Bernhard
Peter
Wappen
der Pfalzgrafen von Tübingen,
Grafen von Montfort und Werdenberg
Die
Pfalzgrafen von Tübingen und Grafen von Montfort
Die Grafen von Montfort und die Grafen von Werdenberg sind eines
Stammes wie die Pfalzgrafen von Tübingen. Die Grafen im
Nagoldgau und Sülchgau nannten sich gegen Ende des 11. Jh.
Grafen von Tübingen. Spätestens ab 1146 waren sie Pfalzgrafen
von Schwaben, jetzt Pfalzgrafen von Tübingen genannt. Ihr Gebiet
vergrößerte sich gewaltig durch eine Schlüsselerbschaft: Um
1160 beerbten sie die Bregenzer Linie der Udalrichinger, die
Grafen von Bregenz: Hugo Pfalzgraf v. Tübingen (gest.
18.12.1182, Sohn von Hugo Pfalzgraf v. Tübingen, gest. 1152, und
Hemma v. Zollern), hatte Elisabeth v. Bregenz u. Pfullendorf
(gest. nach 1187, Erbtochter von Rudolf II. Graf v. Bregenz,
gest. 1160, und Wulfhild v. Bayern) geheiratet. Kaum vereint,
wurden diese Gebiete aber wieder auf verschiedene Linien
aufgeteilt: Hugo Pfalzgraf v. Tübingen (gest. 18.12.1182) hatte
zwei Söhne, Rudolf I (ca. 1160 - 17.3.1219) erbte die Tübinger
Pfalz, Hugo bekam die Grafschaft Montfort und wurde als Hugo I.
Graf v. Montfort (ca. 1170 - ca. 1230/1237) bekannt. Dazu unten
mehr.
Die
Pfalzgrafen von Tübingen
Die Pfalzgrafen von Tübingen hatten als Gebiete neben Tübingen
Herrenberg, Böblingen, Sindelfingen, die Vogtei über Blaubeuren
und den Reichsforst Schönbuch. Außerhalb dieses klassischen
Gebietes bekamen sie durch weibliche Erbfolge Gießen über
Mathilde von Gleiberg, welches sie aber 1265 an die Landgrafen
von Hessen veräußerten. Nach 1219 teilten sich die Pfalzgrafen
von Tübingen in mehrere Linien auf: Horb, Herrenberg,
Böblingen, Asperg. Rudolf I (ca. 1160 - 17.3.1219), Erbe der
Tübinger Pfalzgrafschaft, hatte aus der Ehe mit Mathilde v.
Gleiberg (gest. 1206) drei Söhne, Hugo V. Pfalzgraf v. Tübingen
(ca. 1185 - 26.7.1216) und Rudolf II. Pfalzgraf v. Tübingen (ca.
1185 - 1.11.1247) sowie Wilhelm Graf v. Asperg-Giessen (ca. 1190
- ca. 1252/1256). Hugo V. Pfalzgraf v. Tübingen (ca. 1185 -
26.7.1216) hatte nur einen Sohn, Konrad I. Rudolf II. Pfalzgraf
v. Tübingen (ca. 1185 - 1.11.1247) hatte als Söhne die
Begründer der Linien zu Horb und zu Herrenberg, Hugo III.
Pfalzgraf v. Tübingen-Horb (- ca. 1267) und Rudolf III. Graf v.
Tübingen-Herrenberg (-12.5.1277). Wilhelm Graf v. Asperg-Giessen
(ca. 1190 - ca. 1252/1256) hatte Söhne, die zu den Begründern
weiterer Linien wurden: Rudolf IV. Graf v. Tübingen-Böblingen
(- 12.5.1277) und Ulrich I. Graf v. Tübingen-Asperg (-
5.8.1283). Innerhalb kürzester Zeit waren die Pfalzgrafen somit
in viele verschiedene Linien aufgespalten. Lange konnten sich die
Pfalzgrafen jedoch nicht halten, sie verloren nach und nach all
ihre Gebiete vor allem durch Verkauf an die Grafen von
Württemberg. Die Linie Tübingen-Horb endete mit Ludwig Graf v.
Tübingen-Horb (- 1294), der die Herrschaft nach seinen Brüdern
Hugo IV. Graf v. Tübingen-Horb und Otto Graf v. Tübingen-Horb
übernahm. Alle drei waren Söhne von Hugo III. Pfalzgraf v.
Tübingen-Horb (- ca. 1267), dem Begründer der Linie. 1342 ging
Tübingen selbst gegen 20000 Pfund Heller an die Württemberger
Grafen, die 1308 Asperg und 1340 Beilstein erworben hatten. Als
letzte der alten Herrschaften wurde 1381 Herrenberg verkauft. Der
letzte Herrenberger Graf war Konrad II. Pfalzgraf v.
Tübingen-Herrenberg (- 1391), er hatte zwar einen Sohn namens
Heinrich III. v. Tübingen-Herrenberg, der aber vor dem Vater
starb. Konrad II. Graf v. Tübingen-Lichteneck, Sohn von
Gottfried III. Graf v. Tübingen-Böblingen, begründete die
Linie Tübingen-Lichteneck. Die gleichnamige Burg im Breisgau
wurde Mitte des 14. Jh. erheiratet. Die letzte Linie der
Pfalzgrafen von Tübingen starb 1634 mit Georg Eberhard Graf v.
Tübingen-Lichteneck (1604 - 16.9.1634) im Mannesstamme und mit
seiner Nichte Elisabeth Bernhardine v. Tübingen Herrin zu
Lichteneck (11.10.1624 - 4.11.1666) endgültig aus.
Pfalzgrafen von
Tübingen, Linien Tübingen, Herrenberg, Böblingen, Lichteneck und Horb |
Pfalzgrafen von
Tübingen, Linie Asperg nach der Züricher Wappenrolle |
Wappen der
Pfalzgrafen von Tübingen
Das Wappen der Pfalzgrafen von Tübingen ist: In Gold eine rote
Kirchenfahne mit drei Hängeln und drei ebensolchen Ringen. Alle
Linien der Pfalzgrafen von Tübingen: Tübingen, Herrenberg,
Böblingen, Lichteneck und Horb führten das pfalzgräfliche
Wappen wie beschrieben. Im Siebmacher ist die Helmzier der
Pfalzgrafen von Tübingen eine rote Bischofsmütze (Inful) mit
goldenen Verzierungen (Borten) an den Kanten, Helmdecken
rot-golden. Referenzen: Siebmacher, Band NÖ2, S. 542, T. 267,
Band St, S. 24, T. 46, Band WüA, S. 15, T. 8, vgl. auch Band
WüA, S. 263, T. 151. In der Zimmernschen Chronik aus dem 16. Jh.
ist das Schildbild wie beschrieben, die Helmzier ist allerdings
golden mit roten Kanten, also genau umgekehrt tingiert.
In der Züricher Wappenrolle findet sich die Linie Asperg mit einem farbverwechselten Schild abgebildet, eine goldene Kirchenfahne in rotem Feld. Helmzier sind dort zwei goldene Stangen, die oben mit Pfauenspiegeln besetzt sind, verbunden durch einen Querstab, an dem zwei Schildchen mit der Kirchenfahne hängen, an den Stangen seitwärts außen jeweils ein Fähnlein mit dem Schildbild, Decken rot. Asperg im Siebmacher: Band WüA, S. 2, T. 9. Bei Conrad Grünenberg abweichend, größere Glaubwürdigkeit scheint die Züricher Wappenrolle als Zeitzeuge zu besitzen.
Die Erben
der Pfalzgrafen von Tübingen: Kommunale Heraldik
Im ehemaligen Herrschaftsgebiet künden heute noch viele
kommunale Wappen von der einstigen Herrschaft der Tübinger
Pfalzgrafen. Einige Beispiele:
Stadt Tübingen: In Gold eine rote Kirchenfahne mit drei Lätzen an drei roten Trageringen. Auf dem Schild zwei schräg gekreuzte, mit roten, golden geschlitzten Puffärmeln bekleidete Männerarme, die zwei mit Spitzen aufwärts zeigende Hirschstangen halten. Schon im Jahre 1272 zeigt das Stadtsiegel das Wappen der Pfalzgrafen von Tübingen. Das besondere Oberwappen mit den Landsknechtarmen und den Hirschstangen, das in seiner Art wohl einzigartig ist, wurde der Stadt von Herzog Ulrich von Württemberg am 18.08.1514 als Ehrenzeichen für die Treue der Tübinger Bürger beim Bauernaufstand des Armen Konrad verliehen.
Stadt Herrenberg (Baden-Württemberg): In Rot eine goldene Kirchenfahne mit drei Lätzen an drei goldenen Trageringen. Es handelt sich um das Wappen der Pfalzgrafen von Tübingen mit invertierten Farben. Vgl. Siebmacher, Band St, S. 293, T. 284, dort ist die Tingierung wie bei den Pfalzgrafen von Tübingen. Die Farbverwechslung scheint auf den alten Siebmacher zurückzugehen und sich eingebürgert zu haben.
Stadt Böblingen (Baden-Württemberg): In Gold eine rote Kirchenfahne mit drei Lätzen an drei roten Trageringen. Es handelt sich um das Wappen der Pfalzgrafen von Tübingen, diese waren Gründer der Stadt Böblingen. Vom Tübinger Wappen unterscheidet es sich nur durch das fehlende Oberwappen.
Landkreis Böblingen (Baden-Württemberg), seit 1947, 1974 bestätigt: In Gold unter einer liegenden schwarzen Hirschstange eine rote Kirchenfahne mit drei Lätzen an drei schwarzen Trageringen. Das Wappen ergänzt die Erinnerung an die Pfalzgrafen von Tübingen um eine der württembergischen Hirschstangen.
Oferdingen (heute Stadtteil von Reutlingen), Wappen von 1953: Unter blauem Schildhaupt mit drei balkenweise gestellten, sechsstrahligen, goldenen Sternen in Gold eine dreilätzige rote Kirchenfahne an drei ebensolchen Ringen. Die Sterne erinnern an den Besitz des Klosters Zwiefalten, die Kirchenfahne an die Tübinger Pfalzgrafen, die die Ortsherrschaft 1342 an Württemberg verkauft haben.
Kirchdorf an der Iller (Gemeinde im Landkreis Biberach): In gespaltenem Schild vorne in Gold zwei schräggekreuzte brennende rote Kerzen, hinten in Rot eine goldene dreilätzige Kirchenfahne mit drei goldenen Trageringen. Kirchdorf kam um das Jahr 1000 an die Grafschaft Bregenz, ca. 1150 an die Pfalzgrafen von Tübingen, daher das Wappenbild. 1342 wurde der Ort an die Württemberger veräußert.
Habsthal (Ortsteil der Gemeinde Ostrach im Landkreis Sigmaringen): In geteiltem Schild oben in Gold eine dreilätzige rote Kirchenfahne, unten in Rot ein stehender goldener Hirsch.
Spaltung
von Montfort und Werdenberg
Im 13. Jh. spaltete sich die
Linie der Grafen von Werdenberg von den Grafen von Montfort ab.
Zurück zu den beiden Söhnen des Hugo Pfalzgraf v. Tübingen
(gest. 18.12.1182), Rudolf I (ca. 1160 - 17.3.1219) und Hugo I.
Graf v. Montfort (ca. 1170 - ca. 1230/1237). Letzterer hatte mit
Mathilde v. Eschenbach-Schnabelburg folgende Kinder: Rudolf I.
Graf v. Werdenberg, Hugo II. Graf v. Montfort (ca. 1195 -
8.11.1260), Heinrich v. Montfort Bischof v. Chur (ca. 1200 -
14.11.1272), Friedrich v. Montfort (ca. 1200 - nach 16.11.1283)
sowie Elisabeth v. Montfort. Hier setzt die weitere
Aufsplitterung der Linien ein: Die Hauptlinien Montfort und
Werdenberg trennen sich. Rudolf begründet die Linie Werdenberg,
Hugo setzt die Linie Montfort fort. 1277 kommt Heiligenberg durch
Kauf vom letzten Heiligenberger Grafen Berthold zum Besitz der
Grafen von Werdenberg hinzu, und seitdem nennen sie sich Grafen
von Werdenberg-Heiligenberg. Seitdem sind Werdenberg und
Heiligenberg heraldisch verbunden und kommen auch so später
zusammen ins Fürstenberger Wappen.
Die Grafen
von Montfort und ihre Linien
Die Grafen von Montfort werden
mit Hugo II. Graf v. Montfort (ca. 1195 - 8.11.1260) fortgesetzt,
dessen Kinder mit Elisabeth v. Berg-Schelklingen begründen die
Montfortschen Unterlinien Feldkirch, Bregenz und Tettnang: Rudolf
II. Graf v. Montfort-Feldkirch (vor 1244 - 19.10.1302), Ulrich I.
Graf v. Montfort-Bregenz (vor 1255 - ca. 1287/1289), Hugo III.
Graf v. Montfort-Tettnang (vor 1244 - 1309), der vierte Sohn wird
geistlich: Friedrich III. v. Montfort Bischof v. Chur (-
3.6.1290).
Die Linie Feldkirch verläuft über Hugo IV. Graf v. Montfort-Feldkirch (- 11.8.1310) und dessen kinderlosen Bruder Ulrich II. Graf v. Montfort-Feldkirch (- 17.2.1350), des ersteren drei Söhne Berthold I. Graf v. Montfort-Feldkirch (kinderlos), Hugo VI. (VII) Graf v. Montfort-Feldkirch (2 Töchter), Rudolf IV. Graf v. Montfort-Feldkirch (- 13.3.1375), bis zu des letzteren Sohn Rudolf V. Graf v. Montfort-Feldkirch (vor 1357 - 13.11.1390), mit dem die Linie Feldkirch im Mannesstamme ausstarb. Jener Rudolph war erst in einer geistlichen Laufbahn, wir sehen ihn 1329 als Domherrn und 1357-1368 als Dompropst zu Chur, 1359 war er Domherr zu Konstanz, 1367 resignierte er, was den Stamm aber nicht überleben ließ, 22.5.1375 verkaufte er seine Besitzungen (Feldkirch mit der namengebenden Burg Montfort) an Leopold III. v. Österreich.
Die Linie Bregenz (ältere Linie) begann mit Ulrich I. Graf v. Montfort-Bregenz (vor 1255 - ca. 1287/1289), aus der Ehe mit Agnes v. Helfenstein entsproß Sohn Hugo V. Graf v. Montfort-Bregenz (- 26.7.1338), der kinderlos war, die Linie beschloß und ca. 1290 Sigmaringen an Österreich verkaufte.
Die überlebende Linie war die zu Tettnang. Hugo III. Graf v. Montfort-Tettnang (vor 1244 - 1309) hatte mit Margareta v. Gundelfingen zwei Söhne, Hugo VI. v. Montfort (- 3.8.1298) schlug eine geistliche Laufbahn ein, Wilhelm II. Graf v. Montfort-Tettnang setzte den Stamm fort. In dritter Ehe mit Kunigunde v. Rappoltstein bekam er die ersehnten Söhne geschenkt: Wilhelm III. Graf v. Montfort-Bregenz, Begründer der jüngeren Bregenzer Linie, und Heinrich IV. Graf v. Montfort-Tettnang.
Heinrich IV. Graf v. Montfort-Tettnang, 1354 zu Tettnang, 1364 Feldhauptmann zu Florenz, 1380 in päpstlichen Diensten in Italien, 1386 zu Wasserburg, in Langenargen, Rotenfels und Scheer, 1394 zu Gertringen, hatte in zweiter Ehe mit Adelheid Gräfin v. Habsburg-Laufenburg drei Söhne: Rudolf VI. Graf v. Montfort zu Rothenfels, Heinrich V. Graf v. Montfort-Tettnang und Wilhelm V. Graf v. Montfort-Tettnang.
Der letzte im Mannesstamm der Linie zu Tettnang ist Ulrich IX. Graf v. Montfort zu Rothenfels (- 16.3.1574), Sohn von Hugo XVI. Graf v. Montfort-Rothenfels-Wasserburg (- 1564) und Ursula v. Solms-Lich, Enkel von Hugo XV. Graf v. Montfort-Rothenfels-Wasserburg und Anna Sibylla v. Zweibrücken-Lichtenberg (- 3.3.1531), Urenkel von Hugo XIII. Graf v. Montfort-Rothenfels-Wasserburg (- 16.10.1491) und Elisabeth v. Werdenberg (- 9.2.1488), Ururenkel von dem oben erwähnten Wilhelm V. Graf v. Montfort-Tettnang und Kunigunde v. Werdenberg-Heiligenberg-Bludenz. Wir sehen zum einen, daß diese Linie Tettnang zur Linie Montfort-Rothenfels wurde, ehe sie erlosch, und zum andern, daß vielfältige Verbindungen zum verwandten Haus Werdenberg bestanden. 1565 wurde Rothenfels an Königsegg veräußert.
Die jüngere Bregenzer Linie wurde über Wilhelm IV. Graf v. Montfort, dessen Söhne Konrad Graf v. Montfort-Bregenz und Hugo XII. Graf v. Montfort-Bregenz u. Pfannenberg, des letzteren Sohn Stefan I. Graf v. Montfort-Bregenz, dann über Hermann I. Graf v. Montfort-Bregenz aus einer anderen Verzweigung, dessen Kinder Hermann II. Graf v. Montfort-Bregenz, Georg I. Graf v. Montfort-Bregenz (1434-1447, kinderlos) und Johann III. Graf v. Montfort-Bregenz (- 1469, kinderlos) fortgesetzt. Bregenz wurde 1451/1523 an Österreich verkauft. Über Hermanns II Söhne wurde der Stamm fortgesetzt, wobei Bregenz aufgegeben wurde und die Linie zu Tettnang wurde. Der Letzte dieses Stammes ist Anton III. Graf v. Montfort (16.11.1723 - 25.11.1787, kaiserlicher Oberst, kinderlos), Sohn von Maximilian Joseph Ernst Graf v. Montfort-Tettnang (20.1.1700 - 17.3.1759) und Maria Antonia Eusebia v. Waldburg zu Trauchburg (27.1.1691 - 3.4.1767), Enkel von Anton II. Graf v. Montfort (26.11.1670 - 7.12.1733) und Maria Anna Leopoldina v. Thun (26.11.1664 - 1733), Urenkel von Johann VIII. Graf v. Montfort-Tettnang (25.11.1627 - 12.9.1686) und Maria Katharina v. Sulz (16.6.1630 - 2.11.1685/3.12.1686), Ururenkel von Hugo IV. Graf v. Montfort-Tettnang (1.4.1599 - 2.7.1662) und Johanna Euphrosyne Gräfin v. Waldburg zu Wolfegg u. Zeil (1.3.1596 - 1651) und Urururenkel von Johann VI. Graf v. Montfort-Tettnang (- 21.2.1619) und Sibylla Gräfin Fugger (4.10.1572 - 14.4.1616). 1779/1780 wurde Tettnang an Österreich verkauft. 1805 kam Tettnang an Bayern, 1810 ohne Wasserburg (das bei Bayern blieb) an Württemberg.
Montfort-Tettnang, |
Montfort-Tettnang, |
Montfort-Feldkirch |
Wappen
der Grafen von Montfort
Als Linie der stammesverwandten Pfalzgrafen von Tübingen
behielten die Grafen von Montfort das Wappenbild bei, änderten
aber die Farben. Das Wappen der Grafen von Montfort zeigt in
Silber eine rote Kirchenfahne mit drei Hängeln und oben drei
Trageringen, die sowohl rot als auch golden vorkommen. Die Grafen
von Montfort-Tettnang führten nach der Züricher Wappenrolle als
Helmzier einen infulartigen roten Beutelstand, die beiden Zipfel
mit einer silbernen Kugel besteckt. Daraus wird später eine rote
(silberne) Inful mit silbernern (roten) Verzierungen
(Bordierungen), vgl. Siebmachers Wappenbücher. Im Scheiblerschen
Wappenbuch ist die Helmzier ein wachsender, rot gekleideter
Mannesrumpf, auf dem Haupt eine rote Inful mit zwei silbernen
Kugeln an den beiden Spitzen und abflatternden roten Bändern,
ähnlich ist in den Siebmacherschen Wappenbüchern ebenfalls ein
wachsender Bischof mit rot-silberner Inful und einem Gewand,
welches wie der Schild bez. ist, verzeichnet, ein hübsches
Beispiel für die Entwicklung der Helmzier zu komplexeren Formen
und ihre Umdeutung. Helmdecken rot-silbern. Referenzen:
Siebmacher, Band NÖ1, S. 303, T. 161, Band NÖ2, S. 542, T. 267,
Band Salz, S. 42, T. 17, Band WüA, S. 20, T. 19, Band WüA, S.
250.
Abb.: Wappen der Grafen von Montfort an der Ritterkapelle in Hassfurt (Unterfranken)
Die Züricher Wappenrolle kennt noch Montfort-Kur (Chur): In Gold eine rote Kirchenfahne mit drei Lätzen. Als Helmzier ein infulartiger roten Beutelstand, die beiden Zipfel mit einer silbernen Kugel besteckt (identisch mit der Zier der Montfort-Tettnang).
Weiterhin listet die Züricher Wappenrolle die Montfort-Veldkirch / Montfort-Feldkirch: In Gold eine rote Kirchenfahne mit drei Lätzen. Als Helmzier ein mit Pfauenfedern eingefaßtes Schirmbrett, welches das Schildbild wiederholt.
Heusenstamm, St. Cäcilia, Wappen der Maria Theresia von Montfort (gest. 1751).
Abb.: Wappen der Grafen von Montfort, gezeichnet von Otto Hupp für den Münchener Kalender 1911, mit Details.
Die
Erben der Grafen von Montfort: Kommunale Heraldik
Im ehemaligen Herrschaftsgebiet künden heute noch viele
kommunale Wappen von der einstigen Herrschaft der Grafen von
Montfort, die rote Kirchenfahne in Silber ist fast
allgegenwärtig. Einige Beispiele:
Vorarlberg (österreichisches Bundesland, einst wichtiges Montfort-Herrschaftsgebiet): In Silber eine rote Kirchenfahne mit drei Lätzen. Früher war noch ein komplexeres Wappen in Gebrauch: Im Diplom vom 20.08.1864 hat das Wappen 3x 3 Felder: Bregenz, Sonnenberg, Feldkirch; Bludenz, Montfort (Herzschild), Hohenems; Dornbirn, Montafon (eingebogene Spitze), Bregenzerwald. 1918 nach Ausrufung der Republik wurde allein das alte Wappen der Grafen von Montfort, der Herzschild des bisherigen Wappens, zum Landeswappen erklärt. Die Kirchenfahne wird sehr genau definiert: "Auf dem silbernen Schild ruht das mit drei gleich breiten, schwarz befransten Lätzen versehene rote Montfortische Banner, das am oberen Rande drei rote Ringe trägt. Das obere Feld des Banners ist mit zwei, die Lätze sind mit drei schwarzen Querlinien durchzogen." Eine Präzision, die der Moderne angehört und der mittelalterlichen Variationsbreite nicht entspricht.
Feldkirch (Stadt im österreichischen Bundesland Vorarlberg): In Silber eine schwarze Kirchenfahne mit drei Lätzen. Die Stadt wurde von den Grafen von Montfort regiert, und Hugo von Montfort erbaute die Schattenburg über der Stadt sowie die Feldkircher Neustadt. 1375 wurde die Stadt von den Habsburgern erworben. Das Wappen der Grafen von Montfort begegnet uns hier mit anderen Farben (vgl. Werdenberg). Korrekter wäre für Feldkirch eine rote Kirchenfahne in Gold, denn das war das wirkliche Wappen der Montfort-Feldkirch. Vgl. Siebmacher, Band St, S. 12, T. 21.
Neukirch (Gemeinde im Bodenseekreis): In Silber eine rote Kirchenfahne mit drei Lätzen und drei roten Trageringen über einem mit einem roten, schräglinks gelegten Abtspedum gekreuzten roten, schrägrechts gelegten Schwert, Griff nach oben. Das Gemeindegebiet gehörte früher zur Grafschaft Tettnang und war Herrschaftsgebiet der Grafen von Montfort.
Kressbronn (Ort am Bodensee), Wappen von 1935: In Silber eine rote Kirchenfahne mit drei Lätzen über zwei schwarzen Kirschbüscheln. Bis 1780 gehörte Kressbronn zur Herrschaft der Grafen von Montfort. Die Kirschen symbolisieren den Obstanbau in dem Bodenseeort.
Meckenbeuren (Gemeinde im Bodenseekreis), Wappen von 1938: Gespalten, vorne in Silber eine dreilätzige rote Kirchenfahne mit drei roten Ringen, hinten in Rot ein aufgerichteter silberner Windhund mit schwarzem Halsband. Meckenbeuren - zumindest die östliche Hälfte - gehörte von 1539 bis 1780 zur Herrschaft der Grafen von Montfort. Der Windhund stammt als Motiv aus dem Wappen der Familie Hundbiss (auch Huntpiss), welche als Besitzer der Herrschaft Brochenzell eine Rolle spielten.
Balderschwang (Gemeinde im Landkreis Oberallgäu, Bayern), Wappen von 1985: In Silber über grünem Dreiberg eine dreilätzige rote Kirchenfahne mit goldenen Fransen und drei goldenen Ringen, der eine goldene heraldische Lilie aufgelegt ist. Die Fahne nimmt Bezug auf die Grafen von Montfort, die von 1311 bis ins 16. Jh. über das Gemeindegebiet herrschten. Der Dreiberg steht für die hohe Lage des Ortes, und die Lilie als Attribut des Hl. Antonius steht für dessen Patronat über die dörfliche Pfarrkirche.
Blaichach (Gemeinde im Landkreis Oberallgäu, Bayern), Wappen von 1966: In Silber über zwei schräg gekreuzten grünen Eichenblättern eine dreilätzige rote Kirchenfahne, der nebeneinander drei schräg gestellte goldene Quadrate aufgelegt sind. Die Fahne nimmt Bezug auf die Grafen von Montfort. Die spezielle Form mit den drei Wecken nimmt Bezug auf eine Darstellung an einem Taufstein der örtlichen Kirche. Früher fiel das wohl unter künstlerische Freiheit, heute wird diesem Detail unterscheidende Bedeutung beigemessen. Das Eichenlaub steht redend für den Ortsnamen, den man als "bei den Eichen" deutete.
Röthenbach (Gemeinde im Landkreis Oberallgäu, Bayern), Wappen von 1979: Geteilt, oben von Silber und Rot gespalten, darauf schräggekreuzt ein Schlüssel und ein Schwert in verwechselten Farben, Griffe jeweils schräg nach unten gerichtet, unten in Silber eine dreilätzige rote Kirchenfahne mit goldenen Fransen und drei ebensolchen Ringen. Das Dorf stand im Mittelalter unter der Herrschaft der Grafen von Montfort. Das Kloster Mehrerau, der wichtigste Grundbesitzer in Röthenbach, war das Hauskloster der Grafen von Montfort.
Langenargen (Gemeinde im Bodenseekreis), Wappen von 1899: In Silber eine rote Kirchenfahne mit drei Lätzen, goldenen Quasten und ebensolchen Ringen, die Fahne belegt mit einem schwarz-golden gespickelten Innenfeld. Das Wappen der Grafen von Montfort wurde mit der Innenverzierung modifiziert, wobei man sicherlich durch eine Darstellung am Flügelaltar von 1483 in der Dorfkirche inspiriert wurde.
Füramoos (Dorf, 1975 in Eberhardzell im Landkreis Biberach eingemeindet): Gespalten, vorne in Rot eine silberne Balkenwaage mit zwei Schalen, hinten in Silber eine dreilätzige rote Kirchenfahne an drei ebensolchen Ringen. Graf Rudolf von Montfort-Brengenz hat 1143 das Gut Füramoos dem Benediktinerkloster Ochsenhausen geschenkt.
Landkreis Lindau (Bodensee): Unter blau-silbern schrägrechts gewecktem Schildhaupt in Silber über einem blauem Wellenbalken vorne eine grüne Linde und hinten eine dreilätzige rote Kirchenfahne mit goldenen Fransen und drei roten Trageringen.
Weiler-Simmerberg (Gemeinde im Landkreis Lindau, Bodensee): Im Wolkenschnitt schräggeteilt von Silber und Rot; oben eine golden befranste rote Sturmfahne mit drei goldenen Ringen. Bezug auf die ehemaligen Herren, die Grafen von Montfort.
Weißensberg (Gemeinde im Landkreis Lindau, Bodensee): Gespalten, vorne in Silber eine dreilätzige rote Kirchenfahne mit goldenen Fransen, hinten in Blau ein schwebendes goldenes Doppelkreuz. Bezug auf die ehemaligen Herren, die Grafen von Montfort.
Hergensweiler (Gemeinde im Landkreis Lindau, Bodensee): In Silber eine breite, dreilätzige rote Kirchenfahne mit goldenen Fransen, darüber nebeneinander zwei grüne Lindenblätter, darunter eine rote Lilie. Bezug auf die ehemaligen Herren, die Grafen von Montfort.
Missen-Wilhams (Dorf im Landkreis Oberallgäu, Bayern), Wappen von 1964: In Gold ein schwarzer Grenzstein, diesem aufgelegt übereinander zwei Schilde; der obere silbern mit einer dreilätzigen roten Kirchenfahne, der untere rot mit einem silbernen Balken. Missen war einst Bestandteil der Herrschaft Montfort-Rothenfels, Wilhams gehörte aber einst zur Herrschaft Hohenegg (habsburgisch). Beide wurden zu einer neuen Gemeinde zusammengeschlossen.
Die
Grafen von Werdenberg und ihre Linien
Diese 1258 abgespaltene Linie
nennt sich seit 1264 nach der gleichnamigen Burg bei St. Gallen.
Zurück zu Rudolf I. Graf v. Werdenberg, Sohn von Hugo I. Graf v.
Montfort und Mathilde v. Eschenbach-Schnabelburg, der zum
Begründer der Linie der Grafen von Werdenberg wurde, die sich im
13. Jh. von den Grafen von Montfort abspaltete. Seine Kinder aus
der Ehe mit Clementia v. Kyburg waren (neben anderen) Hugo I.
Graf v. Werdenberg u. Heiligenberg (vor 1247 - 7.12.1280) und
Hartmann I. Graf v. Werdenberg u. Sargans, womit wir die nächste
Spaltung des Geschlechtes nachvollzogen hätten in die beiden
Hauptlinien Werdenberg-Heiligenberg und
Werdenberg-Sargans.
Hartmanns Sohn Rudolf II folgt in Sargans, aber diese Linie erlischt mit ihm, denn er hat lediglich eine einzige Tochter. Sein Onkel hat aber reichlich Enkel, die Sargans beerben und unter sich aufteilen:
In Werdenberg-Heiligenberg folgte Sohn Hugo II. Graf v. Werdenberg-Heiligenberg nach, dessen Söhne eine weitere Aufspaltung vollzogen: Hugo IV. Cocles Graf v. Werdenberg setzte die Hauptlinie fort, Heinrich II. v. Werdenberg schlug die geistliche Laufbahn ein und wurde Bischof v. Konstanz (- 16.10.1323), Albrecht I. Graf v. Werdenberg-Heiligenberg-Rheineck begründete die Linie zu Rheineck (Rheinegg), Heinrich wurde Graf v. Werdenberg-Alpeck, Rudolf III. Graf v. Werdenberg war ohne dynastische Bedeutung, Hartmann III. wurde Graf v. Werdenberg-Sargans-Vaduz (- 27.8.1354), Rudolf IV. wurde Graf v. Werdenberg-Sargans-Vaz (- 27.12.1361), ohne dynastische Bedeutung waren die weiteren Geschwister Albrecht II. Graf v. Werdenberg, Ulrich v. Werdenberg (- 10.2.1358), Hugo v. Werdenberg sowie Margareta v. Werdenberg.
Die Linie Werdenberg-Sargans-Vaz erlischt mit Georg II. Graf v. Werdenberg-Sargans (- 23.2.1504), Sohn von Heinrich IX. Graf v. Werdenberg-Sonnenberg und Agnes v. Matsch, Enkel von Johann I. Graf v. Werdenberg-Sargans und Anna v. Räzüns, Urenkel von Rudolf IV. Graf v. Werdenberg-Sargans (- 27.12.1361, s. o.) und Ursula v. Vaz (- 4.4.1367). Georg II. Graf v. Werdenberg-Sargans (- 23.2.1504), der letzte dieser Linie, verkauft 1453/1482 Sargans an die Schweizer Eidgenossen, ferner 1455/1463 Sonnenberg an Waldburg.
Die Linie Werdenberg-Sargans-Vaduz erlischt mit Hartmann IV. v. Werdenberg Bischof v. Chur (- 6.9.1416), Sohn des Begründers Hartmann III. Graf v. Werdenberg-Sargans-Vaduz (- 27.8.1354, s. o.), 1360 Johanniter-Komtur, 1388-1412 Elekt von Chur, 1413 Bischof von Chur.
Die Linie Alpeck erlischt mit Konrad v. Werdenberg-Alpeck, Sohn von Heinrich VIII. v. Werdenberg-Alpeck (- 23.8.1388), Enkel von Eberhard I. Graf v. Werdenberg-Schmalnegg (- 28.5.1383). 1383 wurde Alpeck an Ulm verkauft.
Die Linie, die am längsten überlebte, war die Linie Werdenberg-Trochtelfingen. Der Letzte war Christoph Graf v. Werdenberg-Heiligenberg-Sigmaringen (- 1534), Sohn von Georg III. Graf v. Werdenberg-Sargans-Trochtelfingen (- 12.3.1500) und Katharina Markgräfin v. Baden (15.1.1449 - 1484), Enkel von Johann IV. Graf v. Werdenberg-Heiligenberg (ca. 1416 - 27.4.1460) und Elisabeth v. Württemberg, Urenkel von Eberhard III. Graf v. Werdenberg-Trochtelfingen und Anna v. Zimmern (- 1.3.1445), Ururenkel von Heinrich VII. Graf v. Werdenberg und Agnes v. Teck.
Wappen
der Grafen von Werdenberg
Die Grafen von Werdenberg nutzten ebenfalls das gleiche
Schildbild wie die Pfalzgrafen von Tübingen und die Grafen von
Montfort, allerdings mit variierten Tingierungen, je nach Linie:
Werdenberg-Heiligenberg | Werdenberg-Sargans zu Vaduz |
Grafen von Werdenberg-Heiligenberg: In Silber eine schwarze Kirchenfahne mit drei Lätzen. Nach der Züricher Wappenrolle als Helmzier ein goldener Flügel.
Grafen von Werdenberg-Sargans zu Vaduz: In Schwarz eine silberne Kirchenfahne mit drei Lätzen. Dieses ist nicht in der Züricher Wappenrolle abgebildet.
Grafen von
Werdenberg-Sargans Werdenberg-Sargans-Trochtelfingen |
Grafen von
Werdenberg- Trochtelfingen-Heiligenberg |
Grafen von Werdenberg-Sargans und Werdenberg-Sargans-Trochtelfingen (Trochtelfingen, Sigmaringen): In Rot eine silberne Kirchenfahne mit drei Lätzen. Dieses ist auch in der Züricher Wappenrolle abgebildet. Helmzier dort eine rote Bischofsmütze mit silbernen Verzierungen und silbernen Kugeln an den zwei Spitzen. Im Bruderschaftsbuch St. Christophori am Arlberg: Helmzier eine rote Bischofsmütze. Variante ein rot gekleideter, wachsender Mannesrumpf mit einer rot-silbernen Bischofsmütze mit abfliegenden Bändern auf dem Haupt.
Grafen von Werdenberg-Trochtelfingen-Sigmaringen-Heiligenberg: Später wurde das Wappen geviert, als Heiligenberg ererbt wurde, 1 und 4: In Rot eine silberne Kirchenfahne mit drei Lätzen. 2 und 3 in Silber ein schwarzer, schrägrechter Zickzackbalken. Dazu werden zwei Helme geführt, Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eine rote Bischofsmütze mit silbernen Verzierungen und silbernen Kugeln an den zwei Spitzen (Werdenberg), Helm 2 (links): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender silberner (alternativ: goldener) Brackenrumpf, das silberne Ohr mit einem schwarzen, schrägrechten Zickzackbalken belegt (Grafschaft Heiligenberg).
Ein solches Kombinationswappen ist z. B. über dem Eingang von Schloß Sigmaringen angebracht, auf dem Sühne-Epitaph des Felix von Werdenberg und Heiligenberg, Bruder des letzten Werdenberger Grafen.
Diese Linie erlosch 1535 mit Graf Christoph. Er besaß die Grafschaften Veringen, Sigmaringen und Heiligenberg. Das Wappen dieser Linie mit dieser Farbkombination fand später Eingang in das Fürstenbergische Wappen, denn das Haus Fürstenberg konnte aufgrund einer Heirat mit einer Erbtochter die Eigengüter der Grafen von Werdenberg bekommen. Nicht aber die Reichslehen bzw. österreichischen Lehen, die fielen heim und wurden neu an die Grafen von Zollern vergeben.
Referenzen: Siebmacher, Band NÖ2, S. 542, T. 268 und 269, Band FstM, S. 30, T. 63, vgl. auch Band: ÖSchl Seite: 101 Tafel: 53 (anderes Geschlecht gleichen Namens Werdenberg ohne jeden genealogischen Bezug, das fälschlicherweise die Kirchenfahne als Herzschild verliehen bekam). In der Zimmernschen Chronik aus dem 16. Jh. wird die Variante mit rotem Feld und silberner Kirchenfahne abgebildet; die Helmzier ist eine rote, silbern geränderte Bischofsmütze.
Die Erben
der Grafen von Werdenberg: Kommunale Heraldik
Im ehemaligen Herrschaftsgebiet künden heute noch viele
kommunale Wappen von der einstigen Herrschaft der Grafen von
Werdenberg, wobei sich auch die verschiedenen Farbkombinationen
der verschiedenen Linien widerspiegeln. Einige Beispiele:
Vaduz (Fürstentum Liechtenstein): Geviert, 1 und 4 in Silber eine Krone, mit silbernem Bügel, rotem Kreuz, rot gefüllt und hermelinverbrämt. 2 und 3: In Rot eine silberne Kirchenfahne mit drei Lätzen und drei silbernen Ringen. Das Wappen in dieser Form ersetzte 1978 ein vorheriges aus dem Jahre 1932, das in unheraldisch bildlicher Abbildung Schloß Vaduz abbildete. Dieses neue Wappenbild nimmt deutlich Bezug auf die Geschichte unter der Linie werdenberg-Sargans-Vaduz.
Salmendingen (Stadtteil von Burladingen, Zollernalbkreis): Gespalten, vorne in Silber drei schwarze Wolfsangeln (Wolfsanker) pfahlweise, hinten in Schwarz eine silberne Kirchenfahne mit drei Lätzen. Der vordere Teil erinnert an die Herren von Salmendingen (Herren des Ortes im 13. und 14. Jh.), der hintere Teil erinnert an die Grafen von Werdenberg zu Trochtelfingen, Herren des Ortes 1401 bis 1534.
Unterschmeien (Stadtteil von Sigmaringen): In geteiltem Schild oben in Schwarz ein silberner Wellenbalken, unten in Silber eine dreilätzige schwarze Kirchenfahne.
Oberschmeien (Stadtteil von Sigmaringen): In geteiltem Schild oben in Schwarz ein silbernes Mühlrad, unten in Silber eine dreilätzige schwarze Kirchenfahne.
Vilsingen (Ortsteil von Inzigkofen, Baden-Württemberg): In geteiltem Schild oben in Silber eine dreilätzige schwarze Kirchenfahne, unten in Schwarz ein unterhalbes silbernes Rad.
Hochberg (Bingen, Landkreis Sigmaringen): In Silber ein roter Balken, darüber ein rot bezungter schwarzer Eberkopf mit goldenen Hauern und goldenem Kragen, darunter eine dreilätzige schwarze Kirchenfahne.
Jungnau (Landkreis Sigmaringen, 1974 in Sigmaringen eingemeindet), Wappen von 1949: In geteiltem Schild oben in Blau eine silberne Schere, unten in Silber eine dreilätzige schwarze Kirchenfahne. Die silberne Schere auf blauem Grund verweist auf die Herren von Jungingen, die Fahne auf die Grafen von Werdenberg, die beide einst Besitzer von Jungnau waren.
Storzingen (Ortsteil von Stetten am kalten Markt): Geteilt, oben in Rot auf goldenem Dreiberg eine silberne Raute, unten in Silber eine dreilätzige schwarze Kirchenfahne.
Langenau (Stadt im Alb-Donau-Kreis): Geteilt und halbgespalten, oben in Gold ein schwarzes Pferd, unten vorne in Rot eine silberne, dreilätzige Kirchenfahne, hinten von Schwarz und Silber geteilt. Die Kirchenfahne verweist auf die Werdenberger als Herren von Albeck. Die Farben schwarz und Silber verweisen auf Ulm. Im Stadtwappen von 1885 war die Fahne übrigens rot in Gold.
Aislingen (Markt im Landkreis Dillingen, Bayern) Gespalten von Rot und Silber; vorne auf grünem Berg eine silberne Kapelle mit Kuppeldach und Laterne, hinten eine dreilätzige, golden befranste rote Kirchenfahne an drei goldenen Ringen. Das vordere Symbol ist die Aislinger Kapelle, entgegen dem heraldischen Stil nicht typisiert. Die Kirchenfahne hinten erinnert an die Grafen von Werdenberg, 1280 bis 1489 Grundherren in Aislingen. Unter ihrer Herrschaft wurde der Ort zum Markt. Rot und Silber erinnern an die dem anschließenden Verkauf folgende Augsburger Herrschaft (Farben des Hochstiftes).
Steinhilben (heute Stadtteil von Trochtelfingen, Landkreis Reutlingen), Wappen von 1952: In geteiltem Schild oben in Silber auf grünem Dreiberg ein wachsender, feuerspeiender, rot bewehrter, schwarzer Drache, unten in Schwarz eine dreilätzige silberne Kirchenfahne. Steinhilben ist alter Besitz der Pfalzgrafen von Tübingen und gelangt über mehrere Hände später an Heinrich von Werdenberg. Bis 1534 ist es werdenbergisch, nach dem Aussterben der Werdenberger gelangt es an Fürstenberg.
Mägerkingen (heute Stadtteil von Trochtelfingen, Landkreis Reutlingen): Unter einem goldenen Schildhaupt mit einer liegenden, schwarzen Hirschstange in Rot eine dreilätzige silberne Kirchenfahne an drei ebensolchen Ringen.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers
Wappenwerk
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan,
Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag
ISBN 978-3-7686-2515-9
Deutsche Wappenrolle, Band 1-72
Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Von
Apfelkreuz bis Zwillingsbalken. Battenberg-Verlag, 2. Auflage
2006, ISBN: 3-86646-010-4
Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband B1:
Wappenbilder-Ordnung, Bd. 1, Degener Verlag, ISBN 3-87947-114-2
Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband B2;
Wappenbilder-Ordnung Bd. 2. 1991. 393 S. 7 Tafeln mit zahlr. Abb.
Festeinband, Degener Verlag, ISBN 3-87947-100-2
Arnaud Bunel: www.heraldique-europeenne.org
Bayerische Gemeinden und ihre Wappen: http://www.hdbg.de/gemeinden2/bayerns-gemeinden_suche-gemeinden.php
Geschichtliche Hintergründe: Gerhard Köbler: Historisches
Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom
Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7.
Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Otto Hupp, Münchener Kalender 1911, Verlagsanstalt München und
Regensburg 1911
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