Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 850
Kronach (Oberfranken): Bamberger Bischofsfestung

Kronach: Festung Rosenberg
Teil (13): Bastion St. Valentin

Bastionen
Eine Bastion ist ein meist spitzwinklig gebautes, aus dem Hauptwall einer Verteidigungsanlage vorspringendes Befestigungselement, das mit Geschützen zur Verteidigung bestückt wurde. Früher waren es runde Bastionen, die wurden schnell zugunsten spitzwinkliger Grundrisse aufgegeben, beliebt waren ein dreieckiger oder fünfeckiger Grundriß. Hinten war natürlich keine Verteidigungsmauer, sondern die Bastionsoberfläche verschmolz mit dem Gesamtsystem, das aber insgesamt durchaus nach innen durch weitere Mauern abgegrenzt sein konnte. Bastionen werden im Rahmen des Gesamtkonzeptes eines Bastionärssystems immer so angelegt, dass sie ihre Facen (Gesichtsseite, die dem Angreifer bzw. dem Vorfeld, der erwarteten Hauptangriffsrichtung - hier Norden - zugekehrten Seite) und Flanken (seitliche Linie der Bastionen, das Verteidigungsfeld der Länge nach begrenzend) gegenseitig schützen können.

Ein Bastionärssystem bezeichnet die Gesamtheit einer regelmäßig und sinnvoll mit Bastionen und Vorwerken ausgestatteten Verteidigungsanlage, die so gebaut sind, daß sie zusammenspielen, daß die Bastionen sich gegenseitig ihre Seiten und Gräben und die dazwischen liegende Kurtine schützen können und gemeinsam im Vorfeld (Glacis) ein Kreuzfeuer erzeugen können. Das wird durch geschickt gebaute Abfolge mehrerer Bastionen und Vorwerke erreicht. Das Bastionärssystem entstand im 16. Jh. und wurde später in Deutschland im 18./19. Jh. durch das Polygonalsystem in der Verteidigungstechnik abgelöst, während Frankreich noch länger am Bastionärssystem festhielt. Das Polygonalsystem war einfach platzsparender und effektiver.

Eine Kurtine (Curtine) bezeichnet hingegen das gerade, im Grundriß zurückspringende Zwischenstück des Verteidigungswalles zwischen zwei Bastionen im Rahmen eines Bastionärssystems und wird auch Mittelwall genannt. Eine Annäherung war hier besonders gefährlich, weil man in das Kreuzfeuer zwischen zwei Bastionen geriet.

Interessant ist auch die Mauertechnik der großen Bastionen, die man bei einem Gang durch die Mauer erkennen kann: Zwei große Bedrohungen hatte eine solche gewaltige Befestigungsmauer: Zum einen war das Feuchtigkeit und entsprechende Frostsprengung. Wasser mußte abfließen können. Zum anderen war das natürlich Beschuß, denn genau um dem standzuhalten wurden die Bastionen ja gebaut. Im Inneren erkennt man in enger Abfolge tiefe, schmale, nach außen spitz zulaufende, mannshohe senkrechte Schlitze überall im Mauerwerk. Nicht nur leiteten diese das Wasser auf die Außenseite (winzige Öffnungen) und boten Dehnungsspielraum, sondern vor allem begrenzten sie den maximal möglichen Schaden bei einem Treffer: Denn brach ein Stück Mauer in sich zusammen, riß es nicht eine klaffende Wunde in die Nachbarbereiche, sondern kollabierte auf eine limitierte Breite - der Schaden war begrenzt auf den Abschnitt zwischen zwei Schlitzen.

Bastion St. Valentin
Das ist die allererste in Stein ausgeführte Bastion, die der Angriffsseite zugewandte Nordwestbastion. Sie wurde 1656-1658 in nur 2 Jahren Bauzeit unter Fürstbischof Philipp Valentin Voit von Rieneck (1653-1672) errichtet, Grundsteinlegung am 26.6.1656. Die Nordwestecke und die Nordostecke hatten im 30jährigen Krieg am meisten gelitten, und hier war die Hauptangriffsseite, deswegen begann man hier zuerst mit den neuen Befestigungen. Die Grundsteinlegung erfolgte unter Abt Mauritius Knauer vom Zisterzienser-Kloster Langheim, dem Verfasser des sog. Hundertjährigen Kalenders. Diese Bastion hat nur eine einzige gesenkte Flanke, auf ihrer Südwestseite, damit das Vorfeld der Kurtine besser und von zwei Ebenen aus bestrichen werden konnte. Ein sogenannter Rondengang führt in der Mauer enlang, so daß man die oben beschriebene Mauertechnik dort gut sehen kann. Der äußere Wallgraben (gedeckter Weg) im Norden der Bastionen St. Valentin, St. Lothar und St. Philipp wurde schon 1626 vor dem 30jährigen Krieg ausgehoben, aber erst viel später in Stein befestigt.

Abb.: Blick auf die westliche Voit-von-Rieneck-Hälfte. Im linken Bild sieht man den Anfang des gedeckten Weges im Glacis.

Die Bastion St. Valentin trägt ein einziges Wappen an der nach Westen gerichteten Bastionsnase, oben an der äußersten Spitze (Wappen Nr. 36). Das Wappen ist ein zusammengestelltes Wappen, das in der Mitte geknickt ist, bestehend aus einem Schild Bamberg auf der Nordseite und einem Schild Voit von Rieneck auf der Westseite. In der Mitte genau auf dem Knick ist die Kaiserkrone des Hochstifts. Dieses Wappen besitzt keine Schildhalter. Obendrüber befindet sich an der oberen Bastionsecke auf zwei Kragsteinen ein erkerförmiges Wachhäuschen, einst von Napoleon abmontiert, weil er Sorge hatte, daß der Feind es als Zielhilfe nutzen könnte, und später wieder restauriert.

Abb.: Blick auf die westliche Voit-von-Rieneck-Hälfte. Rechts unten im Bild ein Austritt für Sickerwasser.

Der Wappenschild wird als zusammengestelltes Wappen dargestellt mit zwei separaten, einander zugeneigten Schilden:

Über dem Wappen die Kaiserkrone des Hochstifts Bamberg (kaiserliche Stiftung, hier in monumentaler Größe). Hinter dem Schild schräggekreuzt Vortragekreuz oder Schwert (auf der anderen Seite) und Krummstab (sichtbar auf dieser Seite).

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere die Bände Bayern und Bistümer
Festung Rosenberg:
http://www.festung-kronach.de/
Bernd Wollner, Die Festung Rosenberg, ein Führer und Begleiter durch Kronachs berühmte Wehranlage, Hrsg.: Tourismus- und Veranstaltungsbetrieb der Stadt Kronach, Kronach 2002, ISBN 3-00-009879-8
Vor Ort aufgestellte Informationstafeln
750 Jahre Festung Rosenberg. Kunst, Kultur und Geschichte in und um Kronachs Wahrzeichen. Hrsg.: Verein "1000 Jahre Kronach". Kronach 1999.
Faltblatt der Tourist-Information Kronach "Rundgang durch die Festungsanlagen"
Tillmann Breuer: Festung Rosenberg über Kronach. München 1990.
Hans Kremer, Festung Rosenberg, Kronach 1974.
Hans Kremer, Helmut Wenig: Wappensteine - Steininschriften in Kronach und auf der Festung Rosenberg, Kronach 1976
Heinz Müller: Die Festung Rosenberg in Kronach. Kurze Einführung in Geschichte und Rundgang. Kronach 1985.

Kronach (Oberfranken): Festung Rosenberg, bis zu G. v. Schaumberg - Ausbau unter P. v. Henneberg - Ausbau unter W. v. Redwitz - Nordostturm - Schmiedsturm - Dicker Turm - Fürstenbau und Spitaltor- Ausbau unter V. v. Würtzburg - Zeughäuser - Südflügel - Zeughaustorbau - Festungstor - Bastion St. Valentin - Bastion St. Kunigunde - Bastion St. Heinrich - Bastion St. Philipp - innere Mauer der Bastion - Bastion St. Lothar - innere Mauer Südkurtine - Artilleriekaserne - Vorwerke

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