Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 270
Trier: Im
Schatten der glanzvollen Kurfürsten
Das Petersburg-Portal in Trier
Das sog. Petersburgportal ist ein Tor des ehemaligen kurfürstlichen Schlosses. Erste Pläne zur Erbauung eines Renaissance-Schlosses wurden schon unter Kurfürst Johann VII. von Schönenberg (1581-1599) gefaßt. er begann schon mal mit den Vorarbeiten und ließ etliche Wohnhäuser niederlegen, um Platz zu schaffen. Sein Nachfolger, Lothar von Metternich (1599-1623), begann mit dem Neubau, der den Namen "St. Petersburg" trug, was nichts mit der gleichnamigen Stadt, sondern mit dem Trierer Stadtpatron zu tun hat. Nach Abbruch der Ostwand der römischen Palastaula legte man 1615 den Grundstein für das Renaissance-Schloß. Es sollte eine geschlossene Vierflügelanlage um einen quadratischen Innenhof werden. Unter Lothar von Metternich (1599-1623) wurden Nord- und Ostflügel (z. T.) erbaut, unter dessen Nachfolger Philipp Christoph von Sötern (1623-1652) Ostflügel (Vollendung), Südflügel und Westflügel. Soweit zum Hochschloß. Nördlich daran grenzte das Niederschloß, das unmittelbar nach dem Hochschloß in Angriff genommen wurde. Aber - wie bei der Diskussion seines Grabdenkmals im Dom erläutert - es kam zu einer Zwangspause, weil Philipp Christoph von Sötern wegen Verratsunterstellung für 10 Jahre in Gefangenschaft geriet. Vor der Gefangenschaft (1635-1645) wurde in den 20er-Jahren das St. Petersburg-Portal mit seinem Wappen begonnen, nach seiner Rückkehr wurde es vollendet, ferner wurde 1647 in der NW-Ecke der sog. Rote Turm erbaut.
Er war bereits 1610 Bischof von Speyer und Propst von Weißenburg und wurde erst 1623 Erzbischof und Kurfürst von Trier, also enthalten alle seine Wappen als Trierer Kurfürst die Elemente Speyer und Weißenburg (was damals schon zu Speyer gehörte). Das Amtswappen des Kurfürsten Philipp Christoph von Sötern (1623-1652) ist wie folgt aufgebaut:
Drei Helme gehören eigentlich zu diesem Wappen:
Ganz außen sind jeweils Schwert und Krummstab als Zeichen geistlicher und weltlicher Macht angeordnet. Die Wappendarstellung kann nicht verleugnen, daß das Tor mehrfach bis zur Unkenntlichkeit "restauriert" wurde.
Ergänzung zu Weißenburg: Die Propstei wurde von Speyer einverleibt. Deswegen finden wir Weißenburg immer dann im Wappen der Trierer Kurfürsten, wenn sie zugleich Bischof von Speyer waren. Auch wenn das Weißenburger Wappen meist in Rot eine silberne Burg ist, überhöht von einer goldenen Krone, wird sie auch gerne mit einem schrägrechts durchgesteckten Prälatenstab dargestellt. Dieses Detail wird bei den aufwendigen und komplexen zusammengesetzten Wappen gerne gespart - vgl. Orsbeck, da ist es schön zu sehen.
Das Renaissanceschloß blieb dann ca. ein Jahrhundert unverändert, die repräsentative Bautätigkeit der Kurfürsten verlagerte sich nach Ehrenbreitstein. Erst unter Johann Philipp von Walderdorff (1756-1768) wurde Trier wieder bevorzugte Residenz, und der prächtige Südflügel im Stil des Rokoko entstand 1757-1761. Der letzte Kurfürst, sein Nachfolger Clemens Wenzeslaus von Sachsen (1768-1801) erbaute das Schloß in Koblenz und nutzte das Trierer Schloß nur noch als gelegentliches Quartier. Nach den umfangreichen Zerstörungen im 2. Weltkrieg blieben vom Niederschloß nur noch das Petersburgportal, heute in einen häßlichen Verwaltungsneubau integriert, sowie der Rote Turm erhalten.
Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Liste der Trierer Erzbischöfe und Kurfürsten:
Balduin von Luxemburg (1307-1354)
Boemund II. von Saarbrücken (1354-1361)
Kuno II. von Falkenstein (1362-1388)
Werner von Falkenstein (1388-1418)
Otto von Ziegenhain (1418-1430)
Raban von Helmstatt (1430-1438)
Jakob I. von Sierk (1439-1456)
Johann II. von Baden (1456-1503)
Jakob II. von Baden (1503-1511)
Richard von Greiffenclau zu Vollraths (1511-1531)
Johann III. von Metzenhausen (1531-1540)
Johann IV. Ludwig von Hagen (1540-1547)
Johann V. von Isenburg (1547-1556)
Johann VI. von der Leyen (1556-1567)
Jakob III. von Eltz (1567-1581)
Johann VII. von Schönenberg (1581-1599)
Lothar von Metternich (1599-1623)
Philipp
Christoph von Sötern (1623-1652)
Karl Kaspar von der Leyen
(1652-1676)
Johann Hugo von Orsbeck
(1676-1711)
Karl Joseph von Lothringen (1711-1715)
Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1716-1729)
Franz Georg von Schönborn (1729-1756)
Johann Philipp von Walderdorff (1756-1768)
Clemens Wenzeslaus von Sachsen (1768-1801)
Literatur:
Denkmaltopographie
Bundesrepublik Deutschand, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz,
Band 17.1, Hrsg. im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft,
Weiterbildung, Forschung und Kultur vom Landesamt für
Denkmalpflege: Stadt Trier, Altstadt, bearbeitet von Patrick
Ostermann, Wernersche Verlagsgesellschaft Worms, 2001, ISBN
3-88462-171-8
Die Wappen der Fürstbischöfe und
Bischöfe von Speyer
Die Wappen der Fürstbischöfe und
Bischöfe von Trier - Teil (1) - Teil (2)
Trier: Deutschordenskommende (1) - Deutschordenskommende (2) - Dompropstei - Kurie von der Leyen - Umbscheiden-Haus am Stockplatz - Palais Kesselstatt - Haus Venedig - Kurie Eltz - Hauptwache - Zunfthaus Faßbinder und Küfer - Vogtsburg bzw. Eulenburg - Petersburgportal
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