Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 552
Trier - in der Umgebung der ältesten Stadt Deutschlands

In der Umgebung von Trier:
Der Duisburger Hof im Ruwertal

Der Duisburger Hof liegt im Nordosten von Trier im Ruwertal, zwischen den Orten Eitelsbach und Ruwer, auf einem zur Ruwer hin abfallenden Südhang inmitten von Weinbergen. Mit der Stadt Duisburg hat der Name übrigens nichts zu tun, er leitet sich vielmehr von „Thewes“, „Thees“ ab – örtliche Verballhornungen des Namens Matthias.

Beschreibung
Insgesamt handelt es sich um eine einst befestigte rechteckige Hofanlage, früher ringsum von einem Graben umgeben. Im Nordflügel (ehemaliges Stall- und Scheunengebäude) ist eine riesige Kelteranlage, die größte der Bischöflichen Weingüter im Ruwertal. Im Südflügel, dem alten Wohnturm mit anschließenden Wirtschaftsgebäuden, ist eine Dependance des Bistumsarchives untergebracht. Der kleine Westflügel, das ehemalige Verwaltungsgebäude, beherbergt zwei Wohnungen. Der Zugang ist an der Südwestecke, hier befand sich früher direkt neben dem alten Wohnturm ein Hofportal. Dieser Wohnturm ist der älteste Teil der Anlage, erstammt aus dem 14. Jh. und stand ursprünglich frei, alle anderen Gebäudeeinheiten wurden später dazugebaut, südwestlicher Treppenturm, Vorbau, Wirtschaftsgebäude. Der Wohnturm ist viergeschossig auf rechteckigem Grundriß. Jedes Geschoß enthält genau einen Raum.

In Urkunden wird der Duisburger Hof aber erst im 16. Jh. erwähnt. Aus Anlaß einer bischöflichen Visitation wird ein “nobile castrum de Thebestburg“ im Jahre 1569 als Besitz der Herren von Schönenberg genannt und als baufällig bezeichnet. Im Vorjahr hatte der Domkantor Hugo von Schönenberg am 6.9.1568 den Hof und zugehörige Güter vom Trierer Domkapitel käuflich erworben. Ursprünglich hatte das Anwesen der Familie Scholer gehört, und nach mehreren Besitzerwechseln kam er an das Trierer Domkapitel.

Umbau in der Renaissance
Unter den Herren von Schönenberg wurde der Duisburger Hof umgebaut. Die erste greifbare Renovierung fand 1570-1571 statt, der gotische, im Kern aus dem 14. Jh. stammende Wohnturm im Südwesten der Anlage wurde im Stile der Renaissance modernisiert, wobei vor allem die Fenster im 2. und 3. Geschoß vergrößert und mit neuen Gewänden versehen wurden. Der Wappenstein (Abb. unten) aus hellem Sandstein über dem großen, bis auf eine Türöffnung zugemauerten Rundbogenportal aus rotem Sandstein trägt diese Jahreszahl. Einst gab dieser Rundbogen Zugang zu einer Turmhalle von ca. 3.50 m Höhe, die mit einem Flachtonnengewölbe verschlossen war. Der Wappenstein besitzt die Form einer Ädikula mit syrischem Architrav. Der Sockel ist nach unten ausgebuchtet. Ganz oben schließt ein stark verwitterter Puttenkopf die Komposition ab. Die Kapitalis-Inschrift nennt den Bauherrn, Hugo von Schönenberg, Domherr und Domkantor zu Trier: "(A)NNO DOMI(NI) / (M)DLXX / HVGO A SCHONENBVRGK DHOM/SENGER". Bei dieser Umbaumaßnahme wurden die Fenster vergrößert und mit neuen Sandsteingewänden mit Bogenstabmaßwerk versehen. Auch auf den glatten Flächen der Fensterstürze im 1. Obergeschoß steht eine Datierung, dort ist es jeweils die Jahreszahl 1571. Der Stein stammt nach den stilistischen Merkmalen zu urteilen aus der Werkstatt von Hans Ruprecht Hoffmanns d. Ä. Dieser war mit dem Bauherrn insofern eng verbunden, als letzterer 1576 die Patenschaft für Hugo Hoffmann übernahm, den Sohn des Bildhauers. Im 19. Jh. wurde der Wappenstein renoviert.

Wappen der von Schönenberg: In Schwarz drei (2:1) silberne Tatzenkreuze (im Gruber als Ankerkreuze bezeichnet). Helmzier ein schwarzer Turnierhut mit schwarzem Stulp, darauf drei silberne Tatzenkreuze (mittleres verlorengegangen), auf dem Hut eine silberne hahnenfederbesteckte Kugel, Helmdecken schwarz-silbern.

Dem gotischen Wohnturm wurde im Südwesten ein Treppenturm vorgebaut, ebenfalls mit Bauschmuck aus der Umbauphase während der Renaissance. Das schmucke Portal (Abb.) datiert von 1588, zu lesen auf einer Kartusche im geschweiften Giebel. Das nach Nordwesten zeigende Portal wird von Säulchen flankiert, die auf Podesten stehen und hohe Gesimse tragen. Der Aufsatz aus hellem Sandstein besitzt die Form einer zweigeschossigen Ädikula. Über dem Portal ist ein Allianzwappen der von Schönenberg und vermutlich der von Braunsberg zu sehen, relativ schlechten Erhaltungszustandes, aber das Portal war auch viele Jahrzehnte von Efeu zugewuchert und hat erheblich unter dem Verfall im späten 20. Jh. gelitten. Joachim von Schönenberg, ein Bruder des Trierer Kurfürsten Johann von Schönenberg, war mit Clara von Braunsberg vermählt. Das Paar hatte vier Kinder: Elisabeth, Hugo August (Domicellar im Trierer Domkapitel und Amtmann zu Schöneck, Schönberg und Prüm), Gotthart (Amtmann zu Bernkastel) und Anna (Ehefrau von Johann Valentin von Wiltberg). Anläßlich des Umbaus wurden auch die Öffnungen des Treppenturmes mit neuen Rechteckfenstern ausgestattet, die mehr Licht in das alte Gemäuer ließen.

Wappen der von Schönenberg: In Schwarz drei (2:1) silberne Tatzenkreuze (im Gruber als Ankerkreuze bezeichnet). Helmzier ein schwarzer Turnierhut mit schwarzem Stulp, auf dem Hut eine silberne hahnenfederbesteckte Kugel. Helmdecke schwarz-silbern. Wappen der von Braunsberg, seit 1486 Herren von Brohl, erloschen 1625: In Rot drei silberne Rauten balkenweise. Helmzier ein silberner Rüde mit rotem Halsband, sitzend, ggf. noch zwischen zwei roten Büffelhörnern (hier nicht nachzuvollziehen), von denen jedes mit drei silbernen Rauten nebeneinander belegt ist (dito). Helmdecke rot-silbern. Über den Kleinoden sieht man im Relief noch Reste von Schriftbändern; allerdings lassen sich dort keine Zuordnungen entziffern, vermutlich verwittert.

Diese Zuordnung läßt noch ein paar Fragen offen, denn vom Schildbild her käme nicht nur die Familie von Braunsberg, sondern auch die Familie Weyher von Nickenich in Frage. Damit hätte einer der Schönenberg-Brüder hier das elterliche Allianzwappen abgebildet, was eher unwahrscheinlich ist. Die Helmzier des heraldisch linken Wappens ist zwar verwittert, sieht jedoch einem Rüden ähnlicher als einem wachsenden Bock zwischen Hörnern, was für Braunsberg spricht. Betrachten wir die Schönenberg-Brüder im einzelnen, so hätte Johann vermutlich sein Amtswappen verwendet, andererseits war das hier privater Familien-Besitz, und Johann folgte seinem Bruder Hugo im Besitz des Duisburger Hofes nach. Hans Valentin (-1597), war pfälzischer Amtmann zu Stromberg und wenig in Triers Umgebung aktiv, Georg war in Worms engagiert, Hugo war schon tot, soomit bleibt sinnvollerweise nur Joachim von Schönenberg, verheiratet mit Clara von Braunsberg. Wann Joachim, seit 1548 Amtmann in Schönberg, Schönecken und Hillesheim, verstorben ist, ist nicht ganz sicher, daher käme vielleicht als Bauherr auch sein Sohn, Gotthard von Schönenberg in Frage, wobei aber auch für ihn als Todesjahr 1587 angegeben wird, was ihn wieder aus dem Rennen wirft. Von allen Brüdern war Joachim am ehesten auf die Eifel-Besitzungen ausgerichtet. Fazit: Die Zuordnung ist nicht abschließend geklärt, die wahrscheinlichsten sind Johann oder Joachim.

Weitere heraldische Elemente finden sich in der Nordwestecke der Anlage. Dort steht ein Wohntrakt aus dem Jahre 1573 mit zwei Achsen zum Hof und angrenzendem polygonalen Treppenturm. An der Außenseite ist ein Wehrturm mit Schießscharten aus rotem Sandstein (Maulscharten) vorgebaut, einst mit einzelnen Balkendecken, heute als Treppenturm umgebaut (letzte Abb. dieser Seite). Im hofseitigen Türsturz des kleinen Wohngebäudes ist ein Schönenberg-Wappen (Abb.) eingearbeitet.

Der hofseitige Treppenturm des nordwestlichen Wohnturms hat einen schönen Wappenstein (Abb. unten) auf halber Höhe zwischen den beiden zum Hof gerichteten Fenstern. Es handelt sich um ein ädikulaartiges Relief aus hellem Sandstein. Die dreizeilige Inschrift auf dem Bogen, heute total verwittert und fast unleserlich, hieß einmal "HVGO VON SC(HONENBV)RG OBE(RS)/TER CORBISH(OF Z)V TRIER DE(S TIT/V)L(S) SANCTI P(ET)R(I) AN(NO 1)573" - "Hugo von Schonenburg Oberster Chorbischof zu Trier des Titulus Sancti Petri Anno 1573". Die untere rechte Ecke des Steines war verloren und ist ergänzt. Im Rahmenwerk befinden sich vier kleinere Wappenschilde, auf den Postamenten der Pilaster und über deren Kapitellen, siue bilden die Ahnenprobe, darunter befinden sich die Wappenschilde der Familien von Schönenberg mit den drei Tatzenkreuzen, Weyer von Nickenich mit den drei Rauten, von der Leyen mit dem Pfahl sowie ein Schild mit drei Herzen für die von Bourscheid. Bei den beiden oberen Wappenschilden ist die namentliche Zuordnung auf den angrenzenden Bogenabschnitten zu lesen: "SCHONENBVRG" und "NI(C)KENICH"..

Das zentrale Wappen der von Schönenberg befindet sich in der Nische zwischen zwei seitlichen Pilastern und einem Rundbogen oben: In Schwarz drei (2:1) silberne Tatzenkreuze (im Gruber als Ankerkreuze bezeichnet). Helmzier ein schwarzer Turnierhut mit schwarzem Stulp, darauf drei silberne Tatzenkreuze, auf dem Hut eine silberne hahnenfederbesteckte Kugel. Helmdecken schwarz-silbern. Die Abbildung der Tatzenkreuze auf dem Stulp ist variabel: Hier sind drei abgebildet, auf den Altären im Trierer Dom keines, im Gruber wird eines erwähnt.

Dieser Wappenstein ist zwei Jahre jünger als der zuerst vorgestellte Wappenstein, und wir notieren eine Änderung im beruflichen Werdegang von Hugo von Schönenberg (-1581), denn nun hatte er seit 1573 das Archidiakonat von St. Peter inne. Hugo von Schönenberg war der ältere Bruder des Johannes von Schönenberg, damals noch Trierer Dompropst und danach Erzbischofs und Kurfürst von Trier. Auch dieser Wappenstein weist Merkmale auf, die ihn als Werk der Hoffmann-Werkstatt ausweisen.

Eine noch weitergehende Ahnenprobe identischen Inhalts ist einerseits auf dem Epitaph des Johann von Schönenberg in der Stiftskirche Kyllburg zu finden, das war der Vater des Hugo von Schönenberg, und andererseits am Bischofshof in Ladenburg für Georg von Schönenberg, ein Bruder des Hugo von Schönenberg. Und am Epitaph für einen weiteren Bruder, den Trierer Fürstbischof Johann von Schönenberg, im Trierer Dom, taucht ebenfalls diese Ahnenprobe auf.

Die Familie der von Schönenberg
Der wichtigste Repräsentant dieser Familie, deren Ursprünge je nach Autor mal nach Schonenburg bei Kreuznach (Siebmacher), Schöneberg bei Kreuznach (Pauly, Dohna) oder Schönburg bei Oberwesel (Gondorf) gelegt werden, war Johann von Schönenberg, der Trierer Kurfürst und Erzbischof.

Viele weitere Familienmitglieder sind in kirchlichen Positionen zu finden: Hans Valentin von Schönenberg, ein Bruder des Bischofs, war seit 1532 als Domicellar Mitglied des Trierer Domkapitels. Wilhelm von Schönenberg, ein weiterer Bruder, war Domdechant in Worms, gest. 1571. Georg von Schönenberg schließlich, wurde Fürstbischof von Worms. Und der bereits oben im Zusammenhang mit dem Renaissance-Treppenturm erwähnte Joachim von Schönenberg - ein weiterer Bruder - ist als Herr auf den Besitzungen Hartelstein und Ulmen, Amtmann zu Schöneck, Schönberg, Hillesheim und Prüm bekannt. Die Burg Hartelstein kam übrigens 1488 durch die Ehe von Philipp von Schönenberg mit Elisabeth von der Leyen in die Familie. Hans Reichard von Schönenberg, Sohn von Hans Valentin, wurde fürstlich wormsischer Hofmeister.

Der oben als Erwerber des Duisburger Hofes erwähnte Hugo von Schönenberg stand auch im Dienste des Trierer Bischofs - 1536 war er Domicellar, 1543 Domkapitular, 1548 Domkantor, 1573 erfolgte seine Berufung zum Archidiakon tituli Sancti Petri.

Die Familie der von Schönenberg starb 1632 mit Philipp Dietrich von Schönenberg aus, vermählt mit Anna Elisabeth Cratz von Scharfenstein, aber kinderlos, seit 1607 Domicellar im Domkapitel von Trier. Er war ein Sohn des oben genannten Hans Reichard von Schönenberg.

Spätere Geschichte des Duisburger Hofes
Nach den Schönenbergs gehörte der Duisburger Hof der Familie von Sötern als Bestandteil des Sötern’schen Fideikommisses, einer stiftungsähnlichen Rechtsform, bei der ein ungeteilter Familienbesitz von der Hand eines Familienmitgliedes verwaltet wird, der nur über den erwirtschafteten Ertrag verfügen kann, nicht aber über die Vermögensmasse. In den Jahren 1653/54 wurde von Philipp Franz von Sötern ein Vergleich mit dem Trierer Domkapitel geschlossen, bei dem im Austausch gegen andere Rechte der Duisburger Hof in das Eigentum des Domkapitels überging. Verwaltet wurde der Hof nun durch einen verpflichteten Hofmann des Domkapitels, praktisch ein Pächter. Dies blieb bis 1755 so, als der letzte Hofmann den Duisburger Hof wegen Pachtrückständen räumen mußte.

Ca. 1800-1842 war der Hof in Besitz von Johann Kleutgen, der ihn von der französischen Verwaltung erworben hatte. Danach wurde er an die verschwägerte Familie Endres verkauft. Diese erneuerten die Verwaltungsgebäude und setzten den heruntergewirtschafteten Hof wieder instand. Seit 1865 befindet sich der Duisburger Hof im Eigentum des Bischöflichen Konviktes Trier und diente der Unterstützung der Versorgung des Konviktes. In der Folgezeit wurden die zeitgenössischen Wirtschaftsgebäude errichtet, u. a. der große Saal, der heute als Lager des Archives genutzt wird. In der Mitte des 20. Jh. wurde die Landwirtschaft zugunsten des Weinbaues aufgegeben, schließlich auch dieser, als die neu gegründeten Bischöflichen Weingüter anders organisiert wurden, und der Hof verkam zur Rumpelkammer und verfiel zusehends. 1992 wurde beschlossen, dem Hof durch Umwidmung neues Leben einzuhauchen, 1993-1995 erfolgte der Umbau zur Außenstelle des Archives, dessen Lager im alten Saalbau aus dem 19. Jh. eingerichtet wurde.

Literatur, Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Stefan Nicolay: Alte Mauern zu neuem Leben erweckt, zur Geschichte des Duisburger Hofes und dessen Umnutzung zu Archivzwecken, Veröffentlichungen des Bistumsarchives Trier Band 40, Trier 2005, Selbstverlag des Bistumsarchives Trier.
Für die Genealogie der Familie ist die 16er-Ahnenprobe auf diesem Stich von 1632 wichtig:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e3/Georg_von_Schönenberg.jpg
Deutsche Inschriften Bd. 71, Stadt Trier, Teil II, Nr. 498 (Rüdiger Fuchs), in:
www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di071mz11k0049806 - https://www.inschriften.net/trier-ii/inschriften/inschrift/nr/di071-0498.html?tx_hisodat_sources%5Baction%5D=show&tx_hisodat_sources%5Bcontroller%5D=Sources&cHash=7262d3eadcc098ad9d28dece13623209
Deutsche Inschriften Bd. 71, Stadt Trier, Teil II, Nr. 506 (Rüdiger Fuchs), in:
www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di071mz11k0050607 - https://www.inschriften.net/trier-ii/inschriften/inschrift/nr/di071-0506.html?tx_hisodat_sources%5Baction%5D=show&tx_hisodat_sources%5Bcontroller%5D=Sources&cHash=e9f455f3202b312b1ee4808d230d9bbc
Deutsche Inschriften Bd. 71, Stadt Trier, Teil II, Nr. 544 (Rüdiger Fuchs), in:
www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di071mz11k0054409 - https://www.inschriften.net/trier-ii/inschriften/inschrift/nr/di071-0544.html?tx_hisodat_sources%5Baction%5D=show&tx_hisodat_sources%5Bcontroller%5D=Sources&cHash=96026725fe18b1eb0f0453a90c9485c2

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