Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 261
Würzburg
- ein heraldischer Leckerbissen
Dom zu Würzburg, Johann von Egloffstein
An einem Pfeiler des südlichen Seitenschiffs befindet sich im Kiliansdom das Grabdenkmal für den Würzburger Fürstbischof Johann I. von Egloffstein (reg. 1400-22.11.1411). Der Bischof steht in vollem Ornat (Rationale, Albe, Dalmatik, Mitra, Manipel, Kasel) auf einem Löwen zu seinen Füßen, die Rechte hält das auf dem Boden aufgestützte Schwert, die Linke den Krummstab. Ein spitzer Baldachin mit krabbenbesetzten Kanten bildet den oberen Abschluß. Dort wird als Relief die Verkündigungsszene wiedergegeben. Die optisch unten links beginnende Inschrift lautet: "ANNO D(OMI)NI MCCCC(XI) IP(S)O DIE S(ANCTAE) C(A)ECILI(A)E O(BIIT) (R)EVERE(N)DUS P(ATE)R D(OMI)N(U)S IOH(ANN)ES (D)E EGLOF(F)ST(E)IN EP(ISCOPU)S HUI(US) ECC(LESIAE)" (Lesung nach Deutsche Inschriften Band 27). Dieses Epitaph wurde von der Familie von Egloffstein 1847 restauriert. Am 16.3.1945 wurde es bei der Zerstörung Würzburgs stark in Mitleidenschaft gezogen. Fragmente des Baldachins wurden nach Burggrumbach verbracht. 1956 baute man das Grabdenkmal am heutigen Standort wieder zusammen.
Johann von Egloffstein wurde 1371 Kanoniker am Bamberger Dom. Er studierte 1389/1390 in Heidelberg. 1396 wurde er auch noch Domherr in Würzburg und in Regensburg. Außerdem war er Kanoniker am Eichstätter Dom. Er wurde Pfarrer zu Unserer Lieben Frau in Bamberg und zu Markt Bibart. 1398 stieg er zum Dompropst in Würzburg auf. Als 1400 die Bischofswahl anstand, gab es mit Eberhard Graf von Wertheim einen Gegenkandidaten. Beide erhielten bei der Wahl gleiche Stimmenzahlen. König Rupprecht bekam die Aufgabe, eine Entscheidung zu treffen; sie fiel zugunsten von Johann von Egloffstein aus. Dieser Fürstbischof war der Gründer der ersten Würzburger Universität im Jahre 1402. Sie bestand aber nur bis zu seinem Tode 1411. Der Bischof starb in Forchheim.
Auf diesem Grabdenkmal sind insgesamt fünf Wappenschilde zu sehen, drei oben und zwei unten. Die beiden äußeren oberen Schilde zeigen die typischen Symbole der Würzburger Fürstbischöfe, optisch links ist der "Fränkische Rechen" zu sehen = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, gegenüber neben der Krümme des Bischofsstabes das "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft für das Hochstift Würzburg. Hier hat das Fähnchen noch nicht die später typische Form mit den je zwei rechteckigen Einkerbungen auf jeder der senkrechten Seiten, sondern ist am Flugsaum viermal tief dreieckig eingeschnitten, während der stangenseitige Teil eine realitätsnahe Befestigung mit drei Schlaufen zeigt, zwischen denen das Tuch jeweils bogenförmig verläuft. Zwischen diesen beiden Schilden befindet sich das Schild mit dem Familienwappen Egloffstein, in Silber ein abgeschnittener schwarzer Bärenkopf (hier farblich falsch gefaßt). Der gleiche Schild wiederholt sich heraldisch unten rechts für den Vater des Bischofs, Otto von Egloffstein zu Stolzenrod, Burgmann auf dem Rothenberg (vgl. falsche Verknüpfung bei Biedermann). Die Mutter des Bischofs war Osanna von Hirschberg (n. Biedermann f.: Hirschhorn). Heraldisch unten links steht ein Kombinations-Schild für die komprimierte 4er-Ahnenprobe des Bischofs, der Schild ist geviert, Feld 1: in Silber ein schwarzer Bärenkopf (von Egloffstein), Feld 2: in Silber ein roter Hirsch (von Hirschberg), Feld 3: eine silbern-rote Spaltung mit Spitze in verwechselten Farben (von Massbach), Feld 4: in Rot eine silberne Sichel (von Streitberg). Die Großeltern väterlicherseits waren Konrad von Egloffstein und Anna von Massbach. Von den Großeltern mütterlicherseits sind die Vornamen nicht bekannt, ein Herr von Hirschberg hatte eine Frau von Streitberg geheiratet.
Literatur,
Links und Quellen:
St. Kilians-Dom: http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe.
Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer
Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger
Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Beschreibung dieses Epitaphs in: Joh. Octavian Salver, Proben des
hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 256-256**.
Johann von Egloffstein: http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_I._von_Egloffstein
Alfred Wendehorst: Das Bistum Würzburg Teil 2 - Die
Bischofsreihe von 1254 bis 1455, Germania Sacra NF4, Berlin 1969,
ISBN 978-3-11-001291-0, S. 127-142, http://rep.adw-goe.de/handle/11858/00-001S-0000-0003-16DE-2 und http://rep.adw-goe.de/bitstream/handle/11858/00-001S-0000-0003-16DE-2/NF%204%20Wendehorst%20W%c3%bcrzb.%20Bfsreihe%20bis%201455.pdf
Franz Xaver von Wegele, Johann I. von Egloffstein, in:
Allgemeine Deutsche Biographie, Band 14, Duncker &
Humblot, Leipzig 1881, S. 442-445, http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Johann_I._(Bischof_von_Würzburg)
Alfred Wendehorst, Johann I. von Egloffstein, in: Neue Deutsche
Biographie, Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974,
ISBN 3-428-00191-5, S. 544, http://www.deutsche-biographie.de/xsfz37650.html
Genealogie Egloffstein, Biedermann: Geschlechtsregister der
Reichsfrei unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken
Löblichen Orts Gebürg http://books.google.de/books?id=49JDAAAAcAAJ
Die Deutschen Inschriften, hrsg. von den Akademien der
Wissenschaften in Düsseldorf, Göttingen, Heidelberg, Mainz,
München und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in
Wien, 27. Band, Münchener Reihe 7. Band, Die Würzburger
Inschriften bis 1525, auf der Grundlage des Nachlasses von
Theodor Kramer, unter Mitarbeit von Franz Xaver Herrmann,
bearbeitet von Karl Borchardt, Dr. Ludwig Reichert Verlag,
Wiesbaden 1988, S. 84, Nr. 161
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