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Photos schöner alter Wappen Nr. 1785
Trier: Heraldik in Deutschlands ältester Stadt
Das Schloß Monaise bei Trier
Schloß Monaise liegt etwas außerhalb von Trier am nördlichen Moselufer, in einer Gemarkung zwischen Industriegebiet und dem Stadtteil Trier-Zewen, gegenüber dem östlichen Ortsende der gegenüber liegenden Stadt Konz. Das Schloß steht mit seiner Schmalseite zur Mosel. Eine Mauer rahmt eine viereckige, nach Nordosten ausgebauchte Fläche ein mit vier kleinen Pavillons an den vier Ecken, die jeweils eine Zufahrt flankieren. Ein fünfter Durchbruch durch die Mauer ist die große, von Sphingen flankierte Freitreppe, die in den Park nach Nordosten hinunterführt.
Der Bauherr dieses Schlosses war Philipp Franz Wilderich Nepomuk Graf von Walderdorff (2.3.1739-21.4.1810), im Jahre 1767 in den Reichsgrafenstand erhoben. Für die geistliche Laufbahn bestimmt, sammelte er schon früh geistliche Ämter und Pfründen: Mit 11 Jahren wurde er 1750 Domizellar und Kanoniker in Trier, mit 15 Jahren erhielt er 1754 eine Dompräbende in Speyer. In Trier saß bis 1768 sein Verwandter Johann Philipp Reichsgraf von Walderdorff auf dem Bischofsstuhl. Nach Studium in Salzburg 1759-1761 und Reisen durch Europa 1762-1763 nahm er verschiedene Stellen als Propst an, 1765 vom Simeonstift in Trier, 1766 von St. Georg im Limburg, 1769 von St. Paulin in Trier. Gleichzeitig streckte er erste Fühler nach Speyer aus und wurde im selben Jahr dort Domkapitular. Doch seine weitere Laufbahn vollzog sich erst noch in Trier, 1774 wurde er Domkapitular, zwei Jahre später Domdechant und kurfürstlicher Statthalter, 1777 Geheimer Rat im Kurfürstentum. In dieser Situation gab er 1779 den Bau seines Sommersitzes am Moselufer weit vor den Toren der Hauptstadt des Kurstaates in Auftrag. 1781 schaffte er es bis zum Trierer Dompropst, doch einem weiteren Aufstieg standen zwei Dinge im Weg, zum einen die gute Gesundheit des Trierer Fürstbischofs Clemens Wenzeslaus von Sachsen, zum andern 1797 die heranziehenden französischen Revolutionstruppen. Günstig war hingegen die Entwicklung in Speyer, wo durch den Tod von Damian August Philipp Karl Graf von Limburg-Styrum eine Vakanz war, und so ließ er sich am 22.4.1797 zum Fürstbischof von Speyer wählen, was er bis auf eine kurze Unterbrechung durch Flucht vor den Franzosen bis 1803 blieb. Er residierte in Schloß Bruchsal, sogar über die Säkularisierung hinaus bis zu seinem Tod 1810. Persönlich war Philipp Franz Wilderich Nepomuk Graf von Walderdorff zwar ein Profiteur der üblichen Ämter- und Pfründenwirtschaft, doch er war ebenso ein Förderer der Aufklärung, Freimaurer und Illuminat.
Die Pläne für des Domdechanten Sommersitz stammen von dem französischen Architekten François Ignace Mangin. Die Bauzeit ist 1779-1783, und es war der erste große Bauauftrag für den Architekten. Es gab einen Vorgängerbau, der zum Hofgut Niederkerig gehörte, einst Besitz des Klosters Echternach. Die alten doppelstöckigen Keller mit ungeheuer dickem Mauerwerk bilden die Fundamente des Schlosses. Das hat auch zur Folge, daß das Schloß seltsam hoch steht, was eine Aufschüttung nur zum Teil kaschieren kann. Der Baukörper hat insgesamt vier Geschosse, ein Erdgeschoß, zwei zusammengefaßte Obergeschosse und ein niedriges Geschoß, dessen kleine Fenster in das Abschlußgebälk eingelassen sind. Auf dem Abschlußgebälk läuft eine Balustrade um und verdeckt das Dach, von dem man nur den spitzkuppeligen Mittelteil wahrnimmt. Der Bau hat zu jeder langen Seite sieben Fensterachsen und an den kurzen Seiten je drei. Die mittleren drei Achsen sind auf jeder Längsseite hervorgehoben, nach Südwesten springen sie als Mittelrisalit ein klein wenig vor, und im Nordosten ist hier eine die beiden Obergeschosse verbindende Loggia mit vier kolossalen ionischen Säulen. Das ist letztendlich ein architektonischer Trick, um die beiden Obergeschosse wie eines erscheinen zu lassen. Das Erdgeschoß ist als Sockel getarnt, das vierte versteckt sich im Gebälk, so daß man auf Anhieb nicht vier nutzbare Etagen wahrnimmt. Das paßt zur Tradition einer Villa suburbana, einem Typus, der aus der Spätantike stammt und in den Renaissance-Villen Italiens zur Perfektion gebracht wurde. Der Bezug zur Kultur der Villeggiatura wird nicht zuletzt dadurch belegt, daß François Ignace Mangin selbst Monaise als "italienische Villa" bezeichnet hat.
Unter der Loggia sind drei gleichgestaltete Eingänge, von Lagerfugenrustika umgeben. Ein weiterer architektonischer Trick ist, daß die Fenster der beiden Obergeschosse durch einen vertieften Rahmen eingefaßt werden und horizontale Gliederungselemente gleiche Abstände haben - tatsächlich sind die oberen Fenster schmäler und nur halb so hoch wie die des ersten Obergeschosses. Früher war die Raumnutzung wie folgt: Im Erdgeschoß lagen die Eingangshalle, ein Gartensaal und ein Gästeappartement. Das Treppenhaus liegt hinter den beiden rechten Fensterachsen im oberen Bild. Die Beletage enthält den Festsaal und Empfangszimmer, und die Loggia wird von hier aus betreten. Im in der obigen Abb. linken Teil lag das persönliche Appartement von Philipp Franz Wilderich Nepomuk Graf von Walderdorff mit Schlafzimmer und halbhohem Kabinett. Das dritte Geschoß enthielt Gästezimmer, und ganz oben unter dem Dach hatte die Dienerschaft ihren Platz.
Auf der Nordostseite befindet sich in der Balustradenzone ein Wappen des Bauherrn. Das Wappen der von Walderdorff ist geviert, Feld 1 und 4: in Schwarz ein rot-silbern geteilter, doppelschwänziger Löwe, golden gekrönt (Stammwappen von Walderdorff), Feld 2 und 3: in Silber zwei rote Balken (Niederisenburg). Zwei asymmetrisch gestaltete Löwen wie im Schild dienen als Schildhalter. Hier gibt es keinerlei Komponenten des Hochstiftes, weil es sich hier nicht um den Fürstbischof aus der Familie handelt.
Darunter ist sein Motto angebracht: OTIUM CUM DIGNITATE, friedliche Muße mit Würde, passend zu einem Lustschloß und Sommersitz und zugleich eine Anspielung auf Ciceros Schrift Pro Sestio, 98, bzw. Ad familiares I 9, 21. Cicero beschreibt diesen Zustand 56 bzw. 54 v. Chr. als höchsten Wert für alle Vernünftigen, Rechtschaffenen und Wohlhabenden. Dazu paßt auch der Name des Schlosses: Monaise = "Mon Aise" = "meine Bequemlichkeit" oder "mein Wohlbehagen". Hier wird auch deutlich, welchen Stellenwert antikes Gedankengut und französische Lebensart am Vorabend der Aufklärung bereits erlangt haben. Auch die Architektur selbst spricht diese Sprache: Trier war kulturell und stilistisch noch vom Spätbarock geprägt, sein Verwandter auf dem Bischofsstuhl hatte den Rokokoflügel des kurfürstlichen Palais nur wenige Jahrzehnte davor erbauen lassen (1756 ff.), und die klar gegliederte, kubische, frühklassizistische Architektur mit den markanten, geraden Linien, der unverschnörkelten Einfachheit und der noblen Schlichtheit war etwas Neues und läutete eine künstlerischen Wende im Kurstaat ein, der unter Fürstbischof Clemens Wenzeslaus von Sachsen aufgegriffen und fortgeführt wurde.
Noch als der Bauherr in Trier lebte, lange bevor er nach Speyer ging, wurde das Schloß bereits 1791 an Eleonore von Blochhausen verkauft. Es folgten verschiedene Privateigentümer, dann wurde es im 2. Weltkrieg beschädigt und anschließend durch das französischen Militär genutzt, und zuletzt befand sich das Schloß in einem sehr heruntergekommenen Zustand, feucht, bröckelnder Putz, verbretterte kaputte Fenster, die Innendekoration oliv überstrichen. 1969 kaufte die Stadt Trier das Schloß, aber erstmal verlotterte es über zwei Jahrzehnte noch weiter, ehe 1993-1997 eine gründliche Renovierung für 3.8 Millionen Mark stattfand. An deren Zustandekommen war vor allem der Verein der Freunde des Schlosses Monaise beteiligt. Das Schloß wird heute vielfältig genutzt, Wohn- und Büroräume sowie ein Restaurantbetrieb füllen das historische Gemäuer mit Leben. Der angrenzende Gutshof ist heute ein Reiterhof, weiterhin befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Parks ein Campingplatz.
Literatur,
Links und Quellen:
Schloß
Monaise: http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/client/einObjekt.php?id=41 und http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/client/einObjekt.php?id=11586 und http://www.roscheiderhof.de/umgebung/monaise.html
Philipp Franz Wilderich Nepomuk Graf von Walderdorff: http://www.saarland-biografien.de/Walderdorff-Philipp-Franz-Wilderich-Nepomuk-von
Philipp Franz Wilderich Nepomuk Graf von Walderdorff: Trierer
Biographisches Lexikon, S. 490
Philipp Franz Wilderich Nepomuk Graf von Walderdorff: http://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Franz_Wilderich_Nepomuk_von_Walderdorf
Otium cum dignitate: http://www.ewetel.net/~martin.bode/cum_dignitate_otium.html
Denkmaltopographie
Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in
Rheinland-Pfalz,
Band 17.2, Hrsg. im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft,
Weiterbildung, Forschung und Kultur vom Landesamt für
Denkmalpflege: Stadterweiterung und Stadtteile, bearbeitet von Ulrike Weber,
Wernersche Verlagsgesellschaft Worms,
ISBN-10: 3-88462-275-7, ISBN-13: 978-3-88462-275-9, S. 280-284
Grafen von Walderdorff: http://www.walderdorff.de/ und http://www2.genealogy.net/vereine/ArGeWe/wewa2/w-orte/wallmerod/WW-Orte/MoWalder.htm
Michael Losse, Die Mosel, Burgen, Schlösser, Adelssitze und
Befestigungen von Trier bis Koblenz, Band 3 in der vom Marburger
Arbeitskreis für europäische Burgenforschung
herausgegebenen
Reihe Burgen-Schlösser-Herrensitze, Michael Imhof Verlag,
2007,
ISBN 978-3-86568-240-6
Alexander Thon, Stefan Ulrich, Von den Schauern der Vorwelt
umweht, Burgen und Schlösser an der Mosel, Schnell und Steiner
Verlag, 2007, ISBN 978-3-7954-1926-4
Die Wappen der Herren, Freiherren und Grafen von Walderdorff
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