Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1860
Trier: Heraldik in Deutschlands ältester Stadt
Abtei St. Eucharius und St. Matthias in Trier
Die Benediktiner-Abtei St. Eucharius und St. Matthias liegt außerhalb des Stadtzentrums von Trier, nicht nur weit südlich der mittelalterlichen Stadtmauern, sondern auch noch außerhalb der erheblich weiter geschnittenen römischen Stadtmauer. Die Abtei steht auf einem römischen Gräberfeld. Auch wenn sie abseits der sonstigen Trierer Sehenswürdigkeiten liegt, handelt es sich um eine der historisch interessantesten und bedeutungsvollsten Anlagen. Nicht nur war die erste Kirche an dieser Stelle eine Gründung von Eucharius, dem ersten Trierer Bischof, sondern an diesem bedeutenden Pilgerziel wird auch das einzige Apostelgrab nördlich der Alpen verehrt. Ein erstes Kloster und eine neue Kirche entstanden im 5. Jh. unter Bischof Cyrill. Der dritte Sakralbau entstand im 10./11. Jh., und die vierte Kirche, eine dreischiffige romanische Pfeilerbasilika mit Querhaus, mit einem zentralen Westturm und mit zwei Seitentürmen über den östlichen Abschlüssen der Seitenschiffe, ist ein Werk des 12. Jh., das dem größeren Andrang durch Aufleben der Wallfahrten zum wiederentdeckten Apostelgrab Rechnung trug, mit späteren Veränderungen wie einem spätgotischen Netzgewölbe in Mittelschiff und Querhaus, einer neuen Apsis, neuen Kapellen etc. Ende des 17. und Anfang des 18. Jh. wurde die Kirche barockisiert. Nach einem Brand 1783 kam es zu einer Veränderung der Turmabschlüsse; dort wurden einerseits die oberen Geschosse des Westturmes in romanischem Stil rekonstruiert (Abb. nachfolgend), andererseits wurde eine klassizistische, vasenbesetzte Ballustrade mit integrierter Uhr aufgesetzt. So entstand ein faszinierendes Bauwerk, an dem man von der Römerzeit bis zum Klassizismus die komplexe Baugeschichte erleben kann. Die Abteigebäude gruppieren sich einerseits um den im Westen an die Kirche anschließenden Freihof, andererseits rings um den südlich der Kirche gelegenen Kreuzgang.
Abteisymbole
auf dem Kreuz des Freihofs
Der weiträumige Vorplatz von
St. Matthias wird im Osten von der ehemaligen Abteikirche
begrenzt, im Norden von der ehemaligen Pilgerherberge bzw. dem
Pfarrhaus, einem als Übergangskloster dienenden Bau und dem
Nikolaushospital, im Süden vom Gästehaus, vom Klosterladen und
vom Fischhaus, und nach Westen hin von einer Mauer mit mittig
zwischen zwei Toren gelegenem Torhaus, das vor der
Säkularisation zugleich Gerichtshaus der Abtei war.
Im westlichen Teil des Freihofes befindet sich im Zentrum eines Brunnens ein Kreuz auf einer kapitellgeschmückten Säule. Im Zentrum des Kreuzes ist innerhalb einer runden Vertiefung ein Agnus Dei zu sehen. Das Kapitell selbst zeigt insgesamt vier Wappenschilde. Der eine davon zeigt in blau-rot geteiltem Schild ein silbernes, schrägrechts gelegtes Beil, von einem schräglinks gelegten, goldenen Krummstab überkreuzt, der auch als Euchariusstab oder Petrusstab bezeichnet wird. Dieses ist das Wappen der Abtei St. Matthias, eine der seltenen Darstellungen, bei denen nur diese beiden Symbole innerhalb eines Schildes allein zum Einsatz kommen. Diese Gestaltung findet sich auch auf Grenzsteinen (vgl. Lapidarium der Abtei, vgl. Grenzsteine zu Mondorf und Pellingen) des Abteibesitzes.
Wappen der
Äbte
Ein eigenes Abteiwappen, das
als separates Feld mit dem jeweiligen Familienwappen des Abtes in
einem unterteilten Schild verwendet wird, gibt es nicht, wohl
aber finden die oben vorgestellten Symbole zusammen mit anderen
Eingang in die persönlichen Wappen der Äbte, aber in
gemeinsamem Feld, nicht als separates Abteiwappen. Seit Anfang
des 16. Jh. läßt sich in den Siegeln der Äbte und in anderen,
z. B. urkundlichen oder bauplastischen heraldischen Darstellungen
die Verwendung von Abtsstab und Matthiashellebarde bzw. -Beil
nachweisen.
So führt z. B. Abt Petrus I. von Olewig (amtierte 17.4.1526-1.6.1533) Euchariusstab und Matthiashellebarde schräggekreuzt über einem beidseitig auswachsenden Weinstock. Und sein Nachfolger Johannes V. von Wittlich (amtierte 11.6.1533-26.8.1537) führte den Euchariusstab und die Matthiashellebarde schräggekreuzt über einem mit beiden Schenkeln geöffneten Architektenzirkel und vier Rosen, zwei seitlich und zwei senkrecht unter dem Zirkel. Und Abt Johannes VII. von Keil (amtierte 1599-23.9.1612) führte einen Bockskopf über den schräggekreuzten Elementen Euchariusstab und Matthiashellebarde, umgeben von 4 (1:2:1) Rosen. Abt Gangolf Alderborn (amtierte 4.10.1612-28.2.1630) hatte einen Pflug über den schräggekreuzten Elementen Matthiashellebarde und Euchariusstab, darüber eine Mitra, darunter eine Rose. Und Abt Nikolaus Trinkler (amtierte 14.3.1630-10.2.1649) führte in seinem Wappen eine liegende Egge über den schräggekreuzten Elementen Matthiasbeil und Euchariusstab mit Bannerschaft und Wimpel, darüber eine Mitra, darunter eine Rose (nach Petrus Becker; Germania Sacra).
Für den späteren Umgang mit dieser für St. Matthias charakteristischen Symbolik ist typisch, Abtsstab und Matthiashellebarde bzw. -Beil nicht mehr im Schild, sondern als Prunkstücke hinter dem Schild schräggekreuzt für Abtswappen zu verwenden. Zu diesem Typus gehören die drei im folgenden vorgestellten Wappen für die Äbte Martin Feiden (amtierte 22.2.1649-27.9.1675), Cyrill Kersch (amtierte 15.10.1675-27.1.1700) und Wilhelm Henn (amtierte 15.2.1700-10.10.1727).
Auch die Schilde der auf diese drei folgenden letzten Äbte haben Abtsstab und Matthiashellebarde bzw. -Beil nicht mehr im Schild: Abt Modestus Manheim (amtierte 5.11.1727-2.4.1758) führte eine Rose, übrigens ein sehr beliebtes und in verschiedensten Kombinationen immer wiederkehrendes Motiv der Äbte von St. Matthias, Abt Adalbert Wiltz (amtierte 24.4.1758-10.5.1773) hatte ein Herz zwischen drei (1:2) Sternen, und Abt Andreas Welter (amtierte 7.6.1773-15.12.1783) hatte auf der einen Seite ein Andreaskreuz, auf der anderen Seite eine Weltkugel, oben und unten begleitet von einem Stern (nach Petrus Becker; Germania Sacra).
Ob die Darstellung des Matthias-Symbols als Beil oder Hellebarde erfolgt, ist dem Zeitgeschmack und den Umständen, vor allem dem zur Verfügung stehenden Platz unterworfen. Innerhalb des Schildes sehen wir eher ein Beil, außerhalb eher die Hellebarde, von der ikonographischen Zuordnung zu St. Matthias sind beide gleichwertig.
Das Symbol
der Abtei St. Matthias in modernen Kommunalwappen
Diese schräggekreuzten
Symbole haben übrigens auch Eingang in moderne Kommunalwappen
gefunden, sofern in der Ortsgeschichte die Abtei als Besitzer und
Grundherr eine wichtige Rolle spielte:
Symbole
für Trier auf dem Kreuz des Freihofs
Nun kommen wir zu den weiteren
beiden Wappenschilden auf dem Kapitell des Freihof-Kreuzes. Der
eine Schild zeigt das Stadtwappen von Trier, in
Rot der nimbierte Stadtpatron St. Petrus in goldenem Gewand mit
goldenem Schlüssel in der Rechten und goldenem Buch in der
Linken.
Der dritte und letzte verbleibende Schild zeigt das Wappen des Erzstifts / Fürstbistums Trier (Kurtrier) und des heutigen Bistums, in Silber ein durchgehendes rotes Kreuz.
Päpstliche
Symbole auf dem Kreuz des Freihofs
Auf der der Kirche zugewandten
Rückseite des Kreuzes befindet sich noch der Wappenschild (ohne
Abb.) von Eugenio Maria Giuseppe Giovanni Pacelli
(2.3.1876-9.10.1958), der als Pius XII. 1939-1958
Papst war. Er führte in Blau einen erniedrigten
grünen Balken, unten mehrere silberne Wellenleisten, oben auf
einem silbernen Dreiberg eine silberne, widersehende
Friedenstaube mit prünem Olivenzweig im goldenen Schnabel. Der
Schild wird ohne päpstliche Insignien dargestellt.
Die
Seitenportale der Westfassade der Kirche
Vor der Kulisse der alles
überragenden Abteikirche schließt eine Folge von insgesamt
fünf Portalen das östliche Ende des Freihofs ab. Die drei
mittleren führen in die Abteikirche, das nördliche zum
Friedhofsgelände und zur Quirinuskapelle, und das südliche in
den Klosterbereich. Beeindruckend ist auch der Rhythmus der
Säulenstellungen: Das mittlere Portal hat an jeder Seite fünf
Säulen, nämlich ganz innen je eine für ein inneres Portal mit
Segmentbogengiebel, dann je ein Paar für die äußere
Portalumrahmung mit Dreiecksgiebel, und jeweils durch eine
Statuennische abgetrennt folgt je noch ein Paar Säulen. Die
äußeren Kirchenportale haben auf jeder Seite drei Säulen,
wovon die mittlere jeweils vorspringt, und die Nebenportale
außen haben jeweils nur eine Säule zu jeder Seite des
Durchgangs, so daß der östliche Platzabschluß eine Symphonie
aus insgesamt 26 Säulen in der unteren Zone bildet.
Die barocke Fassadengestaltung wurde unter den beiden Äbten Cyrill Kersch und Wilhelm Henn durchgeführt. Erster begann mit dem Projekt und stellte das mittlere Portal fertig, letzterer vollendete den Platzabschluß und ließ die anderen vier Barockportale errichten, wobei an den beiden inneren zweimal sein Wappen zu finden ist. Es ist also Abt Wilhelm Henn zu verdanken, daß der alten Kirche nicht nur ein barockes Versatzstück vorgeblendet wurde, sondern daß eine harmonische Gesamtanlage entstand, die vor der alles überragenden, romanisch-wuchtigen Kirchenfassade architektonisch elegant den Freihof nach Osten abschließt.
Die beiden äußeren, in die Seitenschiffe führenden Portale sind ähnlich gestaltet, aber nicht gleich. In beiden Fällen wird das Abtswappen von zwei Putten gehalten, beim linken Portal schaut der linke Putto aber mehr nach oben, beim rechten nach unten. Das linke Portal hat darunter die Worte in den Stein geschlagen: "CHRISTO TRIVMPHANTI DICAT SERVVS A G H", und darunter ist die Datierung: "17 ANNO 19", für den, der das Chronogramm in der oberen Inschrift nicht entschlüsseln will: "C + I + I + V + M + I + D + I + C + V + V" = "100 + 1 + 1 + 5 + 1000 + 1 + 500 + 1 + 100 + 5 + 5" = 1719.
"AGH" steht in der Inschrift für ABBAS GVILHELMVS HENN, für den 1700-1727 amtierenden Abt Wilhelm Henn, Nachfolger von Abt Cyrill Kersch und Fortsetzer von dessen unvollendeten Bauprojekten sowie Vorgänger von Abt Modestus Manheim. Das Oberwappen der Abtswappen ist einzig und charakteristisch für die Trierer Abtei St. Matthias: In der Mitte eine Inful, schräglinks liegt der goldene Krummstab (Abtsstab; auch als Euchariusstab interpretiert) hinter dem Schild, und schrägrechts steht ebenso hinter dem Schild eine silberne Matthiashellebarde, die in dieser Anordnung ein Unikum der kirchlichen Heraldik darstellt. Der Tod des Apostels Matthias (Ersatz für Judas Ischariot, in Konkurrenz zu Paulus von Tarsus) ist umstritten, in der Ikonographie ist mit ihm jedoch das Beil oder die Hellebarde als Symbol für den Märtyrertod assoziiert, weil er nach einer von mehreren Varianten seiner Lebensgeschichte gesteinigt und danach mit dem Beil enthauptet wurde. Die Gebeine des Apostels Matthias wurden im Auftrag von Kaiserin Helena nach Trier geschafft, und um diese Gebeine entstand seit der Wiederauffindung der Gebeine 1127 ein Märtyrer- und Pilgerkult rund um das einzige Apostelgrab nördlich der Alpen.
Hier ist das Wappen Henn in den Farben Gold und Silber gefaßt, welches nicht die ursprünglichen Farben des Familienwappens sind, sondern was vielmehr dem barocken Umgang mit dem mehr als Dekoration betrachteten Wappen entspricht. Wir haben folgende Quellen für die korrekte Tingierung: a) der Siebmacher, b) drei gläserne Wappenscheiben im Foyer der Stadtbibliothek Trier, aus dem Jahr 1713 stammend, sie wurden 1825 von Kommerzienrat Josef Hayn der Bibliothek geschenkt. Diese Quellen geben Anlaß zu folgender Blasonierung des Henn-Wappens: In blau-silbern geteiltem Schild oben drei silberne Hennen, unten drei grüne bzw. grüngestielte und -benapfte goldene Eicheln. Die Helmdecken wären blau-silbern. So wird es auch bei Georg Jakob Meyer angegeben. Petrus Becker bezeichnet die untere Hälfte als golden, wozu wohl die hiesige Vergoldung Anlaß gab. Die Anordnung im Detail variiert: Hier stehen alle Objekte balkenweise in Reihe, bei Meyer stehen die Hennen 1:2 und die Eicheln 2:1. Die präzisesten Untersuchungen zur Familie finden sich bei Molz in den Veröffentlichungen der WGfF. Von der Symbolik her ist die obere Hälfte offensichtlich ein redendes Wappen, das den Familiennamen bildlich umsetzt. Die untere Hälfte mit den Eicheln könnte, wie Molz schreibt, auf die waldreiche Herkunft der Familie Bezug nehmen.
Die aus Büllingen bei St. Vith in der Nordeifel stammende Familie Henn war eng mit den Trierer Benediktinern verbunden: Gleichzeitig stellten sie drei Äbte in Trier, Alexander Henn (Abt von St. Maximin 1680-1698, leitete nach der Zerstörung durch die Franzosen den Wiederaufbau), Benedikt Henn (Abt von St. Martin 1701-1747, wird als der "zweite Gründer" von St. Martin bezeichnet) und den hier relevanten Wilhelm Henn (Abt von St. Matthias 1700-1727, wurde am 21.11.1682 Mönch, am 3.4.1683 Subdiakon, am 18.11.1683 Diakon, am 18.3.1684 Priester und am 15.2.1700 Abt, außerdem war er 1710 und 1711 Rektor der Trierer Universität). Wilhelm Henn erlitt 1727 einen Schlaganfall und wurde zum Pflegefall, ehe er ein halbes Jahr später das Zeitliche segnete. Für diese drei Henn-Äbte sind auch die drei oben erwähnten Wappenscheiben der Trierer Stadtbibliothek angefertigt worden.
Und wenn wir noch Echternach und Taben etc. hinzurechnen, waren noch mehr Familienmitglieder gleichzeitig geistlichen Standes: Maximin Henn (-1758) war in St. Marien, ein weiterer Maximin Henn (-1723) war in der Abtei Echternach, Arnold Henn (-1721) war Mönch in St. Maximin und Propst in Taben, und ein weiterer Arnold Henn (-1793) war Mönch in St. Martin zu Trier und Priester. Auch weibliche Angehörige des geistlichen Standes lassen sich finden, so die Nonne Maria Gertrud (lebte 1667-1731), und sie war Vorsteherin des Trierer Welschnonnenklosters.
Die Eltern von Abt Alexander Henn waren Nikolaus Henn aus St. Vith und Maria Gülich. Beide Familien kamen aus dem deutsch-belgischen Grenzraum, und letzterer Name begegnet uns in Zusammenhang mit der Abtei St. Maximin, wo Alexanders Onkel mütterlicherseits ebenfalls Abt war und zugleich Alexanders Vorgänger. Die Eltern der beiden anderen Äbte waren Wilhelm Henn und Catharina Herbrand, so nach Oehms, in anderen Quellen wie bei Petrus Becker werden die drei Äbte sämtlich als Brüder geführt, obwohl, wie Oehms berechtigterweise anführt, folgende Fakten eindeutig sind: 1.) Alexander ist der Sohn von Nikolaus, 2.) Wilhelm und Benedikt sind Brüder von Maximin Henn, 3.) Maximin Henn ist der Sohn von Wilhelm. So ergibt sich, daß, obwohl die Quellen sowohl Nikolaus als auch Wilhelm als Vater der drei Äbte nennen, ersterer der Vater von Alexander und letzterer der von Benedikt, Maximin und Wilhelm sein muß.
Genug der geistlichen Familienmitglieder, denn die Familie Henn hat noch mehr interessante Verbindungen zu bieten: Theodora Henn ging nicht ins Kloster, sondern heiratete Baron Anton Leopold Wilhelm von Neuhoff. Ihrer beider Sohn war Theodor Anton von Neuhoff, besser bekannt als "Abenteuerkönig Theodor I. von Korsika", ein enfant terrible der internationalen Politik, der schließlich vom korsischen Thron in einen englischen Schuldturm wanderte. Seine Schwester wurde die Großmutter von Giuseppe Garibaldi (1807-1882), und so spannt sich der Bogen von der aus der Eifel stammenden "Benediktinerdynastie Henn" zum italienischen Freiheitshelden.
Das rechte Portal der Westfassade der Abteikirche ist dem zuvor beschriebenen linken ähnlich, aber nicht gleich gestaltet: Der linke Putto schaut herab, nicht hinauf, und die Hennen sind hier golden gefaßt. Die Komposition hat unter dem Wappen die Worte: "VIRGINI ADSVMPTAE SVPER ASTRA CONSECRAT G H A", und darunter ist die Datierung: "17 ANNO 18". Auch hier ist die Datierung doppelt vorgenommen wie beim anderen Portal auch, denn das Chronogramm der oberen Inschrift ergibt die gleiche Jahreszahl: "V + I + I + I + D + V + M + V + C + C" = "5 + 1 + 1 + 1 + 500 + 5 + 1000 + 5 + 100 + 100" = 1718. Die Initialen für den Bauherrn sind gegenüber dem linken Portal hier in der Reihenfolge vertauscht: "GHA" steht wie oben für GVILHELMVS HENN ABBAS.
Dieses Henn-Wappen läßt sich noch häufiger im Trierer Umland finden, in verschiedenen Orten an der Mosel: In Graach ist ein solcher Wappenstein am alten Schulhaus über dem Rundbogenportal des Ostflügels (für Abt Wilhelm Henn), und noch einer ist am flußseitigen Giebel des Josephshofs unterhalb der Ortschaft Graach (für Abt Benedikt Henn). Man beachte, daß die Beiden Äbte verschiedener Abteien waren, und sie lassen sich dadurch unterscheiden, daß nur das Wappen von Wilhelm Henn Inful, Beil und Krummstab hat, während das Wappen für Benedikt Henn Kreuz, Inful und Krummstab auf dem oberen Rand trägt. Ein dritter Wappenstein der Familie Henn ist am Pfarrhof in Graach angebracht, eine schmiedeeiserne Variante ist an einem Haus in Kienheim an der Mosel zu sehen, und auf einem Fenster der Zeltinger Pfarrkirche ist ein weiteres Beispiel, eine weitere Wappendarstellung für Abt Wilhelm Henn ist auf einem gemalten Altarbild in der Hünninger Kirche zu sehen.
Das
Mittelportal der Westfassade der Kirche
Die Errichtung des mittleren
Portals der Westfassade war der erste Schritt der äußerlichen
Barockisierung. Sie fällt in die Zeit von Wilhelm Henns
Vorgänger, Abt Cyrill Kersch. Der wesentlich
höher als bei den Seitenportalen reichende architektonische
Rahmen hat eine komplexe Abfolge von Abschlüssen in der
Vertikalen. Die innere Portalumrahmung trägt einen
Segmentbogengiebel, darüber liegt ein breiter Dreiecksgiebel der
äußeren Umrahmung, und genau in diesem Giebel befindet sich der
hier abgebildete Wappenstein. Darüber folgt eine zweite Zone, in
der wiederum eine innere, mit einem Segmentbogengiebel
abgeschlossene Einheit liegt, die aber diesmal eine Figurennische
enthält, die wiederum von einer äußeren Einheit mit einem
zweiten Dreiecksgiebel umgeben ist. Ganz oben folgt noch ein von
einem Figurensockel gesprengter Segmentbogengiebel als oberster
Abschluß.
Das Wappen des vom 15.10.1675 bis zum 27.1.1700 amtierenden Abtes Cyrill Kersch zeigt in der heutigen Farbfassung in Silber einen goldenen Pflug mit zwei Rädern, oben und unten begleitet von einer roten Rose. Wegen der Perspektive ist hier die untere Rose vom Gesims verdeckt, besser sieht man sie an dem zweiten Wappen dieses Abtes an der Westempore im Innern der ehemaligen Abteikirche. Besonders schön ausgearbeitet sind hier die reich golden verzierte, rote Inful, die silberne, goldengestielte Matthias-Hellebarde und der phantasievoll floral ausgeformte Krummstab.
Die
Quirinuskapelle
Durch das nördlichste der
fünf oben beschriebenen Portale von 1718/19 gelangt man in den
Friedhofsbereich von St. Matthias. Dort steht etwa in der Mitte
des Friedhofs die auf sechseckigem Grundriß über der
sogenannten Albana-Gruft erbaute Quirinuskapelle, ein 1287
geweihter Zentralbau mit Strebepfeilern an jeder Gebäudeecke.
Bauherr war der 1257-1287 amtierende Abt Theoderich von Warsberg,
Nachfolger von Abt Jakob von Lothringen (1211/12-1257 ) und
Vorgänger von Abt Alexander (1288-1305). Unter der
Quirinuskapelle liegen drei Grabkammern aus römischer Zeit, die
1923 entdeckt worden sind. Ursprünglich wurde die auf dem
Friedhof stehende Kapelle am 8.12. 1287 dem hl. Michael geweiht.
Erst später wurde sie mit dem Namen des hl Quirinus belegt, der
als Nebenpatron fungiert. Im Jahre 1637 begann die Erneuerung der
Gewölbe und des Turmaufsatzes durch Abt Nikolaus Trinkler. Die
Quirinuskapelle wird seit den barocken Umbauten von einer
sechsseitigen welschen Haube mit Laterne gedeckt.
Das gotische Gebäude ist nachträglich verändert worden: Die zweibahnigen Spitzbogenfenster mit Maßwerk stammen noch aus der Erbauungszeit der Kapelle, aber die halbrund geschlossenen Fenster sind hingegen eine Veränderung aus dem Jahr 1637. Auch das Rippengewölbe im Innern ist nicht aus der Gotik, sondern um diese Zeit zu datieren. 1664 erhielt das Bauwerk das neue Eingangsportal in den Formen der Spätrenaissance. Die Portalumrahmung wird von einem schlichten Dreiecksgiebel bekrönt, der durch eine rechteckige Figurennische mit einer Pietà gesprengt wird.
Auf dem auf 1664 datierten Schlußstein der Portaleinfassung ist der Wappenstein des vom 22.2.1649 bis 27.9.1675 amtierenden Abtes Martin Feiden. Die ovale Kartusche zeigt in Blau eine goldene, braun gestielte Weintraube mit zwei grünen Blättern. Der Schild ist zusätzlich mit den braunrot gefaßten Initialen "MFA" personalisiert für "Martinus Feiden Abbas". Auf dem Schild ruht eine Inful, und hinter dem Schild sind wiederum die Matthias-Hellebarde und der Abtsstab schräggekreuzt. Auch am Altarbild im Inneren ist das Wappen von Abt Martin Feiden angebracht, die Inschrift "TV NOS IVVANDO RESPICE / PESTEM, FAMEMQ(VE) SVBMOVE / (E)T NOS AB HOSTE PROTEGE / HORAQ(VE) MORTIS SVSCIPE" = "achte du auf uns, indem du uns hilfst, halte Seuche und Hunger von uns fern und schütze uns vor dem Feind und unterstütze (uns) in der Stunde des Todes" in der Mitte teilend.
Liste der Äbte von St. Matthias vom 15. Jh. bis zur Auflösung (hervorgehoben die hier mit Wappen vertretenen Äbte):
Literatur,
Links und Quellen:
katholische Pfarrgemeinde St.
Matthias: http://www.st-matthias-trier.de/
Abtei St. Matthias: http://www.abteistmatthias.de/
Abtei St. Matthias: http://de.wikipedia.org/wiki/Benediktinerabtei_St._Matthias
Geschichte von St. Matthias: http://p117919.mittwaldserver.info/index.php?id=25
Germania Sacra, Neue Folge 34, Erzbistum Trier 8, Die
Benediktinerabtei St. Eucharius und St. Matthias in Trier,
bearbeitet von Petrus Becker OSB, de Gruyter Verlag 1996, ISBN
3-11-015023-9, z. T. online http://books.google.de/books?id=6cE-4yYXtbQC, dort auch die detaillierte Baugeschichte und die
Personallisten der Abtei, vollständig unter http://rep.adw-goe.de/bitstream/handle....s.pdf?sequence=1
Abtei St. Matthias: http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/client/einObjekt.php?id=23410
Klöster in Trier von der Spätantike bis zur Gegenwart. Katalog
zur Ausstellung der Katholischen Erwachsenenbildung anläßlich
der 2000-Jahr-Feier der Stadt Trier vom 25.3. bis 1.11.1984 im
Domkreuzgang. Konzeption: Prof. Dr. Franz J. Ronig.
Reinhard Schmid: Trier - Kloster St. Eucharius - St.
Matthias. Äbte. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL:
http://www.klosterlexikon-rlp.de/mosel-saar/trier-kloster-st-eucharius-st-matthias/aebte.html
Reinhard Schmid: Trier - Kloster St. Eucharius - St.
Matthias. Bau- und Kunstgeschichte. In: Klöster und Stifte in
Rheinland-Pfalz, URL: http://www.klosterlexikon-rlp.de/mosel-saar/trier-kloster-st-eucharius-st-matthias/bau-und-kunstgeschichte.html
Reinhard Schmid: Trier - Kloster St. Eucharius - St.
Matthias. Geschichtlicher Abriß. In: Klöster und Stifte in
Rheinland-Pfalz, URL: http://www.klosterlexikon-rlp.de/mosel-saar/trier-kloster-st-eucharius-st-matthias/geschichtlicher-abriss.html
Thomas Neusius, Abt Nikolaus Trinkler: http://www.tneusius.com/pdf_verw/Trinkler.pdf
Thomas Neusius, die Rolle der Abtei St. Matthias in der
klösterlichen Reformbewegung des 15. Jh., Facharbeit 1997 http://www.tneusius.com/pdf_verw/FA.pdf
Stephanie Haarländer, Johannes Rode, in: Neue Deutsche
Biographie 21 (2003), S.691-692, online: http://www.deutsche-biographie.de/pnd11910010X.html
Kloster St. Matthias: http://www.moseltouren.de/1-trier-bernkastel-kues/1-01j-kloster-st-matthias/
Wappen Langsur: http://www.trier-land.de/vg_trier_land/Ortsgemeinden/Langsur/Wappen/
Wappen Dilmar: http://www.palzem.de/index.php?content_id=31&p_u=3&pos=|31
Wappen Pellingen: http://www.pellingen.de/geschichte.html
Wappen Paschel: http://de.wikipedia.org/wiki/Paschel und http://www.kell-am-see.de/verzeichnis/objekt.php?mandat=93062
Wappen Lampaden: http://de.wikipedia.org/wiki/Lampaden und http://www.kell-am-see.de/verzeichnis/objekt.php?mandat=93055
Günther Molz, drei Hennen und drei Eicheln - das Wappen einer
Familie des Trierer Landes, Teil 1, in: Familienkundliche
Blätter, hrsg. v. d. Westdeutschen Gesellschaft für
Familienkunde, Heft 16, Juli 2007, online: http://trier.wgff.net/download/FamNach/Heft-16_2007_07.pdf, Teil 2 in Heft 17, Dezember 2007, online: http://trier.wgff.net/download/FamNach/Heft-17_2007_12.pdf
Wappen Henn: Georg Jakob Meyer, Hausmarken und Wappen aus dem
moselländischen Raum, Band 3, Wappen bürgerlicher Familien aus
dem Raum Trier, Trier 1963, S. 11 und 11a.
Karl Oehms, Anmerkungen zur Genealogie der Familie Henn, in:
Familienkundliche Blätter, hrsg. v. d. Westdeutschen
Gesellschaft für Familienkunde, Heft 17, Dezember 2007, online: http://trier.wgff.net/download/FamNach/Heft-17_2007_12.pdf
Denkmaltopographie
Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz,
Band 17.2, Hrsg. im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft,
Weiterbildung, Forschung und Kultur vom Landesamt für
Denkmalpflege: Stadterweiterung und Stadtteile, bearbeitet von Ulrike Weber,
Wernersche Verlagsgesellschaft Worms,
ISBN-10: 3-88462-275-7, ISBN-13: 978-3-88462-275-9, S. 134-146.
Deutsche Inschriften, Band 71, Stadt Trier, Teil II, Nr. 706
(Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di071mz11k0070609 - https://www.inschriften.net/trier-ii/inschriften/inschrift/nr/di071-0706.html?tx_hisodat_sources%5Baction%5D=show&tx_hisodat_sources%5Bcontroller%5D=Sources&cHash=d9b4c22a05e194f21b76abd54cbbbe78
Jesuitenkirche: Elisabeth von Görlitz - Deutschordenskommende (1) - Deutschordenskommende (2) - Dompropstei - Kurie von der Leyen - Umbscheiden-Haus am Stockplatz - Palais Kesselstatt - Haus Venedig - Kurie Eltz - Hauptwache - Zunfthaus Faßbinder und Küfer - Vogtsburg bzw. Eulenburg - Petersburgportal - Duisburger Hof - St. Paulin - Schloß Quint - Steipe - St. Irminen - Innenhof des kurfürstlichen Palais - Kilianskapelle - Torbau der Philippskurie - Sternstraße 6 - Dietrichstraße 4 - Ruländer Hof - Schloß Monaise - Domvikariat - Heilig-Rock-Kapelle
Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik
©
Copyright / Urheberrecht Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter
2013
Impressum