Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 78
Würzburg
- ein heraldischer Leckerbissen
Dom zu Würzburg, Gottfried Schenk von Limpurg, Epitaph
An einem Hauptschiffspfeiler des Kiliansdomes steht das schlanke gotische Epitaph für den Fürstbischof Gottfried Schenk von Limpurg (lebte 11.2.1403-1.4.1455, amtierte 1443-1455). Es zeichnet sich vor allem durch seine schlanke, gestreckte Gestalt und den unglaublich hohen, krabbenbesetzten Baldachin mit Sprengwerk aus, unter dem der Fürstbischof in vollem Ornat (Albe, Dalmatik, Kasel, Rationale und Manipel) mit Bischofsmütze, Schwert und Krummstab zu sehen ist. Er steht auf zwei Löwen. Der Gedenkstein trägt in seiner Umschrift erstmals den Titel "Herzog von Ostfranken". Zur Gänze lautet sie wie folgt: "ANNO D(OMI)NI MCCCCLV TERCIA POST PALMARU(M) QU(A)E FUIT P(RI)MA MENSIS APRILIS OBIIT REVEREND(US) IN CHR(IST)O P(ATE)R ET D(OMI)N(U)S D(OMI)N(U)S GOTFRIDUS DE LIMPURG EP(ISCOP)US WIRCZBURGEN(SIS) ET ORIENTALIS FRANCI(A)E DUX C(UIUS) A(N)I(M)A R(EQUIESCAT) I(N) P(ACE) A(MEN)" (Lesung nach Deutsche Inschriften Band 27). Die Inschrift ist in gotischen Minuskeln ausgeführt. Das Grabdenkmal wird Leonhard Remer zugeschrieben.
Gottfried Schenk von Limpurg wurde 1419 Domherr zu Würzburg. 1420 sieht man ihn als Student in Heidelberg. Vier Jahre später wird er Canonicus zu Öhringen und Domherr in Bamberg, wo er 1425-1444 das Amt des Domdekan bekleidete. 14.8.1442-1444 war er zudem der 2. Pfleger zu Würzburg, bis er am 19.11.1443 zum Bischof von Würzburg ernannt wurde. König Friedrich III. und Papst Eugen IV. hievten ihn quasi in dieses Amt, um das Hochstift zu retten. 1444 wurde er vom Domkapitel in einer Wahl bestätigt. Diese Stelle als Stiftspfleger hatte er 1442 schon bekommen, weil Johann von Brunn das Fürstbistum an den Rand des Bankrotts gewirtschaftet hatte und Sigmund von Sachsen sich der Situation nicht gewachsen zeigte und abgesetzt worden war. Gottfried gelang die wirtschaftliche Konsolidierung des Hochstifts durch äußerste Sparsamkeit und Disziplin.
Insgesamt befinden sich acht Wappenschilde an diesem Epitaph, vier oben am Baldachin im Sprengwerk und vier unten in der Sockelzone (ohne Abb.). Am Baldachin ganz links sehen wir das fürstbischöfliche Amtswappen, es ist geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2: in Blau 5 (3:2) aufrechte silberne Heerkolben (Schenk von Limpurg), Feld 3: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg, Feld 4: in Rot vier mittlere aufsteigende silberne Spitzen (Schenk von Limpurg). Das Wappen der Schenken von Limpurg ist hiermit auch hinsichtlich der Ahnenprobe abgedeckt, auch wenn seine Stammväter nicht dieses Amtswappen hätten führen dürfen.
Man beachte, daß der fränkische Rechen des Herzogtums zu Franken (Feld 1) nur drei Spitzen hat, das ähnliche Feld der Schenken von Limpurg aber vier. Weil die beiden Felder sehr ähnlich sind, stellt man die beim Vieren eines Schildes schräg gegenüber und durchbricht die übliche Anordnung, so daß ausnahmsweise das Rennfähnlein in Feld 3 zu stehen kommt. Der Vater des Fürstbischofs war Friedrich III. Schenk v. Limpurg (-7.11.1414), sein Großvater war Konrad II. Schenk v. Limpurg (-17.4.1376), sein Urgroßvater war Friedrich II. Schenk v. Limpurg (-1333). Am Baldachin zeigt das zweite Wappen von links in silbernem Feld die zwei schwarzen Leoparden mit untergeschlagenem Schwanz der Hohenloher. Die Mutter des Fürstbischofs war Elisabeth v. Hohenlohe-Uffenheim-Entsee (-1445), und ihr Vater war Gottfried III. v. Hohenlohe-Uffenheim-Entsee, ihr Großvater väterlicherseits war Ludwig v. Hohenlohe-Uffenheim-Entsee (Genealogie nach Stoyan).
Auf der optisch rechten Seite des Epitaphs sehen wir den Schild der Grafen von Nassau, in blauem, mit goldenen Schindeln bestreutem Feld ein goldener, rot gekrönter, bewehrter und ebenso gezungter Löwe, und das Wappen der Pfalzgrafen von Tübingen, in Rot eine goldene Kirchenfahne mit drei Hängeln, wie sie von der Linie zu Asperg geführt wurde. Weitere Vorfahren aus der Großeltern-Generation finden wir in der zweiten Wappenreihe im Sockelbereich (ohne Abb.). Dort finden wir optisch ganz links den roten Schild der Herren von Weinsberg mit drei (2:1) silbernen Schildchen, denn die Großmutter väterlicherseits war Ida (Judith) v. Weinsberg, Tochter von Engelhard VII. v. Weinsberg. Und optisch ganz rechts unten ist der Schild der Grafen von Henneberg-Schleusingen zu sehen, dieses ist geviert, Feld 1 und 4: geteilt, oben in Gold ein wachsender schwarzer Doppeladler, unten rot-silbern geschacht, Feld 2 und 3: in Gold auf grünem Dreiberg eine schwarze Henne. Die Großmutter mütterlicherseits war Anna Gräfin v. Henneberg-Schleusingen (-27.7.1385), Tochter von Johann I. Graf v. Henneberg-Schleusingen (-2.5.1359), alle Angaben nach Stoyan.
Vorfahren von Gottfried Schenk von Limpurg nach Octavian Salver (mit einigen Abweichungen zu Stoyan):
Eltern:
Großeltern:
|
Urgroßeltern:
|
Damit wäre - vorbehaltlich der Klärung der Differenzen bei den genealogischen Angaben - die Zuordnung der acht Schilde wie folgt: Obere Reihe von optisch links nach rechts: Erbschenken von Limpurg in Form des Amtswappens, Hohenlohe, Nassau, Pfalzgrafen von Tübingen, untere Reihe von optisch links nach rechts: Herren von Weinsberg, Grafen von Kirchberg, Landgrafen von Leuchtenberg, Grafen von Henneberg-Schleusingen. Je nach Quelle werden ganz unterschiedliche Genealogien angegeben. In keine (außer Salver, und dort fehlen mehrere Vornamen) der bekannten Genealogien lassen sich aber die Wappen der Pfalzgrafen von Tübingen und der Grafen von Kirchberg problemlos einsortieren.
Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Liste der Würzburger Fürstbischöfe:
Gerhard von Schwarzburg 1372-1400
Johann I. von Egloffstein 1400-1411
Johann II. von Brunn 1411-1440
Sigismund von Sachsen 1440-1443
Gottfried IV.
Schenk von Limpurg 1443-1455
Johann III. von Grumbach
1455-1466
Rudolf II. von Scherenberg 1466-1495
Lorenz von Bibra 1495-1519
Konrad II. von Thüngen 1519-1540
Konrad III. von Bibra 1540-1544
Melchior Zobel von Giebelstadt 1544-1558
Friedrich von Wirsberg 1558-1573
Julius Echter von Mespelbrunn 1573-1617
Johann Gottfried von Aschhausen 1617-1622
Philipp Adolf von Ehrenberg 1623-1631
Franz von Hatzfeld 1631-1642
Literatur
und Links:
Bistum Würzburg: http://www.bistum-wuerzburg.de/
Bistum Würzburg bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_W%C3%BCrzburg
St. Kilians-Dom: http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe.
Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer
Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger
Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Veröffentlichung der Photos
aus dem Innenraum mit freundlicher Erlaubnis des Bischöflichen
Ordinariates, Presse- und Informationsstelle, Domerschulstraße
2, 97070 Würzburg, vom 24.01.2007.
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan,
Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag
ISBN 978-3-7686-2515-9
Gottfried IV. Schenk von Limpurg: http://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_IV._Schenk_von_Limpurg
Alfred Wendehorst, das Bistum Würzburg, Teil 2, die
Bischofsreihe von 1254 bis 1455, De Gruyter Verlag, Berlin 1969
(Germania Sacra, NF 4, die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz),
S. 173-186. Online: http://rep.adw-goe.de/handle/11858/00-001S-0000-0003-16E3-3
Theodor Henner, Gottfried IV., Bischof von Würzburg, in:
Allgemeine Deutsche Biographie, Band 9, Duncker &
Humblot, Leipzig 1879, S. 479-481. Online: http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Gottfried_IV._%28Bischof_von_W%C3%BCrzburg%29
Alfred Wendehorst, Gottfried IV. Schenk von Limpurg, in:
Neue Deutsche Biographie, Band 6, Duncker & Humblot,
Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 668 f. Online: http://www.deutsche-biographie.de/xsfz21810.html
Beschreibung dieses Epitaphs in: Joh. Octavian Salver, Proben des
hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 284-285
Die Deutschen Inschriften, hrsg. von den Akademien der
Wissenschaften in Düsseldorf, Göttingen, Heidelberg, Mainz,
München und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in
Wien, 27. Band, Münchener Reihe 7. Band, Die Würzburger
Inschriften bis 1525, auf der Grundlage des Nachlasses von
Theodor Kramer, unter Mitarbeit von Franz Xaver Herrmann,
bearbeitet von Karl Borchardt, Dr. Ludwig Reichert Verlag,
Wiesbaden 1988, S. 120-121, Nr. 241
Dom, Otto II. von Wolfskeel - Dom, Albrecht II. von Hohenlohe - Dom, Johann I. von Egloffstein - Dom, Johann von Brunn - Dom, Johann von Grumbach - Dom, Rudolf von Scherenberg - Dom, Lorenz von Bibra
Die Wappen der Fürstbischöfe von
Würzburg - Teil (1) - Teil (2) - Teil
(3) - Teil
(4)
Der Fränkische Rechen - Das
Rennfähnlein
Haus Nassau - ottonische Hauptlinie - Haus Nassau - walramsche Hauptlinie
Die Pfalzgrafen von Tübingen, Grafen von
Montfort, Grafen von Werdenberg
Ein Erbstreit und
die heraldischen Folgen: das Schicksal des Limpurger Territoriums
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