Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 839
Kronach
(Oberfranken): Bamberger Bischofsfestung
Kronach: Festung Rosenberg
Teil (2): Ausbau unter Philipp von Henneberg
Geänderten Bedingungen mußte Rechnung getragen werden: Verbesserungen der Belagerungstechnik, neue Bedrohungen (Städtekrieg, Hussitenkriege z. B.), Einführung des Schießpulvers und der Feuerwaffen machten eine fortifikatorische Reaktion notwendig. Unter Fürstbischof Philipp von Henneberg (1475-1487) fand eine größere Ausbauphase statt. Aus dieser Zeit stammt der zweite Mauerring um die Kernburg herum, mit insgesamt 9 Rundtürmen am Bering, wovon heute noch 7 erhalten sind bzw. im Kern in später verstärkten und aufgestockten Türmen drinstecken (Dicker Turm, Luntenturm, Pulverturm, Salzturm, Schieferturm, der zum Treppenturm umgebaute Turm im Süden und der Kapitänsturm). Außenherum verlief ein tiefer Graben, dessen Außenseite ebenfalls gemauert war. Dabei wurde ein zweites, vorgelagertes Tor im Südwesten angelegt, das heutige Zeughaustor. Ein Eindringling mußte also erst den neuen Graben überwinden, das Zeughaustor zwischen zwei schießschartengespickten Streichwehrtürmen erstürmen, durch den korridorartig langgezogenen Zeughaushof eilen, während er von beiden Seiten beschossen wurde, drei Seiten mit der ungedeckten Schwertseite zur Kernburg gewandt an dieser herumlaufen, bis er endlich vor dem Tor zur Kernburg stand. In der Tat, es war schwerer geworden, die Festung Rosenberg zu erstürmen. Das alte Zeughaus ist entstehungsgeschichtlich auch in diese Phase des Ausbaus zu datieren. Unter Philipp von Henneberg entstand auch ab 1486 ein Vorgängerbau des späteren Kommandantenbaus, der aber später ersetzt werden sollte.
Position der Wappen des Fürstbischofs Philipp von Henneberg (1475-1487)
Futtermauer
Eine der
verteidigungstechnisch wichtigsten Veränderungen war die große
Futtermauer im Norden, ein Mittelding zwischen einer Schildmauer
und einem Erdwall, die Schutz gegen die Hauptangriffsseite bot,
wo man sich der Festung von Norden auf ebenem Terrain nähern
konnte und auch Belagerungsmaschinen in Stellung bringen konnte.
Der Ausdruck Futtermauer besagt, daß sie nicht massiv aus Stein
gebaut ist, sondern eine gemauerte Außen- und Innenschale hat,
deren Zwischenraum mit Erde, Schutt und Bruchsteinen verfüllt
ist. Die Futtermauer entstand 1485 als besonders starker
Bestandteil des zweiten Beringes. Auf der Futtermauer befindet
sich der sog. Kommandantengarten, in späterer Zeit angelegt.
Insgesamt ist die Futtermauer 14 m (!) dick. Ein kleiner
Fußgängertunnel führt hindurch vom Kernburg-Wallgraben
zwischen erstem und zweitem Bering in den inneren Wallgraben
zwischen zweitem Bering und Bastionärssystem. Der äußere
Wallgraben liegt vor dem Bastionärssystem im Norden. Ein zweiter
Durchgang durch die Futtermauer hindurch führt in den
Pulverturm, dessen Obergeschoß später als Gartenhaus für den
Kommandantengarten genutzt wurde. Beide Durchgänge sind
natürlich gemauerte und gewölbte Stollen, hinter der Mauer aber
und über dem Gewölbe befindet sich lose geschüttetes und
verdichtetes Material. Innen läuft entlang der Futtermauer die
Rampe, die außen um die Kernburg herum bis zum inneren Tor
führt. Die Ebene in Höhe des Zeughaushofes setzt sich fort als
Boden des Grabens um die Kernburg. 1838 wurde die Futtermauer
restauriert. Auf der Innenseite der Futtermauer befindet sich ein
stark verwittertes Henneberg-Wappen (Wappen Nr. 29):
Das Wappen mit der Jahreszahl 1485 läßt erahnen, daß das Hennebergsche Schildbild in Gold auf grünem Dreiberg eine schwarze Henne mit rotem Kamm und ebensolchem Kehllappen zeigt, ein redendes Wappen.
Zeughaustorbau
Der Zeughaustorbau, der neue
Eingang im Süden, der zum Zeughaushof als Vorburg führt und
heute das mittlere Tor der ganzen Festung bildet, stammt im
Unterbau wahrscheinlich aus dem 15. Jh., also aus hennebergscher
Zeit. Die Obergeschosse sind später ausgebaut worden (16. Jh.),
dort befanden sich die Diensträume des Festungskommandanten.
Links wird der Zeughaustorbau vom dicken Turm (s. u.) flankiert, rechts vom polygonalen Kapitänsturm, beide mit reichlich Schießscharten versehen. Der Kapitänsturm stammt im Unterbau vermutlich aus dem 15. Jh., unter Bischof von Henneberg errichtet, die Obergeschosse aus dem 16. Jh. Er diente als Streichwehr zum Schutz des Tores.
Gegenüber dem Zeughaustorbau befindet sich in den Wällen die alte Hauptwache, auch innere Wache genannt. Das war der Dienstraum für die Wachmannschaften des Festungstores. Heute ist hier das Besucherzentrum für die Festung untergebracht. Die äußere Wache befand sich im Gegensatz dazu in einem Blockhaus vor dem Tor, 1869 wurde dieses gemeinsam mit der Zugbrücke abgebrochen.
Linke Abb.: Blick auf das Tor im Zeughaustorbau mit darüber befindlichem Henneberg-Prunkwappen. Rechts neben dem Tor der Kapitänsturm. Rechte Abb.: Das Wappen von Philipp von Henneberg (1475-1487) ist geviert, die Felder 1 und 3 sind aus Courtoisie gewendet:
Zwei Helmzieren:
Diese Wappendarstellung ist auch ein schönes Beispiel dafür, daß die Proportionsregeln selbst in der Hochgotik cum grano salis genommen wurden und immer ein Ergebnis der Gesamtumstände sind. Ideal werden Schild : Helm : Helmzier 3 : 2 : 3 angenommen, bei mehreren Helmen werden Helm und Helmzier entsprechend kleiner. Hier ist die heraldisch linke Helmzier extrem schmal und hoch und erreicht die Proportion 3, die rechte Helmzier ist "klein und dick" und erreicht die Proportion 1.7. Krass, die unterschiedlichen Höhen so nebeneinander zu haben, und das in einer einzigen Bildhauerarbeit.
Die Ausrichtung des Bamberger Löwen ist grundsätzlich rechtsgerichtet. Bei aus zwei Wappenschilden zusammengestellten Kombinationen kann der Löwe im optisch linken Schild aus Courtoisie gewendet werden. In kombinierten Wappen, hauptsächlich gevierten Bischofswappen, begegnen uns mehrere Möglichkeiten. Zum einen kann das identische Schildbild unverändert in die beiden schräg gegenüberliegenden Felder einbeschrieben werden, beidesmal mit rechtsgerichtetem Löwen und Schrägrechtsleiste. Aus heraldischer Courtoisie kann aber auch der Löwe in Feld 1 gewendet werden, dann wendet natürlich die Schrägrechtsleiste mit, so daß im Ergebnis die beiden Löwen in Feld 1 und 4 beide nach innen gerichtet sind und die beiden Schrägleisten gegenläufig sind. Dieses Wenden ist bezüglich Feld 1 in gevierten Wappen eine korrekte Gestaltungsvariante, Feld 4 dagegen ist invariant. Doch keine Regel ohne Ausnahme, es finden sich nämlich auch historische Beispiele, wo beide Löwen gewendet sind.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher,
insbesondere die Bände Bayern und Bistümer
Festung Rosenberg: http://www.festung-kronach.de/
Bernd Wollner, Die Festung Rosenberg, ein Führer und Begleiter
durch Kronachs berühmte Wehranlage, Hrsg.: Tourismus- und
Veranstaltungsbetrieb der Stadt Kronach, Kronach 2002, ISBN
3-00-009879-8
Vor Ort aufgestellte Informationstafeln
750 Jahre Festung Rosenberg. Kunst, Kultur und Geschichte in und
um Kronachs Wahrzeichen. Hrsg.: Verein "1000 Jahre
Kronach". Kronach 1999.
Faltblatt der Tourist-Information Kronach "Rundgang durch
die Festungsanlagen"
Tillmann Breuer: Festung Rosenberg über Kronach. München 1990.
Hans Kremer, Festung Rosenberg, Kronach 1974.
Hans Kremer, Helmut Wenig: Wappensteine - Steininschriften in
Kronach und auf der Festung Rosenberg, Kronach 1976
Heinz Müller: Die Festung Rosenberg in Kronach. Kurze
Einführung in Geschichte und Rundgang. Kronach 1985.
Kronach (Oberfranken): Festung Rosenberg, bis zu G. v. Schaumberg - Ausbau unter P. v. Henneberg - Ausbau unter W. v. Redwitz - Nordostturm - Schmiedsturm - Dicker Turm - Fürstenbau und Spitaltor- Ausbau unter V. v. Würtzburg - Zeughäuser - Südflügel - Zeughaustorbau - Festungstor - Bastion St. Valentin - Bastion St. Kunigunde - Bastion St. Heinrich - Bastion St. Philipp - innere Mauer der Bastion - Bastion St. Lothar - innere Mauer Südkurtine - Artilleriekaserne - Vorwerke
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