Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 5
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Dom zu Würzburg, Johann Gerwick von Schwarzenberg, Epitaph

In der Sepultur befindet sich an der Westwand ein Epitaph für Johann Gerwick Graf von Schwarzenberg-Hohenlandsberg (18.7.1546-18.4.1608). Die Platte besteht aus einem rechteckigen, schwarzen Mittelteil, der in eine Gebälkzone oben, eine den größten Teil der Fläche einnehmende Bilderzone und eine Inschriftenzone unten durch horizontale Elemente gegliedert ist, und aus einem Aufsatz aus hellem Stein. 1563 ist der Betreffende an der Universität Ingolstadt immatrikuliert, 1569 an der Universität Dillingen. Johann Gerwick Graf von Schwarzenberg-Hohenlandsberg war nach Diensten beim Kardinal von Augsburg, Otto Truchseß von Waldburg, mit dem er auch nach Spanien zog, Domicellar in Würzburg (seit dem 5.12.1564), seit 1570 Mitglied des Kapitels (Domkapitular), seit 1577 Cellarius (Keller) und Domsänger (Cantor), dazu Dompropst und Domscholaster (seit 1592) in Würzburg und Domherr in Bamberg (seit 1580), auch Domherr in Freising, und dazu wurde er 1573-1575 Präsident des Reichskammergerichts zu Speyer. 1586-1588 wurde er Rektor der Universität Würzburg. Am 11.2.1599 wurde er Propst vom Neumünster zu Würzburg - eigentlich hatte man nach dem Tod des letzten Propstes erwogen, aus Ersparnisgründen die Stelle vakant zu lassen, doch dann beschloß man am 8.1.1599, die Jahrespension eines Propstes auf 500 fl. abzusenken. Seit 1576 war er Oberpfarrer von Altenbanz und seit 1591 von Herbolzheim. Als Johann III. von Schwarzenberg im Jahre 1566 gegraft wurde, erhielt auch der Kleriker Johann Gerwick gemeinsam mit seinem Onkel Otto Heinrich von Schwarzenberg die Grafenwürde.

 

Die Inschrift im Sockelbereich der schwarzen Platte lautet: "A(NN)O 1608 18. APRILIS O(BIIT) R(EVEREN)D(VS) AC GENEROS(VS) D(OMI)N(V)S D(OMINVS) IO(H)AN(N)ES GERWICK COMES IN SCHWARTZENBERG LIBER BARO IN HO(H)E(N)LA(N)DSBERG ECCLESIAR(VM) CATHEDRALIV(M) BAMBERG(ENSIS) ET HERBIP(OLENSIS) CANONIC(VS) SCHOLASTIC(VS) CELLARI(VS) ATQ(VE) NOVI MONASTERII P(RAE)POSIT(VS) C(VIVS) A(NIMA) DEO VIVAT" - Im Jahre 1608 ist am 18. April verschieden der ehrwürdige und edelmütige Herr, Herr Johann Gerwick Graf zu Schwarzenberg, Freiherr zu Hohenlandsberg, Kanoniker der Domkirchen von Bamberg und Würzburg, Scholaster und Kellner sowie Propst des Neumünsterstifts, dessen Seele in Gott weiterleben möge. Diese Inschrift wird rechts und links von zwei Engelsfiguren begleitet.

Der Aufsatz zeigt das Wappen der Grafen von Schwarzenberg-Hohenlandsberg inmitten einer runden Einfassung, die von zwei Putten flankiert wird. Auf dem kleinen Absatz ganz oben über dem Wappen war einst als Vergänglichkeitssymbol noch ein Schädel zwischen einem Flügelpaar und mit Sanduhr obendrauf. Das vermehrte Wappen nach dem Reichsgrafendiplom vom 21.5.1566 ist geviert, Feld 1 und 4: siebenmal silbern-blau gespalten, Feld 2 und 3: in Rot auf schwarzem Dreiberg ein silberner Zinnenturm (Herrschaft Schwarzenberg). Dazu werden zwei Kleinode geführt: Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken ein wachsender, rot mit silbernem Kragen gekleideter, bärtiger Mannesrumpf mit rotem, silbern gestulptem Hut, an dessen gekrönter Spitze drei Straußenfedern in den Farben rot-silbern-blau, zwischen zwei siebenmal blau-silbern geteilten Büffelhörnern, die außen und an den Enden mit Pfauenfedern besteckt sind, Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein silberner, schwarz bewehrter, flugbereiter Schwan. Ein weiteres Mal sieht man das Wappen, jedoch nur als Schild, auf dem Deckel des Buches, das der Kleriker in seinen Händen hält.

Zur Übersicht und zur Erklärung der aus acht Wappen bestehenden, beiderseits der zentralen Darstellung des Verstorbenen angeordneten, durchgehend in Form von Vollwappen dargestellten Ahnenprobe hier die Vorfahren des Klerikers Johann Gerwick Graf v. Schwarzenberg-Hohenlandsberg (18.7.1546-18.4.1608):

Eltern:

Großeltern:

Urgroßeltern:

   

In der optisch linken, heraldisch rechten Spalte beginnt die Reihe oben mit dem Wappen der Freiherren von Schwarzenberg-Hohenlandsberg, Beschreibung siehe oben (Abb. oben, mittleres Photo, oben). Dieses Wappen steht für den Vater des Klerikers, Sebastian Freiherr v. Schwarzenberg-Hohenlandsberg (1520-2.9.1558), seinen Großvater väterlicherseits, Christoph I. Freiherr v. Schwarzenberg (28.7.1488-9.1.1538), und dessen Vater, Johann II. Freiherr v. Schwarzenberg (26.12.1463-21.10.1528). Darunter folgt das Wappen für Eva v. Montfort (9.11.1494-1527), die Großmutter väterlicherseits, und deren Vater, Ulrich VII. Graf v. Montfort-Tettnang (-23.4.1520), es zeigt in Silber eine rote Kirchenfahne mit drei Hängeln und oben drei Trageringen, die sowohl rot als auch golden vorkommen (Abb. oben, mittleres Photo, unten). Wie im Scheiblerschen Wappenbuch abgebildet ist die Helmzier hier ein wachsender, rot gekleideter Mannesrumpf, auf dem Haupt eine rote Inful mit zwei silbernen Kugeln an den beiden Spitzen und abflatternden roten Bändern, ähnlich ist in den Siebmacherschen Wappenbüchern ebenfalls ein wachsender Bischof mit rot-silberner Inful und einem Gewand, welches wie der Schild bez. ist, verzeichnet, zu rot-silbernen Helmdecken.

In der optisch rechten, heraldisch linken Spalte beginnt die Reihe oben mit dem Wappen der Freiherren von Fraunhofen (Abb. oben, rechtes Photo, oben), dieses ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein silberner Pfahl, Feld 2 und 3: in Gold zwei schwarze Jagdhörner (Hifthörner) übereinander. Zwei Helme: Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender, schwarz gekleideter, silbern gehörnter Mohrenrumpf mit Ohrringen, Helm 2 (links): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein schwarzes Jagdhorn (Hifthorn), in der Mündung mit Pfauenfedern besteckt (Beschreibung nach der Abb. im Churbayerischen Wappenbuch, vgl. auch Siebmacher Band: Bay Seite: 35 Tafel: 31, Band: NÖ1 Seite: 98 Tafel: 49, Scheiblersches Wappenbuch Folio 41). Es steht für die Mutter des Klerikers, Barbara v. Fraunhofen, für seinen Großvater mütterlicherseits, Georg von Fraunhofen, sowie für dessen Vater, Thesar (?) von Fraunhofen. Darunter folgt das Wappen der von Fraunberg (Abb. oben, rechtes Photo, unten), es zeigt in Rot einen silbernen Pfahl, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein hoher roter, hermelingestulpter Hut, aus dessen Krone ein Pfauenstoß hervorkommt. Dieses Wappen steht für die Großmutter mütterlicherseits des Klerikers, Veronica von Fraunberg, und ihren Vater, Warmand (?) von Fraunberg. Die von Fraunberg und die von Fraunhofen führen den gleichen, roten Schild mit dem silbernen Pfahl und sind eines Stammes. Sie unterscheiden sich durch ihre Kleinode. Beide gehören zu den ältesten Geschlechtern Bayerns. Die Grafen von Haag und die Herren von Fraunhofen entstammen beide den von Fraunberg.
Im freiherrlichen Wappen von 1559 wird der Schild bei den von Fraunhofen geviert.

 

Wechseln wir zu den beiden jeweils dritten Wappen beider Spalten: Auf der heraldisch rechten Seite befindet sich das Wappen der Grafen von Rieneck, in Gold vier rote Balken, auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken ein auffliegender silberner Schwan. Dieses Wappen steht für die Urgroßmutter Kunigunde v. Rieneck (28.9.1469-18.10.1502), Ehefrau des Johann II. Freiherr v. Schwarzenberg (26.12.1463-21.10.1528). Gegenüber auf der heraldisch linken Seite ist das Wappen der von Pienzenau, in Silber ein schwarzer, mit drei goldenen Kugeln belegter Schrägbalken (Schrägrechtsbalken), auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender, silbern gewandeter Mannesrumpf mit einer silbernen Spitzmütze, deren schwarzer Aufschlag mit einer goldenen Kugel belegt ist. Dieses Wappen, das für die Urgroßmutter Margarethe von Pienzenau steht, die Ehefrau von Thesar (?) von Fraunhofen, wird abgebildet und beschrieben im Siebmacher Band: BayA1 Seite: 23 Tafel: 19, Band: BayA1 Seite: 105 Tafel: 104, Band: BayA3 Seite: 8 Tafel: 5 sowie im Scheiblerschen Wappenbuch auf Folio 26.

 

Kommen wir nun zu den beiden jeweils untersten Wappen beider Spalten: Auf der heraldisch rechten Seite befindet sich das Wappen der Grafen von Oettingen. Das Wappen zeigt vier Reihen von Eisenhutfeh, mit aufrechten roten und gestürzten goldenen Eisenhüten, darüber ein blauer Herzschild und über allem ein silberner Leistenschragen, auf dem Helm ein wachsender, goldener Brackenrumpf mit roten Ohren, diese mit dem silbernen Schragen belegt, Helmdecken rot-golden. Hier steht das Wappen für die Urgroßmutter Magdalena v. Oettingen (1473-22.4.1515), welche Ulrich VII. Graf v. Montfort-Tettnang (-23.4.1520) geheiratet hatte. Gegenüber auf der Spindelseite ist das Wappen der von Puchberg, in Blau drei (2:1) goldene Mondsicheln, die oberen voneinander abgekehrt, die untere rechtsgewendet (findet sich meistens auch gestürzt dargestellt), auf dem Helm mit blau-goldenen Decken eine liegende, goldene Mondsichel, die gekrönten Spitzen mit je einem Pfauenstoß besteckt. Dieses Wappen, das für die Urgroßmutter Elisabeth von Puchberg steht, die Warmand (?) von Fraunberg geheiratet hatte, wird abgebildet und beschrieben im Siebmacher Band: BayA3 Seite: 23 Tafel: 15 (siehe auch Band: NÖ1 Seite: 366 Tafel: 200) sowie im Scheiblerschen Wappenbuch auf Folio 389.

Literatur, Links und Quellen:
Bistum Würzburg: http://www.bistum-wuerzburg.de/
Bistum Würzburg bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_W%C3%BCrzburg
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Der Dom zu Würzburg, Schnell Kunstführer Nr. 232, 11. Auflage 1997, Verlag Schnell & Steiner GmbH Regensburg, ISBN 3-7954-4194-3.
http://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Schwarzenberg,_Johann_Gerwich_Graf
http://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Schwarzenberg,_das_F%C3%BCrstenhaus,_Genealogie
Adolph Berger, das Fürstenhaus Schwarzenberg, online:
http://books.google.de/books?id=4OsXadIorAcC
Genealogie von Schwarzenberg: Biedermann, Genealogie der hohen Fürstenhäuser im Fränkischen Crayse
http://books.google.de/books?id=cNFDAAAAcAAJ
Beschreibung dieses Epitaphs in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 464-467
Wappen Fraunhofen: Wappenbuch des churbayrischen Adels (Kopie eines Originals von 1560 aus dem 18. Jh.), Band 1 – Bayerische Staatsbibliothek, BSB Cgm 1508, Image 37
Wappen Fraunhofen: Siebmacher Band: Bay Seite: 35 Tafel: 31, Band: NÖ1 Seite: 98 Tafel: 49
Wappen Fraunhofen: Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod.icon. 312 c), Folio 41
Wappen Fraunberg: Otto Hupp, Münchener Kalender 1920
Wappen Fraunberg: Wappenbuch des churbayrischen Adels (Kopie eines Originals von 1560 aus dem 18. Jh.), Band 1 – Bayerische Staatsbibliothek, BSB Cgm 1508, Image 34
Wappen Fraunberg: Siebmacher Band: Bay Seite: 34 Tafel: 31
Wappen Pienzenau: Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod.icon. 312 c), Folio 26
Wappen Pienzenau: Wappenbuch des churbayrischen Adels (Kopie eines Originals von 1560 aus dem 18. Jh.), Band 1 – Bayerische Staatsbibliothek, BSB Cgm 1508, Image 48
Wappen Pienzenau: Siebmacher Band: BayA1 Seite: 23 Tafel: 19, Band: BayA1 Seite: 105 Tafel: 104, Band: BayA3 Seite: 8 Tafel: 5
Wappen Puchberg: Wappenbuch des churbayrischen Adels (Kopie eines Originals von 1560 aus dem 18. Jh.), Band 1 – Bayerische Staatsbibliothek, BSB Cgm 1508, Image 49
Wappen Puchberg: Siebmacher Band: BayA3 Seite: 23 Tafel: 15, siehe auch Siebmacher Band: NÖ1 Seite: 366 Tafel: 200
Wappen Puchberg: Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod.icon. 312 c), Folio 389
Alfred Wendehorst, das Bistum Würzburg 4: Das Stift Neumünster in Würzburg, Germania Sacra NF 26, Berlin/New York 1989, online:
http://rep.adw-goe.de/handle/11858/00-001S-0000-0003-16EF-B bzw. http://rep.adw-goe.de/bitstream/handle/11858/00-001S-0000-0003-16EF-B/NF%2026 Wendehorst%20Stift Neumünster Würzburg.pdf S. 319-320.

Dom, Sepultur, Conrad Ludwig Zobel von Giebelstadt - Dom, Sepultur, Johann Richard von Franckenstein - Dom, Sepultur, Paulus von Streitberg - Dom, Sepultur, Philipp von Hohenlohe - Dom, Sepultur, Gottfried von Wirsberg - Dom, Sepultur, Friedrich Johann Georg und Franz Peter von Sickingen - Dom, Sepultur, Martin von Wiesenthau - Dom, Sepultur, Albert Schenk von Limpurg - Dom, Sepultur, Wilhelm Jakob zu Rhein - Domkreuzgang 1 - Domkreuzgang 2 - Domkreuzgang 3 - Dom Sepultur 1 - Dom Sepultur 2

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