Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 3160
Meisenheim (Landkreis Bad Kreuznach)
Die ev. Schloßkirche in Meisenheim: Margaretha von Schwarzenberg
Am südlichen Abschnitt der Westwand ist ein hölzernes, hochrechteckiges Epitaph angebracht, 1,25 m hoch und 0,68 m breit. Eine einzelne Zeile ist oben quer über die ganze Schmalseite der Tafel geschrieben: "d(em) Christlich ab(ge)scheidt(en) frewl(e)i(n) Marg(a)rethe(n) vo(n) Schwartze(n)burg", dieser entnehmen wir die Zuordnung zu Margaretha von Schwarzenberg (-13.10.1557), die im Alter von nur 19 Jahren nach anscheinend langer Krankheit gestorben ist. Die Hauptzone enthält ein großes ovales Inschriftenfeld, das von gemaltem Rollwerk und floralen Zwickelornamenten eingefaßt wird. Der Wortlaut ist: "Mit(t)wochs / den 13 tag Octobris Nach Chr=/isti geburt vnsers liebe(n) herre(n) vn(d) heilandts / 1 5 5 7 ist d(as) wo(h)lgebor(e)ne frewl(e)i(n) Margareta freyin / zu schwarze(n)burg In rechter wa(h)rer bekan(n)tnus vnd / Anruffung des su(h)ns gottes vnsers liebe(n) herre(n) vnd getre=/we(n) seligmachers vnsers herre(n) Jesu christi Vngeuerlich ein / vi(e)rteil stundt vor acht vhren nach mittag Als sie zuvor sambs=/tags de(n) 9 tag ernen(n)ts Monats vor de(n) hoffprediger zu Meise(n)heim / vnd ander vi(e)l me(h)r christliche(n) perschone(n) I(h)re bekan(n)tdnus des glaubens / gethon vnd darauff mit grosse(r) begi(e)rde(n) vnd andacht das hochwirdig(e) / Sacrament des leibs vnd bluts Christi en(p)fangen auch die gantze ze=/it I(h)rer schwach(h)eit das creutz i(h)r von gott auffgelegt mit grosser / gedult willigklich gedragen vnd gott den herre(n) offtmals vmb ei(n) / seligs stundl(e)in vnd gnedige(n) abschi(e)dt von di(e)ser welt vnerschrocke(n) / gebetten Gantz sanfft vnd still gleich eine(r) schlaffenden In dem / herre(n) Christo auß dem Jam(m)ertal vngezweiffelter hoffnung / In die ewig freudt vnd seligkeit verscheiden vnd volgens / den 15 Octobris In die pfar(r)kirchen zu Meisenheim / Ehrlich begraben vnd zum erdtr(e)ich bestatt(et) worden / I(h)r alter ist 19 Ja(h)r(e) ... monat(e) ... tag(e) Der / Alm(a)echtig(e) Gott woll(e) i(h)r vnd vns / Allen miteinander vmb seines / so(h)ns Jesu Christi willen / ein(e) fröe(h)lich(e) Aufferstehung / verleihenn". Die genaue Anzahl der Tage und Monate ist offen gelassen worden, anscheinend wolle man das erst noch genau nachrechnen und ließ es dann ganz. Es gibt für Margaretha von Schwarzenberg auch eine stark beschädigte Grabplatte mit langer Inschrift, die für irgendeine Zweitverwendung als Bodenplatte verkürzt und später im ersten Obergeschoß des südlichen Seitenschiffs an der Nordwand des Raums unter der sogenannten Fürstenloge aufgestellt wurde.
In den vier Ecken des Feldes sind insgesamt vier Familienwappen einer Ahnenprobe angebracht. Margaretha von Schwarzenberg war die Tochter von Wolfgang Freiherr von Schwarzenberg (-22.1.1543), brandenburgisch-ansbacher Amtmann zu Flüglingen, und Osanna von Guttenberg (-26.6.1541). Ihre Großeltern väterlicherseits waren Michael II. Freiherr von Schwarzenberg (-10.9.1489) und Agnes von Castell (21.1.1466-26.12.1504). Die Großeltern mütterlicherseits waren Apelius von Guttenberg (-1497) und Osanna / Susanna von der Tann. Margaretha von Schwarzenberg hatte noch acht Geschwister, 1.) Johann Onuphrius (1513-27.3.1584), ging nach Friesland und wurde kaiserlicher Oberst, 2.) Georg (18.6.1532-22.8.1557), wurde Domherr zu Würzburg und Regensburg, 3.) Balthasar, 4.) Michael, 5.) Hilarius, 6.) Achaz (-1567), war 1537-1567 Kanoniker und 1550-1553 Scholaster am Ritterstift St. Burkard in Würzburg, 7.) Sibylla (-1569) und 8.) Amalia, Hoffräulein am kurpfälzischen Hof in Heidelberg. Auch Margaretha kam als Hoffräulein an den Meisenheimer Hof, wo zu dieser Zeit Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken und seine Frau Anna von Hessen regierten. Der erwähnte protestantische Hofprediger damals war Georg Codonius.
Margarethe entstammte der fränkischen Familie derer von Schwarzenberg, die sich aus der Familie von Seinsheim ableitet, nicht aus der gleichnamigen, viel näher beheimateten Familie aus der Nahegegend, denn letztere hatten andere Farben (schwarz-golden) und Teilungen bzw. Balken anstelle der Spaltungen im Wappen und außerdem ihr Erbbegräbnis in Hennweiler. Die Herren, Freiherren, Grafen und Fürsten von Schwarzenberg sind Uradel aus Franken, und sie sind eines Stammes mit den Herren und Grafen von Seinsheim. Den Namen "Schwarzenberg" nahmen sie nach Erwerb der Herrschaft Schwarzenberg in Mittelfranken an. Das Stammwappen der von Seinsheim und der von Schwarzenberg ist mehrfach silbern-blau gespalten, wobei die Seinsheimer in der Regel 5 Spaltungen und die Schwarzenberger zur Unterscheidung 7 Spaltungen benutzen (exakt 7 Spaltungen auch hier heraldisch rechts oben zu sehen). Das Wappen ist hier leicht einwärts geneigt; die zugegebenermaßen übertrieben zur Seite geneigten Spaltungen dürfen aber von ihrer Bedeutung her nicht mit Schrägteilungen verwechselt werden. Heraldisch sind es Spaltungen, auch wenn der Künstler unsere Wahrnehmung strapaziert. Auch hinsichtlich der Kleinode gab es Unterschiede zwischen beiden Linien der Familie: Die Seinsheimer Linie führte nur einen wachsenden Mannesrumpf, wobei er im Scheiblerschen Wappenbuch bereits an Gewand und Hut wie der Schild mehrfach blau-silbern gespalten ist, auf einem Aufschwörschild von Ludwig von Seinsheim in der Nürnberger ehem. Deutschordenskirche St. Jacob aber ganz rot mit silbernen Aufschlägen zu rot-silbernen Decken ist. Man darf also von einer ziemlichen Bandbreite an möglichen Darstellungen ausgehen. Die Schwarzenberger Linie führte auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken einen wachsenden, rot mit silbernem Kragen gekleideten, bärtigen Mannesrumpf mit rotem, silbern gestulptem Hut, an dessen Spitze drei Straußenfedern in den Farben blau-silbern-blau stecken, zwischen zwei blauen, mit einem silbernen Balken belegten Büffelhörnern, alternativ zwischen zwei mehrfach blau-silbern geteilten Büffelhörnern, die außen und an den Enden mit Pfauenfedern besteckt sind. Alternativ wurden zwei Helme geführt, rechts die Büffelhörner, links der Mannesrumpf. Erkinger aus der Schwarzenberger Linie hatte also zwei Maßnahmen ergriffen, um sich vom Wappen der Seinsheimer Stammlinie abzusetzen, nämlich erstens vermehrte er die Spaltungen im Schild um "zwei Striche", und zweitens nahm er einen Helm mit den Büffelhörnern an, der auch alleine geführt wurde, jedenfalls später wieder mit dem Stammhelm kombiniert wurde, entweder als zwei einzelne Kleinode oder als ein zusammengeschobenes Kleinod. Das Wappen der fränkischen von Guttenberg heraldisch links oben steht für die Mutter und den Großvater mütterlicherseits und zeigt in Blau eine goldene Rose. Die hier nicht verwendete Helmzier wäre zu rot-goldenen Decken ein roter, hermelingestulpter Turnierhut, besteckt mit fünf schwarzen Rohrkolben.
Das Wappen der Grafen von Castell heraldisch rechts unten steht für die Großmutter väterlicherseits und ist geviert von Rot und Silber. Die hier nicht verwendete Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein hermelingestulpter, silbern-rot gevierter hoher Hut, an der golden gekrönten Spitze mit einem Pfauenstoß besteckt. Der Wappenschild der von der Tann heraldisch links unten steht für die Großmutter mütterlicherseits und zeigt in Rot eine rechts gewendete, nach oben gekrümmte, silberne (hier im Laufe der Zeit schwarz oxydierte) Forelle. Die hier nicht verwendete Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein roter Schaft belegt mit einer nach oben gekrümmten, mit Kopf und Schwanz abwärts gebogenen, silbernen Forelle und oben besteckt mit drei Straußenfedern.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.7052288,7.671852,19z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@49.7052213,7.671827,72m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Karl-Heinz Drescher und Günther Lenhoff: Die Schloßkirche zu
Meisenheim, Rheinische Kunststätten, Heft 465, hrsg. vom
Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz,
Köln/Neuß, 1. Auflage 2002, ISBN 3-88094-882-8
1504-2004 Schloßkirche Meisenheim, bewegende Geschichte und
lebendige Gegenwart eines einzigartigen Bauwerks, hrsg. von der
Evangelischen Kirchengemeinde Meisenheim, Meisenheim 2003/2004,
ISBN 3-00-011685-0, mit Beiträgen von Günter Anthes, Gustav
Adolf Benrath, Otto Böcher, Hans Böker, Klaus Freckmann, Karen
Groß, Martin Held, Günther Lenhoff, Karlheinz Nestle, Eberhard
Nikitsch, Walter Rödel, Wolfgang Schmid, Werner Schnuchel und
Rainer Voss.
Evangelische Johanniter-Kirchengemeinde: https://nahe-glan.ekir.de/inhalt/johanniter-gemeinde-bva/
evangelische Schloßkirche auf der Webseite der Stadt: http://www.stadt-meisenheim.de/historie/evangelische-schlosskirche/
Epitaph: Deutsche Inschriften Bd. 34, Bad Kreuznach, Nr. 313
(Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net,
urn:nbn:de:0238-di034mz03k0031309 - https://www.inschriften.net/landkreis-bad-kreuznach/inschrift/nr/di034-0313.html
Grabplatte: Deutsche Inschriften Bd. 34, Bad Kreuznach, Nr. 420
(Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net,
urn:nbn:de:0238-di034mz03k0042008 - https://www.inschriften.net/landkreis-bad-kreuznach/inschrift/nr/di034-0420.html
Grafen von Castell auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Castell_(Adelsgeschlecht)
von der Tann auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Tann_(Adelsgeschlecht)
Haus Schwarzenberg auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzenberg_(fränkisch-böhmisches_Adelsgeschlecht)
von Guttenberg auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Guttenberg_(Adelsgeschlecht)
Verwendung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Richard Held vom
16.1.2025, wofür ihm und dem
Presbyterium der Johanniter-Gemeinde an dieser Stelle herzlich
gedankt sei.
die evangelische Schloßkirche in Meisenheim - ev. Schloßkirche: Amtmann Daniel von Merlau und seine Frau - ev. Schloßkirche: Johann Philipp Boos von Waldeck - ev. Schloßkirche: Anton Boos von Waldeck - ev. Schloßkirche: Simon III. Boos von Waldeck - ev. Schloßkirche: Sebastian Werner von Kellenbach und Waldburg Marschall von Waldeck - ev. Schloßkirche: die Kinder des Friedrich von Castiglion - ev. Schloßkirche: Catharina von Bernstein/Bärenstein - ev. Schloßkirche: Johann Daniel und Carl Ludwig Schmidtmann - ev. Schloßkirche: Dorothea Ursula von Steinkallenfels und ihre Tochter, Juliana Magdalena von Kötteritz - ev. Schloßkirche: Grabkapelle (Gruftkapelle) der Pfalzgrafen
Die Wappen der
Freiherren, Grafen und Fürsten von Schwarzenberg
Die Wappen der Herren und Freiherren von
der Tann
Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik
©
Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard
Peter 2025
Impressum