Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 3166
Meisenheim (Landkreis Bad Kreuznach)
Die ev. Schloßkirche in Meisenheim: Catharina von Bernstein/Bärenstein
In der nördlichen Seitenkapelle der Schloßkirche ist an der Wand eine 2,05 m hohe und 1,00 m breite rechteckige Grabplatte für Catharina von Bernstein bzw. Bärenstein (-31.1.1639) angebracht. Diese sandsteinerne Platte befindet sich erst seit 1973 dort, denn vorher lag sie im Boden der Kirche, wo sie noch 1776 belegt ist und war dann lange vom Kirchengestühl überdeckt. Wir können zwei jeweils in Kapitalis ausgeführte Inschriften unterscheiden: 1.) eine auf dem Rand umlaufende Inschrift mit den biographischen Daten, beginnend optisch links oben: "DEN 31. IAN(VARII) ANNO 1639 IST IM HER/RN SEELIG ENTSCHLAFEN DER DVRCHLEVCHTIGSTEN FVRSTIN VND FRAWEN FRAW=/EN LOVYSAE PFALTZGRAVIN BEY RHEIN / WITTIBEN & CAMMERIVNGFRAW DIE WOLEDELE VIELEHREN VND TVGENTREICHE" und fortgesetzt im oberen Teil des Zentralfeldes "IVNGFRAW CATHARINA VON / BERNSTEIN IHRES ALTERS / IM 34 IAHR", 2.) eine Inschrift im unteren Teil des Zentralfeldes mit folgendem Inhalt: "VON IVGENT STVND AL(L) MEINE FREVDT / ZVR ZVCHT GOTSFORCHT (A)VFRICHTIGKEIT / MEIN TREWES HERTZ SORG FLEISS VND MV(E)H / AVCH HÖCHSTEN EIFER SPA(E)TH VND FRV(E)H / HATT MEINE FVRSTIN WO(H)L ERFAHR(E)N / BEY DIENSTEN VON ELFF GANTZEN IAHREN / VND MVS(S) DES ALLEN DIESER STEIN / EIN IMMER W(A)EHREND ZEVGNVS SEIN / ZVM SPIEGEL ANDER(E)N WIE MAN WOHL / GOTT VND DER HERRSCHAFFT DIENEN SOLL / DV LESER NETZE DIESE STELL(E) / MIT DEINER AVGEN WASSER QVELL(E) / DASS EBEN TREW VND DANCKBARKEIT / AVFF DIE WEIS(E) VON EINANDER SCHEID". Diese Knittelverse teilen uns u. a. mit, daß die Verstorbene 11 Jahre lang, also seit 1628, als Hoffräulein bzw. Kammerjungfrau in Diensten der seit 1635 verwitweten und am 28.4.1640 verstorbenen Pfalzgräfin Luise von Pfalz-Zweibrücken geb. Prinzessin von der Pfalz, Gemahlin des Fürsten Johann II., gedient hatte, und daß ihre langjährige Treue nicht eben immer durch Dankbarkeit erwidert wurde.
In der Mitte des Zentralfeldes sehen wir nach oben verschoben innerhalb eines kreisrunden Laubkranzes zwei Wappen, die in Form eines Ehewappens aufeinander bezogen sind, d. h. das heraldisch rechte Wappen ist komplett gewendet. Rechts sehen wir das Wappen der von Bernstein, in Silber ein schwarzer, steigende Bär, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken der schwarze Bär wachsend (Siebmacher Band: Pr Seite: 85 Tafel: 108, Band SaA Seite: 15 Tafel: 9, Siebmacher I Tafel 155). Gegenüber sehen wir das Wappen der Ma(u)chenheimer von Zweibrücken, in Blau drei (2:1) mit den Stollen nach unten gelegte silberne Hufeisen, auf dem Helm mit blau-silbernen Decken drei (2:1) mit den Stollen nach unten gelegte silberne Hufeisen vor einem Paar blauer Büffelhörner (Gruber, Zobel Tafel 382, Pfälzer Vasallenbuch, Aschaffenburger Wappenbuch Tafel 85 Seite 225, Siebmacher BayA1 Seite: 161 Tafel 166).
Catharina blieb unvermählt, und somit sehen wir hier die Wappen ihrer Eltern. Catharina von Bernstein gehörte zu einer meißnischen Adelsfamilie, die auf dem Schloß Bärenstein bei Altenberg (Kreis Dippoldiswalde) im östlichen Erzgebirge ansässig war. "Bärenstein" wurde in zeitgenössischer Schreibweise zu "Bernstein". Erstmals ist ein Ritter Albrecht von Bernstein im Jahre 1165 urkundlich belegt, als Teilnehmer eines Turniers in Zürich (die manchmal postulierte schweizerische Abstammung der Familie sollte kritisch hinterfragt werden). Die von der Familie bewohnte Burg, mit der Ritter Walzko von Bernstein 1348 von Markgraf Friedrich d. Ä. belehnt wurde, liegt strategisch günstig über dem Müglitztal und schützt das Grenzgebiet Sachsens nach Böhmen hin. Die Blütezeit der Familie lag im 13. bis 15. Jh. Hans von Bernstein ließ um 1501 das Städtchen Bärenstein unterhalb der Burg anlegen. 1576 vernichtete ein Brand den Großteil des Stammsitzes. Der Wiederaufbau erfolgte als Schloß. 1639 fiel der Besitz nach dem Tod von Dam/Tham von Bernstein, mit dem die Bärensteiner Linie erlosch, nach über 300 Jahren in den Händen der von Bernstein unter Sequestration; erst kam der Besitz an eine andere Linie (Hans Siegmund von Bernstein, dann Hans Albrecht von Bernstein), schließlich ersteigerte 1675 Siegfried von Lüttichau das Schloß, und diese Familie, die das Schloß nach mehrfachen Besitzerwechseln erneut 1816 zu Lehen bekam, nannte sich fortan von Lüttichau-Bärenstein. Von der mittelalterlichen Burg ist nur noch wenig Bausubstanz erhalten, aber über einem zugemauerten gotischen Spitzbogenportal an der Nordseite ist noch ein Wappen der von Bernstein zu sehen, genauer das Ehewappen von Peter von Bernstein und Elisabeth von Pflugk. An der Bärensteiner Kirche ist außen hoch oben die Wappenkombination für Christoph von Bernstein und seine beiden Frauen Barbara von Pflugk und Anna von Breitenbach angebracht; wappengeschmückte Grabplatten gibt es vor Ort. Ein weiteres Mal ist das Bernstein-Wappen an einem Epitaph in der Kirche St. Georg in Großkmehlen zu sehen, zusammen mit dem der von Lüttichau. Nun zum pfälzischen Zweig der Familie: Catharina war die Tochter Christophs von Bernstein, pfalz-birkenfelder Rat, Hofmeister in Pfalz-Zweibrücker Diensten und Amtmann, und dessen Frau Christina Ma(u)chenheimer von Zweibrücken. Es gibt zum Vergleich ein Epitaph aus schwarzem Marmor für Catharinas Schwester Sophia Elisabetha von Bernstein (1609-1681), Ehefrau von Hans Friedrich von Wolframsdorff, in der evangelischen Pfarrkirche in Usingen, an der Ostwand des Südschiffes aufgehängt, und dort sind die gleichen beiden Wappen namentlich zugeordnet.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.7052288,7.671852,19z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@49.7052213,7.671827,72m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Karl-Heinz Drescher und Günther Lenhoff: Die Schloßkirche zu
Meisenheim, Rheinische Kunststätten, Heft 465, hrsg. vom
Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz,
Köln/Neuß, 1. Auflage 2002, ISBN 3-88094-882-8
1504-2004 Schloßkirche Meisenheim, bewegende Geschichte und
lebendige Gegenwart eines einzigartigen Bauwerks, hrsg. von der
Evangelischen Kirchengemeinde Meisenheim, Meisenheim 2003/2004,
ISBN 3-00-011685-0, mit Beiträgen von Günter Anthes, Gustav
Adolf Benrath, Otto Böcher, Hans Böker, Klaus Freckmann, Karen
Groß, Martin Held, Günther Lenhoff, Karlheinz Nestle, Eberhard
Nikitsch, Walter Rödel, Wolfgang Schmid, Werner Schnuchel und
Rainer Voss.
Evangelische Johanniter-Kirchengemeinde: https://nahe-glan.ekir.de/inhalt/johanniter-gemeinde-bva/
evangelische Schloßkirche auf der Webseite der Stadt: http://www.stadt-meisenheim.de/historie/evangelische-schlosskirche/
Deutsche Inschriften Bd. 34, Bad Kreuznach, Nr. 541 (Eberhard J.
Nikitsch), in: www.inschriften.net,
urn:nbn:de:0238-di034mz03k0054106 - https://www.inschriften.net/landkreis-bad-kreuznach/inschrift/nr/di034-0541.html
Epitaph für Sophia Elisabetha von Bernstein in LAGIS,
Grabdenkmäler: https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2546
Schloß Bärenstein auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Bärenstein
'Schloß Bärenstein auf Sachsens Schlösser: https://sachsens-schloesser.de/adorf-schloss-baerenstein/
Webseite von Bärenstein: https://www.baerenstein.de/die-stadt/stadtgeschichte/, nach: Helmut Richter, 800 Jahre Dorf und
Herrschaft Bärenstein
Schloß Bärenstein auf Historisches Sachsen: https://www.historisches-sachsen.net/baerenstein.htm
Verwendung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Richard Held vom
16.1.2025, wofür ihm und dem
Presbyterium der Johanniter-Gemeinde an dieser Stelle herzlich
gedankt sei.
die evangelische Schloßkirche in Meisenheim - ev. Schloßkirche: Amtmann Daniel von Merlau und seine Frau - ev. Schloßkirche: Margaretha von Schwarzenberg - ev. Schloßkirche: Johann Philipp Boos von Waldeck - ev. Schloßkirche: Anton Boos von Waldeck - ev. Schloßkirche: Simon III. Boos von Waldeck - ev. Schloßkirche: Sebastian Werner von Kellenbach und Waldburg Marschall von Waldeck - ev. Schloßkirche: die Kinder des Friedrich von Castiglion - ev. Schloßkirche: Johann Daniel und Carl Ludwig Schmidtmann - ev. Schloßkirche: Dorothea Ursula von Steinkallenfels und ihre Tochter, Juliana Magdalena von Kötteritz - ev. Schloßkirche: Grabkapelle (Gruftkapelle) der Pfalzgrafen
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