Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 34
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Dom zu Würzburg, Wappen für Johann von Grumbach

Dieses Wappen für den Fürstbischof Johann III. von Grumbach (1455-1466) finden wir im Würzburger Kiliansdom an der südlichen Wand des südlichen Seitenschiffs, ohne weiteren Kontext dort eingemauert, in der Nähe eines sehr ähnlichen Wappens für Rudolf von Scherenberg.

Das Wappen ist geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: Stammwappen von Grumbach, in Gold ein schwarz gewandeter oder je nach Darstellung unbekleideter Mohr, der in seiner ausgestreckten rechten Hand drei rote Blumen hält, die linke Hand ist in die Hüfte gestützt, Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, für das Hochstift Würzburg. Die Helmzier ist eine Kombination aus den Würzburger Kleinoden, die Standarten und Federn gehören zum Hochstift Würzburg, die Büffelhörner zum fränkischen Rechen. Die Helmzier der von Grumbach wäre ein flacher roter Turnierhut, silbern oder mit Hermelin gestulpt, darin ein geschlossener Flug, meist schräg von Schwarz und Gold geteilt, aber auch ganz schwarz, hier nicht (mehr?) repräsentiert. Die Helmdecken der von Grumbach wären schwarz-golden, hier sind die rot-silbernen Decken gewählt worden, die zu den Würzburger Kleinoden passen. Man beachte, daß das Silber des Fränkischen Rechens und der Würzburger Standarten durch die Zeit vollständig schwarz geworden ist.

Die von Grumbach sind eines der bekanntesten fränkischen Rittergeschlechter, weil sie als Unter-Erbschenken ein typisches Vasallengeschlecht der Würzburger Bischöfe waren, und weil sie einst eine der wohlhabendsten Familien waren. Der Stammsitz ist Burggrumbach, sie waren Dienstmannen der Dynasten von Grumbach oder Ministerialen des Klosters Kitzingen. Ihr Besitz lag verstreut zwischen Würzburg und Schweinfurt, dazu gehörten z. B. Estenfeld, Rimpar, Burggrumbach; Schwanfeld, Unterpleichfeld, Bergtheim, Gramschatzer Wald (letztere anteilig). Als typische Vasallen in vererbbarem Ehrenamt war die Familie eng mit Würzburg verbunden, so wundert es nicht, daß sie eine hohe Zahl von Klerikern und zwei Würzburger Bischöfe stellte, Wolfram von Grumbach 1322-1333 und Johann von Grumbach 1455-1466. Berühmte Vertreter der Familie im Dienste des Deutschen Ordens sind Hartmann von Grumbach, Landmeister des Deutschen Ordens in Preußen 1258 und Andreas von Grumbach, Deutschmeister, gest. 1500. Andere berühmtere Familienmitglieder sind Konrad von Grumbach, Ritterhauptmann im Kanton Rhön-Werra im 16. Jh., Weiprecht von Grumbach, Reichsvogt in Schweinfurt im 15. Jh. Die berühmteste Grumbach-Geschichte ist aber die der "Grumbachschen Händel", in deren Folge Wilhelm von Grumbach in Opposition zum Hochstift Würzburg geriet und 1567 hingerichtet wurde. Diese Affäre ruinierte die von Grumbach politisch und wirtschaftlich. Die Estenfelder Linie erlosch 1682 als letzte im Mannesstamm. Beim Wappen fällt die Ähnlichkeit zu dem der Wolfskeel auf, diese sind Stamm- und Wappengenossen derer von Grumbach.

Dom zu Würzburg, Epitaph für Johann von Grumbach

Am stark beschädigten Epitaph für den Fürstbischof Johann III. von Grumbach (reg. 1455-1466) sind nur noch wenige Reste der einst vier vorhandenen Wappen zu sehen. Insbesondere heraldisch rechts oben, wo das fürstbischöfliche Wappen sein müßte, ist der Stein ergänzt worden und zeigt nur eine Leerfläche. Alte Darstellungen zeigen, daß dieses Epitaph einst einen hohen, gotischen Maßwerkbaldachin aus sich überschneidenden Kielbögen hatte. Die heute nur noch in Teilen vorhandene Umschrift auf den beiden Längsseiten der Platte lautete einmal vollständig: "ANNO D(OMI)NI MCCCCLXVI UNDECIMA DIE APRILIS (11.4.1466) OBIIT REVEREND(US) IN CHR(IST)O PATER ET D(OMI)N(US) D(OMI)N(US) JOH(ANN)ES DE GRUMBACH EP(ISCOPU)S HERB(IPOLE)N(SIS) CUIUS ANIMA REQ(UIESCAT) IN PACE AME(N)" - Im Jahre des Herrn 1466, am elften Tag des Aprils, ist in Christus verstorben der ehrwürdige Vater und Herr, Herr Johannes von Grumbach, Bischof von Würzburg, dessen Seele in Frieden ruhen möge, Amen (Lesung nach Deutsche Inschriften Band 27). Von der Inschrift ist aufgrund der Kriegszerstörungen am 16.3.1945 nicht mehr alles vorhanden; historische Photos lassen die Lücken ergänzen. Die Inschrift ist in gotischen Minuskeln ausgeführt. Der Bischof trägt Mitra, Albe, Dalmatik, Kasel, Rationale und Manipel. In der Rechten hält er das Schwert, in der Linken den Krummstab. Er steht auf zwei Löwen, jeder von diesen hält einen Wappenschild der Ahnenprobe. 1956 wurde das Grabdenkmal am heutigen Standort aus den Trümmern zusammengesetzt und aufgestellt. Der einst vorhandene Baldachin war am 16.3.1945 zugrundegegangen. Johann von Grumbach wurde 1408 Domherr in Würzburg, studierte 1418 in Heidelberg, wurde 1433 Dompropst in Würburg, war 1444-1449 Landrichter des Herzogtums Ostfranken, 1446 Archidiakon in Münnerstadt und wurde 1455 zum Bischof gewählt.

 

Das Wappen der von Grumbach heraldisch oben rechts ist zerstört. Recht gut zu sehen ist hingegen heraldisch links oben das teilweise von der Bischofsstabkrümme verdeckte Wappen (Abb. unten). Es ist das der von Stettenberg und zeigt in Silber eine rote Kanne mit zwei Ausgüssen oder Tüllen (Schöler S. 102, Tafel 135, Aschaffenburger Wappenbuch, Siebmacher Band: BayA3 Seite: 98 Tafel: 64). Nach Wolfert wäre die hier nicht dargestellte Helmzier zu rot-silbernen Decken eine wachsende Männerbüste (Männerkopf), rot gekleidet. Diese Familie besaß im 14. Jh. die Burg Hohenlandsberg bei Marktbibart. Das Kannenwappen taucht auch bei den mutmaßlich stammesverwandten von Riedern und Fuchs von Kannenberg in identischen Tinkturen auf.

Die Eltern des Fürstbischofs waren nach Salver Hans (Johannes) von Grumbach aus der Rimparer Linie der Familie und seine Frau Anna von Stettenberg. Die vier Großeltern des Fürstbischofs waren Berthold von Grumbach, Anna von Seinsheim, Conrad von Stettenberg und Lisa von Hechenried. In der optisch linken unteren Ecke erkennt man noch den stark beschädigten Schild der von Seinsheim mit den Spaltungen (ohne Detail-Abb.), und optisch rechts unten ist der Schild der von Hechenried (ohne Detail-Abb.). In Deutsche Inschriften Band 27 wird eine andere, von Salver abweichende Genealogie genannt: Eltern: Wilhelm von Grumbach und Jutta von Riedern, Großeltern: Heinrich von Grumbach zu Rimpar und Margarehe von Seinsheim sowie N.N. von Riedern und Jutta von Heinriet (sic).

Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Liste der Würzburger Fürstbischöfe:

Johann I. von Egloffstein 1400-1411
Johann II. von Brunn 1411-1440
Sigismund von Sachsen 1440-1443
Gottfried IV. Schenk von Limpurg 1443-1455
Johann III. von Grumbach 1455-1466
Rudolf II. von Scherenberg 1466-1495
Lorenz von Bibra 1495-1519
Konrad II. von Thüngen 1519-1540
Konrad III. von Bibra 1540-1544
Melchior Zobel von Giebelstadt 1544-1558
Friedrich von Wirsberg 1558-1573
Julius Echter von Mespelbrunn 1573-1617
Johann Gottfried von Aschhausen 1617-1622
Philipp Adolf von Ehrenberg 1623-1631
Franz von Hatzfeld 1631-1642
Johann Philipp von Schönborn (desgl. Erzbischof von Mainz) 1642-1673
Johann Hartmann von Rosenbach 1673-1675

Literatur, Links und Quellen:
Bistum Würzburg: http://www.bistum-wuerzburg.de/
Bistum Würzburg bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_W%C3%BCrzburg
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Der Dom zu Würzburg, Schnell Kunstführer Nr. 232, 11. Auflage 1997, Verlag Schnell & Steiner GmbH Regensburg, ISBN 3-7954-4194-3.
Werner Dettelbacher, Franken, DuMont Kunstreiseführer, 9. Auflage Köln 1980, ISBN 3-7701-0746-2
Veröffentlichung der Photos aus dem Innenraum mit freundlicher Erlaubnis des Bischöflichen Ordinariates, Presse- und Informationsstelle, Domerschulstraße 2, 97070 Würzburg, vom 24.01.2007.
Alfred Wendehorst, das Bistum Würzburg: Teil 3, die Bischofsreihe von 1455 -1617. Reihe Germania sacra. 1978. ISBN 3-11-007475-3, online: http://rep.adw-goe.de/handle/11858/00-001S-0000-0003-16E3-3 bzw. als pdf: http://rep.adw-goe.de/bitstream/handle/11858/00-001S-0000-0003-16E...617.pdf?sequence=1
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener / Bauer Raspe, Neustadt an der Aisch, 3. Aufl. 1999, Nachdruck 2002, ISBN 3-87947-112-6
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983, Tafel 83 Seite 221, 222
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Johann von Grumbach:
http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_III._von_Grumbach
Theodor Henner, Johann III. von Grumbach, Bischof von Würzburg, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 14, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 450 f. Online: http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Johann_III._%28Bischof_von_W%C3%BCrzburg%29
Alfred Wendehorst, das Bistum Würzburg Teil 3, die Bischofsreihe von 1455 bis 1617, Germania Sacra NF 13, Berlin 1969. S. 3-20, online:
http://rep.adw-goe.de/handle/11858/00-001S-0000-0003-16E3-3
Alfred Wendehorst, Johann III. von Grumbach, in: Neue Deutsche Biographie, Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 545 f., online:
http://www.deutsche-biographie.de/xsfz37652.html
Beschreibung dieses Epitaphs in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 299-300
Die Deutschen Inschriften, hrsg. von den Akademien der Wissenschaften in Düsseldorf, Göttingen, Heidelberg, Mainz, München und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien, 27. Band, Münchener Reihe 7. Band, Die Würzburger Inschriften bis 1525, auf der Grundlage des Nachlasses von Theodor Kramer, unter Mitarbeit von Franz Xaver Herrmann, bearbeitet von Karl Borchardt, Dr. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden 1988, S. 131, Nr. 266

Dom, Otto II. von Wolfskeel - Dom, Albrecht II. von Hohenlohe - Dom, Johann I. von Egloffstein - Dom, Johann von Brunn - Dom, Gottfried Schenk von Limpurg - Dom, Rudolf von Scherenberg - Dom, Lorenz von Bibra

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