedia.org/wiki/Frankenstein_(oberrheinisches_Adelsgeschlecht)
von Hirschhorn:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hirschhorn_(Adelsgeschlecht)

Pfarrkirche Maria Sondheim: Grabdenkmäler außen - Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Sondheim, Hans von Hutten (-1515) - Catharina Zobel von Giebelstadt (-1533) - Wolff von Hutten (-1517) - Anna von Rosenberg (-1528) - Agapitus von Hutten (-1520) - Ludwig von Hutten d. J. (-1548) und Agatha von Liebenstein (-1547) - Bernhard von Hutten (-1539) und Gertraud von Ebersberg gen. Weyhers (-1544) - Philipp von Hutten (-1546) - Wilhelm von Hutten (-1546), Eva von Heßberg (-1541) und Anna von Selbitz (-1599) - Konrad von Hutten (-1502), Anna von Rechberg (-1471) und Elisabeth von Sickingen (-1479) - Bartholomäus von Hutten d. J. (-1495) - Stephan Zobel von Giebelstadt (-1597) und Cordula Echter von Mespelbrunn (-1599) - Johann Julius Zobel von Giebelstadt (-1585) - Konrad von Hutten (-1556) - Jobst von Hutten (-1483) - Amalia von Berlichingen (-1570) - Bartholomäus von Hutten d. Ä. (-1452) und Elisabeth (Else) von Thüngen (-1458) - Konrad von Hutten (-1447) - weitere Wappendarstellungen

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