Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 3158
Meisenheim (Landkreis Bad Kreuznach)
Die ev. Schloßkirche in Meisenheim
An der Außenseite der Meisenheimer Schloßkirche gibt es nur einen einzigen Wappenstein; er befindet sich am hinteren Aufgang von der Untergasse aus über dem spitzbogigen Ostportal tief unter dem sich darüber erhebenden polygonal geschlossenen Chor. Dieser Wappen- und Inschriftenstein dokumentiert den Neubau der Schloßkirche als dreischiffige Hallenkirche, nachdem der Vorgängerbau erheblichen Schaden davongetragen hatte, als Meisenheim 1461 durch Kurfürst Friedrich den Siegreichen von der Pfalz belagert und beschossen worden war. Jener Kurfürst war immerhin der Cousin des Bauherrn des Neubaus, Ludwigs des Schwarzen von der Pfalz (1424-19.7.1489), Stifter der herzoglichen Linie Pfalz-Zweibrücken. Letzterer verpflichtete den Steinmetz Philipp von Gmünd genannt Hünermenger aus Frankfurt als Baumeister, und gemeinsam schufen sie einen großartigen und kunsthistorisch bedeutenden spätgotischen Kirchenbau. Zuerst handelte es sich beim Neubau um eine Johanniterkirche, die von der 1321 von Sulzbach (Landkreis Kusel) nach Meisenheim verlegten Johanniterkommende mit ihren mindestens vier Ordenspriestern betreut wurde; schon die Vorgängerkirche war 1321 von Georg I. Graf von Veldenz dem Orden übergeben worden. Der Chor war bis zur Reformation durch einen Lettner vom Hauptschiff abgetrennt und den Ordensrittern vorbehalten. Mit der Reformation verschwand die Bindung an den Orden. Danach wurde die Kirche mehrfach umgestaltet, vor allem in der Zeit von 1766 bis 1770 wurde sie durch Landesbauingenieur Philipp-Heinrich Hellermann innen zu einer evangelischen Predigtkirche umgebaut. Eine weitere größere Renovierung fand 1962 bis 1968 statt, wobei Emporen wieder entfernt bzw. verkürzt wurden, um die Raumwirkung der spätgotischen Hallenkirche wiederherzustellen.
Die doppelt umlaufende Inschrift des Wappensteins hat den Wortlaut: "LUDOVICUS / PFALZGRAV / BEI - REIN / GRAV ZU VELDENZ // ANNO DOMINI / MCCCCLXXIX / IST DIESER BAU / ANGELEGT". Hier wird also das Baujahr mit 1479 angegeben; das ist der Baubeginn. Das wird bestätigt durch eine schriftliche Überlieferung in einer Chronik, wobei der Baubeginn auf den 5./7.11.1479 präzisiert wird. Bis zum Jahr 1503 wurde an der Kirche gebaut, dann konnte die Weihe durch den Mainzer Erzbischof erfolgen. Die endgültige Fertigstellung erfolgte erst um 1514. Dennoch ist die Bauzeit insgesamt recht kurz und gewährleistet so eine stilistische Geschlossenheit. Die Inschrift selbst zeigt deutlich, daß es sich um eine um 1911 anzusetzende freie Nachempfindung eines verlorengegangenen Wappensteins handelt. Denn im Jahre 1479 wäre lateinische Kapitalis eine völlig ungewohnte Schreibweise, zumal mit "U" statt "V". Vielmehr wären gotische Minuskeln zu erwarten. Der Wortlaut mag wohl etwa hinkommen, aber was wir heute als Ausführung sehen, entspricht nicht dem Usus um 1479. Die originale Inschrift war bereits um 1727 vom Alter zerfressen, so daß Zeitgenossen darüber schrieben: "...litterae partim uetustate exesae, partim calce ab operis inducta sint deletae". Als die französischen Revolutionstruppen Meisenheim 1794-1795 besetzten und alles kurz und klein schlugen, was an die abgeschaffte Feudalherrschaft erinnerte, zerstörten die ideologisierten Wüteriche die Inschrift und beide Wappen zur Gänze. Sundahl konnte die Inschrift nur noch fragmentarisch überliefern: " bei Rein ... zu Veldentz. Anno d(omi)ni m cccc lxxix ist dieser bav angelegt". Immerhin war die Jahreszahl noch zu lesen, und auch die Zweizeiligkeit war noch dokumentiert. Und 1911 hat man dieses letzte traurige Fragment entfernt und diesen neuen Stein als ungeschickte Rekonstruktion eingesetzt.
Im Zentralfeld sind zwei Vollwappen zu sehen, einander zugewendet. Das Wappen der Grafen von Veldenz heraldisch rechts zeigt in Silber einen rotbewehrten blauen Löwen, auf dem Helm mit golden-roten Decken ein wachsender goldener Brackenrumpf mit rotem Halsband und ebensolchen Ohren (Gruber, Berliner Wappenbuch, Münchener Kalender 1909, Zobel Tafel 344). Das Wappen der Pfalzgrafen heraldisch links zeigt in Schwarz einen goldenen, rot bewehrten und rot gekrönten Löwen, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein sitzender goldener, rot bewehrter und rot gekrönter Löwe zwischen einem silbern-blau schräggerauteten Flug.
Diese Wappenkombination überrascht und befremdet aus mehreren Gründen: Erstens handelt es sich nicht um das Ehewappen des Bauherrn, das müßte nämlich heraldisch rechts das pfalzgräflich-zweibrückische Wappen und heraldisch links das Wappen seiner Ehefrau, nämlich das der von Croy, zeigen. Denn Ludwig I. Pfalzgraf bei Rhein zu Zweibrücken Herzog von Bayern hatte Jeanne bzw. Johanna de Croy (-18.6.1504) geheiratet, die Tochter des burgundischen Statthalters Antoine I. de Croy Comte de Porcean et de Guines (-1475) und Margaretha von Lothringen-Vaudemont (-1521). Zweitens könnte man zwar argumentieren, daß es sich hier um das Wappen des Ehemannes alleine handelt, dessen besondere Funktion als Graf von Veldenz hier hervorgehoben werden sollte. Auch diese Erklärung ist wenig plausibel, weil das pfalzgräfliche Wappen auf jeden Fall an der höherwertigen, heraldisch rechten Position zu stehen hätte, und die Grafschaft Veldenz in der Rangordnung des Reiches weit dahinter stand, also heraldisch links hin gemußt hätte. Drittens könnte man den apologetischen Versuch unternehmen, das als symbolischen Hinweis auf die Schlüsselheirat der Eltern zu sehen, durch die die Grafschaft Veldenz an die Pfalz kam, aber auch das ist zum Scheitern verurteilt, weil der Ehemann der Pfalzgraf war und heraldisch rechts zu stehen hätte, während die Ehefrau, die Gräfin von Vewldenz, heraldisch links zu stehen hätte. Ludwig war der dritte Sohn von Stephan Pfalzgraf bei Rhein zu Simmern und Zweibrücken Herzog von Bayern (23.6.1385-1459) und Anna Gräfin von Veldenz-Geroldseck (1390-1439). Außerdem gibt es keinen Grund für Pfalzgraf Ludwig, seine Elternwappen abzubilden, wenn er selbst bereits verheiratet ist und Kinder hat, denn seine eigene Heirat erfolgte am 20.3.1454 in Luxemburg, also 25 Jahre und mehr als 7 Monate vor Baubeginn. Als die Kirche begonnen wurde, hatte er bereits 6 Söhne, von denen die ersten bereits erwachsen waren, und über seine älteste Tochteer war er bereits Großvater. Die Wappen seiner Eltern nähmen nur junge Burschen ohne eigene Familie. Viertens ist auch das pfalzgräfliche Wappen nicht korrekt, denn es wäre zu erwarten, daß es neben dem pfälzischen Löwen auch die Elemente für Bayern und Veldenz enthält, ersteres in geviertem Schild, letzteres als Herzschild. Wie man es dreht und wendet, es gibt keine Rechtfertigung für diese einfach nur als falsch und verfehlt zu bezeichnende Rekonstruktion eines nicht mehr existierenden Wappensteines. Was wir hier sehen, ist historistische Phantasie und hat ganz sicher so früher hier nicht existiert. Wenn, dann würden wir hier die Kombination Pfalz-Zweibrücken-Veldenz rechts, Croy-Renty links erwarten, abgesehen von der Inschrift in gotischen Minuskeln, vermutlich mit Versalien. Diese um 1911 erfolgte Restaurierung ist deshalb als vollkommen mißraten zu bezeichnen.
Aber wir sollten die Gelegenheit der Kombination beider Wappen nutzen, um uns Gedanken zu machen, wie Veldenz und die Pfalz zueinander fanden und wie sich die Kombination entwickelte. Die Burg Veldenz an der Mosel mit Umland war Lehen vom Stift Verdun, dessen Bischof den Besitz seinerzeit von Friedrich I. Barbarossa bestätigt bekommen hatte. Die Grafschaft, zu der auch Meisenheim gehörte, lag zwischen den Grafschaften Zweibrücken und Sponheim und dem Hochstift Trier. Es gab ein erstes Grafengeschlecht von Veldenz, das ein Zweig der Wildgrafen war, aber 1259 im Mannesstamm erlosch. Dnn folgte 1271 als nächste Grafenfamilie ein Zweig der aus der Ortenau stammenden Herren von Geroldseck (obere Herrschaft), basierend auf der Heirat zwischen der Erbtochter Agnes von Veldenz mit Heinrich von Geroldseck. Graf Friedrich III. von Veldenz-Geroldseck (-1444) war der letzte Graf dieser Familie, und seine einzige Tochter Anna Gräfin von Veldenz (1390-1439), eine der begehrtesten Partien jener Zeit, brachte die Grafschaft als Alleinerbin an ihren Ehemann, den ihr 1410 in Heidelberg angetrauten Stefan Pfalzgraf bei Rhein zu Simmern und Zweibrücken Herzog von Bayern (23.6.1385-1459), einen Sohn des deutschen Königs Ruprecht von der Pfalz. Anna war außerdem noch Miterbin von Sponheim, genau von 2/5 der vorderen und 1/2 der hinteren Grafschaft, doch Sponheim bleibt in gemeinschaftlichem Besitz mit den anderen Erben (Baden!), die vordere Grafschaft bis 1707, die hintere bis 1776. Von seinem Vater bekam Stephan als Erbteil weite Gebiete in der Pfalz und im Hunsrück mit Simmern und Zweibrücken, während seine Brüder als Erbteil die Kurpfalz, Neumarkt und Mosbach bekamen. Durch seine Ehe bekam Stephan einen bedeutenden Gebietszuwachs und eine Expansion des Territoriums nach Nordwesten. Sein Schwiegervater starb zwar erst 1444, doch er hatte seinem Schwiegersohn bereits 1436 die Grafschaft einschließlich Meisenheims zur Verwaltung übergeben, so daß dieser an den Ausbau seiner Residenzstadt gehen konnte. Seine Ehefrau Anna, die 1439 auf der Burg Wachenheim im Landkreis Bad Dürkheim verstarb, wurde in Meisenheim begraben, und 1988 wurde als Spolie das untere Drittel ihrer sandsteinernen Grabplatte (umlaufende Inschrift: "... (illu)stris(sima) pri(n)cipissa d(omi)na a/n(n)a velde(n)czi(a)e comitissa palati(na) Reni ac ducissa Bavariae ... ") in der Gruft der Kirche entdeckt; das Stück war im 15. Jh. als innerer Verschluß der Gruftöffnung zweitverwendet worden.
Und es sollte auch daran erinnert werden, was aus dieser Kombination wurde, denn von besagter Ehe stammen nicht nur wichtige Kirchenfürsten (Sohn: Ruprecht Bischof von Straßburg (1420-17.10.1478), Sohn: Johann Erzbischof von Magdeburg (1429-13.12.1475), Sohn: Stephan Dompropst zu Magdeburg (1421-4.9.1485), Enkel: Philipp Dompropst zu Köln (21.4.1467-26.8.1489), Enkel: Ruprecht II. Bischof von Regensburg (16.10.1461-19.4.1507), Enkel: Johann Dompropst zu Köln (1468-1513), Enkel: Friedrich Dompropst und Domdekan zu Straßburg (10.4.1460-22.11.1518)), sondern auch letztendlich schwedische Könige (5x-Urenkel Karl X. Gustav König von Schweden Herzog von Pfalz-Zweibrücken (18.11.1622-1660) und dessen Sohn und Enkel) und bayerische Könige (8x-Urenkel Maximilian I. Joseph König von Bayern (27.5.1756-13.10.1825) und dessen Nachfahren) ab, und sie wurde die Ausgangsbasis für mehrere wichtige Pfälzer Linien (Simmern, Zweibrücken). Aber es gab auch Unglückliche unter Annas und Stephans Nachfahren, so starb Enkel Kaspar Pfalzgraf bei Rhein zu Zweibrücken Herzog von Bayern (11.7.1458-1527) für geisteskrank erklärt im Kerker auf Burg Nohfelden, und Enkel Samson stürzte mit knapp 6 Jahren vom Schloßturm in Zweibrücken und starb.
Die Grafschaft Veldenz war also jetzt mit Pfalz-Zweibrücken vereint und wurde nacheinander von Stephan, Ludwig I., Alexander, Ludwig II. und Wolfgang regiert. 1543 gab es eine Umschichtung, weil die Grafschaft Veldenz im Marburger Vertrag wieder herausgeschnitten und an Ruprecht von Pfalz-Zweibrücken gegeben wurde, fortan Pfalz-Veldenz genannt. Als solches bestand es 151 Jahre oder 4 Generationen lang. Nach Ruprecht regierten Georg Johann I., Georg Gustav und Leopold Ludwig. 1553 wurde Pfalz-Veldenz um die Grafschaft Lützelstein im heutigen Département Bas-Rhin erweitert. Mit dem Erlöschen der Linie Pfalz-Veldenz 1694 fiel Veldenz endgültig 1733 an die Kurpfalz, wo es bis zur Eingliederung in das Département de la Sarre durch die Franzosen verblieb, und 1815 wurde die ehemalige Grafschaft Veldenz aufgeteilt, der nördliche Teil kam an das Königreich Preußen, der südliche Teil an das Königreich Bayern.
Abb.: Wappen im Netzgewölbe der Gruftkapelle, unten der geflügelte Stier für den Evangelisten Lukas
Wie die außen über dem Osteingang erwartete Wappenkombination richtig aussehen könnte und sollte, das sehen wir im Inneren der Kirche zum einen am in ca. 12 m Höhe eingebauten Netzgewölbe der Gruftkapelle. Dieses zwar nur kleine, aber aufgrund der sich überkreuzenden, in drei Ebenen angeordneten, teilweise freitragenden und wie schwebend wirkenden Rippen atemberaubende und grazile Gewölbe, das wie ein Baldachin die herzogliche Gruftkapelle mit den dort aufgestellten Epitaphien überspannt, besitzt insgesamt elf dreipaßförmige, farbig gefaßte Schlußsteine. Der zentrale Schlußstein trägt als Motiv eine Muttergottes mit dem Kind. Den inneren Kreis bilden inschriftlich zugeordnete Schlußsteine mit Darstellungen der vier Evangelisten, von Osten ausgehend im Uhrzeigersinn "s(anctus) Iohan(n)es", "s(anctus) marc(us)", "s(anctus) lucas" und "s(anctus) mathe(us)"). Den äußeren Kreis bilden zwei Dreiergruppen, eine im Osten mit Reliefs mit den Motiven Christus am Kreuze, Maria und des Johannes, und eine im Westen mit heraldischen Inhalten.
Abb.: Wappen im Netzgewölbe der Gruftkapelle
Zum einen sehen wir in der Mitte ein pfalzgräfliches Vollwappen, geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: Pfalzgrafschaft bei Rhein, in Schwarz ein goldener Löwe, rot gekrönt, gezungt und bewehrt, Feld 2 und 3: Haus Wittelsbach, silbern-blau schräg gerautet, Herzschild: Grafschaft Veldenz, in Silber ein blauer Löwe, golden bewehrt und golden gekrönt. Dazu wird ein einziger Helm geführt, zu schwarz-goldenen (pfälzischen) Decken ein goldener, gekrönter und rot bewehrter Pfälzer Löwe zwischen einem hier blauen, eigentlich blau-silbern geweckten Paar (bayerischer) Büffelhörner. Auf dem zweiten Schlußstein sind die drei Komponenten des Schildes auf drei (2:1) zusammengestellte Einzelschilde in der Reihenfolge ihres Ranges in der Reichsfürstenabfolge verteilt, mit einem aus Courtoisie einwärtsgewendeten pfälzischen Löwen; es gibt kein Oberwappen. Der dritte wappengeschmückte Schlußstein ist das der Herren von Croy, wenn auch in einer ungewöhnlichen Form. Es ist gespalten, rechts geteilt, oben in Silber drei (2:1) rote Streitaxteisen, die beiden oberen eigentlich Rücken an Rücken, hier umgekehrt (Herrschaft Renty), unten hier rot-silbern fünfmal geteilt (Herrschaft Croy, eigentlich in Silber drei rote Balken), links geteilt, oben in Gold ein roter, mit drei silbernen Alérions belegter Schrägrechtsbalken (Herzogtum Lothringen), unten gespalten, rechts in Blau drei goldene Lilien pfahlweise, links rot-silbern fünfmal geteilt.
beide Abb.: Wappen im Netzgewölbe der Gruftkapelle
Ein zweites Beispiel für das Auftreten der richtigen Wappenkombination sind die wappengeschmückten Konsolsteine im Chor. Es gibt genau zwei, einen für Ludwig I. Pfalzgraf bei Rhein zu Zweibrücken Herzog von Bayern, der nach seinem Tod als Erster unter der zuvor beschriebenen Gruftkapelle in der nach ihm benannten Ludwigsgruft beigesetzt wurde, und einen für seine Frau, Jeanne bzw. Johanna de Croy (-18.6.1504). Ersterer ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: Pfalzgrafschaft bei Rhein, in Schwarz ein goldener Löwe, rot gekrönt, gezungt und bewehrt, Feld 2 und 3: Haus Wittelsbach, silbern-blau schräg gerautet, Herzschild: Grafschaft Veldenz, in Silber ein blauer Löwe, golden bewehrt und golden gekrönt. Hier ist dem Anstreicher ein Fehler passiert, denn er hat den Veldenzer Löwen wie den pfalzgräflichen Löwen angestrichen, das ist natürlich in der gegenwärtigen Farbfassung falsch. Er hätte in der Gruftkapelle zweimal sehen können, wie es richtig ist.
Das zweite Wappen ist gespalten und halbgeteilt, Feld 1 (rechts): in Silber vier rote Balken (Herrschaft Croy, eigentlich in Silber drei rote Balken), Feld 2 (links oben): in Gold ein roter, mit drei silbernen Alérions belegter Schrägrechtsbalken (Herzogtum Lothringen), Feld 3 (links unten): gespalten, rechts in Blau drei goldene Lilien pfahlweise, links in Silber drei (2:1) rote Streitaxteisen, die beiden oberen Rücken an Rücken (Herrschaft Renty). Man beachte die substanziellen Abweichungen im Vergleich zum oben beschriebenen Konsolwappen im Chor (1.) andere Grundaufteilung und andere Positionierung der Inhalte, 2.) andere Anzahl Balken für Croy, 3.) andere Richtung der Streitaxtklingen für Renty) und die ungewöhnliche Motivkombination, die eigentlich in keiner der beiden Formen so vom Schwiegervater geführt wurde.
beide Abb.: Wappen an den Gewölbekonsolen im Chor
Der Vater der Ehefrau, Antoine de Croy, comte de Porcien, also der Schwiegervater des Bauherrn, war seigneur de Croy, de Renty, de Beaurain, de Bar-sur-Aube, de Rosay etc., comte de Porcien, de Beaumont und de Guines. Er steig zum Favoriten und Günstling des burgundischen Herzogs Philipp auf, wurde Chambellain und sein wichtigster Minister. Im Jahre 1431 wurde er in den Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen. 1452-1464 war Antoine de Croy Gouverneur von Luxemburg. Seine große Zeit endete, als der zukünftige Burgunderherzog Karl der Kühne ihn vom väterlichen Hof verjagte. 1473 wurde er rehabilitiert. Sein Wappen ist eigentlich nur geviert aus Croy und Renty, also écartelé, aux 1 et 4 d'argent à trois (!) fasces de gueules (Croy), aux 2 et 3 d'argent à trois doloires de gueules, les deux du chef adossées (Renty), casque couronné, cimier une tête et col de chien braque (ou de lévrier) de sable, à collier de gueules, bordé et clouté d'or, annelé du même, entre un vol-banneret d'argent (Loutsch). So wird sein Wappen im Statuten- und Wappenbuch des Ordens vom Goldenen Vlies dargestellt (Den Haag, Königliche Bibliothek, KB 76 E 10, folio 65r), weiterhin in mehreren Chorgestühlen unter den Rittern des Ordens vom Goldenen Vlies, so in der Sint Jacobskerk in 's-Gravenhage, in der Liebfrauenkirche von Brügge etc. Die Vermischung hier mit dem lothringischen Wappen kommt durch die Mutter der Ehefrau zustande, denn diese war die Tochter von Anton von Lothringen Graf von Vaudemont und Marie d'Harcourt Dame d'Aumale (9.9.1398-29.4.1476). Es ist in der Kirche nicht das einzige Beispiel, wo bei "ausländischen" Ehefrauen das väterliche Wappen um das der Mutter ergänzt wird, etwas Ähnliches gibt es bei Oranien-Nassau und Bourbon-Montpensier an einem Epitaph in der Grabkapelle zu beobachten..
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.7052288,7.671852,19z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@49.7052213,7.671827,72m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Bauinschrift: Deutsche Inschriften Bd. 34, Bad Kreuznach, Nr.
153 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net,
urn:nbn:de:0238-di034mz03k0015305 - https://www.inschriften.net/landkreis-bad-kreuznach/inschrift/nr/di034-0153.html
Netzgewölbe Gruftkapelle: Deutsche Inschriften Bd. 34, Bad
Kreuznach, Nr. 172 (Eberhard J. Nikitsch), in:
www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0017201 - https://www.inschriften.net/landkreis-bad-kreuznach/inschrift/nr/di034-0172.html
Annas Grabplatte: Deutsche Inschriften Bd. 34, Bad Kreuznach, Nr.
120 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net,
urn:nbn:de:0238-di034mz03k0012000 - https://www.inschriften.net/landkreis-bad-kreuznach/inschrift/nr/di034-0120.html
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974, S.
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Antoine de Croy: https://de.wikipedia.org/wiki/Antoine_I._de_Cro%C3%BF - https://fr.wikipedia.org/wiki/Antoine_Ier_de_Cro%C3%BF
Renty: https://de.wikipedia.org/wiki/Renty - https://fr.wikipedia.org/wiki/Renty
Das Haus Croy: https://fr.wikipedia.org/wiki/Maison_de_Cro%C3%BF
Grafschaft Veldenz: https://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_Veldenz
Karl-Heinz Drescher und Günther Lenhoff: Die Schloßkirche zu
Meisenheim, Rheinische Kunststätten, Heft 465, hrsg. vom
Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz,
Köln/Neuß, 1. Auflage 2002, ISBN 3-88094-882-8
1504-2004 Schloßkirche Meisenheim, bewegende Geschichte und
lebendige Gegenwart eines einzigartigen Bauwerks, hrsg. von der
Evangelischen Kirchengemeinde Meisenheim, Meisenheim 2003/2004,
ISBN 3-00-011685-0, mit Beiträgen von Günter Anthes, Gustav
Adolf Benrath, Otto Böcher, Hans Böker, Klaus Freckmann, Karen
Groß, Martin Held, Günther Lenhoff, Karlheinz Nestle, Eberhard
Nikitsch, Walter Rödel, Wolfgang Schmid, Werner Schnuchel und
Rainer Voss.
Evangelische Johanniter-Kirchengemeinde: https://nahe-glan.ekir.de/inhalt/johanniter-gemeinde-bva/
evangelische Schloßkirche auf der Webseite der Stadt: http://www.stadt-meisenheim.de/historie/evangelische-schlosskirche/
Verwendung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Richard Held vom
16.1.2025, wofür ihm und dem
Presbyterium der Johanniter-Gemeinde an dieser Stelle herzlich
gedankt sei.
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