Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 269
Trier: Im
Schatten der glanzvollen Kurfürsten
Vogtsburg bzw. Eulenburg in Trier
Das Vogtsburg oder auch Eulenburg genannte Gebäude befindet sich in der Kutzbachstraße 13. Ursprünglich war hier wohl eine Stiftsvogtei von St. Simeon, daher der Name, auch wenn diese Nutzung nicht überzeugend belegt ist. Die Wurzeln des heute privat genutzten Gebäudes sind sehr alt; der Kern ist romanisch. Aus dieser Zeit ist in der Stirnwand ein Rundbogenfenster mit Drillingsarkade erhalten. Der winkelförmige Erweiterungsbau stammt hingegen aus dem 16. Jh. Das Obergeschoß stammt aus dem Jahre 1888. Von heraldischem Interesse ist aber außen vor allem der polygonal gebrochene und mit kleinen Rechteckfenstern gegliederte Treppenturm aus der Renaissance. Ein abgekantetes Sturzrelief aus hellgrauem Kalksandstein, also ein ehemaliger und ausgedienter Turzsturz oder Türgiebel, über dem jetzt modern gestalteten Eingang auf der Ostseite nennt das Baudatum 1543 und zeigt einen Wappenschild, der von Schriftbändern umwoben wird.
Der Schild mit dem redenden Wappenmotiv zeigt zwei einander zugewandte Vögel (Falken) auf einem Dreiberg (Berg) sowie die Initialen HF, für den Trierer Offizial Heinrich von Falkenberg. Stammsitz des Geschlechtes von Falkenberg (de Faulquemont) ist Burg und Flecken Falkenberg zwischen Metz und Saargemünd südöstlich von St. Avold. Die Falkenberger erschienen oft im Dienst der Stadt Metz. Im Siebmacher sind keine Angaben zur Tingierung. Die in mehrere Abschnitte aufgeteilte Inschrift in erhabener Kapitalis auf dem vielfach gewundenen Schriftband lautet "PORTA / PATENS / ESTO NVLLI / CLAVDARIS / HONESTO" - "Tür, du seiest weit geöffnet und wollest dich keinem Ehrenhaften verschließen".
Im Innern ist ein bemerkenswertes heraldisches Sandstein-Relief auf dem Kaminsturz im Erdgeschoß, ebenfalls aus der Renaissance stammend (ohne Abb.). In der Mitte ist ein Schild mit dem doppelköpfigen Kaiseradler für den damals amtierenden Kaiser Karl V., begleitet von vier weiteren Wappenschilden in den vier Ecken des Kaminsturzes: der amtierende Kurfürst Johann von Hagen (amtierte 1540-1547), sein Vorgänger Kurfürst Johann von Metzenhausen (amtierte 1531-1540), Familie von Criechingen und Familie von Rollingen / de Raville. Den Hintergrund bilden üppige Blumenranken, darin zwei Putten. Auch hier sind die Initialen HF eingearbeitet. Der Rand der Platte trägt das Datum 1546. Der Rest der Ausstattung ist historistisch und stammt aus dem 19. Jh.
Heinrich von Falkenberg (-1553) hatte in Trier studiert und 1512 den Magistergrad erworben. Seine Promotion in den Rechtswissenschaften machte er in Orléans. 1534-1543/45 war er Assessor am Reichskammergericht zu Speyer. Als Wertschätzung seiner Arbeit ernannte Karl V. ihn zum kaiserlichen Rat und stattete ihn mit der "Salva guardia" aus, einer Art Schutzbrief, was auch das Auftauchen des kaiserlichen Wappens auf dem Sturz erklärt. 1544-1548/49 war er Rektor der Trierer Universität. Er war Trierer Offizial und 1539-1553 Dekan von St. Simeon. Die vier anderen Wappen am Kaminsturz beziehen sich auf seine unmittelbaren Vorgesetzten: Die beiden Trierer Kurfürsten Johannes von Metzenhausen und Johannes Ludwig von Hagen zur Motten waren nacheinander seine beiden obersten Dienstherren im Kurfürstenturm, und die beiden Dompröpste Franz von Criechingen (-1569) und Philipp von Rollingen (-1532) waren von Amts wegen Konservatoren der Trierer Universität.
Literatur:
Denkmaltopographie
Bundesrepublik Deutschand, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz,
Band 17.1, Hrsg. im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft,
Weiterbildung, Forschung und Kultur vom Landesamt für
Denkmalpflege: Stadt Trier, Altstadt, bearbeitet von Patrick
Ostermann, Wernersche Verlagsgesellschaft Worms, 2001, ISBN
3-88462-171-8
Siebmachers Wappenbuch, Lothringen 2.1
Deutsche Inschriften Band 71, Stadt Trier, Teil II, Nr. 430
(Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di071mz11k0043004 - https://www.inschriften.net/trier-ii/inschriften/inschrift/nr/di071-0430.html?tx_hisodat_sources%5Baction%5D=show&tx_hisodat_sources%5Bcontroller%5D=Sources&cHash=d7c4950f57c663d6bb81ecf28b10cd80
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