Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 150
Trier: Im Schatten der glanzvollen Kurfürsten

Deutschordenskommende in Trier (Teil 2)
Das Wappen des Landkomturs der Ballei Lothringen

Während hoch oben im Wappengiebel das Wappen des amtierenden Hochmeisters prangt, begegnet uns über dem Portal zwischen schräggestellten, volutenflankierten Pilastern das eigentliche Wappen des hier residierenden Landkomturs. Die Portalumrahmung ist sehr aufwendig gestaltet und in ihrer Linienführung reich bewegt.

 

Zwei Schilde sind hier aufeinander gelegt, der untere zeigt in Silber ein durchgehendes schwarzes Kreuz, das normale Deutschordenskreuz, denn das aufgelegte Lilienkreuz stand nur dem jeweiligen Hochmeister zu. Der eigentliche Schild ist geviert, in Feld 1 und 4 ist wiederum das Deutschordenskreuz, die Felder 2 und 3 zeigen das Familienwappen, das derer von Stein-Kallenfels, Gold mit grünem Schildhaupt, darin ein schreitender silberner Löwe. Helmzier eine hohe rote Spitzmütze mit grünem und mit einem schreitenden silbernen Löwen belegten Stulp und mit einer hahnenfederbesteckten grünen Kugel als Abschluß. Helmdecken rot-silbern (nach Gruber et al., hier leichte Abweichungen, z. B. Farbe des Löwen auf dem Hut, Decken untingiert, Blickrichtung des Löwen). Die Familie stammt von der Burg Steinkallenfels bei Kirn im Hahnenbachtal.

Landkomtur Johann Philipp von Steinkallenfels lebte von 1671 bis zum 10.11.1752. Er war der Sohn von Philipp Melchior von Steinkallenfels und Juliana Magdalena von Kötteritz. 1701 wurde er Interimsadministrator und Hauskomtur zu Trier. Er war ab dem 3.8.1718 Deutschordensstatthalter in Bad Mergentheim. Vom 20.2.1720 bis zu seinem Tode war er Landkomtur der Ballei Lothringen.

Das Wappen am Ökonomiegebäude

Neben dem repräsentativen Hauptgebäude sind von der ehemaligen Deutschordenskommende noch der Marstall bzw. die Orangerie und das Ökonomiegebäude übriggeblieben. Einst war es an die Stadtmauer angebaut, hat innendrin noch einen mittelalterlichen Kern, wurde aber 1661 unter Landkomtur Lothar Braun von Schmidtburg erneuert, später unter Landkomtur Boos von Waldeck barock überformt und 1856 erweitert. An der Ostseite befindet sich ein Wappenrelief mit der Inschrift: Anno 1661 hat der hochwürdige wohledelgeborene Herr, Herr Lothar Braun von Schmidtburg, Landkomtur der Ballei Lothringen, Komtur zu Trier und Beckingen des Deutschen Ordens, kaiserlicher Obrister, Landgubernator der Festung Ehrenbreitstein, dieses Haus von neuem decken, aus- und inwendig durchaus reparieren lassen. Gott gebe seine Gnade dazu, Amen.

 

Zwei Schilde sind hier aufeinander gelegt, der untere zeigt in Silber ein durchgehendes schwarzes Kreuz, das normale Deutschordenskreuz, denn das aufgelegte Lilienkreuz stand nur dem jeweiligen Hochmeister zu. Bei Landkomturen und Komturen ist dieses Aufeinanderlegen eine gerne praktizierte Darstellung. Der obere Schild zeigt das Familienwappen, das der Braun von Schmidtburg. In einem roten, mit silbernen Schindeln bestreuten Schild ein aufrechter silberner Doppelhaken. Helmzier ein aufrechter silberner Doppelhaken zwischen zwei roten, mit silbernen Schindeln bestreuten Büffelhörnern, Helmdecken rot-silbern.

Lothar Braun von Schmidtburg war der Sohn von Georg Christoph Braun von Schmidtburg und Maria Jacoba Schliderer von Lachen. Er war Komtur in Einsiedel, Trier und Beckingen. Am 29.4.1646 wurde er erzbischöflicher Statthalter, 1649-1687 war er Landkomtur der Ballei Lothringen. 1666 war er kurfürstlich Trierischer Geheimrat und Amtmann in Pfalzel, 1662 und 1667 auch Rektor der Trierer Universität. Militärisch hatte er den Rang eines kaiserlichen Obersten inne und war Landgubernator der Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz. 1673 wurde Trier von französischen Truppen genommen, und Lothar Braun von Schmidtburg wurde in der Zitadelle von Metz eingesperrt. 1675 wurde er aus seiner Haft entlassen, fand eine geplünderte und beschädigte Trierer Kommende vor und zog sich nach Koblenz an den kurfürstlichen Hof zurück. Ein großes Problem seiner Amtszeit war die Schuldenlast seiner Kommende und der Verlust der Einkünfte aus seiner Ballei. Er verstarb am 3.1.1687. Sein Wappen ist übrigens auch am Deutschherrenhaus in Rachtig (Zeltingen-Rachtig) zu finden, dort sind aber rechts 5 und links 4 Schindeln.

Ein Schandfleck für Trier (Abb. 2017): Heute dient das heruntergekommene Gebäude als Kulissenlager und Probebüne für das Trierer Stadttheater. Die Gleichgültigkeit, mit der die Beschmierung der Nebengebäude mit Graffiti hingenommen wird, läßt Schlimmes für die Zukunft ahnen: Verlust des Bewußtseins für die historische Bedeutung dieser Bausubstanz ist meistens der Anfang des Verlotterns, das sich hier in den letzten Jahren in erschreckendem Ausmaß entwickelt. Hier muß gehandelt werden!

Das Wappen an der "Orangerie"

Im Süden des Hauptgebäudes steht rechtwinklig zu diesem angeordnet ein langestreckter, eingeschossiger Separat-Bau in Rokoko-Formen mit Mansarddach. Auch wenn der Bau aktuell Orangerie genannt wird, wurde er wohl als Marstall genutzt, während die eigentliche Orangerie als Pendant gegenüber wohl geplant war, aber nicht zur Ausführung kam. In der Mitte der 35 m langen Fassade wird ein Eingang von Pilastern gerahmt. Eine Rokoko-Wappenkartusche mit dem Wappen des 1762-1781 amtierenden Landkomturs Boos von Waldeck ziert den Stichbogen des Portales. Dieser Landkomtur war es auch, der die Kommende mit einem Park und Statuen im Stile seiner Zeit ausstatten ließ.

Das Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes Tatzenkreuz (Deutscher Orden), Feld 2 und 3: in Rot drei schrägbalkenweise aneinandergestellte, rautenförmige, silberne Schnallen (Rincke, Familie Boos von Waldeck). Das wappen ist von einem weiteren Deutschordensschild unterlegt. Das zweimalige Vorkommen des Deutschordenskreuzes sowohl im Rückschild als auch im gevierten Schild entspricht der für Landkomture üblichen Formensprache. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein schwarzer Flug, belegt mit einer Scheibe mit dem Schildbild der Boos von Waldeck.

Liste der Komture und Landkomture der Deutschordenskommende Trier:

Ebenfalls ein Schandfleck für Trier (Abb. 2017): Auch dieses Gebäude ist leider in erheblichem Ausmaß von Vandalismus durch Graffiti-Schmierereien betroffen und wird bald ganz vor die Hunde gehen, wenn sich nicht ganz schnell jemand um die Erhaltung der historischen Bausubstanz kümmert, die sich leider in den letzten Jahren immer mehr in eine Dreckecke verwandelt hat.

Literatur:
Hans-Georg Böhm: Hochmeisterwappen des Deutschen Ordens 1198-1618, Frankonia Buch 1990, Fränkische Nachrichten Druck- und Verlags-GmbH, Tauberbischofsheim, ISBN 3-924780-15-3
Die Hochmeister der Residenz Mergentheim, Heft 15 der Schriftenreihe der Vereinigung zur Förderung der wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte des Deutschen Ordens e.V. und der Historischen Deutschordens-Compagnie Bad Mergentheim e.V., 1997
http://www.baesweiler.de/tb/bilder/0306_deuren_2.jpg
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Siebmachers Wappenbuch
Wertvolle Hinweise gab Herr Peter Stammnitz, Idar-Oberstein, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Otto Conrad, Geschichte des Steinkallenfelser Adels, in: Kreuznacher Heimatbl. 5/1961
Elisabeth Becker-Neuerburg, Wittlicher Adelshöfe, in: Jahrbuch Bernkastel-Wittlich, 1997, S. 126 f.
Rüdiger Schmidt: Die Deutschordenskommenden Trier und Beckingen 1242-1794, Marburg 1979
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschand, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Band 17.1, Hrsg. im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur vom Landesamt für Denkmalpflege: Stadt Trier, Altstadt, bearbeitet von Patrick Ostermann, Wernersche Verlagsgesellschaft Worms, 2001, ISBN 3-88462-171-8, S. 118.
http://www.heraldique-europeenne.org/Armoriaux/Teutonique/index.html
http://www.people.freenet.de/heckmann.werder/Wappen.htm
Kommenden des Deutschen Ordens:
http://www.damian-hungs.de/Kommenden%20des%20Deutschen%20Ordens.pdf
Ballei Lothringen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutschordensballei_Lothringen

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