Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 182
Trier: Im
Schatten der glanzvollen Kurfürsten
Hauptwache am Hauptmarkt in Trier
Die Hauptwache ist Teil eines großen Baukomplexes nördlich der Sternstraße zwischen Domplatz und Marktplatz. Das Palais Walderdorff war eine ehemalige Domkurie und begleitet mit seinen Seitenbauten die Sternstraße, um schließlich in das jüngste Gebäude der Gruppe überzugehen, die Hauptwache. Das Barockgebäude wurde 1774-1776 errichtet. Der Bauplatz, der schon außerhalb der Domimmunität liegt, hat eine lange Tradition: Er gilt als die Stelle des mittelalterlichen Dingstuhles. Seit der Mitte des 14. Jh. war hier die kurfürstliche Münze. Zuletzt diente das Gebäude als Zunfthaus der Pelzhändler. 1667 wird das Gebäude als Wache überliefert. 1774 wird das gotische Giebelhaus abgebrochen und in Folge durch den barocken Eckbau aus der Feder von J. J. Steinem ersetzt, ein zweigeschossiger Putzbau mit Kantenquaderung, mit einer markanten hohen dreiteiligen offenen Bogenstellung zum Markt hin und mit Mansarddach.
Eine Rokoko-Kartusche mit Wappen wird von Löwen flankiert, die aber statt des "Schildes" im Zeitgeist gehaltene Fahnen halten. Nach unten ist die Rocaille-Kartusche zu einer Leerkartusche auf dem mittleren Schlußstein ausgezogen. Schwert und Krummstab der Kurfürsten sind hinter der Kartusche gekreuzt.
Das Wappen ist das des Clemens Wenzeslaus von Sachsen (Trierer Kurfürst 1768-1801), der letzte Kurfürst und der letzte Erzbischof von Trier, bevor das geistliche Fürstentum unter Napoleon und seinen Folgen aufgelöst wurde. Das Wappenbild wurde während der Herrschaft der französischen Revolutionstruppen 1798 ff. im Rahmen der Wappenvernichtung im Saar-Departement zerstört und nachher durch eine gemalte Rekonstruktion ersetzt.
Die
einzelnen Wappenbestandteile
Das gemalte Wappen ist in drei
Ebenen aufgeteilt: Hauptschild, Mittelschild, Herzschild.
Interessanterweise ist kein anderer Wappenbestandteil des reichhaltigen Sachsen-Wappens vertreten, nur der Herzschild. Die Fürstpropstei Ellwangen ist hier noch nicht vertreten, also ist dieses Wappen nach 1768 und vor 1787 entstanden. Das paßt zur angegebenen Bauzeit von 1774-1776.
Ein späteres Wappen mit mehr Komponenten finden wir am kurfürstlichen Schloß in Bad Bertrich und am Rathaus Niederselters.
Lebensdaten
des letzten Trierer Kurfürsten
geb. 28.9.1739 auf Schloß
Hubertusburg in Wermsdorf, Vater: Kurfürst Friedrich August III,
König von Polen und Herzog von Sachsen, Mutter: Erzherzogin
Maria Josefa von Österreich. Durch diese Verwandtschaft war er
Onkel von gleich drei französischen Königen: Ludwig XVI.,
Ludwig XVIII. und Karl X.
1760 österreichischer Kriegsdienst, Feldmarschallleutnant,
Teilnahme an der Schlacht bei Torgau
1763-1768 Bischof von Freising und Regensburg
1768-1803 Fürstbischof von Augsburg, 1803-1812 Bischof von
Augsburg
1768-1803 Erzbischof und Kurfürst von Trier
1783 Toleranzedikt
1786 Emser Punktationen
1786 Bau des neuen Schlosses von Koblenz, nachdem das Schloß
Philippsburg in Ehrenbreitstein baufällig geworden war.
Erbauer des Theaters in Koblenz
1787-1803 Fürstpropst von Ellwangen
1789 ff Koblenz wurde Zufluchtstätte der französischen
Royalisten und Emigranten der Revolution
1801 Frieden von Lunéville, Kurtrier verliert seine
linksrheinischen Besitzungen
1803 Verlust des Kurfürstentums und des Fürstbistums Augsburg
sowie der Fürstpropstei Ellwangen. Was ihm blieb, war allein das
Bistum Augsburg
gest. 27.7.1812 in Marktoberdorf im Allgäu
Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Liste der Trierer Erzbischöfe und Kurfürsten:
Richard von Greiffenclau zu Vollraths
(1511-1531)
Johann III. von Metzenhausen (1531-1540)
Johann IV. Ludwig von Hagen (1540-1547)
Johann V. von Isenburg (1547-1556)
Johann VI. von der Leyen (1556-1567)
Jakob III. von Eltz (1567-1581)
Johann VII. von Schönenberg (1581-1599)
Lothar von Metternich (1599-1623)
Philipp Christoph von Sötern (1623-1652)
Karl Kaspar von der Leyen (1652-1676)
Johann Hugo von Orsbeck
(1676-1711)
Karl Joseph von Lothringen (1711-1715)
Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1716-1729)
Franz Georg von Schönborn (1729-1756)
Johann Philipp von Walderdorff (1756-1768)
Clemens
Wenzeslaus von Sachsen (1768-1801)
Literatur:
Denkmaltopographie
Bundesrepublik Deutschand, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz,
Band 17.1, Hrsg. im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft,
Weiterbildung, Forschung und Kultur vom Landesamt für
Denkmalpflege: Stadt Trier, Altstadt, bearbeitet von Patrick
Ostermann, Wernersche Verlagsgesellschaft Worms, 2001, ISBN
3-88462-171-8
Siebmachers Wappenbuch, Bistümer 1.5.1.
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im
Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von
Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer,
Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Trier: Deutschordenskommende (1) - Deutschordenskommende (2) - Dompropstei - Kurie von der Leyen - Umbscheiden-Haus am Stockplatz - Palais Kesselstatt - Haus Venedig - Kurie Eltz - Hauptwache - Zunfthaus Faßbinder und Küfer - Vogtsburg bzw. Eulenburg - Petersburgportal
Die Wappen der Fürstbischöfe und
Bischöfe von Trier - Teil (1) - Teil (2)
Sächsische Wappen (1),
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